| Titel: | Ueber die irische Linnenbleiche; von dem Techniker Hrn. G. Coupette. | 
| Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. XXXI., S. 122 | 
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                        XXXI.
                        Ueber die irische Linnenbleiche; von dem
                           Techniker Hrn. G.
                              Coupette.
                        (Schluß von S. 42 des vorhergehenden
                           Heftes.)
                        Mit einer Abbildung auf Tab. II.
                        Coupette, über die irische Linnenbleiche.
                        
                     
                        
                           8) Das Chlorbad (Liquor).
                           Schließlich kommen wir zu dem viel verleumdeten und doch unentbehrlich gewordenen
                              Agens, welches allerdings ein scharfes aber auchzweischneidiges Schwert ist,
                              welches in der Hand des Unkundigen äußerst gefährlich werden kann, so unschätzbar es
                              in der richtigen Anwendung auch ist.
                            Berthollet constatirte zuerst die bleichende Eigenschaft des Chlors und führte
                              dasselbe als Chlorwasser in die Linnen- und Baumwollenbleiche zuerst ein. Der
                              Uebelstand der sich bildenden freien Salzsäure ließ jedoch bald das Chlorwasser mit
                              den Chlorsalzen vertauschen. Diese Chlorpräparate, heutigen Tages mit der Benennung
                              Bleichsalze bezeichnet und gewöhnlich als unterchlorigsaure Salze angesehen,
                              beschränken sich, was ihre praktische Anwendung im Großen betrifft, auf zwei: dieß
                              sind der uneigentlich so genannte Chlorkalk und das Chlornatron; Chlorkali wird sehr
                              selten angewendet. Diese Verbindungen sind sehr wenig stabil, d.h. sie haben eine
                              große Neigung sich zu zersetzen und stabilere Verbindungen einzugehen. Ein
                              vollständiger Abschluß der atmosphärischen Luft verhindert jedoch die Zersetzung der
                              Salze, selbst unter dem begünstigenden Einflusse von Licht und Wärme. Die Wirkung
                              auf den Farbstoff der Pflanzenfaser ist eine auf der mächtigen Affinität des Chlors
                              zu dem Wasserstoffe beruhende und durch dieselbe prädisponirte Oxydation, wodurch
                              theilweise eine Zerstörung, d.h. eine wirkliche Verbrennung des Kohlenstoffes
                              desselben vermittelst des in Freiheit gesetzten Sauerstoffs vor sich geht, theils
                              eine den Farbstoff verharzende Oxydation, die ihn in den später angewandten Alkalien
                              löslich macht. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß die Kohlensäure in der
                              atmosphärischen Luft auf die Zersetzung des Chlorsalzes und Infreitheitsetzung des
                              Sauerstoffes wirkt. Der Oxydationsproceß durch Vermittelung der Chlorpräparate ist
                              so überaus energisch, daß nur die auf praktische Erfahrungen gestützte Vorsicht
                              davon einen nützlichen Gebrauch machen kann. Der Grad der Energie desselben steht
                              aber in directem Verhältnisse mit der Quantität des in Freiheit gesetzten
                              Sauerstoffs und diese wiederum mit dem angewandten Chlorquantum. Es gilt also,
                              dieses auf eine einfache, praktische und zuverlässige Weise zu bestimmen, d.h. die
                              jedesmalige Stärke des Chlorbades zu finden, um mit Sicherheit arbeiten zu
                              können.
                           Vor etwa vierzig Jahren führte Descroizilles eine Lösung von schwefelsaurem Indigo
                              als chlorometrische Flüssigkeit ein, indem er annahm, daß die Menge des entfärbten
                              Indigos der Menge des Chlors in der zu prüfenden Flüssigkeit proportional sey. Die
                              Indigo-Probelösung wurde nachher auch von Gay-Lussac angenommen; aber
                              bald fand man, daß diese einfache und praktische Prüfungsmethode nicht sehr
                              zuverlässig sey. Erstens zerfetzt sich die verdünnte schwefelsaure Indigosolutiondurch längeres
                              Aufbewahren, dann aber fand Gay-Lussac auch, daß selbst mit frisch bereiteter
                              Probeflüssigkeit das Resultat davon abhängt, ob man die Chlorflüssigkeit in die
                              Indigo-, oder die Indigolösung in die Chlorflüssigkeit gießt. In ersterem
                              Falle wird, wie ich auch selbst Gelegenheit hatte zu beobachten, viel mehr Indigo
                              zerstört als im zweiten, wenn man mit gleichen Quantitäten operirt. Dann ist auch
                              ein großer, der Genauigkeit hinderlich im Wege stehender Umstand die Schwierigkeit,
                              genau den Uebergang aus der blauen in die braune Farbe zu bestimmen, wenn die
                              Indigosolution vollständig entfärbt ist. Um diese Ungenauigkeit anschaulicher zu
                              machen, will ich hier eine von mir zu dem Behufe gemachte Beobachtung einschalten:
                              Ich nahm von der in Cotton-Mount gebrauchten Indigosolution, füllte davon in
                              ein in 100 Theile getheiltes Probeglas (welches bis zum obersten 0-Striche
                              1/100 eines Gallons faßte; jede Abtheilung enthielt also 1/10000 eines Gallons) bis
                              zum Striche 80, d.h. zwanzig Volumtheile, und füllte dann das Glas mit destillirtem
                              Wasser bis zu 0; in ein anderes, in derselben Weise eingetheiltes Glas füllte ich
                              bis zu 0 Chlornatronlösung, welche an dem später unten zu beschreibenden test blue 5 zeigte. Nun goß ich die Chlorflüssigkeit in
                              die verdünnte schwefelsaure Indigosolution; gegen 7 1/2 Maaßeinheiten der erstem
                              erzeugten, wie mir schien, die von Gay-Lussac angegebene grüne Färbung,
                              nachdem aber schon mit 5 Maaßeinheiten ein Schillern ins Grüne bemerkbar wurde. Ich
                              setzte nun mehr und mehr zu, und war nicht wenig erstaunt, bis zu 13 Einheiten gehen
                              zu müssen, ehe die vollständige Entfärbung, d.h. die lichtbraune Färbung, welche man
                              in der Bleichereien gewöhnlich als maaßgebend betrachtet, eintrat, nachdem die
                              Probeflüssigkeit während des Nachfüllens durch alle Farbenüancen vom Grünen ins
                              Braune durchging.
                            Gay-Lussac schlug daher auch im Jahre 1835 eine neue MethodePolytechn. Journal Bd. LX S. 128. vor, nach welcher eine der folgenden Substanzen beinahe mit derselben
                              Sicherheit des Erfolges angewandt werden kann: Arsenige Säure, Kaliumeisencyanid,
                              salpetersaures Quecksilberoxydul. Er gibt jedoch der arsenigen Säure den Vorzug, als
                              dem die genauesten Resultate gebenden Reagens. Ich hatte auch früher nicht selten
                              Gelegenheit, mich von der überraschenden Genauigkeit dieser Methode zu überzeugen.
                              Aber alle diese Methoden sind leider nur von Werth fürs Laboratorium, nicht aber für
                              den Bleicher; für ihn ist die Ausführung der Analyse viel zu umständlich.
                           
                            Graham Dieses von Dalton herrührende Verfahren wurde im polytechn. Journal Bd. LXXXV S. 292 mitgetheilt. schlägt folgendes Verfahren vor, welches übrigens in der Analyse schon
                              längst auf dem Continente bekannt war. Es gibt mit wenig Mühe genaue Resultate.
                           78 Gran trockner Krystalle von chemisch-reinem schwefelsaurem Eisenoxydul
                              (entsprechend 10 Gran Chlor) werden in leicht mit Salzsäure angesäuertem Wasser
                              aufgelöst. 50 Gran von dem Bleichpulver, dessen Chlorgehalt ermittelt werden soll,
                              werden ebenfalls in Wasser gelöst, dann die Lösung in einen in 100 gleiche Theile
                              getheilten graduirten Glascylinder gethan, und bis an den Nullpunkt mit Wasser
                              aufgefüllt. Dann wird von dieser so bereiteten Chlorflüssigkeit so lange in die
                              Eisenlösung gegossen, bis diese ganz gesättigt, d.h. überoxydirt ist, welcher Punkt
                              durch rothes Blutlaugensalz erkannt wird; letzteres gibt nämlich mit den Salzen des
                              Eisenoxyduls blaue Niederschläge, nicht aber mit denen des Oxyds. Man bedient sich
                              eines weißen Porzellantellers, den man vorher mit Tropfen von in Wasser gelöstem
                              rothem Blutlaugensalze bedeckt; sobald man nun mit einem Tropfen der Eisenlösung
                              keinen blauen Niederschlag mehr erhält, ist alles Oxydul in Oxyd übergegangen.
                              Hätten nun z.B. 72 Maaßeinheiten der Chlorflüssigkeit 78 Gran des schwefelsauren
                              Eisenoxyduls oxydirt, dann müssen diese 72 Einheiten 10 Gran Chlor enthalten, was
                              gleich ist 13,89 Gran in den 50 Gran des Chlorpräparates, oder 27,78 Gran Chlor in
                              100 Gran. Die Berechnung ist vereinfacht, wenn man gleich die Anzahl von
                              Maaßeinheiten in 2000 dividirt, so hier: 2000/72 = 27,78. Sehr gut ist es, die
                              Mischung der beiden Flüssigkeiten in einer Glasstasche mit Stöpsel zu machen, um bei
                              der jedesmaligen Chlorentwickelung, welche stattfindet wenn die Flüssigkeiten in
                              Berührung kommen, Verluste zu vermeiden. Aber auch dieses Verfahren ist weit
                              entfernt populär zu werden, auch ist es noch viel zu umständlich, weßhalb man in
                              beinahe allen irischen und schottischen Bleichereien immer wieder zu dem alten
                              Verfahren mit der Indigosolution zurückgekommen und stehen geblieben ist, indem es,
                              wenn es immer in derselben Weise ausgeführt wird, dem Bleicher wenigstens einen
                              Anhaltpunkt, wenn auch leider, wie oben nachgewiesen, einen oft trügerischen
                              gibt.
                           Zur Bestimmung des Chlorgehaltes und daher des commerciellen Werthes der
                              Chlorpräparate möchte das Verfahren mit dem schwefelsauren Eisenoxydul vielleicht
                              seine Anwendung finden, indem, wenn dieser einmalbestimmt, der Bleicher nachher
                              für die Bereitung der frischen Bäder nach Maßen und Gewichten operiren kann; aber
                              die Hauptschwierigkeit ist, die durch eine oder mehrere Eintauchungen theilweise
                              erschöpften Chlorbäder zur passenden Stärke wieder aufzuhöhen, ohne der Gefahr
                              ausgesetzt zu seyn, durch ein zu starkes Bad den einzutauchenden Stoff zu zerstören
                              oder wenigstens mehr als nöthig zu schwächen, oder aber durch ein zu schwaches Bad
                              Zeit und Arbeit zu verlieren. Wie wenig zweckentsprechend hier das Aräometer, außer
                              andern später entwickelten Nachtheilen ist, erhellt daraus, daß eine
                              Chlorkalklösung, welche nahe das Maximum der ohne Gefahr zulässigen Stärke besitzt,
                              ein spec. Gewicht von 1,006 zeigt, während eine sehr schwache Flüssigkeit, wie sie
                              nur für sehr leichte Waare im letzten Bade angewendet wird, 1,002 wiegt; es besteht
                              also nur eine Differenz von 0,004 oder etwa 1/2° Baumé zwischen dem
                              Maximum und Minimum der Concentration.
                           Ein mir vor wenigen Tagen in einer englischen periodischen Zeitschrift zu Gesicht
                              gekommenes Verfahren, welches mit dem besten Erfolge in mehreren englischen Bleichen
                              eingeführt seyn soll, über dessen praktischen Werth ich mir jedoch kein specielles
                              Urtheil erlauben will, scheint mir werth hier angeführt zu werden. Ich übersetze
                              wörtlich. Der Erfinder,Der Erfinder ist der als Chemiker und Fabrikant wohlbekannte Walter Crum; das
                                    Verfahren wurde in den Verhandlungen des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen,
                                    Jahrgang 1844, S. 245 mitgetheilt. dessen Namen nicht genannt, sagt: Ich führte folgendes Verfahren vor einigen
                              Jahren in unsern Etablissements ein, und es war seither immer im Gebrauche und gibt
                              die Stärke des Chlorbades in einem Augenblicke durch Vergleichung. Es ist basirt auf
                              die verschiedenen Nüancirungen der Farbe des essigsauren Eisenoxydes. Man macht eine
                              Lösung von Eisenchlorür, indem man Eisenfeilspäne in Salzsäure von etwa der halben
                              Stärke, wie sie gewöhnlich im Handel vorkommt, auflöst. Um einer vollständigen
                              Sättigung gewiß zu seyn, läßt man einen großen Eisenüberschuß für einige Zeit bei
                              der Siedehitze des Wassers mit der Lösung in Berührung. Eine Maaßeinheit dieser
                              Lösung von 40° Twaddel (spec. Gewicht = 1,200) wird gemischt mit einem
                              gleichen Maaß von Essigsäure, wie man sie bei Turnbull und Comp. in Glasgow für acht
                              Shillinge den Gallon kauft. Das bildet die Probeflüssigkeit. Wenn sie mit 6 bis 8
                              Theilen Wasser verdünnt ist, ist sie ganz farblos; Chlorkalk verursacht aber, sobald
                              er damit in Berührung gebracht wird, die Bildung von essigsaurem Eisenoxyd, welches
                              eine eigenthümliche rothe Farbe hat.
                           
                           Ein Dutzend langer dünner Probefläschchen von genau demselben Durchmesser werden zu
                              1/9 ihres Inhalts mit der Probeflüssigkeit gefüllt und dann mit Bleichflüssigkeit
                              von verschiedener Stärke aufgefüllt. Das erste Fläschchen mit solcher von
                              1/12° Tw., das zweite mit 2/12° das dritte mit 3/12° und so
                              fort bis 12/12° oder einem ganzen Grad = 1,005 spec. Gewicht. Dann werden sie
                              gut zugekorkt und neben einander in einem Gestelle aufgestellt, je 2 und 2 in
                              Oeffnungen, welche zu dem Ende in die Holzplatte gebohrt worden (siehe Figur 15).
                           Um nun die Stärke einer unbekannten und theilweise erschöpften Bleichflüssigkeit zu
                              finden, wird in eine den obigen Fläschchen ganz gleiche Flasche dasselbe Quantum
                              Probeflüssigkeit, 1/9 des Inhaltes, gethan und mit der fraglichen Bleichflüssigkeit
                              aufgefüllt, geschüttelt und dasjenige der Probegläschen auf dem Gestelle durch
                              Danebenstellen ermittelt, welches ihm an Intensität der Farbe am nächsten steht. Die
                              Nummer dieses Fläschchens ist seine Stärke in Zwölfteln eines Grades am
                              Twaddel'schen Aräometer; sieht man dann in der unten gegebenen Tabelle nach, so
                              findet man unmittelbar, wie viel von einer so eben in Vorrath angefertigten
                              Flüssigkeit (in Wasser gelöster Chlorkalk oder Chlornatron), welche immer auf eine
                              Stärke von 6° Tw. = 1,030 spec. Gewichtes gehalten wird, nöthig ist, um das
                              Chlorbad auf die gewünschte Stärke zu bringen.
                           Die Fläschchen müssen natürlich ganz genau denselben Durchmesser haben; sie fassen 4
                              Loth und sind zwei und zwei so zusammengestellt, daß das Fläschchen mit der zu
                              untersuchenden Chlorflüssigkeit neben jedes einzelne derselben zur Vergleichung
                              gestellt werden kann. Zur bessern und leichtern Bestimmung des Farbetones wird
                              hinter die Fläschchen ein Stück weißes Papier auf einem Brett ausgespannt.
                           Um den Gebrauch der Tabelle zu erläutern, ist es nöthig anzuführen, daß unsere
                              Behälter für Chlorkalklösung, wenn sie zu der richtigen Höhe zur Aufnahme der Waare
                              gefüllt sind, 1440 Gallons oder 288 Maaß von je 5 Gallons enthalten. 5 Gallons
                              können mit leichter Mühe auf einmal getragen werden. In der beifolgenden Tabelle
                              bezeichnet 0 Wasser und die Nummern 1, 2, 3 etc. die Stärke der Chlorflüssigkeit,
                              welche sich schon in dem Behälter befindet, in Zwölfteln von Twaddel'schen Graden,
                              wie sie durch den chlorometrischen Versuch gefunden worden. Wenn das Chlorbad nun
                              angestellt werden soll, so findet man aus der ersten Tabelle, daß 32 Maaß der
                              Chlorflüssigkeit, welche 6° Tw. stark ist, zu den 256 Maaß Wasser hinzugefügt
                              werden müssen, um die 288 Maaß Chlorflüssigkeit auf 8/12 eines Grades Tw. zu
                              bringen. Wenn aber die Flüssigkeit in dem Chlorbehälter schon eine Stärke zeigt,welche der Nummer des
                              zweiten Fläschchens entspricht, dann würden nur 24 Maaß zum Aufmachen bis zu
                              derselben Stärke nöthig seyn.
                           
                              
                                     Um 8/12°
                                    Twaddel          
                                    zu zeigen.
                                    Um 6/12°
                                    Twaddel        
                                    zu zeigen.
                                    Um 4/12°
                                    Twaddel          zu
                                    zeigen.
                                    Um 3/12°
                                    Twaddel          zu
                                    zeigen.
                                 
                              
                                 0 erfordert
                                 32 Maaß
                                 0 erfordert
                                 24 Maaß
                                 0 erfordert
                                 16 Maaß
                                 0 erfordert
                                 12 Maaß
                                 
                              
                                 1      „
                                 28    „
                                 1      „
                                 20   „
                                 1      „
                                 12    „
                                 1      „
                                   8    „
                                 
                              
                                 2      „
                                 24    „
                                 2      „
                                 16   „
                                 2      „
                                   8    „
                                 2      „
                                   4    „
                                 
                              
                                 3      „
                                 20    „
                                 3      „
                                 12   „
                                 3      „
                                   4    „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 4      „
                                 16    „
                                 4      „
                                       
                                    „
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 5      „
                                 12    „
                                 5      „
                                   4   „
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 6      „
                                   8    „
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 7      „
                                   4    „
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Der Hergang bei diesem Zersetzungsprocesse ist folgender: ein Drittel des Eisens
                              bildet ein charakteristisch rothbraun gefärbtes essigsaures Eisenoxyd, während die
                              ganze Quantität dazu benutzt werden könnte, wenn man essigsaures Eisenoxydul statt
                              Eisenchlorür anwendete. Das letztere ist jedoch vorzuziehen, weil das essigsaure
                              Salz eine viel größere Affinität zu dem Sauerstoffe der atmosphärischen Luft hat und
                              daher schwieriger aufzubewahren ist. Auch hinsichts des Chloreisens ist es rathsam,
                              nur kleine Mengen auf einmal zu fertigen und sie in kleinen wohlverschlossenen
                              Flaschen aufzubewahren, damit die Luft nicht hinzutrete.
                           So viel ich a priori urtheilen kann, erscheint mir dieses
                              chlorometrische Verfahren allen andern mir bekannten an praktischer Anwendbarkeit
                              überlegen zu seyn; über die Zuverlässigkeit muß jedoch die Erfahrung entscheiden.
                              Folgendes möchte jedoch jedenfalls der Beachtung werth seyn: Die Bestimmung der
                              Stärke der Chlorflüssigkeit für die Scala durch das Aräometer, d.h. durch das spec.
                              Gew. scheint mir, außer den nothwendiger Weise damit verknüpften Schwierigkeiten,
                              wenig zuverlässig, indem das spec. Gewicht einer Chlorflüssigkeit nicht immer in
                              directem Verhältnisse mit dem Chlorgehalte derselben steht, und durch freien Kalk
                              oder Natron sehr große Täuschungen entstehen möchten. Es würde daher zur Anfertigung
                              dieser Vergleichungsscala wohl besser seyn, den Chlorgehalt einer concentrirten
                              Chlorflüssigkeit durch schwefelsaures Eisenoxydul in Granen zu bestimmen und sich
                              dann durch Verdünnung derselben die nöthigen Abstufungen in der Stärke der
                              Chlorflüssigkeiten nach Belieben zu bereiten. Diese Arbeit würde nur sehr selten zu
                              wiederholen seyn, da die Scala,einmal gemacht und gegen den Zutritt der atmosphärischen
                              Luft gut verwahrt, unendlich lange unverändert erhalten werden könnte.
                           In Cotton-Mount war ausschließlich schwefelsaurer Indigo im Gebrauche. Die
                              Lösung wurde von der chemischen Fabrik, welche den Chlorkalk lieferte, unentgeldlich
                              mitgeschickt. Man machte aber in den chemischen Fabriken ein solches Geheimniß aus
                              der Bereitung und Zusammensetzung dieses einfachen Indigo-Präparates, daß ich
                              mich genöthigt sah, durch Analyse die Bestimmung des Säure- und
                              Indigogehaltes zu ermitteln. Die Resultate waren aber so verschieden als die
                              Sendungen; sie richten sich nach den verschiedenen Sorten des Indigos, welcher zur
                              Bereitung der Probeflüssigkeit angewendet wurde. Um daher meine mit Indigosolutionen
                              gemachten Beobachtungen in eine allgemein verständliche Sprache zu übersetzen,
                              machte ich, wie unten näher erläutert ist, eine Analyse der Chlorflüssigkeiten,
                              nachdem ich vorher deren Wirkung auf die Indigolösung versucht hatte.
                           Die nach Cotton-Mount gesendete Indigosolution wurde mit dem doppelten Volum
                              Wasser verdünnt und dann ein Glascylinder von etwa 3/4 Zoll innerem Durchmesser,
                              dessen unterer Theil vom Boden bis zur 0-Marke fünfmal den Inhalt des Raumes
                              zwischen 0 und 5 hatte, bis zu (1 mit dieser Probeflüssigkeit gefüllt, hierauf so
                              viel Chlorflüssigkeit eingetröpfelt, bis die Farbe eben aus dem Blauen durch das
                              Grünliche ins Braune spielte. Die Höhe, bis zu welcher dann die Flüssigkeit stand,
                              gab die Bezeichnung für ihre Stärke ab; man sagte, das Chlorbad zeigt 1, 2, 3 etc.
                              am Glase. Die beiden Extreme, welche ich zu beobachten Gelegenheit hatte, waren 1
                              und 5; das erstere das stärkste, das letztere das schwächste Bad in Anwendung. Ich
                              habe 3 Proben, welche 1, 3 und 5 am Glase zeigten, analysirt. Die Bestimmung geschah
                              vermittelst des schwefelsauren Eisenoxyduls. Die Chlorflüssigkeit, welche 1 am Glase
                              zeigte, enthielt in 370 Granmaaßen (ein Granmaaß ist der Raum, welchen ein Gran
                              chemisch reinen Wassers bei dem Maximum des spec. Gewichts unter gewöhnlichem
                              Luftdruck einnimmt) 5,4 Gran dem Gewichte nach Chlor, d.h. in 1000 Volumeneinheiten
                              14,6 Gewichtseinheiten. Die Chlorflüssigkeit, welche 3 am Glase zeigte, hatte in
                              1120 Granmaaßen 1,8 Gran dem Gewichte nach Chlor, oder in 1000 Volumeneinheiten 1,60
                              Gewichtseinheiten. Die Chlorflüssigkeit endlich, welche 5 am Glase zeigte, besaß in
                              1900 Granmaaßen Flüssigkeit 1,05 Gew. Gran Chlor, oder in 1000 Volumeneinheiten
                              0,552 Gewichtseinheiten Chlor.
                           In Glenmore sah ich als Probeflüssigkeit die schwefelsaure Lösung des Farbstoffes aus
                              dem Rothkohl in Anwendung, welches den Vortheileines leichtem Beobachtens des Entfärbungspunktes gewährt,
                              indem dieser Farbstoff durch das Chlor vollständig zerstört wird und die Flüssigkeit
                              farblos zurückbleibt. Die Chlorbäder für Linnen nahmen gewöhnlich an Stärke ab, so
                              zwar, daß das erste das stärkste und das letzte das schwächste war. Im Sommer waren
                              die Bäder um 1/2 bis 1 Nummer am Glase schwächer als im Winter, weil der Rasen in
                              erster Jahreszeit das Fehlende in viel gefahrloserer Weise ersetzte. Für
                              mittelschwere Linnen waren die gewöhnlichen Nummern im Sommer 4, 4 1/2 und 5 für die
                              drei Chlorbäder, für schwerere Waare wohl auch 3 1/2, 4 und 4 1/2. Die
                              Chlorflüssigkeit zeigte für das erste Bad der Garne, durch welches dieselben jedoch
                              nur gewunden wurden, 1 1/2, ja manchmal 1 im Winter.
                           In den Bragg'schen Anstalten wurde zum Linnenbleichen unterchlorigsaures Natron
                              angewendet, welches durch Fällen des Kalkes aus der Chlorkalklösung mittelst
                              Sodalauge bereitet wurde. Nur die Leinengarne wurden mit Chlorkalk behandelt. Die
                              Chlorkalksolution scheint eine energischere Wirkung zu haben als die
                              Chlornatronsolution, d.h. der unterchlorigsaure Kalk scheint sich rascher zu
                              zerfetzen als das unterchlorigsaure Natron. Für die Garne zieht man diese rasche,
                              energische Wirkung für eine kürzere Dauer des Bades vor, indem es die Garne vor dem
                              Wolligwerden bewahren soll, welches ein längeres Verweilen im Chlorbad zur Folge
                              haben würde. Die Linnen waren durchschnittlich 8 Stunden im Chlorbade.
                           
                        
                           9) Allgemeine Bemerkungen.
                           Man sucht die steeps (Partien) so viel als möglich von
                              Linnen derselben Qualität zusammenzusetzen und sich dadurch viele Arbeit im
                              fortwährenden Sortiren zu ersparen. Als allgemeine überall durchgehende Erscheinung
                              ist das Waschen nach jeder Operation anzusehen. Davon machte die Verfahrungsweise in
                              Cotton-Mount eine nach meiner Ansicht sehr ungerechtfertigte Ausnahme, es
                              fand ein zweimaliges Bäuchen nach dem Fermentiren statt, ohne daß dazwischen
                              gewaschen wurde. Was man damit bezweckt, konnte mir Niemand sagen und ich nicht
                              einsehen.
                           Nachdem die Linnen vom Grase in einem luftfeuchten (airdamp, bezeichnend für Irland) Zustande eingebracht, wurden sie nicht
                              gewaschen, wenn sie nicht gerade durch ungünstiges Wetter besonders schmutzig
                              geworden waren. Man liebte sehr diesen halbfeuchten Griff der Linnen, wenn sie zum
                              Chlorbade oder auch zur Bäuche gebraucht wurden. In Glemmore bediente man sich eines
                              Centrifugalapparates, ähnlich dem inden Zuckersiedereien, um die nassen Linnen in diesen
                              Zustand zu versehen, ehe sie ins Chlorbad kommen. Sie saugen dann die Flüssigkeiten,
                              in die sie gebracht werden, gleichmäßig ein, was zur Verhütung von Flecken dient,
                              welche, wenn die Waare sehr trocken eingebracht wird, manchmal entstehen.
                           Ueber die drei verschiedenen in Cotton-Mount und Hyde-Park
                              gebräuchlichen Waschmethoden, je nach der Waare, habe ich oben schon gesprochen.
                              Nachdem die Linnen weiß gebleicht waren, wurden sie, ehe sie zum Stärken gingen,
                              immer zweimal, gewöhnlich in den Waschrädern, ausgewaschen.
                           Die Zeitdauer der verschiedenen Operationen wurde bis ins Unendliche variirt und war
                              ganz und gar von den verschiedenen obwaltenden Umständen abhängig. Ich habe oben
                              Durchschnittszahlen gegeben, sie sind das Thema, worüber die Variationen gemacht
                              wurden. Die steeps wurden immer mehrere Male während des
                              Gleichganges sortirt, die graueren Stücke erhielten je nach Umständen eine Bäuche,
                              ein Chlor- und Säurebad mit scald mehr, und
                              wurden dann wieder ihrer ursprünglichen steep-Nummer beigegeben.
                           Eine Sache, die mir von großer Wichtigkeit zu seyn schien, und der ich daher in der
                              Hoffnung, zu conclusiven Resultaten zu gelangen, viel Aufmerksamkeit schenkte, war
                              die Bestimmung der Gewichtsverluste, welche die Linnen durch das Bleichen erlitten,
                              besonders da die hiesigen Linnenhändler stets klagen, daß ihre Waare im Bleichen zu
                              sehr reducirt werde, d.h. zu viel an Gewicht verliere. Um einem solchen Uebelstande
                              abzuhelfen, muß man erst den Grund und die Natur des Uebels kennen.
                           Ich habe oben beim Fermentiren schon einige Resultate von den durch diese Operation
                              hervorgebrachten Gewichtsverlusten gegeben. Die Resultate beim Vollweißbleichen
                              waren aber nicht der Art, daß sie mir erlaubten allgemeine Schlüsse zu ziehen, was
                              ich übrigens nicht dem Mangel gewisser Gesetze zuschreiben will, sondern eher der
                              Schwierigkeit, mit welcher ich in fremden Anstalten zu kämpfen hatte, indem ich
                              durch das Wegnehmen und Trocknen auf der Trockenmaschine etc. immer störend auf den
                              Bleichgang wirkte; dann aber war eine andere Schwierigkeit die, immer einen gleichen
                              Grad von Trockniß zu erreichen, welcher zu richtigen Gewichtsbestimmungen nöthig
                              ist. Ich glaube aber aussprechen zu können, daß die Verluste mit dem Voranschreiten
                              der Weiße der Waare beinahe in einer geometrischen Progression abnehmen, so daß
                              dieselben nach dem ersten Chlorbade fast verschwindend werden, verglichen mit denen,
                              welche das Resultat der ersten Operationen sind. Eine methodische Regelmäßigkeit der
                              Resultate ist natürlich ganz außer der Frage, indem das Materialder Gewebe einen unbegränzten
                              Einfluß auf das Ergebniß hat, und es daher außer der Macht des Bleichers ist,
                              gleichmäßige Erfolge zu haben. Nur massenhafte Versuche oder Operiren nach
                              verschiedener Weise auf ganz dasselbe Material, können hier mit Gewißheit
                              entscheidende Resultate über den Werth der Bleichmethoden geben. Ich will jedoch
                              beispielshalber hier das Resultat von vier Stücken, welche ich sehr sorgfältig
                              beobachtete, geben. Die Gewichte wurden immer genommen, wenn die Stücke so trocken
                              waren, als die Trockenmaschine sie machen konnte. Später unten unter den Beispielen
                              für Bleichgänge wird auch dasselbe steep 31, von welchem
                              die vier Stücke einen Theil bildeten, einen Platz finden. Die Linnen waren unter der
                              Rubrik „heavy goods“ eingetragen.
                              10⁰⁰, 14⁰⁰, 17⁰⁰ und 20⁰⁰,
                              d.h. 2000, 2800, 3400 und 4000 Fäden in der Kette auf Yard-Breite, zur
                              Bezeichnung der Feinheit.
                           Verlust in Procenten.Wir geben nachstehend eine ähnliche Tabelle, welche von dem verstorbenen
                                    Bleicher Illgner, ehemaligem Zögling des königl. Gewerbe-Instituts zu
                                    Berlin, herrührt; er stellte die Versuche während seines Aufenthalts in
                                    Belfast an. Sie ist in Schubarth's Handbuch der technischen Chemie IV. Ausg.
                                    Bd. III S. 240 enthalten.Ueber den Gewichtsverlust der
                                       Leinwand durch die Chlorbleiche.Nr.1vonHandgespinnstgewebt,hatte auf1/4'' engl.Kettenfäden24,Einschlagfäden21.„2  „Maschinengarn    
                                          „„    
                                          „       „21,          
                                          „25.„3  „          „    
                                          „    
                                          „       „31          
                                          „27.„4  „          „Kette u.Handges.Einschlag       „24          
                                          „23.„5  „          „    
                                          „    
                                          „       „20,          
                                          „19.„6  „          „    
                                          „    
                                          „       „22,          
                                          „24.Die Stücke wurden nach jeder Operation gehörig gewaschen, auf einer
                                    Cylindertrockenmaschine getrocknet und dann gewogen.Textabbildung Bd. 129, S. 132Zahl der Operation;
                                       Benennung der Operation; Bleichmittel; Dauer der Operation. Stund.;
                                       Gewichtsverlust in Procenten; Einweichen; Bäuche; Sauerbad; Holben auf
                                       den rubbing boards mit 3/4 Pfd. weißer Seife
                                       das Stück; Chlorkalkbad; Wasser von 60° R. Aetznatronlauge; Pinte
                                       5 Grän; spec. Gewicht; Suma der Gewichtsverluste.Die Aetznatronlauge von einem spec. Gewicht von 1,0025 bei 50° R. oder
                                    eine halbe Pinte enthält 5 engl. Grän Aetznatron. – 3 : 5 beim
                                    Chlorkalkbad heißt: 3 Raumtheile Chlorkalklösung entfärben 5 Raumtheile
                                    Indigoauflösung.
                           Steep 31.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 129, S. 131
                              52 Yards lang, 36 Zoll breit;
                                 Feinheit; Gewicht (grau); Nach dem Fermentiren; Nach der ersten Bäuche; Vor dem
                                 2ten Chlorbad; Weiß.
                              
                           
                           Linnen oder Drelle, welche zum Färben vorbereitet werden, erhalten, wenn die Farbe,
                              worin sie gefärbt werden sollen, eine dunkle ist, als grau oder schwarz, welches die
                              gewöhnlichen sind, außer dem Fermentiren nur ein Rubben mit schwacher Lauge und
                              nachher ein starkes Säurebad, etwa 3° Twaddel (= 1,015 spec. Gewicht),
                              welches auf ungefähr 100 bis 120° F. erwärmt ist, in dem die Stücke 2 bis 3
                              Stunden lang verweilen. Dann werden sie gut ausgewaschen und sind fertig für die
                              Farbe. Helle Farben erfordern eine sorgfältigere Vorbereitung, d.h. größere Weiße,
                              und die Waare geht den gewöhnlichen Bleichgang bis nach dem ersten Chlorgang, d.h.
                              Chlor- und Säurebad. – Alle Waare zum Färben wird von den Säuren
                              fertig gewaschen, indem sie dann die Farbe besser annimmt. Dasselbe gilt für zum
                              Druck vorzubereitende Linnen. Eine andere für diese beiden Arten von Waare
                              gemeinschaftliche Vorsicht in deren Vorbereitung ist, daß man sie, so viel immer
                              möglich, nicht mit Seife irgend einer Art in Berührung bringt, welche später beinahe
                              immer Flecken verursacht, wenn die Farbe die Waare deckt.
                           
                           Die zum Bleichen als Vorbereitung zum Drucken gegebenen Linnen werden wie andere
                              Linnen gebleicht, mit der Ausnahme, daß sie nach dem Fermentiren oft eine Kalkbäuche
                              (56 Pfund gebrannten Kalk für 200 Stücke, 52 Yards lang) und immer ein Säurebad
                              bekommen. Es soll dieß das Gewebe reinigen und trocken machen, zur bessern Aufnahme
                              der Farbe beitragen. Mir scheint es eine schlechte Praxis zu seyn, es greift die
                              Gewebe sehr an und bedeckt sie eventuell mit einer schwer löslichen Gypsschicht,
                              welche die Faser später angewendeten Agentien schwer zugänglich macht.
                           Die gewöhnlichen glatten Linnen, Drelle, Schleiertücher und Battiste werden alle nach
                              demselben Bleichgange gebleicht; die Schleiertücher (lawns) und Battiste (cambrics) werden nur mit
                              einer geringern Zahl von Wiederholungen und schwächern Lösungen weiß gebleicht, als
                              die beiden andern Gewebearten. Für die Drelle ist zu bemerken, daß sie vor dem
                              Fermentiren auf einer bis zur Kirschrothglühhitze erwärmten, eisernen,
                              halbcylindrischen Platte gesengt werden. Auffallender Weise bleichen sich Drelle
                              leichter, als schwere glatte Linnen. Die Anzahl von Bäuchen vor dem ersten Säurebad
                              hängt von dem Grade der Weiße der Waare ab und variirt gewöhnlich zwischen 5 und 7;
                              dann folgen nach dem Bade und Rubben noch gewöhnlich 1, 2 oder 3 Bäuchen vor dem
                              ersten Chlorbade. Drelle, Schleiertücher und Battiste werden nicht gerubbt, wie
                              schon oben bemerkt, und von einem Säurebad, als letzter Operation, fertig gewaschen
                              (lifted), während die glatten Linnen gewöhnlich von
                              den rubbing boards fertig gewaschen werden. Ehe dieß
                              geschieht, werden die boards immer mit verdünnter Lauge
                              abgewaschen. Dieser methodische Gang, die weißesten Waaren immer zuerst auf die
                              reine Maschine, oder in das frische Bad, oder in die frische Lauge zu bringen, ist
                              durchgehend. Für eine erste Bäuche, erstes Säure- oder Chlorbad macht man die
                              Flüssigkeiten wohl kaum frisch auf. Man füllt dazu die alten Bäder zu den nöthigen
                              Stärken nach und spart die frischen reinen Bäder für weiter vorangeschrittene
                              Waare.
                           Die Garne, deren Bleiche in Cotton-Mount übrigens noch in ihrer Kindheit war,
                              wurden dort in folgender Weise behandelt: Sie kamen in Bündel nach der Bleiche,
                              wurden entbündelt und in den Bäuchkessel strähnweise (ein hank = 3600 Yards lang) ringförmig in die siedend heiße, etwa 6°
                              Tw. (1,03 spec. Gewicht) starke Lauge geworfen und gleichmäßig vertheilt. Dann wird
                              der Dampf langsam angedreht und die Garne drei Stunden lang im offenen Kessel
                              gekocht. Auf das verticale Rohr in der Mitte des Kessels wird ein regenschirmartiger
                              Deckel befestigt, um die
                              Lauge gleichmäßig zu verbreiten. Anfänglich steigen die Garne, wenn übrigens die
                              Operation gut geleitet ist, hoch auf und fallen nachher nach und nach wieder
                              zusammen. Nach dem Kochen läßt man die Lauge abfließen und öffnet dann den
                              Wasserhahn des Kessels. Das Wasser filtrirt von unten nach oben und fließt über den
                              obern Kesselrand ab. Man läßt das Wasser so lange fließen, bis es rein und klar
                              abläuft. Dann sperrt man das Wasser ab und läßt es durch den untern Entleerungshahn
                              ablaufen. Die Garne werden dann noch einmal, Strähn für Strähn, in fließendem Wasser
                              gewaschen, indem sie mehreremale hineingeworfen und darin hin und her gezogen
                              werden. Zuletzt werden dieselben, in Cotton-Mount, in einer hydraulischen
                              Presse gepreßt, oder in der letzten Zeit ausgewunden, indem das eine Ende des
                              Strähnes in einen feststehenden Haken und das andere in einen um seine Achse
                              drehbaren Haken gehangen, und dieser letztere bewegt wird. Bei weitem die beste
                              Vorrichtung zu diesem Zwecke schien mir jedoch die unter andern auch in Newforge
                              angewendete zu seyn, welche das Wasser auspreßte, indem die Garne zwischen zwei
                              schweren hohlen gußeisernen Walzen, etwa 30 Zoll im Durchmesser, durchgingen. Nun
                              kommen die kaum mehr als feuchten Garne ins Chlorbad. Durch dieses erste Chlorbad
                              wurden dieselben jedoch bloß gewunden (reeled), indem
                              sie auf vierkantige Holzstäbe von 4 Zoll Seite über dem Behälter aufgehangen wurden
                              und nur 6 Zoll tief in die Flüssigkeit eintauchten. Die Holzstäbe wurden von einem
                              Weiter von Zeit zu Zeit vermittelst einer Handhabe gedreht oder auch, wie in Hillden
                              bei Hrn. Barbour, durch die
                              Maschine bewegt. Das Chlorbad zeigte 1 bis 1 1/2 am Indigo-Chlorometer. Alle
                              zwei Stunden wurden die Garne durch frische ersetzt. Aus dem Chlorbade wurden sie
                              dann, ohne gewaschen zu werden, in eine etwa 2° Tw. starke Säure gebracht, 2
                              bis 3 Stunden gesäuert. Nach dem Ablassen der Säure wurde 3 bis 4mal frisches Wasser
                              bis zum obern Rande des Säurebehälters zugelassen und abgelassen, sodann die Strähne
                              in Wasser geschweift wie oben. Nun kamen sie in die scald, welche für etwa 25 Ctr. Garn aus 20 Gallons-Maaßen
                              krystallisirter Soda und 20 Pfund brauner Stangenseife bereitet wurde. Sie wurden
                              zwei Stunden im offenen Kessel gekocht, gewaschen, darauf sechs Tage aufs Gras
                              ausgelegt. Je 2 und 2 hanks wurden zusammen in
                              elliptischer Form ansgelegt und zweimal während der sechs Tage gedreht, so daß jeder
                              Theil des Strähnes soviel als möglich gleichmäßig der Wirkung des Rasens und des
                              Lichtes ausgesetzt wurde. Bei jedem Wechsel des Auslegens wurden die Strähne
                              geschüttelt, oder besser gesagt geschlagen (shaken)
                              indem der Arbeiter die Hände in den Strähn steckte und sie rasch und mit Kraft von
                              einander entfernte.
                              Hierauf brachte man die Garne in einen gewöhnlichen Chlorbehälter. Die
                              Bleichflüssigkeit zeigte 2 bis 2 1/2 am Indigo-Chlorometer; sie blieben 3 bis
                              4 Stunden in diesem Bade, wurden dann 3 bis 4mal mit frischem Wasser übergossen, mit
                              der Hand gewaschen, dann 2 bis 3 Stunden lang in 2° Tw. starker Säure
                              gesäuert. Manchmal, je nach der Beschaffenheit des Garnes, ließ man dann noch eine
                              scald, Auslegen auf das Gras für 3 bis 4 Tage, ein
                              Chlor- und Säurebad folgen. Gewöhnlich jedoch genügten obige Operationen, mit
                              sehr sorgfältigem Waschen nach dem Säurebad, zu einer vollweißen (fullwhite) Bleiche. Für sogenannte creamcolour genügte eine Bäuche, Chlor- und
                              Säurebad. Halbweiß (halfwhite) erforderte eine scald mehr.
                           Schließlich füge ich noch die Schemas einiger Bleichgänge an, niedergeschrieben in
                              der Art, wie sie zur jedesmaligen genauen Orientirung in den Bragg'schen Anstalten geführt wurden. Die erste Art, in Buchform, war zur
                              Erleichterung der Uebersicht und Beaufsichtigung für den Director der Bleiche, die
                              zweite wurde im Comptoir nach den täglichen schriftlichen Berichten der einzelnen
                              Werkführer angefertigt um dem dortigen Personale zu jeder Zeit Auskunft zu geben,
                              wie weit eine Partie Linnen, im Falle der Nachfrage, vorangeschritten sey. Des
                              Waschens ist in dieser Ausführung keine Erwähnung gethan, indem es sich, nach jeder
                              Operation mit den oben angeführten Ausnahmen wiederholt.
                           
                           Erste Art.
                           Steepnummer 20.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 129, S. 136
                              Zeichen; Stückanzahl von 52 Yards
                                 Länge; Beschreibung der Waare; Empfangen; Eingeweicht; Gewaschen; Gebäucht;
                                 Gras; Chlor; Säure; scald.; Rub. boards; S. Hull; S. Martin; Linnen; Fertig
                                 gewaschen von den rubbing boards am 5. Juli 1851; n bedeutet Abend vom ... bis
                                 zum folgenden Morgen; Die Sonntage sind zum Verständniß zu berücksichtigen;
                                 zweimal.
                              
                           
                           Steepnummer 28.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 129, S. 137
                              Zeichen; Stückanzahl von 52 Yards
                                 Länge; Beschreibung der Waare; Empfangen; Eingeweicht; Gewaschen; Gebäucht;
                                 Gras; Chlor; Säure; scald; Rub. baords; Steepnummer; Leinendrelle; Vom Säurebad
                                 fertig gewaschen am 14. Juli 1851; Taschentücher von Schleiertuch 30'' bereit
                                 (Lawn handkerchiefs); Vom Säurebad fertig gewaschen am 1. August 1851; Während
                                 des Zeitraums vom 5. bis 31. Juli war mit den Tüchern ein Versuch gemacht
                                 worden, sie zum Theile zu appretiren, ehe sie vollweiß gebleicht waren;
                                 zweimal
                              
                           
                           Zweite Art.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 129, S. 138
                              Eingeweicht; Steepnummer 31; Linnen
                                 (empfangen); Linnendrelle; Gewaschen von Fermentiren; Bäuche; Gras; Säure;
                                 Chlor- u. Säurebad; Rubben; scald; Zweimal fertig gewaschen am 21 Februar
                                 1852; Steepnummer 55; breite Taschentücher von Schleiertuch Gewaschen vom
                                 Fermentiren; Zweimal fertig gewaschen am 5 März 1852; Steepnummer 58; Superf.
                                 Linnendr.; Gewaschen vom Fermentiren; Chlorbad (warm) ohne Waschen Säure;
                                 Zweimal fertig gewaschen am 28. Februar 1852
                              
                           Ich habe diese Methode, ohne Rasen zu bleichen, oben nicht näher ausgeführt, weil sie
                              sich nicht bewährte, sondern die Linnen zu sehr angriff.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
