| Titel: | Zur Technik und Prüfung verschiedener Cyanverbindungen; von R. Brunnquell. | 
| Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. LXXXIV., S. 362 | 
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                        LXXXIV.
                        Zur Technik und Prüfung verschiedener
                           Cyanverbindungen; von R.
                              Brunnquell.
                        Aus dem polytechn. Centralblatt, 1853, Liefer.
                              13.
                        Brunnquell, über Prüfung verschiedener
                           Cyanverbindungen.
                        
                     
                        
                           I. Bemerkungen über den gegenwärtigen
                                 Stand der Blutlaugensalz-Fabrication.
                           Es ist eine alte Klage, daß die Fabrication des Blutlaugensalzes, aller Fortschritte
                              der technischen Chemie ungeachtet, immer noch auf einer sehr niederen Stufe steht,
                              indem bekanntlich auch in den besten Fabriken im Durchschnitt nur 1/3 der aus den
                              angewandten Materialien bei vollständiger Ausnutzung derselben zu erhaltenden Menge
                              gewonnen wird. Gleichwohl weiß man auch, daß alle in dem letzten Jahrzehnt
                              vorgeschlagenen Verfahrungsweisen nicht in die Praxis einzudringen vermochten, wie
                              vorzüglich die Fabrication aus dem Stickstoff der Luft als aufgegeben zu betrachten
                              ist, nachdem die in Frankreich im größten Maaßstabe angestellten Versuche, laut den
                              Berichten der betreffenden Commission an die Akademie der Wissenschaften, ein
                              ungenügendes Resultat gegeben haben. Es scheint also das alte Verfahren, wenigstens
                              vor der Hand, das einzig anwendbare bleiben zu wollen, und es muß nun das Bestreben
                              des Fabrikanten seyn, diesem Verfahren wenigstens die größte Vollkommenheit in
                              seinen Einzelnheiten zugeben, über welche bekanntlich sowohl unter den Theoretikern
                              als unter den Praktikern noch die verschiedensten und widersprechensten Ansichten
                              herrschen. Zunächst müßten denn endlich einmal die schon vielfach erörterten, aber
                              nirgends endgültig entschiedenen Fragen erledigt werden, ob es vortheilhafter sey:
                              „die thierischen Stoffe verkohlt oder nur scharf getrocknet
                                 anzuwenden; die thierischen Materien mit der Potasche direct zu mengen oder erst
                                 in die geschmolzene Potasche einzutragen; Eisen gleich anfangs oder am Ende der
                                 Schmelzung, oder endlich erst beim Auflösen zuzusetzen; die Schmelzung möglichst
                                 rasch und bei hoher Temperatur zu betreiben, oder ruhig und bei niedriger Hitze
                                 zu arbeiten.“ Ferner wäre zu entscheiden: „ob die Anwendung
                                 gereinigter Potasche einen entsprechenden Mehrertrag gibt; ob der Mehrertrag bei
                                 Anwendung geschlossener Schmelzgefäße durch die geringeren Kosten der offenen
                                 Schalen und die leichtere, raschere Arbeit in denselben überwogen
                                 werde“ u.s.w. Endlich wäre das beste Gewichtsverhältniß der Potasche
                              zu den einzelnen Materialien bestimmt festzustellen. Als Beispiel der großen
                              Unsicherheit in allen diesen Punkten folgen einige Angaben über den letzteren
                              derselben:
                           1) Höfflmayr und Prückner (polytechn. Centralblatt, 1837, S. 161):
                           
                              
                                 100
                                 Pfd.
                                 Blut.
                                 –
                                 28–30
                                 Pfd.
                                 Potasche.
                                 
                              
                                   „
                                 „
                                 Hörn.
                                 –
                                 33–35
                                   „
                                      „
                                 
                              
                                   „
                                 „
                                 Leder.
                                 –
                                 45–48
                                   „
                                      „
                                 
                              
                           Also merkwürdiger Weise auf die stickstoffreicheren thierischen Stoffe weniger
                              Potasche als auf die stickstoffärmeren, anstatt umgekehrt.
                           2) Gentele (polytechn. Journal, 1837,
                              Bd. LXI S. 289):
                           
                              
                                   80
                                 Pfd.
                                 thierische
                                 Kohle.
                                 –
                                 100
                                 Pfd.
                                 Potasche.
                                 
                              
                                 100
                                 „
                                      „
                                    „
                                 –
                                   90
                                 „
                                       „
                                 
                              
                                   65
                                 „
                                      „
                                    „
                                 –
                                   75
                                 „
                                       „
                                 
                              
                           Man sieht also, wie sehr die Angaben eines und desselben Chemikers hierüber
                              variiren.
                           3) Polytechn. Journal Bd. CXXV
                                 S. 109 (nach einer englischen Quelle):
                           Auf 100 Pfd. thierischer Stoffe nur 15–20 Pfd. Potasche. (Eine Menge
                              thierischer Stoffe, die ein Schmelzen ganz unmöglich machen würde, da nach den
                              eigenen Versuchen des Verfassers, auf 100 Pfd. Potasche höchstens 130–140
                              Pfd. thierische Stoffe angewendet werden können.)
                           Nimmt man nun auch jetzt ziemlich allgemein durchschnittlich gleiche Theile als das
                              beste Verhältniß an, so ist doch auch dieses Verhältniß je nach den einzelnen
                              Materialien zu modificiren, da ja der Stickstoffgehalt derselben bedeutend
                              variirt.
                           Eine Entscheidung der oben angeführten Hauptstreitfragen kann aber nur durch eine
                              beträchtliche Anzahl Versuche herbeigeführt werden, wozu es dem Chemiker im
                              Laboratorium an Material, dem Fabrikanten aber an einem Verfahren fehlt, rasch den
                              Gehalt seiner Probeschmelzen zu bestimmen, und so eine Reihe von Versuchen
                              anzustellen, ohne den Gang der Fabrication zu unterbrechen, was geschehen müßte,
                              wollte er das Resultat jeder Schmelzung für sich verarbeiten und durch die
                              Krystallisation den Gehalt derselben bestimmen.
                           Das nachstehende Verfahren gibt ein für die Praxis mehr als ausreichend genaues
                              Resultat und erfordert wenig Zeit, so wie durchaus keine speciellen chemischen
                              Kenntnisse. Da übrigens auch dem Chemiker von Fach noch keine besonders exacte
                              Bestimmungsmethode der Cyaneisenverbindungen zu Gebote steht, so hofft der
                              Verfasser, daß seine Methode auch für diesen von Interesse seyn wird.
                           Die Methode ist begründet auf die Fällung des Kaliumeisencyanürs in der angesäuerten
                              Lösung der Schmelze durch eine titrirte Eisenlösung. Es waren hierbei zwei
                              Schwierigkeiten zu überwinden: einmal die Erkennung des Sättigungspunktes, bei der
                              Eigenschaft des Berlinerblaues, lange in der Flüssigkeit suspendirt zu bleiben;
                              sodann die bekannte Eigenschaft des Berlinerblaues, Kaliumeisencyanür mit
                              niederzuschlagen. Die erstere überwand der Verfasser durch einen einfachen
                              Kunstgriff, der insofern von allgemeinem Interesse ist, als durch denselben eine
                              ganze Reihe neuer maaßanalytischen Methoden ermöglicht erscheint, nämlich für alle
                              Körper, die intensiv gefärbte Niederschläge geben. Man lasse von der durch einen
                              Niederschlag gefärbten Flüssigkeit einen kleinen Tropfen auf Fließpapier fallen und
                              denselben ruhig absetzen. Der Niederschlag bleibt ruhig an der Stelle sitzen, wo der
                              Tropfen hinfiel, während die Flüssigkeit sich in einem vollkommen farblosen Rande um
                              denselben herumzieht, auf dem man dann durch eine geeignete Flüssigkeit eine
                              Reaction hervorrufen kann; in unserem speciellen Falle gibt also vor der Sättigung Eisenoxydlösung, nach der Sättigung Blutlaugensalzlösung eine blaue Färbung. Der Punkt, wo
                              die erste Reaction aufhörte, und der, wo die zweite begann, lagen immer nur zwei bis
                              vier Tropfen aus einander; wartet man also die zweite Reaction ab, so bekommt man
                              das Resultat höchstens 1/4–1/2 Proc. zu hoch. Die Probe ist demnach
                              hinreichend genau. Die zweite Schwierigkeit hob sich von selbst, nachdem sich der
                              Verf. durch einen dreimaligen, genau übereinstimmenden Versuch überzeugte, daß genau
                              immer 1/20 des
                              vorhandenen Kaliumeisencyanürs mit gefällt wird, wenigstens unter den Umständen, wie
                              sie die Analyse immer mit sich bringt. Der Gehalt der Schmelzen an
                              Schwefelcyankalium beeinträchtigt die Analyse nicht, da erst dann Schwefelcyaneisen
                              entsteht, wenn alles Kaliumeisencyanür ausgefällt ist.
                              Für den Chemiker von Fach wird das Gesagte genügen; es sey nur noch erwähnt, daß
                              sich der Geübtere am sichersten die Probeeisenlösung
                              bereitet, indem er von einer mäßig concentrirten Eisenoxydlösung 100° der
                              Bürette abmißt, durch Fällung mit Ammoniak das Eisenoxyd darin bestimmt und hieraus
                              die äquivalente Menge Blutlaugensalz (also auch die abzuwiegende Menge Schmelze)
                              berechnet:
                           1 : 2,257 + 2,257/20 = n : x
                              
                           wo n die gefundene Menge Eisenoxyd
                              in 100° Probeflüssigkeit und x die anzuwendende
                              Menge Schmelze. Da sich die Schmelze schwer pulvert und sehr hygroskopisch ist,
                              dürfte es empfehlenswerther seyn, eine beliebige Menge davon abzuwiegen und die
                              verbrauchten Grade dann auf x zu berechnen. Es geben
                              z.B. 8,98 Gram. Schmelze 12,5°, – also geben x Gram. y Proc.
                           Der Praktiker halte sich genau an folgende Vorschrift:
                           
                              Bereitung der Probeflüssigkeit.
                              Man bereite sich auf folgende Weise kupfer- und eisenoxydfreien
                                 Eisenvitriol: 1/2 Pfd. Eisenvitriol wird in kochendem Wasser gelöst, ganz wenig
                                 Schwefelsäure und einige Stücke blankes Eisen hinzugesetzt, bis die Flüssigkeit
                                 ganz hellgrün aussieht. Dann wird rasch filtrirt und die Lösung in einem
                                 bedeckten Gefäße erkalten gelassen. Die erhaltenen Krystalle werden zwischen
                                 Fließpapier wiederholt abgetrocknet und davon genau 83,28 Gram. abgewogen, diese
                                 in circa 3/4 Liter destillirtem Wasser gelöst, in
                                 einem Schälchen zum Kochen erhitzt und so lange kleine Mengen gewöhnlicher
                                 Salpetersäure hinzugesetzt, bis keine rothen Dämpfe mehr entweichen. Die
                                 Flüssigkeit wird in das Litermaaß gegossen, das Schälchen mit Wasser
                                 nachgespült, und nun, wenn die Flüssigkeit erkaltet ist, noch so viel Wasser
                                 hinzugesetzt, bis man genau 1 Liter hat. Die Probeflüssigkeit, von der 100
                                 Kubikcentimeter genau 10 Gram. reines Blutlaugensalz fällen, ist nun fertig;
                                 jeder verbrauchte Kubikcentimeter entspricht also dann 1 Proc. Hat man eine
                                 Bürette nach Descroizilles (Alkalimeter), so ist die
                                 gefundene Zahl zu halbiren; hat man dagegen einen beliebig in 100 Theile
                                 getheilten Cylinder, so hilft man sich dadurch, daß man den Inhalt desselben mit Wasser 10mal in
                                 ein geeignetes Gefäß abmißt, den Stand desselben bezeichnet, die Eisenlösung vor
                                 der Verdünnung in das leere Gefäß bringt und Wasser hinzusetzt, bis dasselbe zur
                                 bezeichneten Stelle gefüllt. Jeder Grad des Probecylinders ist dann auch 1
                                 Proc.
                              
                           
                              Ausführung der Analyse.
                              Verschiedene Proben der zu untersuchenden Schmelze werden zusammengestoßen, davon
                                 10 Gram. abgewogen und in wenig heißem Wasser gelöst, die Lösung abfiltrirt und
                                 der Rückstand mehrfach heiß ausgewaschen. Zur Lösung setze man nun einige
                                 Tropfen aus der mit Probeflüssigkeit gefüllten Bürette und dann nach und nach so
                                 viel wenig verdünnte Salzsäure, daß der anfangs entstandene braune Niederschlag
                                 blau geworden ist. Die sich hierbei abscheidende Gallert (Si O³)
                                 berücksichtigt man nicht. Nun setze man den Inhalt der Bürette in je 4–5
                                 Tropfen zu und probire dazwischen immer wie folgt: Mit einem Glasstabe läßt man
                                 einen Tropfen der blauen Flüssigkeit auf weißes FließpapierDas zur Prüfung zu verwendende Fließpapier muß vorher durch Betupfen mit
                                       verdünnter reiner Salzsäure und darauf mit Blutlaugensalzlösung an
                                       verschiedenen Stellen auf einen Eisengehalt probirt werden. Tritt eine
                                       blaue Färbung ein, so muß das Papier durch Behandeln mit verdünnter
                                       Salzsäure und mehrmaliges Auswaschen mit destillirtem Wasser, bis
                                       dasselbe nicht mehr sauer reagirt, vorher von Eisen befreit und dann
                                       natürlich wieder getrocknet werden. fallen. Den sich um den blauen Niederschlag ziehenden farblosen Rand
                                 berühre man nun mit einem Glasstabe, der mit etwas von der übrigen
                                 Probeflüssigkeit genetzt wurde. So lange derselbe noch blau wird, fährt man
                                 fort, bis er anfängt sich braun zu färben (Schwefelcyaneisen); nun probirt man
                                 ganz ebenso mit etwas Blutlaugensalzlösung, bis damit die erste Spur einer
                                 blauen Färbung eintritt. Hierbei ist nur noch zu bemerken: 1) daß die Färbung
                                 zuweilen erst nach einer kleinen Zeit entsteht; 2) daß dieselbe meist nicht am
                                 äußersten Rande, sondern mehr in der Mitte des farblosen Ringes sich bildet.
                                 Jeder bis dahin verbrauchte Grad entspricht 1 Proc. krystallisirtem
                                 Blutlaugensalz in der Schmelze. Um sich zu überzeugen, wie sicher man bei dieser
                                 Prüfungsmethode geht, kann man schließlich eine Probe abfiltriren und die Lösung
                                 mit Eisenlösung und eine andere Probe mit Blutlaugensalz prüfen; bei einiger
                                 Aufmerksamkeit erhält man mit letzterem nur eine ganz geringe blaue Färbung.
                              Daß der Fabrikant bei seinen Versuchen vor Allem das Gewicht der ganzen Schmelze
                                 bestimmen muß, ist selbstverständlich, dasselbe kann oft durch geringe
                                 Veranlassungen erheblich verändert werden.
                              
                           
                        
                           
                           II. Prüfung berlinerblauhaltiger
                                 Farbmaterialien auf ihren Gehalt an reinem Berlinerblau.
                           Es kommen bekanntlich im Handel unter verschiedenen Namen blaue Farben vor, deren
                              färbendes Princip Berlinerblau ist, von denen aber vorzüglich die geringeren Sorten
                              eine beträchtliche Menge irgend eines weißen Körpers enthalten. Eben so sind die
                              gewöhnlichsten grünen Deckfarben Gemenge von Berlinerblau mit Chromgelb oder einem
                              gelben organischen Farbstoff, und die geringeren Sorten zuweilen ebenfalls noch mit
                              Zusatz eines weißen Körpers. Es dürfte also für den technischen Chemiker eine
                              einfache Methode, den Gehalt dieser Farben an reinem Berlinerblau zu bestimmen, von
                              Interesse seyn. Da bekanntlich das Berlinerblau leicht in Blutlaugensalz übergeführt
                              werden kann, so ist die oben angeführte Methode auch hier anwendbar. Das Verfahren
                              ist kurz folgendes:
                           Um die nach obiger Vorschrift bereitete Probeflüssigkeit beibehalten zu können, wiegt
                              man 6,790 Grm. der zu untersuchenden Farbe ab, kocht dieselbe in einem Schälchen mit
                              Kalilauge, bis die blaue oder grüne Farbe vollständig verschwunden ist, filtrirt ab,
                              wäscht einige Male mit heißem Wasser aus und behandelt die so erhaltene Lösung nun
                              ganz so, wie oben den wässerigen Auszug der Schmelze. Da hierbei kein
                              Schwefelcyankalium vorhanden ist, so kann man fortfahren, mit Eisenlösung zu
                              probiren, bis die letzte Reaction verschwunden ist. Man merkt sich diesen Punkt und
                              zählt nun die Tropfen, die man noch nöthig hat, bis die erste Spur einer blauen
                              Färbung mit Blutlaugensalzlösung sich zeigt. Halbirt man die Anzahl derselben und
                              zählt die Hälfte zu den früher verbrauchten Graden hinzu, so erhält man den
                              procentischen Gehalt an reinem Berlinerblau so genau, als es nur durch eine
                              Maaßanalyse geschehen kann. Tritt der Uebelstand ein, daß sich der blaue
                              Niederschlag auf dem Papiere nicht gut absetzt, sondern mit in den Rand verläuft, so
                              hilft man dem sogleich ab durch Zusatz von etwas Kochsalzlösung oder irgend einem
                              anderen indifferenten Salze. Es bildet sich nämlich leicht etwas Berlinerblau, das
                              in Wasser, nie aber in einer starken Salzlösung löslich ist.
                           
                        
                           III. Prüfung des in flüssiger Form im
                                 Handel vorkommenden rothen Blutlaugensalzes (Kali
                                    borussicum rubrum) auf seinen Gehalt an krystallisirtem
                                 Salze.
                           Das in der Färberei vielfach angewendete rothe Blutlaugensalz ist bekanntlich sehr
                              schwer zum Krystallisiren zu bringen; man erleidet hierbei durch den sich abscheidenden
                              grünen Körper, der zugleich die schon gebildeten Krystalle wieder verunstaltet,
                              einen Verlust, worin denn auch der gegen das gelbe Salz unverhältnißmäßig hohe Preis
                              seinen Grund hat. Man kam daher bald auf den Gedanken, dem Fabrikanten die
                              Krystallisation, dem Färber das Auflösen zu ersparen, indem man die ursprüngliche
                              Lösung des Salzes meist noch mit Weinsäure versetzt, in steinernen Krucken in den
                              Handel brachte. Der allgemeineren Anwendung dieser Flüssigkeit, als Ersatz des viel
                              theureren krystallisirten Salzes, steht dann auch nur die Unmöglichkeit entgegen,
                              aus den äußeren Eigenschaften derselben einen auch nur ganz ungefähren Schluß auf
                              ihren Gehalt zu machen, und daher natürlich Mißtrauen und große Unsicherheit in der
                              Anwendung von Seiten des Färbers. Der Verfasser hofft, diesem Uebelstande durch
                              Angabe einer leicht ausführbaren Prüfungsmethode abzuhelfen.
                           Das rothe Blutlaugensalz läßt sich durch ein geeignetes Reductionsmittel leicht in
                              gelbes überführen; die unter I. und II. angeführte Methode ist also auch hier
                              anwendbar. Der Einfachheit wegen sey auch hier dieselbe Probeflüssigkeit angewendet.
                              Die Ausführung der Probe ist folgende:
                           Von der zu untersuchenden Flüssigkeit wiege man in einem tarirten Gläschen 7,99 Gram.
                              ab, setze einige Gramme schwefligsaures Natron (Antichlor) und wenig Kalilauge hinzu
                              und koche damit auf. Für gewöhnlich entsteht hier kein Niederschlag; bildet sich
                              wider Erwarten ein solcher, so filtrirt man sicherer ab. Man kann dasselbe auch
                              durch Eisenspäne und Kalilauge erreichen, muß dann aber jedenfalls filtriren. Wie
                              vollständig die Umwandlung in das gelbe Salz ist und wie rein man beiläufig nach der
                              unter I. angegebenen Methode den Eisenvitriol erhält, sieht man, wenn man, natürlich
                              nicht zur Analyse gehörige, Proben von beiden zusammenbringt. Der Niederschlag ist
                              so weiß, als man ihn nur erhalten kann.
                           Die so erhaltene wässerige Lösung von gelbem Blutlaugensalz wird nun angesäuert und
                              damit überhaupt ganz wie bei II. verfahren. Jeder verbrauchte Grad entspricht 1
                              Proc. krystallisirten rothen Blutlaugensalzes. Man wird übrigens besser thun, das
                              Doppelte in Arbeit zu nehmen und dann natürlich die gefundene Zahl halbiren. Daß
                              sich dieses Verfahren ohne welche Abänderung auch auf das krystallisirte Salz, das
                              bekanntlich leicht Chlorkalium enthält, anwenden läßt, versteht sich von selbst.
                           
                        
                           
                           IV. Prüfung des käuflichen Cyankaliums
                                 auf seinen Gehalt.
                           Zu diesem Zweck hat Liebig (Annalen der Chemie und
                              Pharmacie, Januarheft 1851, und polytechn. Journal Bd. CXIX S. 438) bereits eine Methode angegeben, die durchaus allen
                              Anforderungen entspricht. Weniger exact (?) ist die von Fordos und Gelis (S. 46 in diesem Bande des
                              polytechn. Journals) bekannt gemachte Methode, die überdieß Manchen schon durch die
                              Anwendung des theureren Jods abschrecken dürfte. Da man jedoch vielfach findet, daß
                              der Praktiker zunächst die immer etwas umständliche Bereitung der Probeflüssigkeit
                              scheut, so erlaubt sich der Verf., seine Methode wenigstens für den Fall
                              vorzuschlagen, daß man bereits zu einer der oben angeführten Bestimmungen im Besitz
                              einer titrirten Eisenoxydlösung ist, oder für den Fall, daß Jemand sich an die
                              größere Kostspieligkeit der Liebig'schen Probeflüssigkeit
                              stoßen sollte.
                           Für diese Fälle sey der Gang der Bestimmung kurz angegeben: Man löse 9,246 Gram. des
                              zu untersuchenden Cyankaliums in wenig Wasser, setze hierzu ungefähr eben so viel
                              Eisenvitriollösung, die vorher in der erwähnten Weise von Oxyd und Kupfer befreit
                              wurde, und koche das Ganze mit etwas Kalilauge einige Zeit in einem Kochfläschchen.
                              Dann filtrire man ab, wäscht mehrfach aus und verfährt mit der wässerigen Lösung
                              ganz auf dem bei I. und II. mitgetheilten Wege. Jeder Grad der Probelösung
                              entspricht 1 Proc. reinen Cyankaliums.