| Titel: | Mittheilungen aus meinem Leben und Wirken als Maschinenbauer; von Dr. Ernst Alban in Plau. | 
| Autor: | Dr. Ernst Alban [GND] | 
| Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. LIII., S. 242 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LIII.
                        Mittheilungen aus meinem Leben und Wirken als
                           Maschinenbauer; von Dr. Ernst
                              Alban in Plau.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Alban's Mittheilungen aus meinem Leben und Wirken als
                           Maschinenbauer.
                        
                     
                        
                           L. Einiges über meine
                                 Wasserförderungs-Dampfmaschinen von höherem Druck.
                           (Beschluß von S. 181 des vorhergehenden Heftes.)
                           Es bleibt mir nun noch übrig, eine Vorrichtung und ihren Zweck zu besprechen, welche
                              für eine so kleine Maschine wie die Schweriner Schloßmaschine ist, kaum einige
                              wichtige und bedeutende Vortheile verspricht, ich meine den
                                 Condensator derselben. Er war allerdings eine complicirte und kostspielige
                              Zugabe zu dieser Maschine, und legte mir insoferne ein nicht unbedeutendes Opfer
                              auf, als seiner im Contracte durchaus nicht erwähnt, und er bei dem von mir
                              berechneten Kostenanschlage nicht berücksichtigt war, aber dennoch wählte ich ihn,
                              und zwar aus folgenden mir sehr wichtig scheinenden und oben schon leicht berührten
                              Gründen:
                           1. Es stellten sich nach Abschluß des Contractes und bei schon ziemlich fortgerücktem
                              Bau der Maschine einige Zweifel bei mir ein, ob die dem Dampfcylinder gegebenen
                              Dimensionen auch völlig groß genug für die beabsichtigte Wirkung der Maschine seyn
                              würden. Ich war ein wenig ängstlich bei der bedeutenden Förderungshöhe des Wassers,
                              die in den spätem Angaben der Herren Schloßbaumeister eher zu- als abnahm,
                              indem die Pläne für die Stellung des Reservoirs und der zum Wasserförderungswerke
                              bestimmten Localitäten hie und da beim wirklichen Bau Abänderungen erleiden mußten,
                              und wurde besorgt, ob der nöthige Kraftaufwand zur Inbewegungsetzung der Maschine
                              nach ihren Ruhepunkten in der Praxis nicht größer als in der Theorie ausfallen möchte.
                              Ein Condensator gab zwar nur einen kleinen, aber unter diesen Umständen nicht zu
                              verachtenden Zuwachs in der Wirkung der Maschine, und mir als Erbauer derselben,
                              mehr Sicherheit des Gelingens meiner Pläne. Ich durfte doch wenigstens eine
                              Vermehrung der Kraft auf den Kolben des Dampfcylinders von 10 Pfund per Quadratzoll dadurch erwarten, was auf die ganze
                              Kolbenfläche 635 Pfd. ausmachte. Etwa nicht günstig sich ausweisende Erscheinungen
                              bei der ersten Aufstellung und Ingangsetzung der Maschine konnten hierdurch schon
                              ziemlich paralysirt werden. Später zeigte sich zwar, daß alle diese
                              Sicherheitsmaßregeln in hohem Grade übertrieben waren, indessen dürften sie in der
                              Lage, worin ich mich vor der Aufstellung der Maschine befand, und bei der
                              Unsicherheit und Unvollkommenheit aller Erfahrungen für den vorliegenden speciellen
                              Fall und die hier angewandte neue Maschine, gewiß ein sehr zu entschuldigendes
                              Zeichen seyn, daß ich meine Erfindung recht sicher auftreten zu lassen, und dadurch
                              den Beweis der Richtigkeit meiner Pläne und Berechnungen zu geben bemüht war.
                           2. Ich wollte die Wirksamkeit des Kondensators auch noch vortheilhaft für eine höhere
                              Expansion der Dämpfe im Cylinder benutzen, indem durch ihn die Wirkung des
                              Dampfkolbens gerade am Ende des Laufs desselben einen Zuwachs erhält, welcher der
                              durch die eingetretene Expansion veranlaßten Verminderung des Effects ein nutzbares
                              Gegengewicht hielt, so daß ich unter solchen Umständen hoffen durfte nun, selbst bei
                              höherer Expandirung des Dampfes, immer den Kolben auf den nothwendigen Gränzen
                              seines Laufs ankommen zu sehen. Ich hatte hier zugleich ein Mittel in Händen, durch
                              Verminderung der Einspritzung, also durch unvollkommnere Bildung des Vacuums im
                              Dampfcylinder, das Aufstoßen des Kolbens auf die Buffer wohlthätig zu vermindern,
                              wenn es zuweilen eintreten sollte. Da diese Zwecke bei der Maschine alle als
                              vollkommen erreicht erscheinen, so wird die Anwendung eines Condensators um so mehr
                              entschuldigt, als es an dem nöthigen Einspritzungswasser und allen fernem Umständen
                              und Erfordernissen für einen regelmäßigen und vortheilhaften Betrieb desselben
                              durchaus nicht fehlt.
                           3. Ich war begierig, einen meiner Condensatoren mit Einspritzung von neuem einer
                              Prüfung zu unterziehen, und mir neue Erfahrungen über seinen Werth zu verschaffen.
                              Hatte ich mir auch schon früher solche erworben, und waren alle auch in hohem Grade
                              zu seinen Gunsten ausgefallen, so glaubte ich doch keine Gelegenheit versäumen zu
                              dürfen, diese früheren günstigen Resultate erneuert und mich dadurch in meiner
                              Ueberzeugung immer
                              vollkommener gesichert zu sehen. Und dieser Zweck ist wiederum in einer Weise
                              erreicht worden, die mich mit wahrer Genugthuung, und darum mit großer und inniger
                              Freude erfüllt hat. Die Maschine gewinnt durch diesen Condensator einen so
                              bedeutenden Zuschuß an Kraft, daß sie schon bei einem Dampfdrucke von 5 1/4
                              Atmosphären die 175 Fuß hohe Wassersäule im Steigrohre mit gesetzlicher
                              Geschwindigkeit bewegt, ja schon bei einem solchen von 4 1/2 Atmosphären noch in
                              regelmäßiger Thätigkeit, wenn auch mit verminderter Geschwindigkeit, gehalten wird
                              – ein Resultat, welches ohne Mitwirkung einer gewissen Leere durchaus
                              unerreichbar wäre, und wohl auffordern dürfte, bei solchen
                              Wasserförderungs-Dampfmaschinen wie diese, die Kosten und Umstände, die der
                              Bau eines Condensators verursacht, nicht zu scheuen, ja ihn selbst bei kleinern
                              Maschinen anzuwenden, zumal er noch weit einfacher und mit geringern Kosten als bei
                              der vorliegenden Maschine eingerichtet werden könnte, wenn man darauf verzichtet,
                              ihn in allen seinen Theilen, einem Schulinstrumente gemäß, vor Augen zu behalten, um
                              die nöthigen Beobachtungen freier und ungehinderter anstellen zu können. Konnten
                              diese Beobachtungen hier auch mancherlei Umstände wegen, und vorzüglich aus dem
                              Grunde, daß die Maschine leider in einem allezeit dunkeln Keller stehtDiese ungünstige Stellung der Maschine ist sehr zu beklagen, liegt aber
                                    gänzlich außer meiner Schuld. Nicht allein daß ihr in diesem Local fast
                                    jedes natürliche Licht beinahe ganz entzogen ist, so schließt diese Stellung
                                    auch noch den großen Uebelstand in sich, daß in der feuchten Kellerluft die
                                    edlern Theile derselben immer leicht von Rost ergriffen werden, und eine
                                    viel aufmerksamere Behandlung verlangen, als an einem andern günstigern
                                    Platze., nur unvollkommener gemacht werden, als es in meiner Absicht lag, so haben
                              sie doch meine Ueberzeugung immer mehr gehoben, daß solche Condensatoren als eine
                              meiner ersten Erfindungen im Felde der Dampfmaschinen (s. mein Werk über
                              Hochdruckmaschinen, S. 485 unten) auch eine der bessern und wichtigern und der
                              Beachtung meiner Collegen sehr würdig sey, zumal bei ihrer Anwendung auf größere
                              meiner für den Zweck der Wasserförderung bestimmten Maschinen und auf
                              Dampfschiffmaschinen. Zugleich schließt dieser Kondensator eine Reihe meiner
                              Erfindungen an dieser Schloßmaschine, die dem intelligenten und eingeweihten Meister
                              im Maschinenbaufache einen vollgültigen Beweis meines guten Willens und meiner
                              Fähigkeit, in meinem Fache mich nützlich zu machen, geben, und so mir eine kleine
                              Anerkennung verschaffen werden. Und wie freudig muß mich von Neuem bei dieser
                              Maschine die Erfahrung überrascht haben, daß von allen kleinen Hindernissen, die ich
                              bei der Ingangsetzung derselben vorfand, nicht eine einzige in der Sphäre meiner Erfindungen sich
                              geltend machte, sondern daß alle meine neuen Einrichtungen vielmehr durchweg von dem
                              günstigsten Erfolge begleitet wurden, und zwar einem so vollkommen günstigen, daß
                              auch nicht die geringste Nachhülfe nöthig war.
                           Nach diesen vorausgeschickten Bemerkungen komme ich nun endlich zur nähern
                              Beschreibung der Einrichtung dieses Condensators. Sieht
                              derselbe, wie man gleich aus der Abbildung wahrnehmen wird, auch complicirter aus,
                              als diejenigen Apparate seiner Art, die ich früher in diesem Journale Bd. CXX S. 167 beschrieben habe, so ist er
                              seinem Principe nach doch völlig derselbe, und sein buntes und complicirtes Ansehen
                              gewinnt er nur durch die vielen Röhren, die seine hier genommene Stellung zu seiner
                              Verbindung mit der Maschine nothwendig machte. Hätte er einen andern Stand bekommen,
                              so würde ein großer Theil dieses Röhrencomplexes haben wegfallen können, für diesen
                              Stand hatte ich indessen, wie ich vorhin schon dargethan habe, meine guten und
                              wichtigen Gründe.
                           Er ist, wie die Figur zeigt, hinter der Maschine an der Wand des Maschinenlocals
                              aufgestellt, und steht auf einer Art Consol von Gußeisen, welches mit der besagten
                              Wand durch Bolzen fest verbunden ist. Ich bitte den Leser jetzt, Fig. 2 vorzugsweise zu
                              benutzen, die einen verticalen Durchschnitt des Condensators und der Speisepumpe
                              vorstellt, während man beide Theile in Fig. 1 nur in der
                              seitlichen äußern Ansicht sieht.
                           Er besteht aus der äußern gußeisernen Cisterne 78, in der das eigentliche kupferne
                              Verdichtungsgefäß 79 aufgestellt ist. Die Cisterne wird immer mit kaltem Wasser, und
                              zwar mit dem aus der Vorsteuerung durch das Rohr 80 abfließenden gespeiset, um die
                              Wände des eigentlichen Verdichters 79 auch von außen immer kühl zu erhalten. Das das
                              kalte Wasser zutragende Rohr führt es in den untern Theil. der Cisterne, während das
                              Rohr 81 es vom obern Theile derselben erwärmt in den Speisepumpenkasten bringt.
                           In das obere Ende des Verdichtungsgefäßes 79 mündet das Exhaustionsrohr 22 der
                              Dampfmaschine. Es ist mit demselben durch einen Schraubenkranz 82 verbunden. Das
                              untere Ende ist durch einen gleichen Schraubenkranz 83 mit einem gußeisernen
                              Behälter 84 vereinigt, der die durch den Kondensator geblasenen Dämpfe und das von
                              denselben herausgeworfene Condensirwasser aufnimmt, und beide Theile durch das Rohr
                              85 in den Brunnen abführt. Die Schraubenkränze der Cisterne, des Verdichtungsgefäßes
                              und des untern Sammlungsbehälters 85 fassen diejenige messingene Scheibe 86 zwischen
                              sich, die das Ausblaseventil 87, dessen Construction aus der Zeichnung genügend
                              erklärt erscheint, enthält und sind alle durch in Leinölfirniß getränkte Pappscheiben dicht mit und
                              unter einander vereinigt. Die das Ventil 87 schließende Spiralfeder 88 muß nur so
                              stark seyn, daß sie dasselbe mit geringem Drucke (vielleicht mit 1/4 Pfd. für jeden
                              Quadratzoll der Ventilfläche) geschlossen erhält. 89 ist der den Stiel des Ventils
                              leitende Bügel.
                           Das Einspritzungswasser wird durch das Einspritzrohr 90 in das Verdichtungsgefäß 79
                              gebracht. Es kommt vom Steigrohre der großen Pumpe, und mündet bei 91 in 79, und
                              zwar 5 bis 6 Zoll über dem Ventile ein, damit das eingespritzte und vor dem
                              Durchblasen der Dämpfe in 79 sich anhäufende Condensationswasser Raum genug in
                              demselben gewinne, um nicht über das Einspritzrohr 90 zu treten, und die freie
                              Einspritzung zu hindern gezwungen zu seyn. Das Einspritzrohr 90 biegt sich innerhalb
                              des Verdichtungsgefäßes nach oben und ist hier mit einem kleinen Brausekopf 92
                              versehen, um das eindringende Einspritzwasser in Form eines Regens in dasselbe
                              überzuführen, und darin möglichst zu vertheilen. Damit man den nach oben umgebogenen
                              Theil des Rohres mit dem Brausekopfe 92 gut in das Verdichtungsgefäß einbringen und
                              daran befestigen könne, ist die Oeffnung, wodurch es eingesetzt wird, von gehörig
                              großem Durchmesser. Sie wird von zwei Theilen gebildet, und zwar vor der Wand des
                              eigentlichen Verdichtungsgefäßes und der der Cisterne, und damit beim Anschrauben
                              des Einspritzrohres beide Theile in der gehörigen Entfernung von einander gehalten
                              werden, ist bei 93 auf die äußere Wand des Verdichtungsgefäßes ein Messingstück von
                              solcher Stärke angelöthet, daß der Zwischenraum zwischen beiden Gefäßen genau
                              ausgefüllt erscheint. Die Dichtung geschieht auch hier durch in Leinölfirniß
                              getränkte Pappscheiben, und bedarf es deren zwei, von denen die eine zwischen das an
                              das Verdichtungsgefäß angelöthete Stück 93 und die Cisternenwand, die andere
                              zwischen diese und den Schraubenkranz des Einspritzrohres gelegt wird. Die
                              Anziehbolzen durchdringen alle drei Theile zugleich, oder haben in dem Messingstück
                              93 ihr Gewinde, welches so weit in dasselbe eingeschnitten ist, daß die Bolzen nicht
                              in das Verdichtungsgefäß eindringen können.
                           An dem Einspritzrohre befinden sich zwei Hähne 94 und 95. Der eine 94 ist ein bloßer
                              Abschlußhahn, vermittelst dessen man die Einspritzung beim Gange der Maschine
                              reguliren, und beim Stillstande derselben ganz hemmen kann. Der andere, und zwar der
                              obere, ist zwar auch, wie dieser, einfach durchbohrt, die Oeffnung in demselben ist
                              jedoch lang und schmal, wie aus Fig. 10, wo er besonders,
                              und zwar im Durchschnitte dargestellt ist, deutlich wird. Dieser Hahn wird während
                              der Arbeit der Maschine auf eine eigenthümliche Weise in Bewegung gesetzt, von der
                              ich hier einige erklärende Worte geben will.
                           
                           Derjenige meiner Leser, der meine frühere Abhandlung über meine für
                              Hochdruckmaschinen bestimmten Condensatoren (s. Bd. CXX S. 162 dieses Journals) mit
                              und ohne Einspritzung mit Aufmerksamkeit gelesen hat, wird sich erinnern, daß bei
                              denen mit Einspritzung, und ein solcher ist der der Schweriner Schloßmaschine,
                              während jedes Hubes der Maschine gewisse Vorgänge, und zwar in einer bestimmten
                              Reihenfolge stattfinden müssen, um die Luftpumpe bei ihnen zu ersetzen. Zuerst ist
                              es nöthig, daß die Dämpfe noch mit einem ziemlichen Drucke durch den Condensator,
                              und zwar mit möglichster Geschwindigkeit strömen, um ihn von Luft und
                              Einspritzwasser zu befreien. Dieß geschieht hier dadurch, daß sie das
                              Durchblaseventil 87 im Boden des Verdichtungsgefäßes öffnen. Ueber demselben lagert
                              sich nach jeder erfolgten Einspritzung das Condensationswasser, und das Durchströmen
                              der Dämpfe durch das Verdichtungsgefäß kann, strenge genommen, nicht eher erfolgen,
                              ehe sie das Wasser aus dem Ventile in das Gefäß 84 geworfen habenDer in der oben angeführten Stelle dieses Journals Bd. CXX. S. 167 angegebene
                                    Condensator mit Einspritzung hat am obern Theile des Verdichtungsgefäßes ein
                                    Ausblaseventil für die Dämpfe und im Boden desselben eine Klappe für das
                                    Austreiben des Wassers aus demselben, und die Dämpfe strömen unten seitwärts
                                    in dasselbe ein. Ich bin bei dem Condensator der Schloßmaschine wieder mehr
                                    auf Seite derjenigen Condensatoren übergetreten, die ich in meinem Werke
                                    über Hochdruckmaschinen S. 482 beschrieben habe, weil ich es bei der
                                    Kleinheit der Schloßmaschine für sicherer hielt, das Einspritzwasser auch
                                    beim Bodenventil des Verdichtungsgefäßes von den Dämpfen austreiben zu
                                    lassen. Ich gab deßhalb aber auch diesem Ventile einen gehörig großen
                                    Durchmesser. Die Erfahrung hat übrigens ergeben, daß das Austreiben des
                                    Einspritzwassers aus diesem Ventile mit gehöriger Geschwindigkeit vor sich
                                    gehe. Bei einer solchen Einrichtung ist auch noch der Vortheil, daß das
                                    Einspritzwasser den in das Verdichtungsgefäß eintretenden Dämpfen
                                    entgegenströmt, während es bei der andern umgekehrt ist., wobei zugleich die etwa in das Verdichtungsgefäß eingedrungene Luft mit
                              herausgetrieben wird. Ist dieses Durchströmen der Dämpfe durch das
                              Verdichtungsgefäß, welches übrigens nur das Werk eines Augenblickes ist, erfolgt, so
                              haben sich diese Dämpfe mit der atmosphärischen Luft außerhalb des
                              Verdichtungsgefäßes ins Gleichgewicht gestellt, und das Ventil 87 schließt sich
                              durch den Druck seiner Feder wieder. In diesem Augenblicke muß nun die Einspritzung
                              von kaltem Wasser in dasselbe beginnen, um schnell die im Condensator und im
                              Dampfcylinder noch zurückgebliebenen Dämpfe (von höchstens atmosphärischem Drucke)
                              zu verdichten, und so in beiden Theilen eine Leere zu bilden. Das eingespritzte
                              Condensationswasser sammelt sich dabei wieder im untern Theile des
                              Verdichtungsgefäßes an, und wird beim nächsten Durchblasen der Dämpfe aus demselben
                              zweckmäßig und schnell entfernt.Ich habe schon früher in meinem Werke über Hochdruckdampfmaschinen, und in
                                    diesem Journale Bd. CXX S. 176 in
                                    der Note gezeigt, daß bei diesem Durchblasungsprocesse durch den
                                    Condensator, strenge genommen, keine Zeit für die Condensation der Dämpfe
                                    verloren geht, indem die jetzt durchblasenden Dämpfe sonst auch verdichtet
                                    werden müßten – ein Proceß, wobei mehr Zeit absorbirt werden dürfte,
                                    als durch das Durchblasen verloren geht, und der Uebelstand herbeigeführt
                                    wird, daß viel mehr Condensationswasser als bei meiner Einrichtung
                                    verbraucht wird.
                              
                           
                           Da das Durchblasen der Dämpfe durch das Verdichtungsgefäß immer unmittelbar nach der
                              Eröffnung der Verbindung zwischen den Räumen des Cylinders über und unter dem Kolben
                              und dem Exhaustionsrohre erfolgen muß, so wurde bei dieser Maschine weiter keine
                              besondere Vorkehrung für den ersten zur Formirung des Vacuums dienenden Act nöthig,
                              anders war es aber mit der Einspritzung. Diese durfte nicht mit dem Abströmen der
                              Dämpfe aus dem Cylinder in das Exhaustionsrohr und Verdichtungsgefäß gleichzeitig
                              erfolgen, sondern mußte erst eine kleine Weile nach diesem Momente eintreten, um dem
                              Durchblasen der Dämpfe durch den Condensator so viel Zeit zu geben, daß die dadurch
                              beabsichtigten Resultate zuverlässig und in der gehörigen Ausdehnung bewirkt
                              würden.
                           Vergleicht man nun die hier an der Maschine bei 94 stattfindende Verbindung des
                              Einspritzhahnes mit dem großen Hebel 2, so dürfte man leicht die zweckmäßige
                              Durchführung der eben ausgesprochenen Aufgabe durchschauen und begreifen. Aus den
                              vorhergehenden Seiten weiß man schon, daß während eines Zuges der Maschine, sey es
                              nun auf- oder abwärts, durch die eigenthümliche Bewegung des Hebels 2 ein
                              Schwingen der Welle 6 hin und her erfolgt. Diese Bewegung der Welle 6 wurde nun von
                              mir durch den kleinen daran befestigten Hebel 96 und durch die Stange 97 auf den
                              Hahn 95 so übertragen, daß beim Beginn derselben zuerst der Hahn geöffnet, gegen
                              Ende derselben aber wieder geschlossen und so die Einspritzung gehemmt wird. Die
                              Oeffnung des Hahnes tritt also erst dann ein, wenn die Maschine bereits ihren
                              Kolbenlauf begonnen hat, und der große Hebel in Bewegung getreten ist, doch wenn der
                              Moment des Durchblasens der Dämpfe durch den Kondensator schon beendet ist. Sind die
                              Dämpfe durch die so rechtzeitig eingetretene Verdichtung wirklich aus dem
                              Condensator und Cylinder entfernt, so wird durch jene schwingende Bewegung der Hahn
                              gegen Ende des Hubes wieder geschlossen, es wird also bei nächst erfolgender
                              Exhaustion der Dämpfe in den Condensator diesen durch fortgesetzte Einspritzung kein
                              Abbruch an Volumen und an Intensität des zum künftigen Durchblasen nöthigen Druckes
                              geschehen. Der für den folgenden Hub der Maschine nöthige Verdichtungsproceß kann
                              daher wieder mit allen nöthigen Vorgängen und in den gesetzlichen Zeitmomenten
                              stattfinden.
                           
                           Die Bewegung des HahnesDieser Hahn könnte auch füglich durch ein Ventil ersetzt werden. Ein solches
                                    hätte den großen Vortheil, daß es weniger vergänglich und leicht und ohne
                                    Mühe und Zeitverlust in einem wirksamen sichern Zustande erhalten werden
                                    könnte, wogegen ein Hahn sich leicht ausreibt und undicht arbeitet,
                                    vorzüglich dann, wenn das Einspritzwasser viel erdige Concremente absetzt
                                    und saure Bestandtheile enthält, die sein Metall angreifen. von der Schwingwelle 6 aus geschieht, wie schon erwähnt wurde, durch den
                              kleinen Hebelarm 96, der durch die Verbindungsstange 97 mit dem Bewegungshebel 98
                              des Hahnes in beweglicher Verbindung steht. Diese Verbindungsstange kann durch eine
                              gewöhnliche Stellvorrichtung 99 beliebig verlängert und verkürzt werden, je nachdem
                              es die gesetzliche Größe und Richtung in der Bewegung des Hahnes erheischt.
                           Analysirt man genau die Construction und Wirkung dieses Condensators, so wird man
                              meine frühere Aeußerung, als sey er viel einfacher, als ihn seine äußere Ansicht
                              darstellt, vollkommen bestätigt finden. Alle denselben zusammensetzenden Theile und
                              Apparate sind kunstlos und zweckmäßig verbunden. Er umfaßt sehr wenige bewegliche
                              Theile, und deren Bewegung ist so geregelt, daß keine Unordnungen in ihrer Wirkung
                              vorkommen können, auch entzieht die Bewegung derselben der Maschine nur eine so
                              unerhebliche Kraft, daß diese gar nicht in Anspruch kommt. Welche Last für die
                              Maschine ist dagegen die gewöhnliche Luftpumpe für die an den
                              Niederdruckdampfmaschinen üblichen Kondensatoren. Ich schweige hier ganz davon,
                              indem ich in meinem früheren Hauptwerke und in meinen spätern in diesem Journale
                              gelieferten Abhandlungen genügend darauf hingewiesen zu haben glaube.
                           Wird man auch bei dieser Darstellung meines Condensators gewahr geworden seyn, daß
                              eine genaue Anordnung seiner eigenthümlichen Construction und Wirkungsweise und eine
                              richtige Berechnung der Zeit und Reihenfolge der an ihm statthabenden Vorgänge und
                              Bewegungen nöthig war, um ihn seinen Zweck genau und ohne die weitläufigen und
                              kraftraubenden Apparate der gewöhnlichen Condensationsapparate erfüllen zu lassen,
                              und zu dem Geständnisse sich gezwungen fühlen, daß ich diese schwierige Aufgabe hier
                              in einer Weise gelöst haben dürfte, die meinem Nachdenken und meinen Berechnungen
                              einiges Verdienstliche gibt, so bin ich doch weit entfernt, meinen Egoismus dadurch
                              geschmeichelt zu finden, man darf vielmehr alle Freude und alles Glück, welches mir
                              eine solche Anerkennung bereiten würde, nur auf die Erfüllung meines innigen
                              Wunsches schieben, der Welt durch mein unermüdliches Streben in einem immer weitern
                              Felde zu nützen.
                           
                           Die Wirkung dieses Condensators an der vorliegenden Maschine hat meine kühnsten
                              Erwartungen noch fast übertroffen. Beim Einströmen der Dämpfe in denselben hört man,
                              wenn die Einspritzung richtig regulirt wird und in dem gesetzlichen Momente
                              eintritt, nur ein einziges Klappen des Bodenventils im Verdichtungsgefäße. Das
                              Wiederschließen desselben folgt gleich nach eingetretener Exhaustion, und in diesem
                              Augenblicke hört man auch die Einspritzung beginnen. Die Condensation der Dämpfe ist
                              aber nach diesen Vorgängen so vollkommen, daß ich die ganze Wirkung des Condensators
                              nicht immer ganz benutzen darf, indem sonst der durch die Leere dem Kolben
                              verliehene Zufluß an Kraft leicht ein starkes Aufschlagen desselben auf die Buffer
                              zur Folge hat. Durch einen frühern Abschluß der Dämpfe vom Dampfcylinder, also durch
                              eine erhöhte Expansion hier einige Hülfe zu bringen, wollte mir insofern immer nicht
                              vollkommen gelingen, als das Verhältniß der Expansion zur Wirkung des Condensators
                              bei den verschiedenen Druckgraden der Dämpfe im Kessel sehr schwer zu treffen war,
                              und während des Ganges der Maschine nicht genau genug regulirt werden konnte. Auch
                              durfte ich nicht annehmen, daß gewöhnliche Maschinenmeister sich eines solchen
                              Mittels immer gehörig kunstgerecht und allen Anforderungen genügend bedienen würden.
                              Ich begnügte mich daher damit, durch den Regulirhahn am Einspritzrohre dieses
                              Anprallen der Maschine an die Buffer zu mäßigen, wenn gleich ich mir selbst
                              eingestehen mußte, daß dieses Mittel in Absicht auf Dampfverbrauch und
                              Brennmaterialersparung nicht das vortheilhafteste sey, und eine Regulirung an der
                              Dampfklappe des Dampfrohres gewiß ökonomischer erschienen wäre. Diese Klappe lag
                              indessen zu entfernt von der Maschine, um immer gehörig zur Hand zu seyn, indem der
                              Kessel der Localität wegen in einer unvortheilhaften Verbindung mit der Maschine
                              stand. Auch war die Regulirklappe nicht fein genug für diesen Zweck zu stellen,
                              indem das Sperrventil derselben aus Versehen bei der Anfertigung einen zu großen
                              Durchmesser erhalten hatte. In Zukunft werde ich indessen diesem Organe in Absicht
                              auf die Schweriner Schloßmaschine mehr Aufmerksamkeit zuwenden, und ein zweites
                              feineres Regulirventil am Dampfrohre derselben, und zwar gleich vor der
                              Steuerungsbüchse des Dampfcylinders anbringen, damit es immer möglichst leicht zur
                              Hand des Maschinenmeisters liege.Gerne hätte ich gleich beim Bau der Maschine das Sperr- und
                                    Regulirventil, welches jetzt am Kessel befindlich ist, der Steuerungsbüchse
                                    der Maschine ganz nahe gerückt, ich drang aber aus dem Grunde nicht sehr
                                    darauf, weil das Dampfrohr bei dieser Maschine eine bedeutende Strecke
                                    abwärts steigen muß, um die Steuerungsbüchse zu erreichen. In diesem
                                    absteigenden Theile des Rohres hätte sich dann aber beim Stillstande der
                                    Maschine und beim Erkalten derselben eine große Menge Dampf
                                    condensirt, die beim Wiederangehen der Maschine durch diese erst hätte
                                    getrieben werden müssen. Wären indessen die durch die jetzige Einrichtung
                                    entstandenen Uebelstände von mir näher gewürdigt worden, so würden andere
                                    Maßregeln getroffen worden seyn. Der Mecklenburger hat ein Sprichwort,
                                    welches sagt: daß die Herren immer klüger vom Rathhause zurückkehren als sie
                                    hingehen. Ich kann mich einer hier sehr zutreffenden Anwendung desselben auf
                                    mich nicht entziehen.In diesem Augenblicke ist ein solches Regulirventil angebracht und ganz nach
                                    dem gehofften günstigen Erfolge.
                              
                           
                           Schon oft habe ich darüber nachgedacht, ob es nicht möglich wäre an diesen Maschinen
                              einen selbstthätigen Regulator für die Drosselklappe einzurichten, habe auch manche
                              Pläne in dieser Beziehung verfolgt, bin aber immer noch nicht zu einem so bestimmten
                              Resultate gekommen, daß ich wagen darf, einen solchen. Regulator an einer wirklich
                              zu erbauenden Wasserförderungsdampfmaschine anzubringen. Da meine neuern Kessel, so
                              wie alle ältern und neuern Röhrenkessel nur wenig Wasser im Verhältnisse zu ihrer
                              Feuerberührungsfläche enthalten, so ist eine vollkommen gleiche Dampfspannung in
                              ihnen bei der Unmöglichkeit, das Feuer immer ganz gleichmäßig zu erhalten, mit
                              manchen Schwierigkeiten verbunden; Wasserförderungsmaschinen verlangen eine solche
                              aber um so mehrDaß indessen eine Heizung möglich sey, die in meinen neuen Kesseln die
                                    Dampfspannung immer genau gleichförmig zu erhalten vermag, davon habe ich
                                    mich in Schwerin bei der Schloßmaschine überzeugt. Der dort adhibirte
                                    Heizer, ein junger Taglöhner, läßt als Heizer wirklich nichts zu wünschen
                                    übrig. Er hat wieder meine Ansicht von Neuem bestätigt, daß man bei meinen
                                    Kesseln, wie überhaupt bei allen Dampfkesseln, die Maschinen in Bewegung
                                    setzen, nicht schlechter berathen sey, als wenn man bei andern Apparaten,
                                    z.B. Brennapparaten, früher verwandte Heizer nimmt, und nun von solchen
                                    gewöhnlich superklugen Leuten mehr Heil als von unerfahrnen Subjecten
                                    erwartet. Mir ist zum Heizer ein Mann der letztern Sorte immer am
                                    willkommensten, wenn er nur ruhig, wachsam, aufmerksam und kein Säufer ist.
                                    Ein solcher nimmt beim Belehren alles an, und befolgt die gegebenen Lehren
                                    weit eher, als ein Halbwisser, eine Sorte Menschen, die sich immer
                                    überschätzen und keiner Belehrung recht zugänglich sind., insofern die gewöhnlichen Centrifugalmoderatoren bei ihnen unzulässig sind.
                              Zwar haben die Engländer, wie man aus Adcock's und Birbeck's oben angeführtem Werke ersieht, etwas dergleichen an ihren
                              Wasserförderungsmaschinen, aber ich sehe diese Vorrichtung nur an wenigen Maschinen
                              ausgeführt und im wirklichen Gebrauch, und ist dieselbe überdieß so complicirt und
                              kostbar, daß ich dieserwegen schon durchaus davon absehe. Eine gewiß sehr
                              zweckmäßige Vorrichtung würde die seyn, welche die Regulirung der Drosselklappe von
                              dem mehreren oder mindern Auftreffen des Kolbens der Pumpe auf die Buffer abhängig
                              machte. Ich zweifle nicht, daß ich bei Verfolgung dieser Idee auf neue Mittel kommen
                              werde, einen solchen Zweck in möglichster Vollkommenheit zu erreichen. Die
                              Einrichtung müßte auf jeden Fall so getroffen seyn, daß jedes auch noch so geringe
                              Ueberschreiten der
                              Gränzen für die Kolbenbewegung der Maschine einen Einfluß auf die Regulirklappe
                              übte, so daß diese sich augenblicklich mehr schlösse, wenn nur eine leichte
                              Berührung der Buffer stattfände. Der folgende Hub würde dann schon nicht mehr
                              anprallen. Freilich müßte bei dieser gewiß sehr zweckmäßigen Einrichtung dann aber
                              auch die nothwendige Bedingung gestellt seyn, daß bei Verminderung der Gefahr des
                              Aufprallens sich die Klappe in dem Grade wieder öffnete, als die Gefahr wieder mehr
                              in den Hintergrund tritt. Daß eine solche Anordnung einige große Schwierigkeiten bei
                              der Ausführung involviren würde, und darum einen Meister bei derselben fordere,
                              liegt am Tage, aber gerade aus diesem Grunde bin ich bisher wohl noch zu keinem
                              glücklichen Resultat gekommen. Möge sich bald ein Meister in solcher Größe zeigen,
                              er aber auch die Aufgabe auf eine einfache und möglichst wenig kostspielige Weise
                              lösen. Ihm lege ich diesen Plan vertrauensvoll und mit froher Hoffnung in die Hände
                              und aus Herz, wenn ich bald abgerufen würde, und will mich dann gerne mit der
                              Ueberzeugung beruhigen, daß oft nicht weniger Verdienstliches in der richtigen
                              Stellung der Aufgabe als in der Lösung derselben liege.
                           Es bleibt mir nun noch übrig, das Hervorstechende an der an dieser Maschine
                              bestehenden Speisevorrichtung bemerklich zu machen. Der Art der Bewegung der
                              Speisepumpe durch den großen Hebel 2 habe ich früher schon gedacht, auch die daran
                              später vorgenommene Veränderung in der Note angegeben. Die Zeichnung macht diese
                              übrigens auch hinreichend deutlich. Da ihre Wirkung bei dem Niedergange des Hebels 2
                              und der Kolben in der Maschine statthat, so wird dadurch ein Theil des Gewichts der
                              Kolben, des Hebels 2 selbst etc. balancirt. Das Wasser, welches der Cisterne der
                              Speisepumpe zugeführt wird, kommt aus der des Condensators, führt ihr also erwärmtes
                              Wasser zu. Ihr Kolben ist daher mit Filz in solcher Weise gedichtet, daß eine Anzahl
                              Scheiben davon an demselben zwischen Messingscheiben zusammengeschoben, und dann
                              abgedreht und genau in den Cylinder der Pumpe eingepaßt sind. Die Vorrichtung zur
                              Außerthätigkeitsetzung der Pumpe ist die von mir immer angewandteSie ist in meinem bekannten Hauptwerke über Hochdruckdampfmaschinen S. 200
                                    beschrieben und auf Tab. I in Fig. 23 desselben abgebildet., und sich immer mehr bewährt habende.
                           Es ist bei dieser Speisepumpe um so mehr nöthig, daß sie in ihrer Wassercisterne ganz
                              untergetaucht stehe, insofern bei einer Speisung mit warmem Wasser unter dem Kolben
                              der Pumpe eingedrungene Luft um so schädlicher durch ihre Ausdehnung vermittelst der Wärme
                              wirkt, als bei kalter Speisung. In meinem größern Werke l.
                                 c. über Hochdruckmaschinen ist dieser Forderung schon genügend gedacht
                              worden.
                           Ich muß hier noch einer neuen Einrichtung erwähnen, die ich an meinen neuesten
                              Dampfmaschinen anwende, und die sich als sehr einfach, bequem und zuverlässig
                              erwiesen hat. Statt des bisherigen Abschlußhahnes am Speiserohr wende ich jetzt ein
                              Ventil von der in Fig. 5 bezeichneten Form und Einrichtung an, das sich nach dem Kessel hin
                              öffnet. Dasselbe ist hier im perpendiculären Durchschnitte dargestellt, und verhütet
                              ganz von selbst jedes Zurücktreten des Wassers vom Kessel in die Speisepumpe, wenn
                              diese einmal während des Ganges der Maschine ihren Dienst versagt und untersucht
                              werden muß, während ein Hahn vor der Untersuchung der Pumpe erst immer geschlossen
                              und nach geschehener Nachhülfe wieder geöffnet werden muß, wenn die Speisepumpe und
                              ihr Bewegungsmechanismus nicht großen Nachtheil leiden, oder das Speiserohr
                              unterhalb des Hahnes gesprengt werden soll. Ein solches Oeffnen des Hahnes wird aber
                              leicht vergessen, wie ich aus vielfältigen Erfahrungen weiß. Dieses Ventil hat auch
                              noch den großen Vortheil, daß es zugleich ein Druckventil mehr darstellt, und von
                              selbst Hülfe leistet, wenn das Druckventil der Pumpe einmal wegen Eindringens von
                              fremden Körpern zwischen seine Dichtungsflächen seinen Dienst versagen sollte. Vor
                              Anwendung dieser Einrichtung versah ich zur Verhütung aller derjenigen Unfälle, die
                              durch das Geschlossenbleiben des Speiserohrhahnes nach vorheriger Nachhülfe bei der
                              Pumpe entstehen können, die Pumpe mit einem kleinen Sicherheitsventil, welches mehr
                              belastet wurde, als der gewöhnliche Druck des Wassers in der Pumpe erfordert. Wenn
                              ich auch gleich gestehen muß, daß es den vorliegenden Zweck sehr gut erfüllte, so
                              erscheint das Mittel, welches ich jetzt in dem obengenannten kunstlosen Ventile
                              anwende, doch viel einfacher, bequemer und sicherer. In Fig. 5 bezeichnet a einen gußeisernen vollen Cylinder vom Durchmesser der
                              Verbindungsscheiben b und c
                              des Speiserohres d. a und b
                              und c sind durch Bolzen e
                              mit einander dampf- und wasserdicht vereinigt. a
                              enthält einen Canal f, worin das Ventil g so aufgestellt ist, daß es sich nach dem Kessel hin
                              öffnet. d ist der untere nach der Speisepumpe führende
                              Theil des Speiserohres, d' der obere mit dem Kessel in
                              Verbindung stehende.
                           Der Kessel der Schloßmaschine ist nach meiner neuesten als für die beste erkannten
                              Construction, und bewährt sich, so wie alle diese Kessel, in einem sehr hohen Grade.
                              Er hat 54 eiserne Siedröhren (Locomotivröhren) von 2 Zoll lichtem Durchmesser, und
                              6'2'' Länge, zwei Herzen, ein vorderes und ein hinteres, und einen Recipienten von 9 Fuß
                              Länge und 22 Zoll Durchmesser. Bei demselben ist auch ein Manometer von meiner
                              neuesten Einrichtung angebracht, mit allen in jüngster Zeit daran vorgenommenen
                              Verbesserungen, die sich hier außerordentlich bewähren, indem dieser Manometer sehr
                              viel mehr Empfindlichkeit zeigt, als die früheren in diesem Journale Bd. CXII S. 249 beschriebenen. Die ganze
                              vorzugsweise wirksame Feuerberührungsfläche des Kessels beträgt 135 Quadratfuß, und
                              erzeugt für die Dampfmaschine bei der Heizung mit sehr leichtem Torfe (Stechtorfe)
                              mit großer Bequemlichkeit Dampf von 7 und mehr Atmosphären Druck, indessen gebraucht
                              die Maschine nur einen Dampf von 5 1/2 bis 6 1/2 Atmosphären Druck. Bei solchem
                              Drucke arbeitet sie kräftig genug und am ruhigsten. Bei höherer Dampfkraft stößt sie
                              auf die Buffer auf und geht unruhiger, ohne mehr als 24 bis 25 Doppelhube zu machen,
                              die sie auch bei dem angegebenen geringeren Drucke mit Leichtigkeit und großer
                              Regelmäßigkeit vollführt. Die Maschine hat, wie ich oben schon bemerkt habe, einen
                              Dampfcylinder von 9 Zoll lichtem Durchmesser, und einen Pumpencylinder von 7 1/2
                              Zoll. Beide haben einen Hub von 2 Fuß. Ueber die übrigen Maaße der Maschine und
                              ihrer einzelnen Theile erhält man in den dieser Abhandlung beigegebenen Figuren
                              genügenden Aufschluß, weßhalb ich davon schweige. Ich schätze die wirkliche Kraft
                              der Maschine auf die von beinahe 11 Pferden.In neuester Zeit und mit den Buffern von Kautschuk macht sie häufig 29
                                    oppelhube in der Minute – ein Effect, der den von 12 Pferden noch
                                    übertrifft.
                              
                           Ich nehme hier schließlich noch Gelegenheit, einige Einwürfe anderer Mechaniker gegen
                              diese Maschine, die mir zu Ohren kamen, näher zu beleuchten und zu widerlegen. Der
                              eingeweihte Leser wird zwar die Grundlosigkeit derselben beim ersten Blick erkennen,
                              aber dennoch will ich ihnen einige Zeilen widmen, um zu zeigen, was der alte
                              Schlendrian oft für Mittel heranzuziehen sich bemüht, um die Schritte Fortstrebender
                              zu verdächtigen und zu hemmen, wenigstens ihren Sieg möglichst zu verzögern; will
                              dem Leser vor Augen stellen, wie befangen oft die Welt in verjährten Irrthümern ist,
                              und wie schwer sie sich bequemt, das Neuere, Bessere in sich aufzunehmen, der
                              Scheelsucht und Cabale nicht zu gedenken, die den Tadel so vieler dictirt, so wie
                              der Dummheit und Unwissenheit, die durch den dichten Nebel, der die Augen des
                              Geistes umlagert, nicht das Licht sehen kann, und dann, anstatt sich zu bescheiden,
                              lärmt und poltert, und alles im Gefühle roher Kraft niederzurennen und zu treten
                              nicht ansteht. Warum gehen nun vollends diese Leute nicht an das Licht hervor, warum
                              urtheilen sie nur so hinter meinem Rücken, wo ich mich nicht vertheidigen kann, und
                              gegen Laien, die ihr Urtheil nicht verstehen, von denen sie blinden Glauben aber am
                              ersten hoffen dürfen? Doch zur Sache.
                           1. Der erste Einwurf, der gegen die Schloßmaschine von einem Mechaniker hinter meinem
                              Rücken erhoben wurde, war der, daß die Maschine zu complicirt sey, und vielen
                              Reparaturen unterliegen werde, und darum nicht dauerhaft seyn könne. Also eine
                              Maschine mit einem Balancier und seinen Parallelogrammen und einem festen
                              Stützpunkte für den erstern ist einfacher, dauerhafter. Ich will mir das Vergnügen
                              machen, denn ich weiß, daß dieser Mechaniker meine Maschine gegen eine solche mit
                              Balancier wirklich stellte, hier bloß die Stücke zu zählen, die in den gewöhnlichen
                              Wasserförderungs-Dampfmaschinen mit Balancier zwischen die Kolbenstange des
                              Dampfcylinders und die der Pumpe treten, so wird man bald einsehen, wo größere
                              Einfachheit ausgeprägt erscheint, an einer Balanciermaschine oder meiner
                              Schloßmaschine. Nehme ich den Balancier, seine Lager und deren Stützpunkte, beide
                              Parallelogramme, von denen jedes wenigstens 24 Stücke enthält, die alle sehr
                              fleißig, genau und sauber gearbeitet, polirt, und geometrisch richtig gestellt seyn
                              müssen, so frage ich: sollte eine solche Einrichtung einfacher seyn, als das bei
                              meiner Maschine die beiden Kolbenstangen verbindende Mittelstück e, welches, abgesehen von dem kleinen daran befindlichen
                              Hebedaumen, nirgends eine ungünstige Einwirkung durch andere Theile der Maschine,
                              also gar keine Reibung erfährt, folglich auch keinen öftern Reparaturen unterliegen
                              kann, und daher vollkommen dauerhaft seyn muß. Zähle ich weiter diejenigen Theile
                              der neuern und neuesten Balancier-Maschinen, der so hoch gepriesenen
                              Cornwalliser nicht ausgenommen, welche die Steuerung zusammensetzen, und deren, den
                              Katarakt dazu gerechnet, gewiß über 100 seyn dürften, so muß man doch wieder
                              eingestehen, daß die Zahl meiner Steuerungsorgane wahrhaft dagegen verschwinde. Gehe
                              ich auf die Pumpe über, so ist die meiner Maschine zwar etwas complicirter, als die
                              an den einfachen Balancier-Maschinen üblichen, dafür ist sie aber auch
                              doppeltwirkend, braucht bei gleicher Leistung mit der Balanciermaschine einen
                              geringem Cylinder-, Röhren- und Ventildurchmesser. Dasselbe gilt auch
                              vom Dampfcylinder und den ihm beigesellten Organen, die übrigens auch keine ganz
                              ungewöhnlich construirten Theile enthalten. Der Condensator hält endlich auch noch
                              reichlich den Vergleich mit dem einer Balanciermaschine aus, sey sie nun von höherm
                              oder niederm Drucke, und würde bei einer andern Aufstellung, als die meines
                              Condensators im Schlosse ist, noch viel einfacher auftreten.
                           
                           Schon dadurch, daß er der Luftpumpe ganz entbehrt, fällt eine große Menge von
                              schwierig und genau anzufertigenden Organen weg, zu denen die noch kommen, die zur
                              Bewegung dieser Pumpe vom Balancier aus dienen. Mein Condensator enthält von allen
                              Condensationsapparaten gewöhnlicher Maschinen nur das eigentliche Verdichtungsgefäß
                              mit seinem Bodenventil und das Einspritzrohr mit seinem Hahn, zu dessen Bewegung der
                              die Speisepumpe in Betrieb setzende Hebel zugleich auf eine höchst einfache und
                              kunstlose Weise verwandt ist. Menge und Länge der Röhren am Condensator erscheinen
                              an der Schloßmaschine, wie ich oben schon dargethan habe, als eine Zugabe, die durch
                              eine eigenthümliche, in andern Fällen aber leicht zu ändernde, daher durchaus nicht
                              nothwendige Stellung desselben ihm aufgedrungen ist. An demselben befinden sich
                              außer dem kleinen Einspritzhahne und dem Bodenventile gar keine sich bewegenden
                              Theile, daher auch höchst unbedeutende Reibungen, und die fortbleibende Bewegung
                              einer Luftpumpe von der Maschine aus erspart ihm die bei den Balanciermaschinen
                              gewöhnlich sehr zerstörende Wirkung auf ihn, es bedarf also bei ihm keiner so festen
                              Stellung.Man vergleiche hier, was ich in meinem größern Werke über
                                    Hochdruckdampfmaschinen S. 487 über diesen Gegenstand gesagt habe.
                              
                           Und kann nach solchen Betrachtungen viel Erhebliches an dem Einwurfe der
                              Undauerhaftigkeit der Maschine im Schlosse bleiben? Wo die Anzahl der arbeitenden
                              Theile auf eine so kleine Zahl reducirt ist, als an meiner Schloßmaschine, wie muß
                              da eine große Anzahl von schädlichen Reibungen wegfallen. Wo aber schnelle Abnutzung
                              sich geltend machen soll, da muß viel Reibung gegeben seyn, da müssen Stöße und
                              Erschütterungen wirken, um den Bau der Maschine zu gefährden, zu untergraben und
                              wankend zu machen. Meine Maschine wirkt ganz in sich selbst, sie stemmt sich bei
                              ihren Bewegungen gegen keinen einzigen Theil der Umgebung, und ihr Fundament trägt
                              eigentlich nur ihre Last, ihr Gewicht.
                           Leute, die solche Einwürfe machen können, müssen sonderbare Begriffe von Einfachheit
                              und von Zerstörbarkeit einer Maschine und ihren möglichen Ursachen haben. Weil meine
                              Maschine in ein so kleines Format zusammengedrängt ist, so haben sich alle ihre
                              Organe und Theile mehr genähert. In einem bestimmten Raume stehen und arbeiten hier
                              vielleicht mehr Theile zusammen, als bei den Balanciermaschinen, aber darum ist sie,
                              genau zergliedert, viel weniger mit diesen ausgerüstet, als jene; trotz dem kann man
                              zu den meisten leichter und bequemer kommen und sind die Theile bei etwanigen Reparaturen leichter aus
                              einander genommen und wieder zusammengesetzt, als an jenen. Summire man doch die
                              Zahl der die Maschine zusammensetzenden Theile, und ihre mehrere oder mindere
                              Größenverhältnisse, so wie die größere oder geringere Künstlichkeit in ihrer
                              Construction, um ein entscheidendes Resultat zu gewinnen, vergleiche man doch die
                              Zahl der reibenden Stellen und Organe und die verschiedene Größe ihrer Reibungen, um
                              vernünftig zu urtheilen, sich vor Kennern nicht lächerlich zu machen, und den Schein
                              zu meiden, als wolle man nur grundlos tadeln, um dem Erfinder zu schaden, und sich
                              einen Anstrich von Wichtigkeit bei denen zu geben, die es nicht verstehen. Man werfe
                              den alten Schlendrian auf die Seite, und betrachte den alten überflüssigen Plunder
                              nicht als von der Zeit geweihte Heiligthümer; man dringe durch die Nebel der
                              Alltagswelt, daß man den erkenne und richtig würdige, der in wohlwollendem Drange
                              für die Welt Tag und Nacht sich abmüht, um weiter zum Lichte vorzudringen. Man prüfe
                              mit offenen Sinnen und offenem Herzen und behalte das Bessere ohne Dünkel und
                              Eigennutz, ohne Scheelsucht und sonstige kleinliche Regungen des menschlichen
                              Herzens. O es betrübt den Fortstrebenden so innig, mit solchen unwürdigen Mitteln
                              gegen sich ankämpfen zu sehen! Es lähmt so sehr seinen Eifer, seinen Muth, seine
                              Freudigkeit und seine Hoffnung.
                           2. Ein zweiter Vorwurf ist der, daß ich besser gethan hätte, wenn ich eine
                              Dampfmaschine mit Kreisbewegung angewendet, und die Bewegung dieser durch Kurbeln,
                              Räder, Wellen, Bleuelstangen etc. auf die Wasserpumpe übertragen hätte. Es ist
                              freilich wahr, daß man auf diese Weise eine Maschine gewonnen hätte, die die Hübe
                              der Pumpe genauer begränzt und durch sanften Uebergang der Kurbeln über die todten
                              Punkte und dadurch bewirkte allmählich geminderte und wieder gesteigerte
                              Geschwindigkeit des Pumpenkolbens vor und nach seiner Umkehr einen sanftem Schluß
                              der Klappen von selbst erzielt, daß man vielleicht eine ausgedehntere Anwendung des
                              Expansionsprincips vermittelt hätte; aber welche Vortheile der directen Wirkung, der
                              einfachern Construction, der Verminderten Kraftzerlegung und Zerstörung durch
                              Reibungen und unvortheilhafte Transmissionen von Bewegungen gäbe man dafür auf!
                              – O was könnte ich hier noch Nützliches und Ueberzeugendes dem hinzufügen,
                              was ich schon so oft und vielfältig, und an so vielen Orten umständlich
                              auseinandergesetzt und dargethan habe. Kann überhaupt noch ein wissenschaftlicher
                              Streit über solche Dinge erhoben werden? – Verlohnt es sich noch der Mühe,
                              darüber zu zanken und zu hadern? – Würde man so allgemein die mehr direct
                              wirkenden Wasserförderungs-Dampfmaschinen denen vorziehen, die ihren Zweck
                              erst durch eine Menge schädlicher Zwischentheile und ihre der Kraft Abbruch thuende
                              Bewegung erfüllen, wenn man nicht längst die Nachtheile solcher Umwege erkannt und
                              durch Theorie und Erfahrung bestätigt gefunden hätte? – Krame mir einer noch
                              so vielen gelehrten Unsinn, noch so viel unverdaute Bücherweisheit aus, so lange er
                              mir nicht beweisen kann, daß der Weg von Plau nach Berlin über Paris näher sey, als
                              der directe, gebe ich auf alle seine noch so sophistischen Raisonnements nichts,
                              selbst wenn er auch darthäte, daß ich über Paris den Vortheil hätte stets auf der
                              Eisenbahn zu fahren, während ich von hier nach Berlin direct neun Meilen auf der
                              gewöhnlichen Post reifen müßte. Sind auch oft Vortheile eines Umweges nicht
                              abzuläugnen, so müssen sie doch den Gewinn des directen Weges übertreffen, und um
                              Geld zu gewinnen, darf man nicht mit zwei Händen wegwerfen was eine Hand
                              einnimmt.
                           Doch genug davon. Was hilft längerer Streit über Sachen, worüber gar nicht zu
                              streiten ist. Ich will meine mir so theure Zeit nicht mit Beweisen verlieren, die
                              bei dem wissenschaftlichen, ruhigen, unbefangenen und wissenschaftlich gebildeten
                              Mechaniker Weise nur Ueberdruß und Ekel erregen können. Möge das, was ich hier
                              nothgedrungen zur Vertheidigung meiner Maschine gesagt habe, zugleich zur nähern
                              Würdigung derselben dienen.
                           Ueber den Brennmaterialverbrauch der Schloßmaschine werde ich später in diesem
                              Journale noch meine Bemerkungen mittheilen. Der Umstand, daß die Maschine sich noch
                              nicht in ununterbrochenem Gange befindet, da das Schloß noch nicht fertig und
                              bewohnt ist, erschwert hier eine richtige Angabe darüber, indem ich nur ein Resultat
                              für richtig anerkennen kann, welches das Ergebniß einer längern Zeit ist. Auch hält
                              es im vorliegenden Falle schwer, die Brennkraft desjeniges Torfes, womit geheizt
                              wird, gehörig zu taxiren, und könnten darüber nur calorimetrische Versuche
                              entscheiden, deren Anstellung hier etwas schwierig seyn dürfte.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
