| Titel: | Ueber die spulenförmigen Elektromagnete, von Hrn. F. J. Nickles. | 
| Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. XCIII., S. 414 | 
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                        XCIII.
                        Ueber die spulenförmigen Elektromagnete, von Hrn.
                           F. J.
                              Nickles.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Auszug seiner Abhandlung unter dem Titel: Thèse de physique,
                                 présentée à la faculté des sciences de Paris, pour
                                 obtenir le grade de Docteur ès sciences physiques. Paris,
                              1853.
                        Nickles, über spulenförmige Elektromagnete.
                        
                     
                        
                           Im polytechn. Journal Bd. CXXI S. 1 sind
                              bereits die Grundzüge angegeben für die von den HHrn. Nickles und Amberger versuchte Anwendung des
                              Elektromagnetismus zur Vergrößerung der Adhärenz der Locomotiv-Räder an den
                              Eisenbahnschienen. Auf diese erste Art der Anwendung kommt Hr. Nickles in der obengenannten Abhandlung noch
                              einmal zurück und gibt eine ausführliche Darlegung der von ihnen sowohl im Kleinen,
                              als auch im Großen mittelst einer Locomotive auf der Eisenbahn von Paris nach Lyon
                              angestellten Versuche, von denen die letztern hinreichende Bedeutung besitzen
                              dürften, um die Mittheilung derselben zu rechtfertigen, wenn sie auch für den
                              beabsichtigten Zweck nicht ganz befriedigend waren und Hr. Nickles die dabei angewendete Construction
                              wieder aufgegeben hat. Diese Construction, welche derselbe électro-aimant para-circulaire nennt, und welche er durch
                              seine spulenförmigen Elektromagnete (électro-aimants circulaires) mit größerm
                              Erfolge zu ersetzen denkt, ist die auf Seite 5 des erwähnten Bandes CXXI angegebene,
                              und besteht darin, daß die Triebräder der Locomotive in der Nähe der Schienen von
                              Drahtspulen umgeben sind, welche von den Schienen und Radkränzen gehörig abstehen,
                              um kein Hinderniß für die Bewegung abzugeben. Ueber den Versuch selbst spricht sich
                              Hr. Nickles folgendermaßen
                              aus.
                           
                              „Die Locomotive, welche mir zur Verfügung gestellt worden, war eine
                                 Maschine von 28 bis 30 Tonnen mit vier gekuppelten Rädern. Man wollte, daß ich
                                 mit diesen vier Rädern den Versuch anstelle; aber dieses Verlangen konnte nicht
                                 erfüllt werden, weil die Maschine bei gekuppelten Rädern mehr Adhärenz als Kraft
                                 besaß, und daher für die Anwendung des Magnetismus kein Erfolg erzielt werden
                                 konnte. Die Räder wurden also entkuppelt, so daß die Maschine nur zwei
                                 Triebräder hatte und mit diesen der Versuch gemacht.“
                              
                           
                              „Die neuen Verhältnisse, in welche ich mich versetzt fand, erregten mir
                                 unerwartete Hindernisse; denn die praktische Ausführung führt Beschränkungen mit
                                 sich, welche die rein wissenschaftlichen Untersuchungen nicht kennen. Die
                                 wesentlichsten Punkte, welche meine ganze Beachtung in Anspruch nahmen, waren
                                 die Batterie und besonders die Drahtspulen; diese letztern deßwegen, weil sie
                                 einmal gefertigt, nicht mehr geändert werden konnten, während man durch eine
                                 verschiedene Combination der Elemente der Batterie im Stande ist, die Spannung
                                 derselben dem Widerstand des Leitungsdrahtes entsprechend zu vermehren oder zu
                                 vermindern. Es gelang mir, diese Uebereinstimmung zwischen dem Widerstande der
                                 Batterie und dem des Leitungsdrahtes zu erreichen, ohne daß beide eine zu große
                                 Ausdehnung erhielten.“
                              
                           
                              „Der Draht hatte 4,5 (Quadrat?) Millimeter im Querschnitt und eine Länge
                                 von 1036 Meter; jede Spule erhielt davon die Hälfte und wurde aus 216 Windungen
                                 gebildet. Die Batterie bestand aus 64 Bunsen'schen
                                 Bechern; jeder Kohlencylinder hatte 0,911, das eingetauchte Zink 0,9148
                                 (Quadrat?) Meter Oberfläche. Diese 64 Elemente waren in 8 Kästen vertheilt, von
                                 denen jeder 8 Fächer enthielt und mit Gutta-percha ausgelegt war. Die
                                 ganze Batterie war hinter dem Tender aufgestellt, wo sie der Bedienung der
                                 Maschine nicht hinderlich war und der von ihr eingenommene Raum im ganzen Zug
                                 wenig bemerkbar wurde. Die Leitungsdrähte waren in Röhren von
                                 Gutta-percha eingeschlossen und diese selbst noch mit Leder umgeben, das
                                 überall, wo die Röhren sich auf Metall stützten, stark gefirnißt war. Die
                                 Drahtspulen waren an den Schmierbüchsen mittelst eiserner Rahmen und starken
                                 Riemen aufgehängt; die Drahtenden derselben waren an der Maschine befestigt, und
                                 dort mit den von der Batterie kommenden Leitungsdrähten in Verbindung
                                 gesetzt.“
                              
                           
                              „Die Natur des mit den Schienen in Berührung stehenden Poles schien mir
                                 keinen wesentlichen Einfluß auf die Adhärenz zu haben; wenigstens konnte ich mit
                                 den Mitteln, welche mir zu ihrer Messung zu Gebot stunden, keinen Unterschied
                                 wahrnehmen, obgleich bei den gewöhnlichen Hufeisenmagneten die entgegengesetzte
                                 Polarität der Berührungspunkte wesentlich ist, selbst wenn jeder Pol auf eine
                                 besondere Armatur wirkt.“
                              
                           
                              „Die Ergebnisse der Versuche, welche mit dem eben beschriebenen Apparate
                                 angestellt wurden, sind in einem Bericht niedergelegt, welcher von einer durch
                                 den Minister der öffentlichen Arbeiten ernannten Commission verfaßt, und an den
                                 Minister gerichtet wurde. Die nachfolgenden Zahlenwerthe sind dieser Urkunde
                                 entnommen.“
                              
                           
                              „Die Versuche wurden angestellt auf einer geneigten Ebene, welche für den
                                 Meter 10 Millimeter Steigung hat.“
                              
                           
                              „Die Dimensionen der angewendeten Maschine sind:
                              
                           
                              
                                 
                                    Durchmesser der Kolben
                                        0,40 Meter
                                    
                                 
                                    Hubhöhe
                                        0,60
                                            „
                                    
                                 
                                    Durchmesser der Triebräder
                                        1,60
                                            „
                                    
                                 
                                    Heizfläche des Kessels
                                    779,60Oder vielmehr 7,796 Quadratmeter?D. Qdrtmet.
                                    
                                 
                                          
                                       „        der
                                       Röhren
                                        7,86
                                            „
                                    
                                 
                                    Gewicht der Maschine mit Wasser und
                                       Kohlen
                                      29 Tonnen
                                    
                                 
                                    Druck der beiden Triebräder auf die
                                       Schienen
                                      14     
                                       „
                                    
                                 
                                    Gewicht des ganzen Zuges
                                    119     
                                       „
                                    
                                 
                                    Stempel des Kessels
                                        6
                                       Atmosphären.“
                                    
                                 
                              
                           
                              „Um die durch das Magnetisiren der Triebräder bewirkte Vergrößerung ihrer
                                 Adhärenz zu bestimmen, wurde der Widerstand des Zuges einmal so bemessen, daß
                                 die Räder zuerst unmagnetisirt, und hernach unter dem Einflusse des Stroms auf
                                 den Schienen ausglitten, ohne den Zug fortzubewegen, und dann auch so, daß die
                                 Räder in beiden Fällen den Zug mit geringer Geschwindigkeit fortbewegten, ohne
                                 auszugleiten; in allen diesen Fällen wurde die Dampfspannung im Kessel an dem
                                 Manometer, welcher Viertel einer Atmosphäre angab, beobachtet, und so die Gränze
                                 der Dampfspannung für den Anfang des Ausgleitens bestimmt.“
                              
                                 
                                 Dieß dürfte wenigstens in der Hauptsache der Sinn der hieher bezüglichen sehr
                                    unklaren Stelle des Originals seyn.
                                 D.
                                 
                              
                           
                           
                              „Nimmt man, sagt der Bericht, den Unterschied der Mittelwerthe
                                 7,57–7,05 Atmosphären (für die Dampfspannungen bei magnetisirtem und
                                 nicht magnetisirtem Rade?), und vergleicht denselben mit der effectiven Spannung
                                 von 6 Atmosphären, welche den Widerstand am Umfange der Triebräder oder den ihm
                                 gleichen Widerstand des Zuges im Augenblick, wo das Ausgleiten der Räder
                                 eintrat, vorstellt, so findet man, daß die Magnetisirung derselben eine
                                 Vermehrung der Adhärenz um 8,3 Proc. oder 1/12 hervorbrachte, nach meiner
                                 Meinung für einen ersten Versuch ein sehr günstiges Ergebniß.“
                              
                           
                              „Ein weiterer besonders angestellter Versuch zeigte indessen, daß die
                                 Magnetisirung des Berührungspunktes der Räder nicht sehr constant blieb, sondern
                                 sich wesentlich mit zunehmender Umdrehungs-Geschwindigkeit verminderte,
                                 wie aus folgender, dem Bericht entnommenen Tabelle zu ersehen ist.
                              
                           
                              
                                 
                                             
                                       Geschwindigkeit
                                    
                                    
                                    
                                 
                                            in
                                       Umdrehungen   für 1 Minute.
                                            in
                                       Kilometer für     1 Stunde.
                                          
                                       Größe des aus derMagnetisirung entspringenden  
                                             Druckes für ein Rad.
                                    Verhältniß dieses Zuwachseszu dem gewöhnlichen
                                       Druck        auf
                                       die Schiene.
                                    
                                 
                                            0
                                            0
                                                639
                                       Kilogr.
                                          12,8 bis 10,6
                                       Proc.
                                    
                                 
                                          30
                                            9
                                                255    „
                                            5,1
                                       bis   4,3   „
                                    
                                 
                                          60
                                          18
                                                165    „
                                            3,3
                                       bis   2,7   „
                                    
                                 
                              
                           
                              „Bei diesen Versuchen ruhten die Räder nicht auf den Schienen, wie
                                 gewöhnlich; sie waren vielmehr mittelst ihrer umgekehrten Schmierbüchsen auf
                                 einem gezimmerten Rahmen befestigt, und dieser diente ihnen zur Unterlage. Um
                                 sie in Bewegung zu setzen, wurden auf ihrer Achse hölzerne Riemenscheiben
                                 aufgesteckt, deren Durchmesser im Verhältniß zu dem einer Transmissionswelle so
                                 bemessen waren, daß die in der vorstehenden Tabelle bemerkten Geschwindigkeiten
                                 erhalten wurden. Die unter jedem Rade befindliche Schiene war an einem Ende um
                                 einen Gelenkbolzen drehbar und trug am andern ein Gefäß von Zink, welches dazu
                                 bestimmt war, die zum Abreißen der Schienen von dem magnetisirten Rad
                                 erforderliche Last, in einer abgemessenen Menge Wasser bestehend, aufzunehmen.
                                 Aus der Länge der Schiene, ihrem Gewichte, dem Gewichte des Zinkgefäßes und der
                                 eingegossenen Wassermenge konnte durch eine einfache Rechnung die von dem
                                 magnetisirten Rade getragene Last, und folglich auch der von dieser
                                 Magnetisirung herrührende Druck erhalten werden.“
                              
                           
                           
                              „Bei dieser Gelegenheit wurde von der Commission noch ein weiterer Versuch
                                 angestellt, welcher Aufschluß gibt über die Abnahme des Magnetismus. Während die
                                 Schiene mit ihrem freien Ende auf einem hölzernen Bocke ruhte und 0,017 Met. von
                                 dem Radkranz entfernt war, wurde eine kleine Declinations-Boussole in
                                 einer Entfernung von 0,75 Met. längs der Schiene hingeführt, um den Ort zu
                                 bestimmen, wo ihre Richtung senkrecht würde zur Ebene des Rades. So lange das
                                 Rad in Ruhe war, nahm die Nadel nur dann die normale Richtung an, wenn sie sich
                                 in der durch die Achse des Rades, also auch durch den Berührungspunkt des Rades
                                 und der Schiene gelegten Ebene befand. Wurde dagegen das Rad in Bewegung
                                 gesetzt, so mußte man die Nadel weiter zurück aufstellen (in Bezug auf den Sinn
                                 der Bewegung des Rades), um die normale Richtung der Nadel gegen die Schiene zu
                                 erhalten. Diese Versetzung betrug 0,33 Met. und 0,36 Met. für die
                                 Geschwindigkeiten von 9 und 18 Kilometer per
                                 Stunde.“
                              
                           Wir übergehen die Schlüsse, welche Hr. Nickles aus diesem Versuche für die Erklärung der Abnahme der
                              anziehenden Kraft des Rades bei zunehmender Rotationsgeschwindigkeit zieht, da
                              dieselbe eben so unklar und ungenügend ist, wie die Art und Weise, in welcher alle
                              diese Versuche angestellt wurden, bei welchen es die Commission nicht für nöthig
                              gefunden zu haben scheint, Instrumente anzuwenden, durch welche die relative Stärke
                              des angewendeten Stromes unter den verschiedenen Verhältnissen angegeben würde. Hr.
                              Nickles fand durch diese
                              Versuche seine Erwartungen nicht befriedigt und hinreichende Gründe dafür, diese Art
                              der Magnetisirung aufzugeben; die weitere Verfolgung dieses Gegenstandes führte ihn
                              dann auf seine électro-aimants
                                 circulaires, welche wir spulenförmige Elektromagnete
                              nennen wollen, weil der Eisenkern darin die Gestalt einer einfachen oder doppelten
                              Spule besitzt. Durch diese glaubt derselbe Alles, was bei der frühern Construction
                              noch zu wünschen übrig blieb, erreichen zu können, und beschreibt sie wie folgt.
                           
                              „Es sey ein cylindrischer Stab von weichem Eisen in einen
                                 elektrodynamischen Schraubendraht eingeschoben, dieser Cylinder wird zwei Pole
                                 erhalten, den einen zur Rechten, den andern zur Linken; befestigen wir dann
                                 eiserne Scheiben an diesen Polen, so werden auch diese an ihrem Umfang
                                 magnetisch werden, gemäß der wohlbekannten, zum erstenmal von Haldat
                                 Mémoires de l'Académie de
                                          Nancy, 1828. begründeten Erscheinung, daß bei der Magnetisirung des Eisens der Magnetismus
                                 besonders an der Oberfläche desselben hervortritt. Wenn man diesem Elekromagnet
                                 eine drehende Bewegung um seine Achse ertheilt und durch eine entsprechende
                                 Einrichtung dem Schraubendraht den nothwendigen Strom zuführt, so ist kein Grund
                                 dafür vorhanden, daß der Magnetismus sich zu äußern aufhören sollte, weil der
                                 Strom des Schraubendrahtes nicht zu wirken aufhört.“
                              
                           
                              „Ich befestige nun diesen Schraubendraht (die Drahtspule) auf der
                                 Unterlage, welche die magnetisirte Eisenspule trägt, lasse zwischen beiden einen
                                 hinlänglichen Spielraum, um die Reibung zu vermeiden, und erhalte so einen
                                 Elektromagneten, welcher sich in der festen Drahtspule drehen und mit seinen
                                 beiden Polen gleichzeitig wirken kann. Nimmt man statt einer einfachgewundenen
                                 Drahtspule, durch welche der Strom immer nach einer Richtung geht, eine solche
                                 welche zur Hälfte rechts- und zur Hälfte links-gewunden ist, so
                                 wird der Theil des Elektromagneten, welcher dem Vereinigungspunkt der beiden
                                 Schrauben entspricht, ein Folgepunkt werden. Befestigen wir also eine dritte
                                 Scheibe auf diesen Punkt, so wird sich der Magnetismus dieses Folgepunktes
                                 wieder an die Oberfläche derselben begeben, und man demnach einen
                                 Elektromagneten mit drei Polen erhalten, von denen die beiden gleichnamigen sich
                                 an den Enden, der entgegengesetzte in der Mitte befindet.“
                              
                           
                              „Dieß sind in ihrer ganzen Einfachheit die Grundsätze, auf welche diese
                                 Apparate gegründet sind, deren Namen: spulenförmige Elektromagnete, sich von
                                 selbst rechtfertigt. Ein Blick auf die Figuren 24, 25, 26 und
                                 27
                                 genügt, um sie zu verstehen.“
                              
                           
                              „Fig.
                                    27 ist eine einfache Spule; die beiden Scheiben sind auf einem Kern
                                 m befestigt, welchen ich als den eigentlichen
                                 Träger des Magnetismus betrachte, und dessen Durchmesser ungefähr ein Drittheil
                                 von dem der Scheibe ist. Man begreift, daß wenn die Spule dem Einflusse des
                                 Stromes ausgesetzt ist, der Magnetismus darin sich vertheilt wie in einem
                                 Cylinder; er begibt sich an die beiden Enden. Wird daher diese so magnetisirte
                                 Spule auf eine eiserne Achse aufgesteckt, so nimmt diese Achse selbst Theil an
                                 der magnetischen Induction des Stromes und absorbirt als reinen Verlust einen
                                 Theil des entwickelten Magnetismus (?). Dieser Verlust kann zum Theil durch die
                                 in Fig.
                                    24 getroffene Anordnung eines Folgepunktes
                                 vermieden werden. Die mittlere Scheibe L besitzt in
                                 diesem Falle die größte magnetische Kraft; ich habe sie deßhalb in der Zeichnung
                                 dicker gemacht. Die beiden äußeren Scheiben N und
                                 N' sind kaum magnetisch, wenn man sie einzeln
                                 untersucht; die ganze Kraft scheint in der mittleren concentrirt. Das Gegentheil
                                 findet statt, wenn der Strom in beiden Drahtspulen dieselbe Richtung hat; dann
                                 findet sich die größte Kraft in den beiden äußeren Scheiben concentrirt. Wendet man
                                 nun einen Schraubendraht an, so verbreitet sich die magnetische Flüssigkeit
                                 zugleich auf den drei Scheiben; aber einem Anker gegenüber kann die magnetische
                                 Wirkung nur zwischen den beiden äußern Scheiben, oder denen welche die
                                 Drahtspulen enthalten, hervortreten.Welcher Unterschied hier stattfinden soll zwischen zwei Drahtspulen, in
                                       denen der Strom nach einer Richtung geht, und einer einzigen Drahtspule,
                                       welche doch auch durch die mittlere Scheibe in zwei getrennt wird, ist
                                       nicht wohl einzusehen.D. Bei diesem Elektromagnet kann man also mittelst eines Commutators die
                                 magnetische Kraft auf einer Scheibe concentriren, oder sie auf zwei oder drei
                                 (?) vertheilen.“
                              
                           Nach dieser Beschreibung gibt Hr. Nickles eine Reihe von Versuchen über die Tragkräfte solcher
                              Elektromagnete, unter Anwendung verschiedener Anker, welche er bald mit einer, bald
                              mit zwei, bald mit drei Scheiben in Berührung setzt, woraus indessen nur hervorgeht,
                              daß die anziehende Wirkung die stärkste ist, wenn der Anker die drei Scheiben
                              verbindet, und daß es ziemlich gleichgültig ist, ob der Strom in den Drahtspulen
                              nach einer oder nach entgegengesetzten Richtungen geht. Eine weitere Reihe von
                              Versuchen bezieht sich auf das Verhalten des Elektromagneten gegen einen Anker und
                              gegen mehrere, welche gleichzeitig an verschiedenen Punkten des Umfangs angelegt
                              werden; es scheint daraus hervorzugehen, daß die Summe der Attractionen mit der Zahl
                              der Anker wächst, daß aber gleichzeitig für jeden einzelnen Anker die anziehende
                              Kraft abnimmt. Auch glaubt Hr. Nickles daraus den Schluß ziehen zu müssen, daß für diese anziehende
                              Wirkung nicht nur die auf dem Umfang der Scheiben verbreitete magnetische
                              Flüssigkeit thätig sey, sondern daß die ganze Masse des Elektromagneten daran Theil
                              nehme.
                           Eine dritte Reihe von Versuchen betrifft die Gleichmäßigkeit der anziehenden Wirkung
                              der spulenförmigen Elektromagnete, wenn sie in drehende Bewegung versetzt werden. So
                              unvollkommen der dazu angewendete Apparat und so wenig genügend diese Versuche vom
                              wissenschaftlichen Standpunkte aus betrachtet waren, so wird man gerne dem von Hrn.
                              Nickles daraus gezogenen
                              Schlusse beistimmen, daß bei diesen Elektromagneten die Größe der
                              Umdrehungsgeschwindigkeit nur einen sehr geringen Einfluß auf die Attraction
                              derselben ausübe. Derselbe meint zwar, die Theorie fordere eine Verminderung
                              derselben bei zunehmender Geschwindigkeit, „weil, unabhängig von dem
                                 Magnetismus des Berührungspunktes, das Fluidum, welches zur Adhärenz mitwirkt,
                                 sich in der ganzen Ausdehnung des Elektromagneten erneuert und jedes
                                 Eisentheilchen des Elektromagneten seinen Antheil an anziehender Kraft
                                 liefert“; wie dem aber auch seyn möge, so könne die Abnahme der
                              anziehenden Kraft bei den gewöhnlichen Geschwindigkeiten der Locomotiven nur wenig
                              betragen, da sie bei einer Geschwindigkeit von 2000 Umdrehungen in der MinuteDiese Geschwindigkeit bezieht sich auf den cylindrischen Anker A., Fig. 24, welcher
                                    0,051 Met. Durchmesser, also 0,16 Umfang hatte, und entspricht daher einer
                                    Umfangsgeschwindigkeit von 320 Meter für die Minute.D. nicht wahrnehmbar gewesen sey.
                           Ob sich übrigens diese Art der Magnetisirung bei den Rädern einer Locomotive mit mehr
                              Vortheil als die frühere anwenden lasse, darf füglich bezweifelt werden, besonders
                              wenn man die Kosten derselben in Rechnung bringt, über die Hr. Nickles ein gänzliches Stillschweigen
                              beobachtet. Es unterliegt jedoch keinem Zweifel, daß diese spulenförmigen
                              Elektromagnete in solchen Fällen gute Dienste leisten können, wo kreisförmige
                              Bewegungen mit vergrößerter oder verkleinerter Geschwindigkeit ohne Stoß, also ohne
                              Anwendung von Verzahnungen, fortgepflanzt werden sollen, und die bei diesen
                              Bewegungen zu leistende Arbeit nicht so groß ist, daß sehr große Drahtspulen und
                              Batterien angewendet werden müßten.
                           
                              G. D.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
