| Titel: | Ueber eine neue Presse zum Ausziehen des Saftes aus dem Zuckerrohre; von Prof. Payen. | 
| Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. XXIII., S. 99 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXIII.
                        Ueber eine neue Presse zum Ausziehen des Saftes
                           								aus dem Zuckerrohre; von Prof. Payen.
                        Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Dec.
                              									1850, S. 602.
                        Payen, über eine neue Presse zum Ausziehen des Saftes aus dem
                           								Zuckerrohr.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich enthält das Zuckerrohr 88 bis 90 Proc. seines Gewichts Saft, während man
                              									in der Praxis daraus bloß 59 bis 55 bekommt; man würde diesen Ertrag auf 80 Procent
                              									bringen können, wenn man sich einer den hydraulischen ähnlichen Presse bediente.
                           Man begreift leicht die allgemeine Einrichtung der von Bessemer erfundenen Maschine, wenn man sie mit den horizontalen
                              									doppeltwirkenden Mostpressen vergleicht, bei welchen die Trauben abwechslungsweise
                              									in zwei durchlöcherten Kästen dem Druck von zwei auf die Mitte derselben wirkenden
                              									Platten ausgesetzt werden.
                           Es werden nämlich in zwei gußeiserne mit Löchern versehene Kästen, welche die zwei
                              									Enden eines rectangulären Rohrs bilden, die beiden Basen eines prismatischen Kolbens
                              									(welcher direct durch eine oscillirende Dampfmaschine mit horizontalem Cylinder
                              									bewegt wird) abwechslungsweise getrieben. Dieser Kolben, indem er in jeden der
                              									Kästen eindringt, trifft ein Zuckerrohr an, welches durch eine kreisrunde Oeffnung
                              									der oberen Wand herabhängt.
                           Jeder hin- und hergehende Kolbenstoß schneidet den Theil des Rohrs ab, welcher
                              									die Röhre überschritten hat, und treibt das abgeschnittene Stück vor sich her gegen
                              									die Wände; die abgeschnittenen Zuckerrohrstücke, welche sich anhäufen, werden mehr
                              									und mehr gegen einander gepreßt. Dieses Pressen zerquetscht sie und veranlaßt den
                              									Saft zu allen vier Seiten des Kastens herauszulaufen; die nach und nach von Saft
                              									erschöpften Zuckerrohrstücke gelangen an das offene Ende des Kastens und fallen
                              									alsdann in einen Tresterbottich. Auf diese Weise werden die einzelnen Kästen
                              									unaufhörlich an dem einen Ende durch einen senkrechten  Trichter gespeist, und die an
                              									Saft erschöpften Zuckerrohrstücke verlassen als Trester den Kasten am andern
                              									Ende.
                           Zwei Röhren oder zwei doppelte Kästen werden gleichzeitig mittelst zweier Kolben
                              									bedient, welche durch dieselbe Kolbenstange der oscillirenden Dampfmaschine in
                              									Bewegung gesetzt werden, so daß eine Oscillation einem Hin- und Hergang von
                              									zwei Kolben oder vier abgeschnittenen, zerquetschten und gepreßten Zuckerrohrstücken
                              									entspricht.
                           Wenn der Querschnitt der Kästen 16 Centimeter Höhe und 8 Breite hat, so repräsentiren
                              									die vier Stücke im Mittel 1 Kilogr. Saft in der Secunde, oder 36000 Kilogr. in 10
                              									Stunden; man würde das Doppelte dieser Quantität zerquetschen, wenn man den Kästen
                              									einen Querschnitt von 32 Centimeter auf 8 gäbe; endlich könnte man zwei prismatische
                              									Kolben auf jeder Seite der oscillirenden Kolbenstange anbringen, und dann würde die
                              									in 10 Stunden in den acht Kästen zerquetschte Quantität 114,000 Kilogr. Saft
                              									liefern, welche ungefähr 22,000 Kilogr. Zucker enthielten und je nach dem
                              									angewendeten Verfahren 11,000 bis 15,000 Kilogr. reinen Zucker geben würden.
                           Von den Rohrstücken befinden sich in jedem Kasten ungefähr 540 mit einander; jedes
                              									derselben erleidet während 2¼ Minuten einen Druck von ungefähr 180,000
                              									Kilogr. per Quadratcentimeter. Das Gesammtgewicht einer
                              									solchen Presse mit vier Kästen übersteigt nicht leicht 5000 Kilogr., während eine
                              									Presse mit drei Cylindern, welche ebensoviel Saft geben sollte, um 33 Proc. mehr
                              									Rohr erfordern und 25,000 Kilogr. wiegen würde.
                           Die Zunahme des Saftertrags mittelst der neuen Presse würde hinreichen, die
                              									Rohrzuckerproduction um 45 bis 50 Proc. zu steigern, und zwar bloß durch
                              									Vereinfachung eines der vorzüglichsten mechanischen Agentien bei diesem
                              										Industriezweige.Eine genaue Beschreibung dieser Presse mit Abbildungen erschien im Mechanics'
                                    											Magazine, October 1849, S 386.