| Titel: | Bericht über eine Vorrichtung zur Fortleitung der Bewegung des sogenannten hydraulischen Balanciers auf die Wasserhaltung einer Steinkohlengrube; von Hrn. Chaudron. | 
| Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. LXXIII., S. 331 | 
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                        LXXIII.
                        Bericht über eine Vorrichtung zur Fortleitung der
                           Bewegung des sogenannten hydraulischen Balanciers auf die Wasserhaltung einer
                           Steinkohlengrube; von Hrn. Chaudron.
                        Im Auszug aus den Annales des travaux publics de Belgique,
                                 Tome X, p. 239.
                        Chaudron, über den hydraulischen Balancier.
                        
                     
                        
                           Bei der Fahrkunst, welche Abel Warocqué im Jahr
                              1846 auf der Kohlengrube Mariemont angelegt hat, wird eine ganz mit Wasser gefüllte
                              Röhrenleitung benutzt, um die Bewegung eines Cylinderkolbens auf einen andern zu
                              übertragen; diese Vorrichtung hat man hydraulischen
                                 Balancier genannt. Haben die Kolben denselben Durchmesser, so ist auch ihre
                              Hublänge gleich, sonst steht dieselbe im umgekehrten Verhältnisse wie die Quadrate
                              der Durchmesser. Dieselbe Vorrichtung ist bei der Wasserhaltung auf der Kohlengrube
                              der Gesellschaft Sars-Longchamps und Bouvy zu St. Vaast angewendet
                              worden.
                           Der Wasserhaltungsschacht Bouvy besaß eine Teufe von 300 Meter und 20 Met. von
                              demselben entfernt liegt der Förderschacht Nr. 1 von gleicher Tiefe; es sollte eine
                              um 100 Meter tiefere Wasserhaltungs- und Fördersohle eröffnet werden. Man
                              hatte die Absicht, beide Schächte, sowohl den Wasserhaltungs- als den
                              Förderschacht, bis zu dieser Sohle abzuteufen. Auf den Vorschlag des Directors Gravez wurde aber beschlossen, nur den Förderschacht
                              tiefer abzusenken und denselben von der 300 Met. tiefen Sohle ab so weit zu fassen, daß er ein
                              besonderes Trum für die Wasserhaltung erhalten konnte. Um die Bewegung von dem
                              Gestänge in dem Schachte Louvy auf dasjenige in dem tieferen Theile des
                              Förderschachtes Nr. 1 zu übertragen, hat man einen hydraulischen Balancier
                              angewendet und dadurch nicht allein ökonomische Vortheile erreicht, sondern auch die
                              Unterbrechung der Wasserhaltung vermieden, welche gleichzeitig für vier andere
                              Förderschachte dient. Die Abteufung des Förderschachtes Nr. 1 ist bis 374 Met.
                              fortgesetzt worden, in welcher Teufe die tiefere Sohle eröffnet worden ist. In dem
                              tieferen Theile des Schachtes ist ein Drucksatz eingebaut worden, der die Wasser 74
                              Met. hoch hebt, und ein Querschlag führt dieselben zum Schachte Bouvy. Von diesem
                              aus hat man eine Röhrenleitung von 0,30 Met. Durchmesser in einem Querschlage,
                              welche 5 Met. über der Sohle des Schachtes Bouvy liegt, nach dem Förderschachte Nr.
                              1 gelegt. Dieselbe ist mit zwei Kolbenröhren von 0,45 Met. Durchmesser in beiden
                              Schachten verbunden. In der einen Kolbenröhre geht ein am unteren Ende des
                              Schachtgestänges im Schacht Bouvy angeschlossener Pumpenkolben von 0,40 Met.
                              Durchmesser; in der anderen ein solcher, welcher am oberen Ende des Schachtgestänges
                              im Förderschachte Nr. 1 angeschlossen ist. Die Wirkung dieser Vorrichtung zur
                              Bewegung dieses letzteren Schachtgestänges ist an und für sich deutlich. Dasselbe
                              wiegt 8000 Kilogr. und hebt beim Niedergange eine Wassersäule, welche 5200 Kilogr.
                              wiegt. Um die Verbindungsröhren fortdauernd mit Wasser gefüllt zu erhalten und
                              dasjenige zu ersetzen, welches fortwährend durch die Fugen der Kränze hindurchdrang,
                              ist folgende Einrichtung getroffen. In dem Schachte Bouvy ist eine Röhre von 1
                              Centimeter Durchmesser 60 Meter hoch unten mit dem Verbindungsrohr und oben mit
                              einem der Schachtsätze von 30 Meter in Verbindung gesetzt; sie dient dazu, die
                              Verbindungsröhre des hydraulischen Balanciers mit Wasser zu füllen und dasselbe
                              unter einem dauernden Druck von 7 Atmosphären zu halten. Eine andere Röhre führt von
                              dem Verbindungsrohr zu dem untern Pumpensatz im Förderschachte Nr. 1, hat einen
                              Durchmesser von 2 Centimet., so daß dasselbe hierdurch viel schneller mit Wasser
                              gefüllt werden kann. Diese beiden Zuleitungsröhren sind mit Hähnen versehen; der
                              Hahn, welcher sich am oberen Ende der oberen Zuleitungsröhre befindet, ist alsdann
                              geschlossen. Dieser letztere wird nur geöffnet, um nach einem längeren Stillstande
                              die Verbindungsröhre wieder mit Wasser zu füllen. Auf derselben befindet sich
                              außerdem ein Sicherheitsventil, welches sich öffnet, wenn der Druck des Wassers in
                              ihrem Innern 10 Atmosphären übersteigt. Diese Einrichtungen genügten jedoch nicht,
                              um einen regelmäßigen Gang der Maschine herbeizuführen. War der obere Hahn zu wenig geöffnet, so
                              wurde das Gestänge im Förderschacht Nr. 1 nicht genug gehoben und fiel mit
                              Heftigkeit auf die Lager zurück; war der Hahn dagegen zu weit geöffnet, so wurde das
                              Schachtgestänge mit Gewalt gegen die Fangbäume getrieben, und da es nicht weiter
                              ausweichen konnte, verursachte das Wasser in der Verbindungsröhre einen Schlag, der
                              das Zerspringen derselben befürchten ließ. Diesem Uebelstande ist dadurch
                              vollständig abgeholfen worden, daß man auf dem im Förderschachte Nr. 1 stehenden
                              Kolbenrohre des hydraulischen Balanciers einen Hahn anbrachte, durch welchen das
                              Wasser abfließen kann. Dieser wird durch zwei Zapfen in Bewegung gesetzt, welche
                              sich an dem Schachtgestänge in diesem Schachte befinden. Wird dieses Schachtgestänge
                              über seinen normalen höchsten Stand gehoben, so wird durch den Zapfen der Hahn
                              geöffnet und dasselbe kann nicht höher steigen; sollte dasselbe unter seinen
                              normalen tiefsten Stand sinken, so wird der Hahn geschlossen. Nach einigen Huben der
                              Maschine tritt ein solches Gleichgewicht ein, daß die Zapfen den Hahn nur eben
                              berühren, und die Maschine geht alsdann längere Zeit ganz regelmäßig. Bei dieser
                              Einrichtung ist der Gang der Maschine schon über ein Jahr völlig befriedigend und
                              hat sich die Einrichtung des hydraulischen Balanciers bewährt.