| Titel: | Ueber ein neues, wohlfeiles Verfahren, die Wäsche mit Dampf und ohne Seife zu bäuchen; von Hrn. Chandelon, Professor der Chemie an der Universität zu Lüttich. | 
| Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. LXXXIV., S. 389 | 
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                        LXXXIV.
                        Ueber ein neues, wohlfeiles Verfahren, die Wäsche
                           								mit Dampf und ohne Seife zu bäuchen; von Hrn. Chandelon, Professor der Chemie an der
                           								Universität zu Lüttich.
                        Aus dem Moniteur industriel, 1851, Nr.
                              								1537.
                        Chandelon's Verfahren die Wäsche zu reinigen.
                        
                     
                        
                           Dieses Verfahren besteht hauptsächlich in der Anwendung von Dampf und Soda, und wird
                              									wie folgt ausgeführt.
                           A. Bereitung der lauge.
                              									— Die Menge der anzuwendenden krystallisirten Soda richtet sich nach der Art
                              									der Wäsche und deren Gewicht in trockenem Zustand.
                           Auf 100 Pfd. trockener und sehr schmutziger (Küchen-) Wäsche sind 5 Pfd.
                              									krystallisirte Soda erforderlich.
                           
                           Für andere trockene Wäsche von gleichem Gewichte nur 4 Pfd.
                           Man löst die krystallisirte Soda in 100 bis 110 Pfd. Wasser auf 100 Pfd. trockener
                              									Wäsche auf; diese Flüssigkeit bildet die Lauge.
                           B. Vorbereitung der Wäsche.
                              									— Um die Wäsche mit Lauge zu tränken, legt man auf den Boden einer
                              									gewöhnlichen Kufe mehrere Stücke feiner Wäsche, auf welche man die erwähnte Lauge in
                              									der Art gießt, daß sie möglichst gleichförmig davon durchdrungen wird. Man fährt auf
                              									diese Weise so fort, daß die gröbste Wäsche (Leibwäsche, Leintücher, Tischtücher und
                              									Servietten) sich oben in der Kufe befindet. — So hergerichtet läßt man die
                              									Wäsche bis zum andern Morgen in der Lauge liegen.
                           C. Einlegen der Wäsche in den
                                 										Damfbottich.— §. 1. Man füllt den Kessel bis auf 4 Zoll unter
                              									seinem Rand mit gemeinem Wasser an, setzt alsdann die Scheibe so auf, daß sie sich
                              									überall in gleicher Entfernung vom Rande des Kessels befindet, und steckt gedrehte
                              									Holzstücke in die Löcher der Scheibe. Endlich lutirt man, um jeden Verlust an Dampf
                              									zu vermeiden, den Bottich luftdicht auf den Rand des Kessels mit befeuchtetem Werg
                              									oder mit Lehm.
                           §. 2. Nun legt man die ganze innere Wandung des Bottichs mit Tüchern in der
                              									Art aus, daß ein Theil derselben die Scheibe bedeckt, der andere aber oben auf die
                              									Außenseite des Bottichs hinüberreicht.
                           Man bringt nun die Wäsche auf folgende Weise in den Bottich; man legt auf den Boden
                              									die schmutzigste Wäsche, die Küchenwäsche, hütet sich aber,
                                 										sie einzudrücken, damit der Dampf leichter hindurchdringt; nur sucht man
                              									sie möglichst gleich zu vertheilen und fährt damit fort bis zum Ende, so daß die
                              									feinste Wäsche sich oben im Bottich befindet.
                           Wenn alle Wäsche in die Kufe gelegt ist, werden die runden Hölzer vorsichtig
                              									herausgezogen und man überzeugt sich mittelst einer Stange, die bis auf den Boden
                              									hinabreicht, ob die Löcher oder Dampfwege in der Holzscheibe nicht verstopft
                              									sind.
                           Man legt alsdann noch Leintücher oder andere Waschstücke auf die Oberfläche der
                              									Wäsche, damit der Dampf nicht zu schnell aufsteigen kann, sondern den ganzen Bottich
                              									durchziehend an die Oberfläche gelange.
                           Dann schlägt man die einhüllenden Tücher vom oberen Rande des Bottichs herunter und
                              									breitet über das Ganze mehrere Tücher; uiemals darf die Wäsche den Deckel des
                              									Bottichs berühren, damit der Dampf überall eindringt und circulirt.
                           
                           Kochen der Lauge mittelst Dampfs. — Zu diesem
                              									Behufe braucht man nur das Feuer gut zu leiten und die gehörige Zeit zu unterhalten.
                              									Man schürt das Feuer an, während man die Wäsche einlegt.
                           Ob die Feuerung gut geleitet ist, erkennt man daran, daß beim Aufheben des Deckels
                              									der Kufe, der Dampf mit Gewalt zu entweichen strebt.
                           Die Zeit, wo dem Feuer Einhalt zu thun ist, erkennt man am besten an den eisernen
                              									Reifen des Bottichs. Wenn diese nämlich so heiß geworden sind, daß man die Hand
                              									nicht mehr daran lassen kann, so darf man das Feuer ausgehen lassen, indem das
                              									Laugen beendigt ist.
                           Ausnehmen der Wäsche aus der Kufe und Ausschwemmen
                                 										derselben. — Zwei bis drei Stunden nach Einstellung des Feuers oder
                              									besser noch, falls man nicht zu eilen hat, nachdem die Wäsche über Nacht in der Kufe
                              									geblieben und erkaltet ist, nimmt man sie heraus und bringt sie in den
                              									Waschkasten.
                           Das Ausschwemmen beschränkt sich darauf, daß man die Wäsche in fließendem Wasser
                              									vollkommen untertaucht und darin eine gewisse Zeit lang vollkommen weichen läßt,
                              									nachdem man sie vorher mit der Hand schwach gerieben hat.
                           Man braucht dann die Wäsche bloß noch 1–2mal in fließendem Wasser
                              									auszuschwemmen; des Einseifens bedarf sie nicht, es sey denn daß nicht richtig
                              									verfahren wurde, also Flecken darin blieben, weil die Temperatur der Lauge beim
                              									Dämpfen nicht in allen Theilen der Kufe auf 80° R. gebracht wurde, welches
                              									der einzige Fall wäre, wo etwas Seife angewandt werden müßte.
                           Wenn man die Wäsche nicht in fließendem Wasser untertauchen und darin weichen lassen
                              									kann, sondern sie in einem Zuber ausschwemmen muß, so muß man das Wasser, um die
                              									Wäsche weiß zu erhalten, öfters wechseln.
                           Die Vortheile dieses Verfahrens sind, daß die Wäsche nicht geklopft wird, und da sie
                              									nicht durch die Hände der Waschfrauen zu gehen hat, auch nicht zerreißt und nicht
                              									verzerrt wird. Ferner wird durch die Soda, das einzige angewandte Reinigungsmittel,
                              									der Faden und das Gewebe gar nicht benachtheiligt. Das Bäuchen mit Wasserdampf
                              									bezweckt, daß die mit alkalischer Lauge bloß getränkte Wäsche allmählich die Hitze
                              									des kochenden Wassers annimmt. Der in der  Wäsche verdichtete Dampf gelangt als alkalische
                              									Flüssigkeit mit den aufgenommenen Unreinigkeiten in den Kessel zurück, aus welchem
                              									bloß reiner Wasserdampf fortwährend in die Wäsche aufsteigt, während sich die Fette
                              									und Farbstoffe im Kessel ansammeln. Die krystallisirte Soda ist nicht theuer und die
                              									Seife wird ganz erspart.