| Titel: | Schmiedemaschine, welche sich J. H. Johnson zu Glasgow am 22. Decbr. 1852 patentiren ließ. | 
| Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. XCVI., S. 426 | 
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                        XCVI.
                        Schmiedemaschine, welche sich J. H. Johnson zu
                           Glasgow am 22. Decbr.
                              1852 patentiren ließ.
                        Aus dem Practical Mechanic's Journal, Juli 1853, S.
                              88.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Johnson's Schmiedemaschine.
                        
                     
                        
                           Die Erfinder der vorliegenden Maschine sind die Amerikaner H. und G. H. Richards.Eine von W. Ryder in Bolton erfundene
                                    Schmiedemaschine, welche schon in mehreren deutschen Werkstätten Eingang
                                    gefunden hat, ist im polytechn. Journal Bd. CXXIII S. 342 beschrieben.A. d. Red. Mittelst derselben werden alle Bewegungen des Erhitzens, des Festhaltens,
                              Vorrückens, Drehens und Schmiedens der zu verarbeitenden Metallstücke ausgeführt.
                              Die Bahn des Hammers oder des Schmiedewerkzeuges macht eine eigenthümliche
                              krummlinige Bewegung, wodurch das zu behandelnde Metall gestreckt wird, während die
                              Gesenke, die an der Hammerbahn angebracht werden, eine solche Form und Stellung zu
                              einander haben, daß der zwischen ihnen und dem Amboß befindliche glühende Stab nach
                              und nach die verlangte Form annimmt, je mehr er der Einwirkung der Maschine
                              ausgesetzt wird. Jeder Stab oder jedes zu bearbeitende Stück wird, nachdem es
                              glühend gemacht worden ist, von einem röhrenförmigen Halter geführt und dreht sich
                              bei jedem Schlag des Hammers, welche Bewegung durch Zackenräder bewirkt wird. Das
                              Glühen oder Wärmen der Gegenstände erfolgt in einem kleinen Ofen, welcher unter den
                              Stäben und in einer Ebene mit dem Amboß angebracht ist, so daß die zu bearbeitenden
                              Stücke während des Schmiedens warm erhalten werden. Das Gestell, welches die Stäbe
                              hält, hat eine unterbrochene Bewegung nach vorwärts, die ihm durch eine
                              Differentialschraube ertheilt wird. Die Hammerbahn besteht aus einer Reihe von
                              Gesenken, welche so eingerichtet sind, daß sie nach und nach auf die Stäbe wirken,
                              indem das eine Gesenk den Stab an einem Punkt trifft und das andere etwas weiter
                              hin, weil die Gesenke in diagonaler Richtung längs der Hammerbahn angebracht sind.
                              Der Hammer wird durch Kurbeln an einer Welle bewegt, und um die erforderliche
                              krummlinige Bewegung der Hammerbahn zum Strecken zu veranlassen, wird der Hammer von
                              zwei Zapfen getragen, so daß er sich etwas um deren Mittelpunkt drehen kann. Sollen
                              flache Gegenstände oder solche ausgeschmiedet werden, die in einer Richtung stärker
                              sind, als in der andern, so sind die Gesenke abwechselnd lang und kurz, wie es die
                              beiden Größen erfordern.
                           Fig. 11 ist
                              ein perspectivischer Aufriß der vollständigen Maschine und Fig. 12 ein senkrechter
                              Querdurchschnitt. Die ganze Maschine steht auf einer festen Sohlplatte A, auf welcher zwei horizontale parallele Stäbe B befestigt und mit einander durch Riegel verbunden
                              sind. Die obere Kante dieser Stäbe tritt in Falzen an der unteren Fläche der
                              beweglichen Platte C. Auf dieser Platte sind zwei
                              Querführer D einander parallel angebracht, welche die
                              Enden einer verschiebbaren Platte E aufnehmen, so daß
                              letztere sich in einer rechtwinkeligen Richtung zu der Platte C bewegt. Längs der einen Seite der Platte E
                              ist ein Support F fest angeschraubt und so durchbohrt,
                              daß er die Enden der cylindrischen Halter G aufnimmt und
                              ihnen eine freie Drehung gestattet. Ein jeder von diesen Haltern ist der Länge nach
                              ausgebohrt und hält den zu bearbeitenden Metallstab, welcher durch eine Druckschraube befestigt
                              wird. Jeder Halter ist auch mit einem Griff versehen, worin sich ein Schlitz für
                              einen Stift befindet, welcher an der horizontalen Stange H angebracht ist und in jenen eintritt; diese Stange ist so angebracht,
                              daß sie durch Führer geht, die an den Enden des Supports F befestigt sind. Ein Ende der Stange H ist
                              aufwärts gebogen und mit einer geneigten Verbindungsstange, welche direct über F liegt, vereinigt.
                           Auf der verschiebbaren Platte E befindet sich auch ein
                              Support mit einer Welle, welche mit zwei Blättern oder Zähnen J versehen ist; die Länge dieser Zähne in der Richtung der Welle steht im
                              Verhältniß zu der Länge der Bewegung, welche die Platte E machen soll. An einem Ende der Welle befindet sich ein Arm K, der an seinem obern Ende mit einem Nagel versehen
                              ist, über den ein Ausschnitt am Ende der Verbindungsstange tritt. Ein gebogener
                              Support ist auf der Sohlplatte der Maschine angebracht und trägt die feste
                              Zahnstange L. Diese aus Schmiedeisen bestehende
                              Zahnstange ist fast so lang als die Maschine, in Fig. 11 aber, der
                              Deutlichkeit wegen, gebrochen dargestellt. Die Einrichtung dieser Zahnstange ist aus
                              der Figur deutlich zu ersehen; ihre doppelte Reihe von Zähnen ist der Art, daß sie
                              auf jede beliebige Weise auf die Zähne J einwirken
                              können.
                           Auf der verschiebbaren Platte C sind zwei oder mehr
                              senkrechte Ständer angebracht und oben mit einer Stange M verbunden, die ebenfalls mit Zähnen versehen ist. In diese Zähne greift
                              das Schraubenrad N an der Welle O. Auf der Peripherie dieses Rades ist der eine Theil des Zahns in
                              spiralförmiger Richtung angebracht, so daß durch seine Wirkung auf die Zahnstange
                              die Platte C der Länge nach verschoben wird; jedoch
                              findet diese Fortschiebung nur während eines Theiles der Umdrehung des Rades statt,
                              wogegen während seiner übrigen Drehung die Zahnstange und Platte still stehen, weil
                              der andere Theil des Zahnes auf dem Schraubenrade parallel mit den Seiten dieses
                              Rades ist.
                           Der Hammer P wird durch senkrechte Stangen, die mit der
                              Kurbelwelle verbunden sind, bewegt, und er hat eine solche Stellung, daß er auf das
                              eine Ende der glühenden Eisenstange Q wirkt, welche
                              durch die Mitte des Halters geht, deren jeder einen besondern Stab hat. Die
                              verschiebbare Platte C, welche die Stabhalter trägt, hat
                              eine solche Stellung, daß die Enden der Stäbe Q der
                              Einwirkung des Feuers R, welches an einem Ende der
                              Maschine angebracht ist, ausgesetzt sind, indem die Oberfläche des Feuers fast in
                              derselben Ebene liegt wie die Amboßbahn, auf welcher der Stab geschmiedet wird. Die Stäbe können in
                              das Feuer vorgeschoben und aus demselben weggezogen werden, indem man die Schraube
                              dreht, welche die Platte vor- und rückwärts bewegt. Die der Platte gegebene
                              Stellung ist eine solche, daß die zweckmäßige Länge des glühenden Stabes der
                              Wirksamkeit des Hammers ausgesetzt wird. An beiden Enden des Hammers befinden sich
                              Schieberstücke, auf deren äußerer Seite zwei senkrechte Schlitze so angebracht sind,
                              daß sie sich frei auf den beiden senkrechten Führerstangen bewegen können, die an
                              dem Maschinengestell befestigt sind. An jedem Ende des Hammers ist auch eine runde
                              Vertiefung, welche einen runden Nagel aufnimmt, der über die Hammerenden hervorsteht
                              und in den Schieberführer eingreift. Der Hammer und der Führer sind auf diese Weise
                              mit einander verbunden, sie gehen beim Steigen und Fallen durch dieselbe Entfernung,
                              während zu gleicher Zeit die Bahn des Hammers oder des an dem Hammer befestigten
                              Gesenkes bei jeder Umdrehung der Kurbeln eine abwechselnde Bewegung nach Rechts und
                              nach Links hat. Findet man es zweckmäßiger, so kann der Nagel am Ende des Hammers
                              befestigt werden, um sich alsdann in dem verschiebbaren Führer frei drehen zu
                              können. Befindet sich der Nagel näher an dem oberen Theile des Hammers, so ist die
                              Abweichung der Bahn von einer horizontalen Linie größer; ist er aber niedriger
                              angebracht, so ist sie geringer.
                           Die Größe dieser Abweichung von einer horizontalen Linie, so wie die Form der Curve,
                              welche von dem vorspringenden Ende des Hammers beschrieben wird, hängt auch von der
                              Lage der Kurbel in Beziehung zu dem Bewegungsmittelpunkt ab. Man wird auch bemerken,
                              daß die Ausdehnung der schwankenden Bewegung, wenn der Nagel am obern Theile des
                              Hammers angebracht ist, größer, und wenn er sich am untern befindet, geringer ist.
                              Indem man die Stellung des Nagels verändert, kann man daher die streckende Wirkung
                              des Hammers steigern oder vermindern. Die Amboßbahn, welche ungefähr dieselbe Länge
                              wie die des Hammers hat, kann horizontal seyn, oder nach der vordern oder hintern
                              Richtung geneigt; die Richtung dieser Neigung dient zur Steigerung oder Verminderung
                              der streckenden Wirkung des Hammers.
                           Nachdem die Reihe der Stäbe Q den geeigneten
                              Temperaturgrad erlangt hat, wird die Maschine in Gang gesetzt, und die Drehung des
                              Rades N bewegt die Zahnstange und die Platte in der
                              Richtung der Pfeile. Da sich die Sperrradwelle vorwärts bewegt, so kommt der Zahn
                              J in Berührung mit einem Zahn am untern Theile der
                              Zahnstange L, wodurch die Welle um ein Geringes gedreht
                              wird, und mittelst des Armes K werden die darüber
                              befindliche Verbindungsstange, die Stange H
                               und mit derselben die
                              Halter mit den glühenden Stangen um 1/4 ihrer Peripherie gedreht. Während nun die
                              Stäbe auf diese Weise gedreht werden, hebt sich der Hammer, der Zahn N wirkt nicht länger auf die Zahnstange, die Platte
                              bleibt stehen und der Hammer wirkt auf die glühenden Stäbe. Indem sich der Hammer
                              nun wieder hebt, bewegt sich die Platte vorwärts, der obere Zahn J kommt in Berührung mit der oberen Zahnstange, und die
                              zu bearbeitenden Eisenstäbe werden in entgegengesetzter Richtung um 1/4 ihrer
                              Peripherie gedreht, um für den nächsten Hammerschlag bereit zu seyn.
                           Nachdem nun die ganze Reihe von viereckigen Stäben bearbeitet ist, muß die Platte in
                              ihre erste Stellung zurückgeschoben werden, um den Stäben Q wiederum eine Hitze zu geben. Dieß geschieht dadurch, daß man das
                              Triebrad außer Eingriff mit der Zahnstange bringt und die Platte mit der Hand
                              zurückschiebt; oder man gibt dem Rade eine entgegengesetzte Richtung, so daß
                              dasselbe die Zurückschiebung der Zahnstange bewirkt. Ehe das Zurückschieben der
                              Platte erfolgt, muß die geneigte Verbindungsstange von dem Arm K losgehängt werden, so daß die Zähne J eine fast horizontale Lage erhalten und kein Eingriff
                              derselben in die Zähne der Zahnstange stattfindet.
                           Wir müssen nun von der Form und der Benutzung der Gesenke reden, durch welche die zu
                              schmiedenden Gegenstände die erforderliche Gestalt mittelst der mechanischen
                              Hammerschläge erhalten. Soll z.B. eine quadratische Feile, die von der Angel bis zur
                              Spitze gleichförmig abläuft, geschmiedet werden, so wendet man an der untern
                              Hammerbahn angebrachte Gesenke an, deren vorspringende Theile nicht in gleicher
                              Linie mit einander, sondern in einer diagonalen Richtung liegen, so daß die glühende
                              Stange von der ersten Bahn getroffen wird, welche sie etwas streckt. Der Stab wird
                              alsdann um 1/4 seiner Peripherie gedreht und in entgegengesetzter Richtung der
                              andern Bahn zugeführt, wo er einen zweiten Schlag erhält, und so fort durch die
                              Reihe von Gesenken, von denen jedes die Feile ihrer ablaufenden Gestalt näher
                              bringt, bis sie den letzten Schlag auf die Spitze von der Bahn des letzten Gesenkes
                              erhält.
                           Die diagonale Linie, auf welcher die Bahnen der Gesenke liegen, weicht in ihrer
                              Richtung in Beziehung zu den parallelen Seiten des Hammers nach der Geschwindigkeit
                              ab, womit die Streckung bewirkt werden muß. In dem Fall, wo der zu schmiedende
                              Gegenstand, nachdem er den letzten Schlag erhalten, abgeschrotet werden muß, folgt
                              auf die Gesenke ein Schrotmeißel, und der Amboß ist ebenfalls mit einem solchen
                              versehen. Man wird bemerken, daß dann der Hieb nicht vollkommen quadratisch ist, da der
                              Schrotmeißel an der eigenthümlichen krummlinigen Bewegung des Hammers womit er
                              verbunden ist, Theil nimmt; soll daher ein quadratisches Abschroten stattfinden, so
                              muß der Schrotmeißel mit dem verschiebbaren Führer zwischen dem Ende des Hammers und
                              den senkrechten Führerstangen verbunden werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
