| Titel: | Anleitung zum Färben der Knochen; von Professor Johann Christoph Kellermann in Nürnberg. | 
| Autor: | Johann Christoph Kellermann | 
| Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. XCVI., S. 438 | 
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                        XCVI.
                        Anleitung zum Färben der Knochen; von Professor
                           									Johann Christoph
                              									Kellermann in Nürnberg.
                        Kellermann's Anleitung zum Färben der Knochen.
                        
                     
                        
                           Durch den hiesigen Gewerbeverein wurde im Spätherbste des Jahres 1849 die Einführung
                              									eines sichern Verfahrens, verschiedenen Kunstproducten aus Knochen und Elfenbein
                              									eine schöne rothe Farbe zu geben, als eine dem Beindrechsler-Gewerbe
                              									nützliche Sache wiederholt bezeichnet.
                           Ich hatte damals eine Methode, eine schöne Scharlachfarbe
                              									auf Gegenstände aus Knochen zu fixiren, zwar schon aufgefunden, doch schien sie mir
                              									wegen der Umsicht, mit welcher gearbeitet werden mußte, wenn ein guter Erfolg
                              									erzielt werden sollte, zur Einführung bei den Gewerben noch nicht reif zu seyn.
                              									Deßhalb nahm ich die durch eine andere Arbeit unterbrochenen Versuche wieder auf,
                              									und fand dabei einen Weg, der zuverlässig und schnell zum Ziele führt.
                           Einige hiesige, ihr Geschäft schwunghaft betreibende Drechslermeister, denen ich dieß
                              									Verfahren mittheilte und welche die ersten Versuche unter meiner Anleitung
                              									anstellten, liefern nun seit Anfang des vorigen Jahres prachtvoll scharlachgefärbte
                              									Schachspiele zu Hunderten in den Handel.
                           Zuerst werde ich, die allgemeinen Grundsätze der Färberei bezüglich des
                              									Verhältnisses, in welches Farbstoffe und Beizen (Befestigungsmittel) zu der
                              									organischen Faser beim Färben treten, als bekannt übergehend, das Wesentliche der
                              									Theorie der Knochenfärbung, sowie die Beschreibung der anzuwendenden
                              									Befestigungsmittel und Farbstoffe, der Mittheilung des praktischen Verfahrens beim
                              									Rothfärben vorausschicken. Am Schlusse wird noch die Application anderer Farben
                              									besprochen werden.
                           Zur Befestigung der Beizen auf die organische Faser sind folgende Verfahrungsarten
                              									die üblicheren:
                           1) man taucht den zu färbenden Gegenstand in das kalte oder
                              									erwärmte Beizbad, bevor man ihn in die Färbeflüssigkeit bringt;
                           2) man vermischt die Beize mit der Färbeflüssigkeit und taucht
                              									den Gegenstand ein- oder mehreremale ein.
                           
                           Beim Knochenfärben fand ich die getrennte Behandlung, nämlich das Beizen dem
                              									Ausfärben vorausgehen zu lassen, für sicherer, namentlich für die Application von
                              									zartem Scharlachroth.
                           Eine wesentliche Manipulation bei der Knochenfärberei besteht darin, daß die aus den
                              									entfetteten Knochen gedrehten, geschliffenen, aber noch nicht polirten Gegenstände,
                              									vor dem Auftragen der Beize und Farbe mit verdünnter kalter Salpetersäure
                              									(Scheidewasser), oder mit reinem, kochendem Essig in einem Gefäße von gutem
                              									Porzellan oder Glas (die Glasur der Töpferwaaren, gewöhnlich viel Bleiglätte
                              									enthaltend, würde durch diese Säuren angegriffen) kurze Zeit behandelt werden.
                           Die Knochen sind bekanntlich aus zwei wesentlich verschiedenen Hauptbestandtheilen
                              									zusammengesetzt, nämlich aus einem organischen Gewebe (dem Knorpel und den Gefäßen)
                              									und aus einem unorganischen Theile (der Knochenerde).
                           Nach Berzelius enthalten 100 Gewichtstheile
                              									Ochsenknochen
                           
                              
                                 Gewichtstheile
                                 
                              
                                 a)
                                 an organischer Substanz (Knorpel und Gefäße)
                                 
                                 
                                 33,30
                                 
                              
                                 b)
                                 an unorganischen Bestandtheilen und zwar an basisch phosphorsaurer
                                    											Kalkerde mit etwas Fluorcalciuman kohlensaurer Kalkerdean
                                    											phosphorsaurer Magnesiaan Natron und sehr wenig Chlornatrium
                                 57,353,852,053,45
                                 
                                    
                                    
                                 66,70
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 a und b zusammen
                                 
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Hieraus ist ersichtlich, daß ungefähr ⅔ der
                              									Knochenmasse aus unorganischer Materie, die sich durch einen überwiegenden Gehalt an
                              									Kalksalzen (61,20 Proc.) auszeichnet, und nur ⅓ derselben aus organischer
                              									Substanz besteht, welches Verhältniß jedoch bei verschiedenen Knochen desselben
                              									Thieres und bei verschiedenen Thierclassen veränderlich ist.Die Zähne und das Hirschhorn enthalten dieselben Bestandtheile wie die
                                    											Knochen. Erstere jedoch, als sehr harte Knochengebilde, sind reicher an Knochenerde. Daß dieses — wie
                                    											in einigen schätzbaren Werken angenommen wird — auch bei Elfenbein,
                                    											der Substanz der Zähne, vornehmlich der Stoßzähne des Elephanten, der Fall
                                    											ist, dem scheint durch die Erfahrung, daß Elfenbein wegen geringerer Härte
                                    											besser zu bearbeiten ist und mit den Farbstoffen und Beizen sich leichter
                                    											verbindet, widersprochen zu werden. Nach einer Stelle in dem Handbuche der
                                    											angewandten Chemie von Dumas würde dieser
                                    											Widerspruch gehoben; dieselbe lautet: „Auffallend wenig, nämlich
                                       												nur 53,27 bis 58,95 Proc. Knochenerde wurde in den Stoßzähnen des
                                       												Elephanten gefunden.“
                           Diese verhältnißmäßig große Quantität unorganischer Stoffe aber, welche die Knochen
                              									der verschiedenen Thierclassen enthalten, erschwert  die Befestigung der Farbstoffe
                              									auf Knochen und Elfenbein. Denn daß bloß die organische Masse der Knochen ihre
                              									leichte Färbung bedingt, kann nicht bezweifelt werden. Behandelt man daher die
                              									fertigen und geschliffenen Waaren aus Knochen mit einer solchen verdünnten Säure,
                              									welche die Knochenerde, insbesondere den phosphorsauren Kalk, leicht auflöst und
                              									welche mit Kalk eine in Wasser leicht lösliche Verbindung gibt, so wird auf der nach
                              									Außen zu bloßgelegten Knorpelsubstanz Beize und Farbe sich fixiren können. Nicht
                              									minder ist der dadurch bewirkten Entfernung des vielen Kalks (der mit den
                              									Farbstoffen, selbst wenn sie im Ueberschusse vorhanden sind, nie glanzvolle, sondern
                              									matte [todte] Farben gibt) von der äußersten Schicht der Knochenoberfläche, der Glanz und die Lebhaftigkeit
                              									der Farben zuzuschreiben, welche der bloßgelegte organische Theil der Knochen,
                              									gleich der Seide und Wolle, als sehr wenig erdige Theile haltender thierischer
                              									Faserstoff, bei der Färbung erhält.
                           Die verdünnte Salpetersäure, mit etwas Weinsteinsäure versetzt, habe ich zu diesem
                              									Anbeizen im Allgemeinen am zweckdienlichsten gefunden. Sie muß aber in solcher
                              									Verdünnung angewendet werden, daß sie auf der Zunge nur etwa den Eindruck eines
                              									scharfen Essigs hervorbringt; auch ist zu hohe Temperatur zu vermeiden, weil sonst
                              									auch thierische Materie aufgelöst würde.
                           Sind nun die zu färbenden Gegenstände aus Knochengebilden so weit zubereitet
                              									(angebeizt), so werden sie mit einem der nun zu beschreibenden Beizmittel
                              									behandelt.
                           Als Beizmittel wenden wir an:
                           1) das salzsaure Zinnoxydul oder
                              									krystallisirte Zinnchlorür (im Handel unter dem Namen Zinnsalz vorkommend). Dieses Salz, an der Luft schon feucht werdend, ist
                              									sehr löslich in Wasser, wird aber bei seiner Auflösung in Wasser zersetzt in saures
                              									lösliches und in basisches unlösliches Salz, welches sowohl zur Faser, als zu den
                              									Farbstoffen eine starke Anziehung äußert und weiß von Farbe ist. Die trübe
                              									(milchichte) Auflösung wird durch Zusatz von etwas Salzsäure geklärt.
                           Obgleich dieses Salz im Handel gewöhnlich ziemlich rein vorkommt,
                              									so werde ich für diejenigen, welche mit Sicherheit jedesmal ein günstiges Resultat
                              									erlangen wollen, ein Verfahren zur Bereitung des von mir angewendeten Zinnsalzes in
                              										flüssiger Form angeben:
                           In einen gläsernen Kolben, mehr als hinreichend groß, bringe man
                              									etwa 4 Loth (1 Loth bayer. = 17½ Grammen) feines englisches  Zinn (möglichst zerkleinert)
                              									und 12–15 Loth eisenfreie SalzsäureUm zu finden ob Eisen in der Säure (aufgelöst) enthalten sey, übersättige man
                                    											ein wenig von derselben mit Ammoniak (Salmiakgeist); fallen braune Flocken
                                    											(Eisenoxydhydrat) nieder, so enthält die Säure Eisenchlorid. von
                              										circa 1,15 spec. Gewichte; erwärme den Kolben im
                              									Sand- oder Wasserbade so lange, bis das Metall von der Säure nicht mehr
                              									angegriffen wird (keine Bläschen mehr aufsteigen). Dann setze man zur erkalteten
                              									Auflösung etwa 1½ Schoppen (1 Schoppen bayerisch = ¼ Liter reichlich)
                              									weiches Wasser, filtrire nun durch ungeleimtes Papier (Filtrirpapier) und bewahre
                              									die filtrirte Flüssigkeit in einem gut verschlossenen Glase zum Gebrauche auf. Man
                              									thut wohl, in das Glas noch ein Stückchen Zinn zu bringen.
                           2) Die schwefelsalzsaure
                                 										Zinnauflösung ist dem Zinnsalz vorzuziehen, da sie keine ätzenden
                              									Einwirkungen auf den thierischen Theil der Knochen zeigt, in Berührung mit der
                              									organischen Faser sich sehr leicht zersetzt und den Farben mehr Lüstre ertheilt, und
                              									dieß unstreitig deßhalb, weil die auf der Oberfläche der Knochen durch das Anbeizen
                              									mit Salpetersäure hergestellte dünne äußerste Schicht von thierischer Substanz durch
                              									die erste Einwirkung dieser Beize nicht vergrößert wird
                              									(indem die leicht sich bildende, selbst in vielem und reinem Wasser spärlich sich
                              									auflösende Verbindung der Schwefelsäure mit dem Kalke der Knochenerde von der
                              									Oberfläche der Knochen nur langsam in die verdünnte Beize
                              									übergeht) und somit nach dem Färben ihr Volumen durch Eintrocknen (Zusammenziehen)
                              									nicht in dem Grade vermindern kann, daß die in ihr
                              									sitzenden Farbetheilchen, welche bei günstigen Umständen dem Auge als eine volle
                              									feurige Farbe sich darbieten, durch Verdichtung eine dunkle, oft bis ins Schwarze
                              									gehende Farbe zeigen würden.
                           Sie entsteht, wenn man in einem geräumigen gläsernen Kolben (in
                              									Ermangelung eines solchen kann ein Gefäß aus Porzellan oder Steinzeug dazu genommen
                              									werden) 4 Loth fein gekörntes, reines Zinn mit 6 Loth eisenfreier, gewöhnlicher
                              									Salzsäure übergießt und etwa nach einer Stunde 3 Loth concentrirte Schwefelsäure in
                              									kleinen Portionen zusetzt. Es wird Wärme erzeugt, und das Zinn löst sich anfangs mit
                              									Heftigkeit auf; da aber die Einwirkung der Säuren auf noch ungelöstes Zinn mit
                              									zunehmender Concentration der Auflösung abnehmen würde, so erwärmt man die
                              									Flüssigkeit so  lange im
                              									Sandbade, bis keine Gasblasen mehr entwickelt werden. Man läßt nun das Ganze
                              									abkühlen, versetzt es dann mit etwas Wasser (ungefähr mit 6 Loth — 6 Eßlöffel
                              									voll —), gießt die Auflösung von dem Bodensatze ab und verdünnt sie noch mit
                              									20 Loth oder 1¼ Schoppen Wasser. Diese Auflösung wird ebenfalls in einem gut
                              									verschlossenen Glase zum Gebrauche aufbewahrt.
                           3) Den Alaun bringen wir beim
                              									Rothfärben der Knochen nur insofern in Anwendung, als wir ihn mit Weinstein versetzt
                              									dem Cochenille-Auszuge in sehr geringer Quantität zur Veränderung des Pigments beifügen. Die Bereitungsart der aus beiden Salzen
                              									zusammengesetzten Flüssigkeit aber ist folgende:
                           Man löse ein halbes Loth eisenfreien gewöhnlichen Alaun in einem
                              									halben Schoppen und ein Quint feinzerstoßenen Weinstein (Cremor tartari) in einem Schoppen siedenden Wassers auf, gieße beide
                              									Auflösungen zusammen und filtrire die heiße Mischung. Diese wird in verschlossenem
                              									Glase aufbewahrt und nach unten folgender Anweisung gebraucht.
                           Zur Fixirung einer schönen beständigen Scharlachfarbe, d. i. einer Mischung
                              									(Verbindung) von Roth und Gelb mit schwachgelblichem Blick, auf Knochen und
                              									Elfenbein haben sich mir für die Anwendung im Großen nach mehreren Versuchen
                              									folgende Farbematerialien am besten bewährt, und zwar
                           A. Zu Gelb:
                           1) Der Wau (Reseda luteola,
                              									Wauresede). Man kocht den Wau so lange (etwa eine Stunde) in weichem Wasser, bis er
                              									zu Boden fällt, und seiht die Flüssigkeit durch Leinwand. Es ist nicht vortheilhaft,
                              									wenn die Abkochung des Wau bei warmer Temperatur längere Zeit mit der Luft in
                              									Berührung bleibt, da sich auf Kosten des gelben Farbstoffs eine im Wau schon fertig
                              									gebildete röthliche Substanz noch vermehrt. Man halte sich daher keinen Vorrath von
                              									Wauabsud. Wau gibt der mit Zinnchlorür oder Alaun gebeizten organischen Faser nicht
                              									nur sehr schöne (citronengelbe), sondern auch dauerhaftere Farben, als Gelbholz,
                              									Quercitronrinde u. a. Wau wurde früher viel gebraucht, aber jetzt, nachdem die
                              									Quercitronrinde in Gebrauch gekommen ist, findet er fast nur noch in der
                              									Seidenfärberei Anwendung.
                           2) Das Gelbholz aus Brasilien, jetzt
                              									noch zuweilen Brasilienholz und alter Fustik (junger Fustik oder Fisetholz heißt das
                              									ungarische Gelbholz) genannt, von dem in Westindien und Brasilien wachsenden
                              									Färbermaulbeerbaum (Morus tinctoria). Eine Abkochung  von Gelbholz (ja
                              									Gelbholz selbst) wird unter Einwirkung von Luft und Wärme sehr. leicht ins Rothe
                              									verändert und muß deßhalb, wie der Wau, bald nach der Abkochung zum Färben verwendet
                              									werden. Das Gelbholz enthält mehr Farbstoff als der Wau, dagegen gibt es nicht das
                              									liebliche Gelb wie dieser, sondern die Farbe spielt mehr ins Orange und ist weniger
                              									lebhaft. Zur Erzeugung des gelben Grundes habe ich dessenungeachtet die
                              									Gelbholzabkochung sehr brauchbar gefunden; sie deckt sehr gut und verbindet sich
                              									schnell mit dem Farbstoffe der Cochenille zu einer recht hübschen Nüance von
                              									Scharlach, welche der mittelst Wau erhaltenen wenig nachsteht. Da nun überdieß
                              									Gelbholz billiger ist als Wau, so wird es wenigstens bei der Färbung von Waaren
                              									mittleren Werthes dem Wau vorzuziehen seyn. Ein Absud von 1 Theil Wau und 1 Theil
                              									Gelbholz möchte übrigens in jeder Beziehung entsprechen.
                           B.Zu Roth:
                           1) Die Cochenille (Coccus cacti). Der rothe Farbstoff der Cochenille in
                              									Verbindung mit thierischer Substanz wird gewöhnlich durch siedendes, aber auch
                              									manchmal und zwar mit Vortheil durch kaltes Wasser nach und nach ausgezogen.
                              									Kalkhaltige Wasser sind hierbei zu vermeiden, da der Kalk wegen seiner
                              									Verwandtschaft zum Farbstoffe der Cochenille sich zum Theil mit diesem verbinden und
                              									dadurch die Quantität und Qualität des färbenden Elements vermindern würde.
                           2) Der rothe Carmin, ein
                              									Handelsproduct aus der Cochenille. Er ist eine Verbindung aus dem Farbstoffe dieses
                              									Insects, aus thierischer Materie und einer zur Fällung angewandten Säure nebst etwas
                              									Thonerde. Dieses Färbematerial gibt nach der unten zu beschreibenden Anwendungsweise
                              									das feurigste, dauerhafteste und glänzendste Scharlachroth. „Aber das ist
                                 										ein viel zu theures Material!“ wird man sagen. Ich bemerke hierzu
                              									zweierlei:
                           1. Seine Ergiebigkeit und die Sicherheit und Einfachheit mit
                              									der mit ihm im Vergleiche zur Anwendung der Cochenille gefärbt werden kann,
                              									reduciren seinen allerdings hohen Preis um Bedeutendes und
                           2. Jeder, der vergleichende Versuche anstellt und alle Umstände
                              									mit in Rechnung bringt, wird am Ende zu einem unvermuthet günstigen Resultate
                              									gelangen. Man nehme gerade vom feinsten Carmin, der ein brennendes Roth zeigt und
                              									sich ohne merklichen Rückstand in Ammoniak leicht auflöst. Die feinen Sorten sind
                              										 gewöhnlich nicht
                              									verfälscht. Zur Verfälschung sollen übrigens Weizenstärke, Zinnober, Bleiweiß
                              									verwendet werden.
                           Das praktische Verfahren der Färbung nun selbst betreffend, so ist zu bemerken, daß
                              									dasselbe in vier aufeinander folgenden Operationen besteht (wir wollen sie durch Anbeizen, Beizen, Grundiren
                              									und Ausfärben bezeichnen), welche, wenn Beize und
                              									Farbebäder in Bereitschaft sind, ohne Unterbrechung binnen einer Stunde in unten
                              									bezeichneter Ordnung nach einander vorgenommen werden können, gleichviel ob die zu
                              									färbenden Objecte in größerer oder geringerer Quantität vorhanden sind.
                           I. Das
                                 										Anbeizen.
                           Man lege die gut geschliffenen Gegenstände 20–25 Minuten in ein Gefäß von
                              									Porzellan oder Glas, welches etwa bis zur Hälfte mit sehr verdünnter Salpetersäure
                              									angefüllt ist, oder: man erhitze ½ Loth SalpetersäureDie unter Ziffer I—IV bezeichneten Mengen werden für eine zu färbende Oberfläche,
                                    											welche der eines halben Schachspiels von mittlerer Größe ungefähr
                                    											gleichkommt, mehr als hinreichend seyn, so daß sie wahrscheinlich öfter als
                                    											einmal benützt werden können. (mit 4 Loth Wasser verdünnt) und
                              									½ Quint krystallisirte Weinsteinsäure so lange, bis diese sich vollständig
                              									aufgelöst hat, verdünne das Ganze mit so viel Wasser (es wird ungefähr eine halbe
                              									Maaß nöthig seyn), daß es die Schärfe eines starken Essigs besitzt, und behandle in
                              									dieser Flüssigkeit die zu färbende Waare etwa 20 Minuten.
                           II.Das eigentliche Beizen.
                           Man läßt sodann die Waare in einem reinen Weidenkörbchen etwas abtropfen und
                              									behandelt sie hierauf mit einem von den auf Seite 440 bis 442 beschriebenen
                              									Beizmitteln. Zu dem Behufe kommt in ein anderes passendes Gefäß 1½ bis 2
                              									Schoppen Wasser und dazu entweder
                           a) ein Minimum des käuflichen
                              									Zinnsalzes (ungefähr ein linsengroßes Stückchen), oder
                           b) 8–12 Tropfen von dem
                              									salzsauren Zinnoxydul in flüssiger Form, oder
                           c) 8–12 Tropfen von der
                              									schwefelsalzsauren Zinnauflösung (S. 441 Ziffer 2).
                           
                           Man rührt schnell um und bringt die Gegenstände in die kalte
                              									Beize, worin sie 10–15 Minuten bleiben. Manchmal, namentlich wenn die zu
                              									färbende Waare nicht gut vorbereitet ist, wird es nöthig seyn, die Beize mit den
                              									Gegenständen über schwachem Feuer zu erhitzen.
                           Die gebeizten Gegenstände läßt man wiederum in einem Körbchen abtropfen. War die
                              									angewandte Beize nicht dünn genug, so ist es gut, das Körbchen mit der Waare schnell
                              									in eine Schüssel mit Wasser zu tauchen, damit das mechanisch anhängende, eine
                              									gleichmäßige Färbung verhindernde Zinnoxyd weggewaschen wird.
                           III. Das
                                 										Grundiren.
                           Hierauf gibt man die gebeizte Waare in eine filtrirte heiße Abkochung von Wau oder
                              									Gelbholz, oder von beiden zu gleichen Theilen. Auf 1½ Schoppen Wasser wird
                              									½ Loth Wau, oder ½ Loth Gelbholz, oder ¼ Loth Wau mit ¼
                              									Loth Gelbholz hinreichen. Die gelbe Färbung kommt in kurzer Zeit zu Stande, und nun
                              									folgt
                           IV. das
                                 										Ausfärben.
                           Die gelb gefärbten Gegenstände werden jetzt in eines der schon zubereiteten Rothbäder
                              									— siehe unten lit. a
                              									und b — gebracht.
                           Die Zubereitung und Anwendung derselben geschieht wie folgt:
                           a) Ungefähr 21 Gran (circa ⅓ Quint) feinzerriebene Cochenille Mesteque
                              									wird mit 1–1½ Schoppen Wasser entweder einige Minuten gekocht, oder,
                              									was besser ist, nach und nach mit derselben Quantität kalten Wassers ausgezogen (man
                              									gießt nämlich zuerst ein Viertel des Wassers zu dem Pulver, rührt um, läßt es
                              									6–12 Stunden stehen, gießt die ausgezogene Farbe in ein reines Gefäß ab,
                              									gießt wieder Wasser zu u. s. f.). Der Cochenille-Auszug wird nun in jedem
                              									Falle durch ein leinenes Tuch geseiht, bis zum Kochen erhitzt und dann mit 3 Tropfen
                              									der Beize aus Alaun und Weinstein, Seite 442 Ziff. 3, versetzt. Das
                              									Cochenille-Pigment, wahrscheinlich in verschieden gefärbten Oxydationsstufen
                              									in dem Thiere vorhanden, gibt durch Aufgießen mit Wasser eine carmoisinrothe Farbe
                              									(Roth mit bläulichem Stich), welche aber mittelst der Weinsteinsäure des angegebenen
                              									Zusatzes, indem diese Säure die dunkleren Oxydationsstufen des Pigments zerstört,
                              									alsbald in eine 
                              									gelblichrothe Nüance übergeführt wird.Zinnsolutionen mit Weinstein können ebenfalls zur Herstellung der gewünschten
                                    											Nüance gebraucht werden; sie erzeugen jedoch leicht einen Niederschlag, der
                                    											aus einem Theile des Pigments, welches dann unbenützt verloren geht, in
                                    											Verbindung mit dem basischen Salze besteht. Freie Weinsteinsäure anzuwenden
                                    											ist nicht rathsam, da man sehr leicht zu viel hinzubringt. In
                              									diesen veränderten, noch fast siedenden Extract der Cochenille taucht man nun die
                              									aus der heißen gelben Farbe kommenden Gegenstände und beobachtet den Moment, in
                              									welchem die rechte Schattirung von Roth sich gebildet hat. Um diese Beobachtung mit
                              									Leichtigkeit anstellen zu können, bediene man sich eines sogenannten Durchschlags,
                              									d. i. eines Gefäßes (Schüssel) mit seiherartigem Boden, welches in ein anderes,
                              									ähnliches, das die rothe Farbe enthält, leicht eingesetzt werden kann. Beide Gefäße
                              									dürfen aus ordinärem Töpferzeug, mit guter Glasur versehen, gefertigt seyn. Sollte
                              									bei der Ausfärbung eine Nüance mit vorherrschendem Roth entstehen, so tauche man die
                              									Waare noch einmal kurze Zeit in das heiße gelbe Bad, oder man lege sie einige
                              									Minuten in sehr verdünnte kalte Weinsteinsäure.
                           b) Ein Messerspitze voll käuflichen
                              									Carmins (ungefähr 2 Gran) von feinster Sorte wird unter Umrühren in einem
                              									Abrauchschälchen mit 6–8 Tropfen Ammoniak aufgelöst, dann 6 Loth (Eßlöffel
                              									voll) weiches Wasser zugegeben, die Mischung einige Minuten gekocht und hierauf mit
                              									1 Schoppen Wasser verdünnt. Die gelbgefärbten Gegenstände werden nun in dieser
                              									verdünnten Carminlösung bis zum Kochen der Flüssigkeit erhitzt und so lange darin
                              									bei Siedehitze behandelt, bis einzelne herausgenommene sich mit dem rothen Farbstoff
                              									zu decken beginnen. Man nimmt nun das Gefäß vom Feuer, läßt das Ganze abkühlen und
                              									wird die Waare vollständig und schön gefärbt finden. Will man diese aber nicht bis
                              									zur Erkaltung der Flüssigkeit in dem Gefäße liegen lassen, so darf man nur das
                              									Kochen länger unterhalten.
                           Bei der Anwendung des Carmins zum Rothbade kommt Alles darauf an,
                              									nicht zu viel von seinem Auflösungsmittel zu verwenden, da sich sonst der rothe
                              									Farbstoff schwierig auf die zu färbenden Objecte niederschlägt. Die Ursache von
                              									manchmal zu schwach erfolgender Färbung ist fast jedesmal in einem Ueberschuß des
                              									Lösungsmittels zu suchen.
                           Um sicher zu gehen, kann man die Lösung des Carmins in Ammoniak,
                              									von welchem letzteren man gewöhnlich zu viel hinzubringt,  etwas (ja fast bis zur Trockne)
                              									abdampfen, oder einige Zeit stehen lassen und dann erst die oben bezeichnete
                              									Quantität Wasser zugeben. Auch ein Zusatz von einem oder einigen Tropfen schwacher
                              									Weinsteinsäure kann bewirken, daß die Farbe leichter anfällt. Werden keine groben
                              									Fehler gemacht, so gelingt die Arbeit ganz sicher, und es wird diese Art der
                              									Ausfärbung, dessen bin ich gewiß, Jedem, der Versuche anstellt, als die brauchbarste
                              									sich herausstellen. Es würde daher überflüssig seyn, wollte ich noch weiter
                              									anführen, wie zu verfahren ist, wenn man mit gemischten Färbeflotten ausfärben will;
                              									man würde dadurch nur einige kurze Manipulationen ersparen, dagegen die Sicherheit
                              									in der Erzeugung jedesmal schöner, feuriger Nüancen opfern.
                           Ehe ich diesen Gegenstand verlasse, bemerke ich noch nachträglich, daß ein sehr
                              									brillantes Roth auf Knochen und Elfenbein befestigt werden kann, wenn man bei
                              									gehöriger Ausführung der oben bezeichneten vier Operationen, sub Ziffer I, II,
                              										III und IV, b, als Beizmittel phosphorsaure Zinnauflösung anwendet.
                              									(In anderer Absicht als zu dieser Anwendung hatte ich mir eine solche dadurch
                              									bereitet, daß ich aus einer Zinnchlorürlösung mit metallischem Zink das Zinn fällte,
                              									es gut auswusch und dieses feinzertheilte Zinn mit kochender, concentrirter
                              									Phosphorsäure behandelte u. s. w.)
                           Carminauflösung, in welcher kein Ueberschuß des Lösungsmittels enthalten ist, gibt,
                              									mit weichem Wasser verdünnt, mittelst Zinnbeizen auf den nicht gelbgefärbten Gegenständen aus Knochengebilden ein recht hübsches,
                              									lebhaftes Hochroth.
                           Zum Schlusse dieser Abhandlung will ich nur noch Weniges über die Application einiger
                              									anderen begehrten Farben beifügen, da hierüber die
                              									chemisch-technische Literatur (namentlich Prechtl's technologische Encyklopädie) Anhaltspunkte darbietet, welche ich
                              									bei den hier folgenden Mittheilungen nicht außer Acht gelassen habe.
                           1) Was Roth betrifft, so wird zu
                              									dessen Fixirung ein Decoct von Brasilien (Fernambuk)-Holz mit
                              									Cochenille-Zusatz empfohlen. Die erhaltene (rosenrothe) Färbung ist aber
                              									nichts weniger als dauerhaft, da mit dem Farbstoff des Brasilienholzes keine
                              									licht- und luftbeständigen Farben aufgetragen werden können, und wegen ihres
                              									bläulichen Stichs, der von dem nichtmodificirten, ins Carmoisin spielenden
                              									Farbstoffe der Cochenille herrührt, gar nicht mehr beliebt. Aeltere Abkochungen von
                              									Brasilienholz verdienen übrigens den frisch bereiteten vorgezogen zu werden.
                           
                           2) Schwarz können Gegenstände aus
                              									Knochen und Elfenbein sehr einfach und mit wenig Kosten auf folgende Weisen gefärbt
                              									werden:
                           a. Das Anbeizen und Beizen
                              									geschieht durch eine einzige Operation und zwar entweder mit sehr verdünnter kalter
                              									Salpetersäure (hierzu wird die beim Scharlachfärben schon abgestumpfte und mit
                              									Kalksalzen verunreinigte Säure, welche nach Umständen etwas angeschärft werden muß,
                              									mit Vortheil noch einmal benützt), oder mit siedend heißem scharfem Essig, denen man
                              									sehr wenig Alaun und einige rostige eiserne Nägel etwa eine Stunde vorher zugesetzt
                              									hat; die zu färbende Waare bleibt in dieser Beize 25 bis 30 Minuten liegen und wird
                              									nach dem Herausnehmen mit kochend heißem, etwas concentrirtem Blauholz
                              									(Campecheholz)-Absud übergossen.
                           b. Man behandelt zuerst die zu
                              									färbenden Gegenstände mit verdünnter Salpetersäure 25–30 Minuten, legt sie
                              									dann mehrere Stunden in eine Auflösung des gelben chromsauren Kali und bringt sie
                              									endlich in eine heiße Blauholzabkochung. Dieses Verfahren, wobei das Blauholzpigment
                              									durch höhere Oxydation vermittelst der Chromsäure, ohne Gegenwart von Eisen, ein
                              									tiefes Schwarz erzeugt, ist sehr einfach, wenig kostspielig und verdient besondere
                              									Beachtung.
                           c. Alles wie bei b, nur wird statt des chromsauren Kali eine Auflösung
                              									von schwefelsaurem Kupferoxyd (Kupfervitriol), besser heiß als kalt, genommen.
                           Nach Prechtl's Encyklopädie kocht man die zu färbende
                              									Waare zuerst in einem durch Leinwand geseihten Blauholzabsude und dann in
                              									Eisenvitriollösung. Ich brachte auf diesem Wege, wobei das Anbeizen umgangen ist,
                              									(wie wohl vorauszusehen war) keine Färbung zu Stande.
                           3) Gelb:
                           a Man beizt Knochen oder Elfenbein
                              									mit verdünnter Salpetersäure an, legt sie 25–30 Minuten in eine Auflösung von
                              									Zinnsalz, oder von schwefelsalzsaurer Zinnauflösung, oder von Alaun, und bringt sie
                              									in einen kochend heißen, durch Leinwand geseihten, concentrirten Absud von Wau. Nach
                              									kurzer Zeit ist auf der Waare ein sehr schönes, liebliches Gelb befestigt, welches
                              									an Beständigkeit nichts zu wünschen übrig läßt.
                           b. Die angebeizten Gegenstände legt
                              									man einige Zeit in eine siedend heiße Auflösung des essigsauren Bleioxyds
                              									(Bleizuckers) und dann in eine concentrirte Lösung des gelben chromsauren Kali.
                           
                           Nach Prechtl's Encyklopädie werden diese Operationen in
                              									umgekehrter Ordnung und unter Kochen vorgenommen; ohne vorausgehendes Anbeizen,
                              									welches auch hierbei nicht vorgeschrieben ist, erfolgt die Färbung langsam.
                           c. Um eine schöne hellgelbe Farbe
                              									hervorzubringen, reicht es auch schon hin, Knochen und Elfenbein ungefähr 24 Stunden
                              									in eine concentrirte Auflösung des chromsauren Kali zu legen.
                           4) Blau:
                           Die Application von schönem Blau auf Knochen und Elfenbein gelang
                              									mir nur mittelst des Indigcarmin (blauen Carmin), dessen
                              									Bereitung, da er im Handel gut und billig zu haben ist, ich übergehe.
                           Das Anbeizen, welches hierbei ebenfalls nöthig ist, wenn eine
                              									Färbung erfolgen soll, geschieht in diesem Falle besser mit verdünnter reiner
                              									Salzsäure, da Salpetersäure, wenn sie nicht verdünnt genug angewendet wurde, die
                              									Färbung leicht grün nüancirt. Die angebeizten Gegenstände können nun sogleich in
                              									einer wenig concentrirten kalten Auflösung des Indigcarmin in reinem Wasser, ohne
                              									Anwendung einer Beize, ausgefärbt werden. Gleichmäßiger färbt sich gewöhnlich die
                              									Waare, wenn man sie vor dem Ausfärben mit einem Beizmittel behandelt.
                           Nachtrag.
                           Um dem ausführlich und mit Modificationen beschriebenen Verfahren des Rothfärbens der
                              									Knochen (Seite 444–447 unter Beiziehung von Seite 440 und 441) auch bei den
                              									mit chemischen Operationen wenig Vertrauten und selbst bei denen, die noch gar keine
                              									Färbeversuche angestellt haben, Beachtung und Eingang zu verschaffen und ihnen den
                              									Anfang zu erleichtern, will ich hier noch in Form einer zusammenhängenden gedrängten
                              									Vorschrift diejenige Behandlungsweise anfügen, welche ohne alle Umstände und ganz
                              									sicher und leicht von Jedem ausgeführt werden kann, nämlich:
                           1) Man versetze in einem passenden Gefäße von Glas oder
                              									Porzellan ½ Maaß bayerisch (½ Liter reichlich) weiches Wasser mit
                              									¾ Loth bayerisch (circa 13 Grammen)
                              									Salpetersäure, bringe die gut geschliffenen Gegenstände (die Quantitäten der
                              									anzuwendenden Materialien sind für eine zu färbende Oberfläche berechnet, welche der
                              									eines halben Schachspiels ungefähr gleich ist) in diese Flüssigkeit und lasse das
                              									Ganze 20 bis 25 Minuten, bei mäßiger Erwärmung  aber, weil dadurch die Einwirkung beschleunigt wird, nur
                              									10 bis 15 Minuten stehen.
                           2) Sodann bringe man die Gegenstände in ein anderes Gefäß,
                              									übergieße sie mit ½ Maaß bayer. reinem Wasser, setze dazu unter schnellem
                              									Umrühren ein sehr geringes Quantum (etwa von der Größe eines Reiskorns) Zinnsalz
                              									(Zinnchlorür) und behandle dieselben 20 bis 30 Minuten in dieser (milchichten)
                              									Flüssigkeit.
                           3) Nach Verfluß dieser Zeit kommen die Gegenstände in eine noch
                              									fast siedendheiße und durch Leinwand filtrirte Abkochung von ¼ Loth bayer. (4
                              									2/5 Gramm.) Wau und ¼ Loth Gelbholz aus Brasilien (beide zusammen) in
                              									½ Maaß Wasser. Darin bleiben sie nur so lange, bis sie eine hellgelbe Farbe
                              									angenommen haben, welches schon nach 2 bis 5 Minuten der Fall ist.
                           Hierauf folgt
                           4) das Ausfärben im Rothbade. Man löst nämlich eine
                              									Messerspitze voll käuflichen rothen Carmin (ungefähr 2 Gran) von feinster Sorte in 6
                              									bis 8 Tropfen Salmiakgeist (Aetzammoniak) auf, läßt die Auflösung entweder 1 Stunde
                              									offen stehenUm hier nicht warten zu müssen, löst man den Carmin gleich anfangs auf, d. i.
                                    												vor der Behandlung der zu färbenden Waare mit
                                    											verdünnter Salpetersäure., oder erwärmt sie sogleich ein wenig,
                              									damit ein etwaiger Ueberschuß des Lösungsmittels sich verflüchtige, setzt sodann
                              									¼ Maaß Wasser hinzu, erhitzt diese verdünnte Carminlösung bis zum Sieden,
                              									behandelt darin die gelbgefärbten Gegenstände (bei fortwährender Siedehitze) so
                              									lange, bis sie sich mit dem rothen Farbstoffe zu decken beginnen. Nun wird das Ganze
                              									noch einige Minuten in Siedehitze erhalten, oder — was besser ist — es
                              									werden die Gegenstände 1 bis 2 Minuten in die Anfangs schon gebrauchte verdünnte
                              									Salpetersäure und gleich darauf wieder in die noch siedende rothe Färbeflotte
                              									gebracht. Nach wenigen Minuten erfolgt eine vollkommene Färbung der Gegenstände,
                              									welche man dann sogleich aus dem Gefäße herausnimmt und an der Luft trocknen
                              									läßt.
                           Anmerkung. Aus Theilen zusammengesetzte Gegenstände, wie
                              									z. B. Nadelbüchschen, müssen ganz (geschlossen) in den verschiedenen Flüssigkeiten
                              									behandelt werden, weil sonst die Zusammenfügung (der Schluß) ungenau wird.