| Titel: | Ueber die Kartoffelkrankheit; von Robineau-Desvoidy. | 
| Fundstelle: | Band 122, Jahrgang 1851, Nr. LXXXII., S. 392 | 
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                        LXXXII.
                        Ueber die Kartoffelkrankheit; von Robineau-Desvoidy.
                        Aus den Comptes rendus, Sept. 1851, Nr.
                              12.
                        Robineau-Desvoidy, über die Kartoffelkrankheit.
                        
                     
                        
                           Um zu untersuchen, ob die Kartoffelkrankheit ebenso, wie nach meinen Beobachtungen
                              die Traubenkrankheit (S. 388 der vorhergehenden Abhandlung) von einer Milbe
                              veranlaßt werde, hatte ich in der Gartenanlage des Hrn. Dauverse die beste Gelegenheit. Die hier
                              befindlichen Kartoffelsorten befanden sich nicht alle im gleichen Stadium der
                              Krankheit.
                           An den schon gänzlich verdorbenen Sorten konnte ich keine Milbe finden. An den Sorten
                              aber, wo das Uebel stark um sich zu greifen anfing, fand ich bald auf der Rückseite
                              der erkrankten Blätter Tausende von Milben von verschiedenem Lebensalter. Auf den
                              Stengeln befinden sich beinahe keine. Die matten, welken Blätter sind mit einem
                              weißlichen byssusartigen Gewebe überzogen, höchst wahrscheinlich demselben
                              Oïdium, welches beim Weinstock vorkommt. Der kranke Stengel zeigt dieselben
                              Flecken, wie derjenige des Weinstocks. Die Zerstörung scheint bei der Kartoffel
                              schneller vor sich zu gehen; denn ich sah ganze Felder, wo diese Pflanze an drei
                              Tagen ihr ganz unterlegen war, was durch die Unzahl der Milben und ihre rasche
                              Vermehrung leicht zu erklären ist. Die Blüthe entwickelt unter diesem Einfluß ihre
                              Befruchtungstheile nicht vollkommen und fällt bald ab. Ebenso kann die in der
                              Entwickelung begriffene Frucht sich nicht weiter bilden und fällt ab. Die auf den
                              Knollen übergegangene Krankheit kündigt sich daselbst durch einen weicheren Punkt
                              an, der an der Luft bald braun wird. Es ist ein kalter Brand, eine wahre faule
                              Zersetzung, welche mit jedem Tage zunimmt und mit der völligen Auflösung des
                              Individuums endigt. Es werden aber nur die organischen oder Zellgewebe von der
                              Krankheit betroffen, das Stärkmehl bleibt bekanntlich gesund.
                           Im August zeigt diese Krankheit ihre ersten Verheerungen; im August und September hat
                              sich auch die Milbe am meisten vermehrt.
                           Vielleicht wäre rasche Wegnahme der Kartoffelstengel, sobald sich die Krankheit
                              zeigt, ein Mittel, um die Knollen zu retten. Darüber kann aber nur die Erfahrung
                              entscheiden.
                           
                           Ich finde diese Milbe von der Lindenmilbe und andern verschieden und nenne sie Acarus Solanorum; dieselbe ist jedoch auf den Convolvulus- und Ipomoea-Arten ebenfalls zu finden.