| Titel: | Amerikanische Schraubenzwingen. | 
| Fundstelle: | Band 123, Jahrgang 1852, Nr. II., S. 14 | 
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                        II.
                        Amerikanische Schraubenzwingen.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Amerikanische Schraubenzwingen.
                        
                     
                        
                           In der amerikanischen Abtheilung der Londoner
                                 Industrie-Ausstellung befand sich unter andern Werkzeugen für
                              Tischler oder überhaupt Holzarbeiter, auch eine eigenthümliche Art von
                              Schraubenzwingen, welche nicht nur äußerst einfach, wohlfeil und dauerhaft ist,
                              sondern bei größerer Wirkung keinen einzigen derjenigen Fehler hat, die unseren
                              gewöhnlichen Schraubenzwingen insgesammt anhängen. Um die Vorzüge der amerikanischen
                              Schraubenzwingen vor den gewöhnlichen gehörig würdigen zu können, wird es wohl
                              nothwendig seyn, die Nachtheile der letzteren aufzuzählen.
                           Die gewöhnliche Schraubenzwinge unserer Tischler, Fig. 40, besteht aus
                              einem auf einer Seite offenen Rahmen, dessen vierte Seite durch die Schraube oder
                              Spindel gebildet wird. Die zwei der Spindel gegenüberliegenden Ecken a, a des Nahmens sind zusammengeschlitzt oder
                              zusammengezinkt und geleimt. Geschieht dieß auch mit der größten Sorgfalt, so wird
                              diese Verbindung doch nicht lange der Wirkung der stark angezogenen Schraube
                              widerstehen können, sondern die Schraubenzwinge wird bald aus dem Leime gehen,
                              besonders wenn dieselbe an einer Wand hängend Feuchtigkeit angezogen hat, und dann
                              beim Gebrauche in die
                              Nähe eines Ofens kommt. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, und die beiden
                              freistehenden Schenkel der Zwinge parallel zu einander zu halten, nimmt man
                              gewöhnlich seine Zuflucht zu einer eisernen Schraube b,
                              welche durch die genannten Schenkel geht, und mit Kopf und Mutter versehen ist.
                              Diese Schraube vergrößert die ursprünglichen Gestehungskosten des Werkzeuges, ohne
                              jedoch ihren Zweck vollkommen zu erfüllen; denn da sich Kopf und Mutter in das Holz
                              eindrücken, so stehen auch bald die freistehenden Arme nicht mehr unter einem
                              rechten, sondern unter einem stumpfen Winkel zum gemeinschaftlichen Rückenstücke,
                              wie dieß durch punktirte Linien in Fig. 40 angegeben ist.
                              Spannt man nun zwei Holzstücke, welche zusammengeleimt werden sollen, in eine solche
                              Schraubenzwinge, so kommt der Druck der Spindel nicht mehr unter einem rechten
                              Winkel gegen die zu leimenden Flächen, sondern unter einem schiefen, und die Folge
                              davon ist, daß die durch den Leim schlüpfrig gemachten Flächen auf einander gleiten,
                              die Holzstücke sich also auf einander verschieben. Dieses Verschieben findet noch
                              viel eher statt, wenn die Spindel, was sehr bald geschieht, etwas zu viel Platz in
                              ihrer Mutter bekommt; denn dann wird auch jene sich schief stellen, wie dieß die
                              punktirten Linien in Fig. 40 zeigen. Sehr
                              häufig muß deßhalb der Tischler seine Zwingen wieder öffnen, die auf einander zu
                              leimenden Holzstücke wieder in die gehörige Lage bringen, und dann mit aller
                              Vorsicht zu Werke gehen, um ein nochmaliges Verschieben zu vermeiden. Wird, was
                              ebenfalls sehr gewöhnlich ist, eine Schraubenspindel krumm, so beschreibt dasjenige
                              Ende derselben, welches auf den zu leimenden Körper drücken soll, einen Kreis,
                              sobald die Spindel gedreht wird, statt auf ein und demselben Punkte zu bleiben, und
                              auch dieser Uebelstand gibt sehr oft Veranlassung dazu, daß die auf einander zu
                              leimenden Holzstücke auf einander rutschen. Wollte der Tischler das Ende der Spindel
                              direct auf den zu leimenden Körper aufsetzen, so würden sich bleibende Eindrücke und
                              Vertiefungen auf demselben bilden, und um dieß zu vermeiden, ist er genöthigt unter
                              jede Spindel ein Brettstückchen, eine sogenannte Beilage zu legen. Hiermit hat
                              derselbe aber wieder einen Körper mehr unter den Händen, auf welchen er auch noch zu
                              achten hat, und das Geschäft des Leimens, welches so rasch als möglich vor sich
                              gehen soll, wird nur zu oft durch fehlende, verwechselte oder hinabgefallene
                              Beilagen verzögert.
                           Alle diese Uebelstände sind bei der nun zu beschreibenden Schraubenzwinge vollständig
                              vermieden. Sie ist nicht geleimt, kann also auch nicht aus dem Leime gehen,
                              erfordert keine eiserne Schraube, und ihre erste Anfertigung ist billiger. Ein Verschieben der zu
                              verleimenden Holzstücke ist unmöglich, da der Druck immer senkrecht zu den zu
                              vereinigenden Flächen gerichtet ist. Ein Wackeligwerden der Spindeln in ihren
                              Muttern ist von gar keinem Einflüsse, ebensowenig als ein Krummwerden einer Spindel
                              schadet. Die Beilagen sind entbehrlich, da die Spindel nicht auf den zu leimenden
                              Körper direct drückt, und die drückenden Oberflächen groß genug sind, um keine
                              bleibende Spur zu hinterlassen. Außerdem kann der Druck der Schraubenzwinge viel
                              größer gemacht werden, als derjenige ist, welchen man mit der Schraube direct
                              hervorbringen kann.
                           Fig. 41
                              stellt die neue Schraubenzwinge, wie sie bereits in der mechanischen Werkstätte der
                              Augsburger polytechnischen Schule angewandt ist, im Durchschnitte und in zwei
                              Ansichten, und zwar im zwölften Theil der natürlichen Größe dar. Sie besteht aus
                              zwei prismatischen Hölzern a und b, und zwei hölzernen Schraubenspindeln c, d.
                              Die eine derselben c hat ihre Mutter in dem Prisma a, während sich die Mutter für die zweite Spindel d in dem Prisma b
                              befindet.
                           Durch die Mitte des Prismas a ist ein Loch gebohrt, in
                              welchem die Spindel d etwas Spielraum hat. In dem Prisma
                              b dagegen befindet sich eine Vertiefung, in welche
                              das cylindrische Ende der Spindel c paßt. Da durch den
                              Handgriff der Spindel eine Schulter gebildet wird, welche sich an das Prisma a anlegt, so werden die beiden Hölzer a, b einander genähert, sobald man die Spindel d rechts dreht. Die Spindel c dagegen wird bei einer ähnlichen Drehung die beiden Hölzer von einander
                              entfernen wollen. Dreht man beide Schrauben in entgegengesetzten Richtungen, so kann
                              man den Zwischenraum zwischen den beiden Hölzern a, b
                              beliebig größer oder kleiner machen, und folglich dem einzuspannenden Gegenstande
                              anpassen. Dieser wird bei e zwischen die frei stehenden
                              Prismenhälften gelegt. Hat man die Spindel c vorher
                              etwas nachgelassen, und zieht dann die Spindel d an, so
                              wird, vorausgesetzt daß e ebensoweit von d entfernt ist als c, der
                              halbe Druck der Schraube d auf den Körper e kommen, und dieser mäßig fest gehalten werden. Zieht
                              man hierauf die Schraube c an, so wird das Prisma a einen gleicharmigen Hebel bilden, für welchen die
                              Schulter d der Drehungspunkt ist, und folglich wird auch
                              der ganze Druck den die Schraube c gegen das Prisma b ausübt, auf die Einlage e
                              übertragen werden, die dann ebenso zusammengepreßt wird, als wenn die Spindel c direct auf dieselbe wirkte. Will man den Druck
                              vergrößern, so legt man den zu verleimenden Gegenstand näher an die Spindel d. Der Hebel, welchen das Prisma a bildet,
                              wird hiedurch ungleicharmig, und der kürzere Arm übt den Druck aus, während die
                              Schraube c auf den längeren wirkt.
                           C. Walther.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
