| Titel: | Ueber den Einfluß, welchen die Durchlöcherung der Kupfercylinder in der Daniell'schen Batterie auf die Stromstärke ausübt; von J. Müller. | 
| Autor: | J. Müller | 
| Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. LXXVII., S. 355 | 
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                        LXXVII.
                        Ueber den Einfluß, welchen die Durchlöcherung der
                           								Kupfercylinder in der Daniell'schen Batterie auf die Stromstärke ausübt; von J. Müller.
                        Müller, über Chalmers galvanische Batterie.
                        
                     
                        
                           Im polytechn. Journal Bd. CXVI S. 444 findet sich ein Bericht über die glänzenden
                              									Resultate, welche die Anwendung von Smee's mechanischem
                              									Princip (?) bei Daniell'schen Batterien geben soll. Smee hat bekanntlich eine Batterie construirt, welche aus
                              									Zink und platinirtem Silber zusammengesetzt ist. Viele scheinen der Meinung zu seyn,
                              									daß gerade die poröse Oberflächenform des Platinmoors sehr zur Verstärkung des
                              									Stroms beitrüge, ohne daß jedoch diese Ansicht im mindesten theoretisch oder
                              									experimentell begründet worden wäre. Ein Hr. Chalmers
                              									glaubt nun das Smee'sche Princip dadurch auch auf Daniell'sche Ketten übertragen zu können, daß er den
                              									Kupfercylinder in der Art wie ein Reibeisen mit Tausenden von kleinen Löchern
                              									versieht, deren rauhe Seite dem Zinkcylinder zugekehrt ist. Mit solchen Batterien
                              									will er die Wirkung der Daniell'schen Batterie auf mehr
                              									als das Doppelte gesteigert haben.
                           
                           Mir schienen von vornherein diese brillanten Resultate sehr zweifelhaft; ich konnte
                              									nicht einsehen, wie die besagte Durchlöcherung entweder die elektromotorische Kraft
                              									der Batterien erhöhen, oder ihren Leitungswiderstand vermindern solle, wenn man
                              									nicht annehmen will, daß durch die hervorragenden Spitzen der Weg des Stroms durch
                              									die Flüssigkeit etwas (freilich sehr wenig) abgekürzt würde, in welchem Falle man
                              									aber denselben Vortheil erreichen müßte, wenn man den Kupfercylinder ohne
                              									Durchlöcherung etwas enger machte (den Zinkcylinder als den inneren
                              									vorausgesetzt).
                           Aus theoretischen Gründen ist also nicht einzusehen, wie die fragliche Durchlöcherung
                              									der Kupfercylinder einen Vortheil bringen kann. Da aber bei dergleichen Dingen das
                              									Experiment nie unberücksichtigt bleiben darf, so stellte ich auch Versuche über
                              									diesen Gegenstand an und fand meine Zweifel vollkommen gerechtfertigt.
                           Ich machte zwei ganz gleiche Kupfercylinder, von denen der
                              									eine ganz blieb, während der andere in der von Chalmers
                              									angegebenen Weise durchlöchert wurde. Ein kleines Daniell'sches Element, in welchem der ganze
                              									Kupfercylinder das negative Metall bildete, gab, mit der Tangentenbussole
                              									geschlossen, 17,5° Ablenkung. — Nun wurde, während alles andere
                              									ungeändert blieb, der ganze Cylinder mit dem durchlöcherten vertauscht, und nun war
                              									die Ablenkung 17°. — Der durchlöcherte Cylinder zeigte also keine
                              									Ueberlegenheit.
                           Eine Daniell'sche Kette von 4 Elementen mit ganzen
                              									Kupfercylindern gab durch ein Voltameter geschlossen
                           
                              
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                                 7
                                 Minuten
                                 25
                                 Kubikcentimeter
                                 Knallgas
                                 
                              
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                                 55
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                           Die ganzen Kupfercylinder wurden nun mit sonst vollkommen
                                 										gleichen aber durchlöcherten vertauscht, und nun ergab sich, während sonst
                              									Alles ungeändert blieb,
                           
                              
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                                 7
                                 Minuten
                                 27
                                 Kubikcentimeter
                                 Knallgas
                                 
                              
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                                 —
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                           Die geringe Ueberlegenheit, welche hier die durchlöcherten Cylinder zeigen, ist von
                              									der Art, daß sie ganz auf Rechnung der Beobachtungsfehler und von Zufälligkeiten
                              									geschrieben werden kann.
                           Die pomphaften Anpreisungen des „mechanischen Princips“ fallen
                              									also in nichts zusammen. Offenbar hat sich Hr. Chalmers
                              									getäuscht, sein Aufsatz enthält aber nicht Data genug, um die Quelle seines Irrthums
                              									nachweisen zu können. Es muß aber hervorgehoben werden, daß er stets mit zwei
                              									verschiedenen Batterien arbeitete, von denen die eine  ganze, die andere durchlöcherte
                              									Cylinder hatte. In diesen Batterien bestand nun irgend eine Ungleichheit (vielleicht
                              									nur in den Thonzellen), welche die Unterschiede in der Wirkung bedingte und welche
                              										Chalmers übersah. Ich habe dergleichen Täuschungen
                              									dadurch vermieden, daß ich nur die Cylinder vertauschte.
                           Die Galvanometrie ist durch das Ohm'sche Gesetz jetzt bis
                              									zu dem Grade ausgebildet, daß man den Werth verschiedener elektromotorischer
                              									Vorrichtungen auf das präciseste ermitteln kann; wenn man dessenungeachtet noch
                              									immer den größten Täuschungen auf diesem Felde begegnet, so ist dieß lediglich die
                              									Folge davon, daß die wissenschaftlichen Principien des Galvanismus noch gar wenig
                              									verbreitet sind. In meinem „Bericht über die
                                    											neuesten Fortschritte der Physik“ Braunschweig bei Fr. Vieweg und Sohn, habe ich mich bemüht sie zugänglicher zu
                              									machen und ihnen dadurch mehr Eingang in die Praxis zu verschaffen. Dort findet man
                              									die einfachsten Methoden zur Berechnung der Wirkung galvanischer Ketten
                              									zusammengestellt.