| Titel: | Ueber die Preßkuchen der Oelsamen, ihre Anwendung als Viehfutter und als Dünger; von E. Soubeiran und J. Girardin. | 
| Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. LXXXIII., S. 375 | 
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                        LXXXIII.
                        Ueber die Preßkuchen der Oelsamen, ihre Anwendung
                           								als Viehfutter und als Dünger; von E. Soubeiran und J. Girardin.
                        Aus dem Journal de Pharmacie et de Chimie, Febr. 1851,
                              									S. 87.
                        Soubeiran und Girardin, über die Preßkuchen der
                           								Oelsamen.
                        
                     
                        
                           Die Oelkuchen sind für die Landwirthschaft in zweierlei Beziehung wichtig. In
                              									Pulverform oder mit Harn gemengt bilden sie ein kräftiges Düngmittel; andererseits
                              									bieten sie ein ausgezeichnetes Viehfutter dar, das mit Vortheil zum Mästen benutzt
                              									wird.
                           Die außerordentliche Ausfuhr dieses Artikels nach England ist ein Beweis für den
                              									Werth desselben. Von 1836–1840 wurden aus Frankreich nach England mehr als
                              									120 Millionen Kilogramme transportirt, und in den Jahren 1840–1847 steigerte
                              									sich die Quantität bis auf 254,361,000 Kilogramme.
                           Bis jetzt sind die Oelkuchen noch nicht vollständig analysirt worden; Boussingault und Payen
                              									bestimmten nur die Menge des darin enthaltenen Stickstoffs und suchten nun durch die
                              									Quantität desselben das Aequivalent einer jeden Sorte zu ermitteln.
                           Wenn es gleich nicht in Abrede zu stellen ist, daß eine
                                 										Düngersorte einen um so größern Werth hat, als die Menge der darin enthaltenen
                                 										stickstoffhaltigen organischen Substanz beträchtlich ist, so ist es doch
                              									jetzt auch nicht zu verkennen, daß auch einige andere Bestandtheile, die zuweilen in
                              									beträchtlicher Menge, wie die Mineralsalze, im Dünger vorkommen, wesentlichen
                              									Einfluß an den düngenden Eigenschaften haben. Die Praxis hat sich hierüber bereits
                              									ausgesprochen, und um den comparativen Werth eines Düngers zu bestimmen,  scheint es ausgemacht zu seyn,
                              									daß zugleich die Menge des Humus oder derjenigen Substanz, aus welcher sich Humus
                              									bilden kann, die Natur und die Menge der Salze und endlich die Quantität der
                              									stickstoffhaltigen Substanz in Betracht gezogen werden muß.
                           Von dieser Ansicht ausgehend, unternahmen wir eine vergleichende Untersuchung der im
                              									Handel vorkommenden Oelkuchensorten. Im Folgenden sind unsere Versuche und die dabei
                              									erhaltenen Resultate enthalten.
                           1. Die erste Operation bezweckte die Bestimmung der Wassermenge, die sich in dem
                              									trockenen Oelkuchen, so wie er verkauft wird, befindet.
                           Zu diesem Zweck wurden zwei Gramme fein gepulverter verschiedener Oelkuchen bei
                              									100° C. in einem Strom trockener Kohlensäure getrocknet. Es wurde dabei der
                              									Zutritt der Luft vermieden, da das noch in dem Pulver befindliche Oel Sauerstoff
                              									absorbiren konnte, und dadurch die Resultate unrichtig ausgefallen seyn würden.
                           Die Quantität des Wassers in 100 Theilen verschiedener Oelkuchen betrug:
                           
                              
                                 in
                                 Kuchen
                                 von
                                 Leindotter
                                 14,5
                                 
                              
                                 —
                                 —
                                 —
                                 Bucheckern
                                 14,0
                                 
                              
                                 —
                                 —
                                 —
                                 Hanf
                                 13,8
                                 
                              
                                 —
                                 —
                                 —
                                 Kohlreps
                                 13,2
                                 
                              
                                 —
                                 —
                                 —
                                 Erdnuß (Arachis hypogaea)
                                 12,0
                                 
                              
                                 —
                                 —
                                 —
                                 Leinsamen
                                 11,0
                                 
                              
                                 —
                                 —
                                 —
                                 Mohn
                                 11,0
                                 
                              
                                 —
                                 —
                                 —
                                 Sesam
                                 11,0
                                 
                              
                           2. Um die Menge des noch in den Kuchen zurückgehaltenen Oeles zu bestimmen, wurden
                              									die fein gepulverten Kuchen mit wasserhaltigem Aether ausgezogen. Die Operation
                              									wurde mit 2 Gram. Pulver ausgeführt. Letzteres wurde nach dem vollständigen
                              									Ausziehen getrocknet. Der Verlust gab das Wasser und das Oel; es läßt sich daraus
                              									leicht die wirkliche Menge der fetten Substanzen berechnen.
                           Wir erhielten folgende Resultate:
                           
                              
                                 Kuchen von
                                 Mohn
                                 enthielt
                                 14
                                 Proc. Oel,
                                 
                              
                                 —
                                 Kohlreps
                                 —
                                 14,1
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Sesam
                                 —
                                 13,0
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Leindotter
                                 —
                                 12,2
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Lein
                                 —
                                 12,0
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Erdnuß
                                 —
                                 12,0
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Hanf
                                 —
                                 6,3
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Bucheckern
                                 —
                                 4,0
                                 —
                                 
                              
                           
                           3. Die Quantität des Stickstoffs wurde dadurch bestimmt, daß ein Gramm der nicht
                              									getrockneten Substanz mit Natronkalk gemischt, nach Varrentrapp und Will behandelt wurde. Aus der
                              									sauren ammoniakhaltigen Flüssigkeit bestimmte man das Ammoniak nach Péligot's Methode mit Hülfe von zuckersaurem Kalk.
                           Diese Analyse gab folgende Resultate:
                           
                              
                                 Kuchen von
                                 Mohn
                                 enthielt
                                 7,00
                                 Proc. Stickstoff,
                                 
                              
                                 —
                                 Hanf
                                 —
                                 6,20
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Erdnuß
                                 —
                                 6,07
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Lein
                                 —
                                 6,00
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Sesam
                                 —
                                 5,57
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Leindotter
                                 —
                                 5,57
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Sommerreps
                                 —
                                 5,55
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Bucheckern
                                 —
                                 4,50
                                 —
                                 
                              
                           Boussingault und Payen fanden
                              									in den Erdnußölkuchen 8,33 Proc. Stickstoff, also weit mehr als wir; es ist aber
                              									hinzuzufügen, daß diese Chemiker die von ihrer äußern Hülle befreiten Körner
                              									anwendeten. Diese Hülle zeigt keine der Eigenschaften der Körner und macht
                              									mindestens den dritten Theil der gewöhnlichen Oelkuchen aus. Der Werth dieser
                              									Oelkuchensorte ist demnach von den genannten Chemikern viel zu hoch bestimmt
                              									worden.
                           Der Oelkuchen der Bucheckern zeigte sich bei unsern Versuchen am stickstoffärmsten;
                              										Boussingault und Payen
                              									haben dasselbe gefunden.
                           4. Zur Bestimmung der Aschenmenge wurde ein Gramm einer jeden Oelkuchensorte in einem
                              									Porzellannachen im Muffelofen verbrannt; wir erhielten dabei folgende Resultate:
                           
                              
                                 Kuchen von
                                 Mohn
                                 gaben
                                 12,5
                                 Proc. Asche,
                                 
                              
                                 —
                                 Hanf
                                 —
                                 10,5
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Sesam
                                 —
                                 9,5
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Leindotter
                                 —
                                 8,2
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Lein
                                 —
                                 7,0
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Kohlreps
                                 —
                                 6,5
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Bucheckern
                                 —
                                 6,2
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Erdnuß
                                 —
                                 5,0
                                 —
                                 
                              
                           Die Aschen der Erdnüsse, der Bucheckern und des Sesams reagiren stark alkalisch; die
                              									anderen zeigen eine ähnliche, obgleich bei weitem schwächere Reaction.
                           In allen, ausgenommen in der Asche des Hanfs, kommen schwefelsaure Salze vor.
                           
                           In allen Aschen geben Reagentien die Gegenwart von Chlor, phosphorsauren und
                              									Kalksalzen an. Letztere sind besonders in der Asche der Bucheckern und des Mohns in
                              									großer Menge vorhanden; die Asche der Erdnüsse allein zeigt keine Spur.
                           Die Verhältnisse zwischen den löslichen und unlöslichen Bestandtheilen der Asche
                              									wurden folgendermaßen gefunden.
                           In 100 Gewichtstheilen dieser Asche waren enthalten:
                           
                              
                                 
                                 Lösliche Salze.
                                 Unlöslicher Theil.
                                 
                              
                                 Kuchen von
                                 Leindotter
                                 1,2
                                 98,8
                                 
                              
                                 —
                                 Rohlreps
                                 2,0
                                 98,0
                                 
                              
                                 —
                                 Mohn
                                 5,0
                                 95,0
                                 
                              
                                 —
                                 Erdnuß
                                 5,5
                                 94,5
                                 
                              
                                 —
                                 Hanf
                                 5,5
                                 94,5
                                 
                              
                                 —
                                 Sesam
                                 6,0
                                 94,0
                                 
                              
                                 —
                                 Bucheckern
                                 7,0
                                 93,0
                                 
                              
                                 —
                                 Lein
                                 10,0
                                 90,0
                                 
                              
                           5. Die Bestimmung der Menge der phosphorsauren Salze in der Asche bot größere
                              									Schwierigkeiten dar. Die Untersuchung dieser Salze fand sich durch den Umstand
                              									vereinfacht, daß die Thonerde, welche in diesen Aschen enthalten ist, sich bei der
                              									Digestion mit Chlorwasserstoffsäure nicht löst. Wir überzeugten uns davon auf
                              									folgende Weise.
                           Nachdem die Lösung der Asche in Chlorwasserstoffsäure filtrirt und mit Wasser
                              									verdünnt worden war, wurde dieselbe durch überschüssiges Aetzkali gefällt. Zu der
                              									filtrirten Flüssigkeit wurde eine Lösung von Wasserglas gesetzt und das Gemisch bis
                              									zum Sieden erhitzt. Es zeigte sich nicht die geringste Trübung, die eingetreten seyn
                              									müßte, wenn die ursprüngliche Lösung Thonerde enthalten hätte.
                           Darauf wurde die Quantität der phosphorsauren Salze nach Raewsky's Verfahren bestimmt. Diese Methode ist allerdings nicht
                              									diejenige, welche die genauesten Resultate gibt; sie ist aber diejenige, die am
                              									einfachsten und am leichtesten auszuführen ist. Die nach derselben erhaltene Menge
                              									Phosphorsäure fällt aber stets etwas zu gering aus.
                           Die Asche wurde mit Chlorwasserstoffsäure in der Wärme behandelt, die Flüssigkeit mit
                              									Wasser verdünnt, filtrirt, mit Ammoniak übersättigt und der entstehende Niederschlag
                              									in überschüssiger Essigsäure gelöst. Darauf wurde eine Lösung von gleichen
                              									Gewichtstheilen essigsaurem Natron und Eisenalaun zugesetzt, der entstandene
                              									Niederschlag von phosphorsaurem Eisenoxyd auf einem Filter gesammelt, gewaschen und
                              									darauf in verdünnter warmer Chlorwasserstoffsäure gelöst. Die Lösung des Eisenoxyds
                              									wurde durch Zink zu Oxydul reducirt und die  Operation dadurch beendigt, daß man die Menge einer zur
                              									Entfärbung nothwendigen titrirten Lösung von mangansaurem Kali bestimmte.
                           In 100 Theilen der Asche fanden sich folgende Mengen phosphorsaurer Kalk, der als mit
                              									der Knochenerde gleich zusammengesetzt betrachtet wurde.
                           
                              
                                 Kuchen von
                                 Mohn
                                 enthielten
                                 70
                                 Proc.
                                 Knockenerde.
                                 
                              
                                 —
                                 Lein
                                 —
                                 68
                                 
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Hanf
                                 —
                                 68
                                 
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Sommerreps
                                 —
                                 66
                                 
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Leindotter
                                 —
                                 50
                                 
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Sesam
                                 —
                                 33
                                 
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Bucheckern
                                 —
                                 33
                                 
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Erdnuß
                                 —
                                 24
                                 
                                 —
                                 
                              
                           6. Folgende Tabelle enthält die verschiedenen Resultate unserer Analysen:
                           In 1000 Theilen Oelkuchen fanden sich:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 120, S. 379
                              Erdnuß.; Leindotter.; Hanf.;
                                 										Sommerreps.; Bucheckern.; Lein.; Mohn.; Sesam.; Wasser; Oel; organische
                                 										Substanzen; Asche and Mineralsalze
                              
                           In den organischen Substanzen der Oelkuchen fanden sich:
                           
                              
                                 
                                 Stickstoff
                                 60,7
                                 55,7
                                 62,0
                                 55,5
                                 45,0
                                 60,0
                                 70,0
                                 55,7
                                 
                              
                                 In derAsche
                                 
                                    
                                    
                                 lösliche Salze phosphors.Kalk
                                 2,712
                                 0,9842
                                 5,7771
                                 1,365
                                 1,2421
                                 7,049
                                 6,263
                                 5,732
                                 
                              
                           Diese Resultate sind für die Praxis nur als approximative zu betrachten, denn es ist
                              									gewiß, daß jeder Oelkuchen bei der Analyse Differenzen zeigen wird, die von dessen
                              									Ursprung und der Bereitungsweise abhängig sind.
                           Bucheckerölkuchen aus dem Departement der Oise gaben uns nur 4,5 Proc. Asche anstatt
                              									6,2 Proc. Die Farbe dieser Asche war weit dunkler und der Kuchen enthielt nur 17
                              									Proc. phosphorsauren Kalk anstatt 21.
                           Alle anderen Bestandtheile mußten demnach ebenfalls variiren.
                           
                           Will man für einen speciellen Fall eine neue Analyse anstellen, so kann man eine
                              									detaillirte Untersuchung ersparen. Die beiden wesentlichen Bestandtheile eines
                              									Oelkuchens sind der Stickstoff und die phosphorsauren Salze, die Analyse braucht
                              									sich deßhalb nur auf diese beiden Elemente zu erstrecken.
                           Schlüsse und Anwendungen.
                           7. Wie die vorstehenden Analysen zeigen, haben die verschiedenen Oelkuchen des
                              									Handels durchaus keine gleiche Zusammensetzung und enthalten Stickstoff und
                              									phosphorsaure Salze nicht in demselben Verhältnisse. Nach der Menge der in ihnen
                              									enthaltenen wirksamen Bestandtheile folgen sie in der nachstehenden Reihe auf
                              									einander:
                           
                              
                                 In Bezug auf den Stickstoff.
                                 In Bezug auf die phosphorsauren Salze.
                                 
                              
                                 Kuchen von
                                 Mohn
                                 7,0
                                 Proc.
                                 Kuchen von
                                 Hanf
                                 7,10
                                 Proc.
                                 
                              
                                 —
                                 Hanf
                                 6,20
                                 —
                                 —
                                 Sommerreps
                                 6,50
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Erdnuß
                                 6,07
                                 —
                                 —
                                 Mohn
                                 6,30
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Lein
                                 6,00
                                 —
                                 —
                                 Lein
                                 4,90
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Sasam
                                 5,57
                                 —
                                 —
                                 Leindotter
                                 4,20
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Leindotter
                                 5,57
                                 —
                                 —
                                 Sesam
                                 3,20
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Sommerreps
                                 5,55
                                 —
                                 —
                                 Bucheckern
                                 2,10
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Bucheckern
                                 4,50
                                 —
                                 —
                                 Erdnuß
                                 1,20
                                 —
                                 
                              
                           8. Bei Vergleichung der Oelkuchen unter sich in Bezug auf ihren Gehalt an
                              									phosphorsauren Salzen wird man veranlaßt, dieselben in zwei Gruppen zu theilen.
                              									Einige Oelkuchensorten sind reich an diesen Salzen, da die Menge derselben 4,20 bis
                              									7,0 Proc. beträgt; zu ihnen gehören die Kuchen von Leindotter, Lein, Mohn,
                              									Sommerreps und Hanf. Die anderen enthalten wenig, nämlich nur 1,20–3,20 Proc.
                              									phosphorsaure Salze; solche Kuchen sind die von Erdnuß, Bucheckern und Sesam.
                           Dieser Unterschied findet seine natürliche Erklärung in den Bedingungen der Cultur,
                              									welche gewöhnlich bei den in Frage stehenden Oelpflanzen angewendet wird. Die
                              									Pflanzen der ersten Gruppe werden gewöhnlich in reichlich gedüngtem Boden cultivirt;
                              									sie finden demnach in dem Boden eine reichliche Menge von Salzsubstanzen,
                              									hauptsächlich von phosphorsauren Salzen, die in großer Menge aufgenommen werden.
                           Für die Pflanzen der zweiten Gruppe verhält es sich anders. Der Sesam wächst
                              									gewöhnlich in Aegypten nach dem Getreide und dem Welschkorn auf einem Boden, der
                              									keine andere Düngung erhält, als diejenige, welche ihm die periodischen
                              									Ueberschwemmungen des Nils zuführen;  die Buche, welche die Bucheckern producirt, auf
                              									thon-kalkhaltigem Boden. Die Erdnuß endlich wird in der neuen Welt wie am
                              									Senegal in einem leichten, sandigen Boden gebaut, welchem man nur sehr selten
                              									animalischen Dünger gibt. Es darf daher nicht Wunder nehmen, daß diese drei Pflanzen
                              									vergleichungsweise mit den europäischen Oelpflanzen sehr arm an phosphorsauren
                              									Salzen sind.
                           9. Wenn man, gestützt auf unsere Analysen, die Quantitäten dieser verschiedenen
                              									Oelkuchensorten erfahren will, die zur Düngung einer Hektare erforderlich sind, als
                              									Vergleichungspunkt guten Stalldünger annimmt und sich nur auf die beiden
                              									Hauptbestandtheile des Düngers, den Stickstoff und die phosphorsauren Salze
                              									beschränkt, so gelangt man zu folgenden Resultaten:
                           In 30,000 Kilogrammen Stalldünger, den man gewöhnlich bei der Wechselwirthschaft
                              									anwendet, sind enthalten:
                           
                              
                                 
                                 124
                                 Kilogramme Stickstoff,
                                 
                              
                                 und
                                 81
                                 Kilogramme Knochenerde.
                                 
                              
                           Um dieselben Mengen dieser Substanzen mit Anwendung der Oelfuchen zu haben, bedarf es
                              									folgender Quantitäten:
                           
                              
                                 
                                 Fur den Stickstoff
                                 Fur die phosphors Salze
                                 
                              
                                 Kuchen von
                                 Hanf
                                 2000
                                 Kil
                                 1140
                                 Kil
                                 
                              
                                 —
                                 Lein
                                 2066
                                 —
                                 1174
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Sommerreps
                                 2234
                                 —
                                 1246
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Mohn
                                 1171
                                 —
                                 1285
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Leindotter
                                 2226
                                 —
                                 1930
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Sesam
                                 2226
                                 —
                                 2531
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Bucheckern
                                 2755
                                 —
                                 3810
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Erdnuß
                                 3031
                                 —
                                 6750
                                 —
                                 
                              
                           Hauptsächlich wendet man den Sommerrepsölkuchen als Düngemittel an. Im Departement du
                              									Nord und in Flandern wendet man 12–1500 Kilogr. auf die Hektare an; in der
                              									Ebene von Caen 1200 Kilogr.; in England ungefähr 1000 Kilogr.; das Mittel beträgt
                              									demnach 1200 Kilogr.
                           Wenn man diese Zahlen mit denen der vorstehenden Tabelle vergleicht, so findet man,
                              									daß diese 1200 Kilogr. Sommerrepskuchen, welche die Praxis für hinreichend für eine
                              									Hektare Land erkannt hat, genau dieselbe Menge von phosphorsauren Salzen enthalten,
                              									als der Dünger; in dieser Quantität enthält aber dieses Düngemittel ein Drittel
                              									weniger Stickstoff.
                           Für die Oelkuchen des Hanfes, Leins und Mohns, welche minder häufig als Düngmittel
                              									Anwendung finden, gilt fast das nämliche.
                           
                           Wollte man auf die Theorie gestützt, aus den vorstehenden Thatsachen Schlüsse ziehen,
                              									so müßte man sagen:
                           1. Daß es gleichgültig ist, welche von den vier Oelkuchensorten man anwendet, und daß
                              									nur der Preis und die Leichtigkeit, mit der man sich die eine oder die andere Sorte
                              									verschaffen kann, über die Wahl entscheidet.
                           2. Daß der chemischen Zusammensetzung dieser Oelkuchen nach zu urtheilen, sie in der
                              									gewöhnlich angewandten Quantität nicht allen Anforderungen, die man an einen bei der
                              									Wechselwirthschaft angewandten Dünger macht, entsprechen können, daß dieselben aber
                              									wohl geeignet sind, wo es sich darum handelt, Pflanzen zu cultiviren, welche noch in
                              									dem nämlichen Jahre eine große Menge von wirksamen Bestandtheilen dem Boden
                              									entziehen. So hat auch in der That die Praxis schon seit langer Zeit entschieden.
                              										Mathieu de Dombasle spricht sich darauf bezüglich
                              									folgendermaßen aus:
                           
                              „Ich habe die Beobachtung gemacht, daß die Kohlrepsölkuchen, in der Menge
                                 										von 1250 Kilogr. auf die Hektare gebracht, gewöhnlich, vorausgesetzt indeß, daß
                                 										die Jahreszeit nicht zu trocken ist, eine Wirkung hervorbringen, welche man mit
                                 										der reinen Stalldüngung von 300 bis 400 Centnern vergleichen kann, im ersten
                                 										Jahre; die Wirkung der Oelkuchen erstreckt sich nicht weiter.“
                              
                           
                              „Bei dem gewöhnlichen Preis der Oelkuchen ist es nicht ökonomisch,
                                 										dieselben zur Düngung der Cerealien anzuwenden; das Getreide müßte denn sehr
                                 										hoch im Preise stehen. Wenn aber auf eine künstliche Wiese Getreide gesäet
                                 										worden ist, so ändern sich die Verhältnisse, denn in diesem Falle tragen die
                                 										Kuchen wesentlich zum Erfolge der Wiese bei, so daß die Oekuchen in der That die
                                 										Ausbeute mehrerer Ernten vergrößern. Dieselbe Beobachtung läßt sich auch auf
                                 										mehrere pulverförmige oder flüssige Düngerarten anwenden, deren Wirkung
                                 										gewöhnlich nur ein Jahr dauert und in dieser Combination auf vortheilhaftere
                                 										Weise Anwendung finden können.“
                              
                           Der in der Menge von 2200–2500 Kilogram. auf die Hektare angewendete
                              									Sesamölkuchen enthält genau dieselbe Quantität an Stickstoff und phosphorsauren
                              									Salzen als der Stalldünger. Diese Substanz ist aber selten auf den nördlichen
                              									Märkten anzutreffen.
                           Mit dem in dem Verhältnisse von 2000–2200 Kilogram. auf die Hektare
                              									angewendeten Leindotterkuchen verhält es sich eben so; der Preis derselben ist aber
                              									nie so hoch, daß diese Kuchensorte nicht angewendet werden kann.
                           
                           Die Erdnuß und die Bucheckern sind arm an phosphorsauren Salzen. Zu einer Quantität
                              									an phosphorsauren Salzen, welche der gleich ist, die sich in 30,000 Kilogr. Dünger
                              									findet, brauchte man nicht weniger als 6750 Kilogr. Erdnußölkuchen. Da aber
                              									andrerseits 3000 Kilogr. dieses Kuchens die verlangte Menge Stickstoff enthalten, so
                              									folgt, daß dieser Dünger nur dann mit Nutzen angewendet werden kann, wenn er mit
                              									Substanzen gemischt wird, welche reich an phosphorsauren Salzen sind, wie z. B. mit
                              									Knochen oder Beinschwarz.
                           Dasselbe läßt sich auch von dem Oelkuchen der Bucheckern sagen, von welchem man 3810
                              									Kilogr. zu der in dem Dünger enthaltenen Menge phosphorsaurer Salze und 2750 Kilogr.
                              									nur für die äquivalente Menge Stickstoff bedarf, so daß dieß Verhältniß, in welchem
                              									phosphorsaure Erde beigemengt werden müßte, ein niedrigeres wäre, als bei dem
                              									Erdnußölkuchen. Die Anwendung des Bucheckerölkuchens ist außerdem minder
                              									kostspielig, da sein Preis derselbe wie der Erdnußölkuchen ist, man aber eine
                              									geringere Menge braucht.
                           10. Unter allen bekannten Düngern hat die Poudrette die meiste Aehnlichkeit Mit den
                              									Oelkuchen. Wir ermittelten diejenige Quantität, welche zur Ersetzung des
                              									Stickstoffes und der phosphorsauren Salze des Mohnkuchens nothwendig ist, und
                              									fanden, daß 7000 Kilogr. Poudrette für den ersten, 1100 Kilogr. für den zweiten Fall
                              									erforderlich seyen.
                           Um eine Hektare Land zu düngen, braucht man nach Jacquemin
                              									20 Hektoliter Poudrette = 1560 Kilogr.; unseren Versuchen zufolge bedarf man 22
                              									Hektoliter = 1750 Kilogr.
                           Diese 1750 Kilogr. Poudrette enthalten:
                           
                              
                                 Stickstoff
                                 31
                                 Kilogr.
                                 
                              
                                 phosphorsauren Kalk
                                 315
                                 —
                                 
                              
                           d. h, 93 Kilogr. Stickstoff weniger und 234 Kilogr.
                              									phosphorsauren Kalk mehr.
                           Es folgt aus dem Vorstehenden, daß eben so, wie in den Oelkuchen des Sommerrepses,
                              									Mohns, Hanfs und Leins, in der Poudrette der Stickstoff mangelt und die
                              									phosphorsauren Salze in reichlicher Menge vorhanden sind. Trotzdem ist die Poudrette
                              									ein sehr kräftigwirkendes Düngemittel, welches vor den Oelkuchen den Vorzug hat, daß
                              									es die stickstoffhaltigen Substanzen in einer in Wasser wenig löslichen Form
                              									enthält, so daß dieselben durch den Regen während des Winters und Frühjahres nicht
                              									entfernt werden können. Man kann vielleicht den Oelkuchen dieselbe Eigenschaft
                              									ertheilen, wenn man unter dieselben eine gewisse Menge Kalk mengt, denn das
                              									Pflanzenalbumin und das Pflanzencaseïn, welche in den Kuchen das stickstoffhaltige
                              									Princip bilden, gehen 
                              									mit dem Kalk eine unlösliche Verbindung ein, welche nur sehr langsam fault und nur
                              									allmählich das Ammoniak entwickelt, das die Pflanzen absorbiren sollen.
                           Es ist bemerkenswerth, daß die Praxis genau zu demselben Schlusse geführt worden ist.
                              									Denn die Landwirthe aus der Ebene von Caen haben gefunden, daß die Oelkuchen
                              									ausgezeichnet auf Kalk- oder Kalkmergelboden wirken, auf thonigem Boden aber
                              									fast unwirksam sind. Schwerz empfahl seinerseits zu sechs
                              									Theilen Oelkuchen einen Theil Kalk zu setzen, wenn thoniger Boden gedüngt werden
                              									sollte; denselben Rath hat der eine von uns schon vor mehreren Jahren den
                              									Landwirthen der Normandie gegeben.
                           11. Wenn man zur Bestimmung des vergleichenden Werthes der Oelkuchen nur ihren
                              									Stickstoffgehalt berücksichtigt, wie es von Boussingault
                              									und Payen geschehen ist, so erhält man Resultate, welche
                              									von denen der Praxis durchaus verschieden sind. Der Preis dieser Düngungsmethode auf
                              									eine Hektare wird alsdann ein so hoher, daß man diese Düngemittel nicht mehr
                              									verwenden kann.
                           Nach dieser Bestimmungsweise erhält man folgende Zahlen:
                           
                              
                                 
                                 Kilogr.
                                 
                                 Frank.
                                 Cent.
                                 Frank.
                                 Cent.
                                 
                              
                                 Kuchen von
                                 Mohn
                                 1771
                                 
                                    à
                                    
                                 12
                                 —
                                 212
                                 50
                                 
                              
                                 —
                                 Hanf
                                 2000
                                 
                                    à
                                    
                                 12
                                 50
                                 250
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Lein
                                 2066
                                 
                                    à
                                    
                                 15
                                 50
                                 320
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Leindotter
                                 2226
                                 
                                    à
                                    
                                 12
                                 75
                                 283
                                 80
                                 
                              
                                 —
                                 Sommerreps
                                 2234
                                 
                                    à
                                    
                                 12
                                 75
                                 284
                                 80
                                 
                              
                                 —
                                 Bucheckern
                                 2755
                                 
                                    à
                                    
                                 6
                                 —
                                 165
                                 30
                                 
                              
                                 —
                                 Erdnuß
                                 3031
                                 
                                    à
                                    
                                 6
                                 —
                                 181
                                 85
                                 
                              
                                 —
                                 Sesam Preis unbekannt.
                                 
                                 
                              
                           Mit Ausnahme des Oelkuchens des Mohns, der Bucheckern und der Erdnuß ist der Preis
                              									dieser Düngungsmethode niedriger als der mit gewöhnlichem Stalldünger, alle andern
                              									sind bei weitem theurer. Diese theoretischen Bestimmungen sind aber so sehr von
                              									denen der Praxis entfernt, daß man wohl einsehen kann, daß die Bestimmung von Boussingault und Payen keine
                              									genauen Resultate gibt. Und dieß ist in der That leicht zu begreifen, da die
                              									genannten Chemiker den phosphorsauren Salzen in den Oelkuchen und in der Poudrette
                              									keine Rechnung tragen, obgleich diese Salze so nothwendig zur Vegetation der
                              									Cerealien sind.
                           12. Eine andere Benutzung der Oelkuchen in der Landwirthschaft ist die als Zuschlag
                              									zum Viehfutter und zum Mästen der Thiere. Praxis und Theorie sprechen sich
                              									einstimmig günstig über die nährenden Eigenschaften dieser Rückstände aus.
                           
                           Es ist auch leicht einzusehen, warum diese Kuchen so nährend sind. Alle ölhaltigen
                              									Samen enthalten eine nicht unbedeutende Menge einer stickstoffhaltigen Substanz, die
                              									durch ihre Zusammensetzung und ihre Eigenschaften dem Caseïn der Milch gleicht. Der
                              									in der Presse zurückbleibende Kuchen enthält die ganze Menge dieser
                              									stickstoffhaltigen Substanz, in welcher 16 Proc. Stickstoff enthalten sind; diese
                              									Menge entspricht 42 Proc. Fleisch. Neben dieser zur Ernährung so geeigneten Substanz
                              									finden sich in dem Oelkuchen 10–12 Proc. fette Substanz, die ohne weiteres
                              									assimilirt werden kann, endlich phosphorsaure Erdsalze, welche zum Bau des
                              									Knochengerüstes beitragen.
                           Die Physiologie lehrt uns, daß diejenige Nahrungssubstanz, welche zugleich die
                              									Elemente der Knochen und die zur Fleischbildung nothwendige stickstoffhaltige
                              									Substanz enthält, die zur Ernährung eines erwachsenen Thieres geeignetste ist. Beide
                              									Arten von Bestandtheilen finden sich in den Oelkuchen. Außerdem findet sich aber
                              									darin auch ein anderer Körper von nicht geringerer Wichtigkeit, nämlich die fette
                              									Substanz, welche direct zur Bildung des Fettes, indirect zur Erzeugung der
                              									thierischen Wärme bei dem Respirationsacte beiträgt. Aus allen diesen Gründen bilden
                              									diese Oelkuchen eines der nützlichsten Nahrungsmittel.
                           Boussingault fand durch die Erfahrung, daß es weit
                              									vortheilhafter sey, dem Mastvieh fertig gebildete Fettsubstanzen als solche
                              									Nahrungsmittel zu geben, welche erst Fett bilden müssen. So ist der Leinsamen besser
                              									als der Leinölkuchen; letzterer wirkt dann besser als die Futterkräuter, wenn es
                              									sich darum handelt, schnell und möglichst wohlfeil zu mästen. Jeder erfahrene
                              									Landwirth weiß, daß Wurzeln, Mohrrüben, Runkelrüben und Kartoffeln erst dann zur
                              									Mästung geeignet sind, wenn man sie mit fetthaltigen Substanzen wie mit Stroh,
                              									Getreidekörnern, Kleie, Oelkuchen u. s. w. mengt.
                           Für die Erzeugung der Milch, deren wichtigster und kostbarster Bestandtheil die
                              									Butter ist, würde es demnach vortheilhaft seyn, die fetten Nahrungssubstanzen bei
                              									der Fütterung der Kuh vorwalten zu lassen. Und in der That vermehrt ein Gemenge von
                              									Futterkraut oder Rüben mit Oelkuchen die Milchproduction und erzeugt eine an Butter
                              									sehr reiche Milch.
                           Die Benutzung von Oelkuchen hat außerdem den Vortheil, daß man dadurch weniger gutes
                              									Futter, das zu arm an fetten Bestandtheilen, oder zum Mästen oder zum Unterhalte von
                              									Milchkühen nicht geeignet ist,  verbessern kann. Und in den Mißjahren können die
                              									Oelkuchen sehr gut die Wurzeln und die Futterkräuter ersetzen.
                           Die Praxis hat indeß nicht diese Theorie abgewartet; denn schon seit langer Zeit hat
                              									der Gebrauch, die Oelkuchen zur Ernährung der Milchkühe und des Mastviehes
                              									anzuwenden, auf positive Weise die ernährenden Eigenschaften der Oelkuchen
                              									gezeigt.
                           Die beste Art und Weise die Oelkuchen zu geben, besteht darin, sie mit warmem Wasser
                              									anzuweichen und damit andere Nahrungsmittel, wie Getreidekörner, Repsspreu, Kohl,
                              									Kartoffeln, Rüben, Heu, Häcksel, Kleie, Schrot u. s. w. zu digeriren. Die Thiere
                              									fressen dieses Gemenge begierig.
                           In Flandern gibt man den Kühen das erwähnte Gemenge in Form eines dicken Breies, der
                              									mit Malzwasser zubereitet wird. Da dieses Gemenge sehr schnell sauer wird, so
                              									richtet man es nur einige Stunden vor der Fütterung zu.
                           Im Norden Frankreichs gibt man einem Arbeitsochsen oder einem Zugpferde täglich 500
                              									Gram. Leinölkuchen; einem Hammel 280 Gram. Mohnölkuchen und 95 Gram. Leinölkuchen;
                              									einer Mastkuh 500 Gram. Leinölkuchen den ersten, 1000 Gram. den zweiten, 1500 Gram.
                              									den dritten Monat, außerdem Lein- und Bohnenmehl in derselben Menge.
                           Die Mengung des Futters mit Oelkuchen oder ölhaltigen Samen hat die Viehmast in
                              									England, Belgien und im nördlichen Frankreich zu einem Gewerbe gemacht.
                           14. In der Praxis betrachtet man die Leinölkuchen als die nahrhaftesten. Ihre
                              									schleimige Natur, ihre lindernden Eigenschaften und ihr nicht hoher Preis machen sie
                              									besonders als Futter für kranke Thiere geeignet. Für Milchkühe werden sie allen
                              									anderen Oelkuchen vorgezogen.
                           Die Repsölkuchen nehmen den zweiten Rang ein. Sie werden eben so wie die
                              									Rübsenölkuchen zum Futter für brandige Schafe benutzt.
                           Die Oelkuchen des Hanfs und der Bucheckern sind weniger gesucht. In größerer Menge
                              									angewendet, hält man sie für schädlich. Sie erzeugen leicht Diarrhöe.
                           Grognier betrachtet den Wallnußölkuchen als den
                              									reichhaltigsten. Die Oelkuchen des Sommerrepses, des Rübsens, des Leindotters und
                              									des Senfs enthalten das scharfe Princip dieser Pflanzen, das der Verdauungskraft
                              									widersteht und sich in den Excrementen dieser Thiere findet. Es hat den Uebelstand
                              									dem Dünger eine Schärfe zu ertheilen, die oft ein kleines Fußleiden der in diesem
                              									Dünger stehenden Thiere hervorruft.
                           
                           Die Lein-, Hanf-, Mohn- und Erdnußölkuchen bringen dieses Uebel
                              									niemals hervor.
                           15. Wenn wir nun, gestützt auf die chemische Zusammensetzung der Oelkuchen, den Werth
                              									derselben als Nahrungsmittel ermitteln wollen und von dem Wiesenheu als
                              									Vergleichungspunkt ausgehen, so erhalten wir folgende Resultate.
                           Nach Boussingault beträgt die Ration eines Ochsen 12
                              									Kilogr. trockenes Heu täglich; diese Quantität enthält
                           
                              
                                 138
                                 Gram. Stickstoff,
                                 
                              
                                 84
                                 Gram. phosphorsauren Kalk.
                                 
                              
                           Um dieselben Quantitäten dieser Substanzen in der täglichen Ration Oelkuchen zu
                              									haben, müßte man folgende Mengen geben:
                           
                              
                                 
                                 Fur den Stickstoff.
                                 Fur die phosphors. Salze.
                                 
                              
                                 Kuchen von
                                 Mohn
                                 1,970
                                 Kil.
                                 1,330
                                 Kil.
                                 
                              
                                 —
                                 Hanf
                                 2,225
                                 —
                                 1,183
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Lein
                                 2,300
                                 —
                                 1,710
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Sommerreps
                                 2,486
                                 —
                                 1,300
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Sesam
                                 2,477
                                 —
                                 2,625
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Leindotter
                                 2,477
                                 —
                                 2,000
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Erdnuß
                                 2,273
                                 —
                                 7,000
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Bucheckern
                                 3,066
                                 —
                                 4,000
                                 —
                                 
                              
                           Nimmt man die auf die Stickstoffmenge basirten Quantitäten an, so bemerkt man, daß
                              									bei Anwendung der Oelkuchen des Mohns, Leins, Hanfs, Sommerrepses und Leindotters
                              									die Thiere eine weit größere Menge phosphorsaurer Salze erhalten als sie
                              									brauchen.
                           Daß die Quantitäten der phosphorsauren Salze in dem Futter zu bedeutend sind, kann
                              									von keinem Nachtheil seyn, da der Landwirth sie ja immer in dem Dünger wiederfindet;
                              									wohl aber müßte es wünschenswerth seyn, auf experimentellem Wege den Einfluß einer
                              									zu geringen Menge dieser Salze auf die Gesundheit des Thieres, wie es bei den
                              									Oelkuchen der Bucheckern und besonders der Erdnüsse der Fall ist, zu
                              									constatiren.
                           Wenn wir nun vom ökonomischen Standpunkte aus den Nutzen der Anwendung der Oelkuchen
                              									zu ermitteln suchen, so erhalten wir folgende Resultate:
                           12 Kilogr. trockenes Heu und Luzerne, à 46 Fr. die 1000
                              									Kilogr., kosten 50 7/10 Centimes.
                           Die Rationen der Oelkuchen sind alle weit wohlfeiler, wie aus der folgenden Tabelle
                              									hervorgeht:
                           
                           
                              
                                 Oelkuchen von
                                 Lein
                                 346/10
                                 Centimes
                                 
                              
                                 —
                                 Leindotter
                                 326/10
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Sommerreps
                                 316/10
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Hanf
                                 27
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Mohn
                                 23
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Bucheckern
                                 18
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Erdnuß
                                 136/10
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 Sesam unbekannter Preis
                                 
                              
                           In dieser Tabelle zeichnet sich der Oelkuchen aus Bucheckern durch den billigen Preis
                              									aus. Dieser Umstand gäbe den praktischen Versuchen ein großes Interesse, die zur
                              									Beantwortung der Frage angestellt würden, ob die geringe Menge von phosphorsauren
                              									Erden, welche in diesem Oelkuchen enthalten ist, ohne nachtheiligen Einfluß auf die
                              									Ernährung der Thiere bleibt. Wäre dieser Punkt außer allem Zweifel, so gewönne der
                              									Erdnußölkuchen eine Bedeutung, welche ihm bis jetzt verweigert wird.
                           Es ist noch zu bemerken, daß der Zusatz von Kochsalz zu dem Oelkuchen immer
                              									vortheilhaft seyn wird; er ist bei der Anwendung der Erdnußölkuchen selbst
                              									unerläßlich, da die Thiere dieselben wegen des faden Geschmackes zu fressen
                              									verweigern, während sie ihn, nachdem er gesalzen worden ist, eben so gern wie jeden
                              									anderen Oelkuchen verzehren.
                           16. Die Quantitäten Oelkuchen, die einem Thier gegeben werden müssen, sind nach
                              									einigen Oekonomen weit größer als die von uns angegebenen. So gibt Mathieu de Dombasle die tägliche Ration von Leinölkuchen
                              									zu 6 Kilogr. 840 Gram.,Block zu 5 Kil.; Bouscaren zu 6 Kilogr. an; Perrault benutzt 5 Kilogr. 320 Gramme Sommerrepsölkuchen.
                           Bouscaren ist der einzige, der speciell angibt, daß er die
                              									Thiere nur mit Oelkuchen ernährt habe. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die anderen
                              									unter denselben Bedingungen experimentirten; dadurch wurden sie ohne Zweifel
                              									veranlaßt, die Mengen der Oelkuchen so zu steigern. Denn ein Herbivore, dessen Magen
                              									eine so große Capacität hat, kann nicht ohne Beschwerde mit einer Substanz genährt
                              									werden, welche die nährenden Bestandtheile in einem so kleinen Volumen enthält;
                              									daraus folgt die Nothwendigkeit, die Masse der Nahrungsmittel zu vermehren, daraus
                              									resultirt ohne Zweifel auch, daß ein Theil der Nahrungssubstanz unverändert
                              									fortgeht.
                           In den südlichen Ländern, in welchen Futter, Milch und Fleisch gleich theuer und
                              									selten sind, wo man nicht selten die größte Mühe  hat, die Wolle tragenden Thiere
                              									vom Hungertode zu retten, hat der ausschließliche Gebrauch von Oelkuchen wesentliche
                              									Dienste geleistet. In den nördlichen Ländern dagegen, wo es an Weiden nicht fehlt,
                              									würden die ausschließlich mit Oelkuchen gefütterten Thiere ohne Käufer bleiben. Denn
                              									diese Fütterung gibt schlechtes Fleisch, ölartiges Fett, unangenehme Milch und eine
                              									sehr dünnflüssige Butter.
                           Man muß deßhalb die Oelkuchen nur in begränzten Verhältnissen mit anderem trockenen
                              									oder frischen Futter gemischt anwenden und die Benutzung in den letzten Perioden des
                              									Mästens einstellen, damit das Fleisch der Thiere keinen fremden Geschmack
                              									beibehalte.
                           Mit Vorsicht gebraucht, können daher die Oelkuchen beitragen zur Ernährung des
                              									Zugviehes, zur Unterhaltung der Milchsecretion und zur Mästung.
                           Abgesehen von der Wichtigkeit der Oelkuchen als Nahrungssubstanz kann man dieselben
                              									unter gewissen Umständen als Dünger benutzen, und es ist zu wünschen, daß ihr
                              									Verbrauch immer allgemeiner würde und daß unsere Landwirthe das Beispiel der
                              									Engländer und Belgier befolgten, welche dem Boden Frankreichs jährlich eine
                              									ungeheure Quantität dieser Substanzen entziehen.