| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 123, Jahrgang 1852, Nr. , S. 398 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber das Präpariren von Eisenbahnschwellen und
                              Brückenhölzern.
                           Die Erfahrungen, welche auf der Magdeburg-Wittenberg'schen Eisenbahn beim
                              Präpariren von Bahnschwellen und Brückenhölzern gemacht worden sind, stimmen im
                              Wesentlichen mit den auf anderen Bahnen überein, indessen dürften doch folgende
                              Einzelheiten von Interesse seyn.
                           1) Es wurden im Frühjahr 1847 hier auf der Baustelle Stränge auf splintigen kienenen
                              Schwellen verlegt, die lediglich mit Kupfervitriol von etwa 10° Baumé
                              dreimal kalt gestrichen waren. Gleichzeitig wurden andere
                              Strange auf ganz unpräparirten Schwellen verlegt. Als im Frühjahr 1851, nach
                              4jähriger Dauer, die Stränge wieder aufgenommen wurden, waren die unpräparirten
                              Hölzer gänzlich verfault, die bestrichenen dagegen äußerlich ganz Wohl erhalten. Bei
                              genauerer Untersuchung zeigte sich jedoch, daß an denjenigen Stellen, wo durch einen
                              Arthieb oder durch die eingetriebenen Nägel die mit Kupfervitriol durchzogene
                              Oberfläche durchbrochen worden war, im Innern die Fäulniß mehr oder weniger um sich
                              gegriffen hatte.
                           2) Die Befestigungsmittel, d.h. die Nägel, haften in kienenen präparirten Schwellen
                              in der ersten Zeit nicht besonders, und es bedarf großer Vorsicht, daß beim starken
                              Anheben neu verlegter Strange die Nägel nicht aus den Schwellen gezogen werden.
                              Sitzen dieselben jedoch erst in den Schwellen, so werden sie vollständig fest und
                              sind je länger je schwerer aus den Schwellen zu entfernen.
                           3) Die eisernen Nägel, welche 2 Jahre hindurch in getränkten Schwellen gesessen
                              hatten, wurden hier mit solchen verglichen, die während 4 Jahren in ungetränkten
                              sich befanden. Bei den letzteren war die Oberfläche noch vollständig glatt und ein
                              Angriff durch Oxydation war nicht wahrzunehmen; an den ersteren war dagegen der
                              Nagel an der Stelle, wo er das Holz berührt, bis etwa 1 1/2 Zoll darunter merklich
                              angegriffen und in seinem Querschnitt allerdings nicht meßbar, aber deutlich
                              sichtbar verringert. Die Oberfläche war an jener Stelle rauh und von sehnigem
                              Ansehen.
                           4) Ueber das hier angewendete Verfahren, statt Kupfervitriol Zinkchlorid zum Tränken der Hölzer zu nehmen, liegen specielle Erfahrungen
                              gegenüber dem Kupfervitriol noch nicht vor, dagegen wurden mit einer Anzahl von
                              Kattunstücken Versuche angestellt, die folgendes Resultat bisher gegeben haben.
                           Es wurden Kattunstücke, ungebleicht und von demselben Stück entnommen, mit
                              verschieden starken Auflösungen von Kupfervitriol, Zinkchlorid, Kreosot und Kochsalz
                              getränkt, diese Stücke gezeichnet in einen Holzkasten gethan und dieser Kasten am
                              21. Februar 1851 an einem dem Regenwasser und der Sonne gleichzeitig zugänglichen
                              Orte flach unter der Erde vergraben.
                           Bei einer Untersuchung am 26. April 1851 zeigten sich die mit Kochsalz getränkten
                              Stücke bereits voller Stockflecken und zwar mit um so mehr Stockflecken, je dünner
                              die Auflösung war. Ebenso war ein ganz ungetränktes Stück mit Stockflecken versehen,
                              aber weniger als die Stücke mit den schwächsten Salzauflösungen.
                           
                           Am 7. Juli 1851 war das Verhältniß dasselbe; alle mit Kupfer- und
                              Zinkauflösung getränkten Stücke waren vollständig gesund
                              und fest. Beim Kreosot (demselben, das von der Köln-Mindener
                              Eisenbahn-Gesellschaft verwendet wird) konnte man Stockflecken wegen der
                              Farbe nicht wahrnehmen, dagegen zeigte sich eine geringe Abnahme der Festigkeit.
                           Die Salzlösungen, namentlich die dünneren, hatten das Gespinnst bereits so mürbe
                              werden lassen, daß man die Stücke kaum anfassen konnte, ohne sie zu zerreißen. Auch
                              das ungetränkte Stück war sehr mürbe geworden, aber fester als die mit dünnen
                              Salzlösungen getränkten.
                           Bei einer Untersuchung im October 1851 zeigte sich kein wesentlicher Unterschied.
                           Bei der am 4. Decbr. 1851 vorgenommenen genauen Prüfung ergab sich dagegen folgendes
                              merkwürdige Resultat:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 123, S. 399
                              Lauf. Nr.; Tränkungsstoff; Grade
                                 nach Baumé; Beobachtungen am 4. December 1851; Kupfervitriol; Geringe
                                 Spuren von Stockflecken und verminderter Festigkeit; Vollständig erhalten und
                                 fest; Spuren von Stockflecken und verminderter Festigkeit; Deßgl.; etwas besser
                                 erhalten; Wie Nr. 9.; Deutlich sichtbare Stockflecken, aber noch durchgängig
                                 fest; Stockflecken; verminderte Festigkeit; Stockflecken, aber besser erhalten
                                 und fester als Nr. 12 und 13; Deutlich sichtbare Stockflecken und in den
                                 gestockten Stellen sehr verminderte Festigkeit; Spuren von Stockflecken, aber
                                 sehr fest; Vollständig erhalten; Sehr verstockt und mürbe; Wie bei Nr. 18; in
                                 noch erhöhtem Grade; Durchweg verstockt, aber fester als die vorigen; Wie Nr.
                                 21; Vollständig verfault; Sehr mürbe; Stockflecken lassen sich wegen der Farbe
                                 des Kreosots nicht erkennen (Festigkeit ungefähr wie bei Nr. 19.); Vollständig
                                 mürbe, aber besser wie Nr. 23 und 24.
                              
                           Es geht hieraus hervor, daß die stärksten Kupfervitriol-Auflösungen weniger
                              als die schwächeren gewirkt haben; etwas ähnliches ist auch bei den
                              Zinkchlorid-Tränkungen der Fall: die von 5° und 3° B. sind die
                              besten, die Festigkeit des Zeuges ist dabei ganz erhalten.
                           
                           Bei dem Stück Nr. 15 (mit Zinkchlorid von 8° getränkt) muß ein unbekannter
                              Nebenumstand eingetreten seyn, da sich allein in diesem
                              Stück in der Mitte ein gelber, ganz mürber Fleck von etwa 4 Zoll Größe befindet,
                              während der ganze übrige Theil des Stückes wohl erhalten und fest ist.
                           Im Allgemeinen scheint nach obigem der Kupfervitriol dem Zinkchlorid noch vorzuziehen
                              zu seyn, wenn dieses auch alle andern bisher angewendeten und namentlich die in den
                              Boucherie'schen Versuchen (Eisenbahn-Zeitung
                              vom Nov. 1850) aufgeführten Stoffe – die bereits (außer dem Kupfervitriol)
                              nach zwei Monaten mehr oder weniger vollständige Verstockung zeigten – weit
                              übertrifft.
                           Concentrirte Auflösungen von Kochsalz scheinen wenig vortheilhaft, dünne Salzlösungen
                              schädlich zu wirken.
                           Kreosot stellt sich den concentrirtesten Salzlösungen ziemlich gleich.
                           Da die sämmtlichen Kupfervitriol- und Zinkchlorid-Präparate noch keine
                              Spur von Verwesung zeigten, so wurden dieselben von neuem unter die Erde gebracht,
                              um weiter beobachtet zu werden.
                           5) Am 14. Jul. 1851 wurden, um die Wirkung der Tränkung in freier Luft zu erfahren,
                              wiederum eine Anzahl Kattunstücke mit verschiedenen Auflösungen von Kupfervitriol,
                              Zinkchlorid, Kochsalz, Kreosot, Theer, Brennöl und Leinöl präparirt und an einem
                              Drahte, dem Regen und der Sonne zugänglich, aufgehängt.
                           Bis jetzt hat sich bei den präparirten Zeugen eine Veränderung nicht gezeigt, nur die
                              mit Lein- und Brennöl getränkten sind merklich mürber geworden.
                           6) Die Präparation der Hölzer mit Zinkchlorid wurde hier ganz in derselben Weise
                              vorgenommen, wie früher beim Präpariren der Schwellen mit Kupfervitriol, d.h. die
                              Hölzer wurden in den Kessel gebracht, dieser luftdicht geschlossen, hierauf mit der
                              Dampfmaschine möglichst luftleer gepumpt, dann die Flüssigkeit zugelassen, auf
                              welche nun sechs bis acht Stunden lang ein hydrostatischer Druck von 48 Fuß
                              Wassersäule ausgeübt wurde, worauf die Flüssigkeit abgelassen und die Hölzer aus dem
                              Kessel entfernt wurden.
                           In der Hoffnung, bei den Brückenhölzern noch mehr erreichen zu können, wurde ein
                              Dampfrohr in den Tränkungskessel geführt und die Hölzer durch den Kessel der
                              Dampfmaschine bis auf etwa 45° R. erhitzt. Ebenso wurde, nachdem die
                              Flüssigkeit zugelassen war und unter Druck stand, von neuem Dampf zugelassen und
                              hierdurch eine Erwärmung von 28 bis 30° R. erreicht. Allein es zeigte sich
                              bald, daß die derartig erwärmte Chlorzinkauflösung Eisen und selbst Messing sehr
                              stark angriff, so daß die Hähne in den Rohrleitungen und die Ventile in den Pumpen
                              häufig erneuert werden mußten, weßhalb die Erwärmung der Flüssigkeit bald
                              eingestellt wurde.
                           Die Zinkchlorid-Auflösung, welche zu den Brückenhölzern verwendet wurde, war
                              8° Baumé stark, weil von der Ansicht ausgegangen wurde, daß die Länge
                              der Wirkungsdauer von der Stärke mit abhängig seyn müßte. Die Versuche mit den
                              Kattunstücken scheinen diese Ansicht nicht zu bestätigen.
                           Auf der Hannover-Bremer-Bahn wurde die Auflösung kaum 2 1/2°
                              stark verwendet. Bei den neuen hannoverschen Bahnen soll eine 5° starke
                              Lösung oder etwa 30fache Verdünnung der concentrirten Zinkchlorid-Auflösung
                              angewendet werden.
                           7) Die Kosten betrugen hier bei 123,378 Kubikfuß getränktem Holz. 8161 Rthlr. 23 Sgr.
                              9 Pf. oder pro Kubikfuß ziemlich genau 23. 81 Pf.
                           Hievon kommen auf
                           
                              
                                 Einrichtung und Reparatur der
                                    Anstalt
                                   3,43 Pf.
                                 
                              
                                 Salzsäure, incl. Transport
                                   5,71  „
                                 
                              
                                 Zink, incl. Transport
                                   5,92  „
                                 
                              
                                 Brennmaterial
                                   1,31  „
                                 
                              
                                 Aufsicht, Maschinisten- und
                                    Heizerlohn
                                   1,71  „
                                 
                              
                                 Transport der Hölzer
                                   5,73  „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 zusammen
                                 23,81 Pf.
                                 
                              
                           In diesen Kosten liegen einerseits die bedeutenden, gegen 600 Rthlr. betragenden
                              Umänderungskosten der Anstalt, um 50 Fuß lange Hölzer tränken zu können,
                              andererseits wurde der Transport der langen und meist schweren Brückenhölzer, die
                              mehrere hundert Schritte weit ab- und zugetragen werden mußten, ziemlich
                              theuer und lassen eine
                              directe Vergleichung mit unsern Kosten beim Tränken mit Kupfervitriol nicht zu.
                           Um dieß zu erreichen, hat man jedoch nur nöthig, die Kosten für Kupfervitriol und
                              Zinkchlorid pro Kubikfuß Holz mit einander zu
                              vergleichen, da bei allen übrigen Positionen in beiden Fällen dasselbe gezahlt
                              werden muß.
                           Nach den vom Baumeister Alisch angestellten Berechnungen,
                              die mit den hier gewonnenen Resultaten sehr gut übereinstimmen, wurde pro Schwelle
                              1,6 bis 1,64 Pfund Kupfervitriol gebraucht. Die Schwellen hatten 3 bis höchstens 3
                              1/4 Kubikfuß Holz, was pro Kubikfuß 0,51 bis 0,53 Pfund Kupfervitriol ergeben würde
                              und sehr gut zu den speciellen Versuchen paßt, die der Baumeister Alisch über das Aufsaugen durch 150 Kubikfuß Holz
                              anstellte, deren Berechnung in einem Berichte vom 24. August 1850 aufgestellt wurde.
                              Das Pfund Kupfervitriol kostete franco hier 3 Sgr. 4 Pf., pro Kubikfuß Kienenholz waren nöthig 0,51 Pfund Kupfervitriol, macht 1
                              Sgr. 8 1/2 Pf.
                           Nach obiger Zusammenstellung wurde gebraucht pro Kubikfuß Kienenholz an
                           
                              
                                 Salzsäure
                                 1,062
                                 Pfd.
                                 =
                                   5,71 Pf.
                                 
                              
                                 Zink
                                 0,316
                                   „
                                 =
                                   5,92   „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 zusammen
                                 
                                 11,63 Pf.
                                 
                              
                           so daß pro Kubikfuß ziemlich 9 Pf. am Material gegen
                              Kupfervitriol gespart worden ist, trotzdem daß wir durchgängig Flüssigkeit von 7 1/2
                              bis 8° B. verwandten, während allem Anschein nach bei Bahnschwellen eine
                              Stärke von 4 bis 5° vollständig genügt hätte, wodurch die Ersparung pro
                              Kubikfuß auf circa 1 Sgr. oder ziemlich auf die Hälfte der Kosten der Tränkung mit
                              Kupfervitriol gestiegen wäre.
                           Wird hierbei noch berücksichtigt, daß bei Zinkchlorid-Verwendung auch eiserne
                              Kessel statt der kupfernen gebraucht werden können, und daß dadurch die Kosten des
                              Apparats gleichfalls um die Hälfte ermäßigt werden, so kann man bestimmt annehmen,
                              daß die Tränkung mit Zinkchlorid von 4 bis 5° B.
                                 etwa halb so theuer zu stehen kommt, als mit Kupfervitriol von 3 1/2°
                                 B.
                           8) Die Tränkung mit Zinkchlorid bietet außer dem Vortheil, daß Eisen in kaltem
                              Zustande gar nicht von demselben angegriffen wird, noch den Vortheil dar, daß es
                              einerseits die Farbe des kienenen Holzes gar nicht verändert, andererseits jeden
                              Oelanstrich gut verträgt, während mit Kupfervitriol getränktes Holz jeden
                              Oelanstrich abwirft. Dadurch ist man im Stande, auch bei anderen Arbeiten (Fenster,
                              Thüren, Gartenbänken, Tischen u.s.w.), die dem Faulen sehr ausgesetzt sind,
                              getränktes Holz zu verwenden. Die hier vorgenommenen Proben zeigten, daß die
                              Bearbeitung dieses Holzes, namentlich die Leimung, sehr
                              gut von statten ging. Dagegen zeigte sich das Holz beim Hobeln kurz; ob die
                              Elasticität durch das Tränken gelitten hat, darüber sollen jetzt Versuche angestellt
                              werden.
                           9) Die Bereitung des Zinkchlorids ist sehr einfach, indem in steinerne Töpfe auf
                              zerschlagene rohe Zinkplatten, wie sie im Handel vorkommen, Salzsäure von 21 bis
                              22° Baumé gegossen wird, worauf sich unter starker
                              Wärme-Entwicklung salzsaures Zinkoxyd bildet.
                           Man muß die Töpfe einige Tage, mindestens 48 Stunden stehen lassen, um möglichst
                              starke und möglichst wenig saure Auflösungen zu erhalten.
                           Bei trockenem warmem Wetter wurden die Auflösungen 56 bis 58° B. stark, bei
                              feuchter und kalter Witterung gelang es nur 52° B. zu erreichen, und mußte
                              eine Erwärmung im Sandbade vorgenommen werden um die vorgeschriebene Starke von
                              56° zu erhalten.
                           Hierbei lösen 3 Gewichtstheile Salzsäure circa 1 Gewichtstheil Zink auf; um jedoch
                              vor überschießender reiner Salzsäure sicher zu seyn, ist es gut, immer Ueberschuß an
                              Zink in den Auflösungsgefäßen zu haben.
                           Die durch die Selbstbereitung des Zinkchlorids entstehenden Kosten sind höchst
                              unbedeutend und haben pro Kubikfuß des getränkten Holzes keinen halben Pfennig
                              betragen.
                           Magdeburg, im Januar 1852.
                           v. Unruh.        Benda.
                           (Eisenbahn-Zeitung, 1852, Nr. 4.)
                           
                        
                           
                           Anwendung des Centrifugalgebläses zum Glasblasen, nach Dr. Th. Gerding in
                              Jena.
                           Statt des Blasebalgs, durch welchen bei der gewöhnlichen Einrichtung der
                              Glasbläserlampe der Luftstrom hervorgebracht wird, kann man nach Gerding mit Vortheil das Centrifugalgebläse anwenden.
                              Dasselbe besteht für diesen Zweck aus einem cylindrischen Gehäuse von Eisenblech,
                              von etwa 4 Zoll Durchmesser und 1 1/2 Zoll Weite, innerhalb dessen eine mit drei
                              Flügeln versehene Achse in schnelle Umdrehung versetzt wird. Dabei strömt durch
                              Ausschnitte, welche in den Seiten des Gehäuses rings um die Achse angebracht sind,
                              Luft in dasselbe ein, welche dann innerhalb des Gehäuses durch die Centrifugalkraft
                              nach der Peripherie getrieben und von hier durch einen blechernen Canal abgeleitet
                              wird, welcher, zu einem eng ausmündenden Rohr sich fortsetzend, sie in die Flamme
                              führt. Die Bewegung des Flügelapparats wird durch eine kleine auf der Achse
                              desselben außerhalb des Gehäuses aufsitzende Rolle vermittelt, über welche eine
                              Schnur geschlagen ist, die andererseits über ein größeres hölzernes mit Schnurlauf
                              versehenes Rad geht. Dieses Rad ist, ebenso wie das Gehäuse, auf dem Glasbläsertisch
                              angebracht, und wird mittelst einer an seiner Achse sitzenden Kurbel auf die Weise
                              bewegt, daß von der Kurbel eine Schnur nach abwärts geht und unter dem Tische an dem
                              Ende eines Trittes befestigt ist, den der Glasbläser mit dem Fuße in Bewegung setzt.
                              Diese Vorrichtung ist mit geringen Kosten herzustellen und liefert einen
                              gleichmäßigen Luftstrom, durch welchen eine intensive, für den Vorliegenden Zweck
                              vollkommen ausreichende Hitze erzeugt wird. (Archiv der Pharmacie, Bd. LXVIII S.
                              281.)
                           
                        
                           Neue plastische Masse zum Anfertigen von
                              Galanterie-Arbeiten und zur Verzierung von Möbeln.
                           Professor Purkinje machte vor
                              einiger Zeit in der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur die
                              Mittheilung einer neuen plastischen Masse, welche gegenwärtig häufig in Wien, Berlin
                              und auch in Breslau zu Galanterie-Arbeiten und zu Verzierungen von Möbeln
                              angewendet wird. Die Ingredienzien dazu bestehen aus gesiebter Schlämmkreide und
                              dicker Leimlösung, in dem Verhältnisse von 5 zu 1 (trockener Leim) Nachdem die
                              Kreide mit der Leimlösung zu einem Teige verarbeitet worden, bringt man eine
                              angemessene Menge venetianischen Terpenthins dazu, wodurch die Brüchigkeit des
                              Teiges aufgehoben wird. Um das Kleben an den Händen während der Verarbeitung des
                              Teiges mit dem venetianischen Terpenthin zu verhindern, setzt man von Zeit zu Zeit
                              eine geringe Quantität von Leinöl hinzu. Man kann auch der Masse beliebige Farben
                              geben, die man gleich beim Kneten beimischen kann. Sie läßt sich in Formen drücken
                              und zur Darstellung von Basreliefs und anderen Gestalten, z.B. Thieren verwenden.
                              Man kann sie auch aus freier Hand bearbeiten und Modelle davon verfertigen, wobei
                              die Hände mit Leinöl befeuchtet werden müssen; auch muß die Masse während der Arbeit
                              warm gehalten werden. Wenn sie dann auskühlt und trocknet, was in einigen Stunden
                              erfolgt, wird sie steinhart und kann dann wieder zum Abdruck neuer Formen dienen.
                              (Polytechn. Notizblatt 1852, Nr. 3.)
                           
                        
                           Ueber die Bereitung der Masse, deren man sich in Frankreich
                              zum Bronziren der Gypsfiguren bedient.
                           Das Recept hierzu ist folgendes: Man kocht Leinöl und Netznatronlauge zu einer Seife,
                              setzt eine Kochsalzlösung hinzu, und fährt mit dem Kochen fort, bis eine sehr starke
                              Lauge entsteht, auf welcher die Seife als eine kleinkörnige Masse herumschwimmt. Man
                              schüttet mm Alles auf ein leinenes Seihtuch, und preßt die abgetropfte zurückgebliebene
                              Seife aus. Nun wird sie in kochendem reinem Regens Wasser oder in destillirtem
                              Wasser aufgelöst und durch feine Leinwand geseiht. Unterdessen hat man eine
                              Auflösung von 4 Theilen Kupfervitriol und 1 Th. Eisenvitriol in destillirtem Wasser
                              bereitet, diese durch Leinwand filtrirt, einen Theil der durchfiltrirten Flüssigkeit
                              in einem reinen kupfernen Geschirr zum Sieden gebracht, und so lange von obiger
                              Seifenauflösung hinzugegossen, bis kein Niederschlag mehr entsteht. Der stockige
                              Niederschlag zeigt die grüne Rostfarbe der alten Bronzen; man scheidet ihn nun ab,
                              übergießt ihn mit einem Theil der Vitriolauflösung, und erhitzt das Gefäß unter
                              Umrühren seines Inhalts bis zum Kochen.
                           Nach einiger Zeit wird die Flüssigkeit abgegossen und heißes Wasser aufgeschüttet,
                              dieses von neuem abgegossen, und zuletzt kaltes Wasser hinzugethan, bis dieser
                              Niederschlag vollkommen ausgewaschen ist. Endlich wird derselbe zwischen Leinwand
                              stark ausgepreßt, um recht trocken zu werden, und ist nun zum Gebrauche fertig.
                           Diese Bronzeseife wird, wenn man sie benutzen will, in Verbindung mit einem Firniß
                              angewendet, welcher aus einer Abkochung von 3 Pfd. reinem Leinöl mit 24 Loth reiner
                              und sehr fein gepulverter Bleiglätte besteht, die durch ein leinenes Tuch filtrirt
                              und an einem warmen Orte erkältet wird.
                           Wenn man nun zum Bronziren schreiten will, so schmelzt man 30 Loth dieses Firnisses,
                              16 Loth Bronzeseife und 40 Loth reinen Weißen Wachses in einem Fayencegefäß bei
                              gelinder Wärme zusammen; am besten ist es, wenn man dieses Gefäß in heißes Wasser
                              setzt, und dadurch das Schmelzen der Masse bewirkt. Dieses Schmelzen wird einige
                              Zeit fortgesetzt, um alle Feuchtigkeit zu vertreiben.
                           Unterdessen mußte der Gypsgegenstand in einem geheizten Behältniß bis zu 70°
                              R. erwärmt worden sehn, so daß man letzt sogleich die obige geschmolzene Masse
                              mittelst eines Borstenpinsels auf ihn auftragen kann. Ist der Gypsgegenstand so weit
                              abgekühlt, daß die Mischung nicht mehr in ihn eindringt, so muß er neuerdings zu
                              obiger Wärme gebracht werden, ehe man mit dem Anstreichen fortfahren kann; dieses
                              Geschäft setzt man aber so lange fort, bis die Farbe hinreichend eingesogen ist. Man
                              setzt nun die bronzirten Stücke nochmals in den Wärmekasten, nimmt sie nach einiger
                              Zeit heraus und läßt sie mehrere Tage an der Luft liegen; ist hierdurch der Geruch
                              des Anstriches verschwunden, so reibt man die Stücke mit Baumwolle oder feiner
                              weicher Leinwand ab, und trägt, wie bei der gewöhnlichen alten Bronze, auf den
                              hervorragenden Stellen etwas geriebenes Muschelgold oder Bronzepulver auf. Kleine
                              Gegenstände von Gyps taucht man in die Mischung ein, und hält sie alsdann an ein
                              Kohlenfeuer oder an eine rauchfreie Flamme, damit die Bronze eindringe. (Polytechn.
                              Notizblatt, 1852, S. 8.)
                           
                        
                           Bourdin's Harzcomposition als
                              Radirgrund. Von J. J. Pohl in Wien.
                           Im Jahre 1844 brachte der kaiserliche Rath Reuter
                              bildliche Darstellungen aus Paris nach Wien, welche durch Abdrucken von auf
                              Harzgrund gravirten Zeichnungen erhalten wurden, und bei der vorletzten Pariser
                              Industrieausstellung von Bourdin erponirt waren. Die im
                              k. k. technischen Cabinette befindlichen Probeabdrücke und Originalmatrizen zeichnen
                              sich durch scharfe Contouren vortheilhaft vor den gewöhnlichen Holzschnitten
                              aus.
                           Die Unterlage zu dem neuen Radirgrund, welcher die Holzschnitte ersetzen soll, ist
                              Blei oder eine Legirung dieses Metalles, an der ganzen Oberfläche mit Kerben
                              versehen, auf welche unmittelbar eine spröde, harte Masse von rothbrauner Farbe
                              aufgetragen erscheint, in welche die abzubildenden Darstellungen gravirt werden. Die
                              nähere Untersuchung der plastischen Masse ergab, daß dieselbe in Terpenthinöl und
                              Alkohol nur zum Theil löslich sey, ferner zeigte sich beim Einäschern ein starker
                              Geruch nach Schellack unter Hinterlassung eines rothbraunen Rückstandes, der aus
                              Eisenoxyd und Kieselsäure (Quarzsand) bestand.
                           Zufolge einer quantitativen Analyse bestehen 100 Gewichtstheile des Radirgrundes aus:
                              63,3 Theilen Harz, 28,7 Kieselsäure und 8,0 Eisenoxyd.
                           
                           Nach späteren Mittheilungen, welche mir zukamen, soll das Eisenoxyd ganz oder
                              theilweise durch Ziegelmehl ersetzt werden können, die von mir untersuchte Pariser
                              Originalmasse enthielt jedoch bloß Eisenoxyd.
                           Da das im Handel vorkommende Eisenoxyd stets etwas kieselsäurehaltig ist, und beim
                              Schmelzen der Masse kleine Mengen von Harz sich zersetzen und verflüchtigen, so
                              versuchte ich zur Darstellung des Radirgrundes folgende Mischung: 64 Theile
                              Schellack, 28 Thle. Kieselsäure und 8 Theile Eisenoxyd. Die Erfahrung zeigte jedoch,
                              daß es bei bloßer Anwendung von Schellack höchst schwierig sey, eine vollkommen
                              gleichförmig geschmolzene und glatte Masse zu erhalten, wogegen ein Gemisch von 60
                              Gewichtstheilen Schellack und 4 Thln. venetianischem Terpenthin bei sonst
                              unveränderten Mengen der übrigen Bestandtheile ein ganz befriedigendes Resultat
                              lieferte. Die auf diese Weise erhaltene Masse war nach dem Zusammenschmelzen
                              gleichförmig, in Farbe etwas lichter als das Pariser Original, besaß aber dieselbe
                              Härte sowie Sprödigkeit, und lieferte beim Radiren vollkommen scharfe Striche. Um
                              schöne Bilder zu erhalten, muß aber die Masse vor dem Gebrauche ganz eben
                              geschliffen werden, was mit den gewöhnlichen Schleif- und Polirmitteln leicht
                              gelingt. (Sitzungsber. der kais. Akadem. d. Wissensch. in Wien. Jahrg. 1851, Bd. VI
                              S. 580.)
                           
                        
                           Ueber die Statuen und Edelsteine, welche im Londoner
                              Krystallpalast ausgestellt waren.
                           Die Erscheinung der ausgestellten Gegenstände hängt ebensosehr von der Beschaffenheit
                              des sie aufnehmenden Gebäudes ab, wie von ihrem individuellen Charakter. In einem
                              Gebäude, welches das ganze Himmelslicht, außer wo dasselbe durch die Balken seines
                              Zimmerwerks verdunkelt wird, zuläßt, könnte eine günstige Ausstellung von Gemälden
                              nicht vorgenommen werden, Während sich Statuen vortheilhaft aufstellen lassen. Wenn
                              ein Oelgemälde von zahlreichen Punkten her oder durch breite Lichtbüschel beleuchtet
                              wird, so zerstört die dadurch sichtbar gewordene Firnißoberfläche die feinsten
                              Pinselstriche des Künstlers und hebt die von ihm hervorgebrachte Täuschung auf. In
                              gleicher Weise verlieren Edelsteine, wie der Diamant, welche hauptsächlich durch die
                              von ihnen hervorgebrachten prismatischen Bilder so schön erscheinen, in einem
                              Krystallpalast ausgestellt, ihren ganzen Reiz, während Edelsteine und andere
                              werthvolle Steine, die ihre Schönheit ihrer Farbe verdanken, sich sehr vortheilhaft
                              ausnehmen. Der große Koh-i-noor, oder der
                              Lichtberg, der Durra-i-noor, oder das
                              Lichtmeer, und der schöne blaue Diamant des Hrn.
                              Hope haben, wie sie jetzt
                              beim Tageslicht ausgestellt sind, weniger Effect als ein Stück Glas von gleicher
                              Größe und gleichem Ton, in einem Privatzimmer mit zwei bis drei Fenstern
                              ausgestellt, haben würde. Bei den durch breite Lichträume erzeugten prismatischen
                              Bildern werden alle Farben wieder zu weißem Licht verbunden; daher fand sich
                              jedermann beim ersten Anblick dieser merkwürdigen Steine in seiner Erwartung
                              getäuscht. Auch unter andern Umständen verschwinden die schönen Farbenbrechungen des
                              Diamants. Wenn nämlich die Diamanten sehr klein und dicht an einander gefaßt sind,
                              so vermengen sich die zahlreichen von ihnen erzeugten prismatischen Bilder und
                              erzeugen auf der Netzhaut des Auges weißes Licht; dabei nimmt die Farbe in dem
                              Verhältniß ab, als die Anzahl der Lichter größer wird. Sind jedoch kleine Diamanten
                              in gehörigem Abstand von einander, so erscheinen sie am vortheilhaften, wenn die
                              Lichter scharf und zahlreich sind.
                           Da der Anblick seltener Edelsteine stets ein großes Interesse gewahrt, weil sie in
                              Mineraliensammlungen nicht vorkommen und im Besitze von Privatpersonen nur selten
                              gesehen werden können, so wäre zu wünschen gewesen, daß alle Diamanten (wie der
                              Koh-i-noor an Freitagen und Samstagen) in einem dunkeln, mit vielen
                              kleinen, glänzenden Lichtern erleuchteten Raum angebracht worden wären. Bevor man
                              dieß mit dem Koh-i-noor that, hatte kein Besucher der Ausstellung
                              einen Begriff von seiner Reinheit und Schönheit (North
                                 British Review, 1851, Nr. 30.)
                           
                        
                           
                           Ueber verschiedene Rohstoffe aus dem Glaspalast.
                           Hr. Professor Dr. Th. Martins
                              in Erlangen hat unlängst die mannichfachen Gegenstände, welche er sich bei seiner
                              längeren Anwesenheit in London verschaffte, und welche zu erhalten wohl nur ihm
                              wegen seiner weit verbreiteten Verbindungen, als einem der ausgezeichnetsten
                              Pharmakognosten möglich war, im Harmoniesaal zu Erlangen mehrere Tage lang zur Schau
                              aufgestellt und vor einem gewählten Publicum Erläuterungen darüber gegeben.
                           Wir begnügen uns hier auf einige neue und der vaterländischen Industrie noch nicht
                              zugängige Gegenstände aufmerksam zu machen. So fanden wir die verschiedenen Sorten
                              von Cacao, wobei uns namentlich die Proben der durch
                              Dampf gerösteten Bohnen auffielen, welche unseren Chocolade-Fabrikanten sehr
                              zu empfehlen seyn dürften; neben diesen Sorten fanden wir auch die schönsten
                              Exemplare der Cacaofrüchte in Salzwasser aufbewahrt. Ferner bemerkten wir eingetrocknete Milch in festem und in mit Zucker
                              verdicktem Zustand, wie dieselbe jetzt häufig auf Seereisen gebraucht wird. Dann
                              fanden wir Paraguay-Thee; ferner die verschiedenen
                              Reissorten, auch den Reis vermicelle, welcher in einer eigenthümlichen, bis jetzt noch geheim
                              gehaltenen Zubereitung des Reises besteht, er besitzt Aehnlichkeit mit unsern
                              Fadennudeln und wird auf Reisen genossen.
                           Das meiste Interesse boten aber die Flecht- und
                                 Webstoffe dar, und unter diesen wieder das Chinagras, welches von Boehmeria nivea und der
                              noch wenig gekannten Boehmeria Puya abstammt. Dieser
                              neue Webstoff fand sich von seinem natürlichen Zustand durch alle Phasen seiner
                              Bearbeitung bis zur feinsten seidenartigen Faser in gefärbtem und ungefärbtem
                              Zustand. Die Blätter dieser Pflanze, welche Hr. Professor Martius der Güte des berühmten Botanikers Dr. Hooker in Kew verdankt,
                              sind von einem Strauch genommen, der im October noch im Freien aushielt und
                              Aehnlichkeit mit dem Eibisch hat. Die Fasern des Stengels besitzen eine ganz
                              eigenthümliche Beschaffenheit. Nachdem sie nämlich vorbereitet und gebleicht worden
                              sind, gleichen sie an Weiße dem Schnee und besitzen den vollständigen Glanz der
                              Seide. Durch besondere Bearbeitung läßt es sich in einen der feinsten Schafwolle
                              ähnlichen Stoff umwandeln, welche sich ebenso wie diese zu den feinsten Schawls und
                              Kleiderstoffen verarbeiten läßt, und sich nur durch ihren großen seidenartigen Glanz
                              von den Wollenstoffen unterscheidet. Es befand sich bei den Mustern ein gewirktes
                              Sacktuch, an welchem die Fasern jedoch nicht gedreht (also auch nicht gesponnen)
                              waren, und welches von einem seidenen Tuch nicht zu unterscheiden war. Ebenso würde
                              man auch die zum Spinnen fertige Faser für Seide halten. Ganz vorzüglich läßt sich
                              dieser neue Faserstoff zu Mischzeugen mit großem Vortheil verwenden, was durch
                              vorliegende Proben von Sommerzeugen, die aus 3/4 Wolle und 1/4 Chinagras bestanden,
                              bewiesen wurde. Noch besser wird er sich aber zu Mischzeugen mit Seide eignen, durch
                              welche der Preis der Seide sehr herabgedrückt werden dürfte. Mir scheint das
                              Chinagras überhaupt einen entschiedenen Vorzug vor der Seide zu haben, welcher darin
                              besteht, daß sich die Stoffe aus jenem viel leichter waschen lassen, ohne dadurch an
                              ihrer Güte zu verlieren wie die Seidenstoffe. Da diese merkwürdige Pflanze im
                              nördlichen China, also in einem ähnlichen wie dem Clima Deutschlands wachsen soll,
                              so wäre es gewiß von Bedeutung diese Pflanze bei uns sobald wie möglich
                              versuchsweise einheimisch zu machen, wobei zu bemerken ist, daß dieses durch
                              Stecklinge eher zu bewerkstelligen seyn dürfte als durch Samen, welche bis jetzt
                              noch nicht zum Keimen gebracht werden konnten; sie würde die Seide ersetzen können,
                              deren Einheimischmachen in Deutschland, trotz vielfachen Versuchen, immer nicht
                              recht glücken will. Die gefärbten Muster des Chinagrases zeigten daß sich die
                              Farbstoffe mit demselben ebenso gut und schön wie mit der Schafwolle verbinden.
                           Von den andern Faserstoffen erwähne ich nur noch den neuseeländischen Flachs, welcher von Phormium
                                 tenax kommt, dessen Faser mit dem Hanf viele Aehnlichkeit hat, und sich
                              insbesondere zu gröberen Geweben wie Segeltuch, dann zu Stricken und Schiffstauen
                              eignet. Dann sahen wir die Piasara (von Attalea funifera Mart.), deren lange Fasern zu Besen und Bürsten verarbeitet
                              werden, namentlich bestehen daraus auch die Bürsten der Kehrmaschinen durch welche
                              die Reinigung der Straßen Londons bewerkstelligt wird; ferner den Chinahanf (Jute), welcher
                              eines der dauerhaftesten Gewebe liefert.
                           
                           Außer den genannten Faserstoffen bemerkten wir noch den Pita-Hanf von Agave americana, die Daguilla von Lagetta
                                 lintearia; die Ananasfaser, die Cocosnußfaser oder Coir, welche gegenwärtig in England
                              eine sehr häufige Anwendung zur Darstellung von Stricken, Fußdecken etc. findet;
                              endlich verschiedene Seidensorten, Kamelhaare, Ziegenhaare etc. Von den
                              ausgestellten Getreidearten führe ich nur eine Reihe ägyptischer Weizensorten und
                              eine neue Weizenart aus Australien an.
                           Nächst diesen Gegenständen interessirte uns insbesondere die Gutta-percha (von Isonandra Gutta),
                              resp. deren neue Verarbeitung zu Belegungen der Fußböden. Bekanntlich besitzt diese
                              dem Gummielasticum ähnliche Substanz, welche seit ihrer kurzen Bekanntwerdung eine
                              so vielfache Anwendung gefunden hat, die Eigenschaft im heißen Wasser weich zu
                              werden, und sich dann in alle Formen pressen zu lassen. Das neue Artefact besteht
                              aus erweichter Gutta-percha, in welche eine gewisse Menge geraspelter Kork
                              eingeknetet ist, und welche zu Tafeln ausgewalzt wird. Diese sind ganz
                              unverwüstlich, nehmen keine Feuchtigkeit und keinen Schmutz an, sind elastisch,
                              halten den Boden warm, lassen sich sehr leicht reinigen, und eignen sich
                              insbesondere zum Belegen des Bodens von Gemäldegalerien,
                                 Gesellschaftssälen etc. Bereits sind damit die Fußböden des neuen
                              Parlamentshauses belegt. Unter den Stoffen, welche zur Beleuchtung dienen, bemerkten
                              wir den Wallrath, der als rohe Substanz, wie er aus den
                              Schädelhöhlen des Cachelots kommt und im verarbeiteten Zustand als ausgepreßte
                              Masse, als Oel, und in vollkommener Reinheit in schneeweißem krystallinischem
                              Zustand aufgestellt war; dabei fanden sich auch vortreffliche Lichter aus Wallrath
                              und aus einer Mischung von chinesischem Pflanzenwachs und andern Leuchtstoffen.
                              Ferner bemerkten wir noch eine Suite von mehr als dreißig verschiedenen Gerbstoffen, von denen vielleicht auch manche für unsere
                              Gerbereien mit Vortheil anzuwenden wären. (Allg. Zeitung, 1852, Nr. 64.)
                           
                        
                           Analysen von Seesalz.
                           Prof. Schrötter und J. Pohl, Adjunct am chemischen
                              Laboratorium des k. k. polytechnischen Instituts, haben das in den Salzplantagen zu
                              St. Felice bei Venedig und zu Trapani in Sicilien erzeugte Seesalz analysirt und
                              diese beiden Seesalzsorten wie folgt zusammengesetzt gefunden:
                           
                              
                                 
                                      Salz von St.
                                    Felice
                                      Salz von
                                    Trapani
                                 
                              
                                 
                                  feucht
                                 ausgetrocknet
                                  feucht
                                 ausgetrocknet
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                   95,91
                                      98,45
                                   96,35
                                      98,44
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                     0,46
                                       
                                    0,47
                                     0,50
                                       
                                    0,51
                                 
                              
                                 schwefelsaures Natron
                                     0,40
                                       
                                    0,41
                                     0,51
                                       
                                    0,52
                                 
                              
                                 schwefelsaurer Kalk
                                     0,49
                                       
                                    0,50
                                     0,45
                                       
                                    0,46
                                 
                              
                                 in Wasser unlösliche Stoffe
                                     0,16
                                       
                                    0,17
                                     0,07
                                       
                                    0,07
                                 
                              
                                 Wasser
                                     2,58
                                         
                                    –
                                     2,12
                                         
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                    100,00
                                 100,00
                                    100,00
                                 
                              
                           Beide Salze wurden auch auf einen Gehalt an Kali, Thonerde, Eisen, Mangan,
                              Phosphorsäure, Fluor, Brom und Jod untersucht, von diesen Stoffen jedoch nichts
                              darin aufgefunden. Die in Wasser unlöslichen Stoffe bestanden aus Kalk. Thonerde.
                              Talkerde, Eisenoxyd, Phosphorsäure, Kohlensäure, Quarzsand, Pflanzentheilen und
                              sonstigen organischen Resten. (Sitzungsberichte der Wiener Akademie,
                              mathemat.-naturw. Classe 1851, S. 224.)
                           
                        
                           
                           Vergleichung des Fettgehalts der ungewaschenen Wolle von den
                              Merinos- und englischen Schafen; von J. L. Lassaigne.
                           Dieser Gehalt wurde durch Behandlung der ungewaschenen Wolle mit einer hinreichenden
                              Menge reinen Schwefeläthers bei gewöhnlicher Temperatur ermittelt. Die im Wasserbad
                              auf einem tarnten Schälchen abgedampfte Lösung hinterließ das Fett, dessen Gewicht
                              bestimmt wurde, nachdem man es bei gelinder Wärme geschmolzen hatte. Die
                              verschiedenen Wollesorten wurden im ganzen Zustande untersucht, auch in zwei gleiche
                              Theile zerschnitten und von diesen sowohl der freie Theil als der der Haut
                              anhangende Theil untersucht.
                           
                              
                                 Merinos Widder mit
                                       seidenartiger    Wolle, aus der Alforter Schule (im Stall  
                                    gehalten)
                                 die ganze W.
                                 die freie W.
                                  die Wollean der Haut.
                                 
                              
                                    Schulterwolle in
                                    100 Theilen
                                     24,25
                                     21,94
                                     29,12
                                 
                              
                                    Rückenwolle      „          „
                                     27,97
                                     27,83
                                     28,20
                                 
                              
                                    Bauchwolle        „          „
                                     12,58
                                     10,92
                                     15,71
                                 
                              
                                    Lämmerwolle    
                                    „          „
                                     11,49
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Dishleywidder
                                    (engl. Race), langwollig   
                                    aus der Alforter Schule
                                       6,93
                                       7,08
                                       6,66
                                 
                              
                                 Southdownwidder
                                    (engl. Race), kurzwollig
                                       6,80
                                       6,14
                                       8,69
                                 
                              
                           (Journal de Chimie médicale,
                              Februar 1852, S. 66.)
                           
                        
                           Ueber die Benutzung der Altheewurzel zum Leimen des
                              Papiers.
                           Der Universitätsgärtner Metzger in Heidelberg machte vor
                              mehreren Jahren, bei Gelegenheit von Versuchen über die Verfertigung des
                              chinesischen Papiers aus inländischer Papiermaulbeerbaumrinde, auf die Benutzung der
                              Altheewurzelabkochung, die einen durchsichtigen hellen Schleim bildet, zum Leimen
                              der zum Kupferdruck bestimmten Papiere aufmerksam. Die Chinesen gebrauchen bei
                              Herstellung des Papiers hierzu die Wurzel von Hibiscus
                                 manihot und die Abkochung des Bergweißes; als Metzger sich aber der Altheewurzelabkochung bediente, so erhielt er ein
                              klares reines Papier, das in Farbe und Gehalt dem chinesischen gleich kam, und
                              mehrere Kupferabdrücke, die er auf das so erhaltene Papier machen ließ, haben
                              bestätigt, daß es dem acht chinesischen nicht nachsteht. Daß sich thierischer Leim
                              hierzu nicht eignet, ist bekannt, indem ein mit thierischem Leim behandeltes Papier
                              die Druckerschwärze schwer annimmt, weßhalb man auch nur die Schreibpapiere leimt.
                              (Polytechn. Notizblatt, 1852, Nr. 2.)
                           
                        
                           Ueber den Transport und das Auskriechen der Lachseier; von
                              Hrn. Coste.
                           Ein von mir angestellter Versuch beweist, daß Lachs- und Forellen-Eier,
                              welche ihre volle Entwickelung erreicht haben, und
                              wahrscheinlich auch diejenigen aller andern Fischarten, ziemlich lange Zeit außer
                              Wasser bleiben können, um weit verführt zu werden und dann in jedem Reservoir,
                              welches damit bevölkert werden soll, auszukriechen. So lange sich die jungen
                              Fischchen noch in ihrer Hülle befinden, werden sie von dieser nicht nur geschützt,
                              sondern, sofern man sie mit feuchten Gewächsen umgibt, mehrere Tage am Leben erhalten. Die
                              jungen Lächschen, welche ich der Akademie vorzeige und die im College de France zur
                              Welt kamen, krochen aus Eiern aus, die mir von Mülhausen (im Elsaß) zugeschickt
                              wurden. Diese Eier befanden sich in einer oben durchlöcherten, mit feuchten
                              Wasserpflanzen umgebenen Blechbüchse und kamen mir mit der Diligence zu. 40 Stunden,
                              nachdem sie aus dem Wasser genommen waren legte ich sie in ein Bassin, worin ich
                              eine andauernde Strömung herstellte. Wenige Tage darauf krochen sie beinahe alle aus
                              und die erhaltenen Fische geben durch ihr gedeihliches Heranwachsen alle Hoffnung
                              der Acclimatisirung in meinen Reservoirs.
                           Auch mit Lachsmilch befruchtete Forelleneier erhielt ich zugesandt; dieselben sind
                              zwar noch nicht ausgekrochen, entwickeln sich aber ganz regelmäßig und
                              wahrscheinlich werde ich Bastarde erhalten, wie die HHrn. Berthot und Detzem in ihrem Fischzucht-Etablissement
                              zu Hüningen. Es können sonach, wenn diese Versuche gelingen, alle süßen Wässer mit
                              Lachsforellen besetzt werden, wie man sie mit Karpfen
                              oder Hechten besetzt. (Comptes rendus, Jan. 1852, Nr.
                              4.)
                           
                        
                           Eine Cicadenart, als neuer Feind des Getreides.
                           Im Bezirk Saint-Paul im Departement der Niederalpen werden auf Feldern welche
                              verschiedenen Gemeinden angehören, alle Getreidearten seit 10 Jahren von einem
                              Insecte in der Art heimgesucht, daß die Ernten oft ganz oder zum großen Theil
                              verloren sind. Hr. Guérin-Mèneville, welcher an Ort und Stelle
                              darüber Untersuchungen anstellte, berichtet, daß die Insecten die Pflanze nicht
                              benagen, sondern aussaugen, indem sie sich so an die Halme und Blätter hangen, daß
                              die oft schwarz von ihnen überzogene Pflanze verkrüppelnd und am Platz austrocknend
                              zu Grunde geht. Wenn man sich nähert, hüpfen und stiegen die Insecten auf allen
                              Seiten davon. Bei näherer Untersuchung des Insectes erkannte er es als zur Familie
                              der Cicaden-(Baumgrillen), Ordnung der Hemipteren, gehörend und zwar zur
                              Gattung Jassus (Fab.) Er
                              nannte die Species 5. J. devastans und beschreibt sie im
                              wesentlichen wie folgt: Kopf ockergelb, Wirbel schwarzgefleckt. Die übrigen
                              Körpertheile ebenfalls größtentheils ockergelb mit schwarzer Einfassung und solchen
                              Linien und braunen Flecken. Flügeldecken blaßgelb, halbdurchsichtig mit einigen
                              braunen Flecken. Flügel durchsichtig, gegen das Ende nur wenig schwarz angelaufen.
                              Füße gelb mit schwarzen Streifen und Tupfen. Länge des Insects 2 1/2 Millimeter.
                              – Hinsichtlich der Mittel gegen diese Plage will ein Landwirth in St. Paul
                              durch Aufstreuen von gepulvertem Eisenvitriol guten Erfolg bemerkt haben. Doch steht
                              diese Beobachtung zu vereinzelt da, um einigen Werth zu besitzen. (Comptes rendus, Januar 1852, Nr. 3.)