| Titel: | Neues Verfahren zur Bereitung des negativen photographischen Papiers; von Gust. Legray. | 
| Fundstelle: | Band 123, Jahrgang 1852, Nr. XXXVIII., S. 238 | 
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                        XXXVIII.
                        Neues Verfahren zur Bereitung des negativen
                           photographischen Papiers; von Gust. Legray.
                        Aus den Comptes rendus, Decbr. 1851, Nr.
                              23.
                        Legray's Verfahren zur Bereitung des negativen photographischen
                           Papiers.
                        
                     
                        
                           Wer sich mit der Darstellung von Lichtbildern auf Papier beschäftigt hat, weiß wie
                              schwer es ist, ein Papier von guter Qualität zu erhalten welches die chemischen
                              Zubereitungen auf gleichförmige Weise annimmt. Nach zahlreichen Versuchen ist es mir
                              gelungen, so zu sagen jedem Papier eine Leimung zu geben, welche diesem Uebelstand
                              vollständig abhilft. Diese neuen Papiere gewähren hinsichtlich der Sicherheit und
                              Leichtigkeit der Operationen so große Vortheile, daß sie bald allgemein angewandt
                              werden dürften.
                           Die Substanz welche zu dieser Leimung dient, ist das Jungfernwachs. Man erhält
                              Jungfernwachs in einem großen flachen Gefäße bei 80° Reaumur geschmolzen; man
                              taucht das Papier bis zur vollständigen Tränkung hinein. Dann zieht man es heraus,
                              und nachdem man das Blatt zwischen mehrere Bogen Fließpapier gelegt hat, fährt man
                              über diese mit einem mäßig heißen Eisen, damit sich das überschüssige Wachs in das
                              Fließpapier zieht. Ein gut präparirtes Blatt darf keinen glänzenden Punkt auf seiner
                              Oberfläche zeigen und muß vollkommen durchsichtig seyn.
                           Dieses Papier taucht man in eine heiße Auflösung von:
                           
                              
                                 ReiswasserMan
                                          läßt in einer Porzellanschale 250 Gramme Reis in drei Kilogr.
                                          destillirtem Wasser kochen und seiht das Ganze durch eine feine
                                          Leinwand.
                                    
                                 1000
                                 Grammen
                                 
                              
                                 Milchzucker    
                                     40
                                       
                                    „
                                 
                              
                                 Jodkalium
                                     15
                                       
                                    „
                                 
                              
                                 Cyankalium
                                       8
                                 Decigramme
                                 
                              
                                 Fluorkalium
                                       5
                                       
                                    „
                                 
                              
                           Nach halbstündigem Verweilen zieht man das Blatt heraus und läßt es trocknen, indem
                              man es an einem Eck aufhängt.
                           Das Blatt wird hierauf in eine klare Auflösung von essig-salpetersaurem Silber
                              getaucht, welche besteht aus:
                           
                              
                                 destillirtem Wasser
                                 300
                                 Gramme
                                 
                              
                                 salpetersaurem Silber
                                   20
                                      „
                                 
                              
                                 krystallisirbarer Essigsäure
                                   24
                                      „
                                 
                              
                                 Thierkohle
                                     5
                                      „
                                 
                              
                           
                           Die Thierkohle macht das Papier empfindlicher, und entfärbt die schon benutzten
                              Auflösungen.
                           Das Blatt muß drei Minuten in dieser Auflösung bleiben, und um seiner Berührung mit
                              der Flüssigkeit sicher zu seyn, reibt man die zwei Oberflächen des Blattes mit einem
                              Pinsel. Das Papier wird hernach mehrmals mit destillirtem Wasser gewaschen, endlich
                              zwischen Fließpapier gut getrocknet.
                           Nach diesen zwei Zubereitungen kann man das Papier sogleich in die camera obscura bringen. Es läßt sich mehr als vierzehn
                              Tage an einem dunkeln Ort ohne Veränderung aufbewahren. In dieser Hinsicht hat es
                              einen großen Vorzug vor allen bisher bekannten photographischen Papieren. Nach der
                              Exposition in der camera obscura ist es nicht nothwendig
                              das Bild sogleich mittelst Gallussäure zum Vorschein zu bringen. Man kann ohne
                              Nachtheil bis zum Abend oder nächstfolgenden Tag und sogar bis zum darauffolgenden
                              warten. Dieses neue Verfahren erleichtert daher sehr die Operationen auf Reisen.
                           Die Gallussäure-Auflösung besteht aus 1 Gramm Gallussäure, 5 Decigrammen
                              salpetersauren Silbers und 200 Gram, destillirten Wassers. Das Bild wird wie
                              gewöhnlich mit unterschwefligsaurem Natron fixirt.
                           Ich habe der (franz.) Akademie der Wissenschaften eine Reihe nach diesem Verfahren
                              dargestellter Lichtbilder übergeben; dasselbe ist so leicht ausführbar, daß ich an
                              einem Tage oft 25 oder 30 Bilder anfertige.Der Verfasser, Maler und Photograph in Paris, hat eine Broschüre unter dem
                                    Titel: Nouveau traité théoretique et
                                       pratique de photographie sur papier et sur verre herausgegeben, aus
                                    welcher wir Auszüge mittheilen werden.A. d. Red.