| Titel: | Mayall's Lichtbilder auf Glas, welche in vergrößertem Maaßstab auf Papier übertragen werden. | 
| Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. LXIII., S. 297 | 
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                        LXIII.
                        Mayall's Lichtbilder auf Glas, welche in
                           								vergrößertem Maaßstab auf Papier übertragen werden.
                        Aus dem Athenaeum, März 1851, Nr.
                              								1220.
                        Mayall's Lichtbilder auf Glas, zur Vergrößerung auf
                           								Papier.
                        
                     
                        
                           Der Photograph Mayall in Paris stellt negative Lichtbilder
                              									auf Glastafeln dar, welche er mittelst einer Linse in vergrößertem Maaßstab auf
                              									Papier überträgt. Bisher waren die photographischen Abbildungen von Gebäuden für
                              									alle praktischen Zwecke zu klein, während auf Mayall's
                              									Lichtbildern die architektonischen Gegenstände mit einer außerordentlichen Klarheit
                              									und Schärfe wiedergegeben sind. Der reisende Photograph kann jetzt seine negativen
                              									Bilder in kleinem Maaßstab, wie er ihm convenirt, aufnehmen, um später positive
                              									Copien derselben von den gewünschten Dimensionen anzufertigen. Hr. Mayall brachte eine Anzahl solcher vergrößerter
                              									Lichtbilder, welche verschiedene Gebäude in Paris darstellen und allgemein bewundert
                              									werden, auf die Londoner Industrieausstellung. Er hat uns das Verfahren, wornach er
                              									die negativen Bilder auf Glas darstellt, zur Veröffentlichung mitgetheilt; es ist
                              									folgendes:
                           1. Man schlägt das Weiße von einem frischen Ei mit einem
                              									Bündel von Federkielen zu einer schneeartigen Masse, welche man mit zehn Tropfen
                              									einer gesättigten Auflösung von Jodkalium versetzt; man läßt sie sechs Stunden an
                              									einem Platz stehen, welcher frei von Staub ist und mäßig warm, nämlich
                              									12½° Reaumur.
                           2. Ein Stück Spiegelglas von acht Zoll Länge auf sechs Zoll Breite, mit eben
                              									geschliffenen Rändern, muß folgendermaßen gereinigt werden: mittelst eines Stücks
                              									Baumwolle überreibt man beide Seiten mit concentrirter Salpetersäure, wascht es dann
                              									gut mit Wasser ab und trocknet es.
                           
                           Man klebt eine Oblate auf diejenige Seite, welche ich im folgenden die Rückseite
                              									nennen will, um sie zu bezeichnen; man streut auf die Vorderseite eine mäßige Menge
                              									feinen Tripel, welcher mit wenigen Tropfen einer concentrirten Auflösung von
                              									kohlensaurem Kali befeuchtet ist, und reibt dann mit einem Stück Baumwolle die
                              									Fläche schnell in Kreisen etwa fünf Minuten lang; hierauf mit trockenem Tripel;
                              									endlich mit reinem Baumwollenzeug, um alle staubigen Theilchen wegzuwischen.
                           3. Auf die Mitte der Rückseite klebt man einen Ball von Guttapercha als Griff; man
                              									seiht das präparirte Eiweiß durch reine Leinwand, gießt es sanft in die Mitte der
                              									gereinigten Seite des Glases, bewegt das Glas bis seine Oberfläche gänzlich
                              									überzogen ist, läßt es in die Ecken laufen, und gießt endlich den Ueberschuß an den
                              									vier Ecken ab; man nimmt die Handhabe von Gutta-percha weg, und legt das Glas
                              									auf eine andere Glasplatte, welche mittelst einer Libelle waagrecht an einem
                              									staubfreien und mäßig warmen Platz angebracht wurde. Das Spiegelglas läßt sich auf
                              									beschriebene Weise mit Jodkalium und Eiweiß bei
                              									Tageslicht präpariren und dann beliebig lang aufbewahren.
                           4. Um die Glasplatte empfindlich zu machen, präparirt man sie bei gelbem Licht folgendermaßen: man löst 50 Gran
                              									salpetersaures Silber in 1 Unze destillirten Wassers und 120 Gran starker Essigsäure
                              									auf; diese ganze Auflösung gießt man in eine flache Porzellanschale, welche etwas
                              									breiter als die Glasplatte ist; man stecke nun ein Ende der mit Jodkalium und Eiweiß
                              									präparirten Glasplatte in die Auflösung, stützt mit einem Federkiel das obere Ende
                              									des Glases, und läßt es plötzlich auf die Lösung fallen, worauf man es zehn Secunden
                              									lang aufhebt und wieder niederläßt; man nimmt es dann heraus und legt es mit der
                              									Vorderseite oberhalb in eine andere Schale welche zur Hälfte mit destillirtem Wasser
                              									gefüllt ist; man läßt das Wasser zweimal über die Oberfläche laufen; man nimmt das
                              									Glas heraus und stellt es aufrecht, damit es trocknet; es ist nun für die camera obscura bereit und läßt sich in diesem Zustand
                              									zehn Tage aufbewahren, wenn man es gegen das Tageslicht geschützt an einen mäßig
                              									warmen aber niemals feuchten Platz bringt.
                           Die Auflösung kann man in eine schwarze Flasche filtriren und wieder benutzen, wozu
                              									man sie dann und wann mit einigen Tropfen Essigsäure versetzt und im Dunkeln
                              									aufbewahrt.
                           Man exponirt in der camera obscura vier bis zehn Minuten,
                              									je nach der Lichtstärke und der Oeffnung der Linse. Angenommen man  habe eine Linse von drei Zoll
                              									Durchmesser und sechzehn Zoll Focus für parallele Strahlen, so sind bei einem
                              									Diaphragma von einem Zoll, welches man drei Zoll vor der Linse anbringt, beiläufig
                              									fünf Minuten für die Exposition hinreichend.
                           5. Um das Lichtbild zum Vorschein zu bringen, legt man das Glas, die Vorderseite
                              									oberhalb, auf einen Träger mit Justirschrauben, um sie waagrecht zu machen; man
                              									gießt eine concentrirte Auflösung von Gallussäure über die Oberfläche; das Bild wird
                              									im Verlauf von einer halben Stunde bis zwei Stunden zum Vorschein kommen. Am besten
                              									ist es, eine gelinde Wärme anzuwenden, nicht mehr als 5° über die
                              									Zimmertemperatur, wenn das Local 12½° Reaumur hat. Sollte das Bild
                              									noch schwach seyn, so gießt man die Gallussäure ab, spült das Bild mit Wasser ab,
                              									und gießt eine Mischung von gleichen Theilen essig-salpetersauren Silbers und
                              									Gallussäure, welche Mischung mit ihrem gleichen Volum Wasser verdünnt wurde, auf das
                              									Bild. Dasselbe wird sich nun schnell entwickeln; nach vier bis fünf Minuten gießt
                              									man die Mischung ab, wascht das Bild dreimal mit Wasser gut ab, und fixirt es
                              									hierauf mit unterschwefligsaurem Natron folgendermaaßen:
                           6. Man löst drei Drachmen unterschwefligsaures Natron in 1 Unze Wasser auf. In dieser
                              									Auflösung läßt man das Bild liegen, bis alles gelbe Jodsilber verschwindet, wascht
                              									es dann gut, stellt es aufrecht zum Trocknen, und es ist nun fertig.
                           Bei dieser Methode ist man des guten Erfolgs gewiß, vorausgesetzt, daß die Eier frisch sind und das Glas
                                 										rein ist; wenn diese zwei Bedingungen nicht erfüllt sind, bekommt das
                              									Eiweiß beim Fixiren Risse. — Alle Gefäße müssen nach dem Gebrauch sogleich
                              									mit Salpetersäure und hierauf mit Wasser gewaschen werden. — Auch muß man
                              									alle Vorsicht anwenden, um Staub zu vermeiden.
                           Das Eiweiß der Enteneier ist emfindlicher als dasjenige der Henne; dasjenige der Gans
                              									scheint noch empfindlicher als jenes zu seyn.