| Titel: | Die hydro-elektrischen Volta'schen Ketten und Batterien zum medicinischen Gebrauch, von dem Mechaniker Pulvermacher in Wien. | 
| Fundstelle: | Band 122, Jahrgang 1851, Nr. IV., S. 29 | 
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                        IV.
                        Die hydro-elektrischen Volta'schen Ketten
                           und Batterien zum medicinischen Gebrauch, von dem Mechaniker Pulvermacher in
                           Wien.Patentirt in Frankreich am 16. Febr.
                                    1850 für fünfzehn Jahre.
                           
                        Aus dem Génie industriel par Mr. Armengaud , 1851, Nr.
                              6.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Pulvermacher's hydro-elektrische Volta'sche Ketten und
                           Batterien zum medicinischen Gebrauch.
                        
                     
                        
                           Zusammensetzung der hydro-elektrischen Volta'schen
                                 Ketten. – Sie gründen sich auf das Princip der leitfähigen und
                              abwechselnden Verbindung positiver und negativer Metalle, mittelst metallener und
                              feuchter Leiter, nach Art einer Volta'schen Säule, so daß diese Metalle einen ganzen
                              Körper bilden.
                           Diese Ketten sind also nach einem anderen Princip construirt als die galvanischen
                              Ketten. Letztere wirken nämlich nur durch die zwei letzten Glieder der Kette, welche
                              eine einzige Batterie ohne feuchten Leiter bildet; sie geben folglich keine
                              Elektricität, wenn sie nicht in Berührung mit der Haut sind; die
                              hydro-elektrischen Volta'schen Ketten hingegen bilden durch die kleine
                              Entfernung der Elektromotoren unter einander ebenso viele besondere Batterien als
                              Glieder oder Elemente vorhanden sind, und ihre Stärke kann nach Belieben vergrößert
                              oder verringert werden. Die feuchten Leiter geben die Elektricität, welche durch die
                              Vereinigung aller Glieder der Ketten zu einer einzigen Volta'schen Säule vergrößert
                              wird.
                           Fig. 21 bis
                              29
                              stellen mehrere Theile dar, aus denen eine Kette zusammengesetzt ist; es sind die
                              positiven und negativen Elemente, deren Form als platt angenommen ist; ein Stück der
                              Kette ist aus Fig.
                                 21 und 22 ersichtlich.
                           b ist ein Ring aus gewalztem Metall von etwas conischer
                              Form, oval und gelöthet; er ist so platt, daß er einem Buchfutteral ohne Boden
                              gleicht. In demselben wurden die Löcher l angebracht, um
                              die Ringe welche die Kette bilden, an einander hängen zu können. Fig. 23 zeigt ein Stück
                              aus gewalztem Metall a, welches, nachdem es einmal oder zweimal mit Kattun
                              oder Wollenzeug umwickelt worden ist, in den platten Ring b gesteckt wird, so daß das außerhalb auf der anderen Seite befindliche
                              Oehrchen in Folge der conischen Form der zwei Theile befestigt ist.
                           Die vereinigten Theile a und b bestehen aus positiven und negativen Metallen, welche abwechselnd so
                              angeordnet sind, daß für die Hälfte der Glieder womit eine Kette zusammengesetzt
                              wird, die Theile a aus positivem Metall und die Theile
                              b aus negativem Metall bestehen, während für die
                              andere Hälfte der Glieder a negatives und b positives Metall ist.
                           Der positive Theil a eines Gliedes wird abwechselnd mit
                              dem negativen Theil b des anderen Gliedes durch kleine
                              Ringe oder Oehrchen o und die Löcher l verbunden und umgekehrt, so daß b abwechselnd positiv und negativ ist.
                           Nachdem die so zusammengesetzte Kette in eine verdünnte Säure oder in eine Auslösung
                              von irgend einem sauren Salz getaucht wurde, so daß der Kattun oder die Wolle mit
                              derselben vollständig getränkt ist, so werden alle Wirkungen ganz dieselben seyn,
                              wie bei einer hydroelektrischen Volta'schen Kette, im Verhältniß der Oberfläche und
                              der Anzahl der Elemente, denn alle positiven und negativen Metalle sind mit einander
                              in abwechselnder Berührung vermittelst feuchter und metallener Leiter.
                           Es versteht sich, daß die Beschaffenheit der verdünnten Säure oder der Salzlösung auf
                              den Effect von Einfluß ist, so daß man einen stärkeren oder geringeren hervorbringen
                              kann. Anstatt der platten Form kann man die cylindrische Form anwenden.
                           Die zweite Haupteinrichtung dieser Volta'schen Ketten ist folgende. Das lange Ende
                              e eines Metalldrahts welcher eine Schleife s (Fig. 24) bildet, wird
                              über das kurze Ende e in Form von Spiralen (Fig. 25)
                              gedreht, aber zwischen diesen Spiralen muß so viel Raum bleiben, daß man einen
                              anderen Draht g (Fig. 26) schraubenförmig
                              durchwinden kann.
                           Von diesen zwei in einander gesteckten Spiralen wird die eine abwechselnd von
                              positivem Metall gemacht und die andere von negativem Metall, wie es oben erklärt
                              wurde. Die Schleife s der ersten Spirale dient als
                              erstes Oehrchen, und die letzte Spirale, welche parallel zur Achse angebracht ist,
                              dient als zweites Oehrchen um eine Kette mit den so angeordneten Gliedern zu bilden.
                              Die Zusammensetzung geschieht aber so, daß jedes positive Oehrchen eines Gliedes mit dem
                              negativen Oehrchen des anderen benachbarten Gliedes verbunden wird, wie man aus Fig. 27
                              ersieht. Der Kattun etc. womit man das Metall umhüllt hat, dient nicht bloß um die
                              metallische Berührung der einem Gliede angehörenden positiven und negativen Spiralen
                              zu verhindern, sondern auch um in Folge seiner Kapillarität die verdünnte Säure
                              aufzunehmen, in welche man die Kette taucht. Man stellt so einen Elektricität
                              erregenden Contact her, dessen Wirkung gleich der für die erste Combination
                              angegebenen ist.
                           Kleine Batterien. – Der Erfinder construirt nach
                              demselben Princip für physikalische, physiologische und medicinische Anwendungen
                              hydro-elektrische Volta'sche Ketten in Form sehr kleiner tragbarer
                              Batterien.
                           Eine solche ist in Fig. 28 und 29 abgebildet; sie
                              besteht aus einer metallenen Büchse a, deren obere
                              Ränder nach innen umgebogen sind, damit die in ihr enthaltene Flüssigkeit bei dem
                              Entleeren nicht gänzlich entweichen kann; b ist ein
                              Nahmen aus einer isolirenden Substanz z.B. Bein; er ist mit Ruthen versehen, welche
                              mittelst Scharnieren an der Büchse befestigt sind. Auf jeder isolirenden
                              Seitenfläche des Rahmens b sind metallene vergoldete
                              Spitzen c eingesetzt, welche die Stücke der Ketten
                              tragen; das Ende dieser Spitzen ist mit einem Einschnitt versehen, damit die Ketten
                              d nicht gleiten und sich losmachen können; überdieß
                              setzen diese elastischen Spitzen durch ihre Spannung den Ketten einen Widerstand
                              entgegen. Die Ketten d sind so an den Spitzen c angebracht, daß der positive Draht jedes Gliedes in
                              Rapport mit dem negativen Pol des folgenden ist. f, f'
                              sind zwei Klemmschrauben, die eine dient um den Leitungsdraht eines Pols zu
                              befestigen, während die zweite an ihrem Ende eine kleine metallene Zange g hat. Die erste Schraube f
                              befindet sich also mit einem Pol des Apparats in Verbindung, während die zweite f', nämlich diejenige welche sich mit der Zange g endigt, mit dem anderen Pol in Rapport ist. Je nachdem
                              man diese Zange an dem einen oder anderen Glied der Batterie anbringt, wird man mehr
                              oder weniger Intensität haben, so daß man die Stärke derselben nach Belieben wählen
                              kann.
                           Um den Apparat in Thätigkeit zu setzen, braucht man nur soviel erregende Flüssigkeit,
                              z.B. Essig in die Büchse zu gießen, daß die ganze Batterie damit getränkt wird;
                              hierauf zieht man den Apparat aus der Flüssigkeit und erhält ihn durch den Aufhalter
                              h in der in Fig. 28 gezeichneten
                              Lage.
                           
                           Für gewisse Anwendungen wickelt Hr. Pulvermacher die
                              Ketten (aus Messing- und Zinkdraht) auf eine Spule von isolirender Substanz
                              (Holz), indem er einen Streifen von Gutta-percha zwischen den Oberflächen
                              anbringt um die Hauptkette zu isoliren, oder er bringt die Ketten in ein Futteral,
                              welches aus Blättern von Elfenbein oder Gutta-percha zusammengesetzt ist.
                           Unterbrechende Apparate. – Mittelst des Apparats,
                              welchen Hr. Pulvermacher angenommen hat, um den
                              elektrischen Strom zu unterbrechen, und den er entweder von Hand oder mittelst eines
                              Federhauses in Gang erhält, kann man nach Belieben die Dauer der Berührung und der
                              Unterbrechung abändern, so daß man Zusammenziehungen der Muskeln mit viel weniger
                              Schmerz hervorzubringen im Stande ist, als mit Hülfe der schon bekannten Apparate.
                              Bei diesem System dient die Kraft, womit die Geschwindigkeit der Bewegung regulirt
                              wird, zu gleicher Zeit zum Schließen der elektrischen Kette, wogegen bei den andern
                              Apparaten die ganze regulirende Kraft verloren geht. Dieß gewährt den Vortheil, daß
                              man mit einem kleinen Räderwerk während einer hinreichend langen Zeit
                              Unterbrechungen bewirken kann, welche rasch auf einander folgen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
