| Titel: | Verfahren das Silber aus den Erzen zu gewinnen, welches sich Adolph Gurlt in Manchester am 10. Oct. 1850 patentiren ließ. | 
| Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. XCIV., S. 433 | 
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                        XCIV.
                        Verfahren das Silber aus den Erzen zu gewinnen,
                           								welches sich Adolph
                              									Gurlt in Manchester am 10. Oct. 1850 patentiren ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Juni
                              									1851, S. 362.
                        Gurlt's Verfahren das Silber aus den Erzen zu gewinnen.
                        
                     
                        
                           Um das Silber aus den es enthaltenden Mineralien zu gewinnen, wurden bisher folgende
                              									Methoden angewandt:
                           1) die Saigerung, wodurch man silberhaltendes Blei erhält, welches dem Abtreiben
                              									unterworfen wird;
                           2) das europäische Amalgamationsverfahren, wobei Chlorsilber gebildet wird, indem man
                              									die Erze mit Kochsalz vermengt in Flammöfen röstet; das Chlorsilber wird dann durch
                              									Eisen zersetzt und das freigewordene Silber in Quecksilber aufgelöst; das erhaltene
                              									Amalgam wird endlich der Destillation unterworfen, wobei das Silber
                              									zurückbleibt;
                           3) das amerikanische Amalgamationsverfahren, welches darin besteht, das Erz aus
                              									welchem das Silber ausgezogen werden soll, mit Magistral (geröstetem Kupferkies) und
                              									Kochsalz zu vermengen, dann soviel Wasser zuzusetzen daß eine dicke teigige Masse
                              									entsteht; das in derselben gebildete Chlorsilber wird durch Eisen zu Metall reducirt
                              									und letzteres in Quecksilber aufgelöst; das erhaltene Amalgam verarbeitet man gerade
                              									so wie bei dem europäischen Amalgamationsverfahren;
                           4) eine Methode, wodurch auf ähnliche Weise wie bei dem europäischen
                              									Amalgamationsverfahren in einem Flammofen Chlorsilber gebildet wird, welches man
                              									dann mittelst einer heißen concentrirten Auflösung von Kochsalz oder
                              									unterschwefligsaurem Natron auszieht und von den unauflölichen Portionen des
                              									behandelten Erzes abfiltrirt; das Silber wird hierauf mittelst eines geeigneten
                              									Metalls regulinisch niedergeschlagen;
                           5) eine Methode wobei alles in einem Erz enthaltene Schwefelsilber durch Rösten in
                              									schwefelsaures Silberoxyd umgewandelt wird, welches man in heißem Wasser auflöst und
                              									dann mit Kupferplatten zersetzt.
                           
                           Mein Verfahren besteht im Wesentlichen darin, daß ich das silberhaltige Erz (oder
                              									metallurgische Product, z. B. Kupferstein) welches das Silber im Zustand von
                              									Schwefelsilber enthält, direct mit einer Auflösung von Kochsalz, die mit
                              									Kupferchlorid gemischt ist, behandle, wobei das Schwefelsilber in Chlorsilber
                              									umgewandelt und letzteres sogleich von der Lösung aufgenommen wird, so daß es von
                              									dem Erz abfiltrirt werden kann; das ursprünglich im Erz enthaltene Chlorsilber
                              									(Hornsilber) wird dabei ebenfalls aufgelöst. Aus der Auflösung wird das Silber dann
                              									durch Kupferplatten regulinisch niedergeschlagen und dieselbe hierauf neuerdings
                              									benutzt, um Silber aus Erz (oder Kupferstein) auszuziehen.
                           Ich will nun die Ausführung meines Verfahrens näher beschreiben.
                           100 Theile einer gesättigten Auflösung von Kochsalz werden mit 10 bis 15 Theilen
                              									einer gesättigten Auflösung von Kupferchlorid vermischt und vor der Anwendung auf
                              									beiläufig 75° Reaumur erwärmt. Das zu behandelnde Erz kann ein
                              									Kupfer-, Eisen-, Zinkerz etc. seyn und muß jedenfalls in ein feines
                              									Pulver verwandelt werden, um das Auslaugen zu erleichtern. Sollte die Gangart des
                              									Erzes aus kohlensauren Erden (Kalk, Bittererde, Baryt etc.) bestehen, welche das
                              									Kupferchlorid in der Auflösung zersetzen würden, so muß man das Erz vorher
                              									schmelzen, um es in sogenannten Stein und die Erden in Schlacke zu verwandeln; oft
                              									kann man solches Erz auch durch Behandlung mit verdünnter Salzsäure genügend von der
                              									Gangart reinigen.
                           Zum Auslaugen des Erzes benutze ich horizontal liegende, sich um ihre Achse drehende
                              									Fässer, wie sie auf den Amalgamirwerken angewandt werden; diese fülle ich mit dem zu
                              									behandelnden Erz und mit der Auflösung; letztere muß wenigstens dreimal so viel Raum
                              									als das Erz einnehmen. Sowohl das Erz als die Lösung muß vor dem Einfüllen in die
                              									Fässer auf 75° R. erwärmt werden, wenn diese nicht mit einem Dampfgehäuse
                              									versehen sind, um ihren Inhalt während des Auslaugeprocesses zu erwärmen. Nachdem
                              									die Fässer einige Stunden in Bewegung waren, zapft man die Auflösung ab und erneuert
                              									sie, welche Operation wiederholt werden muß, bis alles Silber ausgezogen ist; eine
                              									Beschickung von fünf Centnern Erz muß durchschnittlich zwölf Stunden lang in den
                              									Fässern behandelt werden, in welcher Zeit die Auflösung dreimal gewechselt wird.
                              									Zuletzt wasche ich das Erz mit einer concentrirten Kochsalzlösung, um die
                              									rückständige Silberlösung zu entfernen, welche sonst verloren wäre. — Das
                              									Silber wird aus der 
                              									Auflösung durch Kupferplatten regulinisch niedergeschlagen; in der Auflösung bleibt
                              									dann eine dem gefällten Silber entsprechende Menge Kupferchlorid, daher sie zum
                              									Entsilbern einer neuen Portion Erz wieder verwendet werden kann.
                           Wenn das zu behandelnde Erz außer Hornsilber und Schwefelsilber auch metallisches
                              									Silber enthält, jedoch letzteres nicht in solcher Menge daß es sich durch
                              									mechanische Processe vortheilhaft gewinnen ließe, so ziehe ich es vor das Erz zu
                              									schmelzen, um alles Silber in Schwefelsilber zu verwandeln, welches dann auf
                              									beschriebene Art mit der Auflösung behandelt wird.
                           Anstatt des Kupferchlorids kann man auch andere Metallchloride mit der Kochsalzlösung
                              									anwenden; die Wahl des Metallchlorids hängt hauptsächlich von den Bestandtheilen des
                              									zu behandelnden Erzes ab; ist dasselbe ein Kupfererz, so ziehe ich eine Auflösung
                              									von Kupferchlorid vor; ist dasselbe ein Zinkerz, so benutze ich Chlorzink um das
                              									Schwefelsilber in Chlorsilber zu verwandeln; enthält das Erz viel Eisen, so daß es
                              									das spätere Ausschmelzen nicht lohnt, so benutze ich Eisenchlorid, als das
                              									wohlfeilste Metallchlorid. — Zum Zersetzen des aufgelösten Chlorsilbers
                              									benutze ich dasselbe Metall, dessen Chlorid mit der Kochsalzlösung vermischt
                              									wurde.