| Titel: | Bericht des Hrn. Baude über einen von Hrn. Journeux nach dem Galy-Cazalat'schen System construirten kurzen und offenen Manometer für Locomotivenkessel. | 
| Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. LIV., S. 260 | 
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                        LIV.
                        Bericht des Hrn. Baude über einen von Hrn. Journeux nach dem Galy-Cazalat'schen
                           								System construirten kurzen und offenen Manometer für Locomotivenkessel.
                        Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement,
                              									October 1850, S. 449.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									V.
                        Journeux's Manometer für Locomotivenkessel.
                        
                     
                        
                           Zum Messen des Dampfdruckes in den Kesseln der Locomotiven kann man nur kurze
                              									Manometer gebrauchen. Die Güte solcher Instrumente hängt zum Theil von ihrer Dauer,
                              									zum Theil aber auch davon ab, daß sie ungeachtet der Erschütterungen der Locomotive
                              									oder der geringen Sorgfalt, welche die Maschinisten nicht selten darauf verwenden,
                              									richtig bleiben, endlich hängt sie zum Theil von ihrer Constructionsweise ab, durch
                              									welche die Ursachen mehr oder weniger vermieden werden können, welche den Ruin des
                              									Instrumentes zur Folge haben. Der Berichterstatter hatte Gelegenheit, die Galy-Cazalat'schen Manometer an mehreren
                              									Locomotiven anzuwenden, wo sie nach Jahre langem Gebrauche noch vollkommen gute
                              									Dienste thun. Durch Hrn. Journeux hat der kurze, oben
                              									offene Manometer einige, jedoch kleine Abänderungen erlitten, so daß die hier
                              									folgende kurze Beschreibung desselben sich wenig von Galy-Cazalats Beschreibung des von ihm construirten Manometers (im
                              									polytechn. Journal Bd. CIII S. 321) unterscheidet.
                           Um die Höhe der Quecksilbersäule zu verringern, welche in dem gewöhnlichen offenen
                              									Manometer so viele Mal 76 Centimeter beträgt, als man in dem Kessel die Spannung
                              									einer Atmosphäre hat, benutzte Galy-Cazalat das
                              									Princip der Wassersäulenmaschine, welches darin besteht, daß die Höhen von zwei
                              									Wassersäulen, welche auf verschieden große Kolbenflächen wirken und sich das
                              									Gleichgewicht halten, sich umgekehrt wie die Kolbenflächen verhalten.
                           Eine mit dem Kessel in Verbindung stehende gebogene Röhre leitet den Dampf unter
                              									einen Kolben, welcher den Durchmesser c hat. Auf der
                              									anderen Kolbenfläche von dem Durchmesser c′ ruht
                              									das Quecksilber, dessen Behälter oben mit einer Röhre versehen ist.
                           
                           Die Höhe h der Quecksilbersäule, welche einem
                              									Atmosphärendruck das Gleichgewicht hält, findet man aus der Proportion 76 : h = c′2 : c2. Wenn man also z. B. h = 4 Centimeter annimmt, so muß das Verhältniß der Kolbenflächen wie 19 :
                              									1 seyn.
                           Der Druck sowohl des Dampfes als des Quecksilbers wird auf die beiden Flächen des
                              									Kolbens mittelst zweier Scheiben von geschwefeltem Kautschuk übertragen.
                           Es ist nun begreiflich, daß die Bewegung des Kolbens nur sehr klein seyn darf; denn
                              									sonst würden sich die Scheiben ungeachtet ihrer Biegsamkeit dehnen müssen, und der
                              									Druck des Dampfes und des Quecksilbers würde nicht mehr genau im Verhältniß zu den
                              									Kolbenflächen stehen.
                           Die Bewegung des Kolbens kann man dadurch sehr gering machen, daß man dem
                              									Quecksilberkolben und der Röhre sehr verschiedene Durchmesser gibt.
                           Ist die Höhe, welche einer Atmosphärenspannung entspricht, 44 Millimeter, wie bei den
                              									von uns angewandten Manometern, der Durchmesser des Kolbens 52 Millimeter und
                              									derjenige der Röhre 3½ Millimeter, so wird die Bewegung des Kolbens für eine
                              									Spannung von 7 AtmosphärenTextabbildung Bd. 120, S. 261 oder 1,38 Millimeter betragen.
                           Der untere Theil des Quecksilbergefäßes steht mit der äußern Luft in Verbindung, so
                              									daß der Manometer den absoluten Dampfdruck im Kessel angibt.
                           Um das Instrument zu reguliren, schüttet man durch eine kleine Oeffnung, welche durch
                              									eine Schraube wieder verschlossen wird, das Quecksilber in das Gefäß, und füllt
                              									dasselbe, bis das Quecksilber einen oder zwei Centimeter hoch in der Röhre gestiegen
                              									ist. Diese Höhe entspricht dem Drucke der Luft. Die Eintheilung der Scala erhält man
                              									dadurch, daß man auf das kleine Kautschukdiaphragma eine Wassersäule wirken läßt,
                              									deren Druckhöhe durch einen langen offenen Manometer bestimmt wird.
                           Ein Manometer von Journeux kostet 50 oder 45 Franken, je
                              									nachdem die Scala von Messing oder von Gußeisen ist. Die Menge des nöthigen
                              									Quecksilbers ist unbedeutend, denn das ganze Gewicht desselben beträgt 0,205
                              									Kilogr., was, das Kilogr. zu 9 Franken berechnet, 1,85 Franken ausmacht. Das
                              									Instrument ist leicht auszuleeren  und wieder zu füllen, und kann mit der größten
                              									Leichtigkeit auseinandergenommen und wieder in Stand gesetzt werden.
                           Durch diese Eigenschaften ist der Manometer von Galy-Cazalat bei den Maschinisten beliebt geworden; er kommt selten
                              									in Unordnung, und gibt in der Regel den Dampfdruck in den Locomotivenkesseln genau
                              									an. Hr. Galy-Cazalat hat das Princip der
                              									Wassersäulenmaschine und der hydraulischen Presse sehr sinnreich benutzt, um kurze
                              									offene Manometer von einfacher und solider Construction herzustellen, die wohlfeil
                              									sind, und einen so großen Einfluß auf die Sicherheit der Locomotiven sowohl während
                              									der Fahrt als auch im Zustande der Ruhe haben.
                           Beschreibung des Instrumentes.
                           Fig. 1 ist eine
                              									Vorderansicht des kurzen offenen Manometers;
                           Fig. 2 eine
                              									Seitenansicht desselben;
                           Fig. 3 ein
                              									verticaler Durchschnitt des Instrumentes.
                           In allen Ansichten bezeichnen dieselben Buchstaben denselben Gegenstand.
                           a Röhre, welche den Dampf aus dem Kessel zum Instrumente
                              									leitet;
                           b Quecksilbergefäß aus zwei Theilen;
                           c Kolbenfläche welche dem Dampfdrucke ausgesetzt ist;
                           d Kolbenfläche auf welche das Quecksilber drückt;
                           e unterer, cylindrisch ausgebohrter Gefäßtheil, in
                              									welchem sich der Kolben bewegt;
                           f Stopfbüchse mit Kautschuk-Liederung, durch
                              									welche die Glasröhre g gehalten wird;
                           h Oeffnung, durch welche der untere Theil des Kolbens d mit der äußeren Luft in Berührung gesetzt ist;
                           i Röhrchen zum Einfüllen des Quecksilbers;
                           k Hahn, durch welchen der aus dem Kessel kommende Dampf
                              									abgesperrt werden kann.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
