| Titel: | Bericht über eine Abhandlung des Hrn. Laurence Smith, die Lagerstätten des Smirgels in Kleinasien und die technische Benutzung dieses Minerals betreffend; von Dufrénoy. | 
| Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. XV., S. 55 | 
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                        XV.
                        Bericht über eine Abhandlung des Hrn. Laurence Smith, die
                           								Lagerstätten des Smirgels in Kleinasien und die technische Benutzung dieses Minerals
                           								betreffend; von Dufrénoy.
                        Aus den Comptes rendus, 1850, 2me semest. Nr.
                              									18.
                        Smith, über die Lagerstätten des Smirgels in
                           								Kleinasien.
                        
                     
                        
                           Der Smirgel besteht aus körnigem Corund, gemengt mit Eisenoxydul und einem
                              									eigenthümlichen Silberglimmer. Obwohl dieses Mineral auf der Insel Naxos seit
                              									mehreren Jahrhunderten ausgebeutet wird, kannte man sein Vorkommen vor wenigen
                              									Jahren noch nicht genau; die Menge des darin enthaltenen Glimmers verleitete zu dem
                              									Schluß, daß der Smirgel Glimmerschiefer-Lagern angehöre, in welchen sich die
                              									Corundkrystalle concentrirt haben.
                           Die neuerliche Entdeckung des Smirgels bei Ephesus in Kleinasien bot Gelegenheit ihn
                              									an Ort und Stelle zu studiren, und wir besitzen nun ziemlich genaue Details über die
                              									Ausdehnung der smirgelführenden Strecke, die Lagerstätten des Smirgels und die Natur
                              									und Anordnung der ihn begleitenden Mineralien.
                           Jener Smirgel scheint im Jahr 1846 von einem Schleifer entdeckt worden zu seyn,
                              									welcher ihn wegen seiner Schwere zum Belasten der Räder zu benutzen pflegte und
                              									einige Steine davon in Smyrna zurückgelassen hatte. Die HHrn. Tchihatchef und L. Smith, welche diese  interessante Entdeckung
                              									fast gleichzeitig erfuhren, eilten, jeder für sich, an Ort und Stelle zu kommen.
                           Hr. Tchihatchef theilte der französischen Akademie im März
                              									1848 das Resultat seiner im Jahr zuvor angestellten Untersuchungen mit; er bemerkt,
                              									daß der smirgelführende Landesstrich sich 33 Kilometer weit, in einer Breite von
                              									mehr als vier Kilometern erstreckt. Diese Strecke, welche bei Ekihissar beginnt,
                              									zieht sich von Südwest nach Nordwest gegen das Meeresufer, welches sie dann bei
                              									Alamandagh erreicht.
                           Im Anfange des Jahrs 1847 untersuchte auch Hr. Smith die
                              									Smirgellager Kleinasiens; die Stellung, welche dieser Gelehrte damals bei der
                              									türkischen Regierung einnahm, gestattete ihm, dieß im Detail zu thun, wobei er mit
                              									vieler Umsicht und Sorgfalt verfuhr. Er bestätigte Tchihatchef's Angabe, daß die Blöcke, welche man auf der Erdoderfläche
                              									sieht, dem Gebirge angehören, auf welchem man sie verbreitet findet.
                           Das Gebirge Gumuch-Dagh, vier Lieues östlich von Ephesus, ist eine der
                              									interessantesten Stellen für das Studium der Smirgellagerung; die geologischen
                              									Beziehungen des Smirgels zu den umgebenden Gesteinarten sind hier am leichtesten
                              									nachzuweisen. Der Smirgel bildet daselbst mehr oder weniger große Massen, wovon
                              									einige mehr als fünfzehn Quadratmeter Oberfläche haben; sie befinden sich in einem
                              									körnigen Kalkstein eingeschlossen, in welchem gar keine Fossile vorkommen und dessen
                              									Alter man nicht angeben kann. Er liegt auf mit Gneiß verbundenem Glimmerschiefer,
                              									scheint aber von diesen Gebirgsarten, mit welchen der Kalkstein nirgends abwechselt,
                              									unabhängig zu seyn. Die Smirgelmassen sind in dem Kalkstein unregelmäßig
                              									eingesprengt; sie verlaufen gewissermaßen in demselben, denn man sieht von der Mitte
                              									desselben aus starke Knollen sich in verschiedenen Richtungen verzweigen, wie sonst
                              									die Kieselnieren im Kalkstein. Wo der Kalkstein mit den Smirgelknollen in Berührung
                              									ist, ist er eisenhaltig, nicht durch Eisenoxydäderchen, welche in die Masse
                              									verlaufen und sie färben, sondern durch Eisenoxydul, welches eine gewisse Menge
                              									Kalks im stöchiometrischen Verhältniß vertritt, was ihm das Aussehen von
                              									Spatheisenstein gibt. Dieser Umstand, welcher sich in vielen Eisenerzlagern der
                              									Pyrenäen wiederfindet, namentlich in den meisten von Canigou, spricht gegen die
                              									Annahme, daß der Kalkstein und die Massen von Corund-Smirgel einer gleichen
                              									Zeit angehören; vielmehr ist es wahrscheinlich,  daß zu Gumuch-Dagh, wie in den Pyrenäen, zweierlei
                              									Naturprocesse vorgegangen seyen, deren Producte sich gleichsam durchflochten
                              									haben.
                           Außer dem Kalkstein welcher die Gangart des Smirgels von Gumuch-Dagh bildet,
                              									sind an diesem Orte auch Incrustationen von faserigem Kalkstein einer spätern Zeit
                              									wahrzunehmen, welche über die wahre Natur der Lagerung irre leiten könnten; man
                              									könnte nach den eingesandten Proben glauben, daß der Kalkstein jünger sey, während
                              									wahrscheinlich das Gegentheil der Fall ist.
                           Die Umgegend von Kulah, einer 30 Lieues von Gumuch am Ufer des Hermus liegenden
                              									Stadt, besitzt ein zweites, dem obigen in allen Stücken ähnliches Lager; auch hier
                              									bildet der Smirgel in Marmorkalkstein unregelmäßige Massen. Aus Glimmerschiefer,
                              									Gneiß, Granit und Hornblende bestehendes Gestein, bildet die eine Stunde südlich von
                              									den Smirgelgruben befindlichen Gebirge; auf diesen ruht ebenfalls Kalkstein, ohne
                              									sonst in einer Verbindung mit ihnen zu stehen, selbst nicht mit dem
                              									Glimmerschiefer.
                           Hr. Smith untersuchte mit der größten Sorgfalt, ob in
                              									diesem Gestein, oder in dem Gneiß Corund eingesprengt sey, konnte aber nicht einen
                              									einzigen Krystall darin entdecken; hiernach ist also der Smirgel auf den Kalkstein
                              									beschränkt; da ferner der Corund reine Thonerde ist, so glaubt Hr. Smith annehmen zu können, daß er sich auf Kosten des den
                              									Kalkstein sehr häufig begleitenden Thons gebildet habe; er ist, wie er glaubt, das
                              									Resultat einer Abscheidung und Krystallisation der Thonerde durch ähnliche Processe
                              									wie die Bildung der Erznieren in den anstoßenden Lagerstätten.
                           Wirklich befindet sich in Smith's Sammlung eine
                              									Smirgelniere, welche mit einer concentrischen Hülle von krystallisirtem Chloritoid
                              									(Chloritspath), und mit einer zweiten Zone von Emerilit umgeben ist; ersteres
                              									Mineral, aus Kieselerde, Thonerde und Eisenoxyd bestehend, theilt die
                              									Zusammensetzung des Smirgels, während der Emerilit-Glimmer, welcher 50 Proc.
                              									Thonerde und 13 Kalk enthält, seine Bestandtheile zum Theil dem Kalkstein entlehnt
                              									zu haben scheint, in welchem er unmittelbar eingeschlossen ist.
                           Daß die Smirgelnieren und Massen im Marmor eingeschlossen sind, der Kalkstein
                              									eisenhaltig und mit Thonerde gemengt ist, dieß läßt zusammengenommen allerdings
                              									vermuthen, daß der Smirgel sich von dem Gestein, worin er sich befindet,
                              									abgeschieden habe; auch der Umstand spricht für diese Ansicht, daß den Corund
                              									mehrere hauptsächlich 
                              									aus Thonerde bestehende Mineralien begleiten; diese Mineralien sind überdieß in
                              									geringem Abstand von ihm in den Kalkstein eingesprengt und bilden, um mich eines
                              									glücklichen Ausdrucks des Hrn. v. Humboldt zu bedienen,
                              									den Halbschatten desselben. Eine gewisse Verknüpfung unter allen diesen Mineralien
                              									ist also nicht zu verkennen. Unter dieselben gehören der Diaspor
                              									(Thonerde-Hydrat) und der Emerilit; als einen Umstand, welcher es
                              									wahrscheinlich macht daß die Smirgelbildung immer gleiche Ursachen habe, erwähnt Hr.
                              										Smith, daß diesebeiden Mineralien, welche in den
                              									Smirgellagern Kleinasiens und Naxos häufig vorkommen, sich unter gleichen Umständen
                              									auch in Sibirien und in den Vereinigten Staaten vorfinden; Hr. v. Marignac fand den Diaspor in Gesellschaft mit dem Corund
                              									auch auf dem St. Gothard.
                           Die Probe des Corunds auf seine Härte, auf welche Probe wir am Ende dieses Berichtes
                              									zurückkommen, ergab Hrn. Smith, daß beim Corund von
                              									verschiedenen Fundorten, das Vermögen harte Steine abzunützen (die effective Härte)
                              									zwischen 100 und 55 wechselt. Hr. Smith analysirte eine
                              									Reihe Corunde aus Indien und Kleinasien; er fand daß die indischen Sapphire und die
                              									Rubine in reinen, durchsichtigen Krystallen, welche eine absolute Härte von 100
                              									zeigen, nicht die geringste Spur Wasser enthalten, und daß ihr specifisches Gewicht
                              									4,06 bis 4,08 beträgt. Der harmophane Corund aus China, welcher undurchsichtig ist,
                              									sowie der Corund aus Kleinafien, welcher, obschon blau, ebenfalls undurchsichtig und
                              									unvollkommen krystallisirt ist, hat ein Abnützungsvermögen von nur 59 bis 55; sie
                              									enthalten 3,80 und 3,91 Wasser; ihr specif. Gewicht ist 3,24 und 3,10. Diese Corunde
                              									bilden die beiden Endglieder der von Hrn. Smith
                              									aufgestellten Härtetabelle; aber die Reihe der Härtegrade ist eine beinahe stätige;
                              									ein anderes Exemplar des Corunds aus Kleinasien von 3,92 specif. Gewicht und 1,60
                              									Wassergehalt besitzt z. B. eine Abnützungskraft von nur 77. Das specifische Gewicht
                              									des Corunds und sein Wassergehalt stehen also in constanter Beziehung zu seiner
                              									Wirksamkeit als Smirgel. Smith frägt nun ob man deßhalb
                              									nicht die durchsichtigen Corunde als plutonischen Ursprungs, die jenigen aber,
                              									welche eine gewisse Menge Wasser enthalten, als neptunischen Ursprungs betrachten
                              									müßte. Ich glaube dieß nicht; es scheint mir aber aus diesen wichtigen Resultaten
                              									hervorzugehen, daß das Wasser nur als beigemischt und nicht als chemisch gebunden zu
                              									betrachten ist; auch hygrometrisches Wasser ist es nicht, weil es erst bei der
                              									dunklen Rothglühhitze ausgetrieben wird.
                           
                           Man war lange der Meinung, daß das Vorhandenseyn von Wasser oder seiner Elemente sich
                              									nicht mit der plutonischen Entstehung eines Minerals vertrage; es ist jetzt aber
                              									gewiß, daß die Laven im flüssigen Zustande fast immer Wasser eingeschlossen
                              									enthalten, welches in dem Maaße, als sie erkalten, entweicht; überdieß findet man
                              									Mineralien im Hydratzustand in denselben, welche man lange Zeit als das Product
                              									späterer Infiltration betrachtete, die aber größtentheils zugleich mit der Lava
                              									krystallisirten.
                           Es ist also anzunehmen, daß das Wasser in den Mineralien dieselbe Rolle spielt, wie
                              									die Kieselerde, Thonerde und andere in ihre Constitution eingehende Bestandtheile,
                              									welche entweder chemisch gebunden oder bloß beigemengt seyn können. Viele Analysen
                              									könnte man sich nicht erklären, ohne anzunehmen, daß die Mineralien im Augenblick
                              									ihrer Krystallisation ihrer Constitution fremde Elemente sich mechanisch einverleibt
                              									haben, gerade so wie die Salze, welche wir in trübem Wasser krystallisiren lassen,
                              									sich mit den in demselben schwebenden Substanzen verunreinigen; warum sollte das
                              									bloße Wasser eine Ausnahme von der Regel machen?
                           Diese Hypothese ist der Schlüssel für viele schwer zu begreifende Analysen; z. B. des
                              									Bronzit (Diallage), welcher den Blätterdurchgang des Pyroxen hat, und auch dessen
                              									Zusammensetzung mit der einzigen Ausnahme, daß er 2,1 bis 3,3 Procent Wasser
                              									enthält; nach meiner Ansicht ist der Bronzit also ein Pyroxen, welcher unter
                              									Umständen krystallisirte, die ihm gestatteten Wasser als Gemengtheil in sich zu
                              									behalten.
                           Der Corund scheint für diese Ansicht ein schlagendes Beispiel zu seyn; aus den
                              									Analysen von Smith geht nämlich hervor, daß die Corunde,
                              									welche in reinem Zustande kein Wasser enthalten, je nach Umständen ½, 1,
                              									2½ bis 4 Procent Wasser einschließen; daß das specifische Gewicht dieser
                              									Corunde mit ihrem Wassergehalt differirt; endlich daß ihr Abnützungsvermögen
                              									ähnliche Abweichungen zeigt. Letzteres ist von der mineralogischen Härte wohl zu
                              									unterscheiden; denn alle Corunde ritzen dieselben Körper, aber sie lassen sich um so
                              									leichter zu einem unfühlbaren Pulver reiben und sind von desto geringerer Wirkung
                              									auf den zu polirenden Körper, je mehr Wasser sie enthalten. Letzteres hat also das
                              									Gefüge der Corunde verändert und sie nicht nur leichter, sondern auch zerbrechlicher
                              									gemacht.
                           Hr. Smith machte seine Corund-Analysen mittelst
                              									sauren schwefelsauren Natrons, welches Salz in weniger als einer Viertelstunde den
                              									feingepulverten (aber nicht zerriebenen) Corund angreift.
                           
                           Um die effective Härte des Corunds zu bestimmen, oder
                              									richtiger sein Vermögen die Körper abzunützen, verwandelt Hr. Smith die Corunde in einem Stahlmörser, wie man ihn zum Zerstoßen des
                              									Diamants anwendet, in feines Pulver; dieser Mörser besteht in einem hohlen, sehr
                              									dicken Cylinder von 1 Centimeter (44/10 Pariser Lin.) innerm Durchmesser, in welchen
                              									ein voller Cylinder (Stempel) von genau gleichem Kaliber dicht paßt, wie der Kolben
                              									bei einer Dampfmaschine; wenn dieser Stempel den Boden des hohlen Cylinders berührt,
                              									ist kein leerer Raum im Mörser. Man bringt den zu zerstoßenden Corund in denselben,
                              									und verwandelt durch 2–3 Hammerschläge auf den Kopf des Stempels den größten
                              									Theil der Substanz in Pulver; mehr Hammerschläge dürfen nicht gegeben werden, um
                              									kein zu zartes Corundpulver zu erhalten.
                           Endlich wird das Pulver, um alle Proben vergleichbar zu machen, durch ein Haarsieb
                              									von neunhundert Löchern im Quadratcentimeter geschlagen; man nimmt nun 1 Gramm des
                              									Pulvers, um zu probiren, wie viel Glas es abnützen kann. Zu diesem Behufe benutzt
                              									Hr. Smith eine Glasscheibe von 1 Decimeter (3″
                              									8′″) Durchmesser, auf welche er eine gewisse Menge Pulvers bringt, und
                              									reibt dieses schnell und im Kreise herum mittelst eines achatenen Läufers, bis die
                              									Substanz nicht mehr kreischt und die Hand keinen Widerstand mehr empfindet. Der
                              									Corund ist dann in ein unfühlbares Pulver verwandelt, aber mit Glasstaub, welchen er
                              									von der Scheibe abrieb, verunreinigt; das Gewicht dieses Staubes entspricht dem
                              									Abnützungsvermögen des probirten Minerals.
                           Dieses Verfahren gewährt große Genauigkeit; die von Hrn. Smith vor der Commission der Akademie der Wissenschaften (in Paris)
                              									angestellten Versuche variirten in ihren Resultaten nicht um zwei Procente. Der
                              									blaue durchsichtige Sapphir aus Indien gab von 1 Gramm Pulver 0,85 bis 0,86 Gramme
                              									Glasstaub; der beste im Handel vorkommende Smirgel reibt die Hälfte seines Gewichts
                              									Glas ab. Hr. Smith wählte den erwähnten Sapphir als Basis
                              									seiner Scale und bezeichnete dessen Härte mit 100. Wenn wir also oben sagten, daß
                              									der harmophane Corund eine Härte von 55 habe, so heißt dieß, daß 1 Gramm seines
                              									Pulvers der Glasscheibe 0,46 Gramme Staub entzog.
                           Der Smirgel, welchen Hr. Smith als ein Gemenge von Corund
                              									und Eisenoxydul betrachtet, ist um so besser, je mehr Corund er enthält, folglich,
                              									je stärker er die Probescheibe abnützt. Das beschriebene Verfahren  bietet also ein praktisches
                              									Mittel dar, um den Werth eines Smirgels zu bestimmen; der Verfasser hat mittelst
                              									desselben die verschiedenen Smirgel-Varietäten Kleinasiens classificirt.
                           
                        
                           
                              Zusatz.
                              
                           Wir ergänzen vorstehenden Bericht im Folgenden aus der Abhandlung von L. Smith in Silliman's american Journal of Science. Novemberheft 1850.
                           Bestimmung der effectiven Härte eines
                                 										Smirgels.
                           Man bricht Stückchen von dem zu prüfenden Smirgel ab, und zerstoßt sie in einem
                              									Stahlmörser durch zwei bis drei Hammerschläge, gibt sie dann in ein Sieb (von 400
                              									Löchern auf den Quadratcentimeter), sammelt das durchfallende Pulver, und bringt den
                              									auf dem Sieb zurückgebliebenen Antheil wieder in den Mörser, um zwei oder drei
                              									Schläge darauf zu geben, worauf man ihn wieder auf das Sieb schüttet; diese
                              									Operation wird wiederholt, bis aller Smirgel durch das Sieb gegangen ist. Man darf
                              									jedesmal nur zwei oder drei Schläge auf den Stempel geben, damit nicht ein Theil des
                              									Smirgels in ein zu feines Pulver verwandelt wird.
                           Sämmtliche Pulver werden innig gemengt, und vom Ganzen wird ein gewisser Theil
                              									(niemals über 1 Gramm) abgewogen (die Waage muß auf einen Milligramm empfindlich
                              									seyn); zur Bestimmung der effectiven Härte dieser Probe benutzt man eine
                              									kreisförmige Glasscheibe von beiläufig 4 Zoll Durchmesser, und einen kleinen Läufer
                              									von Achat. Das Glas wird vorher gewogen und auf ein Blatt geglätteten Papiers
                              									gelegt; dann bringt man den gepulverten Smirgel portionenweise hinzu, indem man ihn
                              									jedesmal gegen das Glas mit dem Boden des Achatläufers reibt.
                           Der Smirgel wird von Zeit zu Zeit vom Glas mit einer Feder beseitigt, und nachdem
                              									aller Smirgel einmal über das Glas gerieben worden ist, sammelt man ihn vom Papier,
                              									um dieselbe Operation mit ihm durchzumachen, welche drei-bis viermal
                              									wiederholt wird. Man wiegt nun das Glas, worauf man es derselben Behandlung wie
                              									vorher unterzieht, wo dann der Smirgel in ein unfühlbares Pulver verwandelt seyn
                              									wird. Diese Reihe von Operationen wird fortgesetzt, bis  nach wiederholtem Wiegen das
                              									Glas nur mehr einen Gewichtsverlust von einigen Milligrammen zeigt. Man notirt den
                              									Gesammtverlust des Glases; wird dieses Verfahren mit den verschiedenen
                              									Smirgelmustern unter gleichen Umständen durchgeführt, so erhält man eine genaue
                              									Scale ihrer relativen Härte.
                           Diese Probe ist etwas langwierig, aber sicher; bei den härteren Smirgelsorten ist es
                              									nöthig, das Reiben sechs bis siebenmal zu wiederholen, und es erfordert fast zwei
                              									Stunden zur Beendigung.
                           Bei diesen Proben ergab sich, daß der beste Smirgel vom Glase (es war gewöhnliches
                              									französisches Fensterglas) beiläufig die Hälfte seines Gewichts abzureiben vermag.
                              									Der blaue Sapphir von Ceylon, welcher zur Vergleichung der Resultate als Einheit
                              									angenommen wird, reibt unter denselben Umständen vom Glase über vier Fünftel seines
                              									Gewichts ab. Die Resultate der Versuche sind unten in der Tabelle
                              									zusammengestellt.
                           
                              Chemische Zusammensetzung des
                                 										Smirgels.
                              
                           Um den Smirgel, welcher ein Gemenge von Corund und Eisenoxydul ist, zu analysiren,
                              									zerstoßt man ihn (gerade so wie für die beschriebene Härteprobe) in einem
                              									Stahlmörser, und siebt das Pulver ab. Dasselbe wurde 24 Stunden über concentrirter
                              									Schwefelsäure getrocknet; dann wurde 1 Gramm davon in einem kleinen Platintiegel
                              									(von beiläufig ¼ Kubikzoll Inhalt) mit gut passendem Deckel abgewogen; dieser
                              									Tiegel wurde in einen irdenen gestellt, und der Raum zwischen beiden mit Quarzpulver
                              									ausgefüllt, welches noch einen halben Zoll über den Platintiegel hinaufreichte.
                              									(Gewöhnlicher Sand ist nicht anwendbar, weil er in angehenden Fluß kommen und dann
                              									an dem Platin haftend bleiben könnte; Kohlenpulver würde aber den Luftzutritt vom
                              									Tiegelinhalt nicht besser ausschließen als Quarzpulver.) So angeordnet, wurden die
                              									Tiegel 30 Minuten bis 1 Stunde lang der hellen Rothglühhitze ausgesetzt; nach ihrem
                              									Erkalten wurde der Platintiegel sorgfältig herausgezogen und gewogen. Der
                              									Gewichtsverlust ergab den Wassergehalt des Smirgels.
                           Das ausgeglühte Smirgelpulver wurde hierauf in einer weiten Achatschale, welche man
                              									auf ein Blatt geglätteten Papiers stellte, zu einem unfühlbaren Pulver zerrieben,
                              									hierauf sorgfältig von der Reibschale getrennt, in eine Platinschale gebracht,
                              									gelinde erhitzt, um alle hygroskopische Feuchtigkeit zu verjagen, und gewogen; die
                              									Gewichtszunahme ergab die von der Reibschale aufgenommene Kieselerde.
                           
                           Das Zerreiben von 1 Gramm wurde in zwei Operationen bewerkstelligt, wovon jede etwa
                              									20 Minuten erforderte; durch Anwendung einer Achatschale von geeigneter Größe und
                              									einer Feder oder eines kleinen Pinsels, ist man im Stande jeden merklichen Verlust
                              									an Mineral zu vermeiden, und den Betrag der von der Schale abgeriebenen Kieselerde
                              									mit hinreichender Genauigkeit zu bestimmen.
                           Der in ein unfühlbares Pulver verwandelte Smirgel wird in einem großen Platintiegel
                              									mit seinem 6-bis 8fachen Gewicht doppeltschwefelsaurem NatronUm dieses Salz zu bereiten, versetzt man neutrales schwefelsaures Natron mit
                                    											reiner Schwefelsäure, und erhitzt es in einer Schale, bis nicht nur alles
                                    											Wasser ausgetrieben ist, sondern auch soviel Säure, daß die Masse beim
                                    											Erkalten fest wird gebracht, und das Gemenge über einer Lampe 15
                              									bis 30 Minuten lang erhitzt. Man läßt die Masse erkalten, versetzt sie mit Wasser
                              									nebst einigen Tropfen Schwefelsäure, und erhitzt das Ganze, worauf es sich bald
                              									auflöst, mit Ausnahme von ein wenig Kieselerde, welche die Flüssigkeit milchig
                              									macht, nebst einer kleinen Menge unzersetzten Minerals, welches man bald entdeckt,
                              									wenn man mit einem Glasstab gegen den Boden der Schale fährt. Die Flüssigkeit wird
                              									nun filtrirt, und das Filter einmal mit ein wenig Wasser gewaschen; dann bringt man
                              									es mit seinem Inhalt in einen Platintiegel, verbrennt es vollständig, und erhitzt
                              									den Rückstand mit ein wenig doppelt-schwefelsaurem Natron, welches die
                              									Zersetzung vervollständigt; behandelt man ihn dann mit Wasser nebst einigen Tropfen
                              									Schwefelsäure, so löst sich alles mit Ausnahme der Kieselerde auf. Die Flüssigkeit,
                              									welche nun durch das Filter geht, wird der ersten beigemischt, und die Analyse
                              									fortgesetzt. Von der erhaltenen Kieselerde zieht man die bekannte Quantität ab,
                              									welche von der Reibschale aufgenommen wurde. Die filtrirte Auflösung wird mit ein
                              									wenig Salpetersäure erhitzt, um alles Eisenoxydul in Oxyd zu verwandeln, dann mit
                              									einem Ueberschuß von Aetznatron und ein wenig kohlensaurem Natron behandelt, um die
                              									anfangs gefällte Thonerde wieder aufzulösen und sie so vom Eisenoxyd und einer Spur
                              									Kalk zu trennen. Eisenoxyd und Kalk werden auf gewöhnliche Art getrennt; die
                              									alkalische Thonerdelösung wird angesäuert und die Thonerde mit kohlensaurem Ammoniak
                              									niedergeschlagen.
                           
                           Nach diesem analytischen Verfahren ergab Smirgel von verschiedenen Fundorten folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 120, S. 64
                              Fundorte.; Effective Härte;
                                 										Sapphir; Specifisches Gewicht.; Chemische Zusammensetzung.; Wasser.; Thonerde.;
                                 										Eisenoxydul.; Kalk.; Kieselerde.; Summe.; Kulab; Samos; Niearia; Kulah; Gumuch;
                                 										Nicaria; Gumuch; Kulah
                              
                           In einigen Smirgelsorten fanden sich überdieß kaum bestimmbare Mengen von anderen
                              									Substanzen, z. B. Titansäure, Manganoxyd, Zirkonerde und Schwefel (von
                              									Schwefelkies).
                           Das im Smirgel gefundene Wasser gehört dem Corund an. Die im Smirgel enthaltene
                              									Kieselerde ist sehr oft mit Thonerde oder Eisenoxydul, oder auch mit beiden
                              									verbunden; deßwegen entspricht der Thonerdegehalt eines Smirgels nicht immer seinem
                              									Gehalt an Corund.