| Titel: | Ueber die Fortschritte der Rübenzuckerfabrication; von Prof. K. Siemens in Hohenheim. | 
| Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. LXXIII., S. 372 | 
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                        LXXIII.
                        Ueber die Fortschritte der
                           								Rübenzuckerfabrication; von Prof. K. Siemens in Hohenheim.Der vom Verfasser im Jahre 1846 in diesem Betreff erstattete Bericht würde im
                                 										polytechn. Journal Bd. XCIX S. 263
                                 										mitgetheilt.
                        Aus Riecke's Wochenblatt, 1851, Nr.
                              									1–7.
                        Siemens, über die Fortschritte der
                           								Rübenzuckerfabrication.
                        
                     
                        
                           Der Besuch mehrerer Zuckerfabriken in der Gegend von Magdeburg, in Schlesien, Mähren und Böhmen im Herbst 1850 veranlaßt mich, über den
                              									gegenwärtigen Stand dieser Fabrication nachfolgende Mittheilungen zu machen.
                           Die Provinz Sachsen und namentlich die nächste Umgebung Magdeburgs behauptet noch
                              									immer sowohl in Betreff der Ausdehnung der Fabriken, als auch in den Fortschritten
                              									der Fabrication den Vorrang. Die anscheinende Befestigung der politischen Zustände
                              									im verflossenen Jahr hat auch der Rübenzuckerfabrication einen neuen Aufschwung
                              									gegeben, so daß sich hier allein die Zahl der Fabriken in diesem Jahre durch
                              									sechsundzwanzig neue Anlagen auf einige 90 erhöhte, die zusammen in der
                              									gegenwärtigen Campagne gegen 10 Million. Cntr. Rüben verarbeiten, da für jede Fabrik
                              									durchschnittlich mehr als 100000 Cntr. zu rechnen sind.
                           Obgleich ein bedeutender Theil dieser Fabriken ihren Bedarf an Rüben auf gepachteten Ländereien selbst baut oder von kleineren
                              									Grundbesitzern geliefert erhält, so vermehren sich doch die Anlagen auf den größeren
                              									Grundbesitzungen, namentlich aber auf den größeren Domänen so rasch, daß jene reinen
                              									Fabrikanlagen immer mehr in die Minderzahl kommen. Meist fanden aber auch die
                              									älteren Fabriken Gelegenheit, in Besitz eines größeren Grundeigenthums zu gelangen
                              									oder größere Flächen auf eine längere Reihe von Jahren zu pachten, wodurch sie ihren
                              									Rübenbedarf gesichert erhalten. Der Pachtpreis für solches Land beträgt in der Regel
                              									10–12 Thaler per Morgen, während für einjährigen
                              									Pacht noch 16 bis 24 Thaler für besonders gute Aecker bezahlt werden. Aber auch die
                              									anfänglich nur auf die eigene Production basirten Anlagen haben, durch weiteren
                              									Ankauf der Rüben  von
                              									kleineren Landbesitzern, ihrem Betriebe eine größere Ausdehnung geben können, so daß
                              									man eben so wenig solche Fabriken trifft, welche sich ganz auf die Verarbeitung der
                              									selbst gebauten Rüben beschränken. Dadurch ist aber auch hier oft diese Fabrication
                              									aus der Reihe der landwirthschaftlichen Neben gewerbe
                              									getreten und hat nicht selten umgekehrt die Landwirthschaft zu ihrem Neben gewerbe gemacht.
                           Der Rübenbau für den Verkauf hat sich namentlich mit der immer mehr verbreiteten
                              									Separation der Güter bedeutend vermehrt, da es nun auch dem Bauer möglich wird,
                              									diesem Gewächse den geeigneten Platz im Fruchtwechsel anzuweisen. Es folgen meist
                              									Winterfrucht, Rüben, Sommerfrucht und eine Brachfrucht auf einander, wobei die
                              									frische Düngung nie den Rüben, sondern meist dem Winter- und dem Sommerfelde
                              									gegeben wird. Da die Bodenbeschaffenheit (meist ein durch die Beimischung von gröberem Sand der Luft sehr zugänglicher, durch viele
                              									humose Theile dunkelgefärbter Niederungsboden) hier eine häufigere und schwächere
                              									Düngung am geeignetsten macht, so erhält der Boden die zum Gedeihen der Rüben
                              									nöthige Dungkraft, ohne diese Rüben durch den nachtheiligen Einfluß einer frischen
                              									Düngung für den Fabrikanten unbrauchbar zu machen. Der Einfluß des Rübenbaues zeigt
                              									sich allgemein für den kleineren Grundbesitz so günstig, daß bei keinem anderen
                              									Handelsgewächse der Boden in gleicher Kraft zu erhalten ist. Die zeitige Pflege, welche den Pflanzen bei einem
                              									beschränkteren Anbaue zu Theil werden kann, macht diesen weit lohnender und
                              									sicherer, als bei größerer Ausdehnung desselben der Fall ist, und dieß läßt vor
                              									Allem den Nutzen der einheimischen Zuckererzeugung dem kleineren Grundbesitzer
                              									theilhaftig werden. Wie lohnend der Rübenbau seyn muß, zeigt die Thatsache, daß
                              									derselbe im Magdeburgischen bereits den Anbau der Oelsaat fast ganz verdrängte.
                           Die Möglichkeit des Ankaufs von Rüben hat auf den Gütern, welche früher ihrer
                              									Fabriken wegen einen zu ausgedehnten Rübenbau, oft ein Drittheil bis zur Hälfte des
                              									Areals, betrieben, diesen auf das für die Nachhaltigkeit ihres Bodens geeignete Maaß
                              									zurückführen lassen, und man glaubt dabei annehmen zu müssen, daß für jeden Morgen
                              									Fabrikrüben die Wirthschaft einen Futterzuschuß von 15 Cntr. Heuwerth bedürfe, um
                              									den Boden in nachhaltiger Kraft zu erhalten. Bei einer auf ein Viertel des Areals
                              									beschränkten Ausdehnung des Rübenbaues zeigt derselbe, in Folge der vermehrten
                              									Düngerproduction durch die verschiedenen Abfälle der Fabrication, gar keinen Ausfall
                              									im Ertrage des 
                              									Körnerbaues — eine Thatsache, welche von vielen Seiten eine Bestätigung
                              										findet.Daß die Frage über den Einfluß der einheimischen Zuckerfabrication die
                                    											Versammlung der deutschen Landwirthe in Magdeburg
                                    											vorzugsweise beschäftigen werde, ließ sich erwarten, eben so sicher aber
                                    											auch. daß nach den gemachten Erfahrungen dieser Einfluß als ein im höchsten
                                    											Grade günstiger bezeichnet werden werde.Nach dem Urtheile erfahrener Landwirthe wurde der Rübenbau nicht nur an und
                                    											für sich als günstig für den Acker bezeichnet, sondern auch bestätigt, daß
                                    											bei der Verwendung der Rüben zu Zucker eine reichliche Menge Futter gewonnen
                                    											werde, dessen Werth von Vielen dem der Kartoffeln bei ihrer Verwendung zu
                                    											Branntwein gleich gerechnet werden wollte, indem man den Futterwerth der
                                    											Blätter, Köpfe, Preßrückstände und der Melasse vom Ertrage eines Magdeburger
                                    											Morgen (diesen auch nur zu 120 Cntr. Rüben gerechnet) mindestens dem Werthe
                                    											von 27 Cntr. Heu gleichzurechnen habe, was um so weniger bestritten werden
                                    											konnte, als die Angaben der Resultate von dem auf der landwirthschaftlichen
                                    											Akademie zu Proskau längere Zeit fortgesetzten
                                    											Versuche den Futterwerth der Preßrückstände dem des Heues gleich setzen
                                    											lassen. Die Einwendungen hiergegen fanden darin eine Begegnung, daß der
                                    											Werth oder Nutzen solcher Fütterungsmittel erst durch eine geeignete
                                    											Anwendung zu erlangen sey, und daß namentlich bei einer übermäßigen,
                                    											alleinigen oder nur kurze Zeit dauernden Fütterung solcher Abfälle kein
                                    											günstiges Resultat sich herausstellen könne, indem der Geschmack und die
                                    											Natur des Viehes sich zunächst mit einer bis dahin fremden Nahrung zu
                                    											befreunden habe.
                           Wie groß der Einfluß der Rübenzuckerfabrication auf andere Industriezweige und
                              									Verhältnisse, namentlich der Handwerker und Arbeiter, sich zeigt, darüber liefert
                              									die den Mitgliedern der Magdeburger Versammlung überreichte Empfangsschrift sehr
                              									interessante Zusammenstellungen, wovon ich mir erlaube hier einige anzuführen. Die
                              									Verbrauchsbedürfnisse zur Verarbeitung der in diesem Jahre dort erwarteten Ernte von
                              									10 Millionen Cntr. Rüben werden veranschlagt:
                           
                              
                                 Für chemische Fabricate
                                 160000
                                 Thlr.
                                 
                              
                                 Für Preßtücher, Filter und Schaumbeutelzeug
                                 157000
                                 Thlr.
                                 
                              
                                 Für Korbmacherarbeiten, Geflechte
                                 52000
                                 Thlr.
                                 
                              
                                 Für Seilerarbeiten
                                 15000
                                 Thlr.
                                 
                              
                                 Für Blechschmiede, Klempner
                                 52000
                                 Thlr.
                                 
                              
                                 Für Maschinenreparaturen
                                 100000
                                 Thlr.
                                 
                              
                                 Für Kupferschmiede, Gelbgießer
                                 76000
                                 Thlr.
                                 
                              
                                 Für Schmiede- und Schlosserarbeiten
                                 58000
                                 Thlr.
                                 
                              
                                 Für Zimmerleute, Tischler und Maurer
                                 96000
                                 Thlr.
                                 
                              
                                 Für Ziegelbrenner, Steinbrecher für Kalk
                                 750000
                                 Thlr.
                                 
                              
                                 Für Böttcher
                                 130000
                                 Thlr.
                                 
                              
                                 Für Papier
                                 6000
                                 Thlr.
                                 
                              
                                 Für 500000 Cntr. Steinkohlen und 1 Million Tonnen Braunkohlen
                                    											zusammen
                                 800000
                                 Thlr.
                                 
                              
                                 Für Abgang an thierischer Kohle
                                 100000
                                 Thlr.
                                 
                              
                           
                           Dabei sind mit dem Anbau von obigem Rübenquantum im Sommer auf
                              									dem Felde 50000 Menschen, meist Frauen und Kinder, beschäftigt, von welchen im
                              									Winter 18000 in den Fabriken eine lohnende Arbeit finden.
                           Nicht viel weniger, als in der Provinz Sachsen, vermehrten sich im letzten Jahre die
                              									Anlagen von Zuckerfabriken in den fruchtbaren Niederungen der Oder und in Schlesien, hier namentlich in der
                              									Umgebung von Breslau, Liegnitz und Schweidnitz. Es sind dieß meist kleinere Anlagen
                              									als im Magdeburgischen, mit einer durchschnittlichen Verarbeitung von 600 Cntr. per Tag. Der Ankauf von Rüben findet hier bei einer
                              									größeren Vertheilung des Grundeigenthums noch allgemeiner statt, was das feuchte und
                              									dadurch den Wuchs des Unkrautes begünstigende Klima als besonders zweckmäßig
                              									erscheinen läßt, da unter solchen Verhältnissen der Rübenbau im Großen erschwert
                              									ist. Noch weit mehr aber, als in diesem Jahre, wird sich die Anzahl der Fabriken
                              									hier im nächsten Jahre vermehren, da die bedeutendern Maschinenfabriken Magdeburgs,
                              									Berlins und Breslau's bereits reichliche Bestellungen für die neuen Anlagen
                              									übernommen haben.
                           Die außerordentliche Vermehrung der Fabriken trotz der so eben erst um das Doppelte
                              									erhöhten Besteuerung des Rübenzuckers beweist wohl zur Genüge, daß die Vortheile,
                              									welche diese Industrie gewährt, immer mehr erkannt werden und die erlangten
                              									Vervollkommnungen in der Fabrication jene vermehrte Abgabe auszugleichen vermögen.
                              									Dennoch dürfte die Anlage einer solchen Fabrik mit Vorsicht unternommen werden, da
                              									durch eine immer größer werdende Concurrenz die Preise des Zuckers voraussichtlich
                              									mehr gedrückt werden, was von größerem Einfluß auf die Rentabilität der Fabrication
                              									seyn wird, als die Belastung durch eine höhere Besteuerung, welche der Fabrikant
                              									ohne Concurrenz immer dem Consumenten wieder auferlegen wird. Wo aber Intelligenz,
                              									Capital, Cultur und nicht zu theures Brennmaterial sich vereinigt finden, da dürfte
                              									auch für die Folge die Concurrenz nicht zu fürchten seyn, von der wir überhaupt wohl
                              									noch entfernter sind, weil kaum ein Drittel unseres Zuckerbedarfs bis jetzt selbst
                              									erzeugt wird, die Vermehrung der Consumtion aber ungemein zunimmt und noch mehr zu
                              									steigen vermag.
                           Auffallend ist dagegen, daß diese Industrie in den österreichischen Staaten bei
                              									höheren Zuckerpreisen, geringerer Besteuerung, passender Bodenbeschaffenheit,
                              									billigern Löhnen und Brennmaterial, keine so erhebliche Ausbreitung findet. Mähren besitzt jedoch auf der Herrschaft Selowitz bei Brünn eine der größten und interessantesten
                              									Fabriken,  indem hier
                              									nach den drei verschiedenen Fabricationsmethoden, nämlich durch Reiben und Pressen
                              									1800 Cntr., nach dem Macerationsverfahren 1200 Cntr. und durchs Trocknen 2000 Cntr.
                              									Rüben täglich verarbeitet werden und dabei alle Verbesserungen der Fabrication durch
                              									die rastlose und umsichtige Thätigkeit des Gründers der Fabrik, Hrn. Robert, Anwendung finden.
                           Auswahl,Cultur, Ernte und Aufbewahrung der
                                 										Rübe lassen hier nichts wesentlich Neues hervorheben. Auf dem mehr sandigen
                              									Boden findet man die ganz weiße Rübe mit liegenden Blättern am häufigsten, während
                              									die Rübe mit röthlicher Schale auf dem schwereren Boden mehr gebaut wird. Die
                              									Bearbeitung des Feldes besteht in einer tiefen Ackerung vor Winter durch den Pflug
                              									oder Spaten und möglichst feiner Pulverisirung der Oberfläche durch Hacke und Rechen
                              									im Frühjahr. Die Aussaat erfolgt meist im April, auf ebenem Lande meiner Entfernung
                              									von 15″ preuß. (= 13,7 württemberg. Decimalzoll), wenn das Feld aber naß oder
                              									das Klima, wie in Schlesien, feuchter ist, auf kleinen Kämmen. Man nimmt die Aussaat
                              									meist stärker als früher, weil man jetzt allgemein die Erfahrung gemacht, daß die
                              									jungen Pflanzen bei dichterem Stand freudiger wachsen oder vielmehr allen
                              									Anfeindungen besser widerstehen. Man rechnet allgemein 10 Pfd. Samen auf einen
                              									Morgen preußisch (= 12⅓ Pfd. per württemb.
                              									Morgen). Fleißige Lockerung der Ackerkrume und Zerstörung des Unkrauts gelten als
                              									unerlässige Bedingung zum Gedeihen der Rübe. Bei der Ernte wird Schutz gegen Luft
                              									und Sonne empfohlen und bei der Aufbewahrung bleibt die Sorge gegen Wärme und Kälte
                              									gleich nöthig. Der gewöhnlich mit mehr Sand vermischte Boden macht es bei trockener
                              									Witterung nicht selten möglich, die Rüben so rein zur Fabrik zu führen, daß sie
                              									sofort zur Reibe gelangen können, was man um so lieber thut, als dabei nicht
                              									unerheblich an der Steuer erspart wird, indem die Gewichtszunahme durch Waschen der
                              									Rübe auf 8 bis 10 Proc. anzuschlagen ist.
                           Den Waschmaschinen gibt man jetzt nach vorn einen um
                              									4–5 Zoll größeren Durchmesser als hinten, wodurch die Rüben sich nicht so
                              									leicht in der Maschine anhäufen und das Hinausbringen regelmäßiger erfolgt. Zu
                              									diesem Zwecke erhalten sie auch wohl zwei Oeffnungen mit Schöpfkörben aus
                              									Eisenstäben statt der bisher gebräuchlichen Einrichtung. Bei diesen eisernen
                              									Schöpfkörben fallen mit einemmale nicht so viel Rüben heraus und es wird dabei
                              									weniger Wasser ausgeschleudert.
                           Bei den Reibmaschinen trifft man keine sehr wesentlichen,
                              									aber sehr vielfältige Veränderungen, wie z. B. zwei Reibcylinder auf einer  Achse mit drei
                              									Pfannenlagern, was aber getadelt wurde, da es nicht möglich sey, die drei Lager in
                              									eine so gleiche Lage zu bringen, wie es die schnelle Bewegung hier nöthig mache,
                              									weßhalb Andere für die Bewegung von zwei Reibmaschinen durch eine Riemenscheibe eine Verkuppelung der Achsen anwenden.
                           Fast allgemein verwendet man zum Vorschieben die
                              									sogenannten Poussoirs mécaniques, meist mit
                              									excentrischen Rädern statt der Scheiben und Gewichte. Auch werden nicht selten mehr
                              									als zwei Vorschieber für größere Reibcylinder angewandt, um den erforderlichen
                              									Kraftaufwand möglichst gleichmäßig zu vertheilen und durch die schmäleren Kästen das
                              									Poltern oder Herumwälzen der Rüben mehr zu verhüten. Bei den neuesten Anlagen findet
                              									man für die Verarbeitung von 10–1200 Centner Rüben des Tags in der Regel zwei
                              									Reibmaschinen und für jede derselben auch wohl eine besondere Dampfmaschine mit einer solchen Einrichtung, daß die Preßpumpen
                              									unmittelbar damit verbunden sind, für diese also weder ein besonderes Pumpwerk, noch
                              									eine Räderverbindung nöthig wird. Die Anwendung von mehreren von einander
                              									unabhängigen Reibmaschinen läßt jede größere Störung durch die etwa vorkommenden
                              									Reparaturen vermeiden.
                           Die Zuleitung von Wasser auf den Reibcylinder hat jetzt
                              									allgemeine Anwendung gefunden und oft in solchem Maaße, wie es bei dem noch immer
                              									sehr erheblichen Aufwande an Brennmaterial kaum vortheilhaft erscheint, aber dadurch
                              									gerechtfertigt wird, daß dabei der in den Preßrückständen unvermeidlich
                              									zurückbleibende Saft von geringerem Zuckergehalt bleibt. In einigen Fabriken setzt
                              									man dem Wasser noch ein wenig Ammoniak zu, was namentlich
                              									später, wenn mehr freie Säure in den Rüben bemerkbar wird, mit sichtbarem Nutzen
                              									geschehen soll. Auch ein Zusatz von etwas schwefliger
                                 										Säure findet noch statt. Ob auch der doppelt-schwefligsaure Kalk
                              									noch Anwendung finde, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.
                           In der Regel findet ein zweimaliges Pressen der Kuchen
                              									statt, wobei in einigen Fabriken der Brei nach dem ersten Pressen nochmals zerrieben
                              									oder vielmehr zerrissen wird, was unter dem Zuflüsse einer größeren Menge Wasser
                              									mittelst einer gewöhnlichen, nur mit gröberen Zähnen versehenen Reibmaschine
                              									geschieht. Die Preßrückstände erscheinen nach dieser Operation und nochmaligem
                              									Pressen wie reiner Faserstoff, indem sie kaum noch eine Süßigkeit schmecken lassen.
                              									Hie und da erwärmt man die Kuchen vor dem zweiten Pressen noch mittelst Dampf, wobei
                              									mit Sorgfalt eine stärkere Erhitzung zu vermeiden ist.
                           
                           Zur leichteren und vollständigeren Gewinnung des Safts und zur größeren Schonung der
                              									Bleche und Tücher oder Säcke wurden von dem, um die Vervollkommnung der in den
                              									Zuckerfabriken nöthigen mechanischen Vorrichtungen verdienten Hrn. Schöttler Pressen in Anwendung gebracht, bei welchen der
                              									Preßraum nur etwa 2 Fuß Höhe beträgt, deren Preßplatte aber eine dreifache Länge als
                              									Breite erhält, so daß sie gleichzeitig zum Aufsetzen eines neuen und Abnehmen des
                              									zuvor gepreßten Stapels dient. Während die Preßplatte sich hebt, wird hier auf dem
                              									vorderen Theile ein neuer Stapel aufgesetzt und hinterwärts der zuvor gepreßte
                              									abgenommen, wobei der Arbeiter die gebrauchten Bleche auf den niedrigen Preßkopf
                              									legt, von wo sie der Arbeiter, der den neuen Stapel aufsetzt, eben so leicht wieder
                              									abnehmen kann und keiner von beiden seinen Platz zu verlassen braucht, was die
                              									Arbeiten sehr beschleunigen und jeden Verlust an Saft durch den Transport des
                              									eingefüllten Breies vermeiden läßt. Bis die Presse das Maximum ihrer Kraft erreicht,
                              									kann der neue Stapel aufgesetzt seyn, der gepreßte aber, nachdem die Presse gelöst,
                              									von dem zweiten Arbeiter sogleich hervorgezogen werden, worauf der erstere Arbeiter
                              									den neuen Stapel mit einemmale unter die Presse schiebt, so daß sofort eine neue
                              									Pressung beginnen kann. Zu diesem Hervorziehen und Unterschieben des Stapels ist das
                              									untere Blech mit passenden Handgriffen versehen.
                           Durch diese schnelle Bedienung der Presse glaubt Schöttler
                              									den Verlust reichlich zu ersetzen, der dadurch entstehen muß, daß hier bei dem
                              									niedrigen Preßraume die Presse bei jedem Aufgange eine weit kleinere Anzahl von
                              									Kuchen auspreßt. Sicher wird durch die leichter zu erreichende gleiche Aufschichtung
                              									der Kuchen ein vollständigeres Auspressen möglich und, da bei der geringen Höhe
                              									keine Leitstangen nöthig sind, nicht unbedeutend an Blechen und Säcken gespart.
                           Schöttler hat es zugleich für zweckmäßiger gehalten,
                              									mehrere kleinere Reiben aufzustellen, so daß für je zwei
                              									Pressen eine Reibe vorhanden ist, die zusammen 300 Cntr. Rüben verarbeiten lassen.
                              									Bei vier Reiben und acht Pressen ist dann eine fünfte Reibe und noch drei Pressen
                              									für ein zweites Reiben und Pressen der Rückstände nöthig.
                           Dieser Einrichtung dürfte vielleicht der Vorwurf gemacht werden, daß die Anlage durch
                              									die vielen Reiben und Pressen theurer und namentlich durch den vielen Gebrauch der
                              									Pumpen die Abnutzung bedeutender seyn müsse, indem hier bei jeder Pressung kaum die
                              									Hälfte des Safts als bei höherem Preßraume gewonnen wird, also doppelt so viel
                              									Pressungen zu machen sind, wenn ihre Gesammtleistung mit jenen gleich  seyn soll. Die größere Zahl von
                              									Reiben hat dagegen den Vortheil, daß durch vorkommende Reparaturen größere Störungen
                              									nicht so leicht eintreten können, und das Bedürfniß einer größern Anzahl von
                              									Arbeitern zur Bedienung so vieler Maschinen gleicht wohl der große Vortheil aus, den
                              									die raschere Gewinnung des Safts durch Verminderung des schädlichen Verweilens in
                              									Berührung mit der Luft gewährt. Die hier angegebenen Vortheile einer raschen und
                              									vollständigen Saftgewinnung lassen sich sicher aber auch durch eine billigere
                              									Einrichtung erlangen; wie z. B. dadurch, daß auf einem drehbaren Packtische aus dem
                              									aufgesetzten Stapel von 15–16 Lagen mittelst einer einfachen Schraubenspindel
                              									sofort 50 bis 60 Proc. Saft gepreßt und dann der Rest, nach der Aufschichtung einer
                              									größeren Anzahl solcher vorgepreßten Lagen, unter einer stärkeren hydraulischen
                              									Presse gewonnen wird. Zwei solcher Packtische mit Vorpressen, wozu man in Frankreich
                              									häufig auch Dampfpressen anwendet, und vier hydraulische Pressen sollten hier zur
                              									täglichen Verarbeitung von 10 bis 1200 Cntr. Rüben genügen.
                           Ein zweimaliges Pressen findet übrigens nicht überall statt; es gibt immer noch
                              									Fabriken, die es für vortheilhafter halten, diese doppelte Arbeit durch ein
                              									sorgfältigeres Füllen und Ausbreiten des Breies unnöthig zu machen, und durch die
                              									Anwendung stärkerer Pressen eine gleiche Menge Saft gewinnen wollen. Es steht auch
                              									außer Zweifel, daß durch das Einfüllen einer kleineren Portion Brei und recht
                              									gleichmäßige Aufschichtung die Gewinnung einer größeren Menge Saft möglich und noch
                              									der wesentliche Vortheil erlangt wird, daß bei einer geringeren Füllung die Säcke
                              									oder Tücher weit mehr geschont werden. Man verwendet bei diesem einmaligen Pressen
                              									gewöhnlich noch Geflechte statt der Blechtafeln, verfertigt sie aber, statt von
                              									Weiden, von spanischem Rohr, aus welchem sie von größerer Dauer und weit reiner zu
                              									halten seyn sollen. Die Geflechte erlauben dann auch eine größere Preßfläche und
                              									machen die Leitstangen unnöthig, was den Kraftverlust nicht unbedeutend
                              									vermindert.
                           Um bei der Anwendung von Blechplatten die Leitstangen entbehren zu können, wird eine
                              									Zwischenplatte nöthig, welche die Höhe des Preßraumes halbirt. Hierbei fand ich in
                              									der Fabrik zu Selowitz eine sehr einfache und zweckmäßige
                              									kleine Vorrichtung, um diese Zwischenplatte in der Mitte der Preßhöhe zu halten und
                              									beliebig hinunter fallen zu lassen. Es sind hierzu zu beiden Seiten zwischen den
                              									Säulen ein paar Eisenschienen angebracht, wovon die eine mit den beiden Säulen
                              									verbunden und mit zwei Ausschnitten oder Oeffnungen versehen ist, in welchen  ein paar kleine Zapfen
                              									laufen, die an der andern befestigt sind. Diese zweite Schiene läuft in einem Falze
                              									oder durch zwei Bügel und wird durch eine Feder nach rückwärts geschoben. Die
                              									Zwischenplatte ruht mit entsprechenden Vorsprüngen auf den vier Zapfen. Ist der
                              									untere Raum der Presse gefüllt, so zieht man an kleinen Handgriffen die äußeren
                              									Schienen ein wenig vor, wodurch die Zwischenplatte von jenen Zapfen gleitet und
                              									unterhalb auf den aufgesetzten Stapel fällt, den sie durch ihr Gewicht bereits etwas
                              									zusammendrückt, was durch das weitere Füllen der Presse nach und nach vermehrt wird.
                              									Dieses gleichmäßige Zusammendrücken des unteren Stapels läßt nicht nur eine größere
                              									Anzahl Lagen in den oberen Raum bringen, sondern auch die Nachtheile einer
                              									ungleichen Pressung ohne die Leitstangen vermeiden. Beim Steigen der unteren
                              									Preßplatte schieben dann die Vorsprünge der Zwischenplatte durch eine entsprechende
                              									Abschrägung die Zapfen mit der Schiene nach rückwärts, bis diese dann, beim weiteren
                              									Aufsteigen der Zwischenplatte von der Feder vorgeschoben, die Zapfen gerade wieder
                              									unter die Vorsprünge bringt, so daß sie die Zwischenplatte beim Hinunterlassen der
                              									Presse wie zuvor tragen.Die hier beschriebene Einrichtung zeigte sich in der dießjährigen Campagne n
                                    											der hiesigen Fabrik als sehr zweckmäßig.
                           Obgleich man in vielen Fabriken die Reiben und Pressen zur ebenen Erde aufgestellt
                              									findet, weil dieß einfacher herzustellen ist und den Transport der Rüben zur Reibe
                              									erleichtert, so kann eine solche Einrichtung wegen des dabei nöthigen Hebens des
                              									Safts mittelst Dampf nicht als zweckmäßig bezeichnet werden. Es stimmen hierüber die
                              									tüchtigeren Fabrikanten überein, da sie sich von der Unausführbarkeit der
                              									Reinhaltung, wie sie hier nöthig, bei den Montjus überzeugt haben. Wenn der
                              									schädliche Einfluß dieser Einrichtung nicht so auffallend sich zeigt, so verdankt
                              									man dieß vorzugsweise der rascheren Verarbeitung des Saftes und der Anwendung
                              									vorzüglicher Kochapparate, ohne welche der Nachtheil eines solchen Safttransports
                              									bemerkbarer werden würde. Die erhöhte Stellung der Reiben und Pressen gestattet
                              									zugleich die zweckmäßige Aufstellung der zu jenen nöthigen Dampfmaschinen und Pumpen
                              									unterhalb derselben. Durch die verbesserte Einrichtung der sogenannten
                              									Paternosterwerke zum Heben der Rüben kommt der dazu nöthige Kraftaufwand kaum in
                              									Belang. Zugleich läßt dieser Transport der gewaschenen Rüben das Abwägen derselben
                              									für die Steuercontrole leicht bewerkstelligen und vermindert den Verlust, der mit
                              									dieser Wägung verbunden 
                              									ist, wenn sie vor dem Waschen oder unmittelbar nach demselben vorgenommen wird.
                           Zur Scheidung oder Defecation des Safts verwendet man
                              									möglichst viel Kalk und vermeidet ein stärkeres Aufwallen des Safts. Ein Abwässern
                              									des Kalks ist mehrfältig, aber ohne Nutzen versucht worden. In einigen Fabriken
                              									verwendet man zur Abscheidung des Kalks und Zersetzung des gebildeten Zuckerkalks
                              									Kohlensäure auf die von Schatten und Andern schon früher
                              									angegebene Weise. Das Rousseau'sche Verfahren traf ich
                              									bis jetzt in keiner der von mir besuchten Fabriken.Die nach diesem Verfahren in der Hohenheimer Fabrik angestellten Versuche
                                    											bestätigen die Reinheit des dadurch zu gewinnenden Zuckers, lassen aber in
                                    											der nach der Defecation nöthigen Filtration des in großer Menge vorhandenen
                                    											trüben Safts (da sich gar kein fester Schlamm abscheidet) durch die dadurch
                                    											eintretende Verzögerung der Operation und namentlich in der schnellen
                                    											Zerstörung der dazu in großer Anzahl erforderlichen Beutel oder Filter einen
                                    											großen Uebelstand dieses neuen Verfahrens erkennen. Ebenso zeigte sich der
                                    											Aufwand für die zur völligen Neutralisation erforderlichen Kohlensäure nicht
                                    											unerheblich und bei der Entwickelung dieser Säure aus kohlensaurem Kalk
                                    											durch Schwefelsäure oder Salzsäure der Kosten wegen als ganz
                                    											unausführbar.
                           Eine vollständigere Abscheidung des Kalks ist namentlich da von großem Nutzen, wo zur
                              									ersten Abdampfung des Safts bereits Vacuumpfannen verwendet werden.
                           Wo man eine längere Einwirkung der Siedhitze bei der Defecation des Safts für
                              									nachtheilig findet (was bei schlechteren Rüben der Fall ist), dampft man den Saft
                              									vor der Filtration zuvor ein wenig ab, etwa auf 10° Baumé; läßt man aber die
                              									Siedhitze (ohne ein stärkeres Aufwallen des Safts) bei der Defecation so lange
                              									einwirken, bis ein Ammoniakgeruch unverkennbar ist, so erfolgt ganz zweckmäßig nach
                              									der Defecation sofort eine Filtration, meist über solche Kohlenfilter, welche
                              									bereits zur Filtration des dickeren Safts dienten. Nach dieser Filtration findet
                              									dann eine Abdampfung bis auf 15 oder 20° B. statt, letzteres gewöhnlich da,
                              									wo man Vacuumpfannen anwendet. Die Benutzung dieser Pfannen zum ersten Abdampfen scheint mir bei unserm bisherigen
                              									Verfahren, was hier noch das Vorhandenseyn von Kalk nothwendig macht, weniger
                              									zweckmäßig. Ein solcher Kalküberschuß ist aber bei solchen Pfannen so umständlich zu
                              									entfernen und wirkt auf die Mittheilung der Wärme so störend, daß der dadurch
                              									verursachte Mehraufwand an Brennmaterial gewiß nicht durch die Mehrausbeute an
                              									Zucker gedeckt wird, namentlich wenn man dabei zugleich die Anschaffungs- und
                              									Gebrauchskosten solcher Apparate berücksichtigt.
                           
                           Große Erwartungen hegt man gegenwärtig von der Anwendung eines neuen Abdampfapparats, auf welchen der Civilingenieur Tischbein in Magdeburg ein Patent erhielt. Es verspricht
                              									dieser Apparat eine bedeutende Ersparung an Brennmaterial, indem dabei zum Abdampfen
                              									des Safts nicht nur der sogenannte Maschinendampf, dessen mechanische Kraft zum
                              									Betriebe der Maschinen bereits verwendet wurde, sondern auch noch die Dämpfe benutzt
                              									werden, welche durchs Verdampfen des Safts aus diesem erzeugt werden. Diese schon
                              									früher von Derosne und Anderen versuchte doppelte
                              									Benutzung des Dampfes wird hier dadurch zu erreichen gesucht, daß man den
                              									Abdampfpfannen die Form liegender Cylinder gibt und die untere Hälfte derselben ganz
                              									so mit dünnen Heizröhren versieht, wie es bei den Locomotivkesseln der Fall ist.
                              									Drei solcher Abdampfcylinder bilden eine Abdampfbatterie, zwei derselben dienen zum
                              									Abdampfen und der dritte zum Verkochen oder Eindicken des Safts. Die beiden ersteren
                              									stehen mit einander in Verbindung, so daß der in den ersten Cylinder continuirlich
                              									zufließende Saft in dem zweiten einen Abfluß erhält und von hier nach hinreichender
                              									Concentration zur Filtration gelangt. Nur der erste Cylinder wird durch den
                              									Maschinendampf geheizt, in den beiden übrigen findet die Verdampfung des Safts durch
                              									die im ersten aus dem Safte entwickelten Dämpfe statt,
                              									was dadurch möglich wird, daß in diesen Cylindern die Abdampfung bei vermindertem
                              									Luftdruck erfolgt.
                           So äußerst vortheilhaft die Construction des Apparats erscheint und bei seiner
                              									bisherigen kurzen Benutzung sich auch zeigen soll, so ist es bis jetzt doch noch
                              									zweifelhaft, ob hier das in den offenen Pfannen so oft nöthige Reinigen der
                              									Heizröhren nicht auch erforderlich ist, und ob nicht, im Fall diese Reinigung, die
                              									hier nur durch das Herausnehmen der Röhren vollkommen erreichbar ist, unterbleibt,
                              									der Gewinn, den die Benutzung der Dämpfe vom ersten Cylinder gewährt, nicht durch
                              									den größeren Aufwand zum Verdampfen dieses Saftes wieder aufgewogen werde. Der
                              									Versicherung, daß eine Entfernung der sich ansetzenden Kalkkrusten durch eine
                              									Kochung mit verdünnter Schwefelsäure oder Salzsäure ohne Oeffnen des Apparats zu
                              									erreichen stehe, ist wenig Glauben zu schenken, da kein Grund vorhanden ist, weßhalb
                              									diese Entfernung hier praktisch ausführbar seyn soll, während man sie in offenen
                              									Pfannen nicht anwendbar fand. Ein solcher Kalkansatz ist nicht überall gleich dick
                              									oder gleich löslich, und man wird deßhalb nach und nach die Heizröhren durch die
                              									Säure zerstören, ehe man sie auf diese Weise rein erhält. Das Herausnehmen der
                              									einzelnen Röhren wird hier aber ohne eine längere Störung nicht möglich.
                           
                           Der Gebrauch der in verschiedenen Fabriken bereits aufgestellten Apparate wird im
                              									Laufe dieser Campagne den Erfolg kennen lehren, und sollten die hier ausgesprochenen
                              									Befürchtungen seiner allgemeinen Anwendung nicht entgegentreten, so wird die
                              									Rübenzuckerfabrication durch diesen Apparat wieder einen sehr bedeutenden
                              									Fortschritt gemacht haben und die höhere Besteuerung durch die Ersparung an
                              									Brennmaterial eine Ausgleichung erhalten.Von dem Effect, den die Anwendung dieses neuen Apparats macht, erhielten wir
                                    											beim Besuch der Staßfurter Fabrik einen augenfälligen Beweis, als wir uns
                                    											auf dem Plateau des großen Fabrikgebäudes befanden, wo unter unsern Füßen
                                    											die Verdampfung von mehr als 200000 Pfd. Wasser täglich erfolgte, wovon wir
                                    											dort kaum ein Wölkchen gewahrten, während früher ein zehnmal kleinerer
                                    											Betrieb die ganze Umgebung in Dampfwolken hüllte, deren Wärme verloren ging,
                                    											hier aber größtentheils eine Benutzung gefunden hat.
                           Die große Sorgfalt, welche man von Anfang an in den Magdeburger Fabriken der Filtration oder vollständigeren Reinigung des Safts
                              									zuwandte und hierdurch sicher nicht wenig dazu beitrug, der Rübenzuckerfabrication
                              									hier einen Halt zu verschaffen, wird heute noch in gleichem Maaße dieser Operation
                              									zugewandt. Die Einrichtung der geschlossenen größeren Filter ist bis jetzt dieselbe
                              									geblieben; man findet sie gewöhnlich in einem abgesonderten Raume, zur
                              									Zusammenhaltung der Wärme ganz eingemauert oder mit schlechten Wärmeleitern umgeben
                              									und so aufgestellt, daß die Zuführung und Fortpflanzung der Kohle möglichst erleichtert ist. Auf die Zu- und Ableitung des
                              									Safts nimmt man dabei weniger Rücksicht, da sich diese der sehr hoch stehenden
                              									Saftbehälter wegen leichter bewerkstelligen läßt. Gewöhnlich erhalten die Filter bei
                              									einem Durchmesser von 3 Fuß eine Höhe von 12–20 Fuß. Die Füllung mit Kohle
                              									geschieht von einigen in der Art, daß das Filter zuvor bis zur Hälfte mit siedendem Wasser gefüllt und die Kohle dann in dieß
                              									Wasser geworfen wird, wobei sie sich weit dichter und gleichmäßiger zusammen legt,
                              									als wenn man sie trocken einfüllt, was sich in der hiesigen Fabrik bestätigte. Das
                              									dichtere Zusammenlegen der Kohle bewirkt ein weit gleichmäßigeres Durchfließen des
                              									Safts und dadurch auch eine bessere Wirkung. Zugleich schützt die Erwärmung der
                              									Kohle durch siedendes Wasser gegen eine zu starke Erhitzung, wie diese bei einer
                              									directen Zuleitung hochgespannter Dämpfe leicht vorkommt, und eine Bräunung des
                              									Safts verursacht, wenn man ihn unmittelbar nach einer solchen Erwärmung auf die
                              									Kohle leitet.
                           
                           Eine bedeutende Schonung der Kohle oder Erhöhung ihrer Wirkung glaubt man auch durch
                              									die Anwendung kleiner Vorfilter zu erreichen, die jede
                              									mechanische Verunreinigung der Kohle vermeiden lassen.
                           Vor Allem ist es aber der Fleiß, welchen man auf die Wiederbelebung der Kohle verwendet, durch den die bessere Reinigung des
                              									Safts erreicht wird, was hier ganz besonders hervorzuheben ist, da ich auch jetzt
                              									noch fast nirgends dieser Operation die Sorgfalt zugewandt fand, wie es in der
                              									Provinz Sachsen der Fall ist. Die nicht unbedeutenden Räume zum Waschen, Säuren,
                              									Gähren, Trocknen und Glühen der Kohlen schließen sich hier dem Filtrirraum zunächst
                              									an. Die mit der wiederzubelebenden Kohle vorzunehmenden Operationen werden zwar
                              									nicht überall auf gleiche Weise ausgeführt; wenn dabei aber der Erfolg ziemlich
                              									derselbe bleibt, so müssen diese Abweichungen auch nicht sehr wesentlich seyn. In
                              									vielen Fabriken wird die Kohle gleich nach dem Gebrauche gewaschen und gesäuert, was
                              									entweder auf die Weise geschieht, daß man sie in das ungesäuerte Wasser wirft, dabei
                              									aber die für das ganze Quantum bestimmte Menge Säure nicht auf einmal zusetzt,
                              									sondern nach dem Eintragen einer Partie Kohle wieder frische Säure und, wenn es
                              									nöthig, noch Wasser zusetzt, bis das Gefäß nach und nach ganz gefüllt ist. Nach
                              									kurzer Ruhe wird dann das Wasser abgelassen und die Kohle mit frischem warmem Wasser
                              									übergossen, dem man auch wohl, wenn die Säurung oder Entkalkung in dem
                              									Gährungsgefäße selbst vorgenommen wird, ein wenig Syrup oder Melasse zusetzt, was
                              									die Gährung befördert, die dann nach 10–12 Tagen vollendet ist. Andere setzen
                              									nur ein wenig Säure und Syrup hinzu und lassen die Kohle unter Wasser sofort gähren;
                              									noch Andere überlassen sie nach dem Ansäuren einer trockenen Gährung, indem sie
                              									dieselbe nur etwas angefeuchtet in einem erwärmten Raume, wie die Gerste beim
                              									Mälzen, in flache Haufen zusammenschütten und hier innerhalb 8–10 Tagen
                              									einigemal umstechen, wonach sich die Kohle, so lange sie noch durch die Gährung
                              									zersetzbare Verunreinigungen enthält, immer wieder aufs neue erwärmt. Nach der
                              									Gährung, wozu die Räume recht warm zu erhalten sind, wird die Kohle gewaschen. In
                              									einigen Fabriken kocht man sie zuvor in siedendem Wasser aus, was sie besser
                              									reinigen soll, als wenn man sie mittelst Dampf direct erhitzt. Sicher bewirkt hier
                              									die Bewegung, in der die Kohle in dem heftig aufwallenden Wasser erhalten wird, die
                              									bessere Reinigung.
                           Zum Waschen der Kohle findet man gegenwärtig häufiger als
                              									früher besondere Vorrichtungen in Anwendung, namentlich in neuester  Zeit eine Waschtrommel, die aus
                              									einem 12–15 Fuß langen, 3–4 Fuß weiten, etwas geneigt liegenden
                              									Cylinder besteht. Im Innern hat dieser Cylinder, auf 6 bis 8 Zoll Entfernung von
                              									einander, 3–4 Zoll hohe Ringe und an diesen wiederum kleine 3–4 Zoll
                              									breite und 6–8 Zoll hohe Brettchen oder Leisten in einer solchen Richtung und
                              									Lage befestigt, daß sie beim Drehen des Cylinders eine Schraubenlinie beschreiben.
                              									Hiedurch wird die in den unteren Theil des Cylinders geworfene Kohle beim Drehen
                              									gehoben und immer in den nächst höheren Ring gefördert, bis sie sich aus dem oberen
                              									Theil des Cylinders, von wo ihr immer frisches Wasser entgegen fließt, entladet. Um
                              									die Drehung des durch die Kohle und das Wasser sehr beschwerten Cylinders zu
                              									erleichtern, ruht derselbe auf kleinen Frictionsrollen, wozu er mit mehreren
                              									eisernen Reifen oder Stäben, die auf den Rollen laufen, umgeben ist. Eine andere
                              									derartige Vorrichtung besteht aus einem halbrunden, gleichfalls geneigt liegenden
                              									längeren Cylinder, worin ein Schnecken- oder Schraubengang gedreht wird, der
                              									die unterhalb hineingeworfene Kohle nach aufwärts schiebt, von wo das Wasser
                              									zufließt. Bei dieser Vorrichtung soll die Kohle jedoch durch die starke Reibung des
                              									Schraubengangs einen größeren Abgang erleiden.
                           Zum Trocknen der Kohle benutzt man in der Regel den Raum
                              									oberhalb der Glühöfen, der hiezu mit Gußplatten belegt ist, unter welchen die vom
                              									Ofen abziehende Hitze circulirt, bevor sie den Schornstein erreicht. Auch fand ich
                              									zum Trocknen der Kohle Cylinder, wie wir einen solchen in der hiesigen technischen
                              									Werkstätte benützen. Derselbe findet sich in Otto's
                              									Lehrbuche S. 734 beschrieben.
                           Zum Ausglühen der Kohle dient theils der bekannte
                              										„Hosenapparat“ mit flachen schrägliegenden Röhren, meist
                              									werden dazu aber noch die senkrechtstehenden schmalen Cylinder angewandt.
                           In neuester Zeit wurde von dem als Techniker rühmlichst bekannten Hrn. Oberamtmann
                              										Fischer in Calbe dadurch eine wesentliche
                              									Verbesserung hiebei angebracht, daß derselbe in Cylinder von größeren Durchmessern
                              									solche von kleineren Durchmessern steckte, die den schwerer zu erhitzenden inneren
                              									Kern des weiteren Cylinders ausfüllen und zugleich das vollständige Durchglühen der
                              									Kohle ganz sicher beurtheilen lassen, was bei den
                              									bisherigen Einrichtungen nicht der Fall ist.Wir haben diese Einrichtung bereits bei dem hiesigen Knochenverkohlungsofen in Anwendung
                                    											gebracht und diesen dadurch auch zur Wiederbelebung der Kohle sehr geeignet
                                    											gefunden; namentlich bedurfte derselbe sehr wenig Brennmaterial, wenn
                                    											gleichzeitig in den dem Feuer zunächst stehenden Cylindern frische Knochen
                                    											verkohlt wurden, deren brennbares Gas die Heizung der auszuglühenden Kohle
                                    											beförderte.
                           
                           Das Verkohlen der Knochen geschieht fast allgemein in
                              									Töpfen, aber auch wohl in Cylindern, welche man durch einen Ofen rollt, eine
                              									Einrichtung, die gleichfalls zur Wiederbelebung benutzt wird. Die Einrichtung zum
                              									Ausglühen der Kohle mittelst überhitzter Wasserdämpfe fand ich in Böhmen, wo sie
                              									aber nicht im Gebrauch war, weil sie viel Brennmaterial erfordere und keine
                              									Sicherheit ihres Erfolges gewähre.
                           In der Regel findet eine zweimalige Filtration des Safts
                              									statt. Ziemlich allgemein werden da, wo man aus dem Safte sogleich einen Hutzucker
                              									gewinnen will, dem Safte vor der zweiten Filtration die Nachproducte zugesetzt und
                              									diese mitunter zuvor wie beim Raffiniren geklärt. Zum Verkochen des Safts dienen allgemein Vacuumapparate, bei welchen zur
                              									Erhaltung der Luftleere gegenwärtig wieder mehr sogenannte trockene Luftpumpen
                              									angewandt werden, die eine Ersparung an Betriebskraft gewähren sollen. Das Körnen des Zuckers im Apparat, wodurch man mehr und
                              									festere Krystalle erhält, von welchen der Syrup leichter abfließt, hat beim Kochen
                              									des ersten Products bereis allgemeine Anwendung gefunden. Zum Decken des Zuckers in den Formen wird nicht selten nur Zuckerwasser
                              									verwendet, und die Nutschapparate benützt man gegenwärtig nur zum Aussaugen der
                              									feuchten Spitzen.
                           Die Saugröhren werden meist aus Kupfer und nur von einem Zoll Durchmesser
                              									angefertigt, da sich diese leichter mittelst Dampf reinigen lassen als die weiteren
                              									Röhren aus Gußeisen. Für jede Form erhalten die engeren Röhren dann ein besonderes
                              									Mundstück, welches durch eine Platte vulcanisirten Kautschuks sehr luftdicht zu
                              									schließen ist.
                           Durch die Anwendung der Centrifugalmaschinen bei der
                              									weiteren Verarbeitung der gewonnenen Zuckermasse ist wieder ein bedeutender
                              									Fortschritt in der Fabrication erlangt. In den Fabriken, wo man aus dem Safte
                              									zunächst nur Rohzucker erzeugt, werden diese Maschinen sowohl zur Reinigung oder
                              									Trennung des Syrups vom ersten, als des zweiten und dritten Products angewandt. Die
                              									Vortheile der Centrifugalmaschinen werden von vielen wohl zu hoch, von andern aber
                              									auch zu gering geachtet. Nicht zu läugnen steht, daß bei dem gewaltsamen
                              									Hinausschleudern des Syrups eine größere Menge Zuckerkrystalle mit fortgerissen  wird, was ein
                              									vermehrtes Verkochen des Syrups nöthig macht, um allen
                              									Zucker daraus zu gewinnen. Da diese Kochungen aber in den Vacuumapparaten bei
                              									niedriger Temperatur erfolgen, so ist der Verlust an krystallisirbarem Zucker nicht
                              									bedeutend, also nur die vermehrte Arbeit und das Brennmaterial anzuschlagen. Dagegen
                              									gewährt die raschere Gewinnung eines fertigen Products so wesentliche Vortheile, daß
                              									jene Nachtheile kaum in Betracht kommen. Die Ersparung an Arbeit, Bodenraum und
                              									Heizung, wird die Anschaffungs- und Betriebskosten jener Maschinen allein
                              									reichlich decken. Zur Reinigung der letzten Producte will man sie weniger geeignet
                              									finden, jedoch ist hieran gewiß nur der Mangel an Erfahrung in der richtigen
                              									Behandlung der damit zu reinigenden Massen schuld, so daß man die noch vorkommenden
                              									Schwierigkeiten bald überwinden lernen wird, wie z. B. die gehörige Zerkleinerung
                              									und Zertheilung der fester aneinander hängenden Krystalle, wie sie in den
                              									Nachproducten meist vorkommen und hier eine ungleiche Belastung der Maschine
                              									bewirken, was hier bei der schnellen Bewegung durch die Verrückung des Schwerpunkts
                              									aus der Mitte der Achse eine sehr nachtheilige, ja selbst gefährliche Schwankung
                              									verursacht. Bis jetzt machen daher diese Maschinen die Anwendung der Schützenbach'schen Kasten
                              									nicht ganz entbehrlich und diese finden auch eine fast allgemeine Verbreitung. Man
                              									fertigt sie gegenwärtig in Magdeburg ganz von Eisen mit einem dauerhaften Anstriche
                              									und galvanisch verzinnten Geflechten.
                           Eine Anwendung der Centrifugalmaschinen zur Darstellung und Reinigung der Brode, wie
                              									dieß in Belgien und Frankreich bereits der Fall seyn soll, habe ich in den von mir
                              									besuchten Fabriken nicht gefunden.
                           Die Gewinnung des Safts durch Auslaugen oder Maceriren der
                              									grünen Rüben traf ich nur, wie schon erwähnt, in der Fabrik zu Selowitz; es sollen
                              									aber in Mähren auch noch einige kleinere Fabriken auf diese Weise arbeiten und nach
                              									den auf der Versammlung zu Magdeburg gemachten Mittheilungen des Hrn. Betzold in Polen und Rußland in vielen Fabriken
                              									befriedigende Resultate gewonnen werden. In Selowitz
                              									dient zum Schneiden der Rüben ein Cylinder von 3–4 Fuß Durchmesser, auf
                              									dessen Peripherie die kleinen Messer nicht neben einander
                              									in einer Reihe, sondern so angebracht sind, daß sie die Form einer Pyramide bilden
                              									und dadurch jeden Druck oder jede Quetschung der Rübe, zur Verhütung eines
                              									Saftverlustes, vermeiden lassen. Zum Auslaugen dienen sechzehn dicht zu
                              									verschließende eiserne Gefäße,  Welche am Boden ein Drahtgeflecht und unter diesem ein
                              									Schlangenrohr zur Erhitzung enthalten. Diese Gefäße stehen unter einander in einer
                              									solchen Verbindung, daß die Flüssigkeit vom Boden des einen Gefäßes dem
                              									nächstfolgenden sowohl oberhalb als von unten zuzuführen ist.
                           Beim Füllen mit den prismatischen Rübenschnitten wird dann gleichzeitig die
                              									Flüssigkeit zunächst von unten zugeleitet und durch das Schlangenrohr auf 72°
                              									R. erhitzt, welche Temperatur wo möglich zu erhalten ist. Nach dem Füllen geschieht
                              									dann die Zuleitung der Flüssigkeit immer oberhalb. Bei regelmäßigem Gange genügt ein
                              									10-bis 12maliges Durchfließen durch immer zuckerreichere Schnitte, um die
                              									Flüssigkeit oder den Saft nahezu so concentrirt zu erhalten, wie er in den Rüben
                              									enthalten ist. Bei der Defecation verhält sich der so gewonnene Saft fast, wie der
                              									von der Presse, und wird dabei auch auf gleiche Weise wie dieser behandelt. Durch
                              									die sorgfältige Verhütung einer höheren Temperatur enthält der Saft noch eine
                              									hinreichende Menge Eiweiß, um schnell eine vollständige Klärung und einen hellen
                              									Saft gewinnen zu lassen.
                           Nach der Defecation wird dann der durch Maceration und der durchs Pressen gewonnene
                              									Saft mit einander vereinigt weiter verarbeitet. Beide zeigten sich bis dahin gleich
                              									schön blank und farblos, so wie auch das daraus gewonnene erste Product nichts zu
                              									wünschen übrig ließ. Sicher verdankt man dieß günstige Resultat der zweckmäßigen
                              									Zerkleinerung der Rüben, dem vollständigen Abschlusse der Luft, vor allem aber der
                              										Vermeidung einer höheren Temperatur beim Auslaugen
                              									der Rüben, und es bestätigt dieß die schon 1841 in der Hohenheimer Fabrik bei der
                              									Ausführung der Dombasle'schen Macerationsmethode gemachte
                              									Beobachtung des nachtheiligen Einflusses einer höheren
                              									Temperatur.
                           Auffallend ist es, daß die genau nach dem Selowitzer Verfahren ausgeführte Maceration
                              									in der neuen Fabrik zu Dux bei Töpliz im vorhergehenden
                              									Jahre so schlechte Resultate lieferte, daß hier im letzten Herbst das Reib-
                              									und Preßverfahren dafür eingeführt werden mußte.
                           Von den Resultaten der Schützenbach'schen
                              									Trocknungsmethode konnte ich mich in Selowitz nicht vollständig überzeugen, weil die
                              									weitere Verarbeitung der getrockneten Rüben erst dann beginnt, wenn die grünen Rüben
                              									sämmtlich verarbeitet sind. Zum Trocknen dienen ganz ähnliche Darreinrichtungen, wie
                              									sie in den württembergischen  Fabriken angewandt werden, nur sind sie oberhalb, wie
                              									unsere besseren Malzdarren, eingeschlossen, und erhalten dadurch einen stärkeren
                              									Luftwechsel.
                           Die getrockneten Schnitte waren ausgezeichnet schön weiß und hart, wie ich es früher
                              									kaum für erreichbar gehalten. Bei dem Auslaugen derselben will man hier den
                              									Kalkzusatz entbehren können und dadurch die Schnitte noch zur Fütterung brauchbar
                              									erhalten, wie das bei den macerirten grünen Schnitten der Fall ist, die bei der
                              									niederen Temperatur ganz fest bleiben, von dem Viehe gern gefressen werden und sich
                              									auch wegen ihres größeren Gehalts an Gallexte oder Pektin noch als recht nahrhaft
                              									zeigen sollen.
                           Nicht unterlassen kann ich hier zu erwähnen, daß mich die enormen Vorräthe an noch
                              									weiter zu verarbeitenden Nachproducten zu der Bemerkung veranlaßten, ob nicht das
                              									Trocknungs- oder das Macerationsverfahren auch hier die Gewinnung der
                              									Nachproducte aus dem vom ersten Producte abgelaufenen Syrup erschwert, wie man dieß
                              									andererseits wohl bemerkt haben will. Es sollen sich jene Vorräthe hier jedoch nur
                              									dadurch so angehäuft haben, weil ihre weitere Verarbeitung durch Bauten und neue
                              									Einrichtungen verzögert worden sey, wozu zur Zeit auch gerade eine größere Anzahl
                              									von Centrifugalmaschinen aufgestellt wurden.
                           Die in den letzten Jahren möglich gewordene schleunigere Gewinnung eines fertigen
                              									Products, die Vereinfachung der erforderlichen Maschinen und die billigere
                              									Anfertigung der nöthigen Apparate, haben die Kosten der Anlage einer Zuckerfabrik um
                              									mehr als 20 Procent vermindert.
                           Durch die schnellere Gewinnung eines fertigen ProductsDer Versammlung in Magdeburg wurden aus der Fabrik von Hennige und Wiese Morgens 10 Uhr die
                                    											Proben eines schönen weißen, ganz trockenen Farinzuckers vorgezeigt, welcher
                                    											sich Tags zuvor noch in der Rübe befand — ein Resultat, welches vor
                                    											zehn Jahren erst nach Wochen und vor zwanzig Jahren erst nach Monaten zu
                                    											erreichen stand. sind die großen Gebäulichkeiten verschwunden,
                              									welche die ausgedehnten Räume der Zuckerböden zur Aufstellung der Formen nöthig
                              									machten. Die Verbesserung der Maschinen und Apparate hat ihre Leistungsfähigkeit in
                              									gleichem Maaße erhöht. Durch all dieß ist es möglich geworden, gegenwärtig die
                              									Anlage einer Zuckerfabrik zu einer jährlichen Verarbeitung von 100,000 Ctr. Rüben
                              									mit einem Aufwande von 50–60,000 Thlrn. oder circa 100,000 Gulden zu
                              									bestreiten, wobei noch ein Betriebscapital von 40–50,000 Thlrn. nöthig werden
                              									wird.
                           
                           Die Ausbeute an reinem Rohzucker mag durchschnittlich zu 7½ Procent vom
                              									Gewicht der bezahlten Rüben anzunehmen seyn, also um die
                              									Hälfte mehr als vor zehn Jahren, wo 5 Procent als eine gute Ausbeute angesehen
                              									werden mußten. Dagegen hat der Fabrikant gegenwärtig durch die Besteuerung die Rüben
                              									um 50 Proc. theurer zu bezahlen als früher.