| Titel: | Die Verarbeitung des Kautschuks; beschrieben von Professor Payen. | 
| Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. XXVI., S. 105 | 
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                        XXVI.
                        Die Verarbeitung des Kautschuks; beschrieben von
                           								Professor Payen.
                        Aus dessen Précis de Chimie industrielle, Paris
                              									1851.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        Payen, über die Verarbeitung des Kautschuks.
                        
                     
                        
                           I. Fäden,
                                 										Bälle und Blätter aus Kautschuk.
                           Schnüre (Fäden) aus rohem Kautschuk. — Die
                              									unregelmäßigen rohen Kautschukflaschen werden in Scheiben zerschnitten, die man auf
                              									einer Achse besestigt; letztere bietet die sich drehende Scheibe  einer aus zwei kreisförmigen
                              									Klingen bestehenden mechanischen Schere dar; die Kautschukscheibe wird hierbei
                              									spiralförmig aufgeschnitten und der mehr oder weniger feine Faden wird dann auf
                              									einen Haspel aufgewickelt; ein Strahl kalten Wassers befördert die Wirkung der
                              									mechanischen Schere, welche auf diese Weise den größten Theil der Scheibe in
                              									Spiralen zerschneidet, so daß bald nur mehr ein kleiner Kreis zurückbleibt. Der nach
                              									diesem Verfahren erhaltene Kautschukfaden ist in der Regel der festeste und feinste.
                              									Man spannt ihn aus und benimmt ihm dann durch Kälte seine Elasticität, um ihn leicht
                              									verweben zu können; die Gewebe und sonstigen vollendeten Gegenstände erwärmt man in
                              									einem Trockenzimmer kurze Zeit auf 36° Reaumur, wobei sich die Kautschukfäden
                              									zusammenziehen und ihre ganze Elasticität wieder erlangen.
                           Vereinigung in Walzen. — Diese Operation bildet die
                              									Grundlage der meisten sonst noch zu beschreibenden Zubereitungen des Kautschuks; sie
                              									wird folgendermaßen ausgeführt:
                           Die rohen Kautschukblätter und Flaschen werden gut gewaschen, dann getrocknet und in
                              									einem Trockenraum auf ungefähr 27° Reaumur erwärmt. Man bildet aus denselben
                              									mit Einschluß der Abschnitzel, Streifen und anderer Abfälle früherer Operationen,
                              									einen Pack von 14 Kilogrammen. Dieser Pack, vorher in einer Trockenkammer auf
                              									32° R. erwärmt, wird kräftig zerrieben, indem man ihn zwischen eine massive
                              									gußeiserne Walze A (Fig. 14 und 15), welche
                              									mit Zähnen (nämlich 3 Centimeter langen, ½ Centim. breiten und 2 Centim.
                              									vorstehenden eisernen Bolzen) versehen ist, und deren cylindrische Hülle bringt,
                              									welche letztere zum Theil aus Gußeisen B, B, und zum Theil aus Eisenblech C besteht.
                           Der 14 Kilogr. schwere Pack wird stark comprimirt und zwischen der gezahnten Walze,
                              									welche sich in der Minute 60 bis 100mal um ihre Achse dreht, gestreckt; er erhitzt
                              									sich allmählich in allen geriebenen Theilen, welche sich ausrecken, unter sich
                              									zusammenkleben und bald einen abgeplatteten Ballen bilden.
                           Der durch die kräftige Reibung der Walzenzähne langsam mitgerissene Ballen macht
                              									einen Umgang um die Achse in der Zeit, wo die Walze deren 30 bis 40 macht.
                           Damit man sich von dieser Zerreibung eine Vorstellung machen kann, brauche ich nur zu
                              									bemerken: 1) daß sie eine fünf Pferden gleichkommende mechanische Kraft erfordert;
                              									2) daß der durch das innige Aneinanderhaften seiner einzelnen Stückchen verdichtete
                              									Kautschukpack nach 10 Minuten, wo diese Operation zu Ende ist, noch immer einen
                              									Durchmesser  von 18 bis
                              									20 Centimet. und eine Länge von 40 Centimet. hat. Dieses sind seine Dimensionen,
                              									wenn er aus dem Wolf, so heißt der Apparat (Fig. 14 und
                              										15),
                              									herauskömmt, in welchem er eine ganz andere Gestalt hatte, weil er zwischen den nur
                              									6 Centimet. von einander entfernten Wänden eingeschlossen und von den beiden Böden
                              									des cylindrischen Gefäßes begränzt war, die nur 35 Centimet. von einander
                              									abstehen.
                           Die Gestalt der Kautschukwalze, so wie sie aus dem Wolf kommt, zeigt Fig. 16 und 17.
                           Im Winter und während der ersten 10 bis 15 Minuten befördert man die Wirkung des
                              									Wolfs und das Zusammenkleben des Kautschuks durch Erwärmen des cylindrischen Gefäßes
                              									auf 32 bis 40° R. durch Einlassen von Dampf in den doppelten Boden E (Fig. 14 und 15) mittelst
                              									des Hahns G. Eine rechtwinkelige Oeffnung d gestattet den Pack oder die Kautschukmasse bei jeder
                              									Umdrehung derselben zu besichtigen und zu befühlen.
                           Wenn die Operation zu Ende ist, öffnet man den Deckel durch Aufheben des Griffes M und Herausnehmen der Vorstecknägel N.
                           Nach dem Herausnehmen der Walze bringt man einen eben so bereiteten zweiten, 14 Kil.
                              									schweren Pack dafür hinein.
                           Die so erzeugten Kautschukwalzen werden, wie alle zusammengeschweißten
                              									Kautschukmassen, cohärenter und besser, wenn man sie mehrere Monate abwechselnd
                              									einer gelinden Temperatur und längere Zeit der Kälte aussetzt, wobei die
                              									Ausdehnungen und Zusammenziehungen die Masse homogener machen.
                           Will man die Walzen in Brode oder Blöcke verwandeln, so bringt man sie in das
                              									Trockenzimmer, um sie durch und durch auf 36 bis 40° R. zu erwärmen; man legt
                              									ihrer 3 bis 4 aneinander auf die Platte einer hydraulischen Presse und unterwirft
                              									sie 6–8 Tage einer sehr starken Pressung. Die Walzen verbinden sich, indem
                              									sie plattgedrückt werden, miteinander und schweißen sich zusammen; beim Erkalten
                              									bilden sie eine dicke Tafel. Auf solche Weise macht man mehrere Tafeln und, um ein
                              									dickes Brod aus ihnen zu bilden, vereinigt man sie, nachdem man sie alle auf 39 bis
                              									40° R. erwärmt hat, auf der Preßplatte; 6–8 Tage fortgesetztes starkes
                              									Pressen schweißt sie zusammen und reckt sie ein wenig aus. Der so erhaltene Block
                              									wird möglichst lang im Keller, und mehrere Monate im Magazin aufbewahrt.
                           Wenn ein Kautschukblock in Blätter von verschiedener Dicke geschnitten werden soll,
                              									befestigt man ihn mittelst Kautschukteigs (siehe weiter unten) auf dem horizontal
                              									verschiebbaren Schlitten einer Schneidmaschine.  Der Schlitten bewegt sich mit
                              									dem darauf befindlichen Brode mittelst eines Gewichts vorwärts und das Brod fährt
                              									dabei gegen die sehr scharfe Schneide einer horizontalen Klinge, die sich sehr rasch
                              									(800 bis 900 Schläge in der Minute) hin und her bewegt; um die Elasticität des
                              									Kautschuks aufzuheben, seine Erhitzung und seine Adhärenz zu verhindern, läßt man
                              									auf die Stahlschneide beständig einen dünnen Strahl kalten Wassers laufen.
                           Nachdem das Messer die ganze Länge des Brods das erstemal durchschnitten hat, zieht
                              									man das Brod zurück, stellt es mittelst der Schrauben unter dem Schlitten um so
                              									viele Millimeter höher als die gewünschten Kautschukblätter dick werden sollen,
                              									beginnt von neuem durchzuschneiden und so fort, bis die ganze Masse in Blätter von
                              									gleicher Dicke zerschnitten ist.
                           Diese Blätter lassen sich leicht an den Enden miteinander verbinden und in Röhren
                              									oder andere hohle Gegenstände von beliebiger Form verwandeln, denn es genügt, die zu
                              									vereinigenden Ränder schräg abzuschneiden und die schrägen Flächen unter schwachem
                              									Druck in Berührung zu bringen, damit sie einander bald stark adhäriren. Dieses muß
                              									an einem 18 bis 20° R. warmen Orte geschehen oder es müssen die Blätter diese
                              									Temperatur haben. Sollten dieselben vorher bis auf 0° erkaltet gewesen seyn,
                              									so müssen sie bis auf 32° R. erwärmt werden, um ihnen ihre Geschmeidigkeit,
                              									Elasticität und Adhäsionskraft wieder zu ertheilen. Die verschiedenen, aus diesen
                              									zusammengeschweißten Blättern erhaltenen Gegenstände, Röhren, Fußbekleidungen,
                              									Cylinder oder Flaschen, können wie die Blätter selbst, nach dem unten beschriebenen
                              									Verfahren kalt vulcanisirt werden.
                           Schnüre (Fäden) aus gereinigtem Kautschuk. — Um Kautschukschnüre
                              									zu verfertigen, schneidet man ein (1–2 Centimeter) dickes Blatt mittelst des
                              									Ausschlageisens in Scheiben von etwa 8 Centimeter (3 Zoll) Durchmesser; diese
                              									Scheiben werden wieder mittelst des mechanischen Messers spiralförmig in Riemen oder
                              									Bänder zerschnitten. Man vulcanisirt ebenfalls durch kaltes Eintauchen und bringt
                              									dann diese Riemen zwischen die 7, 9 oder 11 kreisrunden Klingen der
                              									Schneidemaschine, welche sie in 3, 4 oder 5 Schnüre zertheilen; um sehr regelmäßige
                              									Producte zu erhalten, ist zu diesen Operationen Geschicklichkeit und große Uebung
                              									erforderlich; ein Strahl kalten Wassers erleichtert dabei die Wirkung der
                              									schneidenden Klingen.
                           Formen der Kautschukbälle. — Man setzt eine im Wolf
                              									zusammengeschweißte Kautschukwalze mit ihrer Epitze (Fig. 16) der Einwirkung
                              										 einer cylindrischen
                              									Reibe aus, welche aus einem Blatt durchlöcherten Schwarzblechs, die rauhe Seite nach
                              									außen (wie die gewöhnlichen Zuckerreiben) verfertigt wird. Die durch die rasche
                              									Bewegung (5 bis 600 Umdrehungen in der Minute) bewirkte Reibung zertheilt die
                              									Kautschukmasse in kleine Stückchen, welche, durch die Reibung erhitzt, eine solche
                              									Adhäsionskraft erlangt haben, daß sie eine einzige markige und weiche Masse bilden,
                              									welche man von Hand zu einer unförmlichen Kugel gestaltet, die man sogleich in eine
                              									aus zwei hohlen Halbkugeln bestehende gußeiserne Form bringt; ein mit Schrauben
                              									versehener Bügel gestattet die beiden Hälften der Form fest aneinander zu pressen;
                              									ein kleiner Ueberschuß der weichen Masse tritt in die Fuge heraus und bildet einen
                              									Wulst, welchen man durch Wechseln der Lage der Kugel in der Form zum Verschwinden
                              									bringt. Nach 5 bis 6 Stunden schraubt man noch fester zu und setzt der Kälte aus; 12
                              									Stunden darauf kann man aus der Form nehmen und bewahrt nun die sehr hart gewordene
                              									Kugel auf. Wenn man ihr ihre ursprüngliche Elasticität wieder ertheilen will, so
                              									hält man sie eine halbe Stunde lang in ein auf 40° R. erwärmtes Wasser und
                              									läßt sie dann bei gewöhnlicher Temperatur erkalten, ehe man sich ihrer bedient oder
                              									sie in den Handel liefert.Man kann diese Bälle mit gefärbter Scherwolle überziehen, indem man sie mit
                                    											dickem Terpenthinölfirniß (siehe Seite 110) bestreicht und sie dann in der
                                    											Scherwolle umherrollt; diese hängt sich dem Firniß an und bleibt nach dem
                                    											Austrocknen im Trockenzimmer sehr fest darauf zurück.
                           Gestreckte Kautschukblätter. — Man bereitet diese
                              									Blätter durch eine Art warmen Walzens; nachdem man eine im Wolf geriebene
                              									Kautschukwalze platt gepreßt hat, erwärmt man die erhaltene dicke Platte im
                              									Trockenzimmer wieder auf 32 bis 40° R.; hierauf läßt man sie zu
                              									wiederholtenmalen zwischen den sehr allmählich näher gerückten Cylindern eines
                              									Walzwerks hindurchlaufen; diese Cylinder sind hohl und werden beide durch
                              									hineingesteckte rothglühende Eisenstangen oder mittelst Dampf auf ungefähr
                              									80° R. erhitzt; wenn die Dicke des Kautschuks nur mehr 2–3 Centimet.
                              									(1 Zoll) beträgt, kann man ihn noch einigemal durchlaufen lassen, wobei man jedesmal
                              									das Blatt doppelt zusammenlegt, um die Substanz besser zu kneten und gleichartig zu
                              									machen.
                           Endlich zieht man die Druckschrauben jedes Zapfenlagers der oberen Walze an und läßt
                              									den erweichten Kautschukzeug ein letztesmal hinburchlaufen; das auf der
                              									entgegengesetzten Seite hervorkommende Blatt ist nun sehr dünn; dasselbe ließe sich
                              									von beliebiger Länge erhalten,  weil es sich so lange fortbildet, als man vor dem
                              									Walzwerk frische Substanz zugibt.
                           Dieses dünne Blatt ist weich und stark klebend; man kann es zwischen zwei Gewebe
                              									legen und damit zwischen zwei Cylindern eines zweiten Walzwerks hindurchlaufen
                              									lassen; auf diese Weise erhält man sehr dauerhafte wasserdichte Zeuge.
                           Soll eine Seite des Kautschuks bloß bleiben, so läßt man einen einzigen Zeug, auf
                              									welchem das Blatt liegt, zwischen den Walzen durchlaufen. Wenn man diesen doppelten
                              									Zeug doppelt zusammengelegt und in runden, elliptischen, rechtwinkeligen Formen
                              									ausgeschnitten hat, so kann man seine Ränder nach Belieben zusammenhängend machen.
                              									Die Ränder des Kautschuks, in Berührung gebracht und warm gepreßt, schweißen
                              									zusammen und bilden ein geschlossenes Gefäß. Man läßt den Platz für einen Aufsatz
                              									frei, welchen man durch Andrücken oder Dazwischenbringen von Kautschukteig
                              									befestigt; dieser Aufsatz oder Hut kann zum Eingießen der zum Vulcanisiren des
                              									Kautschukblatts dienenden Auflösung in das Gefäß oder den Sack benützt werden.
                           Wenn man das Kautschukblatt für sich allein erhalten will, so zieht man es bei seinem
                              									Austritt aus dem erwärmten Walzwerk durch ein Bad kalten Wassers und rollt es dann
                              									auf einen Haspel auf; auch kann man es, um die Adhärenz zu vermeiden, statt des
                              									Wassers, auf beiden Seiten mit Talkpulver (natürliche kieselsaure Talkerde)
                              									bestreuen.
                           
                        
                           II. Kautschuk-Auflösungen, -Teige und -Kitte.
                           Kautschukteige und -Auflösungen. — Die dünnen Kautschukblätter, deren Anfertigung wir
                              									beschrieben, eignen sich sehr gut zur Darstellung der Kautschukteige und
                              									-Auflösungen; man zerschneidet sie in kleine Stücke, die man wascht und in
                              									einem kalten oder wenig erwärmten Luftstrom austrocknen läßt. Man bringt sie hierauf
                              									in einem geschlossenen Gefäß mit ihrem 1½ 2 oder 3fachen Gewicht
                              									Schwefelkohlenstoff oder rectificirtem Terpenthinöl zusammen. Nach 24 bis 48 Stunden
                              									ist der Kautschuk aufgeschwollen und erweicht; man durchknetet ihn in einer
                              									Reibvorrichtung mit 5 Cylindern (Fig. 18). Jeder Cylinder
                              									hat 12 Centimet. (4″ 5′″) Durchmesser und 40 Fuß Länge und
                              									dreht sich (in der Richtung der Pfeile) in einem Troge b, welcher den obern Theil eines durch eingelassenen Dampf mehr oder weniger
                              									erhitzten hohlen Kastens b, c bildet. Die in den Canal d gebrachte
                              									Mischung gelangt zwischen den ersten Cylinder und seinen Trog; auf der  andern Seite des Trogs
                              									angekommen, begegnet die nun einmal geknetete Substanz einer Abstreichklinge g, welche die Oberfläche des Cylinders berührt; die
                              									Kautschukmasse fällt zurück und gelangt nun zwischen den zweiten Cylinder und seinen
                              									Trog; auf diese Weise gelangt sie nach und nach durch alle Tröge und wird immer
                              									besser zerrieben, bis sie zuletzt bei e auf eine
                              									geneigte Ebene fällt, die sie in einen als Recipient dienenden kleinen Kasten f leitet.
                           In dieser von Hrn. Peroncel verbesserten Reibevorrichtung
                              									erhalten die fünf Cylinder oder Walzen ihre Bewegung von fünf auf derselben Achse
                              									befindlichen endlosen Schrauben mitgetheilt, welche sie mit gleicher Geschwindigkeit
                              									jedem Zahnrad an der Achse jedes Cylinders ertheilen.
                           Die so zubereiteten mehr oder weniger dicken oder flüssigen Teige dienen zu
                              									verschiedenen Zwecken: zum Herstellen der Verbindungen zwischen Gegenständen aus
                              									Kautschukblättern; zum Zusammenschweißen der rechteckigen Brode aus
                              									zusammengeballtem Kautschuk; zum Ueberziehen und Wasserdichtmachen der Gewebe, indem
                              									man eine Schicht dieser Teige dazwischen bringt, nämlich mittelst Walzen und
                              									endloser Zeuge, welche diese Gewebe halten und leiten. Man benutzt diese Teige auch
                              									zum Ueberziehen des Getäfels auf der feuchten Mauern zugekehrten Seite; sogar als
                              									kräftigen und doch geschmeidigen Leim zum Verbinden gut ausgetrockneter Flächen
                              									verschiedener Holzstücke in der Kunstschreinerei oder beim Verfertigen musikalischer
                              									Instrumente. Der Kautschukteig wird auch in der Buchbinderei benutzt; die Bücher,
                              									Hefte oder Register werden in die Presse gebracht, und alle Blätter des Rückens eben
                              									beschnitten, dann mit drei bis vier Lagen des Teigs bestrichen, die man eine nach
                              									der andern trocknen läßt; auf die letzte Schicht legt man seine Leinwand, womit man
                              									alle vereinigten Blätter an den Einband befestigt.
                           Rüböl, welches 1 Proc. Kautschuk enthält (den man in sehr dünne Streifen geschnitten
                              									und in der Wärme darin aufgelöst hat), ist braun und etwas klebrig, in welchem
                              									Zustand es als Maschinenschmiere dient.
                           Kautschukkitt. — Dieser wird wie folgt bereitet.
                              									Man läßt den fein zerschnittenen Kautschuk nach und nach bei ungefähr 168° R.
                              									schmelzen; sobald er flüssig ist, setzt man ihm mittelst einer Spatel gelöschten
                              									Kalk in Pulverform zu; 2 Thle. Kautschuk und 1 Thl. gelöschter Kalk geben einen
                              									weichen Kitt; nimmt man zweimal so viel Kalk, so erhält man einen festern, jedoch
                              									immer noch geschmeidigen Kitt.  Diese Kitte bleiben immer dehnbar und zähe; zwischen den
                              									Hals einer Flasche und einen eingeriebenen Stöpsel gebracht, bilden sie eine
                              									hermetische Verschließung.
                           Soll die äußere Oberfläche des Kitts austrocknen, so nimmt man auf 2 Thle. Kautschuk
                              									1 Th. Kalk und 1 Thl. Mennig.
                           Diese neue Art hermetischer Verschließung wurde von Hrn. Maissiat vorgeschlagenMan vergl seine Abhandlung im polytechn. Journal Bd. CVI S.
                                       												268., und ich habe sie mit bestem Erfolg versucht; die
                              									hermetische Verschließung von Flaschen oder Apparaten ist dadurch für mehrere Jahre
                              									gesichert.
                           
                        
                           III. Röhren
                                 										aus Kautschuk.
                           Dieselben werden leicht dadurch verfertigt, daß man die doppelte Dicke eines
                              									Kautschukblatts, welches in einer dem Durchmesser der Röhre entsprechenden Breite
                              									zusammengelegt ist, unter die Schere bringt. Das Beschneiden der zwei Dicken
                              									geschieht unter einem Winkel von 45° mit der Oberfläche des einen Blatts,
                              									beim andern also von 135° (Fig. 19); man gibt dann
                              									mittelst eines Dorns die cylindrische Gestalt, die zwei Schnittflächen (Fig. 20) legen
                              									sich über einander und ein schwacher Druck mit einem Stab oder einige Schläge mit
                              									einem flachen Lineal genügen um die Berührung und inniges Aneinanderhaften zu
                              									bewirken.
                           
                        
                           IV. Vulcanisirter (geschwefelter) Kautschuk; Anwendungen des gewöhnlichen und des vulcanisirten
                                 										Kautschuks.
                           Das erste von Hancock erfundene Verfahren besteht darin, 2
                              									bis 3 Millimeter (1 bis 13/10 Par. Linien) dicke Kautschukblätter in geschmolzenen
                              									Schwefel bei einer Temperatur von 96° Reaumur zu tauchen; nach Verlauf von 10
                              									bis 15 Minuten hat der Kautschuk an Gewicht zugenommen, indem er auf 100 Thle.
                              									12–15 Thle. Schwefel absorbirte; in diesem Zustand kann man die Blätter in
                              									den Reibcylindern in Teig verwandeln und dann auf oder zwischen Zeugen ausbreiten.
                              									Um die Verwandlung des Kautschuks zu vollenden, so daß er neue Eigenschaften
                              									annimmt, müssen die geschwefelten Blätter einer Temperatur von 128° R.
                              									ausgesetzt werden.
                           
                           Von nun an ist die Elasticität des Kautschuks bei den gewöhnlichen Temperaturen der
                              									Atmosphäre permanent geworden. Man kann sich der zahlreichen und nützlichen
                              									Gegenstände die er liefert (welche wir weiter unten aufzählen), in den heißesten
                              									Gegenden des Erdballs, wo der zu stark erweichende, zu dehnbare und zu sehr klebende
                              									gewöhnliche Kautschuk nicht mehr anwendbar wäre, eben so gut bedienen wie in den
                              									Ländern des höchsten Nordens, wo die Kälte die Elasticität des gewöhnlichen
                              									Kautschuks vernichtet.
                           Gleiche Resultate erreichten Hancock und Broding durch warmes Zerreiben des Kautschuks entweder
                              									mit 10–12 Proc. Schwefel, oder 7 Proc. Schwefelblumen und 5 Proc. Bleiweiß,
                              									oder auch mit einem Gemenge von Schwefel und Schwefelarsenik, worauf sie aus diesem
                              									Kautschuk Blätter, Röhren etc. bildeten und zuletzt durch Erhöhung seiner Temperatur
                              									auf 128° R. die Schwefelung vollendeten.
                           Hancock gelang auch die Vulcanisirung des Kautschuks
                              									dadurch, daß er ihn, je nach der Dicke der Blätter, ½ oder 1 Stunde lang in
                              									einem verschlossenen Gefäße H (Fig. 26) dem in einem
                              									Dampfkessel B erzeugten Wasserdampf von 128° R.
                              									Temperatur aussetzte, nachdem dieser Dampf über den in einem dazwischen befindlichen
                              									Gefäße E bei etwas höherer Temperatur geschmolzenen
                              									Schwefel gestrichen ist; der vom Wasserdampf mitgerissene Schwefeldampf zieht sich
                              									in hinreichender Menge in den Kautschuk, um die bezweckte Verwandlung zu
                              									bewirken.
                           Verfahren beim kalten Vulcanisiren. — Dieses
                              									Verfahren hat namhafte Vorzüge vor den obigen, hauptsächlich weil es bei fertig
                              									geformten Gegenständen anwendbar ist, keine Vorrichtung zur Behandlung des
                              									Kautschuks erfordert und den fertigen Gegenständen nur einen schwachen Geruch
                              									ertheilt, während die directe Vulcanisirung mit Schwefel allein oder mit Zusätzen
                              									ihnen einen sehr starken, unangenehmen Geruch gibt.
                           Der Erfinder dieses Verfahrens ist Parkes in Birmingham;
                              										Peroncel in Paris hat dasselbe in Frankreich zuerst
                              									angewandt, überdieß verbessert und vereinfacht. Dieses Vulcanisiren wird auf
                              									folgende Weise bewerkstelligt:
                           Man macht die Blätter, Schnüre, Röhren, hohlen Cylinder, Kugeln, Gefäße etc. von
                              									gewöhnlichem Kautschuk fertig und taucht sie dann recht rein und trocken in eine
                              									Auflösung, welche auf 100 Thle. Schwefelkohlenstoff 2½ Thle.
                              										Halb-ChlorschwefelWir theilen die technische Bereitung dieser zwei Substanzen im folgenden
                                    											Hefte mit.A. d. Red. enthält;
                              									nach einer Minute  nimmt
                              									man sie wieder heraus und verdunstet den Schwefelkohlenstoff mit den entstandenen
                              									Spuren von Salzsäure vermittelst eines Luftstroms in einem auf 18 bis 20° R.
                              									erwärmten Trockenraum; sobald die Gegenstände trocken sind, legt man sie wiederholt
                              									in die stüssige Mischung, und läßt sie ungefähr 1½ Minuten darin. Man nimmt
                              									sie dann heraus um sie, wie das erstemal, trocknen zu lassen, und wäscht sie endlich
                              									in einer schwachen Alkalilösung und dann in Wasser aus.
                           Bei diesen Eintauchungen saugt ein 2–3 Millimeter (1 Linie) dickes
                              									Kautschukblatt (oder die davon gebildeten Röhren, Gefäße etc.) sein vierfaches
                              									Gewicht der Mischung ein und behält 10 bis 15 Proc. Schwefel in sich zurück.
                           Um dünnere Blätter zu vulcanisiren, müßte man mehr Chlorschwefel zusetzen und das
                              									Eintauchen minder lang dauern lassen; bei dickern hingegen wäre weniger
                              									Chlorschwefel anzuwenden und das Eintauchen länger andauern zu lassen, damit die
                              									Oberfläche der Gegenstände nicht zu viel Schwefel absorbiren kann.
                           Jedenfalls darf man die Gegenstände nicht zu lange in einem Uebermaaß von Flüssigkeit
                              									liegen lassen, weil sie sonst zu viel Schwefel in sich aufnehmen, dadurch hart und
                              									spröde werden und ihre Dehnbarkeit und Elasticität verlieren.
                           Auf dieselbe Weise kann man mit Zeugen gefutterte Gegenstände, z. B. Fußbekleidungen,
                              									vulcanisiren; man braucht sie nur in ihre Formen zu stecken und die
                              									Kautschukoberfläche mit einem Pinsel oder Leinenbäuschchen wiederholt zu
                              									bestreichen. Auch äußerlich mit Zeugen überzogene Gefäße, Bälle etc. lassen sich
                              									leicht schwefeln; diese Gefäße, welche meistens als elastische Luftkissen dienen,
                              									werden behufs des Vulcanistrens mit einem Aufsatz versehen und mit der erwähnten
                              									Flüssigkeit gefüllt, dann mit alkalischem und hierauf mit reinem Wasser
                              									ausgewaschen. Der auf diese Weise vulcanisirte Kautschuk besitzt alle oben
                              									angegebenen Eigenschaften.
                           Wenn man die Blätter dieses Kautschuks, welche 3 Millimeter dick sind, eine Stunde
                              									lang in siedendes Wasser taucht, so verlängern sie sich
                              									um beiläufig 5 Proc., bleiben elastisch, sind geschmeidiger, aber minder zähe; in 30
                              									Stunden nehmen sie allmählich ihre ursprünglichen Dimensionen wieder an; dieselben
                              									Blätter, 48 Stunden lang in kaltem Wasser gelassen,
                              									erleiden dieselben Veränderungen und nehmen ebenfalls nach und nach ihre frühere
                              									Dimension wieder an.
                           Die beschriebenen Verrichtungen können nicht ohne Nachtheil oder Gefahr in
                              									geschlossenen Localitäten vorgenommen werden; es müssen  daher die Arbeiter gegen die
                              									Einwirkung der Dämpfe geschützt werden, entweder mittelst starker Ventilation der
                              									Werkstätte, oder indem man die Arbeit in offenen Schoppen vornehmen läßt.
                           Ferner ist sehr große Vorsicht erforderlich beim Aufbewahren der den
                              									Schwefelkohlenstoff enthaltenden großen Flaschen. Diese Gefäße müssen zu ebener Erde
                              									aufgestellt werden, in Localitäten, welche der Feuersgefahr nicht ausgesetzt sind;
                              									in Magazinen und bewohnten Zimmern darf man nur geringe Mengen Schwefelkohlenstoff
                              									in Flaschen halten, welche in Gehäusen von Zink oder Weißblech eingeschlossen sind;
                              									denn der in der Luft verbreitete Schwefelkohlenstoff würde dieselbe nicht nur
                              									verderben und unathembar machen, sondern dieselbe könnte sich auch durch einen
                              									glühenden Körper oder durch ein brennendes Licht entzünden und einen Brand
                              									veranlassen, wobei sich schweflige Säure und Kohlensäure, ein gefährlich
                              									einzuathmendes Gasgemisch, bilden.
                           
                              Anwendungen des gewöhnlichen
                                    											Kautschuks.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 120, S. 115
                                 Zerschnittene Blätter dienen
                                    											zur Verfertigung von; Schnüren (Fäden),; Röhren,; Riemen,; runden Scheiben,
                                    											Gefäßen, Fußbekleidungen etc.; Sehr dünne, warm gestreckte Blätter zur
                                    											Verfertigung von; wasserdichten Zeugen,; Teigen,; Auflösungen.;
                                    											Kautschukteige dienen; zum Leimen; zum Binden; des Holzes für;
                                    											Kunstschreiner,; Instrumentenmacher,; der Wolle bei Anfertig. verzierter
                                    											Teppiche,; der künstlichen Blumen; der Register; Bücher.
                                 
                              Schwammiger (mit der Reibe erhaltener) vulcanisirter Kautschuk zur Verfertigung elastischer
                                 										Kifsen und Polster und gefüllter (auch mit farbiger Scherwolle überzogener)
                                 										Bälle.
                              In Aether macerirte hohle Birnen zur Verfertigung von
                                 										Ballons, welche man durch Einblasen aufschwellt.
                              In rechteckige Prismen zerschnittene Stücke zum
                                 										Ausreiben der Bleifederstriche.
                              Geschmolzener Kautschuk gemischt mit Kalk (oder Kalk
                                 										und Mennige) zur Anfertigung geschmeidiger Kitte zum Verschließen verschiedener
                                 										Gefäße.
                              
                           
                              
                              Anwendungen des vulcanisirten
                                    											Kautschuks.
                              Riemen zum Zusammenhalten von Papierrollen, Pakets
                                 										etc.
                              Binden für chirurgische Apparate.
                              Supports und Pessarien, mehr oder weniger weit,
                                 										cylindrisch zugerundet oder eingedrückt.
                              Elastische Kissen für Lehnstühle, Sessel, Betten,
                                 										Divans, Kutschen etc.
                              Schwammige Massen für Sessel, Kummeten etc.
                              Schnürbänder, Schnüre, Tricots, Zeuge, Hosenträger,
                                    											Handschuhbänder, Strumpfbänder etc.
                              
                                 
                                    
                                       
                                       
                                       Federn
                                       
                                    
                                       
                                       
                                       
                                       
                                    und Hämmer für Pianofortes,für Schlöfser und Klinken
                                       												etc.,für zufallende Thüren, Fenster etc.,Buffer für
                                       												Eisenbahnwagen etc.,als Blöcke unter den Achsenlagern.
                                    
                                 
                              Billardbande.
                              
                                 
                                    
                                       
                                       Runde
                                       
                                       Scheiben
                                       
                                    
                                       
                                       
                                       
                                    zum Einsetzen zwischen Röhren und verschiedenen Gefäßen,zum
                                       												hermetischen Verschluß der Stöpsel, Hähne, Ventile,zu Ventilen bei
                                       												Pumpen, Badewannen.
                                    
                                 
                              Sehr dicke, 10, 30 bis 50 vereinigte Scheiben zum Verhüten der Stöße der Eisenbahnwagen
                                 										etc.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 120, S. 116
                                 Walzen; zum Schwärzen in
                                    											Buchdruckereien und Steindruckereien,; als Pressionswalzen; zum
                                    											Farbauftragen; in Zeugdruckereien,; gegendrückende, zum Reliefdruck,; als
                                    											Pressionswalzen bei Papiermaschinen.
                                 
                              
                                 
                                    
                                       
                                       
                                       
                                       Röhren und Hähne für
                                       
                                    
                                       
                                       
                                       
                                       
                                       
                                    natürliche Wässer,alkalische Laugen,Salzsäure und
                                       												Pflanzensäuren,verdünnte Schwefelsäure und Salpetersäure,Diese zwei Säuren greifen im concentrirten Zustande den
                                             														gewöhnlichen und den geschwefelten Kautschuk stark
                                             													an.Chlor und flüssige unterchlorigsaure
                                       												Salze,Gase zur Heizung und Beleuchtung in den
                                       												Laboratorien,verschiedene physikalische und chemische
                                       												Apparate.
                                    
                                 
                              Doppelte Fußbekleidung gegen Feuchtigkeit.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
