| Titel: | Untersuchungen über den Einfluß des Schwefels auf die Beschaffenheit des Roheisens; von Hrn. Janoyer, Betriebsdirector der Hohöfen auf der Orme-Hütte im französischen Loire-Departement. | 
| Fundstelle: | Band 123, Jahrgang 1852, Nr. LXXXV., S. 441 | 
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                        LXXXV.
                        Untersuchungen über den Einfluß des Schwefels auf
                           die Beschaffenheit des Roheisens; von Hrn. Janoyer, Betriebsdirector der Hohöfen auf der
                           Orme-Hütte im französischen Loire-Departement.
                        Aus den Annales des mines, 4te Reihe, Bd. XX S.
                              359.
                        Janoyer's Untersuchungen über den Einfluß des Schwefels auf das
                           Roheisen.
                        
                     
                        
                           Der Gegenstand dieser Abhandlung sind Versuche, die ich in der Absicht angestellt
                              habe, um den Einfluß des Schwefels auf die Beschaffenheit des Roheisens
                              nachzuweisen.
                           In allen metallurgischen Schriften, welche von der Einwirkung der einfachen, nicht
                              metallischen Substanzen auf das Roheisen handeln, findet man die Bemerkung, daß die
                              schwefelhaltigen Erze die Neigung haben, bei ihrem Verschmelzen im Hohofen weißes
                              Roheisen zu erzeugen, aber Niemand hat bis jetzt die Art und Weise der Wirksamkeit
                              in demjenigen Falle nachgewiesen, der mich zu diesen Untersuchungen veranlaßte. Man
                              nimmt im Allgemeinen an, daß der Schwefel das Roheisen zu leichtflüssig mache und
                              daß es daher nur wenig geneigt sey, sich in graues Roheisen zu verwandeln.
                           Diese allerdings wahre Erklärung reicht jedoch nicht aus, denn bekanntlich kann man
                              mit phosphorhaltigen, folglich sehr leichtflüssigen Erzen, recht gut dunkelgraues
                              Roheisen produciren. Die Erze von Villebois im Ain- und von Tremblois im
                              Departement der obern Saone z.B., welche aus losen Bohn- und Linsenerzen
                              bestehen, haben sehr gute Resultate gegeben. Außer der großen Leichtflüssigkeit, muß
                              man auch eine chemische Einwirkung des Schwefels auf den Kohlenstoff des Roheisens
                              annehmen, wodurch das Eisen entkohlt wird.
                           Die Beschickung, welche in den Hohöfen der im Loire-Becken liegenden Ormehütte
                              durchgesetzt wird, besteht hauptsächlich aus zwei Erzsorten, nämlich aus:
                           Dichtem Brauneisenstein von Privas im
                                 Ardèche-Departement.
                           
                              
                                 Thonerde
                                   16,55
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   70,05
                                 
                              
                                 Kalkerde
                                     5,88
                                 
                              
                                 Wasser und flüchtige Stoffe
                                     7,52
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           
                           Thoneisenstein; (Sphärosiderit) aus dem
                                 Steinkohlengebirge.
                           
                              
                                 Thonerde
                                 73,15
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                 37,02
                                 
                              
                                 Schwefeleisen
                                   5,98
                                 
                              
                                 Kalkerde
                                   0,86
                                 
                              
                                 Talkerde
                                   0,55
                                 
                              
                                 Wasser und flüchtige Stoffe
                                 42,00
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,56
                                 
                              
                           Das erstere Erz ist dicht, von mittlerer Reducirbarkeit, aber bedeutender
                              Leichtflüssigkeit; das zweite ist sowohl leicht reducirbar, als auch leichtflüssig,
                              dagegen aber sehr schwefelhaltig. Beide haben thonige Gangart.
                           Beide Erzsorten, der Thoneisenstein geröstet, boten, den Schwefelgehalt
                              unberücksichtigt gelassen, alle wesentlichen Bedingungen für die Darstellung eines
                              grauen, grobkörnigen und porösen Roheisens dar, und um den Schwefel und das
                              Silicium, wovon jener große Leichtflüssigkeit und dieses Sprödigkeit veranlaßt,
                              möglichst unschädlich zu machen, benutzte ich einen starken Kalkzuschlag. Dadurch
                              wird die Bildung von Schwefelcalcium und von Kalksilicat erleichtert und die
                              Abscheidung jener beiden, dem Roheisen so nachtheiligen Substanzen begünstigt.
                           Nachdem die Gichten eingegangen waren, erfolgte einen Tag lang ein sehr graues
                              Roheisen und ein garer und regelmäßiger Gang. Allein er änderte sich sehr bald, das
                              Roheisen wurde halbirt, dann strahligweiß und endlich luckig- und
                              körnig-weiß, während der Gang stets gut und regelmäßig blieb.
                           Eine unvollständige Reduction, eine Schmelzung vor derselben, wegen des
                              leichtflüssigen Schwefeleisens in dem Thoneisenstein, hatte ich nicht zu fürchten;
                              denn die Schlacke war weiß, steinig und enthielt keine Spur von Eisenoxyd. In der
                              Atmosphäre fanden keine Veränderungen statt, es blieb gleich warm, der Gebläsewind
                              behielt dieselbe Pressung, das Brennmaterial blieb sich fortwährend gleich; nichts
                              bezeichnete die erwähnte Veränderung bei den Producten.
                           Anfänglich schrieb ich die beobachtete Veränderung einer Abkühlung des Gestelles zu,
                              die von der Bildung der außerordentlich basischen Schlacke, welche ich
                              hervorzubringen suchte, herrührte.
                           
                           Ihre Analyse ergab:
                           
                              
                                 Kieselerde
                                   34,50
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   18,00 (ohne Spuren von Eisen)
                                 
                              
                                 Kalk- und Talkerde
                                   47,00
                                 
                              
                                 Schwefel
                                     0,13
                                 
                              
                                 Verlust
                                     0,37
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Um eine minder basische und leichtflüssigere Schlacke zu erhalten, brach ich am
                              Zuschlag ab, ohne an der Erzbeschickung das Geringste zu verändern.
                           Der Gang blieb fortwährend gaar und regelmäßig, allein anstatt sich zu verbessern,
                              wurde das Roheisen immer kälter; beim Ausströmen aus dem Hohofen machte es ein
                              knisterndes Geräusch und erstarrte sehr bald. Zerschlagen zeigte es einen
                              grobkörnigen und zuweilen porösen (luckigen) Bruch. Kurz, es zeigte überall die
                              Kennzeichen eines bei einem kalten oder rohen Gange erzeugten, unvollkommen
                              gekohlten Roheisens, unerachtet die äußern Kennzeichen des Betriebes, wie Schlacke,
                              Gichtstamme etc., das Gegentheil angaben.
                           Indem ich nun an dem Zuschlage abbrach, ohne die übrigen Elemente der
                              Schlackenbildung zu verändern, stellte ich in dem Gestell die Hitze wieder her,
                              welche die Bildung der zu basischen Schlacke entziehen konnte. Andererseits machte
                              ich weit mehr Schwefel frei. Da sich nun das Product immer mehr verschlechterte, so
                              mußte ich dieß dem Schwefel allein zuschreiben.
                           Der Bezirks-Oberbergingenieur Hr. Gruner zu Nantes, dem ich meine Beobachtungen mittheilte, war
                              ebenfalls der Meinung, daß das Weißwerden des Roheisens davon herrühre, daß ihm ein
                              Theil des Kohlenstoffs in Form von Schwefelkohlenstoff entzogen und Wärmestoff durch
                              Verflüchtigung dieses Körpers latent geworden sey.
                           Darauf stellte ich verschiedene synthetische Versuche an, um diese Art der Einwirkung
                              des Schwefels auf den Kohlenstoffgehalt des Roheisens zu bestätigen, wozu Hr.
                              Grüner die meisten Angaben
                              machte.
                           3 Gramme eines schönen grauen, grobkörnigen Roheisens wurden mit Königswasser
                              behandelt und die Auflösung mit Chlorbaryum gefällt. Ich erhielt dadurch 0,02 Gr.
                              schwefelsauren Baryt, d.h. 0,0027 Schwefel oder 0,09 Proc. vom Gewicht des
                              Roheisens.
                           Da ich nun den Schwefelgehalt genau kannte, so stellte ich folgende Schmelzversuche
                              an:
                           
                           1) 32 Gr. von demselben Roheisen mit 0,64 Schwefelkies in vollkommenen Krystallen,
                              ohne Gangart, d.h. 2 Proc. von dem Gewicht des Roheisens.
                           2) 40 Gr. mit 0,40 Schwefelkies oder 1 Proc. von dem Roheisengewicht. Diese
                              Schmelzversuche sollten zeigen, ob dieses Roheisen, nachdem es weiß geworden, mehr
                              Schwefel enthalte und in welchem Verhältniß derselbe zu- oder abnehme, je
                              nachdem man mehr oder weniger Schwefelkies angewendet hat.
                           Nachdem die Substanzen geschmolzen waren und eine gehörige Flüssigkeit erlangt
                              hatten, nahm ich den Deckel von dem Tiegel und bemerkte glänzende Kügelchen, von
                              einem viel intensivem Weiß als das geschmolzene Metall; dieselben entwickelten sich
                              zwischen den Wänden des Tiegels und dem Metallkegel und verschwanden als sie mit der
                              Luft in Berührung traten, indem sie an diesem Punkte eine sehr wesentliche
                              Temperaturverminderung bewirkten.
                           Nachdem die Entwickelung aufgehört hatte, ließ ich das Roheisen in dem Tiegel, in
                              welchem ich es geschmolzen hatte, sehr langsam erkalten, um versichert zu seyn, daß
                              das Weißwerden nicht von einem plötzlichen Abkühlen herrühre.
                           Unerachtet dieser Vorsicht, zerriß das bis jetzt ruhig gebliebene und mit einer
                              ebenen Oberfläche versehene Roheisen nach allen Richtungen, ließ ein starkes
                              Knistern hören und bedeckte sich mit einer rauhen Rinde. Diese trennte sich zum
                              Theil von dem Metall und zeigte an allen Punkten die Kennzeichen eines körnigen
                              Roheisens, welches durch eine unvollständige Kohlung bei einem schlechten Betriebe
                              hervorgebracht wird. Auf dem Bruch war dieß Roheisen weiß und um so mehr, je größer
                              das Verhältniß des Schwefelkieses war. Auch war es außerordentlich hart, so daß es
                              von einer Gußstahlfeile nicht angegriffen wurde.
                           Nun wurden die beiden weißgemachten Roheisenkönige untersucht; 3 Gr. davon wurden mit
                              Königswasser behandelt und die Auflösung mit Chlorbaryum gefällt.
                           Der erstere ergab 0,19 Gr. schwefelsauren Baryt, also an Schwefel 0,026 Gr., oder
                              0,87 Proc.
                           Der zweite gab 0,10 Gr. schwefelsauren Baryt, worin 0,0133 Schwefel, d.h. 0,46
                              Gewichtsprocente.
                           Man ersieht aus diesen beiden Versuchen, daß das Roheisen nach dieser Schmelzung eine
                              viel größere Menge Schwefel enthält und daß dieser in demselben Verhältniß zunimmt
                              als der zugesetzte Schwefel; denn wir finden in dem erstern König eine fast doppelt
                              so große Quantität Schwefel als in dem zweiten, welcher genau die Hälfte Schwefelkies von dem erstem
                              erhielt. Dieß war gewissermaßen zu erwarten, denn der Schwefelkies verliert in der
                              Hitze die Hälfte des Schwefels, wobei er sich in eine niedrigere Schwefelungsstufe
                              verwandelt; die Verwandtschaft des Schwefels zum Eisen muß aber nothwendig eine
                              Verbindung des frei gewordenen Schwefels mit dem Roheisen herbeiführen.
                           Die Zusammensetzung des Schwefelkieses ist:
                           
                              
                                 Schwefel
                                   54,26
                                 
                              
                                 Eisen
                                   45,74
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Die Tiegelprobe mit eingemengten 2 Proc. Schwefelkies enthielt vor der Schmelzung
                              1,06 Proc. Schwefel. Wenn sich nun durch die Hitze die Hälfte des Schwefels aus dem
                              Schwefelkies entwickelte und mit dem Eisen des Roheisens verband, so hätte ich
                              dieselbe Schwefelmenge finden müssen, wogegen die Analyse nur 0,87 Proc. nachwies,
                              wovon noch 0,09 Proc. abgezogen werden müssen, welche das zur Probe angewendete
                              Roheisen enthielt. Es bleiben alsdann 0,78 Proc. wirklicher Schwefelmenge, die das
                              Roheisen bei dieser Schmelzung mit Schwefelkies aufgenommen hat. Es sind daher bei
                              diesem Proceß 0,28 Proc. Schwefel verloren gegangen.
                           Eben so sind bei dem Versuch mit 1 Proc. Kies-Beimengung, wo die Probe vor dem
                              Schmelzen 0,53 Proc. Schwefel enthielt (wovon sich aber nach der Schmelzung nur 0,46
                              vorfanden, von denen noch 0,09 wie oben abgezogen werden müssen, so daß nur 0,37
                              bleiben) beim Schmelzen 0,16 Proc. Schwefel verloren gegangen.
                           
                              
                                 
                                        Versuch mit2
                                    Proc. Schwefelkies.
                                     Versuch mit1 Proc.
                                    Schwefelt.
                                 
                              
                                 Von der Analyse nachgewiesener
                                    Schwefel
                                       0,87
                                    Proc.
                                      0,46 Proc.
                                 
                              
                                 Schwefelgehalt des eingeschmolzenen
                                    Roheisens
                                       0,09  
                                    „
                                      0,09  
                                    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Von dem Roheisen beim Schmelzen mit
                                    Schwefelkies    aufgenommener
                                    Schwefel
                                       0,78 Proc.
                                      0,37 Proc.
                                 
                              
                                 Der Kies brachte Schwefel in die
                                    Gemenge
                                       4,06  
                                    „
                                      0,53  
                                    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Verlust an Schwefel beim Schmelzen mit
                                    Kies
                                       0,28
                                    Proc.
                                      0,16 Proc.
                                 
                              
                           Aus den Resultaten dieser beiden Versuche läßt sich folgern: 1) daß das Roheisen um
                              so schwefelhaltiger ist, mit je mehr Kies es eingeschmolzen wurde; 2) daß sich ein
                              Verlust an Schwefel nach dem Schmelzen herausstellt, und daß derselbe um so
                              bedeutender ist, je größer das Verhältniß des Kieses war.
                           
                           Nachdem diese Thatsachen festgestellt sind, ist es wahrscheinlich, wo nicht gewiß,
                              daß dieser Theil des Schwefels als flüchtiger Schwefelkohlenstoff entwich, der die
                              glänzenden Kügelchen, welche bei den Versuchen bemerkt wurden, veranlaßte.
                           Um zu einem sichern Beweis zu gelangen, wiederholte ich vergleichungsweise die schon
                              von Hrn. Berthier mit einem
                              Gemenge von Feilspänen von weichem Eisen und Schwefelkies angestellten Versuche.
                           Berthier fand, wenn er gleiche Atome von Eisenfeilspänen
                              und Schwefelkies zusammenschmolz, daß stets eine Bildung von
                              Einfach-Schwefeleisen, ohne irgend einen
                                 Schwefelverlust, erfolge. Ist dieß der Fall, so wird dadurch bewiesen, daß
                              der bei den vorhergehenden Versuchen verlorene Schwefel sich mit dem Kohlenstoff des
                              Roheisens verband und Schwefelkohlenstoff bildete, der entkohlend wirkte, indem er zugleich durch seine Verflüchtigung Wärme
                              latent machte.
                           Ich machte nun einen ersten Versuch, indem ich in einem unausgefutterten Tiegel im
                              Schmiedefeuer 20 Gr. sehr reiner Eisenfeilspäne mit 0,40 Gr. oder 2 Proc.
                              Schwefelkies zusammenschmolz.
                           Um eine geringe Oxydation durch die Luft zu verhindern, die in den Tiegel hätte
                              dringen können, bedeckte ich denselben mit einem Kohksstück. Nachdem die ganze Masse
                              in die Schweißglühhitze gelangt war, nahm ich das Kohksstück ab, um zu sehen, ob in
                              diesem Fall, wie in dem, wo 3 Proc. Kies mit dem Roheisen geschmolzen waren, sich
                              auch glänzende Kügelchen entwickelten. Ich bemerkte jedoch keine solche Erscheinung,
                              sondern die Masse blieb ruhig, und abgekühlt zeigte sie einen dichten, sehr gut
                              geschweißten König. Zerschlagen zeigte derselbe auf dem Bruch hin und wieder
                              gelblichbraunes Schwefeleisen, welches ohne Zweifel lediglich in der Masse
                              eingesprengtes Einfach-Schwefeleisen ist.
                           Dieser erste Versuch war für mich schon ein Beweis der Bildung von
                              Schwefelkohlenstoff beim Schmelzen grauen Roheisens mit Schwefelkies, weil in diesem
                              Fall allein die Entwickelung von glänzenden Kügelchen stattfand.
                           Es wurde aber noch ein anderer Versuch zur quantitativen Bestimmung des Schwefels
                              angestellt.
                           2,31 Gr. recht sorgfältig gereinigte Feilspäne von Eisendraht wurden mit 0,046 Gr.
                              oder 2 Proc. Kies eingeschmolzen. Nachdem sie eine Stunde lang in einer sehr hohen
                              Temperatur erhalten worden waren, wurde der Tiegel herausgenommen und langsam
                              erkalten gelassen, um
                              dieselben Umstände zu haben, wie beim Schmelzen des Roheisens mit Schwefelkies.
                           Ich erhielt einen kleinen, gut geflossenen König, der sich sehr gut mit der Feile
                              angreifen ließ.
                           1,65 Gr. desselben wurden mit Königswasser behandelt; der Angriff erfolgte langsam,
                              aber sehr vollständig und es blieb kein Rückstand. Die Auflösung wurde mit
                              Chlorbaryum gefallt und ich erhielt einen Niederschlag von 0,08 Gr. schwefelsaurem
                              Baryt, d.h. 0,011 oder 1,04 Proc. Schwefel.
                           Nach der Zusammensetzung des Schwefelkieses mußten sich von den 0,046 Gr.
                              Schwefelkies, welche dem Eisen beigemengt wurden, nach der Schmelzung 0,0249 Gr.
                              oder 1,05 Proc. Schwefel finden. Da nun die Analyse 1,04 Proc. ergab, so folgerte
                              ich, wie es auch schon Berthier gethan, daß beim
                              Schmelzen von weichen Eisenfeilspänen mit Kies nie ein Schwefelverlust
                              stattfinde.
                           Daraus ergibt sich, wie ich schon anfänglich bemerkte, daß man die Tendenz der
                              schwefelhaltigen Erze, bei ihrer Zugutmachung weißes Roheisen zu geben, nicht bloß
                              ihrer zu großen Leichtflüssigkeit zuschreiben darf. Die Hauptursache ist die Bildung
                              von Schwefelkohlenstoff, der das Roheisen theilweise entkohlt und eine bedeutende
                              Temperatur-Verminderung veranlaßt, indem der Wärmestoff durch Verflüchtigung
                              jener Substanz latent gemacht wird.
                           Schon oben habe ich bemerkt, daß wenn man graues Roheisen mit verschiedenen
                              Verhältnissen von Schwefelkies zusammenschmilzt, es dadurch verschlechtert und um so
                              schwefelhaltiger wird, je bedeutender das Verhältniß des beigemengten Schwefelkieses
                              ist; zum Beweise dieser Behauptung habe ich Resultate von Versuchen mitgetheilt. Es
                              bleibt nur noch zu zeigen übrig, daß sich im Tiegel reducirtes Eisenerz ebenso gegen
                              den Schwefel verhält, wie das Roheisen während des Hohofenprocesses.
                           Zuvörderst habe ich 20 Gr. Erz von Privas mit 2 Gr. Zuschlag reducirt; dann habe ich
                              das Ganze mit 0,40 Gr. Schwefelkies, d.h. mit 2 Proc. in einem Kohlentiegel
                              beschickt. Das erhaltene Roheisen ließ ich in dem Tiegel selbst sehr langsam
                              erkalten; aber ohnerachtet dieser Vorsichtsmaßregel, war der zerschlagene König auf
                              dem Bruche ganz weiß und auf den Theilen, die mit der Schlacke in Berührung waren,
                              fanden sich gelbe Blättchen von Schwefeleisen. Im Innern zeigte er große
                              Blasenräume, die mit faserigen und kreuzweis übereinanderliegenden Krystallen von
                              Schwefeleisen ausgefüllt waren. Auf dem Bruch der festen Theile des Königs hatte das Roheisen
                              ein körniges Ansehen. Kurz es war sehr schlecht, sehr spröde und gab unter den
                              Hammerschlägen nicht nach.
                           20 andere Gramme von demselben Eisenerzstück von Privas wurden in einem mit
                              Kohlenpulver ausgeschlagenen Tiegel mit 2 Gr. Zuschlag und 0,20 Gr. oder 1 Proc.
                              Schwefelkies reducirt und gaben ebenfalls ein sehr weißes Roheisen, obgleich alle
                              Vorsichtsmaßregeln zur langsamen Erkaltung berücksichtigt worden waren. Der König
                              war ebenfalls, wie im vorhergehenden Falle, blasig und die Höhlungen enthielten
                              faserige Krystalle. Das Roheisen war von schlechter Beschaffenheit und unter dem
                              Hammer spröde. Von dem König der vorhergehenden Probe unterschieb sich der
                              vorliegende nur dadurch, daß die Schwefeleisen-Blättchen zwischen Roheisen
                              und Schlacke gänzlich fehlten.
                           Um nun überzeugt zu seyn, daß in gleichem Falle, d.h. beim Hohofenproceß, der
                              Schwefelkies, oder vielmehr dessen Schwefelgehalt, das Hinderniß der Bildung von
                              grauem Roheisen sey, unterwarf ich 20 Gramme von demselben Erzstück, welches zur
                              Probe gedient hatte, mit derselben Flußmenge, aber ohne Zusatz von Schwefelkies,
                              einer Probe. Das erlangte Roheisenkorn war grau, jedoch nicht graphithaltig; unter
                              Hammerschlägen gab es nach, war auf dem Bruche vollkommen dicht und zeigte nicht,
                              wie die vorhergehenden Körner, Schwefeleisen-Krystalle. Nur mit Hülfe der
                              Loupe erkannte man zwischen Roheisen und Schlacke einige Spuren von
                              Schwefeleisen-Fasern. Bei der Analyse ergaben sich nur schwache Spuren von
                              schwefelsaurem Baryt, die ich ganz unberücksichtigt lassen konnte.
                           Ich habe die beiden Versuche des Schmelzens des Erzes von Privas mit Schwefelkies
                              nochmals wiederholt, um die Menge des Schwefels zu bestimmen, und um zu sehen, ob
                              bei den Proben mit Erz anstatt mit Roheisen das Product ebenfalls um so mehr
                              Schwefel enthalten würde, je größer das Verhältniß des damit zusammengeschmolzenen
                              Schwefelkieses ist, welches alsdann eine allgemeine Regel bei der Zugutemachung
                              kiesiger Erze seyn würde.
                           Die Probe mit eingemengten 2 Proc. Kies ergab bei der Analyse auf 1 Gr. 0,07 Gr.
                              schwefelsauren Baryt, entsprechend 0,0096 Gr. oder 0,96 Proc. Schwefel. Da nun die
                              Beschickung der Probe vor dem Schmelzen 1,06 Proc. Schwefel enthielt, die Analyse
                              aber nur 0,96 Proc. ergab, so fand ein Verlust von 0,10 Proc. statt.
                           Ebenso gab die Probe mit 1 Proc. Kies bei der Analyse von 1 Gr. 0,03 Gr.
                              schwefelsauren Baryt, entsprechend 0,0041 Gr. oder 0,41 Proc. Schwefel. Der
                              Probebeschickung sind aber 0,53 Procent Schwefel im Kiese beigemengt und es ergab sich daher ein
                              Verlust von 0,12 Proc.
                           Man ersieht aus diesen mit Erzen angestellten Proben, daß dabei, so gut wie bei den
                              Proben mit Roheisen, ein Schwefelverlust stattfindet, und daß die erhaltenen
                              Roheisenkörner um so schwefelhaltiger sind, je kiesiger die Erze waren, aus denen
                              sie ausgeschmolzen wurden. Das Verhältniß des Zuschlages blieb dabei stets
                              dasselbe.
                           Um bei dem Verschmelzen kiesiger Erze im Hohofen den nachtheiligen Einfluß auf das
                              Roheisen zu vermindern, erhöhte ich nach und nach das Verhältniß des Kalkzuschlages,
                              ohne an der Erzbeschickung das geringste zu andern; denn nach Berthier (Essais par la voie sèche, t. II,
                                 p. 193) zersetzt der Kalk, mit Hülfe der Kohle, in hoher Temperatur, einen
                              bedeutenden Theil des Schwefelkieses, wobei er sich in Schwefelcalcium verwandelt.
                              Um aber die Flüssigkeit der Schlacke nicht zu benachtheiligen, suchte ich zuvörderst
                              das Maximum der Kalkmenge zu bestimmen, die sie enthalten dürfte. Indem ich Thon und
                              Zuschlagkalk in sehr verschiedenen Verhältnissen zusammenschmolz, führte mich die
                              Erfahrung auf folgende Zusammensetzung, welche man als die nicht zu überschreitende
                              Gränze betrachten muß:
                           
                              
                                 Kieselerde
                                   36,00
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   10,00
                                 
                              
                                 Kalkerde
                                   54,00
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Nach diesem vorläufigen Versuch und indem ich den Zuschlag bei dem Möllerbett des
                              Hohofens nach und nach erhöhte, gelangte ich zu einer weißen, steinigen Schlacke,
                              ohne Spur von Eisenoxyd, deren Zusammensetzung der obigen sehr nahe kam. Hin und
                              wieder nahm man auch ungebundenen, mechanisch mit weggeführten Kalt wahr. Der Gang
                              des Hohofens war stets gut und regelmäßig, das Gestell hatte keine Versetzungen, das
                              Brennmaterial war gut; der bis auf 400° C. erhitzte Wind ersetzte die Wärme,
                              welche diese bedeutende Kalkmenge zu absorbiren vermochte.
                           Unerachtet dieser höchsten Zuschlagsmenge in dem Möllerbett, konnte ich doch den
                              Einfluß des Schwefels nicht gänzlich überwinden, und um ein gutes graues Roheisen zu erzeugen, mußte ich eine bedeutende
                              Menge von dem sehr kiesigen Thoneisenstein der Steinkohlenflötze bei der Beschickung
                              abbrechen.
                           Ich unternahm nun weitere Untersuchungen, um zu sehen was mit dem Schwefel wurde,
                              wobei ich mit Kohlenpulver ausgeschlagene Tiegel anwandte. Ich schmolz zusammen:
                           
                           1) 10 Gr. Erz von Privas mit 5 Gr. Hohofenschlacken, 5 Gr. Zuschlag und 0,20
                              Schwefelkies;
                           2) 10 Gr. von demselben Erz, 5 Gr. Schlacken, 10 Gr. Zuschlag und 0,20
                              Schwefelkies.
                           Indem ich also das Verhältniß des Zuschlags abänderte, wollte ich ermitteln was aus
                              dem Schwefel wurde.
                           Beide Proben gelangen vollkommen. Erstere gab eine hellgraue, glasige und gut
                              geflossene Schlacke; in dem ganzen Theile, welcher das Roheisenkorn bedeckte,
                              bemerkte man eine ziemlich harte, gelblichweiße, dichte Substanz mit ebenem Bruch,
                              die in der Schlacke eingesprengt war. Das Roheisenkorn war ganz weiß, es hatte einen
                              sehr unregelmäßigen und sehr porösen Bruch, mit kleinen faserigen
                              Schwefeleisen-Krystallen. Auf der Schlacke zeigten sich drei kleine, von dem
                              großen Korn getrennte Roheisenkörner, welche dem entkohlenden Einfluß des Schwefels
                              entgangen waren, denn mit der Loupe und selbst mit bloßem Auge sah man große
                              Graphitblättchen und das Roheisen war gänzlich schwarz. Da das Gemenge von Erz,
                              Zuschlag und Kies nicht ganz genau hergestellt war, so blieb eine geringe Erzmenge
                              gegen den Einfluß des Schwefels geschützt, während letzterer auf das Hauptkorn sehr
                              stark eingewirkt hatte.
                           Bei der Analyse gab dieses weiße Roheisen auf 1 Gr. 0,009 Gr. schwefelsauren Baryt,
                              d.h. 0,001242 Gr. Schwefel, oder 0,1242 Procent.
                           Die zweite Probe enthielt eine doppelt so große Zuschlagmenge, das Maximum für die
                              Flüssigkeit der Schlacke; sie gab eine graulichweiße Schlacke, sehr regelmäßig jene
                              gelblichweiße Substanz enthaltend, welche bei der vorhergehenden Probe nur in der
                              Schlacke eingesprengt vorhanden war. An gewissen Stellen war ihr Ansehen sehr
                              deutlich gelb und schimmernd. Der feuchten Luft ausgesetzt, zerfiel sie zum Theil in
                              einen feinen Staub und gab sehr viel Aetzkalk. Unerachtet der großen Anziehung, die
                              eine so bedeutende Kalkmenge auf den Schwefel aus- üben mußte, war doch das
                              Roheisen ganz weiß, hatte ein körnig poröses Ansehen, zeigte aber keine Krystalle
                              von Schwefeleisen. Unter dem Hammer ließ es sich weit besser behandeln, als das der
                              vorhergehenden Probe. Es ließ sich nur schwer zerpulvern und wurde im Mörser weit
                              eher zu Plättchen als zu Pulver zerstoßen. Obgleich es weiß war, konnte man doch
                              eine Verbesserung seiner Festigkeit wahrnehmen.
                           Bei der Analyse gab dieses weiße Roheisen auf 1 Gramm nur 0,005 Gr. schwefelsauren
                              Baryt, d.h. 0,00069 Gr. Schwefel, oder 0,069 Proc., also fast die Hälfte weniger als
                              die vorhergehende Probe.
                           
                           Man ersieht aus diesen beiden entscheidenden Versuchen, daß die Menge des Schwefels
                              in einem Roheisen in dem Maaße abnimmt, als der Kalkgehalt der Schlacke zunimmt, daß
                              es aber in gewissen Fällen unmöglich ist, ihn gänzlich wegzuschaffen, ohne daß die
                              Flüssigkeit der Schlacke zu sehr leidet.
                           Bei der mit 10 Gr. Erz von Privas, 5 Gr. Schlacke, 5 Gr. Zuschlag und 0,20 Gr.
                              Schwefel dargestellten Probe bemerkte ich, daß die Schlacke in dem das Korn
                              bedeckenden Theil ganz gelblichweiß und dicht, ihr übriger Theil aber glasig und
                              ganz unähnlich war.
                           Die Analyse des erstem Theils der Schlacke zeigt, wenn man die bedeutende constatirte
                              Schwefelmenge berücksichtigt, daß der Schlacke Schwefel-Calcium beigemengt
                              ist, und die Stelle, welche das Schwefelcalcium ausschließlich über dem geweißten
                              Roheisen einnimmt, liefert den Beweis, daß sich dieses Sulfurid durch den aus dem
                              Roheisen verdampften Schwefel bildete.
                           Zusammensetzung dieser Schlacke.
                           
                              
                                 Kieselerde
                                 40,07
                                 
                              
                                 Eisenoxyd und Thonerde
                                 15,00
                                 
                              
                                 Kalkerde
                                 43,75
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   0,50
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,32
                                 
                              
                           Wenn man nun das analytische Resultat der letztern Probe, welche 0,069 Proc. Schwefel
                              vom Gewicht des Roheisens gab, mit dem Schwefel vergleicht, der in einem
                              dunkelgrauen Roheisen gefunden wurde (0,09 Proc.), so sieht man deutlich, daß man
                              das Weißwerden nicht dem mit dem Roheisen verbundenen Schwefel zuschreiben darf.
                              Letzterer würde nämlich ein Schwefelkohlenstoff-Eisen bilden und das
                              Ausscheiden des Graphits verhindern. Durch das Entweichen des Schwefels wird eine
                              sehr bedeutende Wärmemenge latent, wie zwei Versuche gezeigt haben, welche man auf
                              die Art machte, daß man zuerst graues Roheisen und dann Feilspäne von weichem Eisen
                              mit Schwefelkies zusammenschmolz. Der Schwefel kann sich aber mit dem Kohlenstoff
                              nur zur Bildung des sehr flüchtigen Schwefelkohlenstoffs vereinigen. Daher das
                              Weißmachen mittelst zweier gleichzeitiger Wirkungen, einerseits Entziehung eines
                              Theils des Kohlenstoffs im Roheisen und andererseits Temperaturverminderung durch
                              Verflüchtigung des gebildeten Schwefelkohlenstoffs.
                           Was nun den Punkt in dem Hohofen betrifft, in welchem sich der Schwefelkohlenstoff
                              bildet, so dürfen wir annehmen, daß dieß in der ganzen Höhe von dem Punkt an der
                              Fall ist, wo die Rothglühhitze beginnt. Lampadius
                              entdeckte den Schwefelkohlenstoff, indem er Schwefelkies mit Kohle zur Rothglühhitze
                              brachte und dieser Bedingung entspricht ein Hohofen vollkommen. Andererseits weisen
                              die Analysen der Hohofengase von Ebelmen und Bunsen das Vorhandenseyn des Schwefelkohlenstoffs in
                              demselben nicht nach; jedoch bemerkt Ersterer, daß der Schwefel wahrscheinlich als
                              Schwefelkohlenstoff, jedoch in sehr unbedeutender Menge, in dem Gase vorkomme. Das
                              Nichtvorhandenseyn desselben läßt sich durch seine reducirende Einwirkung auf das
                              Eisenoxyd erklären; er würde sich also bei seiner Bildung zerfetzen, und dabei
                              Schwefeleisen und Kohlenoxyd erzeugen.
                           Es kann aber auch der Fall seyn, daß die Kiese, indem sie in der Hitze die Hälfte
                              ihres Schwefels verlieren, diesen an das schon reducirte Eisen abgeben und letzteres
                              in Einfach-Schwefeleisen verwandeln, ohne daß Schwefelkohlenstoff entsteht;
                              man gelangt so zu demselben Resultat, d.h. zur Verwandlung des Eisens in
                              Einfach-Schwefeleisen, während seines Durchganges durch den Schacht und die
                              Rast.
                           Da der Zuschlag noch nicht alle Kohlensäure verloren hat, so zeigt er für den
                              Schwefel keine hinreichende Verwandtschaft, um das sich fortwährend bildende
                              Einfach-Schwefeleisen zersetzen zu können. Erst in der Gegend der Formen,
                              wenn der Zuschlag gänzlich in Aetzkalk und zum Theil in Calcium verwandelt ist,
                              veranlaßt die Verwandtschaft des Kohlenstoffs im entstehenden Zustande (als Graphit)
                              in Verbindung mit derjenigen des Kalks zum Schwefel, die Zersetzung eines Theiles
                              des Einfach-Schwefeleisens. Es bildet sich dann Schwefelkohlenstoff auf
                              Kosten des Kohlenstoffs im Roheisen und dadurch wird auch Wärmestoff latent gemacht.
                              Ein anderer Theil des Schwefels verbindet sich mit dem Calcium.
                           Der sich im Gestell selbst bildende Schwefelkohlenstoff muß von dem Winde zum Theil
                              verbrannt werden. Es entstehen dadurch Kohlensäure und schweflige Säure; letztere
                              veranlaßt die Bildung von Schwefeleisen und Schwefelcalcium, erstere verwandelt sich
                              in Kohlenoxyd. Das Verhältniß des Schwefelcalciums wird um so bedeutender seyn, je
                              mehr Kalk in der Beschickung vorhanden ist.
                           Aus dieser letztern Beobachtung läßt sich eine für die Praxis sehr nützliche
                              Folgerung machen, die bereits von Hrn. Berthier (a. a. O.) erwähnt wurde. Um Roheisen mit dem Minimum des
                              Schwefelgehalts zu produciren, sind Schlacken mit dem Maximum des Kalkgehals
                              erforderlich.
                           
                           Der Gang des Ofens muß auch möglichst gaar seyn, um die Ausscheidung des Graphits und
                              folglich die Bildung des Schwefelkohlenstoffes zu erleichtern, der als Mittel dient,
                              um den Schwefel aus dem Roheisen in die Schlacke gelangen zu lassen.
                           Die von mir beobachteten Thatsachen sind also folgende:
                           1. Entwickelung glänzender Kügelchen zwischen den Tiegelwänden und dem Metallkorn,
                              wenn man graues Roheisen mit Schwefelkies zusammenschmilzt – eine
                              Erscheinung, die sich nicht zeigt, wenn man Eisenfeilspäne mit demselben Kies
                              schmilzt.
                           2. Verlust von Schwefel durch das Schmelzen desselben grauen Roheisens mit
                              Schwefelkies – ein Verlust, der nicht stattfindet, wenn man Späne von weichem
                              Eisen unter denselben Umständen einschmilzt.
                           3. Daher offenbare Verbindung des Schwefels mit einem Theil des Kohlenstoffs im
                              Roheisen und Weißwerden dieses letzteren durch Entziehung von Kohlenstoff in Form
                              von Schwefelkohlenstoff und durch den bei dessen Verflüchtigung latent werdenden
                              Wärmestoff.
                           4. Zunahme des Schwefels in dem Roheisen, welches aus kiesigen Erzen ausgebracht
                              wurde; diese Zunahme ist um so bedeutender, je größer die Schwefelmenge in der
                              Beschickung ist, während der Kalkgehalt in den Schlacken sich gleich bleibt.
                           5. Sehr bedeutende Verminderung des Schwefels im Roheisen durch überschüssigen
                              Kalkgehalt in den Schlacken und durch einen sehr gaaren Gang, ohne daß dagegen das
                              Roheisen ganz grau wird, wenn der Schwefelgehalt groß ist.
                           ––––––––––
                           Neuerlich ist man dahin gelangt, durch nasse Aufbereitung oder durch Waschen der
                              SteinkohlenPolytechn. Journal Bd. CXVIII S.
                                       365. den Hohofenbetrieb und seine Producte sehr zu verbessern. Man vermindert
                              durch jene Behandlung den in den Steinkohlen vorhandenen Schwefelkies und die sie
                              verunreinigenden erdigen Theile, so daß die Einwirkung des Schwefels auf den
                              Kohlenstoff großentheils verhindert und der Wärmeeffect des Brennmaterials erhöht
                              wird.
                           
                           Dieß wird z.B. durch das Nachstehende bewiesen. Bei dem Hohofenbetrieb der Ormehütte
                              haben die Kohks von den Gruben der Péronnière bei
                              Rive-de-Gier, deren man sich jetzt bedient, weit bessere Resultate
                              gegeben, als gewisse Kohks von St. Etienne, weil letztere mehr Schwefelkies als jene
                              enthalten. Die Kohks von der Concession Péronnière ergaben im Mittel
                              von vielen Versuchen:
                           
                              
                                 Asche
                                   12,50
                                 
                              
                                 Schwefel
                                     0,28
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                   87,22
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Die Kohks von Chaney bei St. Etienne enthalten:
                           
                              
                                 Asche
                                   12,00
                                 
                              
                                 Schwefel
                                     0,64
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                   87,36
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Obgleich nun letztere Kohks dem Ansehen nach sehr gut sind, so konnte man mit
                              denselben doch nicht so gutes graues Roheisen erzeugen, weil sie 0,36 Proc. Schwefel
                              mehr enthielten als die erstern. Der Kohlenstoff-Gehalt beider ist gleich und
                              die Asche ist in beiden Kohksarten von gleicher Beschaffenheit.
                           (Der Uebersetzer fügt bei, daß er Gelegenheit hatte, bei
                              einem Hohofenbetriebe mit Kohks aus sehr kiesigen, aber aufbereiteten Staubkohlen,
                              viele von den Erscheinungen zu beobachten, welche der Verfasser dieser wichtigen
                              Arbeit wahrgenommen hat und beschreibt. Nur konnte er sich nie so genaue
                              Rechenschaft von diesen Erscheinungen geben, als sie Hr. Janoyer sich durch feine synthetischen und
                              analytischen Proben verschaffte.
                           Der Uebersetzer hat die feste Ueberzeugung, daß beim Hohofenbetriebe mit kiesigen
                              Erzen oder Steinkohlen ein kräftiges Gebläse, erhitzter Wind, ein hoher Wallstein,
                              um die Hitze im Gestell zu erhalten, sowie ein starker Kalkzuschlag die besten
                              Mittel zur Bekämpfung des Schwefels, dieses bösen Feindes des Eisenhüttenmannes,
                              sind.)