| Titel: | Ueber eine neue Einrichtung der Stempelhämmer mit Federn von vulcanisirtem Kautschuk, erfunden von Joh. Schmerber Sohn, Maschinenbauer zu Tagolsheim (Oberrhein). | 
| Fundstelle: | Band 123, Jahrgang 1852, Nr. LVI., S. 330 | 
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                        LVI.
                        Ueber eine neue Einrichtung der Stempelhämmer mit
                           Federn von vulcanisirtem Kautschuk, erfunden von Joh. Schmerber Sohn, Maschinenbauer zu
                           Tagolsheim (Oberrhein).
                        Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
                                 Mulhouse, Nr. 112, S. 145.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Schmerber's Stempelhämmer mit Federn von vulcanisirtem
                           Kautschuk.
                        
                     
                        
                           Seit der Erfindung der Stempel-, Stampf- oder Dampfhämmer sind erst
                              wenige Jahre verflossen und schon findet man sie in den meisten metallurgischen
                              Werkstätten eingeführt. Die Leichtigkeit des Betriebes, der senkrechte Fall des
                              Hammers, und die Möglichkeit jeden Schlag nach den Erfordernissen der Arbeit zu
                              reguliren, haben diese Maschinen für die Grob- und Zeugschmiede unentbehrlich
                              gemacht. Zum Ausrecken von Stäben und zur Bearbeitung gewöhnlicher Stücke von
                              geringerer Schwere sind sie jedoch nicht zweckmäßig; die große Anzahl gleich starker
                              Schläge in der Minute, welche bei diesen Arbeiten erforderlich ist, erheischt
                              kostbare, verwickelte und leicht in Unordnung gerathende Dampfvertheilungen. Dieser
                              Nachtheil und der Umstand, daß man die Dampfkessel in der Nähe der Stempel anbringen
                              muß, waren die Veranlassung, daß man den Hämmern mit Helm bis jetzt den Vorzug gab,
                              wenn Stücke von gewöhnlicher Größe ausgeschmiedet werden sollen.
                           Beibehaltung der Vortheile der Dampf-Stempelhämmer und
                                 Erfindung eines Systems, welches durch eine beliebige Triebkraft bewegt werden
                                 kann, zugleich aber den Bedingungen genügt, welche die Hämmer mit Helmen
                                 erfüllen: dieß war der Zweck, welchen ich zu erreichen suchte.
                           Mehrere Maschinenbauer haben denselben Zweck bereits auf andere Weise zu erreichen
                              gesucht, allein wegen verschiedener, sogleich zu erörternder Gründe, konnten die von ihnen
                              construirten Hämmer nicht in Aufnahme kommen.
                           Eine von diesen Einrichtungen besteht darin, den Hammer mittelst einer Rolle zu
                              heben, gegen welche man nach Belieben den Helm drückt; die Schläge können dadurch
                              aber weder regelmäßig noch rasch genug seyn; wenn der Hammer nicht sehr hoch gehoben
                              wurde, so fällt er mit zu geringer Wirkung nieder.
                           Bei den übrigen Einrichtungen wird der Hammer durch einen Hebedaumen gehoben; dabei
                              zeigt sich aber eine große Schwierigkeit, welche durch die Maschinenbauer, die sich
                              mit dieser Construction beschäftigten, nicht vermieden wurde; nämlich der ungeheure
                              Druck auf den Hebedaumen, welcher dadurch entsteht, daß der Hammer augenblicklich in
                              Geschwindigkeit versetzt wird. Dieser Druck ist bei den Stempelhämmern noch
                              bedeutender als bei den Hämmern mit Helm, indem bei diesen das Holz wegen seiner
                              Biegsamkeit die Zeit verlängert, während welcher der Hammer seine Geschwindigkeit
                              erlangt. Bei dem Stempelhammer kann nur die Welle nachgeben, und diese ist bei einer
                              solchen Maschine natürlich stets sehr kurz. Es folgt daraus, daß wenn man den
                              Stempelhammer mit der Geschwindigkeit eines Helmhammers betreiben will, alle Theile
                              bald aus ihrer Lage kommen und zerbrechen müssen.
                           Eine andere, noch nicht genügend gelöste Schwierigkeit besteht in der Feder, welche
                              zur Beschleunigung des Falles des Hammers erforderlich ist. Eine hölzerne Feder
                              zweckmäßig anzubringen ist unmöglich, da dieß die Form der Maschine nicht zuläßt.
                              Stahlfedern aber halten die Anstrengung nicht aus, die ein rascher und
                              ununterbrochener Gang des Hammers veranlaßt, und sie würden daher steter Reparaturen
                              oder Auswechselung bedürfen.
                           Bei meinen neuen Systemen von Stempelhämmern, welche durch Hebedaumen bewegt werden,
                              habe ich die oben erwähnten Schwierigkeiten durch Anwendung von Federn aus
                              vulcanisirtem Kautschuk zu heben gesucht. Ueberhaupt wird diese Substanz wegen ihrer
                              merkwürdigen Elasticität noch eine große Rolle in den Gewerben spielen. In Folge des
                              ihr einverleibten Schwefels (welcher beiläufig den vierten Theil ihres Gewichts
                              beträgt), behält sie mit sehr geringen Abweichungen, von der niedrigsten Temperatur
                              bis zu einer solchen von 150° C. (120° R.) gleiche Zusammensetzung und
                              gleiche Elasticität bei. Die Federn von vulcanisirtem Kautschuk haben ein geringes
                              Gewicht und nehmen wenig Raum ein, leisten aber einen bedeutenden Widerstand und
                              sind sehr elastisch. Um dieselbe Leistung hervorzubringen, sind Stahlfedern aus platten Schienen von
                              wenigstens fünfzigmal größerem Gewicht erforderlich, welche drei- bis viermal
                              soviel kosten.
                           Bei meinem ersten System (Fig. 1–3) brachte ich
                              zum Schwächen der Stöße des Hebedaumens in dem Hammer eine Feder von vulcanisirtem
                              Kautschuk an, gegen welche der Daumen wirkt. Die Folge davon ist, daß der Hammer die
                              Geschwindigkeit nicht plötzlich, sondern nach und nach und während eines
                              wahrnehmbaren Zeitraumes erlangt, d.h. während der Zusammendrückung und Ausdehnung
                              der Feder. – Um mir Rechenschaft von dem Druck auf den Hebedaumen zu geben,
                              habe ich durch vorläufige Versuche die Zusammendrückung des Kautschuks, welche einer
                              gewissen Anzahl verschiedener Belastungen entsprechen, bestimmt.
                           Ich war daher im Stande Kurven zu entwerfen, welche das Gesetz der Zusammendrückung
                              für jede Größe der Kautschukscheiben angeben. Ich habe gefunden, daß diese Curven
                              fast vollkommene Hyperbeln sind, für welche man die Gleichungen leicht finden kann.
                              Die in Fig. 7
                              abgebildete Curve betrifft die Feder für einen Hammer von 150 Kilogrammen (315
                              kölnische Pfunde); die Zusammendrückungen sind auf der Linie AB angegeben und der Druck durch die Senkrechten,
                              welche auf dieser Basis errichtet sind.
                           Die Kautschukscheiben bilden eine Länge von 262 Millimetern, welche unter einer
                              Belastung von 1500 Kilogr. um 135, unter einer Belastung von 900 Kilogr. um 112
                              Millimeter verkürzt wird u.s.w. Die von mir angewendeten Federn erleiden eine
                              anfängliche Zusammendrückung, welche bei dem vorliegenden Beispiele 15 Millimet.
                              beträgt. Indem ich während des Ganges des Hammers die größte Zusammendrückung der
                              Feder beobachtete, fand ich, daß sie ungefähr 100 Millimeter betrug. Suchen wir nun
                              mittelst der Curve den entsprechenden Druck, so finden wir 950 Kilogr. Wir wollen
                              uns jetzt Rechenschaft von dem Druck geben, welchen der Hebedaumen zu tragen hätte,
                              wenn er den Hammer ohne Hülfe der Feder aufwerfen müßte: da der 150 Kilogr. schwere
                              Hammer im Maximum 150 Schläge in der Minute zu machen hat, und der Halbmesser des
                              Heblings 0,17 Met. beträgt, so ist die mittlere Geschwindigkeit, womit sich der
                              letztere bewegt, v = 2,65 Met. Der Einfachheit wegen
                              nehmen wir an, daß keine Verschiedenheit der Geschwindigkeit vor und nach dem Stoße
                              stattfindet, und daß daher der Hammer mit der Geschwindigkeit von 2,65 Met. gehoben
                              wird.
                           Es sey f die veränderliche Kraft, welche der Hebedaumen
                              während des Stoßes ausübt.
                           
                           ds sey das Element des Weges, welchen ein Punkt
                              des Schwungrades – der von der Achse der Welle eben so weit entfernt ist als
                              der Halbmesser des Daumens lang ist – durchlief, während die Kraft f wirkte.
                           dx Element des Rückganges des Daumens, welcher der
                              Kraft f unterworfen ist, die Stellung angenommen, welche
                              er ohne Torsion und Biegung der Welle einnehmen würde.
                           ds' Element der Zusammendrückung des Metalles am
                              Berührungspunkt des Daumens.
                           Construiren wir nun die Gleichung für die Arbeit oder Wirkung, so erhalten wir:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 123, S. 332
                              
                           Da aber ds = xp +
                              ds', so reducirt sich die Gleichung auf
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 123, S. 332
                              
                           Da nun nach Morin die Pfeile, welche ein der Biegung und
                              der Torsion unterworfener Körper annimmt, proportional diesen Kräften sind, so
                              folgt, daß wenn wir die größte von dem Daumen bewirkte Kraft F nennen, wir haben:
                           1/2 m v² = Fx/2.
                           Da die Welle nicht lang seyn kann, so ist die Größe x
                              sehr klein, d.h. höchstens 2 bis 3 Millimeter. Nehmen wir diesen letztern Werth an,
                              so haben wir
                           F = m v³/x = (107 . 40)/0,003 = 35800 Kilogr.
                           Berechnet man nun nach den gebräuchlichen Formeln die Dimension welche die Welle
                              haben muß, um dieser Torsionskraft zu widerstehen, so findet man den sehr
                              bedeutenden Durchmesser von 0,25 Met. Die Kraft von 35800 Kil. ist mehr als das
                              37fache von 950 Kil., welche auf den Hebedaumen einwirken, wenn er, statt direct zu
                              wirken, auf den Hammer mittelst der Kautschukfeder wirkt. Dieß beweist, daß ein
                              Stempelhammer nach meinem System weit weniger angestrengt wird, als einer mit
                              directem Aufwurf, und daß sämmtliche Theile, um den gehörigen Widerstand leisten zu
                              können, keine außerordentlichen Dimensionen erfordern.
                           
                           Ein anderer Vortheil, welcher aus dem Einbringen einer Kautschukfeder in den Körper
                              des Hammers hervorgeht, ist eine wesentliche Ersparung an Triebkraft.
                           Man weiß, daß bei dem Stoß zweier Körper die moleculären Wirkungen eine Arbeitsgröße
                              absorbiren gleich 1/2 (MM'
                              v²)/(M + M) wobei M die Masse des
                              gestoßenen und M' diejenige des stoßenden Körpers ist.
                              Bei einem Hammer ist M' viel größer als M, wegen der Masse des Schwungrades; es nähert sich
                              daher M'/(M + M) der Einheit, und die Kraft welche die moleculären
                              Verdrängungen veranlaßte, ist nahezu gleich 1/2 M
                                 v². Wären beide Körper vollkommen elastisch, so würde dieser Effect
                              gänzlich zurückgegeben werden, aber das Eisen hat diese Eigenschaft bei weitem
                              nicht. Nach den von mir gemachten Versuchen, welche Jeder wiederholen kann, gibt das
                              Eisen beim Stoß nur etwa ein Viertel von der Kraft zurück, die auf dasselbe
                              eingewirkt hat. Es folgt daraus, daß bei einem Stempelhammer ohne Feder durch den
                              Stoß des Hebedaumens 0,75. 1/2 M v² von der
                              Leistung verloren geht. Der vulcanisirte Kautschuk, welcher weit elastischer als das
                              Eisen ist, gibt wenigstens drei Viertel von der auf ihn einwirkenden Kraft zurück,
                              weßhalb man nur 0,25. 1/2 M v² verliert. Durch
                              Anwendung dieser Substanz erspare ich daher eine Kraft, welche gleich (0,75 –
                              0,25) 1/2 M v² ist. Bei einem Hammer von 150
                              Kil., wie wir ihn hier annehmen, beträgt dieß 27 Kilogrammeter auf den Schlag; und
                              da 150 Schläge in der Minute erfolgen, 67 Kilogrammeter in der Secunde. Es wird also
                              fast ein Dampfpferd an Kraft erspart.
                           Im obern Theil des Maschinengestelles habe ich eine zweite Kautschukfeder angebracht,
                              welche den Zweck hat den Hammer zurückzutreiben, nachdem ihn der Hebedaumen
                              verlassen hat.
                           Um die Durchmesser des Schwungrades, der Welle und der Riemenscheiben so viel als
                              möglich zu vermindern, wende ich nur einen einzigen Daumen an. Diese Einrichtung
                              gestattet mir außerdem, in dem Schwungrade ein Gegengewicht anzubringen, welches
                              seine größte Wirksamkeit während des Hubes des Hammers hat. Dadurch vermindere ich
                              die Unregelmäßigkeiten der Geschwindigkeit bedeutend, und es wird auch der
                              Treibriemen sehr erleichtert. Ich gebe dem Schwungrade mit Inbegriff des
                              Gegengewichts nur das 2 1/2 fache Gewicht des Hammers, und einen äußern Halbmesser
                              welcher der dreifache von demjenigen des Hebedaumens ist.
                           
                           Ein wesentlicher Punkt bei den Hämmern ist, daß man die Stärke der Schläge leicht
                              verändern kann. Bei den ältern Einrichtungen erreicht man diesen Zweck durch
                              Abänderungen der Geschwindigkeit des Motors, daher in den Eisenhütten meistens eben
                              so viele Treibmaschinen als Hämmer in Gang sind. Man war folglich zu sehr großen
                              Ausgaben genöthigt, brauchte sehr viel Platz, und da die Triebkraft getheilt war, so
                              konnte sie nicht vortheilhaft benutzt werden. Diese Nachtheile sind es auch, welche
                              die meisten Maschinenbau-Werkstätten verhinderten, Hämmer in ihren Schmieden
                              anzubringen.
                           Ich suchte daher bei meinen neuen Hammer-Einrichtungen die Abänderung der
                              Stärke und der Anzahl der Hammerschläge, ohne Veränderung der Geschwindigkeit des
                              Motors zu erreichen. Meine Stempelhämmer können folglich in beliebiger Anzahl und
                              mit andern Werkzeugsmaschinen durch eine einzige Treibmaschine in Bewegung gesetzt
                              werden.
                           Ich habe die Aufgabe auf eine sehr einfache Weise gelöst, indem ich neben der
                              Treibrolle eine Leerrolle von gleichem Durchmesser anbrachte. Will man die Starke
                              der Schläge vermindern, so läßt man den Laufriemen mehr oder weniger auf die
                              Leerrolle übergehen. Diese Bewegung erfordert keine Kraft und ist sehr schnell zu
                              machen. Man vermindert dadurch mehr oder weniger die Zugkraft des Laufriemens. In
                              dem Augenblick wo der Hebedaumen den Hammer faßt, gleitet der Riemen auf der
                              Treibrolle und der Hammer wird langsamer aufgeworfen. Man kann so in sehr kurzer
                              Zeit die Stärke der Schläge beträchtlich vermindern. Da die Rollen gut polirt sind,
                              so haben die Laufriemen eine lange Dauer.
                           Die Hämmer meines ersten Systems eignen sich hauptsächlich
                              zu den Schmiedearbeiten in den Maschinenbau-Werkstätten, zum Zängen der
                              Luppen aus den Frischfeuern, und zum Ausrecken starker Stäbe. Die Anzahl der
                              Schläge, welche diese Hämmer machen, beträgt höchstens 180 in der Minute.
                           Zum Ausrecken mittelstarker und feiner Stabeisensorten und der Stahlstäbe, zum
                              Ausschmieden der Platinen zu Schaufeln, Sensen und zu verschiedenen anderen
                              Zeug- und Blankschmiede-Arbeiten ist es wegen des schnellen Abkühlens
                              dieser dünnern Gegenstände nöthig, eine sehr große Anzahl von Schlägen zu geben. Zu
                              diesem Zweck habe ich mein zweites System von
                              Stempelhämmern construirt, welche 150 bis 600 Schläge in der Minute machen
                              können.
                           Der Hebedaumen ist nicht nach einer Kreisevolvente, sondern nach einer Spirale
                              construirt, und hebt daher den Hammer mit geringer Geschwindigkeit.  Um den Druck auf den Hebedaumen
                              bei dem Auswerfen des Hammers zu vermindern, lege ich auf die Schwelle des
                              Hebedaumen-Lagers mehrere Scheiben von vulcanisirtem Kautschuk, welche ein
                              Setzen des Lagers um mehrere Millimeter gestatten.
                           Der Hammer hebt sich nicht frei, wie bei dem ersten Systeme, sondern er drückt
                              während seines Aufwurfs gegen eine Feder von Kautschuk, in welcher daher eine Kraft
                              angesammelt wird, die im Verhältniß zu dem anfänglichen Zusammendrücken der Feder
                              steht. Der Hammer fällt nicht nur durch die Wirkung seines eigenen Gewichts nieder,
                              sondern seine Geschwindigkeit wird auch durch die Ausdehnung der Feder bedeutend
                              erhöht.
                           Die Abänderung der Anzahl der Schläge wird auf dieselbe Weise bewirkt wie bei dem
                              vorhergehenden System, und diejenige der Stärke der Schläge dadurch, daß man die
                              Feder mehr oder weniger anzieht.
                           Um stets einen recht sichern Schlag zu haben, wie er für die Arbeit, wozu diese
                              Hämmer bestimmt sind, erforderlich ist, werden sie in geneigten Culissen geführt,
                              welche man nach Maaßgabe ihrer Abnutzung wieder nähern kann; die nach diesem System
                              eingerichteten Hämmer können ohne Bedenken zu den angestrengtesten Arbeiten benutzt
                              werden; so ist in der von mir geleiteten Hütte zu Tagolsheim ein Hammer dieses
                              Systems im Betriebe, der seit vier Monaten Tag und Nacht arbeitet und nur Sonntags
                              still steht, wobei er durchschnittlich in 24 Stunden mehr als 400,000 Schläge
                              macht.
                           Schließlich halte ich es für nöthig, einige Bemerkungen über die Unterhaltung der
                              Federn von vulcanisirtem Kautschuk und über deren Dauer mitzutheilen.
                           In der ersten Zeit nach meiner Erfindung habe ich die Kautschukscheiben mittelst
                              Gußeisenscheiben von einander getrennt; aber die geringe Haltbarkeit dieser
                              letzteren veranlaßte mich sie aufzugeben; ich ersetzte sie zuerst durch messingene
                              Scheiben, und dann durch eiserne, welche die zweckmäßigsten sind. Die
                              Kautschukscheiben dürfen aber die metallenen nicht unmittelbar berühren; sie bleiben
                              sonst an denselben hängen, werden angegriffen und nutzen sich sehr bald ab. Um
                              diesen Nachtheil zu vermeiden, rieb ich die Kautschukscheiben zuvörderst mit
                              trockenem Graphit ein, wodurch die Abnutzung sehr vermindert wurde. Um aber ein noch
                              besseres Resultat zu erlangen, habe ich zwischen den Kautschuk und das Metall recht
                              glatte, nichtmetallische Körper, wie Glanzpappe, lackirtes Leder, dicke lackirte
                              Leinwand gelegt. Die Wirkung derselbe war der Art, daß die Kautschukscheiben erst
                              nach langer Zeit ausgewechselt zu werden brauchten.
                           
                           So geht der 70 Kilogr. schwere Hammer bei den HHrn. Stehelin und Comp. zu
                              Bitschweiler schon sechs Monate lang mit den selben Federn, welche 17 Franken
                              kosten. In der Hütte zu Tagolsheim hat man bis jetzt zum Verschmieden von 1000
                              Kilogr. Luppenstücken in Schmiedeisen aller Art nur 0,116 Kilogr. Kautschuk, oder
                              für 1,97 Fr. verbraucht. Da aber die Federn der in dieser Hütte im Betriebe
                              stehenden Hämmer schlechte Verhältnisse haben, indem es die ersten von mir
                              construirten Stempelhämmer waren, so ist jener Geldwerth für die neuern und bessern
                              Hämmer viel zu hoch.
                           Um dem vulcanisirten Kautschuk eine lange Dauer zu sichern, müssen die Federn eines
                              im lebhaften Betriebe stehenden Hammers alle sechs Stunden gereinigt werden. Noch
                              zweckmäßiger ist es, eine Feder welche sechs Stunden lang im Betriebe war, durch
                              eine andere, gereinigte und bei Seite gestellte zu ersetzen. Während die neue
                              Garnitur in Wirksamkeit ist, finden die Schmiede Zeit, die herausgenommene Feder zu
                              reinigen und zu schmieren.
                           Um meinen Stempelhämmern den Grad der Einfachheit, Festigkeit und Vollkommenheit zu
                              verleihen, welchen sie jetzt haben, mußte ich drei Jahre lang Versuche machen, da
                              ich mich bei ihrer Construction weder auf theoretische Regeln noch auf Erfahrungen
                              stützen konnte. Erst nachdem ich 17 verschiedene Hämmer erbaut und sie täglich
                              beobachtet hatte, gelangte ich dahin, allen Theilen derselben die Form und
                              Dimensionen zu geben, welche sie gegen Abnutzung und Brüche am besten schützen.
                           Diese Versuche haben mich in den Stand gesetzt, jetzt Stempelhämmer zu erbauen,
                              welche allen Anforderungen vollkommen Genüge leisten.
                           
                        
                           Beschreibung der Abbildungen.
                           Erstes System von Stempelhämmern, Fig. 1 bis 3.
                           Fig. 1 Aufriß;
                              Fig. 2
                              Seitenansicht; Fig.
                                 3 Durchschnitt nach ab, Fig. 1.
                           M eiserner Hammerkörper.
                           C Hebedaumen, welcher an der Welle A befestigt ist.
                           G Becher von verstahltem Eisen, gegen welchen der Daumen
                              wirkt und der sich in dem Cylinder O des Hammers
                              bewegt.
                           t Stange, über welche die Kautschukscheiben c geschoben sind, welche durch die eisernen Scheiben r centrirt sind.
                           P Treibrolle.
                           
                           F Leerrolle, auf welche man mittelst des Hebels L den Treibriemen mehr oder weniger schiebt, wenn man
                              die Stärke der Hammerschläge vermindern will.
                           V Schwungrad, in welchem das Gegengewicht Q angebracht ist, das den Laufriemen erleichtern
                              muß.
                           B Kolben, auf welchen eine zweite Kautschukfeder drückt,
                              die den aufgeworfenen Hammer zurücktreibt.
                           a Aufhalter, der von dem Hebel L' bewegt wird.
                           L' Hebel, welcher, wenn er gehoben wird, mit dem
                              Aufhalter a den herabfallenden Hammer faßt und ihn
                              aufhält. Der Hebedaumen bewegt sich dann leer in dem Schlitz des Hammers.
                           L'' Hebel, welcher gehoben werden muß, wenn der Hammer
                              wieder in Betrieb gesetzt werden soll. Der kleine, an der Treibrolle P befestigte Hebedaumen c
                              berührt alsdann den Hebel L''; man hält die Hand dagegen
                              und der Hebel L' muß sich senken. Der Aufhalter a geht folglich zurück und der Hammer kommt wieder in
                              Gang.
                           Zweites System von Stempelhämmern, Fig. 4 bis 6.
                           Fig. 4 Aufriß;
                              Fig. 5
                              Seitenansicht; Fig.
                                 6 senkrechter Durchschnitt der obern Feder.
                           M eiserner Hammerkörper.
                           C Hebedaumen an der Welle A.
                           a Stück von Gußstahl, welches in dem Hammer befestigt
                              ist und auf das der Hebedaumen wirkt, um den Stempel zu heben.
                           R Kautschukscheiben, welche unter dem Lager S angebracht sind und dazu dienen, den Stoß des
                              Hebedaumens zu schwächen.
                           G eiserner, über dem Hammer angebrachter Becher, der
                              sich in dem gußeisernen Cylinder O bewegt.
                           t Stab, auf welchen die durch die eisernen Scheiben r centrirten Kautschukscheiben c geschoben sind.
                           g kleiner Becher, welcher den Stab t in der Mitte erhält.
                           v Schraube, um der Feder eine größere oder geringere
                              anfängliche Spannung zu geben, wodurch die Stärke der Hammerschläge bestimmt werden
                              kann.
                           V Schwungrad mit dem Gegenwicht Q. P Treibrolle.
                           F Leerrolle.
                           L Hebel zum Richten des Treibriemens, wenn die Anzahl
                              der Hammerschläge vermindert werden soll.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
