| Titel: | Mechanische Plattirung des Bleies mit dem Zinn und verschiedenartige Verwendung derselben; von W. Betts. | 
| Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. LXXX., S. 362 | 
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                        LXXX.
                        Mechanische Plattirung des Bleies mit dem Zinn
                           								und verschiedenartige Verwendung derselben; von W. Betts.
                        Aus dem Moniteur industriel, 1851 Nr.
                              								1534.
                        Betts' mechanische Plattirung des Bleies mit dem Zinn und
                           								verschiedenartige Verwendung derselben.
                        
                     
                        
                           Man hat bis jetzt die Kapseln zum Verschließen von Flaschen und andern Gefäßen nach
                              									allgemein bekannten Methoden aus Zinn verfertigt. Betts
                              									schlägt nun vor, dieselben aus mit Zinn plattirtem Blei zu machen, d. h. das Blei
                              									auf beiden Seiten mit Zinn zu belegen und die beiden Metalle durch Walzen auf die
                              									geeignete Stärke zu reduciren.
                           Das Verfahren ist nach ihm folgendes:
                           Man gießt in einer Form Blei in Barren welche 4½ Zoll lang, 9 Linien dick und
                              									ungefähr 3 Fuß lang sind, ebenso verschafft man sich Barren von Zinn, welche
                              									dieselben Dimensionen haben; diese Barren bringt man einzeln unter ein Walzwerk, und
                              									läßt sie so lange durch dasselbe gehen, bis sie nur noch die Stärke von 2 bis
                              									2½ Linien haben, nämlich sogenannte Folien geworden sind. Nun legt man eine
                              									dieser Zinnfolien auf einen ebenen Tisch und auf dieselbe eine Bleifolie, welche
                              									etwas kürzer seyn muß, so daß man, nachdem die Enden auf der einen Seite genau
                              									übereinander gebracht wurden, das andere, längere Zinnende über das Blei umbiegen
                              									kann; hierauf schneidet man eine zweite Zinnfolie genau nach der Größe der Bleifolie
                              									und bedeckt damit die noch freie Seite der Bleifolie, nachdem man sie zuvor polirt
                              									hat.
                           
                           Diese Folienschicht läßt man nun unter bedeutendem Drucke ein Walzwerk passiren, um
                              									ihre Dicke zu vermindern und die zwei Metalle an einander haftend zu machen; dieses
                              									Auswalzen wird fortgesetzt bis die geeignete Dicke erzielt ist, wobei das Blatt
                              									jedesmal von einer Trommel aufgenommen wird, um welche es sich eben so schnell rollt
                              									als das Walzwerk es abgibt; unter der Trommel befindet sich ein kleiner
                              									Wasserbehälter, durch welchen die Folien passiren, um sie hinreichend zu netzen, ehe
                              									sie wieder zwischen die Walzen kommen, damit sich das Zinn nicht an letztere
                              									anhängt. Die gußeisernen Walzen sind in Schalen gegossen und vollkommen polirt.
                           Das so mit Zinn plattirte Blei, welches durch fortgesetztes Auswalzen auf die
                              									geeignete Dicke reducirt wurde, dient zum Anfertigen von Kapseln. Man kann kann
                              									dasselbe aber noch auf andere Art verwenden, z. B. zum Füttern von Theebüchsen, wozu
                              									man früher bloß Zinn oder vielmehr eine Legirung von Zinn und Blei verwendete.
                           Um noch dünnere Folien zu erhalten, legt man einen langen Streifen von plattirtem
                              									Blei, nach zuvor berechneten Dimensionen, mehrmals zusammen, und schneidet alsdann
                              									die Enden ab, wodurch man ein Packet von zwei bis drei Duzend Blättern erhält, die
                              									man wieder durch das Walzwerk so oft gehen läßt, bis die Folien auf die
                              									erforderliche Dicke reducirt sind; von Zeit zu Zeit muß man sie aber von einander
                              									trennen, damit sie nicht gegenseitig adhäriren. Man kann sie dann noch mit einem
                              									großen Hammer auf einem Tisch oder einem polirten Amboße dünner schlagen.
                           Diese mit Zinn plattirte Bleifolie kann auf gewöhnliche Weise mit Zeichnungen,
                              									Buchstabenschrift, Devisen, Emblemen versehen werden; besonders nehmen sich die
                              									erhabenen Schriften oder Zierrathen auf dem weißen und glänzenden Grunde des Zinns
                              									sehr gut aus; damit sie ihren Glanz behalten, werden sie gefirnißt. Solche Folien
                              									sind für Zimmerdecorationen, Tapeten u. s. w. verwendbar.
                           Das mit Zinn plattirte Blei ersetzt das Weißblech, Zinkblech, gewalzte Blei und reine
                              									Zinn zum Füttern von Reservoirs, Bassins, verschiedenartiger Gefäße, Büchsen etc.,
                              									wozu man besorgt seyn muß Barren zu erhalten, welche frei von Blasen, Tropfen,
                              									Sandkörnern sind, welche Fehler beim Walzen der Folien großen Abgang verursachen. Zu
                              									diesem Ende muß man sehr sorgfältig bei der Wahl des zu verarbeitenden Materials
                              									sowie beim Schmelzen verfahren, und besonders darauf sehen, daß keine fremden Stoffe
                              									zwischen die Blei- und Zinnflächen kommen, die sich gegenseitig adhäriren
                              									sollen, und daß sich keine  Luft zwischen dieselben setzt, welche zu Blasen
                              									Veranlassung geben würde; um letzteres zu vermeiden, muß man die Zinnfolie
                              									vollkommen genau auf die Bleifolie auflegen und nicht die geringste Falte oder
                              									Runzel dulden.
                           Die Abfälle vom Beschneiden der Kapseln etc. werden wiederum mit Blei geschmolzen und
                              									in Barren gegossen; letztere enthalten dann eine sehr kleine Menge Zinn, und lassen
                              									sich wie reines Blei walzen.