| Titel: | Stülpe-Ofen zur Zimmerheizung. | 
| Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. LVIII., S. 275 | 
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                        LVIII.
                        Stülpe-Ofen zur Zimmerheizung.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Stülpe-Ofen zur Zimmerheizung.
                        
                     
                        
                           Der immer wachsende Verbrauch des Holzes als Brenn- und als
                              Bau-Material, dann die Umgestaltung der Waldungen in Wiesen und Felder, haben
                              jetzt mehr als je verursacht, daß einerseits die Kaufpreise des Holzes gestiegen
                              sind, und daß andererseits mehrfach darauf gedacht wurde, wie man zur Ersparung des
                              Brennmaterials Oefen zweckmäßig construiren kann.
                           Die Anforderungen, welche an zweckmäßige Heizöfen hauptsächlich gemacht werden
                              können, sind folgende: daß sie schnell Wärme verbreiten;
                              daß die Wärme in denselben andauernd ist; daß sie bei
                              verhältnißmäßig kleinem Volumen die möglich größte Oberfläche
                                 zur Abgabe der Wärme darbieten; daß sie nicht eigentliche Aschen-
                              und Ruß-Nester enthalten; daß man jedes Brennmaterial in ihnen verwenden
                              kann; und endlich daß ihre Herstellung nicht zu kostspielig ist. Diese Anforderungen
                              wurden bei der nun zu beschreibenden Construction von mir berücksichtigt.
                           Fig. 11 zeigt
                              den Längendurchschnitt;
                           Fig. 12
                              stellt den verticalen Querdurchschnitt und die der Kaminwand zugekehrte Seite eines
                              Stülpe-Ofens dar;
                           
                           Fig. 13 zeigt
                              den Träger eines eingesetzten Kastens und den Rost (f, f,
                                 f);
                           Fig. 14 zeigt
                              die Deckplatte und zugleich den horizontalen Querdurchschnitt dieses Ofens.
                           Um von einem solchen Ofen ein deutliches Bild zu haben, denke man sich in einem
                              gewöhnlichen kastenförmigen Ofen in seinem hohlen Raum oder dem Brennmaterial, oder
                              ober dem ersten Feuerraum A, einen Kasten eingesetzt,
                              dessen Boden p die Flamme berührt und an welchem sie von
                              drei Seiten B, B, B in die Höhe spielen kann. Dieser
                              Kasten p, m, n, m hat eine schiefzulaufende Decke n, welche die Deckplatte des Ofens nicht berührt; und
                              das Innere des Kastens ist von den Räumen der Feuer- und der Rauchcirculation
                              A, B, D, R durch Luftröhren oder Zu- und
                              Abgangsöffnungen c, c, d, d abgeschlossen, und dafür mit
                              dem Außenraume oder Zimmer in Communication gesetzt. In diesem Kasten denke man sich
                              ein Rohr R, durch welches die einmündende Flamme und der
                              Rauch in den Schornstein zieht.
                           In einem runden Ofen ist die Einstülpung ein hohler Cylinder, welcher excentrisch so
                              eingesetzt ist, daß die äußere und innere Röhre in einer Linie sich berühren, in
                              welcher der Ausgang des Rauchrohrs und die Heizöffnung liegen.
                           Die Feuerspielung und Erwärmung geht in dem abgebildeten bereits geprobten Ofen auf
                              folgende Weise vor sich. Die in drei Schachten B, B, B
                              aufsteigende Flamme erwärmt rasch die Außenwände des Ofens und den eingeschlossenen
                              Kasten m, p, m. In dem Kasten wird die daselbst
                              befindliche Luft F erwärmt und strömt specifisch
                              leichter geworden durch die Ausgangsöffnungen d, d in
                              der Deckplatte aus. Durch die Eingangsöffnungen c, c
                              strömt die äußere untere, specifisch schwerere Luft mit sehr starkem Zug wieder in
                              den Kasten. Der Rauch zieht sich durch das Rauchrohr R
                              abwärts, und gibt in der Art seine Wärme noch im Ofen oder Zimmer ab, daß das in den
                              Kamin überführende Ende K des Rohrs nur unbedeutend warm
                              befunden wird.
                           Wir wollen nun noch zeigen, wie durch die vorliegende Construction den an Heizöfen zu
                              stellenden Forderungen entsprochen seyn dürfte.
                           1) Der erwähnte Kasten p, m, n, m, p mit dem darin
                              befindlichen Rauchableitungs R, und die
                              Luft-Zu- und Ab-Leitungsöffnungen c, c,
                                 d, d sind von starkem Eisenblech, einem guten Wärmeleiter angefertigt,
                              damit schnell Wärme in dem Zimmer erzeugt werden
                              kann.
                           2) Die äußern Wände des Ofens sind von Thon, einem schlechten Wärmeleiter, welcher
                              das Zimmer dauernd warm erhalten soll.
                           
                           3) Wärme abgebende Flächen sind: die äußern thönernen Flächen des Ofens, die innere
                              Fläche des Kastens m, p, m und die äußere Fläche des
                              durch den Kasten gehenden Rohrs R; dadurch dürfte die
                              möglich größte Fläche geboten seyn.
                           4) Eigentliche Aschen- und Ruß-Nester lassen sich bei diesem Ofen nicht
                              entdecken; denn die Schachte B, B, B, in welchen die
                              Flamme aufsteigt, werden durch starkes Heizen gereinigt.
                           5) Asche und Ruß, welche sich etwa bei der Decke n und im
                              Rauchrohr R ansammeln, können leicht mittelst einer in
                              der Deckplatte angebrachten Oeffnung o weggeschafft
                              werden, ohne daß das Zimmer bedeutend verunreinigt wird.
                           6) Aus der Zeichnung ist zu entnehmen, daß die Heizöffnung a
                              in und außer dem Zimmer
                              angebracht werden kann; somit ist klar, daß jedes
                                 Brennmaterial zu verwenden ist.
                           7) Auch hinsichtlich der Herstellung führt der Anblick der Zeichnung schon zur
                              Ueberzeugung, daß diese Construction als eine sehr einfache eben so billig wie jede andere ausgeführt werden kann.
                           Anstatt von gewalztem Eisenblech könnte der innere Kasten sogar großentheils von
                              unglasirten Kacheln gemacht werden, wie es bei einem derartigen geprobten Ofen
                              wirklich geschehen ist.
                           Auf einen Punkt muß ich hier noch hinsichtlich der Heizung von Schulzimmern und
                              Krankenlocalitäten aufmerksam machen. Es ist nicht schwer, eine der
                              Luftzugangsöffnungen c, c mit der freien Atmosphäre in
                              ungehinderte Verbindung zu setzen. Geschieht dieses mittelst Röhren, welche mit
                              schließenden und öffnenden Klappen versehen sind, so kann die durch Dünste und Gase
                              verdorbene Zimmerluft leicht gereinigt werden.
                           Wie diese Oefen für den Winter auch als Kochöfen construirt oder mit Kochherden in
                              Verbindung gebracht werden können, werde ich in einer spätem Mittheilung zeigen.
                           Ludwig Preyßinger,k.
                              Lyc.-Prof. in Augsburg.
                           
                        
                     
                  
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