| Titel: | Die Benutzung der aus den Verkohkungsöfen entweichenden brennbaren Gase zur Dampferzeugung. | 
| Fundstelle: | Band 123, Jahrgang 1852, Nr. XIX., S. 103 | 
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                        XIX.
                        Die Benutzung der aus den Verkohkungsöfen
                           entweichenden brennbaren Gase zur Dampferzeugung.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Ueber Benutzung der Gase von Kohksöfen zur
                           Dampferzeugung.
                        
                     
                        
                           Die Benutzung der aus den Verkohkungsöfen abziehenden brennbaren Oase (welche bereits
                              im polytechn. Journal Bd. CXVI S. 446
                              besprochen wurde) ist ein Gegenstand von großer Wichtigkeit. Man erlangt nicht
                              allein auf Eisenhütten dadurch eine wohlfeile Triebkraft, besonders für Gebläse und
                              Gichtzüge, sondern auch in den Steinkohlengruben, in der Nähe von deren Schächten
                              Verkohkungsöfen für Hüttenwerke und Eisenbahnen bestehen, kann man dadurch die
                              Förderungs-, Wasserhebungs- und Fahrmaschinen auf eine wohlfeilere und
                              bessere Art in Betrieb setzen als es jetzt der Fall ist. Es wird daher nachstehende
                              genaue Beschreibung der Verkohkungsöfen mit Dampfkessel und des Betriebes derselben
                              vielen Lesern willkommen seyn; sie ist aus Valerius' Traité de la Fabrication de la fonte (Bruxelles 1851) und aus den Annales des mines, 1ste Lief. 1851 entnommen.
                           Fig.
                                 1–7 stellen ein Gemäuer mit acht Oefen nebst Kessel bar, welcher den Dampf
                              für eine Maschine von 80 Pferdekräften liefern kann. Fig. 1 Längenaufriß; Fig. 2
                              Grundriß; Fig.
                                 3 senkrechter Längendurchschnitt nach AB; Fig.
                                 4 horizontaler Durchschnitt nach CD in
                              Fig. 3;
                              Fig. 6
                              Endansicht des Ofengemäuers; Fig. 7 horizontaler
                              Durchschnitt nach EF in Fig. 1; Fig. 5 Querdurchschnitt
                              durch die Achse eines Ofens.
                           
                           Die Verkohkungsöfen. – Sie haben ein doppeltes
                              Gemäuer, von denen das äußere aus gewöhnlichen Ziegelsteinen besteht.
                           s, s Herdsohle von feuerfesten Ziegelsteinen, welche auf
                              die hohle Kante gestellt sind.
                           v, v Gewölbe; Fig. 3 stellt ein solches
                              Gewölbe dar, in welchem noch die Chablone befindlich ist.
                           H Esse in der Mitte des Ofens.
                           h, h kleinere Essen an den Seiten, da wo das conische
                              Gewölbe beginnt.
                           Der Querschnitt der Esse H hat einen großen Einfluß auf
                              die Verkohkung; er ist gleich oder wenig größer als die Summe der Querschnitte von
                              den Essen h, h.
                           P, P Thüren zum Einbringen der Steinkohlen und zum
                              Ausbringen der Kohks.
                           I, I, Fig. 5, gußeiserne
                              Platten, die in gleicher Höhe mit dem Boden vor jeder Thür liegen, auf welche beim
                              Laden des Ofens die Steinkohlen gestürzt werden, und worauf die ausgezogenen Kohks
                              fallen.
                           c gußeiserne Thürgewände, die in das Gemäuer eingelassen
                              sind.
                           m gußeiserne Balken, welche die Decken über den Thüren
                              tragen.
                           L Gewölbe unter den Herdsohlen der Oefen.
                           Da diese Gewölbe den Zweck haben, die Herdsohlen gegen die Feuchtigkeit zu schützen,
                              so läßt man sie leer und füllt sie nur unvollkommen mit Schutt aus. Eins von diesen
                              Gewölben, Fig.
                                 3, ist noch mit der Chablone f, g, g
                              versehen.
                           m', m',Fig. 1,
                              Mauern, welche die Enden der Grundgewölbe verschließen; sie sind mit Oeffnungen o versehen, die etwas über der Sohle zu Tage ausgehen,
                              so daß Luft in den Gewölben circuliren kann.
                           a, a kleine Canäle zur Abführung der Feuchtigkeit in dem
                              Gemäuer zwischen zwei benachbarten Oefen, sowie auch an den Enden des Gemäuers zu
                              beiden Enden der Esse Fig. 6. – Diese
                              Canäle verzweigen sich auf solche Weise, um die Feuchtigkeit aus allen Theilen des
                              Gemäuers ableiten zu können. Da die Oefen ein großes Gewicht zu tragen haben, und da
                              die Temperaturveränderung eine bedeutende Ausdehnung und Zusammenziehung veranlaßt,
                              so muß man das Gemäuer durch Verankerungen recht fest verbinden. Man ersieht dieses
                              Verankerungssystem aus Fig. 1, sowie aus Fig.
                                 5–7.
                           b, b sind vier schmiedeiserne Stäbe von 5/8 Zoll Stärke,
                              welche die Ecken der Pfeiler und der Thürgewölbe, indem sie übers Kreuz gelegt sind, mit einander
                              verbinden. Ihre Enden sind mit Schraubengewinden und mit Muttern versehen, welche
                              die gußeisernen Winkeleisen an den Kanten der vier Ecken des Ofengemäuers und an
                              denen der Thürgewölbe festhalten.
                           b', b',Fig. 1, mit
                              Schraubengewinden und Muttern versehene Enden zweier eisernen Stäbe, welche durch
                              die Pfeiler parallel mit der Achse der Oefen gehen und die Träger von den
                              Thürgewölben zweier entgegengesetzter Thüren eines Ofens mit einander verbinden.
                           a', a',Fig. 1 und
                              Fig. 5 und
                              7, zwei
                              Rahmen von Flacheisen, 3 Zoll breit und 1/2 Zoll stark, welche fast sämmtlich in dem
                              Mauerwerk eingelassen sind, und den Zweck haben, die Seitenwände des Gemäuers
                              zusammenzuhalten. Der eine von den langen Stäben eines jeden Rahmens ist etwas unter
                              der Sohle angebracht, der andere aber unter der Krönung des Ofens. In den Widerlagen
                              gehen die beiden der Quere und der Höhe nach laufenden Stäbe durch Bügel an den
                              Enden der Längenstäbe.
                           Fig. 8 und
                              9 die
                              Ofenthür mit ihrem Rahmen. – Fig. 8 Aufriß von der
                              vordern Seite; Fig.
                                 7 Durchschnitt und Grundriß nach AA,
                              Fig. 8.
                              Der gußeiserne Rahmen a ist mit zwei Oehren versehen, in
                              denen sich die Thür dreht. Der Haupttheil der letztern ist ein eiserner Rahmen c, von welchem die eine Seite an beiden Enden mit einem
                              Zapfen versehen ist, von denen sich der untere in einer Vertiefung des untern Ohrs,
                              der andere aber in einer cylindrischen Oeffnung des obern dreht. In diesem Rahmen
                              c sind feuerfeste Ziegelsteine eingelassen, welche
                              von den Querstäben d festgehalten werden, welche
                              letztere den Zweck haben, die Thür gegen die Einwirkung der Schwere und der Hitze in
                              ihrer gewöhnlichen Form zu erhalten. Zwischen zwei Ziegelsteinen, in der Nähe des
                              obern Rahmstücks von der Thür, ist ein Loch von ungefähr 3/4 Zoll Durchmesser
                              angebracht, wodurch die nothwendige Luft in den Ofen gelangt, und mittelst welcher
                              die Arbeiter den Gang der Verkohkung beobachten können. An den Thüren der Oefen ohne
                              Kessel befinden sich diese Oeffnungen nicht, weil der Gang des Processes durch die
                              Flamme angedeutet wird, welche aus den Essen entweicht, während die Luft durch die
                              Spalten eindringt, welche die Verschmierung der Thürränder zeigt.
                           Die Ziegelsteine der Thür müssen alle zwei Jahre ausgewechselt werden. Der Thürrahmen
                              von Schmiedeisen dauert zwölf Jahre; nach achtzehn Monaten hat er sich aber so
                              verzogen, daß man ihn wieder gerade richten muß. Das gußeiserne Thürgewände 2 hat nur
                              eine Dauer von zwei Jahren.
                           Ofen oder Canal zur Feuerung des Kessels. – Der
                              innere Raum dieses Ofens hat eine parallelepipedische Form, und ist oben durch zwei
                              Gewölbe geschlossen, zwischen denen sich eine Schicht von Kohkslösche befindet. Das
                              innere Gewölbe, welches sich auf die Mitte des Kessels stützt, besteht aus
                              feuerfesten Ziegelsteinen, sowie alle Theile des Canals, welche der directen
                              Einwirkung der Flamme ausgesetzt sind. Die Dicke aller dieser Mauerungen beträgt
                              eine Ziegelsteinbreite. Das äußere Mauerwerk besteht aus gewöhnlichen Ziegelsteinen.
                              Die gasigen Producte der Verkohkungsöfen, deren mittlere Essen sämmtlich in den
                              Canal ausmünden, entzünden sich mittelst einer Luftschicht bei ihrem Austritt aus
                              den Oefen, durchströmen die Länge des Canals, und nachdem sie ihre Einwirkung auf
                              den Kessel ausgeübt haben, gelangen sie in die eine oder die andere von den beiden
                              allgemeinen Essen, welche an den Wänden des Mauerwerks angebracht sind. Diese beiden
                              Essen werden abwechselnd angewendet, und während die eine in Thätigkeit ist, wird
                              die Verbindung der andern mit dem Canal durch ein Register G,
                                 N,
                              Fig. 1, 3, 4,
                              unterbrochen, welches mit einem Gegengewicht versehen ist und daher leicht
                              aufgezogen werden kann.
                           k, k,Fig. 1, 4 und 5, gußeiserne
                              Canäle, welche auf die Sohle des großen Canals unter dem Kessel bis zu den
                              Oeffnungen führen, durch welche die Gase aus den Verkohkungsöfen strömen; durch sie
                              wird die zur Entzündung der Gase nöthige Luft eingeführt.
                           i, Fig. 4 und 5, Schieber von
                              feuerfestem Thon, welche mittelst eisernen Stangen bewegt werden können, und dazu
                              dienen, die Oeffnungen, wodurch die gasigen Producte aus den Verkohkungsöfen in den
                              großen Canal strömen, nach Erforderniß zu verschließen. Wenn die Mittlern Essen der
                              Verkohkungsöfen mit diesen Schiebern verschlossen sind, wie es in den Zeichnungen
                              der Fall ist, so erfolgt die Verkohkung mittelst der beiden Seitenessen. Da diese
                              Essen von Mauerwerk umgeben sind, so hat man sie höher aufführen müssen, als es bei
                              Oefen ohne Kessel nothwendig ist. Der Theil dieser Essen, welcher in dem Gewölbe des
                              Verkohkungsofens befindlich, ist cylindrisch, der übrige Theil aber vierseitig. Bei
                              den Oefen ohne Kessel liegen die drei Essen in einer Linie; bei den Kesselöfen
                              erfordert es aber der Schieber, daß eine von den Seitenessen zur linken Seite
                              gerückt ist. Neuerlich hat man auch die Seitenessen weiter auseinander gerückt, als
                              es bei den Oefen ohne Kessel der Fall ist, um durch eine größere Dicke des
                              Mauerwerks zu
                              verhindern, daß sich die innere Canalwand zu sehr erhitzt, wenn man die Seitenessen
                              benutzt um Reparaturen in dem Canale auszuführen. Bei dem gewöhnlichen Betriebe
                              benutzt man die Seitenessen nicht, und dann ist ihre obere Oeffnung mit gußeisernen
                              Platten Fig.
                                 2, oder mit einem hinreichend großen Ziegelstein bedeckt, welchen man mit
                              Kohkslösche umgibt, um den Verschluß dichter zu machen. Einer jeden Thür der
                              Verkohkungsöfen entspricht eine gewölbte Nische N¹ in dem Kesselofen, die ganz unabhängig von dem übrigen Gemäuer
                              ausgeführt ist, und bei welcher das mittlere Mauerwerk durch Kohkslösche ersetzt
                              wird (Fig. 5,
                              1 und 4), so daß man
                              sehr leicht und ohne Nachtheil des übrigen Ofens Löcher hineinschlagen, und den
                              Kessel untersuchen oder repariren kann. Bei den neuerlich ausgeführten Oefen läßt
                              man jedoch die Löscheschicht weg, füllt die Nischen mit Mauerwerk aus, läßt aber in
                              der einen Nische, welche in der Nähe einer Esse liegt, eine Thür p, Fig. 1, welche groß genug
                              ist, damit der Kessel untersucht werden, und Arbeiter hineingelangen können. Diese
                              Thür wird mit einer Klappe geschlossen, die aus einem gußeisernen Rahmen und aus
                              feuerfesten Ziegelsteinen besteht, sich um Zapfen dreht, und während des Betriebes
                              luftdicht mit Lehm bestrichen wird. Diese Klappe ist so eingerichtet, daß sie sich
                              von selbst verschließt, und mit einem Griff versehen, so daß man sie leicht öffnen
                              kann. Fig. 6
                              und 3, M, M, Nischen, von denen die eine am Boden, die andere
                              in der Höhe des Hahns angebracht ist, durch welchen man den Kessel entleert; durch
                              sie kann ein Arbeiter in die allgemeine Esse gelangen. n,
                                 n Nischen an den Enden des Ofengemäuers und neben den großen Essen, durch
                              welche man unter den Kessel gelangen und dessen untere Seite untersuchen kann; sie
                              sind während des Betriebes vermauert, wogegen man sie auch mit Thüren versehen kann
                              wie die eben erwähnten Nischen p. – Das Gemäuer
                              des Kesselofens ist mit engen Canälen zur Ableitung der Feuchtigkeit a, a,
                              Fig. 1 und
                              Fig. 7 mit
                              einer sehr festen Verankerung versehen. Dieselbe besteht aus Rahmen von Flachstäben
                              von 3 Zoll Breite und 1/2 Zoll Dicke, von denen zwei x,
                                 x,
                              Fig. 1, 5 und 7, die langen
                              Seitenwände umfassen, und die andern y, y,
                              Fig. 3 und
                              Fig. 1,
                              das Ofengemäuer in der Richtung der Quere befestigen. Alle diese Verankerungen sind
                              soviel als möglich in dem Gemäuer eingelassen, wodurch man ihr Verziehen
                              hindert.
                           Der Kessel ruht in dem Ofen auf gußeisernen Supports 8, Fig. 5 und Fig. 3, die einer
                              möglichen Ausdehnung und Formveränderung des Kessels nachgeben können, ohne daß das
                              Mauerwerk darunter leibet. Zu dem Ende bestehen sie aus einem horizontalen Fuß mit
                              einer Nuth, und aus
                              einem senkrechten Träger, der oben zur Aufnahme des Kessels gabelförmig ist, und
                              dessen abgerundeter Fuß in der Nuth des Fußes steht und sich darin bewegen kann.
                              – Der Kessel wird auch noch durch 16 Füße oder Winkel von starkem Blech r, Fig. 5 und 3, in seiner Lage
                              festgehalten; sie sind ungefähr 10 Zoll breit, einerseits an den Kessel genietet,
                              und treten andererseits an das Mauerwert. – Die Entleerungsröhre t, Fig. 1, ist von
                              feuerfesten Ziegelsteinen umgeben, wodurch sie gegen die Einwirkung der Flamme
                              geschützt wird.
                           Die Garnituren des Kessels. – Dahin gehören: 1)
                              das unzugängliche Sicherheitsventil mit Pfeife, welche mit einem Schwimmer in
                              Verbindung steht und ertönt, wenn der Wasserstand zu niedrig ist. – 2) Die
                              Kuppel zur Auffangung und Abführung des Dampfes, nebst dem Mannsloch. Die Dampfröhre
                              wird, damit nicht zu viel Wärme verloren geht, da sie häufig lang seyn muß, mit
                              doppelten Strohseilen umwickelt; darüber kommt ein Mörtel von Kalk, Lehm und
                              Kuhhaaren und über diesen eine Schicht von Theer, der mit dem Pinsel aufgetragen
                              wird. – 3) Das zugängliche Sicherheitsventil mit einem Wasserstandszeiger mit
                              Schwimmer. – 4) Der Speisehahn und die Speiseröhre. – 5) Eine
                              Wasserstandsröhre. – 6) Ein Manometer. – Alle diese Theile haben
                              dieselbe Einrichtung wie an den andern Dampfkesseln.
                           Einrichtung des Gemäuers der Kessel. – Man legt
                              zwei Gemäuer mit acht Oefen in eine Linie, und läßt zwischen beiden einen Raum von
                              ungefähr 4 Meter; wenn man mehrere solcher Linien von Oefen bedarf, so legt man sie
                              parallel neben einander und so an, daß zwischen zwei benachbarten Linien ein freier
                              Raum von beiläufig 26 Metern bleibt. Ein solcher Raum ist für den Betrieb
                              nothwendig; man rechnet nämlich vor jedem Ofen auf einen Raum von 3 Met. zur
                              Aufnahme der ausgezogenen Kohks, sowie zur Aufnahme der Kohlen, welche in den Ofen
                              eingebracht werden sollen; dann rechnet man auf weitere 5 Met. um die gelöschten
                              Kohks auszubreiten und auf nochmals 5 Met. für die Wassergefäße, die Kohkssiebe und
                              die Haufen der zu verkohkenden Steinkohlen, was für zwei parallele Reihen 26 Meter
                              macht. Dieser ganze Platz ist mit Ziegelsteinen gepflastert, welche auf der hohen
                              Kante stehen. Vor jedem Ofen befindet sich eine gußeiserne Platte auf dem Boden, und
                              vor den Platten der verschiedenen Oefen liegen andere, welche einen gußeisernen Weg
                              bilden. In der Mitte zwischen zwei parallelen Ofenreihen ist eine Eisenbahn
                              angebracht. Wie schon oben bemerkt, muß man den Ofenlinien eine solche Richtung
                              geben, daß der Platz vor
                              denselben von den gewöhnlichen Winden getroffen werden kann, um einen steten
                              Luftwechsel zu erlangen, was bei der starken Hitze, welche die Oefen und die
                              ausgezogenen Kohks verursachen, höchst nothwendig ist.
                           Obgleich ein einziger Kessel, wie der oben beschriebene, die Kraft zum Betriebe des
                              Gebläses für einen Kohkshohofen von großen Dimensionen entwickeln kann, wendet man
                              zu Seraing doch zur Vermeidung jeder möglichen Betriebsstörung des Hohofens vier
                              solcher Kessel an, von denen jeder auf einem Gemäuer von acht Verkohkungsöfen steht,
                              und diese speisen die Gebläsedampfmaschine von zwei Hohöfen. Jeder Kessel steht neun
                              Monate im Betriebe, worauf man ihn reinigt und drei Monate im Jahre kalt stehen
                              läßt. Auf diese Weise stehen noch immer drei Kessel zusammen im Betriebe. –
                              Die Verbindungsröhren zwischen zwei Ofengruppen haben 6 1/2 engl. Zoll im
                              Durchmesser, und diejenigen welche den Dampf von der letzten Gruppe zur Maschine
                              führen, 8 1/2 Zoll.
                           Construction der Kesselöfen zu Seraing. –
                                 Fundamente. – Da das Mauerwerk derjenigen Verkohkungsöfen, deren
                              entweichende Flamme man nicht benutzt, nur eine geringe Höhe über dem Boden zu haben
                              braucht, so errichtet man sie zuweilen auf einer Basis, welche wenig Widerstand
                              leistet, z.B. auf einer Aufschüttung die erst wenige Jahre vorher gemacht worden
                              ist, hauptsächlich wenn ein solcher Schutt durch Wagen festgefahren und häufig von
                              Regen durchnäßt worden ist. Verkohkungsöfen aber, auf denen ein Dampfkessel
                              angebracht wird, müssen einen sicheren Grund haben, weil das Gewicht des Mauerwerks
                              eines solchen Ofens, sowie des mit Wasser gefüllten Kessels ein sehr bedeutendes
                              ist. Wenn man außerdem berücksichtigt, daß ein schlechtes Fundament Risse in dem
                              äußern Mauerwerk hervorbringen kann, daß durch dieselben Luft eindringt, unnützer
                              Kohksverbrand und eine Störung des Verkohkungsbetriebes stattfindet, so wird man
                              sich überzeugen, daß es zweckmäßig ist, selbst die kleinsten Oefen niemals auf einen
                              nicht festen Grund zu stellen, und ein solcher sind Schuttauffüllungen, selbst wenn
                              sie sich wirklich festgesetzt haben. Außer der Festigkeit muß aber das Fundament des
                              Ofens noch eine andere Bedingung erfüllen, nämlich daß nie Feuchtigkeit zu dem Herde
                              gelangt; denn es würde ein vortheilhafter Verkohkungsbetrieb ganz unmöglich seyn,
                              wenn die Sohle mit feuchten Stoffen in Berührung käme.
                           Die Fundamente der Verkohkungsöfen mit Kessel bestehen zu Seraing aus Pfeilern,
                              welche oben mit einem vollen Kreisgewölbe verbunden sind. Dadurch entstehen unter
                              den Oefen gewölbte Räume, welche vorn und hinten durch Scheibenmauern geschlossen
                              sind, wie man bei m', Fig. 5, sieht. Auf diesen
                              Gewölben werden nun die Verkohkungsöfen aufgeführt. Die Widerlagen der
                              Fundamentgewölbe, sowie die Scheibenmauern, welche die Fundamentgewölbe
                              verschließen, bestehen aus gewöhnlichen Ziegelsteinen von mittlerer Güte. Die
                              Gewölbe bestehen aber aus solchen Ziegelsteinen, die man aus den gewöhnlichen
                              auswählt, und welche 9 engl. Zoll lang und 4 1/2 Zoll breit und 2 1/2 Zoll hoch
                              sind. Die Gewölbe von 1 1/2 Ziegelsteindicke, die im Verbande aufgeführt sind, haben
                              eine Stärke von 13 1/2 Zoll. Die Gewölbewinkel sind mit Ziegelsteinen von
                              gewöhnlicher Beschaffenheit ausgefüllt.
                           Um die Fundamentgewölbe unter dem Ofen zu construiren, bedient man sich der Chablonen
                              oder Lehrbögen, deren convexe Oberfläche aus Latten von Tannenholz besteht, ähnlich
                              denen wie man sie zu einer Ziegelbedachung anwendet. Sie sind 0,03 Met. breit und
                              0,025 Met. stark, und werden auf die Kanten halbkreisförmiger aus Brettern
                              geschnittener Lehrbögen, die etwa 0,05 Met. stark sind, aufgenagelt. Auf die ganze
                              Länge eines solchen Fundamentgewölbes müssen acht solcher Lehrbögen angebracht
                              werden, welche man auf zwei der Länge nach laufende Balken von 6 Zoll im Quadrat
                              setzt, die dicht an den Gewölbwiderlagen anliegen, und auf den Scheibenmauern oder
                              der Bogenunterfütterung an den beiden Enden des Gewölbes aufliegen. Die Lehrbögen
                              Und Schwellen können zu allen Gewölben benutzt werden.
                           Bei der Ausfüllung der Winkel von den Gewölben läßt man kleine Abzugscanäle a offen, welche 3 Zoll breit und 2 1/2 Zoll hoch sind,
                              und legt die Verankerungsstäbe n', Fig. 1, 5 und 7 ein. Sie bestehen aus
                              Flacheisen von 4 Zoll Breite und 3 Linien Stärke.
                           Das Ofengemäuer. – Nachdem man die Fundamentmauern
                              bis zu der zweckmäßigen Höhe über der Sohle aufgeführt hat, setzt man auf den ganzen
                              obern Theil des Gemäuers ein Bett von gewöhnlichen Ziegelsteinen, und zwar auf die
                              breite Seite, in Mörtel aus Kalk und Sand, verzeichnet den Durchschnitt der Oefen
                              auf das auf diese Weise vorbereitete Mauerwerk, wobei man sich zweier vierseitigen
                              Kaliber von Tannenholz bedient, deren Umrisse ganz genau den Durchschnitt der
                              benachbarten Oeffnungen zweier Oefen in einer Horizontalebene darstellen, welche
                              durch die Höhe dieses Mauerwerks geführt worden ist. Zwei Kaliber sind hinreichend,
                              um die Eingänge zu allen Oefen zu verzeichnen. Nachdem man z.B. die vordern
                              Oeffnungen zweier
                              aneinander liegenden Oefen verzeichnet hat, geht man zur Verzeichnung der vordern
                              Oeffnung des dritten Ofens mittelst des Kalibers über, welches zum ersten gedient
                              hat, indem man dasselbe in die Verlängerung der ersten Verzeichnung bringt. Auf
                              gleiche Weise verfährt man nun mit dem Entwurf der vordern Oeffnung aller Oefen in
                              einem Gemäuer, sowie auch mit derjenigen der entgegengesetzten Oeffnungen.
                           Nachdem dieß geschehen ist, bringt man die gußeisernen Thingewände oder Thürrahmen
                              a, a in die Stellung, welche sie einnehmen sollen,
                              und erhält sie durch hölzerne Stützen in dieser Stellung, bis sie mit Mauerwerk
                              umgeben sind. Darauf führt man die senkrechten Widerlagen der Ofengewölbe von
                              feuerfesten Ziegelsteinen in horizontalen Schichten mit Ausnahme der innern Futter
                              s' und der abgerundeten Ecken r', Fig.
                                 6, auf, indem man die letztern erst nach Vollendung der Sohle construirt.
                              Nach Vollendung der Widerlagen schlägt man die Ofengewölbe mittelst vier großen
                              Lehrbögen, Fig.
                                 3, für die cylindrischen, und zweier kleinen Chablonen für die
                              kegelförmigen Gewölbe. Diese Lehrbögen haben dieselbe Einrichtung wie die zu den
                              Fundamentgewölben angewendeten, sie stehen aber auf nur lose hingelegten
                              Ziegelsteinen. Alle Ziegelsteine eines Gewölbes, selbst die den Anfang bildenden,
                              stehen senkrecht auf seiner Oberfläche. Bei Ausfüllung der Ecken des Gewölbes spart
                              man kleine Canäle a aus, Fig. 1, und führt auch zu
                              gleicher Zeit die Essen mit feuerfesten Ziegelsteinen auf, welche zu dem Ende eine
                              runde Form haben. Zu dem Theil des Gewölbes, am Anfang der Essen, haut man die
                              Ziegelsteine mittelst eines beilförmigen Hammers zu. Sobald das Mauerwerk die
                              erforderliche Höhe erreicht hat, legt man die Balten m
                              auf, welche die Decke der Thürgewölbe bilden, auch legt man gehörigen Orts die
                              Verankerungsstäbe ein, sobald man das Mauerwerk bis dahin aufgeführt hat.
                           Kesselofen. – Man legt die untern horizontalen
                              Ankerstabe, welche das Mauerwerk des Ofens zusammenhalten müssen, auf die Fläche
                              Seite an den gehörigen Stellen ein, und nachdem man die Sohle des Kesselofens mit
                              Ziegelsteinen, welche auf die hohe Kante gestellt werden, ausgeführt hat, zieht man
                              den Kessel, der ein Gewicht von etwa 15,000 Kilogr. haben mag, in die Höhe und
                              bringt ihn in seine gehörige Lage. Die zu dieser Arbeit, welche mit großer Vorsicht
                              ausgeführt werden muß, erforderlichen Gegenstände sind: 1) drei Winden, welche auf
                              die Sohle des Ofens gestellt, und mit dem gehörigen Gewicht an Roheisengänzen beschwert
                              worden sind; 2) eine geneigte Ebene, bestehend aus vier Balken von Tannenholz, einen
                              Fuß im Quadrat stark; und 3) vier hölzerne Unterlagen, welche anfänglich die
                              gußeisernen Supports ersetzen müssen; sie haben die gehörige kreisförmige Aushöhlung
                              zur Aufnahme des Kessels und bilden eine Verlängerung der Balken, aus denen die
                              geneigte Ebene besteht.
                           Nachdem man nun den Kessel parallel mit dem Ofen und an den Fuß der geneigten Ebene
                              gelegt hat, schlägt man drei Seile um ihn, deren andere Enden mit den Rundbäumen der
                              Winde in Verbindung stehen, und wendet nun den Kessel auf der geneigten Ebene empor,
                              indem man an jede Winde zwei Mann stellt, und das Aufziehen mit der größten
                              Gleichförmigkeit bewirkt. Sobald der Kessel auf die hölzernen Supports gelangt ist,
                              stellt man die gußeisernen Supports auf, und treibt einige Keile darunter, so daß
                              sie den Kessel allein tragen. Die hölzernen Schwellen, welche die anfänglichen
                              Supports bilden, nimmt man nicht weg, denn wenn der Ofen in Betrieb gesetzt wird, so
                              verzehrt sie das Feuer und sie verschwinden, ohne daß der Kessel Stöße oder irgend
                              eine Veränderung seiner Lage erleidet.
                           Ist nun der Kessel in die Lage gekommen, welche er einnehmen soll, so versieht man
                              ihn mit seinen Garnituren, d.h. mit den Ventilen, Sicherheitsapparaten u.s.w., füllt
                              ihn mit Wasser, und probirt ihn dann mittelst einer Druckpumpe, vernietet und
                              verkittet die Stellen welche noch Wasser durchlassen, und vollendet das Mauerwerk zu
                              beiden Seiten des Kessels, mit Ausnahme der Thüren, durch welche die Reparaturen
                              bewirkt werden. Diese verschließt man alsdann mit einer halben Ziegelsteindicke, und
                              bringt in den hohlen Raum zwischen den beiden senkrechten Thürpfosten Kohkslösche,
                              mit welcher man vorrückt, indem man mit dem Mauerwerk in die Höhe geht. Man muß auch
                              dahinsehen, daß zu gehöriger Zeit die senkrechten Ankerstabe y, y,
                              Fig. 3, 4 und 5, eingemauert
                              werden, und später legt man die zweiten der Quere nach liegenden Stäbe der
                              Verankerung ein, wodurch die ersten verbunden werden. Man vollendet die Essen mit
                              quadratischem Querschnitt, füllt den Raum zwischen den senkrechten Ofenmauern und
                              dem Kessel mit Kohkslösche aus, und mauert die etwas schräge Decke darüber.
                           Vollendung der eigentlichen Verkohkungsöfen. –
                              Nachdem der Kesselofen fertig ist, wendet man sich wieder zu den eigentlichen
                              Verkohkungsöfen und construirt nach und nach die Herdsohle und die innern Futter s' und r' Fig. 7. Die Sohle
                              construirt man aus Ziegelsteinen von 8 3/4 Zoll Länge, 4 5/8 Zoll Breite und 2 1/2 Zoll Höhe, stellt
                              sie auf die hohe Kante und verbindet sie mit feuerfestem Mörtel. Die Länge der
                              Ziegelsteine kommt in der Richtung der großen Achse des Ofens, die von einer Thür
                              zur andern läuft, und man gibt der Sohle einen Abhang von 1 1/2 Zoll von der Mitte
                              nach den Thüren zu, um das Ausziehen der Kohks zu erleichtern. Die gebrochenen Ecken
                              r' werden bis zum Gewölbe mit starken Ziegelsteinen
                              aufgeführt. Da die innern Wände der Oefen leicht abgenutzt werden, so sind die
                              gebrochenen Ecken r' und die Futtermauern s' sehr nothwendig, um die Widerlagmauern, besonders an
                              den untern Theilen zu schützen, weil sonst die Gewölbe zusammenbrechen könnten. Erst
                              in dem Augenblick wo man den Ofen in Betrieb setzt, versieht man die Kanten mit
                              Winkeleisen, wodurch das Mauerwerk gegen die starken Stöße geschützt wird, welche
                              bei dem Betriebe nicht vermieden werden können.
                           Betrieb der Kesselöfen zu Seraing. – Obwohl in
                              diesen Oefen die Verkohkung auf dieselbe Weise bewirkt wird, wie in den gewöhnlichen
                              Oefen auf derselben Hütte, deren entweichende Flamme man nicht benutzt, so finden
                              doch einige Verschiedenheiten statt, welche von der Wirksamkeit der allgemeinen
                              Essen herrühren und die wir erwähnen müssen. Die Oefen ohne Kessel müssen fast stets
                              mit Hülfe der Mittlern Essen betrieben werden; bei den Kesselöfen aber, deren
                              Seiteneffen eine bedeutende Höhe haben, üben die Richtung des Windstroms und die
                              Windstöße keinen so wesentlichen Einfluß aus, und man kann daher ohne Unterschied
                              mit der Mittlern Esse oder mit den beiden Seitenessen verkohlen, deren
                              Gesammtquerdurchschnitt gleich dem einzigen von jener ist. Gewöhnlich führt man aber
                              den Betrieb mit der Mittlern Esse; allein da man ihre Oeffnungen nicht beobachten
                              kann, so ist man auch nicht im Stande die verschiedenen Perioden der Verkohkung
                              durch die Flamme zu erkennen, oder man muß dann auf das Ofengemäuer steigen und
                              durch den Canal, welcher die äußere Luft einführt, in den Ofen sehen, was aber
                              unbequem ist. Aus diesem Grunde hat man in den Thüren der Kesselöfen, und zwar im
                              obern Theile, ein Schauloch angebracht, welches an den
                              Thüren der gewöhnlichen Oefen fehlt, und nicht allein zu der fraglichen Beobachtung,
                              sondern auch zur Einführung der zur Verkohkung nöthigen Luft dient. In den Oefen
                              ohne Kessel ist der im Wesentlichen veränderliche Zug am Anfang der Verkohkung zu
                              schwach und gegen das Ende zu stark. In den Kesselöfen ist er stets gleichförmig,
                              selbst während des Ausziehens, und die Wärme ist größer, so daß man die Thüren mit
                              der größten Sorgfalt verstreichen, hauptsächlich aber die Kohks möglichst schnell
                              ausziehen muß, um den Abbrand zu vermeiden.
                           Da die Gase, welche sich am Anfang der Verkohkung entwickeln, wenig brennbare Stoffe
                              und viel Wasserdampf enthalten, welcher wegen seiner großen Wärme-Capacität
                              die Kesselcanäle nur abfühlen könnte, so läßt man diese Gase durch die Seiteneffen
                              in die Luft entweichen, und öffnet die Mittlern Essen erst zwei oder drei Stunden
                              nach dem Einladen der Steinkohlen. – Die beiden allgemeinen Essen der
                              Ofengruppe, von denen jede einen Querschnitt hat, der gleich der Summe der
                              Gasentwicklungsöffnungen ist, saugen wechselsweise diese letztern zwölf Stunden lang
                              an, und es wird die Verkohkung so betrieben, daß alle drei Stunden einer von den
                              acht Oefen, aus denen die Gruppe besteht, entladen und wieder gefüllt wird, wie die
                              Pfeile hier unter
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 123, S. 114
                              
                           andeuten, deren Zahlen die Stunden nachweisen, zu welchen die
                              respectiven Oefen gefüllt werden. Dieses sinnreiche Verfahren gewährt drei
                              Vortheile: 1) da der Kessel seiner ganzen Länge nach eine gleichförmige Hitze
                              erhält, so nutzt er sich auch gleichförmig ab; 2) die Entzündung der in den
                              Recipient strömenden Gase ist dadurch gesichert, daß die Gase aus den im vollen
                              Feuer stehenden Oefen über die Oeffnungen der minder vorgerückten weggehen. 3) Die
                              Unterbrechung der Wirksamkeit, welche von dem unregelmäßigen Betriebe eines jeden
                              einzelnen Ofens herrührt, verschwindet, da die Ofengase aus verschiedenen Perioden
                              sich so mit einander vermengen, daß sie ein gleichförmiges Product geben. Dieses
                              letztere Resultat ist sehr vollkommen erreicht. Auch werden die Manometer auf den
                              Dampfkesseln und auf den Luftbehältern in einer Unbeweglichkeit erhalten, welche
                              durch kein gewöhnliches Feuerungssystem zu erlangen ist.
                           Anzahl der Oefen für einen Kessel. – Die Anzahl
                              der Oefen, welche zum Betriebe eines gegebenen Dampfkessels erforderlich sind, ist
                              nicht constant. Im Winter bedarf man einer größern Anzahl als im Sommer, und in
                              derselben Jahreszeit ist eine um so größere Anzahl erforderlich, je niedriger die
                              Temperatur ist. Die Art der Speisung der Kessel übt auch einen Einfluß aus; gelangt
                              auf einmal zu viel Wasser hinein, so veranlaßt die entstehende augenblickliche
                              Abkühlung eine vorübergehende Verminderung des erzeugten Dampfes, weßhalb einige
                              Oefen mehr erforderlich sind.
                           
                           Außerbetriebsetzung. – Um den Ofen oder Canal
                              eines Kessels außer Betrieb zu sehen, verschließt man die beiden Schieber der
                              allgemeinen Essen, sowie die acht Schieber der mittleren Essen der Verkohkungsöfen,
                              öffnet die Seitenessen derselben und reißt einige Nischenmauern N' ein. Nach Verlauf von einigen Tagen sind die Canäle
                              kalt genug, so daß die Arbeiter hineinkriechen und die nothwendigen Reparaturen
                              vornehmen können. Um einen Ofen der Gruppe außer Betrieb zu setzen, öffnet man die
                              Thüren und die Seitenessen desselben und verschließt die mittlere Esse.
                           Wirkungen des Dampfes welcher durch die Verkohkungsöfen zu
                                 Seraing erzeugt wurde. – Die drei Kessel über drei Ofengruppen, von
                              denen 13 Oefen mittelst ihrer entweichenden Flammen, die übrigen 11 aber (deren Gase
                              sich aus den Seitenessen entwickeln) nur durch ihre strahlende Wärme zu der
                              Verdampfung beitragen, betrieben: 1) eine Gebläse-Dampfmaschine von directer
                              Wirkung, mittlerem Druck, mit Condensation und Expansion, welche zwei große
                              Kohksöfen mit Wind speist; 2) eine kleine Maschine von zehn Pferdekräften, die
                              mittelst einer geneigten Ebene das Brennmaterial und die Erze zur Gicht der Hohöfen
                              schafft. Da der Durchmesser des Gebläsecylinders 7 1/2 engl. Fuß, der Kolbenlauf 8
                              Fuß beträgt, die Anzahl der Umgänge in der Minute 10, und die Windpressung 3,75
                              engl. Pfund auf den Quadratzoll beträgt, so ist der Nutzeffekt nach Watt gleich 117
                              Pferdekräften; man erhält dasselbe Resultat, wenn man die Kraft mittelst des
                              manometrischen Drucks und des Durchmessers der vier Gebläsedüsen, welcher 2 7/8
                              engl. Zoll ist, berechnet.
                           Um die Leistungen der Wärme zu erklären, welche die Verbrennung der Gase von 13 Oefen
                              entwickelt, müssen wir bemerken, daß die Ladung eines jeden Ofens aus drei Kubikmet.
                              kleiner Steinkohlen besteht, welche 2751 Kilogr. wiegen, und aus denen man der
                              Erfahrung gemäß nach 24 Stunden 4,5 Kubikmet. Kohks à 375 Kilogr. = 1687,5 Kilogr., ferner 212,5 Kilogr. Kohkslösche
                              und eine Quantität Asche erhält, welche 27,51 Kilogr., d.h. 1 Procent Steinkohle
                              enthält. Die flüchtigen Substanzen, mit Einschluß des in der Steinkohle enthaltenen
                              Wassers, betragen demnach 823,49 Kilogr., und wenn man drei Proc. von dem Gewicht
                              der Steinkohlen für das Wasser abzieht, so bleiben 740,96 Kilogr. für die
                              verschiedenen Kohlenwasserstoffe, welche allein Flamme hervorbringen können. Um die
                              strahlende Wärme nicht ganz zu vernachlässigen, welche stets eine wichtige Rolle
                              spielt, wollen wir annehmen, daß wenn man die Seiteneffen eine statt dreier Stunden
                              öffnet, 1/24 d.h. 30,87
                              Kilogr. von diesen Gasen in die freie Luft entweichen. Es bleiben dann zur Benutzung
                              der Kesselfeuerung, welche zwei Maschinen von einer Gesammtkraft von ungefähr 130
                              Pferden betrieb, 710,09 oder für 13 Oefen 9231,17 Kilogr. Nun darf man annehmen, daß
                              in den besten gewöhnlichen Oefen eine Maschine von 130 Pferdekräften nach dem System
                              von Evans in der Stunde und auf die Pferdekraft 3 Kilogr.
                              gute Steinkohlen verbraucht, d.h. im Ganzen in 24 Stunden 9360 Kilogr. Diese Zahlen
                              geben nicht allein Rechenschaft von der bedeutenden Wirkung, welche die aus den
                              Verkohkungsöfen entweichenden Flammen ausüben, sondern sie beweisen auch, daß die
                              Dampfkessel nicht einmal alle erzeugte Wärme verbrauchen, denn der Wärmeeffect des
                              schweren Kohlenwasserstoffs oder ölbildenden Gases, welches einen bedeutenden Theil
                              von dem entwickelten Gase bildet, verhält sich zu dem Wärmeeffect der Steinkohle wie
                              12170 zu 7500. Wirklich bemerkt man einestheils, daß zur Verkohkung der Steinkohlen
                              viel Wärme erforderlich ist, und anderntheils, daß die Verbrennung der Gase nicht
                              unter den günstigsten Umständen stattfindet, weil zu viel Luft in die Oefen und in
                              die Canäle strömt.
                           Oekonomische Verhältnisse. – Die
                              Brennmaterial-Ersparung, welche man durch die entweichenden Flammen des
                              Verkohkungsofens erzielt, beträgt nach obigen Angaben täglich 9360 Kilogr.
                              Steinkohlen und folglich in einem Jahre 3,416,400 Kilogr. oder 35962 Hektoliter,
                              welche zu 0,90 Fr. per Hektoliter, 32366 Fr. kosten.
                           Eine Maschine von 130 Pferdekräften nach dem Evans'schen
                              System, welche auf die gewöhnliche Weise gefeuert wird, erfordert fünf Kessel, für
                              welche zehn Heizer nöthig sind, während der Dienst bei den Dampfkesseln über den
                              Verkohkungsöfen durch zwei Arbeiter besorgt wird, welche über den Wasserstand
                              wachen, und außerdem alle Register und die Verdichtung der Thüren beaufsichtigen
                              müssen; demnach werden durch das neuere System der Kesselfeuerung acht Arbeiter
                              entbehrlich, deren Lohn à 1,80 Fr. täglich,
                              jährlich 5256 Fr. beträgt.
                           Als fernere Ersparungen kommen noch hinzu: die Fortschaffung der Asche, die Reparatur
                              der gewöhnlichen Kesselöfen, welche alle vier Monate erfolgen muß; die Abnutzung der
                              Roste, welche nie länger als ein Jahr dauern; die Anschaffung und Unterhaltung der
                              Gezähe für die Heizer, die Verminderung der Reinigungskosten der Kessel um ein
                              Drittel, und was sehr wichtig ist, der von den gewöhnlichen Kesseln eingenommene
                              Platz.
                           Zu Seraing berechnet man die Kosten des Gebläses nach dem jetzigen System auf 1,30
                              Fr. per 1000 Kilogr. erzeugten Roheisens, während sie bei dem alten
                              System, d.h. mit gewöhnlichen Dampfmaschinen, welche per
                              Pferdekraft in der Stunde 5–6 Kilogr. Steinkohlen verbrauchten, 6 Fr.
                              betrugen. Da nun die zwei Hohöfen Nr. 5 und 6, deren Gebläse durch die entweichende
                              Flamme der Verkohkungsöfen betrieben wird, täglich 30000 Kilogr. Roheisen erzeugen,
                              so werden bei diesen Hohöfen mittelst des neuen Heizungssystems jährlich etwa 54750
                              Fr. erspart.
                           (Wir verweisen schließlich auf die Versuche über die
                                 Verdampfung, welche zu Couillet unter der Leitung des Ingenieurs Smits
                                 angestellt worden sind, im polytechn. Journal Bd. CXXI S. 185. Die Redact.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
