| Titel: | Ueber die Benutzung des Bluts als Dünger; von Professor Payen. | 
| Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. LXXIV., S. 390 | 
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                        LXXIV.
                        Ueber die Benutzung des Bluts als Dünger; von
                           								Professor Payen.
                        Aus dem Moniteur industriel, 1851, Nr.
                              								1520.
                        Payen, über Benutzung des Bluts als Dünger.
                        
                     
                        
                           Das Blut, in welchem Zustande es sich befinden und von welchem Thier es kommen mag,
                              									bietet den Landwirthen ein schätzbares Düngmittel dar und ist in dieser Hinsicht in
                              									Paris bereits Gegenstand einer bedeutenden Speculation; der Werth des Bluts als
                              									Dünger wirft nämlich noch einen Gewinn ab, nachdem er die Kosten gedeckt hat: 1)
                              									einer gerichtlichen Zuerkennung; 2) des kostspieligen Lohns für dessen Aufsammlung;
                              									3) des Transports von den verschiedenen Schlachthäusern in ein einziges
                              									Etablissement; 4) des in Paris sehr theuern Brennmaterials, welches zu seiner
                              									Austrocknung erforderlich ist; 5) der mechanischen Kraft und des Arbeitslohns, um es
                              									in Pulver zu verwandeln; 6) seiner Verpackung in Fässer und endlich seines
                              									Transports zu Land bis zur Seine, zu Wasser bis Havre und zur See bis in die
                              									Colonien.
                           Die Bewohner der Colonien müssen das trockene Blut zu 20 Fr. per 109 Kilogr.
                              									bezahlen; der Transport und verschiedene Spesen kosten ihnen wenigstens ebenso viel;
                              									wenn sie noch einen großen Vortheil dabei finden, ihre Ländereien mit Blut zu
                              									düngen, muß dieses folglich einen Werth von wenigstens 50 Franken per 100 Kilogr.
                              										repräsentiren.Die Pariser Raffinerien verbrauchen jährlich ungefähr 1,000,000 Kilogr.
                                    											frisches Blut, welches sie zu 5 Franken 50 Cent. per 100 Kilogr. bezahlen. 308,000 Kilogr. Blut aus denselben
                                    											Schlachthäusern werden getrocknet nnd in Pulver verwandelt, dann in die
                                    											Colonien versandt, um beim Zuckerrohrbau als Dünger zu
                                    									dienen.
                           
                           Unsere Landleute könnten sich aller möglichen Vortheile, welche ein so reichhaltiger
                              									Dünger darbietet, zu Nutzen machen und brauchten darauf nur wenig Mühe und Zeit zu
                              									verwenden. Es genügt dazu, in einem Gefäße alles beim Schlachten abfließende Blut
                              									und dasjenige welches sie im Innern des Thieres geronnen finden, aufzusammeln und
                              									mittelst einer Schaufel mit etwa seinem achtfachen Volum trockner Erde bestens zu
                              									vermischen.
                           Diese Mischung, zu einem halben Kilogr. auf den Meter Bodenfläche verbreitet, ist
                              									eine herrliche Düngung.
                           Sollte man glauben, daß die Landwirthe ein so einfaches Verfahren nicht sogleich
                              									ergreifen, wenn man bedenkt, daß mit dem Blut eines Pferdes, einer Kuh oder eines
                              									Ochsen, d. h. 20–25 Kilogr., sie 160–200 Kilogr. der Mischung erhalten
                              									würden, womit sie eine Fläche von 320 bis 400 Quadratmeter fruchtbar machen können,
                              									und sogar 500–600 Quadratmeter oder etwa ⅓ Morgen, wenn sie noch den
                              									Inhalt der Därme dazuthun?
                           Wollte man das Blut aufheben, um die schicklichste Zeit seiner Anwendung wählen zu
                              									können, so müßte man es nach einer der folgenden zwei Verfahrungsarten trocknen.
                           Man läßt von Schollen freie Erde in einem Backofen, sogleich nachdem das Brod
                              									herausgenommen ist, austrocknen und rührt sie dabei von Zeit zu Zeit mit der Krücke
                              									um; es ist 4–5mal so viel Erde erforderlich, als man flüssiges Blut anwendet.
                              									Die ganz heiße Erde schiebt man an die Vorderseite des Ofens vor und begießt sie
                              									unter Umwenden mit der Schaufel mit dem aufzubewahrenden Blut; man schiebt die
                              									Mischung wieder in den Ofen, rührt sie mit der Krücke um, bis sie vollkommen
                              									ausgetrocknet ist, und bringt dann das Ganze in alte Fässer oder Kisten, die man vor
                              									Regen schützt, um sich des Inhalts, wenn es Zeit ist, zu bedienen.
                           Es braucht kaum erwähnt zu werden, daß für eine gegebene Fläche von diesem Gemenge
                              									nur halb so viel zum Düngen erforderlich ist, als von dem ersten Gemenge, weil es
                              									beiläufig noch einmal soviel Blut enthält und die Erde nur den Zweck hat das Blut
                              									gehörig zu zertheilen.
                           Ein anderes Verfahren bestünde darin, in einen gußeisernen Kessel nur soviel Blut zu
                              									bringen, daß es darin 3–4 Zoll hoch steht, und es bis zum Kochen zu erhitzen,
                              									unter beständigem Umrühren mit einer eisernen Spatel, einer kleinen Schaufel oder
                              									dergl. Das so behandelte Blut trennt sich in  zwei Theile, einen flüssigen, in welchem der andere in
                              									großen Flocken gerinntDiese von der Hitze bewirkte Gerinnung hat zur Folge, daß sich das Blut im
                                    											Boden langsamer und regelmäßiger zersetzt, so daß also ein besserer Dünger
                                    											erzeugt wird, als das flüssige Blut ist.; letztere verlieren nach
                              									und nach den größten Theil des eingeschlossenen Wassers und zertheilen sich durch
                              									das beständige Umrühren immer mehr, so daß das Blut in eine pulverige feuchte Masse
                              									verwandelt wird. Man kann das Austrocknen durch Mäßigung des Feuers und beständiges
                              									Umrühren beendigen, oder die Substanz herausnehmen und durch ununterbrochenes
                              									Umrühren auf dem Herde des Backofens, nachdem das Brod gebacken ist, vollkommen
                              									trocken machen. Man thut gut, sie durch Stoßen mit einem Schlegel oder unter einem
                              									Mahlstein möglichst zu zertheilen. 100 Kilogr. Blut ersetzen in diesem Zustand als
                              									Dünger 300 Kilogr. Knochenpulver oder 7200 Kilogr. guten Pferdemists. Solcher Dünger
                              									übertrifft alle unter dem Namen Staubmist (Poudrette),
                              									Preßkuchen etc. bekannten weit; nur dem getrockneten und gepulverten Fleische steht
                              									er nach.
                           Man bringt das trockene Blut in Fässer, Kisten oder Säcke, die man an einen gegen
                              									Feuchtigkeit geschützten Ort stellt und bedient sich desselben zum Düngen des Bodens
                              									oder zum Füttern der Thiere, gerade so wie des gehackten oder ausgetrockneten
                              									Fleisches.