| Titel: | Kleine Wasserwaage zu technischem Gebrauch; von Karl Karmarsch. | 
| Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. LXXV., S. 336 | 
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                        LXXV.
                        Kleine Wasserwaage zu technischem Gebrauch; von
                           Karl
                              Karmarsch.
                        Aus den Mittheilungen des hannover'schen
                                 Gewerbe-Vereins, 1853, Heft 2.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Karmarsch, über eine kleine Wasserwaage.
                        
                     
                        
                           Bei Werkzeugen aller Art wird oft durch anscheinend geringfügige Veränderungen ein
                              Wesentliches in deren vortheilhaftem Gebrauche gewonnen: ein Fall der Art liegt mit
                              der gegenwärtigen Wasserwaage vor, welche für Maurer, Steinhauer, Zimmerleute,
                              Tischler, Mechaniker, Schlosser etc. bestimmt ist und mir aus mehreren Gründen
                              empfehlenswerth scheint. Die Einrichtung derselben weicht im Allgemeinen wenig von
                              jener der sonst schon bekannten und gebräuchlichen Röhrenlibellen ab, und gewährt
                              dennoch mancherlei Bequemlichkeiten und Vortheile.
                           Fig. 10 ist
                              der Grundriß, Fig.
                                 11 ein Seitenaufriß, Fig. 12 eine Endansicht;
                              alle drei Abbildungen sind im wirklichen Maaße gezeichnet. Ein schmales aus Messing
                              gegossenes, unten an beiden Enden mit durchbohrten Lappen B
                              ,
                              B versehenes Kästchen A
                              enthält das Glasrohr F, welches mit 95procentigem
                              Alkohol bis auf die Luftblase G gefüllt, an beiden Enden
                              spitzig auslaufend zugeschmolzen und mittelst Gyps im Kästchen so befestigt ist, daß
                              es an der untern Hälfte seiner Rundung und an den zugespitzten Enden davon
                              eingehüllt wird. Eine messingene Platte C, durch zwei
                              eiserne Schrauben D, D festgehalten, verschließt das
                              Kästchen von oben, und läßt durch seine lange schrägwandige Oeffnung E, E den zur Beobachtung nöthigen Theil des Glasrohrs
                              sehen. Zwei Striche auf dem letztern bezeichnen die Stelle, an welcher die Luftblase
                              einspielen muß. Jede der beiden langen Wände des Kästchens enthält einen
                              bogenförmigen Ausschnitt wie P in Fig. 11, um mehr Licht
                              zuzulassen.
                           So weit vorgerichtet wird das kleine Instrument wie jede andere Wasserwaage
                              angewendet, um die horizontale Lage einer Fläche zu prüfen. Im Besitze eines
                              richtigen Winkelhakens (wie doch jeder hier in Betracht kommende Arbeiter ohnehin
                              seyn muß) kann man aber die gegenwärtige Wasserwaage auch gebrauchen, um den
                              verticalen Stand zu erproben, also das Bleiloth zu ersetzen. In dieser Absicht
                              befestigt man die Wasserwaage auf dem einen Schenkel des Winkelhakens, und hält den
                              andern Schenkel an die zu untersuchende Fläche. Ist der Winkelhaken von Holz und
                              dick, so bedient man sich der beiden mit ausgesenkten Löchern versehenen Lappen B,
                                 B, um die Waage auf demselben anzuschrauben; mit einem eisernen oder
                              überhaupt dünnern Winkelhaken verbindet man sie auf folgende Weise, welche aus Fig. 10 und
                              12
                              deutlich hervorgeht. Von der einen äußern Seitenfläche des Kästchens A springen drei angegossene Theile hervor, nämlich zwei
                              genau rechtwinkelig eingefeilte Ansätze J, K nahe an den
                              Enden, und ein Bügel L mit einem nach unten von ihm
                              ausgehenden Lappen M, der die eiserne Schraube N mit dem gerändelten messingenen Kopfe O enthält. Wie mittelst J, K, J,
                                 K das Instrument auf dem Schenkel H eines
                              Winkelhakens angelegt und mittelst der Druckschraube N
                              darauf festgeklemmt wird, ergeben die Abbildungen ohne Weiteres.
                           Vorzüge dieser Wasserwaage sind nach Obigem: ihre geringe Größe, vermöge welcher sie
                              sehr bequem in der Westentasche getragen werden kann; ihre solide und dauerhafte
                              Bauart, wobei das Glasrohr vor Beschädigung völlig gesichert ist; die Unmöglichkeit
                              eines Verdunstens oder Auslaufens des Weingeistes; die Brauchbarkeit zur Prüfung der
                              verticalen Richtung, wodurch man des Senkbleies gänzlich entbehren kann; endlich der
                              sehr mäßige Preis, bei dem man eben noch berücksichtigen muß, daß hiermit ein
                              anderes Geräth (das Senkblei) erspart wird.
                           Hr. Commercien-Commissär Karl Schneider in Hannover
                              hält Vorrath von diesen Wasserwaagen, das Stück zu 2 Rthlr.
                           Geschichtlich interessant möchte die Bemerkung seyn, daß die Verbindung einer
                              Wasserwaage mit dem Winkelhaken schon seit längerer Zeit in England bekannt und
                              gebräuchlich ist; jedoch in ganz anderer Weise, nämlich so, daß die Röhrenlibelle
                              sich, auf der (mit einer Messingschiene belegten) innern Seite des einen Schenkels,
                              in einer Vertiefung des Holzes eingesenkt befindet, folglich nicht abgenommen werden
                              kann. Abgesehen von der Unbequemlichkeit, welche hierbei eintritt sofern man die
                              Wasserwaage zum Horizontalstellen gebrauchen will (wobei der Winkelhaken nicht von
                              ihr getrennt werden kann), leuchtet sofort die Unmöglichkeit ein, diese Anordnung
                              bei einem dünnen (z.B. eisernen) Winkelhaken auszuführen: und endlich ist es
                              entschieden besser, die Wasserwaage an jedem beliebigen Winkelhaken zeitweilig
                              anbringen zu können, als sie in fester Vereinigung mit einem einzigen bestimmten
                              Exemplare des Winkelhakens zu besitzen.
                           
                        
                     
                  
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