| Titel: | Mittheilungen aus meinem Leben und Wirken als Maschinenbauer; von Dr. Ernst Alban in Plau. | 
| Autor: | Dr. Ernst Alban [GND] | 
| Fundstelle: | Band 122, Jahrgang 1851, Nr. I., S. 1 | 
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                        I.
                        Mittheilungen aus meinem Leben und Wirken als
                           Maschinenbauer; von Dr. Ernst
                              Alban in Plau.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Alban's Mittheilungen aus seinem Leben und Wirken als
                           Maschinenbauer.
                        
                     
                        
                           J. Ueber
                                 zweckmäßige Schiebersteuerungen für meine Hochdruckdampfmaschinen höhern Drucks,
                                 mit Aufhebung des Dampfdruckes auf die obere Fläche der Schieber, um ihre große
                                 Reibung auf der Grundfläche der Steuerungsbüchse möglichst zu
                                 beseitigen.
                           Bei dem Bau mehrerer meiner Maschinen von mehr als gewöhnlicher Stärke, in welchen
                              die Dampfschieber von größerer Ausdehnung sind, habe ich den Uebelstand recht
                              schmerzlich fühlen müssen, den der Druck der Dämpfe von höherer Elasticität auf die
                              obere Schieberfläche verursacht. Es werden durch diesen Druck die unteren Flächen
                              der Schieber mit solcher Gewalt auf diejenigen Grundflächen, auf welchen sie sich
                              bewegen, niedergepreßt, daß eine Reibung entsteht, die nur mit bedeutender Anwendung
                              von Kraft überwunden werden kann, und die Schieber- und Grundflächen mit
                              großer Abnutzung und baldiger Zerstörung bedroht, vorzüglich wenn die Metalle, von
                              denen sie gearbeitet sind, von weichen Compositionen genommen werden, und das Fett
                              nicht gehörig zu ihnen gelangen kann. Wenn nun gleich die Erfahrung ergeben hat, daß
                              diese Abnutzung in viel minderm Grade stattfinde als man vermuthen sollte, und meine
                              früher in meinem bekannten Werke über Hochdruckmaschinen gegebenen GründeIn diesem meinem Werke habe ich S. 384 den Druck der Dämpfe auf die Schieber
                                    weniger bedeutend angenommen, als ich später bei größern Maschinen
                                    erfahren
                                    habe, und meine Gründe dafür gegeben. Daß er bei kleinern Maschinen keine
                                    besondere Berücksichtigung verdiene, gebe ich noch immer zu, aber bei
                                    Maschinen über 20 Pferdekräfte, und vielleicht noch bei kleineren, wird ein
                                    Apparat, wie ich ihn später beschreiben werde, doch sehr wünschenswerth,
                                    vorzüglich wenn er, wie dieser, so wenig Umstände und Kosten bei der
                                    Anfertigung verursacht.Bei der Revallenser Maschine, wo ich die Grundlage der Schieberbüchse von
                                    halbirtem Gußeisen und den Schieber von härterem Rothguß (4 1/2 Thle.
                                    Kupfer, 1 Theil Zinn) genommen hatte als ich sonst wohl gethan, wurde sehr
                                    leicht ein unangenehmes Knurren des Schiebers bemerkbar, wenn die Spannung
                                    der Dämpfe über 8 Atmosphären ging. Zwar hat sich dieß später fast ganz
                                    verloren, hat aber dennoch gleich den Entschluß bei mir zur Reife gebracht,
                                    dem Uebelstande radical abzuhelfen, zumal der Kolben, dessen Ringe von
                                    derselben Rothgußmischung wie die des Schiebers waren, niemals Symptome
                                    einer größern Reibung und Abnutzung gezeigt und dieses unangenehme Knurren
                                    hat hören lassen, weil seine Ringe mit milderm Drucke gegen die
                                    Cylinderwände angedrückt wurden. Daß ich früher das erwähnte Knurren meiner
                                    Hochdruckmaschinenschieber nicht so bemerkt habe, schreibe ich dreierlei
                                    Ursachen zu, und zwar einmal dem Umstande, daß meine Maschinen nur höchst
                                    selten den Druck von 8 Atmosphären zu überschreiten nöthig haben, zweitens
                                    meiner frühern Anwendung weicherer Rothgußmischungen zu den Schiebern, und
                                    drittens, weil ich noch wenige größere Maschinen gebaut hatte, an welchen
                                    dieser Uebelstand wegen der nothwendigen Größe der Schieberfläche mehr
                                    hervortritt. diese Erscheinung wohl genügend erklären dürften, so ist mir doch immer das
                              Gefühl geblieben, als müßten meine Maschinen auch nothwendiger Weise von diesem
                              Uebelstande bei ihrer Steuerung ganz befreit werden, wenn sie jeden Zweifel gegen
                              ihren praktischen Werth und ihren längern Bestand lösen sollen. Da mir jetzt schon
                              seit längerer Zeit die Ueberzeugung gekommen ist, daß Metallkolben, selbst
                              gußeiserne, bei dem mildern Drucke ihrer Segmente und Ringe gegen die Cylinderwände,
                              mit fast unbemerkbarer Abnutzung lange Zeit arbeiten, und der Befund ergeben hat,
                              daß ihre reibenden Flächen sowie die Cylinderwände nach jahrelanger Arbeit der
                              Maschine eine auffallend schöne Politur annehmen, so ist der Schluß, daß dasselbe
                              bei den reibenden Flächen der Schieber und der Grundfläche der Steuerungsbüchsen
                              stattfinden werde, wenn sie mit einem eben so sanften Drucke während der Bewegung
                              der erstem auf letztere niedergehalten werden, gewiß nicht gewagt. Ich habe in
                              dieser Ueberzeugung daher in neuester Zeit viel Nachdenken darauf verwendet, hier zu
                              einem günstigen Ziele zu gelangen, und mehrere Vorrichtungen erdacht, die günstigere
                              Resultate als sicher in Aussicht stellen. Eine dieser Vorrichtungen habe ich schon
                              bei meiner Marinemaschine beschrieben, hier will ich etwas tiefer in den Gegenstand
                              eingehen.
                           Man ist, wie ich bei Beschreibung meiner Marinemaschine ebenfalls schon angedeutet
                              habe, von mehreren Seiten schon dahin gekommen, das Bedürfniß einer gehörigen
                              Abhülfe bei Maschinen mit weniger hohem Drucke zu fühlen, und hat verschiedene
                              Vorrichtungen versucht, und, wie ich glaube mit Glück. Zu diesen rechne ich die Vorrichtungen von Crampton und Penn, deren
                              Beschreibung ich, wenigstens was die letztere betrifft, bereits in meiner Abhandlung
                              über meine Marinemaschinen oberflächlich und zwar in einer Note gegeben habe. Die
                              andere Vorrichtung und ihre specielle Einrichtung ist noch wenig bekannt geworden,
                              und ich muß deßhalb mein Urtheil darüber so lange zurückhalten, bis eine nähere
                              Beschreibung und Abbildung derselben in irgend einer Zeitschrift erscheint. In den
                              Nachrichten, die ich bis jetzt darüber habe auffinden können, ist ihre Einrichtung
                              nur sehr leicht und unvollständig angedeutet.Man sehe dieses Journal Bd. CIV S.
                                       394 und Bd. CVI S. 410;
                                    ferner Eisenbahnzeitung 1847, Nr. 40.
                              
                           Die ganze Anforderung, die hier zu machen ist, um den vorliegenden Zweck vollständig
                              zu erreichen, ist einfach die, daß man die obere Fläche der Schieber dampfdicht
                              gegen den Schieberbüchsendeckel oder eine besondere Platte reiben läßt, die gehörig
                              fixirt ist, um dem Dampfdrucke nicht nachgeben zu können. Wie sich von selbst
                              versteht, muß die obere Fläche der Schieber, wenn sie nicht selbst gegen den Deckel
                              oder eine besondere Platte reibt, mit diesem in einer solchen Weise innig verbunden
                              seyn, daß sie mit demselben als aus einem einzigen Stücke bestehend betrachtet
                              werden kann, da aber, wo ihr eine gewisse Elasticität gegeben wird, um ihren
                              Anschluß und Druck gegen die obere fixirte Deckplatte gleichmäßiger und sicherer
                              herzustellen, ist dahin zu sehen, daß diese Elasticität auf eine Weise hergestellt
                              werde, die der dampfdichten Verbindung der obern reibenden Schieberfläche mit dem
                              Schieberkörper durchaus keinen Eintrag thut, also keinen Dampf zwischen ersterer und
                              diesem Schieberkörper irgendwo einzudringen erlaubt.
                           Um die obere reibende Fläche elastisch zu machen, muß sie natürlich von dem Körper
                              des Schiebers getrennt bestehen. Sie mit diesem völlig dampfdicht und zugleich
                              elastisch zu verbinden, darin liegt eine Aufgabe, die nicht so leicht zu lösen ist,
                              als man im ersten Augenblicke glauben sollte. Die Dichtung durch elastische
                              Metallringe, wie Crampton, zu besorgen, und durch diese
                              zugleich diejenigen Federn zu decken, welche die obere Fläche gegen die Deckplatte
                              andrücken, hat manche und große Schwierigkeiten, erfordert wenigstens sehr
                              künstliche und schwer anzufertigende Apparate. Für Liederungen von Hanf und Flachs
                              ist der Raum etwas beschränkt, auch verlieren diese leicht an Elasticität, und
                              erzeugen bei gehörigem dampfdichten Zusammenpressen wieder einen nicht unbedeutenden Druck gegen die
                              obere Fläche und durch diese gegen die Deckplatte, die Reibung zwischen beiden wird
                              also wieder stärker als zu wünschen ist.Diesem Fehler sind auch diejenigen Einrichtungen unterworfen, von welchen ich
                                    in Fig.
                                       11 und 12 eine in einem
                                    kleinern Maaßstabe abgebildet habe. Hier reibt die obere Schieberplatte
                                    entweder unmittelbar gegen eine Liederung, die in dem
                                    Steuerungsbüchsendeckel auf die in Fig. 11
                                    bezeichnete und durch dieselbe verständliche Weise eingerichtet, und durch
                                    einen viereckigen Stopfpfropfen von einer Größe, die der untern auf der
                                    Grundfläche der Steuerungsbüchse reibenden Schieberfläche entspricht,
                                    niedergedrückt wird, oder gegen eine besondere Platte (Fig. 12, a), deren obere Fläche durch die Liederung der
                                    Einwirkung der Dämpfe und ihrem Drucke entzogen wird. Daß hier durch die
                                    Liederung, die in einer großen Masse des zu derselben verwandten Materials
                                    besteht und viel Fläche decken soll, ein großer Druck entweder unmittelbar
                                    oder mittelbar auf den Schieber hervorgebracht werde, ist ersichtlich, und
                                    es steht sehr zur Frage, ob dieser Druck viel geringer eingerichtet werden
                                    könne als der der Dämpfe, wenn sie unmittelbar auf die Schieberfläche
                                    einwirken, zumal die Liederung, wenn sie gehörig dicht werden soll, durch
                                    ihre Schrauben stark an den Schieber angezwängt werden muß.Diese Einrichtung hat aber auch noch den großen Nachtheil, daß die obere
                                    Schieberfläche nicht genau immer gedeckt erscheint in derselben Ausdehnung
                                    und in derselben Stellung, worin die untere Fläche auf der
                                    Steuerungsbüchsengrundfläche aufliegt. Die Deckung verharrt nämlich immer an
                                    derselben Stelle, während des Schiebers untere Fläche in Bewegung ist, und
                                    immer ihren Platz verändert. Aus diesem Grunde wird die obere Fläche bei
                                    dieser Bewegung an denjenigen Stellen immer frei und der Einwirkung der
                                    Dämpfe dargeboten, wo der Schieber auf der einen oder andern Seite aus
                                    seiner mittlern Stellung, der allein der Stellung der obern fixirten Deckung
                                    entsprechenden, tritt.Vergleicht man Fig. 11 und 12, in
                                    deren ersten der Schieber in der Mittlern Stellung steht, in deren andern er
                                    aber in seine äußerste linke Stellung getreten ist, so wird man gleich
                                    verstehen, was ich hier meine. Bei b, Fig.
                                       12, ist nämlich der über die Deckung hinausgeschobene Theil der
                                    obern Schieberplatte dem freien Drucke der Dämpfe ausgesetzt. Das nämliche
                                    wird bei seiner Stellung rechts der Fall seyn.Daß bei so bewandten Umständen die Aufhebung des Dampfdrucks auf den Schieber
                                    keine ganz vollkommene, gehörig gleichmäßige genannt werden könne, und daß
                                    der Schieber bei der oft veränderten theilweisen, und zwar einseitigen
                                    Wirkung der Dämpfe darauf leiden müsse, leuchtet in die Augen.Besser als diese Einrichtung erscheint diejenige zur Aufhebung des
                                    Dampfdrucks auf den Schieber, die in diesem Journale Bd. CX S. 410 beschrieben und
                                    abgebildet ist, jedoch hat sie auch manche große Schattenseiten und zwar
                                    folgende:1) daß sie, wenn der Zug des Kolbens auf den Schieber in den beiden äußersten
                                    Ständen desselben nicht in zu schiefer Richtung erfolgen soll, dieser Kolben
                                    etwas ferner als in der Zeichnung vom Schieber operiren muß, und daher der
                                    auf der Schieberbüchse stehende Cylinder für den Kolben sehr hoch ausfällt,
                                    was bei meiner Normalmaschine sehr hinderlich für den Stand des Gouverneurs
                                    seyn würde;2) daß sie in ihrer Anlage und Erhaltung, namentlich in Absicht auf den
                                    Kolben, manche Schwierigkeiten herbeiführt;3) daß meine Abschlußsteuerung dabei nicht füglich angewandt werden kann. Hätte man ein Material, welches Dampfdichtheit mit gehöriger Elasticität
                              verbindet, und diese Eigenschaften auch in der höhern Temperatur der von mir
                              angewendeten Dämpfe bewahrt, so wäre hier ein sehr leichtes und sicheres
                              Auskunftsmittel gefunden. Vulcanisirter Kautschuk dürfte hier gewiß am besten dem
                              Zwecke entsprechen, wenn man ganz sicher wäre, daß er die hier empfehlenden
                              Eigenschaften in höherer Temperatur und bei der Einwirkung hochdrückender Dämpfe bewahrt. Ich habe indessen
                              manche Ursache, dieses einigermaßen zu bezweifeln, wenigstens bin ich darüber bisher
                              noch immer nicht ganz ins Reine gekommen. Ein Stück desselben, welches ich längere
                              Zeit, ungefähr 14 Tage lang, in Hochdruckdampf von 6 bis 7 Atmosphären Druck, und
                              zwar hängend im Dampfraume meines Kessels ausgesetzt hatte, zeigte sich nach dem
                              Erkalten völlig unelastisch, sehr hart und brüchig, auch erschien seine Textur ganz
                              verändert. Dagegen fand ich Dichtungen an den Herzkammern meiner Kessel von eben
                              diesem Material nach sechswöchentlichem täglichem Gebrauche des Kessels theilweise
                              noch schön erhalten und völlig elastisch, während theilweise das Gegentheil
                              stattfand. Die sich so verschieden verhaltenden Stellen der Dichtungen waren alle
                              von demselben vulcanisirten Kautschuk angefertigt. Vielleicht daß der angewandte
                              Kautschuk von keiner guten Gattung war. Ich hoffe in der Folge hier nähere
                              Aufschlüsse geben zu können. Die Sache ist von solcher Wichtigkeit, daß deßhalb
                              angestellte genauere und umfassendere Versuche sich wohl der Mühe und der geringen
                              dadurch entstehenden Kosten verlohnen möchten. Sollten dabei irgend günstige
                              Resultate erreicht werden, so hätten wir an diesem vulcanisirten Kautschuk für
                              Dampfmaschinen ein Material, dessen Vortheile unberechenbar wären. Er dichtet sehr
                              vollkommen, ohne daß er sehr zusammengeschroben zu werden braucht. Behielte er bei
                              geringem Zusammenpressen seine Elasticität, so ließe er nichts zu wünschen übrig.
                              Ich wende nun schon seit längerer Zeit an den Kesseln der Dampfmaschine meines
                              Etablissements auf Hrn. Bialon's in Berlin Empfehlung
                              Dichtungen von diesem Material an, und bin sehr wohl damit zufrieden. Bei
                              jedesmaliger Abnahme der Herzthüren geht aber die Dichtung verloren und muß durch
                              eine neue ersetzt werden, wodurch für die Länge der Zeit erhebliche Kosten
                              entstehen, da vulcanisirter Kautschuk noch immer einen ziemlich hohen Preis hat.
                              Dieserhalb ist mir die Bleidichtung in derjenigen Weise angeordnet, wie sie an dem
                              Revallenser Kessel besteht, doch lieber, indem sie immer vollkommen dicht schließt,
                              und selten erneuert zu werden braucht, auch eine endliche Erneuerung derselben nur
                              sehr unerhebliche Kosten verursacht.Ich habe diese Dichtung, die ich in diesem Journale Bd. CXV S. 407 beschrieben und
                                    abgebildet habe, ganz ausgezeichnet gefunden, sowie Bleidichtungen überhaupt
                                    immer die am meisten zu empfehlenden für sehr hohen Druck sind, wenn sie
                                    construirt werden, wie ich es vorschreibe. Die Revallenser Dichtung der
                                    Kesselthüren war zu jeder Zeit, vom ersten Anschrauben an bis zuletzt, immer
                                    dampft und wasserdicht, selbst bei sehr hohem Drucke, und verlor durch
                                    öfteres Abnehmen und Wiederanschrauben durchaus nichts von ihrer
                                    Dichtheit.
                              
                           
                           Ich will nun die verschiedenen Wege, die ich verfolgt habe, um in den
                              Schiebersteuerungen den Druck der Dämpfe auf die Schieber abzuhalten, näher
                              angeben.
                           Da ich die von mir beabsichtigte Einrichtung einer Dichtung von vulcanisirtem
                              Kautschuk, um den doppelten Zweck, eine dampfdichte und zugleich elastische
                              Verbindung zwischen der abgesondert bestehenden obern reibenden Fläche der Schieber
                              und dem Körper desselben selbst zu erreichen, schon früher in meiner Abhandlung über
                              meine Marinemaschine beschrieben habe, so will ich hier nicht wieder darauf
                              eingehen, sondern nur bemerken, daß man für diese Liederung, wenn die Furche oder
                              der Falz tiefer ist, und die erhabene Rippe der obern Platte verhältnißmäßig tief in
                              sie eingreift, statt vulcanisirten Kautschuks sehr lose gesponnene Flachs-
                              oder Hanfstränge, auch allenfalls Streifen von gutem feinem und weichem Filz nehmen
                              kann. Letzterer dürfte noch den Vortheil einer längern Dauerhaftigkeit und größern
                              Elasticität an sich tragen, wenn gleich nicht geläugnet werden kann, daß er, um
                              gehörig dampfdicht zu werden, eines festern Zusammenschraubens bedarf, als Flachs
                              und Hanf, und daß dadurch der Druck und mit ihm die Reibung der auf einander
                              arbeitenden Flächen vermehrt werden müßte. Eine wichtige Verbesserung dieser
                              Vorrichtung würde es auch noch seyn, wenn die obere Fläche des Schiebers nicht
                              unmittelbar an dem Deckel der Steuerungsbüchse riebe, sondern gegen eine besondere
                              Platte, die verstellbar an den Deckel befestigt würde. Durch Verstellung dieser
                              Platte könnte man immer leicht nachhelfen, wenn die untere und obere reibende Fläche
                              der Schieber und die untere Reibungsfläche des Deckels oder der eben erwähnten
                              verstellbaren Platte nach und nach sich abnutzte, wenngleich derselbe Zweck auch
                              allenfalls durch Einlegen von mehr vulcanisirtem Kautschuk, Flachs, Hanf oder Filz
                              zu erreichen seyn möchte. Auf welche Weise diese Platte bei meiner Marinemaschine
                              sowohl als bei meinen Normallandmaschinen leicht und bequem verstellbar gemacht
                              werden könne, werden wir später erfahren, wenn diejenige Vorrichtung näher
                              beschrieben wird, die ich in Erwägung, daß die Anwendung der Liederungen von
                              vulcanisirtem Kautschuk, Flachs, Hanf oder Filz zur dampfdichten und elastischen
                              Verbindung der obern reibenden Fläche der Schieber mit dem Körper derselben noch
                              immer mißlich seyn und manche Schwierigkeiten und Unsicherheiten in ihrem Gefolge
                              haben möchte, besonders für den mir in dieser Abhandlung gestellten Zweck empfehlen
                              möchte.
                           An dieser Vorrichtung ist die obere reibende Fläche der Schieber nicht besonders
                              vorhanden, sondern die Decke, die den Canal für den Abschlußschieber deckt, gibt
                              zugleich diese obere reibende Fläche ab. Es wird dadurch viel Mühe, Zeit und Kosten
                              bei der Anfertigung des Schiebers gespart. Diese Fläche wird daher auch nicht
                              elastisch gegen die obere verstellbare Platte gedrückt, ein Umstand, welcher durch
                              die Möglichkeit, die obere Platte zu jeder Zeit und unter allen Umständen immer sehr
                              genau gegen dieselbe stellen zu können, gewiß vollkommen aufgewogen und hinreichend
                              ersetzt werden dürfte, zumal alle Theile, Schieber, Platten und Steuerungsbüchse von
                              einem und demselben Metalle, von GußeisenIch werde meine Schieber nämlich jetzt auch von Gußeisen bauen, da die
                                    Versuche mit gußeisernen Ringen zu den elastischen Metallkolben so
                                    erfreuliche, in jeder Weise zufriedenstellende Resultate gegeben haben, auch
                                    Hr. Bialon in Berlin an seiner nach meinem
                                    Principe gebauten Maschine von gußeisernen Schiebern einen sehr
                                    vortheilhaften Gebrauch gemacht hat. sind, sich also alle auch durch die hohe Temperatur der wirkenden Dämpfe in
                              völlig gleichem Grade ausdehnen, und daher die ihnen gegebene Stellung gegen
                              einander bewahren. Um nun aber die obere Platte von dem Deckel der Steuerungsbüchse
                              ganz unabhängig zu machen, ist dieselbe nicht am Deckel, sondern an der Grundfläche
                              der Büchse verstellbar befestigt. Auf welche Weise, um allen hier zu machenden
                              Forderungen zu genügen? – das soll nun in einigen Worten gezeigt, und durch
                              Abbildungen erläutert werden.
                           Man vergleiche hier die beiliegende Tafel Fig. 3, die einen
                              senkrechten Querdurchschnitt der Steuerungsbüchse, und Fig. 1, die eine Ansicht
                              der Grundfläche der Steuerungsbüchse meiner Normallandmaschine von oben, nach
                              Hinwegnahme der obern Platte und der Schieber angesehen, darstellt.
                           In Fig. 1 ist
                              a die Wand der Steuerungsbüchse, b und c sind die beiden,
                              Segmente darstellenden, erhaben aufliegenden Stücke, zwischen deren innern Rändern
                              die Führung für die Schieber gebildet wird. Diese Stücke b und c werden, wie von früherMan vergleiche hier die Steuerungen meiner neuesten Normallandmaschinen in
                                    diesem Journale Bd. CXIII S. 321
                                    ff. her bekannt ist, auf die Grundfläche der Büchse durch vier Schrauben d, d, d, d festgeschraubt. Hier bilden diese Schrauben
                              zugleich vier Stützen, welche die obere verstellbare Reibungsplatte für die obere
                              Schieberfläche tragen. Sie haben, damit diese Stützen recht fest stehen, auch sehr
                              starke Gewinde. Die Form der Stützen sieht man ganz deutlich in Fig. 2, wo eine derselben
                              besonders dargestellt ist. Sie sitzen unten mit einem stärkern Bunde e auf. f ist ihr unterer mit
                              Gewinde versehener Zapfen, der die Stelle der frühern einfachen Schraube zum Festschrauben der
                              Stücke b und c an die
                              Grundfläche der Steuerungsbüchse vertritt. An ihren obern Enden sind die Stützen
                              auch mit einem Gewinde g von geringer SteigungDie Steigung des Gewindes muß aus der Ursache möglichst fein seyn, um beim
                                    Stellen der Platte recht genau verfahren zu können. versehen, auf welchem die Muttern sich drehen, wodurch die obere Platte a,
                              Fig. 3,
                              gestellt wird. Diese Muttern sind in einer ganz eigenen Weise construirt, die einer
                              nähern Beschreibung bedarf.
                           Man vergleiche hier Fig. 4, die einen Theil der obern Platte mit den Stellmuttern in
                              vergrößertem Maaßstabe darstellt. Die Muttern sind bestimmt, nicht allein die Platte
                              nieder-, sondern sie auch wieder aufzuschrauben, wenn sie zu niedrig gestellt
                              wäre. Sie bestehen aus einem Cylinder a, der mit einem
                              mütterlichen Gewinde versehen ist, um auf das väterliche Gewinde der Stützen
                              auf- und niedergeschraubt werden zu können. Der Cylinder a dreht sich möglichst genau in einem Loche der Platte
                              b, Fig. 3, a. Damit er nicht
                              durch dasselbe falle, dient bei A das Bund c; das Herausdringen desselben verhindert aber ein
                              anderes Bund d, welches mit dem untern Theile des
                              Cylinders ein Stück ausmacht, und in der Platte völlig versenkt sich dreht. Das Bund
                              d wird auf den Cylinder auf folgende Weise
                              befestigt. Man dreht den Cylinder für das Bund dahin, wo dasselbe mit seinem untern
                              Rande auf demselben aufsitzen soll, etwas schwächer, steckt das Bund mit einem genau
                              passenden Loche darauf, und vernietet es recht fest auf den Cylinder. Diese Procedur
                              muß aber vorgenommen werden, während die Mutter in richtiger Weise in ihr Loch der
                              Platte eingesetzt ist. Ist die bewegliche Verbindung zwischen Muttern und Platte
                              ganz genau ausgeführt, so wird die Platte jeder Bewegung der Muttern, sowohl nach
                              oben als unten folgen müssen, indem das untere Bund ihr Weichen nach oben, das obere
                              nach unten verhindert. Werden nun diese Muttern über ihren obern Bünden mit irgend
                              einer Vorrichtung versehen, woran man die Muttern drehen kann, und die vier Muttern
                              werden auf ihren Stützen niedergeschraubt, so ist ersichtlich, daß die Platte genau
                              jeder Bewegung derselben, sowohl nach oben als unten, folgen muß, und auf diese
                              Weise genau gegen die Schieberfläche gestellt werden kann, um an dieser gehörig
                              dampfdicht zu reiben, ohne in ihrer Bewegung durch zu starken Druck gegen dieselbe
                              gehemmt zu werden. Das Bund c ist höher wie das Bund d und enthält eine viereckige Vertiefung e, in welche der Schlüssel Fig. 6, der kleiner
                              gezeichnet ist, mit dem
                              viereckigen untern Zapfen paßt, wenn die Mutter gedreht werden soll. Auf der Mutter
                              B ist diese Vorkehrung nicht getroffen.
                           Um nun diese Muttern auf eine leichte, zweckmäßige und möglichst genaue Weise stellen
                              zu können, ohne daß man nöthig hat die Steuerungsbüchse zu öffnen, schlage ich
                              mehrere verschiedene Vorrichtungen vor, unter denen man wählen kann.
                           Die erste ist bei A in Fig. 5 vorgestellt. Sie
                              besteht aus vier Stöpseln, wie der einfach hier abgebildete, unten mit dampfdicht
                              eingeschliffenen conischen Flächen, wie an Kegelventilen, versehen. Sie liegen
                              gerade über den Stellmuttern für die obere Platte, und haben die Oeffnungen im
                              Deckel der Steuerungsbüchse, die durch sie verschlossen werden, einen solchen
                              Durchmesser, daß der Schlüssel Fig. 6 zum Stellen der
                              Muttern durch sie geführt werden kann. Um die Stöpsel, wenn sie in die zu
                              schließenden Oeffnungen eingesetzt sind, gehörig dampfdicht und sicher angedrückt zu
                              erhalten, dient eine Vorrichtung, wie ich sie in Fig. 5 abgebildet habe.
                              Sie schließt zwei Oeffnungen durch ihre Stöpsel vermittelst einer einzigen Schraube.
                              Es ist nämlich im Deckel zwischen beiden Stöpseln eine starke Schraube a befestigt, die, um größere Festigkeit und
                              Dampfdichtheit an der Stelle, wo sie am Deckel haftet, zu erzielen, mit Mennigkitt
                              eingeschroben und unten vernietet wird. Ueber diese Schraube wird mit einem
                              Mittelloch die Zwinge b geschoben, und so gestellt, daß
                              ihre beiden Schenkel mit ihren zwei Körnern über den kegelförmigen Spitzen der
                              Stöpsel zu liegen kommen, und über diese greifen, dann eine Mutter c oberhalb der Zwinge auf die Schraube gesetzt und
                              angezogen. Auf diese Weise werden beide Stöpsel mit gleich starkem Drucke auf ihre
                              Oeffnungen im Deckel in derjenigen Stärke niedergehalten, daß der Dampf der
                              Steuerungsbüchse sie nicht zu lüften vermag, und bei denselben entweichen kann. Sind
                              die Stöpsel mit einem vier- oder sechseckigen Schraubenkopfe, wie in der
                              angeführten Figur, versehen, und die Schraubenköpfe drehen sich mit ihrer
                              kegelförmigen Spitze genau in den körnerartigen Vertiefungen der Zwinge, so können
                              die Stöpsel während ihres Schlusses der Oeffnungen im Deckel sehr füglich mit einem
                              Schraubenschlüssel gedreht werden, ohne daß die Zwinge sich verschieben, und Dampf
                              aus der Steuerungsbüchse entwischen kann. Ist nun jeder Stöpsel gleich an seinem
                              untern Ende mit einem Schraubenschlüssel d wie in Fig. 5 bei B versehen, so können die Stellmuttern in Umdrehung
                              gesetzt werden, ohne daß man die Stöpsel abnimmt. Diese Einrichtung hat neben der
                              größern Bequemlichkeit noch den Nutzen, daß die Stöpsel mit ihrem untern Schraubenschlüssel nach
                              dem Nachschrauben der Stellmuttern schon mehr fixirt erscheinen, als gewöhnliche
                              Muttern, indem ihre conische Reibungsfläche mit ziemlicher Kraft von der Zwinge in
                              die gleichartige Vertiefung der Oeffnung im Deckel eingedrückt erhalten wird, und so
                              eine Reibung in derselben erzeugt, die gegen das Zurückdrehen der Stöpsel nach dem
                              Stellen derselben gehörige Gewähr leistet. Um eine Bewegung der Stöpsel beim Drehen
                              derselben aber zu erleichtern, und eine Beschädigung der beiden conischen auf
                              einander reibenden Flächen derselben und der Oeffnung im Deckel zu verhüten, wird es
                              bei einer solchen Einrichtung unerläßlich seyn, daß man die Zwinge vermittelst der
                              Schraube nur in dem Maaße auf die Stöpsel niederdrückt, daß diese Bewegung
                              einigermaßen frei bleibt, ohne daß doch Dampf bei den Stöpseln entwischt. Durch
                              Versuche wird man hier bald den richtigen Grad des Druckes auf die Stöpsel
                              finden.
                           Die zweite Einrichtung ist complicirter, aber noch bequemer. Sie ist in Fig. 7 von
                              oben, nach weggenommenem Deckel, vorgestellt. Bei derselben hat jede Stellmutter
                              über der Platte a ein kleines Rad b mit schief gestellten Zähnen, in welches eine kleine an einer Spindel
                              c angebrachte Schnecke d
                              eingreift. Die Spindel enthält zwei Schnecken für zwei und zwei Muttern, so daß bei
                              einer Drehung derselben zwei Muttern in Rück- und Vorwärtsbewegung gesetzt
                              werden können. Die Spindel dreht sich bei e in einem
                              Loche, welches sich in dem an der Büchsenwand angeschrobenen Stücke f befindet, in der entgegengesetzten Wand der Büchse
                              aber in einem Canale g, der die Büchsenwand durchbohrt.
                              Sie hat hier, und zwar bei h, einen conischen Ansatz,
                              der in der äußern conisch ausgedrehten Oeffnung des Canals dampfdicht
                              eingeschmirgelt ist. Außerhalb desselben befindet sich aber ein vier- oder
                              sechseckiger Zapfen i, an welchem die Spindel
                              vermittelst eines Schraubenschlüssels gefaßt und umgedreht werden kann. Die
                              Einrichtung ist hier ganz der der Stöpsel ähnlich. Ueber beide vier- oder
                              sechseckige Schraubenköpfe der Spindel legt sich auch eine Zwinge, die ebenso wie
                              die oben angegebene eingerichtet ist, und ihren Zweck in derselben Weise wie jene
                              erfüllt. Beide Spindeln können hier also dampfdicht gedreht werden, ohne daß man
                              ihre Zwinge vorher löst. Die beiden Spindeln c und c in Fig. 7 müssen die
                              Schneckengänge ihrer Schnecken verschieden stehen haben, d.h. das Gewinde beider
                              Schnecken der einen Spindel muß gegen das der beiden Schnecken der andern gehalten,
                              ein verkehrtes seyn.
                           Jede Spindel muß an der Stelle, wo sie sich in dem Canale der Steuerungsbüchse dreht,
                              einen so großen Durchmesser haben, daß die Schnecken durch denselben gebracht werden können; ohne
                              diese Einrichtung wären die Spindeln nämlich gar nicht in die Steuerungsbüchse
                              einzusetzen. Ist für zwei und zwei Muttern eine Spindel angebracht, so werden sie,
                              wie in Fig. 7
                              bezeichnet ist, zu liegen kommen. Man hat also nur zwei Spindeln zu drehen, um die
                              Stellmuttern innerhalb der Steuerungsbüchse in dem Grade zu stellen, daß die Platte
                              mit gehörigem Druck an den Schieber anliegt, und dieser sich eben so wie an seiner
                              Grundfläche, mit seiner obern Reibungsfläche gegen die Platte dampfdicht reibt.
                           Bei dieser Einrichtung waltet eine große Sicherheit ob, daß man zwei und zwei
                              Stellmuttern, und zwar die Muttern Einer Seite immer möglichst gleich viel anziehe.
                              Diese Sicherheit ist aber auch bei der ersten Einrichtung für die Bewegung der vier
                              Stellmuttern der Platte a sehr wohl zu erreichen, wenn
                              man bei dem Anziehen dieser Muttern durch die Stöpsel sehr genau darauf achtet, daß
                              man alle Stöpsel immer genau um gleichviel dreht. Man könnte sie, um diesen Zweck
                              möglichst genau und dabei bequem erfüllen zu können, an dem unter dem sechseckigen
                              Schraubenkopfe befindlichen Bunde mit einem kleinen Zeiger, und den Steuerungsdeckel
                              um die durch den Stöpsel verschlossene Oeffnung herum mit einem Zifferblatt
                              versehen, welches 12 bis 16 Eintheilungen enthält. Bei dem Stellen der Stöpsel hätte
                              man dann nur dahin zu sehen, daß an allen vier immer der Zeiger um gleichviel
                              Striche vorwärts rückt.
                           Da dieses Nachstellen der Platte (a) nur dann vorkommen
                              wird, wenn die reibenden Flächen am Schieber und der Grundfläche der
                              Steuerungsbüchse, sowie an ihr selbst sich abnutzen, so wird man, wenn man keinen
                              tüchtigen und zuverlässigen Maschinenmeister für dieses mit großer Genauigkeit und
                              Präcision auszuführende Geschäft haben sollte, immer doch leicht ein Subject
                              gewinnen können, etwa einen Uhrmacher, dem man dasselbe mit aller Sicherheit
                              anvertrauen kann. Unläugbar steht aber zu erwarten, daß in dem Falle, wenn auf die
                              Stellung der obern Platte a zu jeder Zeit die gehörige
                              Aufmerksamkeit und Genauigkeit verwandt ist, man den durch dieselbe beabsichtigten
                              Zweck zu jeder Zeit erreichen werde, und daß sie in diesem Falle mehr
                              Zuverlässigkeit und Sicherheit gewähre, als die oben angeregten Mittel zur Aufhebung
                              des schädlichen Dampfdrucks von der obern Schieberfläche.
                           Um das Stellen der obern Platte durch ein recht gleichmäßiges Anschrauben aller ihrer
                              Stellschrauben noch bequemer und leichter und genauer ausführbar für den
                              Maschinenwärter zu machen, und selbst unerfahrnere und weniger genaue und zuverlässige Subjecte
                              dazu verwenden zu können, kann ich auch noch die in Fig. 3 im senkrechten
                              Durchschschnitte und in Fig. 8 von oben
                              dargestellte Vorrichtung empfehlen, die, genau bei Licht besehen, als die
                              vollkommenste und sicherste gelten dürfte. Alle vier Stellmuttern haben hier nämlich
                              statt des obern Bundes kleine Sternräder b, die in ein
                              großes, in der Mitte der Platte a auf einem in dieser
                              fixirten starken Zapfen drehbares Sternrad c eingreifen.
                              Wird nun eine der Stellmuttern durch ihren Stöpsel gedreht, so wirkt sie durch ihr
                              Sternrad auf das Mittelrad ein, und dieses dreht dann die Sternräder aller drei
                              andern Stellmuttern nicht allein nach einer und derselben Richtung um, sondern auch
                              genau in gleich großen Bogen. Bei dieser Einrichtung ist nur ein einziger Stöpsel
                              nöthig, der übrigens ganz auf die oben angegebene Weise eingerichtet ist, und durch
                              eine einzige Stellzwinge, die ich in Fig. 9 dargestellt habe,
                              und zu deren Erläuterung ich nichts hinzuzufügen nöthig haben dürfteBesser wird es seyn, das Mittelrad c durch ein
                                    eigenes Getriebe Fig. 3, s, Fig. 8, e, Fig. 9, a, von kleinerem Durchmesser als die andern vier
                                    b, b, b, b in Bewegung zu setzen. Man hat
                                    dabei den doppelten Vortheil: 1) daß man mit dem Stöpsel des Getriebes in
                                    die Mittellinie des Deckels tritt, wo bei nöthigem Drehen desselben am
                                    besten anzukommen ist, 2) daß man durch ein kleineres Getriebe die Stellung
                                    der vier andern bei bestimmten Drehungsbogen des Stöpsels feiner reguliren
                                    kann., niedergedrückt erhalten wird. Damit die Zähne der vier kleinen Sternräder
                              und das größere Mittelrad recht genau ausfallen, und recht fleißig
                              ineinandergreifen, dürfte es nöthig seyn, sie in einer Maschine, welche die Zähne
                              ausfräset, vollenden zu lassen, es möchte sonst eine schädliche Ungleichheit im
                              Anziehen der Stellmuttern hervortreten, die unter allen Umständen vermieden werden
                              muß, wenn die Vorrichtung genau ihren Zweck erfüllen soll.Ich muß hier noch bemerken, daß die obere Deckplatte a sowie die Grundfläche der Steuerungsbüchse, wie in Fig. 3
                                    bei b und c zu sehen
                                    ist, Absätze haben muß, über welche die obere Schieberfläche sich noch ein
                                    wenig hinausschiebt. Durch diese Maßregel wird gerade wie an der Grundfläche
                                    der Steuerungsbüchse das Anschleifen eines Satzes verhindert und etwa
                                    vorhandener Schmutz über den Absatz weggeschoben, wo er aus dem Bereiche der
                                    Reibungsflächen tritt.
                              
                           Wollte man gegen diese beschriebene Construction einer Steuerung mit Aufhebung des
                              Dampfdruckes auf die obere Schieberfläche einwenden, daß die Entfernung der obern
                              Platte a von der Grundfläche der Steuerungsbüchse und
                              die Höhe der Schieber bei verschiedenen Temperaturen, welche eine verschiedene
                              Ausdehnung der Metalle veranlassen, aus denen die besondern Theile dieser
                              Einrichtung bestehen, nicht immer ganz dieselbe sey, so erlaube ich mir bemerklich zu machen, daß bei den
                              Metallkolben zwischen Körper und Ringen oder Segmenten derselben die nämlichen
                              Umstände obwalten, und daß man hier doch ungewöhnliche, ja fast kaum zu erwartende
                              günstige Resultate erhält. Sind hier doch auch alle Theile von Eisen, und
                              vorzugsweise von Gußeisen, sie werden also alle so ziemlich gleichen Gesetzen bei
                              der Ausdehnung durch höhere Temperaturen unterliegen. Bei regelmäßigem Gange der
                              Dampfmaschine und dem Erstreben einer möglichst gesetzlich gleichen Spannung der
                              Dämpfe im Kessel, werden die Temperaturunterschiede in diesen Theilen und ihre
                              verschiedene dadurch bedingte Ausdehnung aber auch so erstaunlich unbedeutend seyn,
                              daß sie durchaus nicht in Betracht kommen können. Sollte der Schieber in kaltem
                              Zustande der Maschine auch etwas williger und lockerer zwischen der obern Platte und
                              der Grundfläche der Steuerungsbüchse arbeiten, so wird sich dieser Uebelstand immer
                              sogleich nach dem Anwärmen der Maschine heben, und dann erst wieder eintreten, wenn
                              die Maschine wieder von neuem erkaltet. Sind doch auch schon genug Steuerungen,
                              namentlich bei Locomotiven, vorgeschlagen und ausgeführt, wo die Schieber wegen
                              Verfolgung anderer Zwecke als der hier vorliegenden, zwischen zwei Platten arbeiten,
                              gegen deren beide Flächen sie dampfdicht reiben sollen, und sind hier sogar alle
                              Vorrichtungen zum Nachstellen der Platten doch mehr oder weniger ganz vergessen, und
                              das von Engländern, diesen Helden in der Mechanik, und namentlich im
                              Dampfmaschinenbau. Wäre diese Einrichtung völlig unpraktisch und bisher unversucht
                              geblieben wegen ihrer gänzlichen Unzulässigkeit, würde man sie so oft wieder
                              vorschlagen? – Ich für meinen Theil werde ohne Bedenken meine erste neu zu
                              erbauende größere Dampfmaschine mit der eben beschriebenen Schiebervorrichtung
                              versehen, und es fällt mir gar nicht ein, daß sie erfolglos, ihrem Zwecke
                              unentsprechend ausfallen könne, zumal ich alle möglicherweise noch gegen dieselbe zu
                              machenden Einwürfe durch zweckmäßige Apparate so gut als ganz beseitigt habe. Ist
                              aber ihr glücklicher Erfolg gewiß, so darf ich dreist behaupten, daß dann von meinen
                              Hochdruckmaschinen auch die letzte Schattenseite entfernt worden ist, und sie nun
                              unzweifelhaft in dem vortheilhaftesten Lichte dastehen.
                           Ein sehr großer Vortheil dieser Vorrichtung zur Aufhebung des Dampfdrucks von der
                              obern Schieberfläche ist der, daß man meinen neuern Expansionsapparat anwenden kann,
                              den ich in diesem Journale Bd. CXIII S. 327
                              ff. beschrieben und abgebildet und an den meisten meiner Maschinen als einen ganz
                              vorzüglich zweckmäßigen, genau arbeitenden und bequemen kennen und achten gelernt
                              habe. Die dort den obern
                              Steuerungsbüchsendeckel durchbohrende Welle Fig. 3, d, kann hier nämlich die Platte a durchdringen, und gewinnt in derselben eine Leitung und eine Sicherung
                              ihrer Stellung mehr, zumal wenn die Platte a in den
                              innern Raum der Seitenwände der Steuerungsbüchse gut und fleißig eingepaßt ist, um
                              jeder SeitenbewegungDiese Sicherung der Platte gegen alle Seitenbewegung ist auch schon aus dem
                                    Grunde sehr zu empfehlen, als ohne dieselbe die Stützen Fig. 2 der Platte
                                    allein den von der Reibung der obern Fläche des sich bewegenden Schiebers
                                    gegen die Platte ausgehenden Antrieb zu dieser Bewegung zu verhindern
                                    hätten, was ihnen vielleicht zu viel zugemuthet seyn würde, wenn man sie
                                    nicht ungewöhnlich stark machen wollte, wozu aber der Raum fehlen
                                    dürfte. vollkommen enthoben zu seyn, und nur eine Bewegung auf und nieder möglich zu
                              machen. Da unter der Platte a die obere reibende Fläche
                              des Schiebers liegt, es aber nöthig ist, daß die Welle d
                              auch diese durchbohre, um in denjenigen CanalDiesen Abschlußschiebercanal und seine Form und die Art und Weise, wie der
                                    Körper des Wechselschiebers mit seiner Decke verbunden ist, ersieht man aus
                                    der früher gegebenen Beschreibung meiner Marinemaschine. des Schiebers einzutreten, wo der Abschlußschieber arbeitet, der Schieber
                              mit dieser obern Fläche sich aber immer hin und her bewegt, so muß die Decke des
                              Canals einen Schlitz für den Durchgang der Welle d
                              enthalten, der lang genug ist, um dem Schieber trotz dieser Welle die nöthige
                              Bewegung zu gestatten. Die Einrichtung der Curven an dem untern Theile der Welle, um
                              den Abschlußschieber in verschiedenen Momenten zu arretiren, ist ganz die in der
                              oben angeführten Stelle dieses Journals beschriebene. Man sieht hier bei d den Stiel oder die so eben genannte Welle. Sie
                              durchbohrt bei i die Platte a und bei k die obere Deckplatte e des Schiebercanals f für
                              den Abschlußschieber g. Die bei h und auf beiden Seiten desselben bleibenden unschraffirten Stellen dieser
                              Deckplatte b deuten den oben berührten Schlitz für die
                              Welle b an. Bei l steht man
                              denjenigen Theil der Welle, der die beiden Curven trägt, und bei m ihren Durchgang durch den Deckel n der Steuerungsbüchse, wo ihre Bewegung durch eine
                              Stopfbüchse oder durche inen Conus, wie ich ihn bei den Stöpseln beschrieben und
                              abgebildet habe, dicht gemacht wird. Dieser Conus ist indessen in dem untern Theile
                              der Durchbohrung des Deckels angebracht, und in eine conische Vertiefung
                              eingeschmirgelt, um das Herausdrängen des Stiels aus der Büchse durch die Dämpfe zu
                              verhüten. Zur Bewegung der Welle d habe ich in neuester
                              Zeit einen elastischen Hebel o, an seinem äußersten Ende
                              mit einem Handgriffe p versehen, genommen, wie ich ihn
                              bei Gelegenheit der Beschreibung meiner Maschine für Kornmühlen in diesem Journale
                              Bd. CVIII S. 165 angegeben habe. Um
                              diesen Hebel in den gegebenen Stellungen zu fixiren, dienen einige auf dem
                              ringförmigen erhabenen Vorsprunge q des Deckels n der Steuerungsbüchse angebrachte Kerben, in welche ein
                              an dem Hebel sitzender Zahn r einschnappt. Diese
                              Einrichtung ist äußerst bequem, und man kann zu jeder Zeit während des Ganges der
                              Maschine nach Belieben darauf einwirken, und dem Dampfcylinder nach den Umständen
                              jede beliebige Dampffüllung geben.Den Vortheil dieser Einrichtung habe ich in Reval besonders schätzen gelernt.
                                    Da hier nämlich der Widerstand der Nutzlast oft in dem Maaße erhöht wurde,
                                    daß die Kraft der Maschine bei Drittel-Füllung des Dampfcylinders
                                    kaum hinreichte, so konnte man in diesem Falle schnell und bequem durch
                                    Stellung der Abschlußsteuerung auf halbe Cylinderfüllung helfen. Der
                                    Vortheil blieb derselbe, wenn die Maschine einen geringern als den
                                    regelmäßigen Widerstand in der Nutzlast fand. Wir stellten dann die Maschine
                                    leicht auf 1/4 Cylinderfüllung.
                              
                           Ich muß hier noch bemerken, daß an meiner frühern bei meiner Marinemaschine
                              beschriebenen, sowie bei der Crampton'schen und Penn'schen Anordnung, diese Einrichtung der Steuerung für
                              den Abschluß nicht gut hätte bleiben können. Ob dieser Uebelstand so leicht zu
                              beseitigen seyn würde, ist die große Frage. Zwar habe ich ihn bei meiner
                              Marinemaschine durch andere zweckmäßige Maßregeln ersetzt, die indessen bei den
                              Landmaschinen nicht in allen Fällen Anwendung finden können.
                           Man wird während des Lesens dieser Zeilen, und vielleicht auch schon früher, bemerkt
                              haben, daß der Druck der Dämpfe auf den Abschlußschieber bei allen diesen
                              Einrichtungen nicht wohlthätig balancirt ist. Ich habe das aus dem Grunde für
                              unnöthig erachtet, weil dieser Schieber nur mit kleinen Flächen auf dem
                              Wechselschieber reibt, folglich keinen großen Druck von oben auf diese Flächen
                              erleidet. Bis jetzt habe ich diese Reibung auch noch immer unbedeutend gefundenMan wird sich vielleicht aus meiner Abhandlung über meine Dampfmahlmühle
                                    erinnern, daß ich bei derselben den Abschlußschieber mit einer eigenen
                                    Druckfeder versehen mußte, um ihm nur so viel Reibung auf der Fläche des
                                    Wechselschiebers zu geben, daß eine geregelte Arretirung desselben auf
                                    diesem möglich, und das unregelmäßige Hin- und Herirren auf demselben
                                    verhindert wurde. Zugleich dürfte dem Leser noch im Andenken seyn, daß ich
                                    später diesen künstlichen Druck der Feder auf den Abschlußschieber bei allen
                                    Steuerungen dieser Art habe beibehalten müssen, um für den Abschluß richtige
                                    und zuverlässige Resultate zu erhalten., was durch die sehr wenig, ja kaum zu bemerkende Abnutzung der reibenden
                              Flächen am Abschlußschieber und der obern Fläche des Wechselschiebers bestätigt
                              werden dürfte. In Fig. 3 sieht man bei g den Abschlußschieber
                              auf seiner Fläche. Man wird gleich bei genauer Betrachtung desselben und der Fläche des Wechselschiebers
                              finden, daß auf letzterer nur so viel reibende Fläche um die Dampföffnungen im
                              Wechselschieber gelassen ist, als unumgänglich nothwendig erscheint, um diesen nicht
                              von denselben abgleiten zu machen.
                           Ich bin fest überzeugt, daß bei dieser letzten Vorrichtung zur Paralysirung des
                              Dampfdrucks auf die Schieber eine sehr geringe Abnutzung der reibenden Flächen
                              stattfinden werde, und zwar aus dem Grunde, weil man den Druck dieser reibenden
                              Flächen auf eine sehr genaue Weise reguliren kann, und zwar so genau, daß er den der
                              Ringe eines elastischen Metallkolbens gegen die Cylinderwände nicht übersteigt, und
                              dennoch auf einen dampfdichten Gang der Flächen auf einander rechnen läßt. Da meine
                              neuen Dampfkolben von Gußeisen, mit Ringen von demselben Metalle, so außerordentlich
                              günstige Resultate in meinen Maschinen für höhern Druck geben, so stehe ich nicht
                              länger an, auch zu den Schiebern das Gußeisen für vortheilhafter als die von mir
                              früher empfohlenen Metallmischungen (Rothgußmischungen) dringend zu empfehlen, zumal
                              bei ihnen zugleich jede Gefahr einer etwanigen galvanischen Einwirkung der reibenden
                              Flächen auf einander gründlich gehoben wird, über deren Bestehen ich in meiner
                              neuesten Praxis, wie ich schon früher in diesem Journale bemerkt habe, aus manchen
                              triftigen Gründen zweifelhaft und bedenklich geworden bin. Ich bekenne das hier
                              freimüthig; denn das offene Bekenntniß seiner frühern Irrthümer ist Pflicht eines
                              jeden rechtlichen Mannes, zumal eines Mannes des Fortschrittes, dem es nicht allein
                              um Füllung seines Säckels, sondern um Beförderung der Kunst und Wissenschaft zu thun
                              ist. Ich bekenne hier ferner offen und unumwunden, daß ich über die Sauberkeit
                              solcher reibenden Flächen von gußeisernen Kolben in meinen Dampfmaschinen von höherm
                              Dampfdrucke und der ihm entsprechenden Temperatur nach längerm Gebrauche in das
                              höchste Erstaunen versetzt wurde, und daß ich früher solche zufriedenstellenden
                              Erfolge fast für unmöglich erachtet habe.
                           ––––––––––
                           Ich hätte diese Abhandlung über meine neue Schiebervorrichtungen eigentlich so lange
                              zurückhalten sollen, bis ich praktische Versuche zur Prüfung der betreffenden
                              Einrichtungen hätte anstellen, und den mehrern oder mindern Werth derselben oder
                              ihre günstigen oder ungünstigen Resultate dem Leser hätte vor Augen führen können.
                              Bin ich hier von dem gewöhnlichen von mir sonst immer befolgten Wege abgewichen, so geschah es theils
                              aus einem gewissen Drange, meinen Verbesserungen der Hochdruckmaschine mit höherm
                              Drucke immer mehr Vollendung zu geben, bevor in dem begonnenen höhern Alter meine
                              körperlichen und geistigen Kräfte mehr schwinden, theils in dem lebhaften Wunsche,
                              sie meinen Collegen recht bald zur Prüfung vorzulegen, theils endlich in der festen
                              Ueberzeugung, daß die hier gemachten Vorschläge zu Verbesserungen der Schieber
                              wirklich vollen praktischen Werth haben, und, ins Leben eingeführt, diejenigen
                              Erfolge haben werden, die bei einer so wichtigen Angelegenheit als diese höchst
                              wünschenswerth erscheinen. Welche Gründe und Erfahrungen bei dieser Ueberzeugung für
                              mich maaßgebend geworden sind, will ich nun noch meinem Leser in wenigen Zeilen vor
                              Augen führen.
                           Es ist durch meine lange Praxis als Maschinenbauer, in welcher ich Gelegenheit hatte
                              eine nicht ganz unbedeutende Anzahl von meinen Hochdruckmaschinen mit höherm
                              Dampfdrucke zu errichten, und während ihrer längern oder kürzern Arbeitszeit zu
                              beobachten, vollkommen bestätigt worden, daß die gewöhnlichen Schiebervorrichtungen
                              für einen Druck von 8 Atmosphären alles leisten, was man billigerweise von ihnen
                              verlangen kann, und was man an den Maschinen mit niederem Drucke von ihnen gewohnt
                              ist, obgleich sie bei ersten Maschinen einem verhältnißmäßig viel höhern Drucke auf
                              ihrer obern Fläche ausgesetzt sind, also eine viel größere Reibung und eine viel
                              höhere Temperatur erleiden, als bei letzteren.
                           Daß hier freilich auf eine richtige Wahl der Metalle, von denen Schieber und
                              Steuerungsbüchsengrundfläche construirt sind, viel ankomme, ist klar, doch ist die
                              Ueberzeugung bei mir immer mehr zur Geltung gekommen, daß nicht allein ohne Gefahr,
                              sondern sogar zum größten Vortheile, beide reibende Flächen von Gußeisen genommen
                              werden können, und zwar nicht allein beide von gleichem Gußeisen der Härte und
                              Dichtheit nach, sondern auch von Guß von verschiedener Härte, wobei die Schieber von
                              weicherm milderm Eisen bei härteren Steurungsbüchsengrundflächen mehr zu empfehlen
                              seyn dürften, als die umgekehrte Maaßregel. Es arbeiten von meinen Dampfmaschinen
                              und unter ihnen größere, in meiner nächsten Nähe, an welchen jeder vorfallende
                              Fehler, jede Unvollkommenheit, jede, selbst die geringste, Abnutzung einzelner
                              Theile mir direct zu Ohren kommt, weil ich die Reparaturen derselben zu besorgen
                              habe, aber an allen, selbst den größern, haben die Schieber immer noch sehr wenige
                              Nachhülfe vernothwendigt und eine höchst befriedigende Ausdauer und eine sehr geringe Abnutzung gezeigt.
                              War eine solche Nachhülfe nöthig, so betraf sie meistens nur ein neues Einschleifen
                              der Flächen auf einander, eine Arbeit von nicht langer Dauer, die füglich an einem
                              Feiertage verrichtet und vollendet werden kann.
                           Wenn ich unter den verschiedenen Schiebersteuerungen mit Aufhebung des Dampfdrucks
                              auf die obere Schieberfläche nach meiner Ueberzeugung die letztere als die
                              vorzüglichere empfehle, so bin ich hierbei durchaus nicht blind gegen die etwanig
                              dagegen sprechenden Gründe. Sie haben mir sämmtlich immer klar vorgeschwebt, und ich
                              glaube kaum einen derselben unberücksichtigt gelassen zu haben. Bevor ich hier noch
                              einmal auf einen der wichtigsten Einwürfe, und zwar auf den einzig vielleicht
                              wirklich begründeten zurückkomme, und zu dem einfachen Mittel übergehe, welches ich
                              empfehle, d.h. beim Angehen der Maschine die ganze Vorrichtung in eine Temperatur zu
                              versetzen, die ihre einzelnen Organe hinsichtlich ihrer Ausdehnungsverhältnisse
                              gleich in eine Verfassung zu einander stellt, die auf ein genaues, zuverlässiges,
                              hinsichtlich der Reibung und Dampfdichtheit möglichst gleiches Resultat vom Angehen
                              der Maschine an bis zu ihrem Stillstande rechnen läßt, will ich noch dem Leser vor
                              Augen zu führen suchen, welche wichtigen Vortheile die Einrichtung darbiete, um
                              trotz der bereits angeführten bedenklich scheinenden Umstände beharrlich an ihr
                              festzuhalten, und sie allen andern vorzuziehen.
                           Diese Vortheile sind unstreitig folgende:
                           
                              1) Gewiß hebt diese Vorrichtung vor allen übrigen hier in dieser
                                 Abhandlung und schon früher genannten, jener Umstand auf eine vortheilhafte
                                 Höhe, daß sie so einfach, solide, sicher und zuverlässig erscheint und in ihrer
                                 wesentlichen Einrichtung nur wenig Nachhülfe beim Gange der Maschine bedarf. Sie
                                 ist allen jenen Zufälligkeiten, Veränderlichkeiten und Undauerhaftigkeiten
                                 enthoben, die mit der Wirkung von Federn, Liederungen und andern solchen immer
                                 mehr künstlichen und complicirten, und dabei doch von so manchen zufälligen
                                 Umständen abhängigen Organen verbunden ist, über deren Zustand man auch nicht
                                 einmal in allen Fällen immer genau Rechenschaft erhalten kann. Sind die beiden
                                 Reibungsflächen, zwischen denen der Schieber gleitet, einmal richtig gestellt,
                                 so verbleiben sie in diesem Zustande, sie werden durch die feste sichere
                                 Stellung der Stellschrauben in dieser Lage erhalten, sind dabei von keinem Material
                                 abhängig, welches leicht zerstörbar ist, und dessen regelmäßige Wirkung nach der
                                 Zerstörung immer mehr oder weniger geschwächt, in den meisten Fällen ganz
                                 aufgehoben wird, wie z.B. von keinem vulcanisirten Kautschuk, Flachs, Hanf und
                                 Filz, die unter der steten, vereinten Wirkung von Feuchtigkeit und hoher
                                 Temperatur oder Schmutz etc. mürbe werden, verfaulen, ihre Textur verändern, und
                                 dadurch ihre Haltbarkeit und Dampfdichtheit verlieren, oder auch im Gegentheil,
                                 wie durch Schmutz und die zähern Bestandtheile in der Schmiere, z.B. das im
                                 Talge enthaltene Zellgewebe, hart, steif und unelastisch werden.
                              2) Man kann beiden Schieberflächen, der untern und obern, eine
                                 gleiche Größe geben, und braucht bei Bestimmung dieser Größe an jeder Fläche
                                 nicht die Veränderlichkeit des Drucks und Gegendrucks der Dämpfe bei dem
                                 verschiedenen Oeffnen und Schließen der Dampfwege im Schieber und der
                                 Grundplatte ängstlich zu berechnen, da es hier auf solche Kleinigkeiten bei der
                                 Festigkeit und sichern Stellung der Reibungsflächen wenig ankommt. Der Druck der
                                 reibenden Flächen ist so bestimmt, so unnachgiebig, daß nie ein Abdrängen der
                                 reibenden Schieberflächen von der Grundfläche der Steuerungsbüchse oder der
                                 obern Platte möglich, überhaupt eine solche Nachgiebigkeit, die hier einen
                                 namhaften Dampfverlust herbeiführen könnte, undenkbar werden muß. Dieses ist bei
                                 Liederungen nicht der Fall. Diese schieben sich nach und nach mehr zusammen,
                                 verlieren an wohlthätiger Spannung, und schraubt man sie, um ihren Druck und
                                 ihre Dampfdichtheit wieder zu vermehren, immer mehr nach, so werden sie hart und
                                 unelastisch, und drängen den Schieber zu stark gegen seine reibenden Flächen,
                                 wodurch man das wieder hervorruft, was man doch gerade verhindern will, ich
                                 meine eine zu starke Reibung.
                              3) Man hat den Grad der Reibung der Flächen auf einander ganz
                                 genau in seiner Gewalt, selbst während des Ganges der Maschine, und kann ihn
                                 genau nach der gesetzlichen Temperatur des Apparates und der daraus
                                 resultirenden mehrern oder mindern Ausdehnung der Metalle, woraus die
                                 Steuerungsapparate bestehen, reguliren. Bei gehöriger Adjustirung des Drucks der
                                 reibenden Flächen auf einander wird derselbe immer nicht so stark seyn können,
                                 wie bei Anwendung von vulcanisirtem Kautschuk, Hanf etc. als Liederungen, von
                                 denen jede, um gehörig dampfdicht zu werden, in einem nicht unbedeutenden Grade
                                 zusammengepreßt seyn muß, wenn sie einen gehörig dampfdichten Anschluß verbürgen soll. Diesen
                                 ganzen Druck haben aber dann auch die sich auf einander reibenden Flächen
                                 auszuhalten.
                              4) Die Reibungsflächen sind hier größer, als bei der Crampton'schen und Penn'schen Einrichtung, wodurch der Druck auf mehrere Punkte vertheilt,
                                 und so die Abnutzung der reibenden Flächen vermindert wird. Die Sache verhält
                                 sich hier unstreitig anders, als bei allen Vorrichtungen mit Liederungen. Was
                                 die Anwendung größerer Reibungsflächen bei diesen bedenklich macht, da ein
                                 gewisser Druck, von den Liederungen selbst hervorgerufen, nicht weggebracht
                                 werden kann, wird hier, wo dieser auf ein Minimum heruntergesetzt werden kann,
                                 völlig zulässig, ja wünschenswerth.
                              
                           Führen wir uns nun zuletzt alle Vorgänge vor, die bei der Ingangsetzung der Maschine
                              in Absicht auf diese Steuerung eintreten, so wird sich, wenn alle Reibungen richtig
                              regulirt, d.h. die Deckplatte in dem Grade auf den Wechselschieber niedergeschraubt
                              ist, daß der Schieber fleißig und ohne große Reibung zwischen seinen beiden
                              reibenden Flächen arbeitet, vielleicht bei Anwärmung der Maschine später ein kleiner
                              Unterschied in diesen Reibungsverhältnissen einschleichen, indem die Stützen und
                              Stellmuttern aus geschmiedetem Eisen und die übrigen Theile aus Gußeisen bestehen,
                              also sich ein wenig verschieden ausdehnen. Dieser Unterschied dürfte aber nur immer
                              äußerst gering sey, da die Stützen nur kurz sind, und bei geringen Längen,
                              Unterschiede in der Ausdehnung, durch eine höhere Temperatur hervorgerufen, nur
                              wenig merklich werden.
                           Wäre aber dennoch ein namhafter Unterschied vorhanden, so könnte man die Stellung der
                              obern Deckplatte so reguliren, daß bei gesetzlicher Temperatur der Maschine gerade
                              ein richtiger Druck des Schiebers gegen die reibenden Flächen der Grund- und
                              Deckplatte stattfände, und zwar ein Druck, der theils einen gehörig dampfdichten
                              Gang der reibenden Flächen auf einander, theils eine möglichst geringe Reibung
                              derselben an einander verbürgt. Sollte sich dabei finden, daß beim ersten Anwärmen
                              der Maschine der Anschluß des Schiebers an die Deckplatte nicht so stark wäre, um
                              gehörige Dampfdichtheit bei der Arbeit des Schiebers auf derselben zu verbürgen, und
                              nun Dampf zwischen beide treten, so dürfte dann oben angedeutetes Mittel auf jeden
                              Fall Hülfe verschaffen.
                           
                           Es besteht in folgendem:
                           Man eröffnet den Dämpfen, wenn sie im Kessel gehörig Spannung erreicht haben, einen
                              Weg durch die Schieberbüchse. Diese wird dann vor dem Angeben der Maschine durch die
                              Dämpfe auf die gesetzliche Temperatur gebracht, und so derjenige Ausdehnungszustand
                              für die Schieberorgane und die Steuerungsbüchse hergestellt werden können, der einen
                              fleißigen und dampfdichten Gang des Schiebers und der reibenden Flächen, zwischen
                              denen er gleitet, sogleich beim Angehen der Maschine verbürgt. Ist die Maschine erst
                              im Gange, so sind die Veränderungen und Schwankungen in der Temperatur, denen die
                              Steuerungsorgane ausgesetzt sind, so unbedeutend, daß sie gewiß keinerlei Nachtheil
                              hinsichtlich jener Reibungen bringen, den regelmäßigen Gang der Steuerung nicht
                              stören, und die gesetzliche Erfüllung des Zwecks der Deckplatte unmöglich hindern
                              können.
                           Um den Dämpfen nun einen Durchgang durch die Steuerungsbüchse zu verschaffen,
                              versieht man die Grundfläche dieser nach der Seite des Schwingzapfens für die
                              Exhaustion hin, mit einer Oeffnung, die in den Exhaustionscanal jenes Schwingzapfens
                              führt, und schmirgelt in dieselbe einen kleinen Hahn ein, der einen in seiner
                              Seitenwand beginnenden und in seiner Grundfläche ausmündenden Canal enthält. Der
                              Stiel dieses Hahns geht oben durch den Deckel der Steuerungsbüchse und zwar durch
                              eine kleine Stopfbüchse, und ist oberhalb dieser mit einem Schlüssel zum Drehen des
                              Hahns versehen. Dieser Hahn ist ganz so gebaut, wie diejenigen es sind, die bei den
                              Niederdruckmaschinen das Fett in den Dampfcylinder lassen. Dreht man die
                              Seitenöffnung des Hahns vor eine Aushöhlung in der Grundplatte, so strömen die
                              Dämpfe der Büchse durch diesen in das Exhaustionsrohr. Zufluß von Dampf erhält die
                              Büchse durch den gewöhnlichen Zuführungsweg.
                           In Fig. 10
                              sieht man bei a den Hahn, wie er in der Grundplatte der
                              Steuerungsbüchse angebracht ist. b ist der
                              Verbindungscanal zwischen ihm und dem Exhaustionsrohr d.
                                 c ist die Zutrittöffnung der Dämpfe zu ihm, von der Büchse aus. Der durch
                              den Hahn führende Canal braucht nur von kleinem Durchmesser zu seyn, da es
                              wünschenswerth erscheint, nur so viel Dämpfe aus der Büchse in das Exhaustionsrohr
                              überströmen zu lassen, als erforderlich ist, um den Druck und die Temperatur dieser
                              Dämpfe in derselben so ziemlich auf dem Grade zu erhalten, den sie nachher beim
                              regelmäßigen Gange der Maschine annehmen und constant behalten. Es wird vollkommen
                              genügen, wenn dieser
                              Hahncanal nur den achten oder gar zehnten Theil des Durchmessers des
                              Zuführungscanals der Dämpfe in die Büchse hat.Diese Vorrichtung hat auch noch den großen Nutzen, daß das Exhaustionsrohr
                                    vor dem Angehenlassen der Maschine gehörig erwärmt wird, und nun bei
                                    wirklicher Ingangsetzung derselben nicht so viel Dämpfe verdichtet, wodurch
                                    leicht eine zu große Menge Wasser sich in demselben anhäuft und dem
                                    schnellen Ausblasen der Dämpfe längere Zeit ein nicht unbedeutendes
                                    Hinderniß in den Weg stellt.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
