| Titel: | Ueber Ericsson's Caloric-Maschine; von William A. Norton, Professor der Ingenieur-Mechanik am Yale College in New Haven. | 
| Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. XXXIX., S. 186 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XXXIX.
                        Ueber Ericsson's Caloric-Maschine; von William A. Norton, Professor der
                           Ingenieur-Mechanik am Yale College in New Haven.
                        Aus Sillimans's american Journal of Science and arts, Mai 1853, S.
                              393.
                        Norton, über Ericsson's Caloric-Maschine.
                        
                     
                        
                           I. Theorie der Triebkraft der
                                 Maschine.
                           Folgende Principien sind bei der Aufstellung der Theorie der Ericsson'schen Luftexpansionsmaschine wohl ins Auge zu fassen.
                           1) Die Expansivkraft der heißen Luft unter dem Arbeitskolben muß etwas geringer seyn,
                              als die der comprimirten Luft im Recipienten, weil sonst die Luft des Recipienten
                              nicht das Bestreben hätte, in die Heizkammer zu strömen. Der Unterschied braucht
                              übrigens nur wenige Unzen zu betragen; er hängt von den der Luftströmung
                              entgegenstehenden Hindernissen ab, so wie von der Weite der
                              Communications-Oeffnung und der Heizkammer.
                           2) Wenn die Luft aus dem Speisecylinder in den Recipienten strömt, so muß ihre
                              Spannkraft größer seyn, als diejenige der in dem Recipienten befindlichen Luft, weil
                              sich sonst die Ventile des Speisecylinders nicht öffnen würden. Bei Untersuchung der
                              Leistung der Maschine will ich indessen diese Ungleichheit des Druckes außer Acht
                              lassen und annehmen, die Expansivkraft der Luft sey in den Arbeits- und
                              Speisecylindern sowie in dem Recipienten die gleiche, so lange nämlich die
                              Communicationswege zwischen denselben offen sind.
                           3) Da die beiden mit einander verbundenen Kolben von ungleicher Größe und der
                              Luftdruck gegen dieselben gleich oder nahezu gleich ist, so übersteigt der gesammte
                              aufwärtsgehende Druck den abwärts gerichteten, und beide Kolben werden mit einer der
                              Differenz dieser Pressungen gleichen Kraft aufwärts gedrückt.
                           4) Bei den Ericsson'schen Maschinen findet die Absperrung
                              des Luftzutrittes bei 2/3 des Kolbenhubes statt; deßwegen hat der Raum unterhalb des
                              Arbeitskolbens, in welchen die Luft von dem Recipienten einströmt, bevor das Ventil
                              sich schließt, den nämlichen Inhalt, wie das Innere des Speisecylinders. Es wird
                              bald erhellen, daß dieses mit einem allgemeinen Princip übereinstimmt, welches hinsichtlich
                              der Wirkung der in Rebe stehenden Maschine von Wichtigkeit ist.
                           5) Wenn sich die Maschine in normaler Thätigkeit befindet, so kann das beim
                              aufwärtsgehenden Kolbenhub in den Arbeitscylinder strömende Luftquantum die
                              gleichzeitig aus dem Speisecylinder in den Recipienten gedrückte Luftmenge nicht
                              übersteigen; in der Wirklichkeit muß dasselbe, weil immer einige Luft durch die
                              Fugen entweicht, etwas geringer seyn.
                           Wenn nun diese Luftmenge, nachdem sie in den Arbeitscylinder eingeströmt ist, ihre
                              ursprüngliche Temperatur beibehalten würde, so würde ihr Druck demjenigen der
                              äußeren Luft gleichkommen, d.h. ungefähr 15 Pfund per
                              Quadratzoll betragen. Nehmen wir aber an, ihre Temperatur werde bis auf 480°
                              Fahrenh. erhöht, so würde ihre Spannkraft verdoppelt, d.h. auf 30 Pfund per Quadratzoll erhöht werden. Um diese Annahme zu
                              realisiren, muß daher die comprimirte Luft im Recipienten eine Expansivkraft von
                              mehr als 30 Pfund, d.h. von 15 Pfund über den atmosphärischen Druck haben. Betrüge
                              die Temperatur im unteren Cylinder 384° F. über die Temperatur der äußern
                              Luft, anstatt 480°, so würde der Druck in diesem Cylinder und somit
                              nothwendig auch im Recipienten 12 Pfund, d.h. 384/480 . 15 Pfund über den
                              atmosphärischen Druck betragen.
                           Es ist hiebei angenommen, daß keine Entweichung der Luft durch die Fugen stattfinde.
                              In der Wirklichkeit verhält es sich jedoch anders; weßhalb denn auch die Quantität
                              der bei jedem aufwärts gehenden Hub in den Arbeitscylinder tretenden Luft geringer
                              ist, als die aus dem Speisecylinder in den Recipienten getriebene Luft. Angenommen,
                              der Druck in dem Recipienten betrage 8 Pfund über den atmosphärischen Druck und die
                              Entweichung der Luft belaufe sich bei diesem Druck auf 1/4, so treten 3/4 der durch
                              den Speisecylinder gelieferten Luft in den Arbeitscylinder, und ihre Druckkraft
                              würde sich für 2/3 des Hubes auf 11 1/4 Pfund (3/4 von 15 Pfund) reduciren, wenn die
                              Temperatur ungeändert bliebe; aber die 480° F. Wärmezuschuß werden diesen
                              Druck auf 22 1/2 Pfund, d.h. auf 15 + 7 1/2 Pfund erhöhen. Da nun der wirkliche
                              Druck in der Maschine 8 Pfund über den äußeren atmosphärischen Druck beträgt, so
                              können wir schließen, daß wenn die wirksame Temperatur der erhitzten Luft diejenige
                              der äußeren Luft um 480° F. oder etwas weniger übersteigt, der Verlust an
                              Luft durch die Fugen während des Doppelhubes nahezu 1/4 betragen muß. Die wirkliche
                              Temperatur der heißen Luft ist ohne Zweifel geringer als die oben angenommene, um
                              wie viel, dieses konnte
                              ich nicht mit Sicherheit ermitteln; daher ist auch die Luftentweichung geringer als
                              1/4. Den Zeitungsberichten gemäß betrug die Temperatur der heißen Luft ungefähr
                              450°, oder 418° über die Temperatur der äußeren Luft (diese zu
                              32° F. angenommen). Dieser Angabe würde ein Luftverlust von ungefähr 1/5
                              entsprechen; ohne Zweifel liegt derselbe zwischen 1/4 und 1/5.
                           Bei einer gegebenen Temperatur und einer gegebenen Absperrung bestimmt die
                              entweichende Luft den effectiven Druck. Um dieses darzulegen, nehme man an, die
                              Temperaturerhöhung betrage 480° F., und der Luftverlust bei einem an dem
                              Manometer des Recipienten abzulesenden Drucke von 8 Pfunden, sey = 1/4. Alsdann
                              würde dieser Verlust bei 12 Pfund Druck 3/8 betragen und die Spannkraft der in dem
                              Arbeitscylinder befindlichen Luft würde sich von 7 1/2 auf 3 3/4 Pfund vermindern.
                              Blieben nun die Communicationswege unverändert, so könnte eine so bedeutende
                              Differenz des Druckes zwischen dem Recipienten und dem Cylinder nicht stattfinden;
                              eine weitere Quantität Luft würde aus dem Recipienten strömen und zwar bei jedem
                              folgenden Kolbenhube, bis der Druck im Recipienten sich auf ungefähr 8 Pfund
                              reducirt hätte, worauf der Druck im Cylinder 7 1/2 Pfund betragen und die Maschine
                              einen stetigen Gang annehmen würde.
                           Aus dieser Ursache hauptsächlich (wegen des Luftverlustes) ist, wie es scheint, der
                              erwartete Druck von 12 Pfunden bei den Ericsson'schen
                              Maschinen nicht erreicht worden und hat sich nur auf 8 Pfund beschränkt.
                           Es gibt noch eine andere Methode, die Theorie der Triebkraft der
                              Caloric-Maschine darzulegen. Angenommen, der constante Druck im Recipienten
                              betrage 15 Pfund + 15 Pfund. Unter dieser Annahme wird die Luft nach Vollendung des
                              halben Hubes aus dem Speisecylinder in den Recipienten zu strömen beginnen und unter
                              einem etwas größeren Drucke bis aus Ende des Hubes fortströmen. Nach Vollendung des
                              halben Kolbenhubes nimmt der Luftkörper, welcher ursprünglich den Speisecylinder
                              unter 15 Pfund Druck füllte, die Hälfte des Raumes unter 30 Pfund Spannung ein.
                              Während nun die Communication zwischen dem Recipienten und dem Arbeitscylinder auf
                              die Dauer von 2/3 Hub fortwährend offen ist, strömt die nämliche Quantität Luft
                              unter dem nämlichen Druck von 30 Pfunden aus dem ersteren in den letzteren. Diese
                              Luft ist im Stande einen Raum gleich der Hälfte des Speisecylinders, oder was auf
                              das Nämliche herauskommt, gleich einem Drittel des Arbeitscylinders unter der
                              gleichen Temperatur und ohne Aenderung des Druckes auszufüllen; indem sie sich
                              ausdehnt um 2/3 des Arbeitscylinders auszufüllen, wird daher ihre Expansivkraft auf
                              15 Pfund reducirt. Um nun dieses auszugleichen, ist es nur nöthig ihre Temperatur,
                              so rasch als sie einströmt, auf 480° F. zu erhöhen, wodurch ihre
                              Expansivkraft 30 Pfunden äquivalent bleibt. Aehnlich läßt sich die Sache für jeden
                              andern Druck und Temperaturgrad erläutern, und die Frage des Luftverlustes kann von
                              demselben Gesichtspunkte aus betrachtet werden.
                           Es wurde bemerkt, daß die Absperrung, welches auch die relativen Dimensionen der
                              beiden Cylinder seyn mögen, so adjustirt werden sollte, daß derjenige Theil des
                              Arbeitscylinders, in welchen die Luft bei offen bleibendem Ventil einströmt, dem
                              ganzem Speisecylinder an Volumen gleich sey. Um dieses darzulegen, wollen wir zuerst
                              den Luftverlust durch die Fugen außer Acht lassen und den der angenommenen
                              Absperrung entsprechenden Bruchtheil des Hubes (bei den in Rede stehenden Maschinen
                              = 2/3) durch a, ferner einen größeren Bruchtheil des
                              Hubes für eine andere Absperrung durch b bezeichnen. Es
                              sey b = n . a. Denken wir uns nun, der Hub bis zur Absperrung sey
                              bei gleich bleibendem Drucke kleiner als a, so wird der
                              mittlere Druck für den ganzen Hub geringer seyn. Ist er aber größer als 9 (z.B. =
                              na), so wird sich der Luftkörper, welcher
                              ursprünglich den Speisecylinder bei 15 Pfund Druck und 32° F. Temperatur
                              füllte, bei seinem Eintritt in den Arbeitscylinder um das n fache ausdehnen, und seine wirksame Kraft wird = 15/n . 2 seyn, die Temperatur = 480° + 32°
                              angenommen, während für die Expansion a die Kraft = 15 .
                              2 ist.
                           Bei der folgenden Expansion von a bis b ist die mittlere Kraft durch den ganzen Bruchwerth des
                              Hubes b größer als (15 . 2)/n, insofern dieses die wirkliche Kraft nach der Expansion bis zu b ist.
                           Das Gesagte bleibt richtig, wenn man auch den Luftverlust mit in Betracht zieht. Denn
                              angenommen, dieser Verlust reducire den Druck der Luft, welche vor ihrer Erwärmung
                              a füllt, auf 15/m so
                              wird dieser Druck nach ihrer Erwärmung um 480° F. = 15/m . 2 seyn, wofür wir k setzen wollen. Nehmen
                              wir nun an, die Absperrung werde von a bis b vermehrt, so wird dadurch die Kraft k auf k/n reducirt; aber der mittlere effective Druck für den
                              nämlichen Bruchtheil b des Hubes wird, wenn man sich der Absperrung a bedient, größer als dieser Werth, und der wirkliche
                              Druck nach der Expansion bis b wird = k/n seyn. Demnach ist der
                              constante Druck für die Absperrung b gleich dem Druck
                              für die Absperrung a, reducirt durch die Expansion bis
                              b.
                           Es dürfte hier der Ort seyn zu untersuchen, welche relative Durchmesser den
                              Speise- und Arbeitscylindern zu geben sind, um den größtmöglichen Effect von
                              der Maschine zu erzielen. Es bezeichne A den
                              Flächeninhalt des Speisekolbens und x das
                              Volumenverhältniß des Arbeitskolbens zum Speisekolben. Alsdann ist, wie wir gesehen
                              haben, derjenige Theil des Hubes, während dessen die Luft in den Arbeitscylinder
                              strömt und mit ihrem vollen constanten Druck wirkt, = 1/x. Nennen wir diesen Druck per Quadratzoll P, so gibt uns folgende Proportion den mittleren
                              effectiven Druck p gegen den Arbeitskolben während des
                              ganzen Hubes:
                           x : 1 + log nat x = P : p, woraus
                           p = (P + P
                              log x)/x.
                           Der aufwärtsgehende mittlere Druck gegen den ganzen Kolben ist
                              daher repräsentirt durch den Werth
                           (P + P log
                                 x)/x . Ax =
                              PA + PA . log x.
                           Der abwärts gerichtete Druck gegen den Arbeitskolben ist = 15
                              . Ax Pfunden, und hieraus der resultirende
                              effective Druck = P . A .
                              lo
                              gx + PA –
                              15 Ax. Mit Hülfe der Differentialrechnung findet
                              man daß dieser Ausdruck für x = P/15 ein Maximum wird, woraus hervorgeht, daß die Maschine bei irgend
                              einem gegebenen Luftdruck die größtmögliche Kraft entwickelt, wenn der reciproke
                              Werth des die Größe der Absperrung bezeichnenden Bruches und das Volumenverhältniß
                              beider Cylinder, gleich ist dem wirkenden Druck per
                              Quadratzoll, dividirt durch den atmosphärischen Druck von 15 Pfund.
                           Das wirkliche Verhältniß des kubischen Inhaltes der Cylinder der Ericsson'schen Maschinen ist 665/1000 oder nahezu 66/100,
                              und der Bruchtheil des Hubes, bei welchem der Luftzutritt abgesperrt wird,
                              63/100,
                           Untersuchen wir nun, wie die Kraft der Maschinen des
                              calorischen Schiffs zu bestimmen ist. Auf beiden Kolben lastet der gleiche oder
                              nahezu der gleiche Luftdruck, während die Communicationswege offen sind; der Druck gegen die obere Fläche
                              des Speisekolbens beginnt mit 15 Pfunden, wird von 2/3 des Hubes an bis aus Ende 8
                              Pfund + 15 Pfund. Nach Vollendung von 2/3 des Kolbenhubes wird die Luft im
                              Arbeitscylinder abgesperrt, und wirkt nun bis an das Ende des Hubes vermöge ihrer
                              Expansion. Der mittlere effective Druck per Quadratzoll
                              für den ganzen Hub ist dann bei beiden Kolben der gleiche; er läßt sich auf die
                              übliche Weise mit Hülfe der natürlichen Logarithmen ermitteln. Multiplicirt man
                              dieses um 15 Pfund verminderte Resultat mit der Differenz des Flächeninhaltes beider
                              Kolben in Quadratzollen und wieder mit der Geschwindigkeit des Kolbens per Minute, und dividirt das Product durch 33000, so
                              erhält man die Pferdekraft einer der Maschinen.
                           Es ist jedoch zu bemerken, daß das auf diesem Wege erlangte Resultat etwas zu groß
                              ausfallen wird und zwar aus folgenden Gründen. 1) Der Druck im Speisecylinder ist
                              größer als der Druck im Recipienten (8 Pfd.), und der Druck im Arbeitscylinder ist
                              kleiner als dieser. 2) Während 1/3 des Hubes von Anfang an bleiben die
                              Ausgangsventile oben am Deckel des Speisecylinders geschlossen, folglich muß die
                              Expansivkraft der Luft im Recipienten durch ihr Ueberströmen in den Arbeitscylinder
                              etwas vermindert werden. 3) Nach geschlossenem Ventil muß der elastische Druck der
                              Luft in dem Arbeitscylinder während des übrigen Drittelhubes durch Verlust an den
                              Fugen einige Verminderung erleiden. Die Folge dieses Luftverlustes ist seither nicht
                              in Betracht gezogen worden.
                           
                        
                           II. Leistungen des calorischen Schiffes
                                 in Vergleich mit Dampfschiffen.
                           Folgendes sind die Hauptresultate einer erfolgreichen Probefahrt des
                              „Ericsson“ von New-York nach Alexandria, hin und
                              zurück.
                           Anzahl der Umdrehungen der Räder per
                              Minute = 9;
                           Geschwindigkeit der Fahrt ungefähr = 7 1/2 Meilen;
                           Luftdruck im Recipienten = 8 Pfund;
                           Verbrauch an Anthracitkohlen in 24 Stunden = 6 Tonnen.
                           Was die Pferdekraft der Ericsson'schen Maschine bei dieser
                              Probefahrt anbelangt, so betrug die Pressung der heißen Luft 8 Pfund + 15 Pfund.
                              Angenommen, die Absperrung betrage 15/23 = 0,652 des Hubes, so wäre der mittlere
                              effective Druck in jedem Cylinder 6,4 Pfund + 15 Pfund, und die Pferdekraft beider
                              Maschinen beliefe sich auf 311. Nehmen wir die Absperrung zu 63/100 an, wie in
                              einigen Berichten angegeben wird, so stellt sich der mittlere Druck im Arbeitscylinder
                              zu 6,04 Pfund + 15 Pfund heraus, während er im Speisecylinder 6,4 + 15 bleibt. Unter
                              dieser Annahme zeigen sich als Resultat 259 Pferdekräfte. Für einen mittleren Druck
                              von 6 Pfund in jedem Cylinder stellt sich das Resultat auf 292, für 6 1/2 Pfund auf
                              316 Pferdekräfte.
                           Die Leistung der Maschine war übrigens bei der Versuchsfahrt aus oben bereits
                              erwähnten Gründen unzweifelhaft geringer als 311 Pferdekräfte, und wir dürfen mit
                              Sicherheit schließen, daß sie 300 Pferdekräfte nicht überstiegen habe, eher geringer
                              gewesen sey. Dieses ist jedoch nur die Hälfte der vollen Maschinenkraft, wie sie
                              Capitän Ericsson schätzt. Diese Schätzung setzt aber
                              einen Druck von 12 Pfund voraus, während wegen des Luftverlustes u.s.w. nur 8 Pfund
                              Druck erzielt werden konnten. Unter einer solchen Voraussetzung würde sich
                              allerdings bei 2/3 Absperrung eine Leistung von ungefähr 600 Pferdekräften
                              herausstellen.
                           Der Brennmaterialverbrauch betrug 6 Tonnen Anthracitkohlen per Tag; dieses macht 1,87 Pfund per
                              Pferdekraft in der Stunde. Für 600 Pferdekräfte würde dieses 0,93 Pfund per Pferdekraft in der Stunde ausmachen. Nehmen wir
                              jedoch an, daß der Ueberschuß des Druckes im Recipienten über den im Arbeitscylinder
                              und ebenso der Ueberschuß des Druckes im Speisecylinder über denjenigen im
                              Recipienten 3/10 Pfund per Quadratzoll war, so bringen
                              wir bei einer Absperrung von 2/3 nur 248 Pferdekräfte heraus. Der dieser Bestimmung
                              entsprechende Brennmaterialverbrauch würde sich auf 2,26 Pfund per Pferdekraft in der Stunde belaufen.
                           Bei Dampfschiffen beträgt der durchschnittliche Verbrauch an Anthracitkohlen nach
                              genauen Ermittelungen 3,11 Pfund per Pferdekraft in der
                              Stunde. Dividiren wir dieses Resultat durch 1,87 und 2,26, so erhalten wir die
                              Quotienten 1,66 und 1,38. Hieraus ergibt sich ein Vortheil zu Gunsten des
                              calorischen Schiffes im Verhältniß von 5 : 8,3 für die eine, und von 5 : 6,9 für die
                              andere Schätzung der Pferdekraft. Sollte sich aber Ericsson's Schätzung des Effectes der Maschinen
                              des Caloric-Schiffes in der Folge realisiren, so würde sich für die Ersparniß
                              an Brennmaterial das Verhältniß von 1 : 3,39 herausstellen.
                           Das Gewicht der Ericsson'schen Maschinen im Verhältniß zu
                              der Pferdekraft ist dreimal so groß, als das Gewicht der Maschinen eines
                              Seedampfbootes, und auch hinsichtlich des durch die Maschine eingenommenen Raumes
                              ist der Vortheil auf Seite der Dampfmaschine, indem bei der letzteren die
                              Raumersparniß in Vergleich mit der ersteren ungefähr doppelt so groß ist. Das im
                              Verhältniß zu ihren Leistungen bedeutende Gewicht der calorischen Maschine, steht außerdem der
                              Realisirung einer großen Geschwindigkeit der Fahrt im Wege, und was endlich die
                              Anwendung des calorischen Princips auf die Flußschifffahrt oder den Transport auf
                              Eisenbahnen anbelangt, so scheint das große Gewicht der Maschine und der Raum, den
                              sie einnimmt, zum Voraus alle Hoffnung abzuschneiden, dasselbe auch auf diesem
                              Gebiete mit Erfolg zur Anwendung gebracht zu sehen. Dagegen sind hinsichtlich der
                              Anwendung der calorischen Maschine für die Zwecke der Fabrication, zur Entwässerung
                              der Gruben u.s.w. diese Einwürfe von geringerem Gewichte, und man mag daher in
                              dieser Richtung mit Sicherheit einem günstigen Resultate der Erfindung
                              entgegensehen.
                           Fassen wir die vorangegangenen Bemerkungen in einer gedrängten Uebersicht zusammen,
                              so ergibt sich:
                           1) Daß im Vergleich mit der condensirenden Schiffsdampfmaschine die Ericsson'sche Luftexpansionsmaschine im Stande ist, mit
                              einer um ein Sechstel bis ein Drittel geringeren Quantität Brennmaterial das
                              Nämliche zu leisten. Sollte es aber mit der Zeit gelingen, ihr die von Hrn.
                              Ericsson bezeichnete
                              Kraftentwickelung zu geben, so würde sich die Brennmaterialersparniß auf 70 Procent
                              belausen.
                           2) Daß bei gleicher Leistung ihr Gewicht ungefähr dreimal so groß ist als das einer
                              Schiffsdampfmaschine, und daß im Fall die von ihrem Erfinder geschätzte Kraft
                              erreicht werden sollte, ihr Gewicht um 30 Procent größer ausfallen würde.
                           3) Daß rücksichtlich des von den Maschinen und Kohlen eingenommenen Raumes der
                              Vortheil entschieden zu Gunsten der Dampfmaschine ist.
                           4) Daß das große Gewicht der Maschine im Verhältniß zu der entwickelten Kraft der
                              Erzielung einer hohen Fahrgeschwindigkeit für jetzt im Wege steht. Es ist indessen
                              zuzugeben, daß die von dem Erfinder angegebene Kraftleistung zur Hervorbringung
                              größerer Geschwindigkeiten sich eignen würde. Die Zeit allein kann entscheiden, ob
                              dieses Maximum der Kraft wirklich erreichbar ist oder nicht.
                           5) Daß das große Gewicht der Maschine und der bei ihrer gegenwärtigen Form von ihr in
                              Anspruch genommene Raum, aller Wahrscheinlichkeit nach ihrer Anwendung für die
                              Zwecke der Flußschifffahrt und des Eisenbahnverkehrs im Wege steht. Dagegen ist mit
                              Zuversicht zu erwarten, daß die Caloric-Maschine als stationäre Maschine und
                              in denjenigen Fällen der Seeschifffahrt, wo die Geschwindigkeit ohne Nachtheil der
                              Brennmaterialersparniß geopfert werden kann, einen entschiedenen Triumph über die
                              Condensations-Dampfmaschine erlangen werde.
                           Obgleich wir zu dem Schluß gelangt sind, daß der neue Motor den überspannten
                              Erwartungen welche man im Hinblick auf seine Leistungen hegte, nicht vollständig
                              entspricht, so müssen wir doch ohne allen Rückhalt zugeben, daß die Erfindung eine
                              bedeutende, viel versprechende Errungenschaft auf dem Gebiete der industriellen
                              Technik ist, und daß die Genialität der Erfindung und der in der ganzen Construction
                              sich kundgebende mechanische Scharfsinn nicht genug hervorgehoben werden kann.