| Titel: | Carrett's Dampfpumpe. | 
| Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. XX., S. 90 | 
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                        XX.
                        Carrett's Dampfpumpe.
                        Aus dem Practical Mechanic's Journal, Januar 1851, S.
                              									221.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        Carrett's Dampfpumpe.
                        
                     
                        
                           Die Dampfpumpe von Carrett dient zum Heben von Wasser auf
                              									beliebige Höhe und zu den verschiedensten Zwecken; sie füllt eine Lücke aus, welche
                              									schon oft bei Bauten und in Fabriken gefühlt wurde, indem sie ein leichtes Mittel
                              									darbietet, große Wassermengen zu heben und fortzuschaffen, ohne baß man kostspielige
                              									stationäre Maschinen von complicirter Construction anzulegen braucht.
                           Die Abbildungen stellen zwei Ansichten der neuen Pumpe dar, welche in jeder Minute
                              									zehn Gallons Wasser auf eine Höhe von 120 Fuß zu heben im Stande ist. Die Dampfkraft
                              									hierzu liefert ein transportabler Hochdruckkessel von zwei Pferdekrästen, welcher
                              									nicht ganz sechs Centner wiegt.
                           Fig. 34 ist
                              									eine Vorderansicht der Dampfpumpe mit dem sie bewegenden Dampfcylinder, und Fig. 35 eine
                              									entsprechende Seitenansicht derselben. Der Dampfcylinder A steht umgekehrt auf der horizontalen Platte B, welche oben auf zwei Ständer C
                              									aufgeschraubt ist, die zusammen das Gestell der Maschine bilden. Dieses Gestell
                              									steht auf einem Kasten D, welcher dem Ganzen als Basis
                              									dient, und die Ein- und Aussflußgefäße oder Windkessel enthält. Durch den
                              									Röhrenstumpf E tritt der Dampf in die Dampfbüchse F, welche so einfach als möglich construirt ist, da das
                              									Schieberventil direct von dem Excentricum G auf der
                              									Schwungradachse H in Bewegung gesetzt wird. Letztere
                              									liegt in zwei Lagern, welche in dem Querstück der Ständer angebracht sind,  und steht mit der
                              									Kolbenstange I des Dampfkessels dadurch in Verbindung,
                              									daß ihr gekröpfter Theil durch den horizontal geschlitzten Kolbenstangenkopf J geht. Ein Lager von Stahl K, welches sich in dem erwähnten Schlitze verschiebt, umgibt die
                              									Krummzapfenwarze. Die Kolbenstange ist unterhalb des geschlitzten Querstückes oder
                              									Kopfes J noch verlängert, so daß der Pumpenkolben L mit derselben verbunden werden kann, was dadurch
                              									geschieht, daß sie in den ausgebohrten Pumpenkolben hineinpaßt und daselbst durch
                              									Stellschrauben gehalten wird. Soll die Maschine nicht pumpen, so trennt man den
                              									Pumpenkolben durch Nachlassen der Stellschrauben von der Kolbenstange des
                              									Dampfcylinders, und diese geht dann leer im ausgebohrten Pumpenkolben, welcher
                              									derselben dann als Führung oder Leitung dient. Die Kraft der Dampfmaschine kann
                              									hierauf zum Treiben von andern Maschinen benützt werden, wenn man einen Riemen über
                              									das Schwungrad legt, oder die zu treibende Maschine durch eine Kuppelung oder ein
                              									Universalgelenk mit der Schwungradachse kuppelt. Der Pumpencylinder M steht in der Mitte des Kastens D und der Canal N oben am Cylinder ist mit der
                              									verticalen Saugröhre O in Verbindung, in welcher das
                              									conische Saugventil P liegt. Die Saugröhre, welche unten
                              									offen ist, befindet sich in dem Luftbehälter Q, welcher
                              									mit dem auf der andern Seite des Kastens angebrachten Windkessel die
                              									Hauptverbesserung der Pumpe ausmacht. Das Wasser wird durch eine Röhre eingesaugt,
                              									welche durch das Ansatzstück R mit dem Kasten verbunden
                              									wird, und entweicht durch den dem Canal N
                              									gegenüberliegenden Austrittscanal, über welchem sich das Steigventil S befindet. Der Raum über dem Steigventil communicirt
                              									durch die Röhre T mit dem Windkessel, an welchen unten
                              									bei V die Steigröhre angeschraubt wird.
                           Die bei der Ein- und Ausflußmündung angebrachten Luftbehälter machen die Pumpe
                              									geeignet mit größerer Geschwindigkeit als sonst getrieben werden zu können, ohne daß
                              									eine Störung in den verschiedenen Bewegungen eintritt, und wobei der von der Pumpe
                              									gelieferte Wasserstrahl ununterbrochen und regelmäßig ausfließt. Ohne diese
                              									Luftbehälter würde sich der Pumpencylinder bei jedem Kolbenhub nur zum Theile
                              									füllen, und der Kolben würde deßhalb mit einem bedeutenden Stoße beim Abwärtsgehen
                              									auf die Wasseroberfläche treffen. Bei Carrett's Pumpe
                              									wird das Wasser bei jedem Steigen des Kolbens direct vom Boden des Saugkessels Q genommen, und dasselbe ersetzt sich wieder vollständig
                              									in Folge des in dem Saugkessel stattfindenden theilweisen Vacuums. Geht der Kolben
                              									abwärts, so gelangt das Wasser  aus dem Pumpencylinder durch das Steigventil in den
                              									Windkessel U, von welchem aus es sich als ein
                              									ununterbrochener Strahl durch das Steigrohr ergießt, weil sich die im Windkessel
                              									enthaltene Luft beständig ausdehnen will. Auf diese Weise hat die Pumpe einen
                              									geräuschlosen und vollkommen ruhigen Gang mit ununterbrochenem Ausfluß.
                           Da im vorliegenden Falle das Schwungrad nur die Steuerung zu bewegen hat, und kein
                              									großer Druck auf den Krummzapfen stattfindet, so könnte füglich der geschlitzte
                              									Kolbenstangenkopf, durch welchen der Krummzapfen geht, angewandt werden. Sollte eine
                              									Pumpe jedoch mehr als drei Pferdekräfte zum Betriebe erfordern, so ersetzt Carrett die genannte Vorrichtung durch eine Zugstange und
                              									Kolbenstangenführung, und diese Anordnung ist besonders bann vorzuziehen, wenn die
                              									Maschine ihre Kraft zeitweise durch die Schwungradachse abzugeben hat.
                           Der Kolbenstangenkopf hat jedoch bei Carrett's Anordnung
                              									nicht bloß einen einfachen Schlitz, wie dieß sonst der Fall ist, sondern es sind an
                              									beide Seiten des Kopfes dünne Leisten angeschraubt, welche vorstehende Ränder
                              									bilden, die sowohl dem verschiebbaren Lager als Führung dienen, als auch das Oel auf
                              									den Flächen erhalten welche beständig geschmiert seyn sollen.
                           Die neue Pumpe eignet sich besonders zum Trockenlegen von Wiesen, für Fundamentbauten
                              									und die verschiedensten Fabrikanlagen, und der Erfinder will sie auch für
                              									hydrostatische Krahne oder hydraulische Pressen anwenden, wobei eine kleine Maschine
                              									von drei Centnern Gewicht soviel leisten kann, als acht bis zehn Männer.
                           Es ist wohl kaum nöthig zu bemerken, daß diese Pumpe als Speisepumpe für alle Arten
                              									stationärer Dampfkessel, sowie für Locomotiven und Marinemaschinen gebraucht werden
                              									kann, da sie unter jedem Drucke mit gleichförmiger Geschwindigkeit geht, und das
                              									Wasser auf jede Entfernung ohne Stoß und Erschütterung der Röhren liefern kann.
                           Bei der gewöhnlichen Pumpe könnte dieß nur durch die kostspielige Anwendung von drei
                              									kleineren gekuppelten Pumpen mit dreifach gekröpften Krummzapfen erreicht
                              									werden.
                           
                        
                     
                  
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