| Titel: | Ueber die Darstellung des Saftgrüns; von R. zum Hagen. | 
| Fundstelle: | Band 122, Jahrgang 1851, Nr. XIII., S. 68 | 
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                        XIII.
                        Ueber die Darstellung des Saftgrüns; von
                           R. zum
                              Hagen.
                        Aus Böttger's polytechnischem Notizblatt, 1851, Nr.
                              11.
                        Hagen, über die Darstellung des Saftgrüns.
                        
                     
                        
                           Das Saftgrün wird aus dem Safte der Beeren des gemeinen
                                 Wegdorns (Rhamnus catharticus), die unter dem
                              Namen Kreuzdornbeeren bekannt sind, dargestellt; indessen
                              geschieht dieses auf vielfache Art, wodurch denn sehr oft statt einer schönen grünen
                              Farbe, eine grüngelbe, schmutziggelbe, graugelbe Farbe u.s.w. entsteht. Eine
                              grüngelbe oder gelbgrüne rührt gemeiniglich daher, wenn zur Bereitung des Saftgrüns
                              die vollkommen reifen Kreuzdornbeeren in Anwendung genommen werden;
                              schmutzig-gelb und graugelb-grünlich u.s.w. wird dasselbe durch die
                              Anwendung solcher Beeren, die schon ihre vollkommene Reife überlebt haben.
                              Meistentheils fällt das Saftgrün so aus, daß es beim Auftragen mit dem Pinsel als
                              Malerfarbe deckt, welches gemeiniglich durch einen Zusatz von kohlensaurer Magnesia
                              bewirkt wird. Oft aber auch ist es der Fall, daß das Saftgrün beständig feucht und
                              als eine klebrige und schmierige Masse erscheint, welches dadurch entsteht, wenn
                              man, um dem Safte eine grüne Farbe zu ertheilen, kohlensaures Kali (Potasche)
                              angewendet hat.
                           Endlich nun kommt das sogenannte Saftgrün im Handel von mehr oder weniger brauner
                              oder grünbrauner Farbe vor, die wohl immer durch ein Anbrennen der Masse, wenn man
                              dieselbe bei einem heftigen Feuer eindickt, hervorgebracht wird.
                           Alle die hier einzeln aufgeführten Eigenschaften der verschiedenen Arten des
                              Saftgrüns fallen nun öfters in einem höheren oder minderen Grade zusammen, wodurch
                              sodann das Saftgrün immer um so schlechter erscheinen muß; so z.B. kommt oft eine Masse
                              unter dem Namen „Saftgrün“ vor, die gelb und zu gleicher Zeit
                              deckend ist, wenn nämlich bei dem Safte vollkommen reifer Kreuzdornbeeren zum
                              Hervorbringen der grünen Farbe Magnesia angewandt wurde. Wird dem Safte der reifen
                              Kreuzdornbeeren Potasche zugesetzt, so fällt das Saftgrün beständig feucht und beim
                              Auftragen mit dem Pinsel zugleich gelb aus u.s.w.; außerdem werden die abweichenden
                              Eigenschaften des Saftgrüns häufig durch das quantitative Verhältniß der zu seiner
                              Bereitung erforderlichen Substanzen hervorgebracht.
                           Da ich nun Gelegenheit gehabt habe, mehrere Zubereitungsmethoden des Saftgrüns kennen
                              zu lernen und Versuche hierüber anzustellen, so habe ich diese nicht unbenutzt
                              vorübergehen lassen und will nun hier einige Erörterungen über die Darstellung der
                              schönsten Arten des Saftgrüns geben.
                           Um also ein schönes Saftgrün zu bereiten, d.h. wenn dasselbe eine wirklich grüne
                              Farbe haben und auf keine Weise deckend seyn soll, so wende man immer solche
                              Kreuzdornbeeren an, die noch nicht zu ihrer vollkommenen Reife gelangt sind, deren
                              Saft mithin auch noch nicht völlig blau erscheint, sondern aus dieser Farbe noch
                              immer ins Grüne fällt; zweitens wende man sowohl beim Auskochen der Beeren selbst,
                              als auch beim Eindicken des ausgekochten und ausgepreßten Saftes keine zu starke
                              Wärme, immer aber zuerst Kohlenfeuer, und danach das sogenannte Wasserbad an;
                              drittens nehme man zum Hervorbringen der grünen Farbe des Saftgrüns immer Alaun,
                              weil gerade hierdurch das schönste Grün entsteht, das Saftgrün eine gute und
                              bleibende Consistenz erhält und beim Auftragen mit dem Pinsel nicht deckend wird.
                              Dieß sind drei Hauptregeln, die bei Bereitung des Saftgrüns streng zu beobachten
                              sind. Da es jedoch nöthig ist, auch ein quantitatives Verhältniß zu bestimmen, so
                              mag folgende Vorschrift als Muster dienen. Man nehme eine beliebige Quantität noch
                              nicht völlig reifer Kreuzdornbeeren, koche dieselben mit etwas wenigem Wasser über
                              nicht zu starkem Kohlenfeuer und in einem kupfernen blankgescheuerten Kessel,
                              während man dabei fast beständig umrührt, zu einer breiartigen Masse, worauf man die
                              Flüssigkeit auspreßt und mit dem Rückstande dieselbe Operation wiederholt.
                           Die erhaltenen Flüssigkeiten, welche nunmehr den sämmtlichen Saft der Kreuzdornbeeren
                              enthalten, werden in den von neuem gesäuberten Kessel zurückgegossen und bei
                              gelindem Feuer bis zur starken Extractconsistenz abgedampft; doch gebrauche man die
                              Vorsicht, die Flüssigkeit, bevor sie aufs Feuer gebracht wird, durch ruhiges Stehen
                              und nachheriges Durchseihen durch Flanell erst gehörig zu klären. Hat der Saft die
                              Extractconsistenz erreicht, so mittele man das Gewicht des eingedickten Saftes aus
                              (welches am leichtesten geschehen kann, wenn man vor der Arbeit das Gewicht des
                              Kessels, durch alleiniges Wägen desselben, zu erfahren gesucht hat); ist das Gewicht
                              des eingedickten Saftes gefunden, so nehme man für jedes Pfund desselben (das Pfund
                              zu 32 Loth gerechnet) eine Unze Alaun, löse diesen in einer hinreichenden Quantität
                              Wassers auf und füge danach unter beständigem Umrühren die Alaunauflösung der
                              eingedickten Masse zu, mische beide darauf gehörig unter einander und dampfe nun,
                              aber im Wasserbade, von neuem wieder so weit ab, wie sich dieses, ohne den
                              Arbeitsgeräthen zu schaden, thun läßt. Ist dieses geschehen, so fülle man das
                              fertige Saftgrün aus dem Abdampfgeschirr in Kalbsblasen, in welchen man es in
                              trockener Luft völlig austrocknen läßt.
                           Ein nach dieser Vorschrift dargestelltes Saftgrün sieht in Masse betrachtet schwarz
                              aus, erscheint aber, gegen das Licht gehalten, an den Kanten schön grün; als
                              Malerfarbe mit dem Pinsel aufgetragen, deckt es nicht im mindesten, bleibt beständig
                              durchsichtig, trocknet sehr schnell nach dem Auftragen und bietet danach ein sehr
                              schönes Laubgrün dar; in Stücken der Luft ausgesetzt, wird es nicht feucht und
                              verhält sich überhaupt so, daß es in keiner Hinsicht Unbequemlichkeiten verursacht
                              und nichts zu wünschen übrig läßt. Durch den Alaunzusatz zum Saftgrün kann dasselbe
                              in den schönsten Schattirungen dargestellt werden, indem man die Menge des Alauns
                              insofern abändert, als dadurch verschiedene grüne Farben erzeugt werden können; soll
                              aber die Schattirung des Saftgrüns bis ins Gelbe hervorgebracht werden, so hat man
                              stufenweise die mehr und mehr reifern Beeren des Wegdorns zur Bereitung desselben
                              anzuwenden.
                           Da nun der Alaun ein Mittel an die Hand gibt, die schönsten Arten des Saftgrüns
                              darzustellen, so werden alle die übrigen Substanzen, welche man sonst wohl hierzu
                              anzuwenden pflegt, als Magnesia, Potasche, Kreide u. dergl. m., zur Bereitung
                              desselben vollkommen entbehrlich, so daß ihre Anwendung hierbei selbst abzurathen
                              ist, indem das dadurch erzeugte Präparat immer, bald in dieser, bald in jener
                              Hinsicht, nur sehr mangelhaft ausfällt, wie dieses durch mannichfache Versuche
                              hinlänglich erwiesen ist.