| Titel: | Analysen verschiedener unter dem Namen concentrirter Dünger im Handel vorkommender Gemenge; von J. Girardin in Rouen. | 
| Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. C., S. 455 | 
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                        C.
                        Analysen verschiedener unter dem Namen concentrirter Dünger im Handel vorkommender Gemenge; von
                           									J. Girardin in
                           									Rouen.
                        Aus dem Journal de Pharmacie, Febr. 1851, S.
                              									131.
                        Girardin's Analysen des sogenannten concentrirten
                           								Düngers.
                        
                     
                        
                           Der landwirthschaftliche Centralverein des untern Seine-Departements
                              									beauftragte mich mit der Analyse mehrerer fester und flüssiger Gemenge, welche den
                              									Landwirthen als Ersatzmittel der gewöhnlichen Dünger angeboten werden.
                           Diese Gemenge besitzen angeblich eine viel größere Wirksamkeit als der Stalldünger,
                              									indem höchst unbedeutende Mengen, 15 Liter, 6 Kilogr., und sogar 5 Liter, je nach
                              									der Sorte, eine Hektare Feld fruchtbar zu machen und auf dieser Fläche im
                              									mittelmäßigsten Boden, ohne Beihülfe anderen Düngers und bei nur einmaligem Umackern
                              									50 bis 52 Hektoliter Weizen zu erzeugen vermögen.
                           Alle diese sogenannten concentrirten Dünger, deren es seit
                              									einem Jahr eine bedeutende Anzahl gibt, sollen in einem unendlich kleinen Raum eine
                              									ungeheure Menge nützlicher Stoffe enthalten und auf die Art angewandt werden, daß
                              									man sie mit dem Saatkorn vermengt. In letzterer Hinsicht ist die neue Methode die
                              									Wiederholung eines sehr alten Verfahrens, welches sehr gute Resultate liefert,
                              									nämlich des Ueberziehens (pralinage) des Saatkorns mit einer wirksamen Substanz, z. B. Kalk,
                              									alkalischen Salzen, Thierkohle etc., welche man in Leimlösung auflöst oder einrührt,
                              									die so dick ist, daß das Pulver sich den Samenkörnern anhängt und um sie eine Art
                              									Kruste bildet.
                           Es ist gewiß, daß salz- und stickstoffhaltige Substanzen, welche auf diese
                              									Weise in unmittelbare Berührung mit den Samenkörnern gebracht werden, die Keimung
                              									und erste Entwickelung der jungen Pflanzen begünstigen. Diese Thatsache war schon
                              									den alten Griechen und Römern bekannt, welche das Korn niemals zu säen pflegten,
                              									ohne es 
                              									vorher in Oelsatz oder in Salpeter eingeweicht zu haben.
                              										Virgil,
                              									Columella, Plinius und Palladius, welche über den Ackerbau schrieben, theilen
                              									Vorschriften mit, um das Keimen und Schossen der Pflanzen zu befördern. Dieser
                              									Gebrauch hatte, wenn auch unter Veränderungen, nie aufgehört, und wir finden ihn in
                              									den besten neuern Werken über Landwirthschaft erwähnt; die Schriften von Olivier,
                              									Chomel und das alte „maison rustique“ enthalten viele Vorschriften
                              									zum Zubereiten des Saatkorns, um reichlichere Ernten mit demselben zu erzielen. Man
                              									hatte diese Verfahrungsweisen fast vergessen, als in neuerer Zeit ein Landwirth der
                              									Auvergne sie wieder in Aufnahme brachte. Hr. v. Douhet
                              									nahm nämlich am 28. Decbr. 1844 ein Erfindungspatent für 15 Jahre, um alle Arten von
                              									Samenkörnern mit einem Ueberzug oder einer Hülle concentrirten Düngers zu versehen;
                              									er benutzte dazu Ammoniaksalze, Cyanverbindungen, gewisse schwefelsaure Salze,
                              									salpetersaure Salze, Schießpulver, doppelt-kohlensaure Salze, sowie sehr
                              									stickstoffhaltige und an phosphorsauren Salzen reiche Düngmittel und Substanzen. Die
                              									HHrn. Lebel in Bechelbronn, Crespel in Arras, Quesnard in Loiret und viele
                              									Oekonomen des Indre-Loire-Departements haben dieses Verfahren, die
                              									Samen zuzubereiten, angenommen und sagen, daß sie sich hinsichtlich der Ernte sehr
                              									gut dabei befinden.
                           Besonders seit der Pariser Industrie-Ausstellung von 1849 warf sich die
                              									Speculation auf diesen Gegenstand. Ich wurde deßhalb beauftragt, die von den HHrn.
                              										Bickes, Huguin und Dusseau verkauften Pulver und Flüssigkeiten, von welchen
                              									die Zeitungen den größten Lärm aufschlugen, zu analysiren.
                           I. Dünger des
                                 										Hrn. Bickes.
                           Dieser Dünger, stickstoffhaltiges Pulver (poudre azotique) genannt (Privilegium vom 27. Decbr.
                              									1847), wird in 17 Sorten angefertigt für Bäume, holzige Gewächse, Weinstöcke,
                              									Kartoffeln, krautartige Gewächse, Blumen, Kohl, Artischocken, Melonen, Gurken etc.
                              									Für jede besondere Gewächsart ist der Dünger wieder verschieden, je nachdem er in
                              									thonigem, sandigem oder kalkigem Boden wirken soll.
                           Ich habe nur das für Getreidearten bestimmte Pulver analysirt. Mit 5 Litern wird nach
                              									dem Erfinder ein Hektoliter Weizen zubereitet, welcher zum Besäen einer Hektare
                              									gehörig umgeackerten, nicht gedüngten Feldes hinreicht. Man verfährt dabei wie
                              									folgt.
                           
                           Man rührt das Pulver in 5 Liter lauwarmen Wassers ein, und schüttet das Ganze auf
                              									zweimal, unter Umrühren mit der Schaufel, auf das Saatkorn, so daß diese Flüssigkeit
                              									und das Pulver möglichst gleichmäßig an die Samenkörner vertheilt werden. Eine
                              									Stunde später rührt man letztere 2–3mal um und nach Verlauf von zwei Stunden
                              									sind die Körner trocken genug, um sie einsäen zu können.
                           Die 5 Liter Pulver kosten 40 Franken und bewirken nach Bickes, daß die Hektare 50 Hektoliter Weizen trägt.
                           Das (unserem landwirthschaftlichen Verein von dem Commissionär des Hrn. Bickes zu Rouen zugeschickte) von mir untersuchte Pulver
                              									ist von graulicher Farbe, mit kleinen weißlichen Stückchen vermengt, welche nichts
                              									als kohlensaurer Kalk sind. Es ist fast geschmacklos und knirscht stark zwischen den
                              									Zähnen. Auf glühenden Kohlen verbreitet es einen Geruch wie Horn, ohne merklich zu
                              									knistern oder mit Heftigkeit abzubrennen. In einer Glasröhre geglüht, gibt es einen
                              									empyreumatischen, ammoniakalischen Rauch und hinterläßt einen beträchtlichen
                              									kohligen Rückstand. Mit lauwarmem Wasser befeuchtet, gibt es einen Geruch nach Leim
                              									von sich; an Wasser tritt es sehr wenig ab; mit Gerbestoff gibt die entstandene
                              									Lösung einen reichlichen Niederschlag. Mit Salzsäure braust dieses Pulver stark auf
                              									und wird von ihr, etwas Sand und Kohle abgerechnet, beinahe ganz aufgelöst. Mit Kalk
                              									zusammengerieben, entwickelt das Pulver keinen ammoniakalischen Geruch.
                           Aus 100 Theilen erhielt ich folgende Substanzen:
                           
                              
                                 Wasser
                                 
                                 
                                 
                                 9,0
                                 
                              
                                 Auflösliche Salze
                                 
                                    
                                    
                                 schwefelsauren KalkChlornatrium (Kochsalz)salpetersaures
                                    											Natron
                                 
                                    
                                    
                                 2,50
                                 
                              
                                 unauflösliche Substanzen
                                 
                                    
                                    
                                 kohlensauren Kalk in großer Menge, phosphorsauren Kalk sehr
                                    											wenigSandKohle
                                 
                                    
                                    
                                 66,00
                                 
                              
                                 organische Materien (Gallerte)
                                 
                                 
                                 
                                 22,50
                                 
                              
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                                 Stichstoff
                                 
                                 3,34 Proc.
                                 
                                 
                                 
                              
                           II. Dünger der
                                 										HHrn. Huguin und Comp.
                           Dieser, später in den Handel gekommene, Dünger wird in 20 Sorten nach den
                              									verschiedenen Species der Gewächse und den Bodenarten geliefert. Die Erfinder sagen,
                              									daß er aus so wirksamen, kräftigen,  verlässigen und fruchtbar machenden Stoffen
                              									zusammengesetzt sey, daß 6 Kilogr. zum Düngen einer Hektare hinreichen. Er sey,
                              									fügen sie hinzu, in der That nichts anderes, als concentrirter, in feste Form und
                              									auf den höchsten Grad der Wirksamkeit gebrachter Stickstoff. Es sey daher nicht zu
                              									verwundern, daß sie „in Flußsand welcher aus reiner Kieselerde besteht,
                                 										ohne Spuren von Kalkstein oder Humus, sowie auf einer macadamisirten vormaligen
                                 										Straße, nämlich einer 1½ Fuß dicken Schicht von Kieselsteinen ohne
                                 										beigemengte Pflanzenerde, herrliche Ernten erhielten.“Seite 26 der Notice sur les engrais concentrés de M.
                                       												M. Huguin et Comp., Chimistes manufacturiers,
                                       												brochure in 8. Paris. 1850.
                              									Und dieses erzielt man um 24 Franken, den Preis der für Getreidearten erforderlichen
                              									6 Kilogramme.
                           Der Huguin'sche Dünger bildet ein Pulver von kohligem
                              									Ansehen, oder unregelmäßige Körner von verschiedener Größe. Dieses Pulver hat einen
                              									etwas kühlen, salzigen Geschmack und knirscht zwischen den Zähnen. Auf glühenden
                              									Kohlen riecht es stark nach verbranntem Horn und verknistert merklich. In einer
                              									Röhre geglüht, gibt es alle Producte stickstoffhaltiger Substanzen. Mit Kalk
                              									zusammengerieben, verbreitet es einen schwachen ammoniakalischen Geruch. An Wasser
                              									tritt es wenig ab; die darin enthaltene organische Materie ist nicht auflöslich. Das
                              									Pulver für Getreidearten braust mit Säuren nicht, das für Futterkräuter bestimmte
                              									hingegen ziemlich stark.
                           100 Gewichtstheile dieses Düngers für Getreidearten lieferten:
                           
                              
                                 Wasser
                                 26,50
                                 
                              
                                 phosphorsauren Kalk mit etwas Sand
                                 32,00
                                 
                              
                                 Chlornatrium (Kochsalz)
                                 4,00
                                 
                              
                                 schwefelsaures Ammoniak
                                 5,50
                                 
                              
                                 organische Materie und Kohle
                                 32,00
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           
                              
                                 Stickstoff
                                 5,43
                                 Proc.
                                 
                              
                           Der Dünger für Futterkräuter gab:
                           
                              
                                 Wasser
                                 12,00
                                 
                              
                                 phosphorsauren Kalk
                                 17,40
                                 
                              
                                 kohlensauren Kalk
                                 17,40
                                 
                              
                                 salzsaures Ammoniak mit Spuren von schwefelsaurem Kalk und Kochsalz
                                 3,50
                                 
                              
                                 organische Materie und Kohle
                                 17,00
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           
                              
                                 Stickstoff
                                 2,850
                                 Proc.
                                 
                              
                           
                           III. Dünger der
                                 										HHrn. Dusseau Vater und Sohn.
                           Derselbe ist, dem Erfindungspatent vom 22. Julius 1850 zufolge, eine Flüssigkeit
                              									welche zur Keimung, zum Wachsthum, zum Schossen, zur Fruchtbildung anzureizen und
                              									den Ertrag aller Nutzgewächse auf gedüngtem und ungedüngtem Boden zu erhöhen dient.
                              									Es gibt von derselben nicht weniger als 14 Sorten, welche in ihrer Zusammensetzung
                              									je nach den Gewächsen, für welche man sie anwenden will, verschieden sind. 15 Liter
                              									genügen zum Präpariren von 1½ Hektoliter Weizen per Hektare, ohne daß noch Mist oder sonst ein Dünger erforderlich wäre,
                              									und mittelst dieser 15 Liter, welche nur 33 Franken kosten, sollen 52½
                              									Hektoliter Getreide geerntet werden!
                           Der Apotheker Lepage in Gisors, ein Schüler von mir,
                              									schickte mir am 8. December v. I. die Analysen zweier Dusseau'schen Düngerproben, welche von Landwirthen im
                              									Eure-Departement angewandt wurden. Beide waren für Getreidearten verlangt
                              									worden. Die eine Flüssigkeit hatte eine grüne Farbe, zeigte 15° an Baumé's
                              									Aräometer und enthielt eine pulverige, bräunliche Substanz schwebend. Die andere war
                              									braun, undurchsichtig, zeigte 14½° Baumé und enthielt kein Pulver
                              									schwebend.
                           Folgende Bestandtheile fand Hr. Lepage in beiden:
                           
                              
                                 
                                 grüne Flüssigkeit
                                 braune Flüssigkeit
                                 
                              
                                 Wasser
                                 86,00
                                 86,50
                                 
                              
                                 salpetersaures Kali (Salpeter)
                                 8,25
                                 8,00
                                 
                              
                                 Chlornatrium (Kochsalz)
                                 2,75
                                 2,10
                                 
                              
                                 schwefelsaures Kupfer (Kupfervitriol)
                                 1,50
                                 0,40
                                 
                              
                                 organische Materie (Gallerte)
                                 1,50
                                 3,00
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00.
                                 
                              
                           Die in der grünen Flüssigkeit suspendirte Substanz. hielt Lepage für getrocknetes Blut; sie lieferte beim Glühen eine sehr leichte
                              									Kohle und verbreitete einen sehr starken empyreumatischen Geruch.
                           Da mir Hr. Lepage Proben der beiden von ihm untersuchten
                              									Flüssigkeiten mittheilte, so konnte ich die Richtigkeit seiner Analysen
                              									bestätigen.
                           Andererseits überschickte mir der Herausgeber des Journal
                                 										d'Agriculture pratique, Hr. Dusacq, ein in der
                              									Fabrik der HHrn. Dusseau (rue de Bouloi) gekauftes
                              									Fäßchen Dünger und in einer Blechbüchse  eine Probe, welche ihm der Geschäftsführer der Fabrik für
                              									mich zugestellt hatte; ich nahm daher die chemische Untersuchung dieser beiden
                              									Flüssigkeiten von ächtem Ursprung vor, wobei sich folgendes ergab:
                           Beide Dünger sind auf den ersten Anblick bedeutend von einander verschieden. Der vom
                              									Geschäftsführer der Fabrik übersandte Dünger ist röthlichbraun, dick und enthält
                              									ziemlich viel Substanz schwebend. Am Aräometer zeigt er 14°. Durch Filtriren
                              									von der röthlichbraunen Substanz, welche zum Theil in Klümpchen besteht, getrennt,
                              									hat die Flüssigkeit eine röthlichgelbe Farbe; einige Stunden an der Luft stehen
                              									gelassen, trübt sie sich stark, überzieht sich mit spiegelnden Häutchen wie
                              									eisenhaltige Mineralwasser und setzt nach und nach eine röthliche, flockige Substanz
                              									ab; wenn man sie zum Sieden erhitzt, verbreitet sie einen Geruch welcher zugleich an
                              									Harn und Guano deutlich erinnert. Wenn man einen Strom Chlor hindurchleitet, setzen
                              									sich Flocken thierischer Materie reichlich daraus ab, wobei sie sich entfärbt.
                           Der Dünger im Fäßchen ist dunkelgrünlichbraun und enthält nur eine sehr kleine Menge
                              									einer braunen pulverigen Substanz schwebend. Er zeigt am Aräometer
                              									14½°. Nach dem Filtriren hat er eine bräunlichgrüne Farbe und trübt
                              									sich nicht an der Luft. Beim Abdampfen gibt er keinen Geruch nach Horn oder Guano
                              									von sich; der wirkliche Geruch der Flüssigkeit dabei läßt sich schwer bezeichnen.
                              									Ein Strom Chlor verursacht im Vergleich zur andern Flüssigkeit darin nur einen
                              									geringen Niederschlag.
                           Die erste, so zu sagen mechanische Analyse zeigt schon, daß die beiden Dünger nicht
                              									auf gleiche Weise bereitet sind. Sie enthalten folgende relative Mengen von Wasser
                              									und trockenen Substanzen im Liter:
                           
                              
                                 
                                 Vom Fabrikdirector erhaltener Dünger.
                                 Im Fäßchen gekaufter Dünger.
                                 
                              
                                 schwebende feste Substanzen
                                 37,10
                                 8,80
                                 
                              
                                 aufgelöste feste Substanzen
                                 174,00
                                 187,60
                                 
                              
                                 Wasser
                                 788,90
                                 803,60
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 1000,00
                                 1000,00
                                 
                              
                           Folgende Substanzen habe ich aus dem festen Theil der beiden Dünger geschieden:
                           Die 211,10 Gr. festen Rückstands, welche ich aus 1 Liter des vom Fabrikdirector
                              									zugeschickten Düngers erhielt, gaben mir:
                           
                           
                              
                                 salpetersaures Kali (Salpeter)
                                 52,170
                                 
                              
                                 Chlornatrium (Kochsalz)
                                 30,554
                                 
                              
                                 Eisenvitriol
                                 16,360
                                 
                              
                                 schwefelsaures Ammoniak
                                 4,000
                                 
                              
                                 phosphorsaures Alkali- und Erdsalz
                                 6,000
                                 
                              
                                 durch Chlor fällbare Gallerte
                                 2,300
                                 
                              
                                 andere organische Materien mit und ohne Stickstoffgehalt
                                 91,716
                                 
                              
                                 unlösliche Substanzen
                                 8,000
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 211,100.
                                 
                              
                           Dieser Rückstand enthält 5,07 Procent Stickstoff, nämlich die 211,10 Gr. Rückstand
                              									aus 1 Liter Flüssigkeit 10,702 Gr.
                           Die 196,40 Gr. festen Rückstands von 1 Liter des im Fäßchen gekauften Düngers gaben
                              									mir:
                           
                              
                                 salpetersaures Kali
                                 73,524
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                 53,686
                                 
                              
                                 Kupfervitriol
                                 18,000
                                 
                              
                                 schwefelsaures Ammoniak
                                 5,720
                                 
                              
                                 durch Chlor fällbare Gallerte
                                 0,350
                                 
                              
                                 andere organische Materien mit und ohne Stickstoffgehalt, mit
                                    											phosphorsauren Salzen
                                 45,120
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 196,400.
                                 
                              
                           Der Stickstoff beträgt 2,11 Procent oder in den 196,40 Gr. Rückstand von 1 Liter
                              									4,144 Gr.
                           Allgemeine Bemerkungen.
                           Hiermit kennen wir wohl die chemische Zusammensetzung
                              									dieser verschiedenen Düngerarten, d. h. die verschiedenen Stoffe, welche durch die
                              									Analyse darin aufgefunden werden; damit ist aber ihre industrielle Zusammensetzung noch nicht bekannt, weil die chemische
                              									Analyse nicht immer anzugeben vermag, in welcher Form und in welchem Zustand die
                              									Bestandtheile eines vielfach zusammengesetzten Gemenges in dasselbe eingeführt
                              									wurden. Allein die Hauptsache ist eben zu wissen, welche Stoffe zur Zeit des Ankaufs
                              									darin enthalten sind.
                           Vorstehenden Analysen zufolge sind diese sogenannten concentrirten Dünger, wenigstens bei der empfohlenen Anwendung in äußerst
                              									kleinen Quantitäten, eigentlich gar keine Dünger, indem unter Düngern nur Substanzen
                              									zu verstehen sind, welche in Folge ihrer Zusammensetzung eine Pflanze zu ernähren
                              									und deren vollkommene Entwickelung herbeizuführen im Stande sind. Diese angeblichen
                              									concentrirten  Dünger
                              									aber sind nur stimulirende Gemenge, welche das Keimen des Samenkorns sicherer und
                              									rascher hervorzurufen, vielleicht auch das Saatkorn gegen Angriff von Insecten zu
                              									schützen und die Entwickelung des Brandes zu verhindern vermögen, mit andern Worten,
                              									sie sind lediglich Mittel zum sogenannten Kalken des
                              									Getreides. Alles was sonst von ihren Kräften als Dünger gerühmt wird, beruht auf
                              									Unwissenheit oder Charlatanerie.
                           Der Boden gibt nur dann reichliche Ernten wenn ihm die verschiedenen mineralischen
                              									und organischen Substanzen welche ihm von den Pflanzen entzogen wurden, beständig
                              									wieder ersetzt werden. Da nun die Erfahrung von Jahrhunderten lehrt, daß, um eine
                              									Hektare Feld in den Zustand guter Production zu versetzen, erforderlich sind:
                           30000 Kilogr. guter landwirthschaftlicher Dünger, welche 124 Kilogr. Stickstoff und
                              									81 Kilogr. phosphorsauren Kalk enthalten,
                           oder 1800 Kilogr. Taubenmist (Colombine),
                           oder 1800 — Thierkohle,
                           oder 1750 — Staubmist (Poudretts),
                           oder 1600 — Wollenlumpen,
                           oder 12 bis 1500 Knochenmehl,
                           oder 750 Kilogr. getrocknetes Blut,
                           oder 504 Kilogr. Pferdefleisch,
                           oder 400 Kilogr. Guano,
                           oder 4 — 5 Hektoliter Kohle aus Zuckerraffinerien,
                           oder 114 — 140 Hektoliter flämischer Dünger etc.;
                           da man ferner weiß, daß jede Kartoffelernte dem Boden 123
                              									Kilogr Mineralsubstanzen entzieht, unter welchen sich 63½ Kilogr. Kali
                              									befinden; daß jede Weizenernte ihm 222 Kilogr. anorganischer Stoffe entzieht, unter
                              									welchen 19 Kilogr. Phosphorsäure und 27 Kilogr. Kali, so begreist man, daß mit 5
                              									Liter des stickstoffhaltigen Pulvers von Bickes, oder 5
                              									Kilogr. des kohligen Pulvers von Huguin, oder 15 Liter
                              									der salzigen Flüssigkeit von Dusseau, das Feld unmöglich
                              									vernunftgemäß und gewinnbringend bestellt werden
                              									kann.
                           Die Pflanzen würden in einem auf solche Weise bestellten Boden zu ihrem ersten
                              									Wachsthum angereizt werden, einmal entwickelt aber um sich herum im Boden nichts
                              									mehr finden und daher Hungers sterben wie ein Mensch, welcher bloß Salz und Gewürze,
                              									aber weder Brod noch Fleisch zu essen bekäme.Ein englischer Oekonom, Hr. Nesbit, wandte sich
                                    											hinsichtlich der außerordentlichen Resultate, welche Zeitungsnachrichten
                                    											zufolge die Pulver zum Befruchten der Samen in Frankreich geliefert haben
                                    											sollten, an Hrn. Prof. Payen und erhielt von
                                    											letzterem folgende Antwort: „Die ausschließliche Anwendung einer kleinen Menge pulverförmigen
                                       												oder flüssigen Düngers, um die Samen einzuhüllen, könnte für den
                                       												Oekonomen nur nachtheilig und gefährlich seyn. Dieß ist auch die Meinung
                                       												des Hrn. Boussingault und meiner übrigen
                                       												Collegen. Ueberdieß wurden bereits in Frankreich vergleichende Versuche
                                       												von Hrn. Mohl und einigen anderen Oekonomen
                                       												angestellt, welche vollkommen fehlschlugen.
                                       												Die zahlreichen Anzeigen zu Gunsten dieses lächerlichen Cultursystems;
                                       												ohne Dünger, welche in den französischen Zeitungen erschienen, ließen
                                       												die Speculanten selbst auf ihre Kosten einrücken.“ (Moniteur indusriel, 1851, Nr.
                                    									1556.)
                           
                           Wenn die Kaufleute die concentrirten Dünger bloß als Mittel zum Kalken und
                              									Ueberziehen des Saatkorns, bei Anwendung der gewöhnlichen Dünger, empfohlen hätten,
                              									so wäre gegen dieselben nichts einzuwenden, denn allerdings werden mit so
                              									überzogenem Saatkorn, selbst in geringeren Mengen, gesundere und reichlichere Ernten
                              									erzielt. Nur wäre dabei ihr Preis zu hoch, indem nach Hrn. Lebel ein Hektoliter Korn für 2 Franken überzogen werden kann.