| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 123, Jahrgang 1852, Nr. , S. 243 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber Gebrechen und Uebelstände der bestehenden
                              dampfconsumirenden Apparate; von Carl Kohn, Civilingenieur.
                           Fast in allen Fabriken, in denen Dampf zur Verrichtung verschiedener Manipulationen
                              verwendet wird, kann jeder unbefangene sachverständige Beobachter Gebrechen und
                              Uebelstände wahrnehmen, welche theils in der Art den Dampf zu erzeugen und
                              fortzuleiten, theils in der Benützung der abgehenden Dämpfe ihren Grund haben. Das
                              Vorkommen solcher Uebelstände kann aber nicht überraschen, wenn man den gewöhnlichen
                              Vorgang bei der Anlage und dem Bau der Dampf erzeugenden und consumirenden Apparate
                              näher ins Auge faßt.
                           In der Regel hängt schon die Wahl der Form des Dampfkessels, sowie seiner
                              Dimensionen, von dem zufälligen Wunsche des Fabrikherrn oder von dem Gutdünken des
                              die Fabrik einrichtenden Ingenieurs ab; und es wird selten schon beim Beginne der
                              Anlage darauf hingearbeitet, die Größe der Feuerfläche der Dampfkessel mit der bei
                              den einzelnen Manipulationen benöthigten Dampfmenge und mit dem für diese Dampfmenge
                              erforderlichen Wasserquantum in ein richtiges Verhältniß zu bringen. Die natürliche
                              Folge dieses zufälligen, ohne bestimmte Anhaltspunkte gewählten Größenverhältnisses
                              der Dampfkessel, ist die schon bald nach dem Beginne der Fabrication fühlbare
                              Unzulänglichkeit der Dampferzeugungsapparate, welchem Mangel man durch die
                              neuerliche Aufstellung eines oder noch mehrerer Kessel abzuhelfen sich bemüht, und
                              so kommt es, daß man oft statt der ursprünglichen 2 Dampfkessel, 4, 6, 12, ja selbst
                              16 Dampfkessel von je 12 bis 24 Pferdekräften in einem Kesselhaus unterbringen muß,
                              deren sämmtliche Feueressen in den ursprünglich erbauten Schornstein zusammengeführt
                              werden. Nickt weniger unsicher und willkührlich ist die Art der Einmauerung des
                              Kessels, die Bestimmung der Anzahl der durch die Kessel gelegten Feuerröhren, sowie
                              die Anordnung der Hauptdampfleitungsröhren mit ihren Absperrvorrichtungen. Bedenkt
                              man aber, daß die Menge des zur Erreichung eines bestimmten Zweckes verwendeten
                              Brennmaterials, nicht nur von der vortheilhaftesten und zweckmäßigen Benützung des
                              Brennmaterials selbst und somit von der Einmauerung des Dampfkessels, sondern auch
                              von dem richtigen Verhältnisse der Dampfspannung zu der gewünschten Leistung
                              abhängt, so wird man zugeben müssen, daß in allen diesen Richtungen sichere
                              Anhaltspunkte fehlen und leider auch nicht gesucht werden.
                           Schreiber dieses deutete auf diesen Umstand bereits in einer (im polytechnischen
                              Journal Bd. CXX S. 233 aufgenommenen)
                              Miscelle unter dem Titel: „Kleine Dampfkessel mit
                                    sehr hohem Druck“ hin, und indem er sich erlaubt hier
                              denselben Gegenstand in Erinnerung zu bringen, will er sich vorläufig darauf
                              beschränken, einen sehr oft vorkommenden Fehler der gewöhnlich im Gebrauch stehenden
                              Absperrvorrichtungen und ein nicht minder wichtiges und nachtheiliges Versehen, das
                              bei Benützung der abgehenden Dämpfe häufig bemerkt werden kann, zu besprechen, und
                              späteren Mittheilungen die Angabe der Mittel, wie seiner Meinung nach den bei
                              dampfconsumirenden Apparaten gerügten Mängeln abgeholfen werden könnte,
                              vorbehalten.
                           Zum Absperren der verschiedenen Dampfleitungen bedient man sich entweder der
                              Sperrventile, die auf mannigfache Art construirt seyn können, oder der Hähne. In den
                              meisten Fabriken in Oesterreich ist der Gebrauch der Hähne vorherrschend, obwohl die
                              Sperrventile unstreitig den Vorzug verdienen. Die Hähne nützen sich sehr leicht ab
                              und lassen im geschlossenen Zustande beinahe stets etwas Dampf oder Wasser durch.
                              Besonders schwer sind Hähne bei hochgespannten Dämpfen zu schließen und zu öffnen,
                              und es kommt nicht selten vor, daß die Handhaben derselben abgewürgt werden.
                           Ist auch der Grund eines Theils dieser Uebelstände in der Construction der Hähne
                              selbst zu suchen, so läßt sich doch nicht in Abrede stellen, daß die Hauptursache
                              der bei Hähnen in
                              österreichischen Fabriken vorkommenden Uebelstände in der unvollkommenen Ausführung
                              derselben liegt, und daß man bei weitem nicht so oft diesen Gebrechen in
                              französischen oder belgischen Fabriken begegnet. – In Oesterreich werden
                              nämlich die Hähne in der Regel von Gelbgießern fertig gekauft oder bestellt; selten
                              wird von diesen darauf gesehen, daß der Querschnitt der Hahnmündung mit dem
                              Querschnitte des Rohrs übereinstimme, sondern in der Regel ist die Hahnmündung
                              kleiner als die Oeffnung des Rohrs, für welches der Hahn bestimmt ist. Liegt also
                              schon in diesem Mißverhältnisse eine Ursache für sehr fühlbare Uebelstände bei der
                              Anwendung von Hähnen, so wird der daraus entstehende Nachtheil beinahe noch öfter
                              durch den Fehler vergrößert, daß die Metallmasse der Hahnhülse zu der des Hahndornes
                              in gar keinem Verhältnisse steht. Beide Metallkörper dehnen sich nun ungleichförmig
                              aus, sobald sie warm werden, und der Hahn kann, selbst wenn er noch so fleißig
                              ausgearbeitet wäre, nicht mehr dicht seyn.
                           Diese Uebelstände kommen bei unsern in Gebrauch stehenden Hähnen vor, selbst wenn sie
                              gut gearbeitet sind; in den seltensten Fällen sind sie das aber, und die Uebelstände
                              vermehren sich daher noch. In der Regel werden nämlich die Hahnhülsen mit Rundfeilen
                              ausgefeilt oder im günstigsten Falle mit einer Reibahle ausgerieben, welche mit der
                              Feile nach dem Augenmaaße zugearbeitet wurde; der Dorn wird so gut es gehen will,
                              hineingepaßt und zuletzt mit Schmirgel eingeschliffen. Daß mit der Rundfeile selbst
                              der geschickteste Arbeiter den Conus der Hahnhülse nicht genau ausarbeiten kann,
                              braucht Wohl kaum einem Sachverständigen auseinander gesetzt zu werden; es ist aber
                              eben so wenig möglich die Reibahlen mit der Feile so genau zu bekommen, wie es die
                              Ausarbeitung der Hahnhülsen erfordert, und es muß fürwahr streng gerügt werden, daß
                              bei der Ausarbeitung dieser Reibahlen nicht schon lange die viel sicherere
                              Arbeitsmethode der französischen und belgischen Werkstätten auch bei uns Eingang
                              gefunden hat. In Frankreich und Belgien werden nämlich die Reibahlen erst genau
                              gedreht, dann auf Hobelmaschinen gerieft und zuletzt die Schneiden auf einem
                              Plan-Schleifsupport mit Schmirgelscheiben genau geschliffen, während bei uns
                              gewöhnlich das Schleifen der Reibahlen auf dem Schleifsteine nach Augenmaß
                              vorgenommen wird und man sich wenig darum bekümmert, ob die Schneide der Reibahle
                              gerade bleibt oder nicht.
                           Untersucht man die große Menge der in den meisten Fabriken vorräthigen und als
                              unbrauchbar zurückgelegten Hähne, so wird man zur Ueberzeugung kommen, daß die hier
                              gerügten Mängel wirklich von großem Einflusse sind, und daß mancher Aufwand an Zeit,
                              wegen der hierdurch bestehenden Betriebsunterbrechungen und der daraus folgenden
                              Vergeudung von Arbeitskräften, daher auch von Geld, zu ersparen wäre, wenn man dem
                              besprochenen Gegenstande die nöthige Aufmerksamkeit schenken wollte.
                           Die Benützung der abgehenden Dämpfe ist ein weiterer
                              Punkt, dem bisher in den wenigsten Fabriken die nöthige Aufmerksamkeit geschenkt
                              wird, der aber für die haushälterische und sparsame Benützung des Dampfes und daher
                              auch des Brennmaterials von der höchsten Bedeutung ist. Man muß sich wundern, daß in
                              so vielen Fabriken auf Verbesserung der zur Verrichtung von speciellen
                              Manipulationen verwendeten Apparate so viele Mühen und Kosten verwendet werden,
                              während auf diesen Umstand wenig oder gar nicht Rücksicht genommen wird.
                           In der Regel läßt man nämlich die abgehenden Dämpfe, nachdem selbe unzweckmäßig und
                              hindernd verwendet wurden, in die freie Luft entweichen, bevor sie bis zum
                              Aeußersten ihrer Leistungsfähigkeit benützt wurden. In vielen Fabriken, wo die
                              abgehenden Dämpfe auch benützt werden, verfällt man wieder in einen anderen Fehler.
                              Man leitet nämlich sehr oft von sämmtlichen verschiedenartigen dampfconsumirenden
                              Apparaten der Fabrik den abgehenden Dampf in Ein Hauptleitungsrohr von einem
                              Durchmesser, dessen Ziffer gewiß nicht durch Rechnung ermittelt wurde, und verwendet
                              diesen Dampf zur Bodenheizung oder mm Vorwärmen des Speisewassers u.s.w. Nun wird
                              aber in den einzelnen Apparaten Dampf von verschiedener Spannkraft verwendet, daher
                              auch der abgehende Dampf keine gleichförmige Spannkraft hat. Da nun der Dampf mit
                              der größeren Spannkraft den kürzesten Weg sucht, so kommt er sehr häufig durch die
                              Rohrleitung für den abgehenden Dampf in einen Apparat oder zur Maschine, wo er dem
                              directen Dampfe dann entgegenwirkt und nicht selten bedeutende Störungen verursacht.
                              Ja es gibt Fälle, wo dieser zurückwirkende Dampf die Maschine zum Stehen bringt. Kann man sich in einem
                              solchen Falle von der Ursache dieser Wirkung keine genügende Rechenschaft geben, so
                              sucht man natürlich den Fehler anderswo und vergeudet auf diese Art viel Zeit und
                              Geld, ohne dem Uebel gründlich abzuhelfen; nicht selten verzichtet man unter solchen
                              Umständen gänzlich auf die Benützung des abgehenden Dampfes und läßt denselben
                              wieder in die freie Luft strömen. Wenn man auch in den einzelnen Apparaten Dampf von
                              gleicher Spannkraft ursprünglich verbraucht, so sind doch häufig die Dimensionen der
                              Röhren, welche den Dampf von den Apparaten wegleiten, ungleich und verursachen dann
                              die störende Wirkung des aus einem dieser Apparate kommenden Dampfes auf den andern
                              Apparat, so zwar, daß man beide nicht gleichzeitig in regelmäßige Thätigkeit bringen
                              kann. Nur zu oft wird in solchen Fällen die Schuld auf die Apparate geschoben, es
                              wird über schlechte Bedienung von Seite des Lieferanten geklagt, Abänderungen werden
                              gemacht, und gewöhnlich ist dem Uebel nicht zu steuern, wenn nicht zufällig bei
                              diesen Abänderungen das Mißverhältniß bei den Röhrenleitungen des abgehenden Dampfes
                              aufgehoben wird. – Diese und ähnliche Fehler würden leicht zu vermeiden seyn,
                              wenn man mit den nöthigen physikalischen Lehren bekannt, die Wechselwirkungen des
                              dienstbar zu machenden Dampfes gehörig berücksichtigt und schon bei der ersten
                              Anlage einer Fabrik den Naturgesetzen entsprechend, die einzelnen Anordnungen macht.
                              Schreiber dieses will es sich zur Aufgabe machen, in folgenden Artikeln den hier
                              angeregten Gegenstand noch ausführlicher zu besprechen. (Notizen- und
                              Intelligenzblatt des österr. Ingenieur-Vereines, August 1851, Nr. 8.)
                           
                        
                           Ueber die Anwendung des Wasserdampfs zum Feuerlöschen auf
                              Dampfschiffen und in Fabriken; von Hrn. Fourneyron.
                           Die englischen Zeitungen haben uns berichtet, daß das Dampf-Packetboot die
                              „Amazone“, Capitän Simons, am
                              Donnerstag den 2. Januar um 3 1/2 Uhr Nachmittags die Reise nach Ostindien antrat,
                              aber schon neun Stunden nach seiner Abfahrt ein Raub der Flammen wurde, wobei von
                              153 Personen an seinem Bord nur 21 sich retten konnten.
                           Dieses große Unglück wäre leicht zu verhindern gewesen, wenn Jemand daran gedacht
                              hätte, daß man an dem die Maschinen treibenden Dampf ein sicheres Löschmittel zur
                              Hand hatte. Man fuhr nämlich mit vollem Dampf; der Brand entstand in der Nähe eines
                              der Kessel, und man brauchte daher nur den Dampf der Kessel in den ziemlich
                              beschränkten benachbarten Raum zu leiten, in welchem das Feuer ausgebrochen war, und
                              diesen Raum voll Dampf zu erhalten, um das Feuer in kurzer Zeit und ohne große
                              Anstrengung zu löschen.
                           Dieß veranlaßt mich, die erfolgreiche Anwendung des Wasserdampfs zum Feuerlöschen,
                              welche ich im Jahr 1840 in einer Spinnerei machte (polytechn. Journal Bd. LXXIX S. 77), in Erinnerung zu bringen.
                              Seitdem wurde dieses Mittel mehrmals mit gleichem Erfolg angewandt.
                           In die Instructionen der Officiere, welche Dampfschiffe befehligen, sollte daher die
                              Weisung aufgenommen werden, daß sie im Fall eines Brandes mit dem in den Kesseln
                              vorhandenen und sich bildenden Wasserdampf die vom Feuer ergriffenen Räume füllen
                              lassen, sobald Feuer am Bord ausbricht; und daß sie in diesem Falle besorgt seyn
                              müssen, daß Niemand an den Stellen zurückbleibt welche der Dampf einnehmen muß, denn
                              ohne diese Vorsicht, welche leider in der anfänglichen Verwirrung und Bestürzung
                              leicht vergessen werden könnte, würde man nach dem Löschen des Brandes ebensoviele
                              Opfer finden, als der Dampf in den Räumen wohin man ihn leitete Menschen einhüllen
                              konnte. (Comptes rendus, Januar 1852, Nr. 2.)
                           
                        
                           
                           Eine schottische Fabrik zur Verarbeitung von Hörnern und
                              Klauen für Kämme etc.
                           Die Bearbeitung des Hornes bildet in einzelnen Fabrikorten Deutschlands einen
                              wichtigen Erwerbszweig, besonders aber setzt sie in England und Schottland mitunter
                              ausgedehnte Etablissements in Thätigkeit. Es befindet sich z.B. in der überhaupt
                              äußerst gewerbsamen Stadt Aberdeen (Schottland) eine solche Fabrik, die allein in
                              diesen Arbeiten über 600 Personen beschäftigt. Es werden in derselben ungefähr
                              730,000 Ochsenhörner und bei 4,000,000 Pferdehufe jährlich verarbeitet, und zwar zum
                              größten Theil zu den verschiedensten Arten von Kämmen.
                              Aus einer Tonne roher Hörner im Ankaufspreise von 1400 Fr. werden in diesem
                              Etablissement (das von den HHrn. Stewart, Rowell und Comp. betrieben wird) Kämme
                              zum Verkaufspreise von 3750 Fr. erzeugt, somit bleiben 168 Proc. für Arbeitslohn.
                              Eine Tonne Hufe im Ankaufspreis von circa 300 Fr. ergibt
                              einen Werth von 900 Fr. an verarbeiteten Maaren; es kommen somit 200 Proc. auf die
                              Façon oder den Arbeitslohn. Die Arbeitstheilung, die bekanntlich die
                              erfreulichsten Resultate hervorbringen kann, ist hier vollkommen durchgeführt.
                              Beispielsweise sey hier nur des allereinfachsten der dort gefertigten Artikel
                              gedacht, nämlich der kleinen Wickel- oder Papillotenkämmchen, zu deren
                              Anfertigung der Pferdehuf dient. Diese erleiden bis sie vollständig verarbeitet, in
                              Papier verpackt und etiquettirt sind, eilf ganz verschiedene Operationen. Diese Art
                              Kämme wurde noch vor zwanzig Jahren zum en gros Preis
                              von 4 Fr. 35 Cent. per Dutzend verkauft und gilt
                              gegenwärtig nur noch 3 Fr. 10 Cent. das Groß (12 Dutzend), was einer
                              Preisherabsetzung von 1600 Proc. gleichkömmt, die nur durch den vervollkommneten
                              Betrieb herbeigeführt werden konnte. Diese benannte Fabrik allein liefert
                              wöchentlich circa 1200 Groß, d.h. 14,400 Dutzend der
                              verschiedenartigsten Gattungen von Kämmen. Ihre Muster-Collection weist in
                              diesem alleinigen Artikel 1928 verschiedene Sorten auf. In ihren Magazinen sieht man
                              unter anderm als ein Schaustück ein Horn des indischen Büffels, von Siam kommend,
                              ausgestellt. Dieses Horn mißt von der Wurzel bis zur Spitze 5 Fuß, hat an seinem
                              dicken Ende einen Umfang von 16 Zoll und wiegt 12 unserer Pfunde. Das Büffelhorn,
                              das man vorzüglich aus Ostindien bezieht, wird übrigens meistens zu Messergriffen
                              und ähnlichen Artikeln verwendet, besonders für die Manufactur von Sheffield. Zu den
                              Kämmen dagegen gebraucht man vorzugsweise das gewöhnliche Ochsenhorn, das vor allem
                              von den Viehheerden Südamerika's geliefert wird, die, wie bekannt, in Brasilien und
                              den Plata-Provinzen so zahlreich sind, daß man die Rinder fast nur der Häute
                              und ihres Hornschmuckes wegen tödtet, indem man die Knochen und den größten Theil
                              des Fleisches den Hunden und den wilden Thieren überläßt.
                           Nun noch einige, zwar möglichster Kürze unterworfene Bemerkungen über die
                              Verarbeitung dieser anscheinend so ungefügen Stoffe. Durch Circularsägen vorerst
                              zerschnitten, durch Dampf in Oefen besonderer Construction erweicht, gelangen die
                              Hörner unter kräftige Blockpressen, worin die einzelnen Stücke vollkommen
                              abgeplattet werden. Hierauf werden diese Platten je nach dem zu erzielenden Producte
                              in die erforderlichen Formen geschnitten, wieder erweicht, auf kleinern Pressen
                              neuerdings behandelt, und hierauf getrocknet. Den Kämmen werden sodann auf der
                              sinnreichen Lynn'schen Schneidmaschine die Zähne
                              eingeschnitten, was durch dieselbe mit unglaublicher Schnelligkeit geschieht. Dann
                              folgt die weitere Ausarbeitung von Hand, Färbung und Marmorirung durch Säuren und
                              Alkalien u.s.f. Einer ähnlichen Behandlung unterliegen auch die Hufe, nur ist bei
                              ihnen die Anwendung eines bedeutend größern Druckgrades erforderlich. Zu diesem
                              Zwecke finden sich in dem oben erwähnten Aberdeen'schen Etablissement 14 speciell
                              hiefür bestimmte hydraulische Pressen vor. Der übrigen Arten von Pressen besitzt sie
                              gegen 130. Zwei Dampfmaschinen, die eine von 50 Pferdekräften, setzen die
                              verschiedenen mechanischen Einrichtungen in Bewegung. (Schweizerische
                              Handels- und Gewerbe-Zeitung, 1852, Nr. 6.)
                           
                        
                           
                           Die Fabrication künstlichen Leders, von P. Webley in Birmingham.
                           Das künstliche Material, welches als Surrogat für das gewöhnliche Leder dienen soll,
                              bereitet man nach diesem (am 30. Octobr. 1851 für England patentirten) Verfahren aus
                              den Abschnitzeln und Abfällen des Leders. Dieselben werden zuerst einige Zeit in
                              warmes Wasser eingeweicht um sie zu reinigen; man nimmt sie dann heraus, trocknet
                              sie theilweise in einem Centrifugalapparat, und legt sie hernach in eine
                              Leimauflösung, bis sie vollkommen damit gesättigt sind. In diesem gesättigten
                              Zustande werden sie flach und eben in ein Metallgehäuse geschichtet, welches oben
                              offen, an den Seiten und am Boden aber durchlöchert ist, damit der flüssige Theil
                              entweichen kann. Das so gefüllte Gehäuse bringt man nun unter eine kräftige Presse,
                              deren Druckplatte genau in das Innere des Gehäuses paßt, und comprimirt die
                              Lederstücke zu einer compacten Masse, wobei die von denselben zurückgehaltene
                              überschüssige Flüssigkeit entweicht. Die aus der Presse genommene Masse wird
                              getrocknet und dann in einer besondern Maschine mittelst Raspeln und Messern in
                              kleine Theilchen verwandelt, welche man hierauf mit heißem Wasser behandelt, um den
                              vorher angewandten Leim aufzulösen. Nachdem das Material vollkommen erweicht ist,
                              nimmt man es in breiartigem Zustande heraus, wäscht und trocknet es im
                              Centrifugalapparat. In diesem Zustand wird es in Trögen von Drahttuch ausgebreitet,
                              die man in geheizte Kammern stellt. Nachdem das Material auf diese Art gut
                              getrocknet worden ist, vermischt man es mit Gutta-percha (oder Kautschuk);
                              letztere wird zu diesem Zweck in einem mit Dampfgehäuse versehenen Kessel erweicht,
                              das getrocknete Material zugesetzt und durch Umrühren ihr vollkommen einverleibt.
                              Nachdem die Mischung geschehen ist, läßt man den Boden des Gefäßes, welches wie ein
                              Kolben geformt ist, in die Höhe steigen, welcher die Composition mit sich nimmt, die
                              dann aus einem geeigneten Canal austritt und zwischen Walzen gelangt, um zu einem
                              Blatt ausgewalzt zu werden. (Practical Mechanic's
                                 Journal, Januar 1852, S. 226.)
                           
                        
                           Anwendungen von Mercer's Verfahren Baumwollenstoffe vorzubereiten.
                           Bei dem Besuche der Londoner Ausstellung fand ich unter den aus England ausgestellten
                              Producten der Druckerei sehr verschiedene Proben von gefärbten und gedruckten
                              Baumwollenstoffen, welche nach Mercer's im polyt. Journal Bd.
                                 CXXI S. 438 beschriebenen Verfahren vorbereitet worden waren.
                           Mercer behandelt die Stoffe mit caustischer Lauge in der
                              angegebenen Weise, wodurch dieselben dichter werden. Dieses Dichterwerden benutzt
                              derselbe, um Tricot und Strumpfwaren so zu verdichten, wie es auf keine andere Weise
                              möglich ist, und es ist dieß für viele Fälle von großem Werth.
                           Eine andere Anwendung ist die, um aus ganz glatter weißer Waare gemusterte weiße
                              herzustellen. Er bedruckt nämlich die Stoffe in Mustern oder Streifen mit
                              caustischer Lauge, läßt dieselbe eintrocknen und setzt die Stoffe heißen
                              Wasserdämpfen aus. Die mit der Lauge imprägnirten Stellen laufen ein, sie bleiben
                              glatt, während die nicht eingelaufenen Stellen durch das Zusammenziehen der ersteren
                              ganz kraus werden. Der dadurch erzielte Effect ist namentlich beim Bedrucken mit
                              glatten Streifen ein äußerst überraschender. Ein Mädchenhut aus solchem Zeuge war
                              ausgestellt.
                           Wichtiger als dieß ist aber der gewaltige Unterschied, welcher sich in den Farben
                              zeigt, die auf so behandelter und auf gewöhnlicher Waare gedruckt, gefärbt sind.
                              Dieselben fallen bei ersterer immer fast zweimal so dunkel aus; es zeigen dieß die
                              in den verschiedensten Weisen bedruckten Proben, von denen die Hälfte vorbereitet,
                              die andere unvorbereitet mit einem Muster, mit denselben Farben bedruckt sind. Dieser Punkt war
                              namentlich in der Küpenfärberei auffallend: bei einer
                              Probe darin zeigte sich dieselbe noch einmal so dunkel. W. Grüne. (Deutsche Muster-Zeitung, 1851 Nr. 7.)
                           
                        
                           Ueber den sogenannten Fleischzwieback; von Hrn. Jomard.
                           Man wünschte längst ein Nahrungsmittel zu besitzen, welches bezüglich seines Gewichts
                              und Volums sehr tragbar ist, überdieß sich in allen Klimaten conservirt, ohne eine
                              Veränderung zu erleiden, dabei angenehm schmeckt und hinreichend nährend wirkt. Ein
                              solches ist das von Hrn. Gail
                                 Borden
                              jun. in Texas ersonnene Nahrungsmittel (worüber bereits
                              im polytechn Journal Bd. CXXII S. 308
                              berichtet wurde); es besteht aus dem besten Weizenmehl und allen nährenden Theilen
                              des Rindfleisches. Auf der Londoner Ausstellung befanden sich Proben davon; nachdem
                              die Mitglieder der Jury für Nahrungsmittel selbst mehrere Versuche gemacht hatten,
                              um sich von den nährenden Eigenschaften des Fleischzwiebacks zu überzeugen, schritt
                              man zur Analyse desselben im Laboratorium des Hrn. Dr.
                              Lyon-Playfair. Derselbe machte drei Analysen
                              von Stücken (welche nicht durch den Aussteller, sondern von Prof. Wilson aufs Gerathewohl ausgewählt
                              worden waren) und erstattete dann der Jury einen Bericht, worin er sagt:
                           
                              „Dieses Präparat ist von ausgezeichneter Beschaffenheit, und es gab bisher
                                 kein analoges. Ich mußte mich überzeugen, ob der thierische Theil sich darin in
                                 vollkommen gesundem Zustande und frei von aller Fäulniß befindet; dieß hat sich
                                 herausgestellt. Ueber den Vortheil dieser Verbindung der thierischen Nahrung mit
                                 der mehligen Nahrung bleibt kein Zweifel; das Stärkmehl wurde mittelst Säure in
                                 Zucker und dann in Alkohol umgesetzt, welchen letztern man in beträchtlicher
                                 Menge erhielt, ein Beweis, daß die Beimischung der thierischen Substanz in der
                                 Art geschah daß sie die Güte des ihr zugesetzten Mehls nicht beeinträchtigte;
                                 das Stärkmehl erlitt keine Veränderung, was unter dem Einfluß einer faulenden
                                 thierischen Substanz der Fall hätte seyn müssen. Die Analyse des
                                 Fleischzwiebacks gab 4,90 stickstoffhaltige Substanzen und 31,85
                                 Fleischbestandtheile.“
                              
                           Auf diesen Bericht hat die Jury der Londoner Industrie-Ausstellung dem
                              Erfinder des Fleischzwiebacks eine der fünf großen Medaillen zuerkannt, welche für
                              die Classe der Nahrungsmittel ausgesetzt waren.
                           Bei der Bereitung des Fleischzwiebacks werden dem Rindfleisch (sogleich nach dem
                              Schlachten) die nährenden Theile mittelst eines langen Kochens entzogen. Das Wasser
                              welches dieselben in Auflösung hält, wird bis zur Dicke des Theriaks abgedampft. Man
                              macht es dann mit dem feinsten Weizenmehl zu einem Teig, schneidet diesen in Form
                              von Zwieback und backt ihn im Ofen bei mäßiger Wärme. Auf diese Art wird sowohl der
                              thierische Theil als das Mehl vollkommen ausgebacken.
                           In London hat Hr. William
                                 Bollaert, Nr. 2, Saint-Peters-Alley, Cornhill, und in
                              Paris Hr. Boivin, rue Lamartine No. 27, eine Niederlage des amerikanischen
                              Fleischzwiebacks. (Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, Decbr. 1851, S. 753.)