| Titel: | Die Photographie auf lithographische Steine angewandt; von Herrmann Halleur. | 
| Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. LXI., S. 281 | 
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                        LXI.
                        Die Photographie auf lithographische Steine
                           angewandt; von Herrmann
                              Halleur.
                        Halleur, die Photographie auf lithographische Steine
                           angewandt.
                        
                     
                        
                           Auf lithographischen Steinen durch Einwirkung des Lichts in der Camera obscura Bilder zu erzeugen und diese dann auf dem
                              gewöhnlichen Wege durch die Presse zu vervielfältigen, ist mit vielen
                              Schwierigkeiten verbunden, weßhalb es meines Wissens auch noch Niemanden gelungen
                              ist, dieses Ziel, wornach schon Viele gestrebt haben, zu erreichen.Man s. Lemercier's
                                    Verfahren im polytechn. Journal Bd.
                                       CXXVIII S. 369. Mir ist es auf
                              verschiedene Weise geglückt, das photographische Bild direct in der Camera obscura auf den Stein zu fixiren, und bin ich im
                              Stande, sogar lebende Gegenstände auf diese Weise zu porträtiren. Aus bestimmten
                              Gründen kann ich jedoch nicht alle Methoden hier angeben, sondern nur die eine,
                              wodurch man im Stande ist, architektonische Gegenstände aufzunehmen und zu
                              vervielfältigen, und zwar ist diese Methode die am allerwenigsten schwierige. Man
                              verfährt wie folgt:
                           Man wählt einen nicht zu schweren Stein, paßt ihn in den Expositionsrahmen ein (durch
                              einen zu schweren Stein würde die Befestigung erschwert werden) und gibt ihm dann
                              durch Schleifen das Korn, wie es für eine feine Kreidezeichnung seyn muß. Sodann tränkt man den
                              Stein wiederholt mit einer schwachen, aber möglichst neutralen
                                 Lösung von oxalsaurem Eisenoxyd, und achtet darauf, daß die Lösung möglichst tief in den Stein eindringt. Ein so behandelter
                              Stein läßt sich sehr lange aufbewahren, ohne seine Empfindlichkeit zu verlieren, nur
                              muß er gegen alles Licht geschützt seyn.
                           Die Exposition geschieht am besten mit einem noch feuchten,
                                 aber nicht nassen Stein, und richtet sich deren Dauer auch hier nach den
                              bekannten Umständen. Ist der Stein genügende Zeit dem Lichte ausgesetzt gewesen, so
                              sieht man bei der Herausnahme aus der Camera obscura
                              schon das Bild in allen Theilen in bräunlicher Farbe. Sodann übergießt man den Stein
                              mit einer Lösung von kohlensaurem Ammoniak, wodurch das
                              Bild erst recht kräftig hervortritt und auch gleich fixirt wird. Durch Waschen mit
                              Wasser spült man alle löslichen Salze hinweg.
                           Um nun das erhaltene Bild durch die Presse zu vervielfältigen, darf der Stein nur da,
                              wo die Zeichnung ist, die Druckerfarbe annehmen, alle andern Theile aber müssen rein
                              bleiben, und dieses erreicht man durch Aetzen mit einer Säure. Am besten eignet sich
                              hierzu starkverdünnte Oxalsäure, womit man den Stein
                              übergießt, gerade so, wie es bei der Lithographie geschieht. Nach der Aetzung
                              verfährt man ganz so, wie es bei gewöhnlichen lithographischen Zeichnungen üblich
                              ist. (Aus des Verfassers: Die Kunst der Photographie,
                              Leipzig 1853, S. 104.)