| Titel: | Ueber die im Handel vorkommenden Theesorten; von R. Warrington. | 
| Fundstelle: | Band 122, Jahrgang 1851, Nr. LXXVIII., S. 369 | 
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                        LXXVIII.
                        Ueber die im Handel vorkommenden Theesorten; von
                           R.
                              Warrington.
                        Aus dem Edinburgh new philosophical Journal, April
                              – Oct. 1851, S. 240.
                        Warrington, über die im Handel vorkommenden Theesorten.
                        
                     
                        
                           In meiner ersten MittheilungPolytechn. Journal Bd. XCIII S.
                                       272. suchte ich nachzuweisen, daß es zweierlei Sorten grünen Thees gibt, welche
                              im Handel unter dem Namen glasirter und unglasirter Thee bekannt sind; daß der erstere von den
                              Chinesen mit einem Gemenge von Berlinerblau und Gyps gefärbt wird, welchem manchmal
                              noch ein gelber vegetabilischer Farbstoff zugesetzt wird, während die letztern
                              Sorten nur mit einer kleinen Menge Gyps bestäubt werden; daß bei dem sogenannten
                              Canton'schen Schießpulverthee dieses Glasiren oder Ueberziehen am weitesten
                              getrieben wird. Auch erwähnte ich, daß mir nie ein grüner Thee vorkam, welchem der
                              blaue Ton mittelst Indigo ertheilt war. Seit Veröffentlichung jener Abhandlung
                              machte ich die Bekanntschaft mehrerer in diesem Artikel sehr erfahrener Personen,
                              von welchen ich viele weitere Aufschlüsse erhielt, welche, nebst den Resultaten der
                              von mir angestellten Untersuchungen, den Gegenstand dieser Abhandlung bilden.
                           
                           Daß dem grünen Thee die blaue Farbe durch Berlinerblau ertheilt werde, hat man von
                              mehreren Seiten in Zweifel gezogen. So sagt Hr. Bruce
                              Report on the Manufacture of Teas etc. By C. A.
                                       Bruce, August 1839.: „die Chinesen nennen den erstern (den Indigo) Toungtin, den letztern (den schwefelsauren Kalk,
                                 Gyps) Acco.“ Hr. Reeves, dessen Urtheil hierüber sehr competent
                              ist, glaubt hingegen, daß der Indigo zum Färben des Thees niemals angewandt wird,
                              und daß die von Hrn. Bruce
                              erwähnte Benennung „Toungtin“ heißen sollte
                              „Yong-teen“, fremdes
                              Blau, wie die Chinesen das Berlinerblau gegenüber dem Too-teen, inländisches Blau oder Indigo, benennen. Hr. Bruce befand sich sonach im
                              Irrthum.
                           Andererseits sagt Hr. Fortune
                              in seinem Werk über ChinaThree Years Wandering in the Northern Provinces of
                                       China, by Robert Fortune., wo er von den zum Färben des grünen Thees im nördlichen China für die
                              fremden Märkte dienenden Ingredienzien spricht: „Eine Pflanzenfarbe, die
                                 man von Isatis indigotica erhält, wird in den
                                 nördlichen Districten häufig angewandt, und da man sie Tein-ching nennt,
                                 wahrscheinlich zum Färben des grünen Thees für den englischen und amerikanischen
                                 Markt benutzt.“ Jetzt ist aber diese Frage befriedigend gelöst und
                              durch Versuche erwiesen, daß Berlinerblau von mehr oder weniger dunkelm Ton dazu
                              dient. Hr. Fortune hat nämlich
                              aus dem nördlichen China Proben dieser Materialien zur Londoner
                              Industrie-Ausstellung geschickt, welche nach ihrem Aussehen nichts anderes
                              seyn können, als (gebrannter) faseriger Gyps, Curcumäwurzel und Berlinerblau,
                              letzteres von blasser glänzender Farbe, wahrscheinlich in Folge einer Beimischung
                              von Thon oder Porzellanerde, welcher Zusatz den in meiner frühern Abhandlung
                              angegebenen Gehalt von Thon und Kieselerde erklärt, welchen ich damals der Benutzung
                              von Kaolin oder Agalmatolith zuschrieb.
                           Daß erwähnte Färbematerialien aus Berlinerblau, faserigem Gyps und Curcumäwurzel
                              bestehen, hatte Hr. Reeves
                              bereits in einem Brief an Hrn. Thomson vom 1. Juli 1844 als gewiß bestätigt. „Ich bin
                                 indessen überzeugt, sagt derselbe, daß diese Färbung nicht in der Absicht zu
                                 verfälschen geschieht; sie wird dem capriciösen Geschmack der fremden Käufer zu
                                 Gefallen vorgenommen, welche einen als Getränke dienenden
                                    Artikel mittelst des Auges statt des
                                 
                                 Gaumens beurtheilen. Es ist Ihnen ja bekannt, wie
                                 wenig den Londoner Kaufleuten, auch jetzt noch, das gelbliche Aussehen des
                                 ungefärbten grünen Thees gefällt; die Amerikaner trieben seit ein paar Jahren
                                 ihre Abneigung dagegen noch weiter als die Engländer, weßhalb die chinesischen
                                 Kaufleute wenig Aussicht hatten ihren Thee zu verkaufen, wenn sie ihm nicht ein
                                 dem Geschmack derselben entsprechendes Aussehen gaben. Die geringe Menge des
                                 färbenden Zusatzes schließt übrigens die Annahme einer des Vortheils wegen
                                 vorgenommenen Fälschung aus.“
                              „Zur Zeit der ostindischen Compagnie, sagt ferner Hr. Reeves, kam bisweilen Gyps und
                                 Berlinerblau an den Haysanthee, indem Tien Hing erstern an seinen blassen,
                                 glänzenden Haysan, Lumhing letzteres an seine dunkeln, glänzenden Blätter that;
                                 doch geschah dieß nur in sehr kleinen, zur Erzielung eines gleichartigen
                                 Ansehens, gerade hinreichenden Quantitäten.“
                              
                           Interessant ist ferner die Frage, ob der Gyps im gebrannten Zustande nicht etwa den Zweck habe, die letzten Antheile von
                              Feuchtigkeit an sich zu ziehen, damit der Thee der Feuchtigkeit auf dem Transport
                              zur See besser widersteht. Seit meiner letzten Mittheilung habe ich durch Dr.
                              Royle ein Muster von
                              grünem Thee aus dem Kemaon-District in den Himelayas erhalten, welcher ganz
                              frei von allem Ueberzug ist, wie dieß auch die grünen Theesorten von Java sind,
                              deren ich viele zu untersuchen Gelegenheit hatte, wobei sie sich als ganz rein und
                              acht erwiesen.
                           
                        
                           Ueber den schwarzen und grünen
                                 Thee.
                           Obgleich die Bereitung des grünen und des schwarzen Thees aus den respectiven
                              Pflanzen, der Thea viridis und der Thea Bohea, von vielen Botanikern warm verfochten wurde,
                              nimmt man jetzt doch allgemein an, daß beide Sorten, der grüne und der schwarze
                              Thee, ohne Unterschied aus demselben Blatt einer und derselben Pflanzenspecies
                              gemacht werden können und auch gemacht werden. Ferner weiß jedermann, daß die
                              Aufgüsse dieser Theesorten in Farbe und Geruch (Geschmack) merklich verschieden
                              sind, und die Wirkungen des grünen Thees auf einige Konstitutionen, z.B. nervöse
                              Reizbarkeit, Schlaflosigkeit etc., sich von den Wirkungen des schwarzen Thees sehr
                              unterscheiden. Die charakteristischen physischen Merkmale dieser Theesorten sind so
                              bekannt, daß ich sie übergehen kann; dieselben besitzen aber auch chemische
                              Eigenschaften, welche wir hier etwas näher betrachten wollen, und die von den Chemikern immer der
                              Einwirkung großer Hitze bei ihrer Bereitung zugeschrieben wurden.
                           Es frägt sich also: woher rühren die unterscheidenden Eigenthümlichkeiten beider
                              Theesorten und welchem Umstand sind sie zuzuschreiben? In dieser Hinsicht dürften
                              nach meiner Ansicht folgende Beobachtungen beim Trocknen von ArzneigewächsenDer Verfasser ist Vorstand der Apothekerhalle in London., größtentheils stickstoffhaltigen Pflanzen, wie Atropa Belladonna, Hyoscyamus niger, Conium maculatum etc. einen
                              Anhaltspunkt geben. Diese Pflanzen werden von den Bauern oder Sammlern, in Bündel
                              zusammengebunden, vom Lande hereingebracht und trocknen, wenn sie frisch und kühl
                              ankommen, mit lebhaft grüner Farbe aus; wenn sie hingegen
                              lange auf dem Wege bleiben, oder zu lange Zeit zusammengebunden bleiben, so erhitzen
                              sie sich in Folge einer Art freiwilliger Gährung, geben dann, aufgebunden und
                              ausgebreitet, Dämpfe von sich und fühlen sich mit der Hand ziemlich warm an; werden
                              nun solche Pflanzen getrocknet, so findet man die grüne
                                 Farbe ganz zerstört und in eine rothbraune,
                              manchmal schwärzlichbraune verwandelt. Ich beobachtete
                              auch, daß ein klarer Aufguß solcher Blätter, sorgfältig zur Trockne abgedampft, sich
                              im Wasser nicht mehr ganz auflöst, sondern eine Quantität
                              braunen oxydirten Extractivstoffs zurückläßt, welchen
                              einige Chemiker Apothema nennen; ein ähnliches Resultat
                              erhält man beim Abdampfen eines Aufgusses von schwarzem Thee. Dieselbe Wirkung zeigt
                              sich, wenn man die Aufgüsse vieler Pflanzenstoffe dem oxydirenden Einflusse der
                              Atmosphäre aussetzt; sie werden zuerst auf der Oberfläche dunkler, dann allmählich
                              durch die ganze Flüssigkeit hindurch, und beim Abdampfen bleibt derselbe oxydirte,
                              im Wasser unauflösliche Extractivstoff zurück. Ich habe ferner beobachtet, daß die
                              grünen Theesorten, wenn man sie befeuchtet und beim Zutritt der Luft wieder
                              trocknet, fast eben so dunkel an Farbe werden, wie der gewöhnliche schwarze Thee.
                              Aus allen diesen Beobachtungen folgerte ich, daß der eigenthümliche Charakter und
                              die chemischen Verschiedenheilen, welche den schwarzen Thee vom grünen
                              unterscheiden, einer Art von Erhitzung oder Gährung mit gleichzeitiger Oxydation
                              durch die Luft, und keineswegs einer angewandten höheren Temperatur beim Trocknen
                              zuzuschreiben ist, wie man allgemein glaubte. Meine Ansicht wurde zum Theil durch
                              Personen bestätigt, welche mit der chinesischen Fabrication vertraut sind, die mir
                              versicherten, daß man die zu schwarzem Thee bestimmten Blätter immer in Masse einige
                              Zeit der Luft aussetzt,
                              ehe man sie röstet (trocknet). Hr. Ball beschrieb in seinem WerkeAn account of the Cultivation and Manufacture of Tea
                                       in China. By Sam. Ball, Esq. das Verfahren der Theebereitung mit allen Details, wodurch meine Ansichten
                              endlich vollkommen bestätigt wurden. Das Material zu diesem Werk wurde aus Interesse
                              für die Sache gesammelt, ohne die Absicht es der Oeffentlichkeit zu übergeben, wozu
                              sich Ball erst entschloß, als im Jahr 1844 ein ähnliches
                              Werk über den Theebau in Java von Jacobson in
                              holländischer Sprache erschien.Handbock v. d. Kull en Fabrik v. Thee. Folgendes ist ein Auszug aus Ball's Beschreibung des Verfahrens.
                           Die Verfahrungsweisen den schwarzen Thee zu bereiten, heißen Leang-Ching,
                              To-Ching und Co-Ching; sie bestehen in gut überwachten und regulirten
                              Processen freiwilliger Erhitzung oder langsamer Gährung der Blätter, bis sich ein gewisser Grad
                              von Wohlgeruch entwickelt. Die Blätter, sagt man nun, welken und lassen nach, und werden weich und
                              geschmeidig. Zur gehörigen Leitung dieser Processe ist die größte Sorgfalt,
                              praktische Geschicklichkeit und Erfahrung erforderlich; wenn der richtige Punkt
                              eingetreten ist, werden die Blätter sogleich in den Kuo oder die Röstpfanne
                              gebracht. Nachdem sie geröstet und zwei- bis dreimal gerollt sind, werden sie
                              getrocknet, nämlich in dem Poey-long, einem Cylinder von Korbflechtwerk, der
                              an beiden Enden offen und außen mit Papier überzogen ist; derselbe ist 2 1/2 Fuß
                              hoch und 1 1/2 Fuß weit, in der Mitte aber, wie ein Würfelbecher, enger, nämlich 1
                              1/4 Fuß weit. Dieser Cylinder steht über einem kleinen Holzkohlenfeuer und ist 14
                              Zoll über dem Feuer mit Querstangen versehen, auf welche ein, den Thee enthaltendes,
                              offenes Sieb gelegt wird; in die Mitte des Thees wird mit der Hand eine kleine, etwa
                              1 1/2 Zoll weite Oeffnung gemacht, so daß ein aufsteigender Luftstrom und die
                              Verbrennungsproducte durch und über den im Sieb enthaltenen Thee ziehen. Eine
                              kreisrunde, flache Bambus-Scheibe wird theilweise über die Mündung dieses
                              Cylinders gelegt und dient höchst wahrscheinlich um die Geschwindigkeit des
                              aufsteigenden Luftstroms zu reguliren, den Zutritt der kalten Luft zu den Blättern
                              zu verhindern, und zu gleicher Zeit den erzeugten Wasserdämpfen und
                              Verbrennungsproducten einen genügenden Ausgang zu verschaflen. Am Anfange dieser
                              Operation sind die feuchten Blätter noch grün und haben noch ihr vegetabilisches
                              Ansehen; nachdem das Trocknen etwa eine halbe Stunde gedauert hat, werden die Blätter
                              umgewendet und noch eine weitere halbe Stunde der Wärme ausgesetzt; dann werden sie
                              herausgenommen, gerieben und gedreht und, nachdem der feine Staub abgesiebt ist,
                              wieder auf das Sieb und in den Trockencylinder gebracht. Dieses Sieb ist sehr
                              nothwendig, um allen kleinen oder Staubthee zu entfernen, welcher sonst durch die
                              Maschen des Siebs in das Feuer fallen könnte, wo dann seine Verbrennungsproducte den
                              Geruch des Thees verderben würden. Die Blätter haben nun begonnen ihre schwarze
                              Farbe anzunehmen; das Feuer wird jetzt vermindert oder durch Asche erstickt, und das
                              Rollen, Drehen und Sieben zwei- oder dreimal wiederholt, bis sie ganz schwarz
                              von Farbe, gut gedreht und vollkommen trocken und mürbe sind. Sie werden dann
                              ausgelesen, geschwungen und in großer Menge etwa zwei Stunden lang über ein sehr
                              gelindes Feuer gesetzt bei verschlossenem Cylinder.
                           Daß nun diese schwarze Farbe nicht dem Feuer zuzuschreiben ist, leuchtet ein; denn in
                              den von Hrn. Ball angeführten
                              Fällen, wo die Blätter an der Sonne getrocknet wurden, entstand dieselbe Farbe; und
                              andererseits wird eine Art grünen Thees erzeugt, wenn man die Blätter, ohne den
                              Proceß der Gährung vorzunehmen, sogleich röstet und sie dann im Poey-long
                              vollendet.
                           Bei der Fabrication des grünen Thees hingegen werden die frischgepflückten Blätter
                              ohne Verzug sogleich bei hoher Temperatur in dem Kuo geröstet, gerollt und zu
                              wiederholtenmalen geröstet, zuweilen mit Zufächern von Wind, um die Feuchtigkeit zu
                              verjagen, wobei man beständig fleißig umrührt, bis das Trocknen vollständig bewirkt
                              ist.
                           Die bezeichneten Unterschiede in der Bereitungsweise des schwarzen und des grünen
                              Thees werden nach dem Gesagten die erwähnten Verschiedenheiten in ihren physischen
                              und chemischen Eigenschaften hinreichend erklären.
                           
                        
                           Verfälschung der Theesorten.
                           Seitdem ich meine vorige Abhandlung schrieb, kamen mir mehrere Theesorten vor, welche
                              hierher gehören. Zuerst habe ich einer Verfälschung zu erwähnen, welche in England
                              ziemlich weit getrieben wurde und darin besteht, dem eingeführten schwarzen Thee das
                              Aussehen von grünem Thee zu geben. Dazu benutzt man einen Thee, den man scented caper nennt; es ist ein kleiner, festgerollter,
                              schwarzer Thee, von der Größe des kleinen Schießpulverthees, unter dessen Namen er, nachdem er gefärbt wurde,
                              verkauft wird; der Unterschied im Preise zwischen dem scented
                                 caper und diesem falschen Schießpulverthee beträgt ein Shilling per Pfd., eine hinreichende Differenz, um zu dem Betrug
                              zu verleiten. Diese Fabrication wurde, wie ich höre, in Manchester unternommen und
                              möglichst geheim gehalten; erst nach vieler Mühe gelang es einigen meiner Freunde
                              mir zwei Muster zu verschaffen, von denen ich überzeugt seyn konnte, daß sie aus
                              dieser Fabrik herrührten. Er scheint in der Regel mit anderm Thee vermischt zu
                              werden, um seine Prüfung zu erschweren. Wie diese Verfälschung vorgenommen wird,
                              kann ich nicht sagen; aber ein Kupferpräparat muß dabei angewandt worden seyn, weil
                              dieses Metall in den Proben leicht zu entdecken ist. Doch glaube ich, hat diese
                              Verfälschung wieder aufgehört.
                           Eine andere, sehr arge Verfälschung, ist folgende. Vor kurzem gab mir ein Kaufmann
                              zwei Muster von Thee, schwarzen und grünen, zur Untersuchung, mit der Erlaubniß das
                              Resultat bekannt zu machen. Der schwarze Thee war scented
                                 caper, der grüne war Schießpulverthee benannt; wie ich vernehme, werden sie
                              in England gewöhnlich in kleinen Kistchen, den sogenannten catty packages, eingeführt. Das Aussehen dieser Theesorten ist merkwürdig;
                              sie zeigen sich sehr festgerollt und sind sehr schwer, was sich aus dem unten
                              Folgenden genügend erklärt. Sie besitzen einen sehr angenehmen Geruch. Der schwarze
                              Thee besteht aus festen schrotähnlichen Körnern von verschiedener Größe, von schönem
                              starken Glanz und sehr schwarzer Farbe. Der grüne Thee
                              ist ebenfalls körnig und compact, von lebhaft blaßbläulichem Aussehen mit einem
                              Stich in Grün, und so stark glasirt, daß der Ueberzug beim Umrühren oder
                              Ueberschütten von einem Gefäß in ein anderes, in Staubwolken davonfliegt; der Staub
                              überzieht sogar das Gefäß oder Papier, in welches man ihn schüttet. Beim Untersuchen
                              dieser Proben nach dem in meiner Abhandlung beschriebenen Verfahren fiel mir beim
                              Entfernen des Ueberzugs die Zähigkeit auf, womit er der Oberfläche anhing; man mußte
                              diesen Thee einige Zeit in Wasser einweichen, um seinen Ueberzug loszumachen,
                              wodurch er jedoch größtentheils entfernt wurde. Derselbe erwies sich beim grünen
                              Thee als bestehend aus blassem Berlinerblau, einem gelben Pflanzenpigment, von dem
                              wir jetzt wissen daß es Curcumä ist, und einer großen Menge Gyps. Der Ueberzug des
                              schwarzen Thees war ganz schwarz von Farbe und bestand in
                              erdigem Graphit oder Reißblei. Beim längern Einweichen dieser Theesorten zeigten
                              sich beide nicht geneigt sich aufzurollen oder auszubreiten, wovon der Grund
                              sogleich einleuchten wird. Eine der Proben wurde mit heißem Wasser behandelt, ohne daß jedoch
                              irgend ein Theil eines Blattes sichtbar geworden wäre. Sie nahm an Volum unbedeutend
                              zu und zerfiel, worauf sich eine große Menge Sand und Schmutz absetzte, welche durch
                              Abgießen der Flüssigkeit gesammelt wurden und 1,5 Gran von 10 Gran des Musters, also
                              15 Procent betrugen. Offenbar waren aber beim Decantiren viele leichtere Theilchen
                              verloren gegangen. Eine abgewogene Menge des Musters wurde daher sorgfältig
                              calcinirt, bis die Asche ganz weiß erschien und aller Kohlenstoff verbrannt war; der
                              Rückstand entsprach 37,5 Procent. Auch während dieser Operation war kein Ausbreiten
                              oder Aufgehen eines Blattes, wie dieß beim Erhitzen von ächtem Thee zu beobachten
                              ist, zu sehen. In der That konnte sich kein Blatt aufwickeln, da der ganze Thee in
                              Staubform war. Es frug sich nun, wie diese Stoffe zusammengehalten wurden, was sich
                              bald aufklärte; als ich nämlich das Infusum vom Einweichen des Musters untersuchte,
                              fand ich darin eine beträchtliche Menge Gummi.
                           Das grüne Theemuster war von ganz gleicher Art wie das schwarze; es gab 4,55 Gran
                              Asche etc. von 10 Gr., oder 45 Procent. Eine Probe von Java-Schießpulverthee
                              gab 5 Proc. Asche, so daß wir beim verfälschten Thee 40,5 Proc. Schmutz und Sand
                              außer dem Gewicht der beim Einäschern eines ächten Thees erhaltenen Asche haben.
                           Diese Proben sind also ein Gemenge von Theestaub mit Schmutz und Sand, welches mit
                              einer gummigen Substanz, wahrscheinlich aus Reismehl bereitet, zu einer Masse
                              vereinigt, in Körner von beliebiger Größe geformt, dann getrocknet und nach Bedarf
                              gefärbt wird, und zwar für schwarzen Thee mit Graphit, und für grünen Thee mit
                              Berlinerblau, Gyps und Curcumä.
                           Seit dieser Untersuchung erhielt ich durch einen Freund ein anderes Muster grünen
                              Thees von ganz anderem Ansehen; derselbe war nämlich besser verfertigt oder
                              geeigneter den Consumenten zu täuschen, indem er einen unglasirten Thee nachahmte.
                              Er ist von gelblichgrüner Farbe, gekörnt wie der vorige und nicht stark bestäubt; er
                              lieferte 34 Procent Asche, Sand und Schmutz.
                           Durch Nachforschungen erfuhr ich, daß in den letzten 18 Monaten etwa 750,000 Pfd. von
                              diesen Theesorten in England eingeführt wurden und ihre Einfuhr bloß der neuern Zeit
                              angehört; man versuchte sie als fabricirte Waare und nicht als Thee zu verzollen
                              – ein Titel, welchen sie gewiß verdienen, obwohl insofern eine Defraudation
                              stattfände, als der Consument sie vom Detailhändler als Thee kaufen müßte.
                           
                           Die Chinesen wollen solche Waare, wie es scheint, nicht anders denn als Thee
                              verkaufen, sind aber so aufrichtig, sie als falschen Thee
                              (lie teas) zu declariren, und stellen bei Gemengen
                              einen Schein über das Verhältniß des mit den ächten Blättern gemengten falschen
                              Thees aus. Von den in Rede stehenden Theesorten nennen die Chinesen den schwarzen:
                              lie flower caper, den grünen: lie gunpowder; der durchschnittliche Preis derselben ist 8 Pence bis 1
                              Shill. per Pfund. Die Mäkler haben den seltsamen Namen
                              Gum and dust (Gummi und Staub) für diese falschen
                              Theesorten und ihre Gemenge angenommen.
                           Ich theile schließlich die Resultate einer sorgfältigen Einäscherung mehrerer
                              Theesorten mit, da ihre Vergleichung Interesse bietet und zeigt, in welchem
                              Verhältniß die erwähnte Vermengung dieser falschen Theesorten mit den ächten
                              stattfindet.Denjenigen, welche sich für den Thee in naturgeschichtlicher und
                                    industrieller Beziehung interessiren, empfehlen wir den schätzbaren
                                    „Report on the Government Tea
                                          Plantations in Kumaon and Gurwahl – containing an account of the process of
                                          manufacture of black and green teas; method of treating the
                                          teaplant; and a short description of the implements used in the
                                          manufacture; by William Jameson, Esq., Superintendent of the
                                          Botanical Gardens, North West Provinces, India, in Vol. VI. part. II
                                          des Journal of the Agricultural and Horticultural Society of India,
                                          Calcutta 1848.“
                                    
                              
                           
                              
                                 Schießpulverthee aus Java gab Asche von 100 Theilen
                                   5,0 Theile
                                 
                              
                                 Schießpulverthee, während des Privilegiums der
                                    ostindischen        Compagnie
                                   6,5    „
                                 
                              
                                 Kemaon Haysan
                                   5,0    „
                                 
                              
                                 Assam Haysan
                                   6,0    „
                                 
                              
                                 Falscher (lie) Schießpulverthee,
                                    Nr. 1
                                 45,5    „
                                 
                              
                                       „                      
                                    „              
                                    Nr. 2
                                 
                                 
                              
                                 
                                    Scented Caper
                                    
                                   5,5    „
                                 
                              
                                 
                                    Lie-flower Caper
                                    
                                 37,5    „
                                 
                              
                                 Gemenge mit diesen falschen Theesorten, Nr. 1
                                 22,5    „
                                 
                              
                                     
                                    „                      
                                    „                    
                                    „         Nr.
                                    2
                                 11,0    „