| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. , S. 462 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Verfahren die Krustenbildung in den Dampfkesseln zu
                              									verhindern; von Dr. Babington.
                           Ich löthe ein Zinkblech, welches 1 Pfd. per Quadratfuß
                              									wiegt, mittelst des gewöhnlichen Weichloths innen an den Kessel, aber nur mit einem
                              									Rand, so daß beide Oberflächen des Zinks dem Wasser ausgesetzt sind; es muß an einer
                              									Stelle unter dem Wasserspiegel angelöthet werden, so daß es gänzlich in Wasser
                              									steckt. Wenn das Zink mit der Zeit bedeutend zerfressen worden ist, löthet man ein
                              									neues Blech auf die Stelle des abgenutzten, und wenn der Kessel groß ist, kann man
                              									zwei, drei oder mehr Zinkbleche an verschiedenen Stellen desselben anlöthen; man
                              									wählt sie von solcher Größe, daß ihre ganze Oberfläche (auf einer Seite) den fünfzehnten Theil von der ganzen dem Wasser ausgesetzten
                              									Oberfläche des Kessels beträgt. Ich habe gefunden, daß die galvanische Wirkung,
                              									welche zwischen dem Zink, dem Metall des Kessels und dem Wasser stattfindet, die
                              									Krustenbildung im Dampfkessel verhütet. — Patentirt für England am 7. Novbr.
                              									1850. (Repertory of Patent-Inventions, Juni 1851,
                              									S. 361.)
                           
                        
                           Ueber ein von Hrn. Tourasse
                              									vorgeschlagenes Locomotivensystem zum Befahren starker Steigungen.
                           Hr. Tourasse, früher Ingenieur der Eisenbahn von Lyon nach
                              									St. Etienne, hat der Société d'Encouragement sein
                              									Project einer sehr starken Locomotive mitgetheilt,  wozu er durch die
                              									ausgeschriebene Preisbewerbung für die Semmeringbahn veranlaßt wurde. Diese Maschine
                              									ist bestimmt, um mit kleiner Geschwindigkeit Züge von 100 bis 120 Tonnen über Rampen
                              									von 25 Millimeter per Meter in Krümmungen von 180 Meter
                              									Halbmesser zu ziehen. Hr. Tourasse wendet die gegenwärtig
                              									bekannten Mittel zweckmäßig an, um Locomotiven von großer Zugkraft zu erhalten.
                              									— Bei dieser Gelegenheit theilte er auch eine neue Methode mit, um die
                              									Adhärenz der Locomotiven mit sechs gekuppelten Rädern zu vergrößern, wenn die
                              									hintere Achse, hinter dem Feuerraum angebracht, nur einen Bruchtheil derjenigen Last
                              									trägt, die sie nach Verhältniß ihrer eigenen Dimension, derjenigen ihrer Räder und
                              									des Widerstandes der Schienen, aufzunehmen im Stande ist; dieses Mittel, welches
                              									sich Hr. Tourasse im J. 1842 für Frankreich patentiren
                              									ließ und das er schon früher auf der Lyoner Eisenbahn anwandte, besteht darin, nach
                              									Belieben einen Theil vom Gewicht des Tenders auf den Hintertheil der Locomotive zu
                              									übertragen. Seit einigen Jahren gibt man das Wasser und die Kohks auf die
                              									Locomotiven, entweder um den Tender zu entbehren und so den gezogenen Train zu
                              									erleichtern, oder um das Gewicht und die Adhärenz der Locomotive zu vergrößern; aber
                              									dieses Aushülfsmittel hat nur beschränkte Anwendungen, und bis jetzt scheint es
                              									nicht erwiesen zu seyn, daß man für lange Fahrten den Tender ganz entbehren kann.
                              									Das erwähnte Verfahren des Hrn. Tourasse verdient daher
                              									alle Beachtung. Le Chatelier. (Bulletin de la Société d'Encouragement, April 1851, S. 189.)
                           
                        
                           Verfahren das Wegfliegen von Steinstücken bei
                              									Felsensprengungen zu verhüten.
                           Beim Bau der böhmisch-sächsischen Eisenbahn waren sehr viele Felsensprengungen
                              									in den ziemlich dicht bewohnten Gegenden des nördlichen Böhmens nothwendig; es war
                              									daher an vielen Stellen dieser Bahntrace geboten, den Schaden welchen wegfliegende
                              									Steinstücke an den nächst der Bahn gelegenen Häusern verursachen könnten, möglichst
                              									zu verhüten. Bei Podbaba unterhalb Prag wurde zu diesem Ende folgendes sehr einfache
                              									Schutzmittel bei den daselbst nöthig gewesenen zahlreichen Felsensprengungen mit dem
                              									gelungensten Erfolg in Anwendung gebracht.
                           Nachdem das Sprengloch geladen und der Sprengzünder eingeführt ist, deckt man das
                              									Loch mit einem Geflechte von Weidenruthen zu, und läßt den Sprengzünder durch ein in
                              									der Mitte dieses Geflechtes angebrachtes und mit Blech ausgefüttertes Loch
                              									durchgehen, damit derselbe auf gewöhnliche Art angezündet werden kann. Dieses
                              									Weidengeflechte, Hurde genannt, braucht nicht größer zu seyn als sechs Fuß im
                              									Gevierte. Sobald der Schuß losgeht, wird es zwar durch den Druck der beim
                              									Sprengloche entweichenden Gase gehoben, aber keineswegs fortgeschleudert, und wie
                              									oftmalige Anwendung dieser Hurden bewiesen hat, wird die zerstreuende Wirkung des
                              									Schusses hiedurch so vollkommen aufgehoben, daß die Felsenstücke in sehr geringer
                              									Entfernung von dem Sprengloche liegen bleiben. Durch Anwendung dieser Hurden ist es
                              									gelungen, die in sehr naher Entfernung von dem Sprengloche gelegenen Häuser vor
                              									jeder Beschädigung zu bewahren. (Zeitschrift des österreich.
                              									Ingenieur-Vereins, 1851 Nr. 3.)
                           
                        
                           Ueber die Gutta-percha und deren Anwendung im
                              									vulcanisirten Zustande zur Isolirung der Kupferdrähte; von Baron H. Gersheim, Chemiker in Wien.
                           Da ich durch Zufall veranlaßt, die praktische Anwendung der Gutta-percha näher
                              									ins Auge faßte, wurde ich dadurch mit den Eigenschaften dieses Körpers ziemlich
                              									bekannt, und halte es nicht für uninteressant, einige meiner dießfälligen
                              									Erfahrungen in Kürze anzuführen. Den Lesern dieser Blätter dürfte diese Mittheilung
                              									um so  willkommener
                              									seyn. da gerade jetzt, nachdem man sich bereits für die unterirdischen
                              									Telegraphenleitungen entschieden hat, Anstände wahrgenommen wurden, die auch
                              									Veranlassung gegeben haben sollen, daß die chemische Analyse und die
                              									wissenschaftliche Prüfung über das Verhalten der vulcanisirten Gutta-percha
                              									angeordnet wurde.
                           Bekanntlich ist der Name Gutta-percha malayischen Ursprungs. Gutta bedeutet
                              									einen Stoff, der aus einer Pflanze schwitzt, und Percha ist der malayische Name des
                              									Baumes, welcher dieses Product liefert. Nach Hookers
                              									Mittheilungen findet sich dieser Baum in den Wäldern von Jahors auf der Spitze der malayischen Halbinsel und in verschiedenen
                              									Gegenden der Insel Sinkapora, und hat oft einen Durchmesser von 4–6 Fuß engl.
                              									Die Gewinnung des Saftes wird noch sehr roh betrieben, und kann bald einen Mangel
                              									dieses productes zur Folge haben. Denn statt bloß Einschnitte in den Baum zu machen
                              									und so den abfließenden Saft zu gewinnen, fällt man die Bäume, entschält sie und
                              									sammelt den milchigen Saft, der an der Luft gerinnt, und in hautförmigen Stücken, zu
                              									4–6 Pfund schweren Broden zusammengeknetet, in den Handel gebracht wird.
                           Die Gutta-percha hat in dieser primitiven Gestalt eine geflammte,
                              									gelblichweiße, bis ins Dunkelchocoladbraun spielende Farbe, ist jedoch immer mehr
                              									oder weniger mit Erde, Sand, Holz und Blättern verunreinigt, und enthält stets eine
                              									bedeutende Menge Wasser, fo daß nach Befreiung dieser mechanisch beigemengten Stoffe
                              									und nach dem Schmelzen eine compacte schwarzbraune Masse mit einem Verluste von
                              									26–29 Proc. gewonnen wird. Bei diesem Verluste find 2½–3 Proc.
                              									Wasser und ein sehr flüchtiges Harzöl inbegriffen.
                           Das Schmelzen der Gutta-percha muß mit größter Vorsicht und gewissen
                              									Handgriffen vorgenommen werden, indem sonst leicht ein Verbrennen oder Zersetzen
                              									derselben erfolgt, wodurch dieselbe ein klebriges Wesen annimmt. Die ganz gereinigte
                              									wasserfreie Gutta-percha besitzt eine dunkle schwarzbraune Farbe, hat große
                              									Festigkeit und Elasticität, und wenn sie mit einem scharfen Messer geschnitten wird,
                              									ein speckartiges Aussehen, und isolirt die Elektricität ganz vorzüglich.
                           Nach Verlauf von mehreren Monaten läuft jedoch die Oberfläche der wasserfreien
                              									Gutta-percha, auf einer Schnittfläche bedeutend früher an, nicht unähnlich
                              									den reifen, frischen Pflaumen, was ein Hydrat zu seyn scheint, und den Beweis
                              									liefern dürfte, daß dieser Körper ein beständiges Streben, Wasser zu absorbiren,
                              									hat; denn Stücke, bei denen die Entwässerung durch Schmelzen nicht auf den möglichst
                              									vollkommenen Grad getrieben wird, sind zwar ebenfalls elastisch und compact, jedoch
                              									von lichtbrauner Farbe, und bei solchen Stücken konnte ich bisher noch keine
                              									Aenderung wahrnehmen, außer wenn dunkle Adern, folglich ganz entwässerte Theile
                              									vorkamen. Bei solchen Adern zeigte sich die oben erwähnte Aenderung, und die
                              									Isolirung war bereits merklich schwächer.
                           Die oben beschriebene gereinigte Gutta-percha besteht aus reiner
                              									Gutta-percha, Pflanzensäure, säuerlichem Wasser, Casëin, einem in Aether
                              									löslichen gelblichen Harze nnd einem in Alkohol löslichen Harz, sowie aus einer
                              									beträchtlichen Menge Extractivstoff.
                           Die mit Aether und Alkohol behandelte, in Schwefelkohlenstoff gelöste, mit Alkohol
                              									gefällte und gewaschene, bei 80° R. getrocknete Gutta-percha gab bei
                              									der Analyse 86,5 Kohlenstoff und 13.5 Wasserstoff. Gutta-percha zeigt sich
                              									also ziemlich gleich zusammengesetzt wie Kautschuk, welcher nach Faraday 87,2 Kohlenstoff und 12,8 Wasserstoff enthält;
                              									sie unterscheidet sich aber von letzterem durch ihre geringere Elasticität und durch
                              									die Eigenthümlichkeit, bei 80° R. plastisch zu seyn, bei gewöhnlicher
                              									Temperatur aber wieder fest zu werden.
                           Die Gutta-percha löst sich in Terventhin-, Harz-,
                              									Gutta-percha-, Theer-Oel und Chlorwasserstoff-Tereben
                              									auf; bei diesen Lösungen bleibt nach dem Verdampfen der Lösungsmittel oder durch
                              									Fällen der Gutta-percha stets eine große Menge des Lösungsmittels in
                              									derselben zurück, welches sich nicht ohne Zersetzung der Gutta-percha
                              									abscheiden läßt; eine vollkommene Lösung erhält man durch Chloroform und
                              									Schwefelkohlenstoff, aus dieser kann sie unverändert mit Alkohol gefällt werden,
                              									oder sie bleibt nach der Verflüchtigung des Lösungsmittels zurück.
                           Eine entwässerte und gereinigte Gutta-percha-Auflösung mittelst
                              									Chloroform, oder besser mittelst Schwefelkohlenstoff, klärt sich nach circa 2 Tagen
                              									auch in dem concentrirtesten  Zustande vollkommen, indem der braune Extractivstoff zu
                              									Boden sinkt und die Auflösung eine durchscheinende, lichtgelbe Farbe erhält. Wird
                              									sofort das Lösungsmittel von einer solchen Auflösung entfernt, so bleibt die
                              									Gutta-percha als eine schmutzigweiße, durchscheinende, sehr elastische,
                              									compacte Masse zurück, welche ein vorzügliches Isolirungsmittel der Elektricität
                              									ist. Doch auch bei diesem Körper zeigt sich die oben erwähnte Veränderung der
                              									Oberfläche nach wenigen Wochen. Gewöhnliche, wasserhaltige, ungeschmolzene
                              									Gutta-percha bleibt in den Auflösungen stets dunkelbraun und klärt sich
                              									nicht, ausgenommen in äußerst verdünntem Zustande.
                           Die Gutta-percha läßt sich viel schwerer mit Schwefel verbinden (vulcanisiren)
                              									als Kautschuk, und sie wird nicht wie dieser dadurch verbessert, sondern gewiß nur
                              										verschlechtert, indem der Schwefel ihr die Festigkeit
                              									benimmt und eine sehr schnelle Zersetzung derselben bewirkt. Selbst die kleine
                              									Beimengung von nur 1–3 Procent Schwefel entfärbt nicht nur die dunkelste
                              									Gutta-percha, sondern verändert sie in einen sehr wenig elastischen und
                              									compacten, lichten, schmutziggelben Körper, welcher zwar auf den Schnittflächen eine
                              									Art metallischen Glanz hat, jedoch sehr schnell auf der übrigen Oberfläche mit einem
                              									weißlichen Pulver bedeckt wird, welches aus Schwefel und zersetzter
                              									Gutta-percha besteht. Dieses weiße Pulver entsteht schneller und in größerer
                              									Menge, jemehr die Gutta-percha geschwefelt (vulcanisirt) wird. Ist dieses
                              									Ausscheiden einmal eingetreten und die Gutta-percha länger der Feuchtigkeit
                              									ausgesetzt, so verliert sie bedeutend an Isolirungsfähigkeit der Elektricität, und
                              									es ist daher zu vermuthen, daß sich in die freien Räume, aus welchen der Schwefel
                              									getreten ist, Wasser eindrängt.
                           Bei dem Vulcanisiren entsteht schweflige Säure, welche ohne Zweifel auch das
                              									Entfärben der Gutta-percha bewirkt und gewiß die schnellere Zersetzung
                              									derselben befördert, indem sie durch Aufnahme von Sauerstoff zur Schwefelsäure sich
                              									umwandelt. Daß dadurch die Isolirungsfähigkeit beeinträchtigt wird, und wenn auch
                              									nicht schnell, am Ende ganz aufhören muß, ist augenscheinlich.
                           Werden zur Lösung der Gutta-percha mittelst Schwefelkohlenstoff einige Grane
                              									Schwefel beigemischt, so entfärbt sich, vorzüglich bei Anwendung von
                              									Schwefelblüthen, die braunste Lösung. Selbst durch Schwefelkohlenstoff gelöster
                              									Schwefel entfärbt dieselbe nicht allein, sondern zeigt nach dem Verdampfen des
                              									Lösungsmittels dieselben Eigenschaften, wie die mit einer gleichen Menge Schwefel
                              									vulcanisirte Gutta-percha. Durch Einkneten in erhöhter Temperatur bildet sich
                              									nämlich bei circa 5–8 Atmosphären Druck ein viel weicheres, wenig
                              									elastisches, lichtes, und je nach dem Quantum Schwefel ein schnell zersetzbares
                              									Product.
                           Werden in die Gutta-percha 4–6 Proc. Schwefel bei einer Temperatur von
                              									70° R. ohne Anwendung von Hochdruck eingeknetet, so bekommt das Gemisch eine
                              									schmutziggelbe Farbe und ist von weicher klebriger Beschaffenheit. In diesem
                              									Zustande isolirt dieser Körper die Elektricität gut, wird aber schon nach 1–2
                              									Monaten spröde und brüchig, und verliert seine Isolirungs-Fähigkeit.
                           Merkwürdig ist es, daß, wenn der Lösung der Gutta-percha durch
                              									Schwefelkohlenstoff auch nur wenig Schwefel beigemischt wird, derselbe die Scheidung
                              									des Extractivstoffes mit einem Harz, welches sich in Alkohol löst, nebst dem Casëin
                              									vollkommen herbeiführt. Die obere durchschneidende Schicht nimmt eine schwach
                              									gelblich-weiße Farbe an. und selbst bei sehr concentrirten Auflösungen sieht
                              									man nach langem, ruhigem Stehen das partienweise Ausscheiden von dunkel gefärbten
                              									Massen; ohne Zweifel ein Beweis daß der Schwefel zersetzend auf die
                              									Gutta-percha einwirkt.
                           Ein Gleiches nimmt man wahr, sobald man in schmelzende Gutta-percha auch nur
                              									die geringste Menge Schwefel, z. B. ¼ Proc. beimengt; denn in demselben
                              									Augenblicke zieht sich diese gleich wie bei der obigen Auflösung, in unzählige
                              									feste, dunkle, kleine Knoten zusammen, die mit der größten Mühe weder zu vertheilen
                              									noch herauszubringen sind, und auch die beste Gutta-percha verliert dadurch
                              									bedeutend an Güte. Ist der Schwefel nicht früher durch Kneten bei einer Temperatur
                              									von circa 70–80° R. möglichst gleichmäßig beigemengt, sondern wird er
                              									auf schmelzende Gutta-percha gegeben, so zersetzt sich die Stelle, wo der
                              									Schwefel hinkommt, dermaßen, daß dieselbe verbrennt und eine klebrige, theerartige,
                              									schwarze Masse bildet, welche, wenn sie nicht sogleich entfernt wird, alle übrige
                              									Gutta-percha verdirbt.
                           Da die Gutta-percha vulcanisirt zum Ueberziehen der Telegraphendrähte
                              									verwendet wird, und ich mich vorzüglich mit deren Bereitungsart bekannt machen
                              									mußte, so  wurde ich auf
                              									einen Aufsatz des Dr. Steinheil (polytechn. Journal Bd. CXV. S. 260) aufmerksam gemacht, worin
                              									jedenfalls ein großer Irrthum in der Fabrication derselben aufgestellt ist, da nach
                              									der angegebenen Art unter keiner Bedinguug ein solches Product erzielt werden kann,
                              									als verlangt wird. Denn 3–5 Proc. Schwefel wandeln die Gutta-percha zu
                              									einer weichen, schmutziggelben Masse um, die in sehr kurzen Zeit ganz unbrauchbar
                              									wird. Nur wenn man einer wasserfreien (die von Dr. Steinheil vorgeschriebene Entwässerung ist bloß eine
                              									Befreiung des mechanisch beigemengten Wassers),
                              									geschmolzenen Gutta-percha auf 100 Pfd. circa 1–8 Loth Schwefel
                              									beimengt, kann man das verlangte Product darstellen.
                           Mengt man der Gutta-percha das von Hrn. Dr. Steinheil vorgeschriebene Quantum Schwefel bei, so wird
                              									nach seiner eigenen Angabe ein Theil des Schwefels durch die erhöhte Temperatur des
                              									gesteigerten Dampfdruckes wieder verflüchtigt, der sich als schweflige Säure nicht
                              									nur zum Nachtheil der Gutta-percha, sondern auch zur Belästigung der Arbeiter
                              									ausscheidet; und nie wird man auf diese Art ein brauchbares Product erzielen, indem
                              									mehr oder weniger schweflige Säure in der Gutta-percha immer zurückbleibt;
                              									und obgleich sie mit dem Farbstoffe des Extractivstoffes gebunden ist, wirkt sie
                              									stets höchst zerstörend auf die Gutta-percha ein.
                           Ich sehe zwar den Zweck und den Nutzen des Vulcanisirens der zu
                              									Draht-Ueberzügen verwendeten Gutta-percha garnicht ein; aber will man Gutta-percha vulcanisiren, so erhält
                              									man das möglich beste Product, wenn man der wasserfreien Gutta-percha eben so
                              									viele Lothe Schwefel beimengt, als Dr. Steinheil Pfunde vorschreibt.
                           Vulcanisirte Gutta-percha verliert nicht nur immer mehr und mehr die
                              									Isolirungsfähigkeit, sondern sie wirkt auch nachtheilig auf die Kupferdrähte, indem
                              									dieselben sich bald mit Schweselkupfer überziehen, wodurch die Leitungsfähigkeit
                              									geschwächt wird. Selbst nach einigen Wochen kann man diese Aenderung entdecken,
                              									sowie auch in circa 1 Monat die Gutta-percha, in welcher der Draht gelegen
                              									ist, auf circa ½–1 Linie tief, von Schwefelkupfer durchdrungen ist.
                              									Verzinkte Eisendrähte würden diese Veränderungen nicht erleiden, wenigstens nicht in
                              									einem so hohen Grade, weil metallisches Zink mit Schwefel schwer zu verbinden ist,
                              									abgesehen davon, daß die Telegraphenlinien dadurch viel billiger zu stehen
                              									kämen.
                           Daß die vulcanisirte Gutta-percha auf die Dauer das gehoffte Resultat nicht
                              									liefern wird, ist mit Sicherheit anzunehmen. Mit in Metallröhren (Eisen oder Blei)
                              									gelegten, mit einer Composition von Gutta-percha, Theer etc. überzogenen
                              									verzinkten Eisendrähten würde man zweifelsohne mit bedeutend geringeren Kosten ein
                              									sicheres Resultat erreichen und würde nicht nöthig haben, bedeutende Summen für
                              									Kupfer und Gutta-percha ins Ausland zu senden. Asphalt verbindet sich sehr vortheilhaft mit der Gutta-percha,
                              									erhöht die Isolirungsfähigkeit und verhindert die Zersetzung. (Zeitschrift des
                              									österreichischen Ingenieur-Vereins 1850 Nr. 9.)
                           
                        
                           Photographiren in natürlichen Farben.
                           Hr. L. L. Hill in New-York hat ein Verfahren
                              									entdeckt, um Lichtbilder auf Metallplatten mit allen Farben der Natur
                              									hervorzubringen; wir theilen im folgenden den wesentlichen Inhalt einiger Briefe
                              									mit, welche er bezüglich seiner Entdeckung an den Herausgeber des Daguerreian Journal of New York schrieb.
                           
                              „Es ist bereits in weiten Kreisen bekannt geworden, daß ich ein Verfahren
                                 										entdeckt habe, um in Farben zu photographiren. Die Thatsachen sind folgende:
                                 										— Vor zwei Jahren stellte ich die ersten Versuche an, in der Absicht
                                 										dieses große Problem zu lösen, jedoch mit schwachen Hoffnungen; bei einem dieser
                                 										Versuche zeigte sich eine Erscheinung, worüber ich sehr erstaunt war und wornach
                                 										ich die Sache als ausführbar betrachten mußte. Eine Farbe, die rothe, entwickelte sich bei einer abgebildeten
                                 										Kleidung so glänzend wie ein Rubin. Ich wiederholte dann den Versuch und er
                                 										mißlang mir; seitdem wiederholte ich ihn, bis vor wenigen Monaten, mit den
                                 										mannichfaltigsten Abänderungen stets erfolglos, ohne jedoch den Muth zu
                                 										verlieren — denn ich hatte Gründe meine Theorie für richtig zu halten,
                                 										daß sich unter gewissen Umständen auf der Platte,
                                 										welche den Lichteindruck empsing, ein latent
                                 										
                                 										gefärbtes Bild befindet. Endlich begann ich Versuche
                                 										über das Entwickelungsvermögen der Dämpfe
                                 										verschiedener Metalle, und fand daß viele derselben, z. B Arsenik, Selen, Zink,
                                 										Cadmium, Kalium etc., das latente Bild zum Vorschein bringen. Dasselbe Resultat
                                 										erhielt ich bei Anwendung mehrerer Gase. Die Bilder, welche deutliche Anzeichen
                                 										von Färbung darboten, unterschieden sich jedoch so wenig von den Daguerre'schen,
                                 										daß ich meine Bemühungen bereits aufzugeben beschlossen hatte, als ich eines
                                 										Tages unerwartet eine sonderbare Composition bildete, und sie — ohne viel
                                 										Hoffnung eines Erfolgs — zu meinem Zweck anwandte.“
                              
                           
                              „Mein Erstaunen und meine Freude waren unbegränzt, als ich auf meiner
                                 										Platte ein farbiges Lichtbild fand. Dasselbe Verfahren mit wenigen Abänderungen,
                                 										habe ich seitdem stets mit guten Resultaten befolgt. Ich habe jetzt 45 Bilder,
                                 										Landschaften und Porträts, welche die verschiedenen Farben und zwar in den
                                 										entsprechenden Nüancen darbieten, überdieß mit einem Glanz wie man ihn auf den
                                 										reichsten Daguerre'schen Lichtbildern niemals sieht; und dieß gilt auch von den
                                 										Lichtern und Schatten. Diese Bilder lassen sich nur sehr schwer durch Reiben im
                                 										Wasser verwischen; auch scheint das Licht nicht auf sie zu wirken, denn zwei
                                 										Bilder, welche ich vier Monate lang jeden Tag beiläufig sechs Stunden den
                                 										directen Sonnenstrahlen aussetzte, erlitten keine merkliche Veränderung. Mein
                                 										Verfahren hat keine Aehnlichkeit mit demjenigen von Becquerel und ist von dem Daguerre'schen
                                 										wesentlich verschieden.“
                              
                           
                              „Ich zweifle auch nicht, daß es mir gelingen wird solche Lichtbilder augenblicklich zu erzeugen, denn bis jetzt habe ich
                                 										die zum Daguerreotypiren erforderliche Zeit schon sehr verkürzt. Nachdem ich die
                                 										Entdeckung so weit als es mir möglich ist, vervollkommnet habe, beabsichtige ich
                                 										ein Patent darauf zu nehmen und das Verfahren unter billigen Bedingungen an alle
                                 										würdigen Photographen zu verkaufen. Uebrigens dürften nur sehr wenige von den
                                 										beim Daguerreotypiren gebräuchlichen Manipulationen entbehrlich
                                 										werden.“
                              
                           
                              „Meine Entdeckung beruht also auf der erwähnten chemischen Verbindung,
                                 										welche bis jetzt nicht bekannt war, jedoch einfach und leicht darzustellen
                                 										ist.“
                              
                           
                              „Es ist merkwürdig, daß mir von so vielen Bildern niemals eines theilweise mißlang. Diejenigen Bilder welche zu viel
                                 										Licht hatten, sind fast so stark, scharf, glänzend und schön, wie solche welche
                                 										die richtige Zeit in der dunklen Kammer waren, denen sie nur dadurch nachstehen
                                 										daß ihre Farben weniger dunkel sind. Selbst in den Lichtern ist stets eine
                                 										Stärke und Klarheit, welche durch Quecksilber nicht erreicht werden kann.
                                 										— Im verflossenen Winter habe ich mehrmals eine Landschaft mit einem
                                 										dunkelrothen Haus aufgenommen, während der Boden mit Schnee bedeckt war; ich
                                 										exponirte die Platte solang, bis das satte Roth des Hauses auf ein sehr helles Roth zurückgebracht war, wobei sich
                                 										gleichzeitig der Schnee mit einer schönen Weiße entwickelte.“
                              
                           
                              „Ich habe einige sehr stark colorirte französische Stiche copirt; diese
                                 										Copien haben jeden Farbenton der Originale und sind
                                 										überdieß außerordentlich glänzend. Letzteres ist eine charakteristische
                                 										Eigenschaft meiner Bilder, welche ihnen niemals mangelt, selbst auf Platten
                                 										welche blos mit Tripel gereinigt worden sind — denn der Glanz hängt von
                                 											anderen Ursachen ab. Gut polirte Platten sind
                                 										jedoch aus anderen Gründen vorzuziehen. Es ist wesentlich, daß die Platten sehr rein sind, frei von Schmutz,
                                 										Feuchtigkeit und organischer Materie jeder Art, und ich bin ietzt mit Versuchen
                                 										beschäftigt, eine Substanz aufzusuchen welche die Platten vollkommener reinigt,
                                 										während sie dieselben ganz polirt.“
                              
                           „In einigen Journalen wurde bemerkt, daß ich bei meinen Lichtbildern
                                 										hinsichtlich der gelben Farbe auf Schwierigkeiten stieß; dieß bezieht sich nur
                                 										auf die homogenen Strahlen; das Orange und die verschiedenen Schattirungen von
                                 										Gelb kommen richtig zum Vorschein, ausgenommen das Chromgelb, welches weniger glänzend erscheint; dieß halten jedoch
                                 										ausgezeichnete Künstler für keinen bedeutenden Fehler meiner
                                 										Lichtbilder.“ (Mechanics' Magazine, 1851
                              									Nr. 1443 1444 u. 1446.)
                           
                        
                           
                           Rectificirtes Steinkohlenöl zum Aufbewahren von Früchten,
                              									Thieren etc.
                           Der Dampf des rectificirten Steinkohlenöls eignet sich ganz vortrefflich zum
                              									Aufbewahren des Fleisches und anderer thierischer Körper. Die in naturhistorischen
                              									Sammlungen bisher in andern Flüssigkeiten aufhewahrten Gegenstände sind allerdings
                              									vor Fäulniß geschützt, allein sie verändern sich und verlieren ihre Frische; während
                              									ganze Vögel mit ihren Federn, Foetusse jeden Alters, in verschlossenen Gefäßen, auf
                              									deren Boden sich ein wenig Steinkohlenöl befand, nicht die geringste Veränderung
                              									erlitten. Außerdem übertrifft dieses Oel alle übrigen Mittel an Wohlfeilheit. Nicht
                              									weniger wird es sich für den Botaniker zum Aufbewahren von Früchten und Blüthen
                              									eignen; nach Versuchen welche gegenwärtig im Gange sind, scheinen letztere ihr
                              									lebendes Aussehen dadurch beizubehalten und ihre Farbe kaum bedeutend zu verlieren.
                              									Ed. Robin, (Comptes rendus,
                              									April 1851. Nr. 17.)
                           Man vergleiche die frühere Abhandlung des Verfassers über diesen Gegenstand im
                              									polytechn. Journal Bd. CXIX S. 219.
                           
                        
                           Ueber die Santorinerde und deren Gebrauch als Zahnkitt; von X.
                              										Landerer.
                           Sowohl die Inseln Santorino und Therasia, als auch die beiden verbrannten Inseln Neo
                              									und Palaeo Kaimene, die im Jahre 1707 unter fürchterlichen Erdbebenstößen, welche
                              									man noch in Rhodus und in Kleinasien spürte, dem Meere entstiegen, sind mehrere
                              									Klafier hoch mit vulcanischer Asche bedeckt. Diese vulcanische Asche ist mit einer
                              									Menge kleiner, rauher gerundeter Brocken gemengt, die aus glasigem Feldspath
                              									besteheu. Diese Santorinerde, auch Porzellanerde genannt, ist Bimsstein in
                              									Pulverform, hie und da mit trachytischen Massen gemengt. Diese vulcanische Asche
                              									ist, wie bekannt, die Basis des sogenannten hydraulischen Kalkes, und die Erfahrung
                              									lehrte folgende Verhältnisse als die zweckdienlichsten und dem genannten Zwecke
                              									entsprechend kennen. Für Wasserbauten unter dem Meeresspiegel, z. B. für
                              									Construction der Ufer, zeigte sich das Verhältniß von 7 Theilen Santorinerde mit 2
                              									Theilen mit Meerwasser gelöschten Kalkes als das beste Für Bauten über dem
                              									Meeresspiegel, die jedoch immer vom Seewasser bespült werden, vorzüglich bei starkem
                              									Wellenschlage, wurde der Cement aus 4 Theilen Erde mit 1 Theil mittelst süßen
                              									Wassers gelöschten Kalkes angewandt. Zum Estrich von Gebäuden, in denen sich große
                              									Feuchtigkeit findet, sowie auch für Terrassen und zum Brückenbau zeigte sich das
                              									Verhältniß von 3 Theilen Santorinerde und 1 Theile mit süßem Wasser gelöschten
                              									Kalkes als das vortheilhafteste Verhältniß. Ich suchte nun diese Santorinerde auch
                              									als Zahnkitt anzuwenden, und zwar zum Ausfüllen hohler cariöser Zähne, was mir bei
                              									mehreren Personen gelang, und zwar mit einem so ausgezeichneten Erfolge, daß ich
                              									nicht Anstand nehme, diese meine Methode mitzutheilen, und alle Aerzte ersuche,
                              									darüber Versuche anzustellen. Bei sehr schmerzhaften cariösen Zähnen ließ ich für
                              									mehrere Tage einen sehr gesättigten Spirit. Camphorat.
                              									auf Baumwolle in den hohlen Zahn stecken, bis sich die Schmerzen zum größten Theil
                              									gemildert hatten. In einigen Fällen habe ich die Zahnhöhle ausgebrannt und sodann
                              									mit der aus möglichst fein gepulvertem Kalk und Santorinerde bereiteten und mit
                              									Wasser zu einem steifen Teige gekneteten Masse ausgefüllt. Nach einigen Stunden ist
                              									der Cement öllig erhärtet, und die früher so heftigen Zahnschmerzen sind gestillt.
                              									Dieser Cement hält so fest in der Zahnlücke, daß es sich niemals ereignete, daß
                              									derselbe herausgefallen wäre. Den Fortschritten der Caries werden dadurch Schranken
                              									gesetzt. (Archiv der Pharmacie.)