| Titel: | Mittel zur sichern Unterscheidung des Neusilbers oder anderer silberähnlicher Legirungen vom ächten Silber, so wie der unächten von der ächten Vergoldung und Versilberung auf Metallen; vom Münzwardein Fr. Rößler in Frankfurt a. M. | 
| Fundstelle: | Band 123, Jahrgang 1852, Nr. LXIV., S. 366 | 
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                        LXIV.
                        Mittel zur sichern Unterscheidung des Neusilbers
                           oder anderer silberähnlicher Legirungen vom ächten Silber, so wie der unächten von der
                           ächten Vergoldung und Versilberung auf Metallen; vom Münzwardein Fr. Rößler in
                           Frankfurt a. M.
                        Aus dem großherzogl. hessischen Gewerbeblatt,
                           1852, Nr. 1.
                        Rößler, über ein Mittel zur sichern Unterscheidung des Neusilbers
                           etc.
                        
                     
                        
                           Nicht wissend, ob dieses von mir seit Jahren geübte Verfahren bekannt sey, finde ich
                              mich aufgefordert, dasselbe hiermit zu veröffentlichen, indem ich hoffe daß es
                              manchem erwünscht und von Nutzen seyn dürfte, der sich mit dem Einkauf von solchen
                              metallenen Gegenständen abgibt; wenigstens kann ich dieses Verfahren als erprobt
                              empfehlen.
                           Das Princip gründet sich auf die Bildung von Chlorsilber bei silberhaltigen oder
                              versilberten Metallen mittelst Salpeter- und Salzsäure, ferner auf die
                              Auflösbarkeit der unächten Vergoldung bei Anwendung von
                              reiner Salpetersäure. Die Operation geschieht auf
                              einem guten Probirsteine mittelst zweier Säuren, wovon die eine reine salzsäurefreie
                              Salpetersäure (Scheidewasser), die andere reine Salzsäure ist, und bildet der Stein
                              und die beiden Säurefläschchen nebst einem Stückchen Löschpapier den ganzen zur
                              Probe nöthigen Apparat. Den Probirstein wähle man von gehöriger Härte und versehe
                              die wohlverpfropften Gläschen mit einem spitzigen Glasstäbchen; auch findet man
                              solche hierzu geeignete Gläschen unter dem Namen Goldprobirgläschen im Handel
                              vor.
                           Um einen Gegenstand auf Silber oder auf dessen Gegenwart zu untersuchen, hat man
                              zunächst auf dem Probirstein einen kräftigen, etwa 1 Linie breiten Strich zu machen,
                              bei Versilberungen jedoch den Gegenstand wiederholt auf dem Stein abzureiben, so daß
                              man eine gehörige Menge des Ueberzuges auf einem kleinen Raume vereinigt. Den Strich
                              bedecke man mit einem Tropfen Scheidewasser, worauf er sogleich verschwindet; fügt
                              man der benetzten Stelle ein Tröpfchen Salzsäure zu, so erscheint eine milchige
                              käsartige Färbung, wenn das gestrichene Metall silberhaltig oder versilbert war, und
                              wird diese Färbung durch das gebildete Chlorsilber erzeugt. Dieselbe ist, selbst bei
                              einem Gehalt von
                              zweilöthig und noch weniger erkennbar, und ist dabei, als sicherstes Kennzeichen,
                              der auf der Oberfläche entstehende ölartige Schimmer bezeichnend, welcher bei keinem
                              andern Metalle zu bemerken ist. Unter vielen auf diese Weise behandelten
                              Metallstrichen hinterlaßt nur Blei eine grauliche Färbung, die aber vollkommen von
                              der des Chlorsilbers zu unterscheiden ist; vor allem mangelt es derselben, wie bei
                              allen andern Metallen, an dem oben erwähnten ölartigen Schimmer auf der benetzten
                              Fläche.
                           Die Prüfung auf ächte Vergoldung erfordert in gleicher Weise, wie bei der
                              Versilberung, eine Anzahl Striche des Ueberzuges von dem zu untersuchenden
                              Gegenstande, welche man dann nur mit einem Tropfen reinen Scheibewassers zu bedecken
                              hat. War die Vergoldung ächt, so bemerkt man mit bloßem Auge – und noch
                              besser mit einer Loupe – die zurückgebliebenen Goldstriche, zuweilen auch
                              herumschwimmende Goldflitterchen; bei jeder unächten Vergoldung werden die Striche
                              jedesmal spurlos verschwinden. Auf dieselbe Weise läßt sich in jedem Metalle das
                              Vorhandenseyn von Gold bis zu einem Gehalt von zwei bis drei Karat erkennen, wenn
                              man den Strich mit reinem Scheidewasser benetzt.
                           Wenn ich diesem Verfahren noch einige Bemerkungen beizufügen habe, so wären es
                              folgende: Man halte sich zur Sicherheit und zur Vergleichung verschiedene Stückchen
                              Metall bereit, deren Legirung man genau kennt, um durch Uebung mit den hiebei
                              vorkommenden Erscheinungen bekannt zu werden. Ferner sorge man für öftere Reinigung
                              des Steines, damit nicht durch das Abwischen der Säure eine Spur von Salzsäure über
                              dessen Oberfläche sich verbreitet, was zu Irrthümern Veranlassung geben könnte. Man
                              wird den Stein deßhalb öfter abwaschen, nachdem man mit verdünnter Salpetersäure die
                              Striche entfernt hat; auch muß der Stein zuweilen nach längerem Gebrauch mit
                              Lindenkohle abgeschliffen und mit einer Mandel abgerieben werden. Endlich ist dafür
                              zu sorgen, daß die anzuwendenden Säuren durch den Gebrauch nicht vermischt oder
                              verunreinigt werden, besonders muß das Scheibewasser stets vollkommen frei von
                              Salzsäure seyn.