| Titel: | Ueber das im Handel vorkommende krystallisirte Zinnchlorid; von Prof. Dr. Bolley. | 
| Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. XXVII., S. 110 | 
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                        XXVII.
                        Ueber das im Handel vorkommende krystallisirte
                           Zinnchlorid; von Prof. Dr.
                              Bolley.
                        Aus dem Schweizerischen Gewerbeblatt, April 1853, S.
                              97.
                        Bolley, über das im Handel vorkommende krystallisirte
                           Zinnchlorid.
                        
                     
                        
                           Es ist dem Färber und Zeugdrucker wohl bekannt, daß unter dem Namen festes
                              Zinnchlorid schon seit lange eine weiße, undurchsichtige, ziemlich harte Masse
                              käuflich vorkommt, die aber das Unangenehme hat, daß sie beim Lösen in Wasser immer
                              einen unlöslichen Rückstand läßt. Dieses kommt daher, daß das Salz etwas Zinnsäure
                              enthält, die beim Zusatz von Wasser sich nicht löst. Dieß mag der Grund seyn, warum
                              diesem Präparat von den Färbern die flüssigen Lösungen von Zinnchlorid vorgezogen
                              werden. Freilich ist an der Bevorzugung der letztern das Heer zum Theil gewiß ganz
                              unrationeller Recepte Schuld, von welchen der Färber das Gelingen seiner Arbeit
                              abhängig glaubt, und welche alle das Zinnchlorid in Lösung liefern. Dieselben haben
                              ganz gewiß die sehr unvortheilhafte Seite an sich, daß sie nach Qualität und
                              Quantität schwankende Waare sind. Der Gehalt an Zinn, Salzsäure, Salpetersäure und
                              Wasser (bei einigen ist selbst Schwefelsäure befindlich) ist schwerlich bei zweien
                              dieser Lösungen gleich. Da dem Färber – wenn er je probirt – in den
                              häufigsten Fällen kein anderes Mittel zu Gebote steht als der Rothbehelf des
                              Aräometers, dessen Angaben gerade in dem vorliegenden Fall zu den größten
                              Täuschungen führen können, weil alle Zinnlösungen saure Eigenschaften zeigen, ein,
                              das specifische Gewicht erhöhender Zusatz freier Säure also sich nicht so ganz
                              leicht zu erkennen gibt, liegt viele Verlockung vor, zinnarme und säurenreiche
                              (nicht selten zinkhaltige) Lösungen in den Handel zu bringen. Darum muß ein seit
                              neuerer Zeit von französischen und schweizerischen chemischen Fabriken unsern
                              Färbern und Zeugdruckern geliefertes festes Zinnchlorid als ein zweckmäßiges
                              Präparat begrüßt werden.
                           Dasselbe kommt vor in krystallinischen, wasserhellen, in Wasser vollständig und leicht löslichen, beim Erwärmen
                              in seinem Krystallwasser schmelzenden Krusten, die an feuchter Luft Feuchtigkeit
                              anziehen und leicht zerfließen. Nach den im hiesigen Laboratorium angestellten
                              Analysen enthalten diese Krystalle nahezu 36 Procent Zinn oder 78–79 Procent
                              Zinnchlorid. Aus dieser Mittheilung der Zusammensetzung kann jeder Consument dieses
                              Artikels leicht berechnen, in welchem Verhältniß er ihn mischen muß, um ein seinen
                              Zwecken entsprechendes, mit den von ihm gebrauchten Zinnlösungen übereinstimmendes
                              Präparat zu erhalten. Zum Schluß wird für Chemiker bemerkt, daß die Analyse mit
                              einem Salz vorgenommen wurde, dem leicht mechanisch etwas Wasser anhängen konnte, so
                              daß es wahrscheinlich ist, das Salz sey nach der Formel SnCl₂ + 3 HO zusammengesetzt, welche Casselmann
                              Polytechn. Journal Bd. CXXVII S.
                                       466. für eine kleine von ihm selbst dargestellte Quantität festen,
                              krystallisirten Zinnchlorids als die richtige gefunden hat.