| Titel: | Ueber das Leimen des auf der Maschine gefertigten Papiers; von Hrn. G. Planche. | 
| Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. CVI., S. 459 | 
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                        CVI.
                        Ueber das Leimen des auf der Maschine gefertigten
                           Papiers; von Hrn. G.
                              Planche.
                        Durch den Moniteur industriel, 1853, Nr. 1779, aus
                           des Verfassers Werk: de
                                 l'Industrie de la Papeterie.
                        Planche, über das Leimen des auf der Maschine gefertigten
                           Papiers.
                        
                     
                        
                           Man bedient sich in den Papierfabriken zum Leimen des Papiers in der Masse oder in
                              der Bütte zweierlei Leims, entweder des Pflanzenleims oder des Thierleims.
                           Das Leimen des Ganzzeuges mit Pflanzenleim. – Die
                              Harzseife, deren man sich bei dieser Art zu leimen bedient, wird im Zeug mittelst
                              Alauns fixirt; man setzt noch Kartoffelstärke zu, um dem Papier mehr Festigkeit zu
                              geben. Diese Seife besteht aus Kolophonium, in calcinirter Soda aufgelöst. Das
                              Auflösen des Kolophoniums wird auf verschiedene Weise bewerkstelligt, entweder in
                              einem Kessel über freiem Feuer, oder durch Dampf in einem Kessel mit einfachem
                              Boden, welcher selbst in einer Kufe angebracht ist. In letzterem Fall muß oben der
                              Rand des Kessels sorgfältig auf den Rand der Kufe festgenagelt werden, damit kein
                              Dampf entweichen kann.
                           Um 100 Kilogr. Kolophonium aufzulösen, bereitet man eine Lauge, indem man 16 Kilogr.
                              calcinirte Soda von 80 Proc. mit 8 Kilogr. vorher vollkommen gelöschtem Kalk 3 bis 4
                              Stunden lang in 210 Kilogr. Wasser kochen läßt. Diese klar vom Bodensatz abgezogene
                              Aetzlauge kommt in den zur Bereitung der Harzseise bestimmten Kessel. Das zerstoßene
                              Harz wird nach und nach hineingeworfen; man rührt mit einem Spatel beständig um, und
                              läßt ungefähr 4 bis 5 Stunden lang bis zur vollkommenen Auflösung kochen. Die
                              Heizung muß in den ersten Stunden mit Vorsicht geschehen, damit die Harzseife nicht über den
                              Rand des Kessels steigt.
                           Um die Harzseife ohne Beimengung von Stärke anzuwenden, verdünnt man 1 Theil
                              derselben mit ungefähr 20 Theilen Wasser, läßt die Auflösung 1 bis 2 Stunden lang
                              absetzen und kann sie alsdann nach Bedarf abziehen, um sie in den Holländer zu
                              bringen.
                           Will man ihr Stärke zusetzen, so läßt man die Seifenlösung in eine darunter stehende
                              Kufe ab und setzt dann die Stärke zu, welche vorher in lauwarmem Wasser wohl
                              verrührt und durch ein sehr feines Sieb passirt wurde. Sobald die Stärke der
                              Harzseife beigemengt ist, läßt man die Flüssigkeit etwa eine halbe Stunde lang unter
                              beständigem Umrühren kochen. In der Regel wird die Stärke in einem Mengenverhältniß
                              von 2 Theilen auf 3 Theile Kolophonium zugesetzt; doch ist dieses Verhältniß nach
                              der Papiersorte verschieden.
                           Der Leim wird dem Papierzeug in der für die gehörige Leimung erforderlichen Menge
                              zugesetzt; nachdem der Zeug mit der Kolophoniumlösung wohl getränkt ist, wird diese
                              durch Zusatz von Alaun zersetzt. Das Gewicht des Alauns soll dem Gewichte des zur
                              Harzseife verwendeten Kolophoniums gleichkommen; nur der reinste Alaun darf dazu
                              genommen werden, namentlich für die feinen Papiersorten.
                           Wenn das Papier mit einer Farbe geleimt werden soll, welcher der Alaun nachtheilig
                              wäre, so ist statt desselben schwefelsaures Zink (Zinkvitriol) anzuwenden; 1 Theil
                              Zinkvitriol ersetzt 3 Theile Alaun.Eine ausführliche Anleitung zur Darstellung des Harzleims und zum Leimen des
                                    Papiers überhaupt, enthält das empfehlenswerthe Werk von Dr. L. Müller:
                                    „Die Fabrication des Papiers,
                                       insonderheit des auf der Maschine gefertigten, nebst gründlicher
                                       Auseinandersetzung der in ihr vorkommenden chemischen Processe und
                                       Anweisung zur Prüfung der angewandten Materialien. Berlin 1849, Verlag
                                       von Julius Springer.“ Aus diesem
                                    Werk ist die Abhandlung über das Leimen des auf der Maschine gefertigten
                                    Papiers im polytechn. Journal Bd. CXIII S.
                                       440 mitgetheilt worden.A. d. R.
                              
                           Das Leimen mit Thierleim. – Früher bediente man
                              sich zum Leimen des auf der Maschine gefertigten Papiers (ebenso wie für das mit
                              Formen durch Handarbeit geschöpfte Papier) eines aus Hautabfällen bereiteten
                              Thierleims; dieses Verfahren wurde aber wegen seiner vielen Mängel aufgegeben und
                              der Pflanzenleim dafür eingeführt. Obgleich aber letzteres Verfahren in Hinsicht auf
                              Bequemlichkeit und die Kosten große Vortheile darbietet, büßt das Papier doch in
                              seiner Qualität durch
                              dasselbe ein; es besitzt nicht die Festigkeit, das Klingende der mit thierischem
                              Leim geleimten Papiere.
                           Der Verfasser sah im Jahr 1850 in mehreren englischen und schottischen Fabriken die
                              Einrichtungen zum Leimen des auf der Maschine gefertigten Papiers mit Thierleim.
                           Man benutzt dazu Hautabfälle aus Roth- und Weißgerbereien, meistens aber
                              Stücke von weißen und sehr dicken Rindsfellen.
                           Um die Gallerte auszuziehen, werden sie zuvörderst in angesäuertes Wasser
                              eingeweicht, dann ausgewaschen und bei schwachem Feuer gekocht, bis die Gallerte
                              vollkommen ausgezogen ist.
                           Man bereitet diesen Leim viel stärker als denjenigen zum Leimen des durch Handarbeit
                              geschöpften Papiers, und versetzt ihn bei der Anwendung mit Seifenlösung, welche ein
                              zu starkes Austrocknen des Papiers verhindert.
                           Wenn man Abfälle von Häuten benutzt, wird auf gleiche Weise verfahren, nur werden
                              sie, weil sie nicht so rein sind wie die großen Stücke, in einen Saubercylinder
                              gebracht, der aus einem sehr weiten Drahtgewebe besteht, sich langsam umdreht und
                              dabei fast zur Hälfte in einen Kasten taucht, in welchem eine ziemlich starke
                              Wasserströmung hergestellt wird. Nach 20 bis 30 Minuten sind die Abfälle vollkommen
                              gereinigt; dem einen wie dem andern Leime werden beim Abziehen etwa 25 Proc. Alaun
                              zugesetzt.
                           Von den verschiedenen Vorrichtungen zum Leimen des Maschinenpapiers mit Thierleim,
                              welche der Verfasser gesehen hat, scheint ihm folgende die besten Resultate zu
                              liefern.
                           Das beinahe trockene Papier geht, die Trockenwalzen verlassend, um einen Cylinder von
                              dünnem Kupferblech, durch welchen kaltes Wasser strömt. Dieser stets kalte Cylinder
                              gestattet den Temperaturgrad des Leims besser zu reguliren; ohne diese Vorsorge
                              würde das warm in den Leim gelangende Papier die Temperatur des Leimbades
                              ändern.
                           Von diesem Cylinder, der jedoch nicht unentbehrlich ist, gelangt das Papier in einen
                              kleinen, nicht sehr tiefen Kasten, über welchem sich auf der dem Eintritt des
                              Papiers entgegengesetzten Seite zwei recht glatte und vollkommen parallele bronzene
                              Walzen befinden. Das Papier welches nach dem Tränken mit Leim zwischen diesen zwei
                              Walzen hindurchgeht, wird von denselben gepreßt und gibt also den aufgenommenen
                              überschüssigen Leim wieder ab.
                           Von da wird es über durchlöcherte Trommeln geleitet, die in zwei parallelen Reihen
                              über einander angebracht sind und deren jede einen Ventilator in sich und einen
                              solchen an jeder Seite hat; das Papier, indem es über diese Trommeln geht, wird also auf beiden Seiten
                              ventilirt. Unter die Trommeln wird erhitzte Luft von einem Röhrenofen geleitet, oder
                              man trocknet das Papier mittelst durch Dampf erhitzter gußeiserner Röhren; um die
                              beim Austrocknen erzeugte Feuchtigkeit allmählich abzuführen, werden Luftströme
                              hergestellt.
                           Der Verfasser sah Papiere, zu welchen über 50 Procent baumwollene Lumpen verwendet
                              wurden, und die mit Pflanzenleim sehr wenig Consistenz bekommen hätten, während sie
                              mit dem thierischen Leim fest und sehr klingend wurden.
                           In Ländern, wo die baumwollenen Lumpen nicht in so großer Menge zu bekommen sind, wie
                              in England, ist diese Vorrichtung für thierische Leimung nicht von so großem Nutzen.
                              Doch könnte eine gute Fabrik, wo nur eine einzige Maschine mit einem solchen Apparat
                              verbunden würde, einen hübschen Nutzen erzielen, wenn er in ununterbrochener
                              Thätigkeit wäre und nur zu den besten Papiersorten verwendet würde; der Fabrikant
                              müßte jedoch über bedeutende Capitalien zu verfügen haben, die ihm gestatteten ein
                              ziemlich großes Assortiment von Papieren der schönsten Sorten beständig auf dem
                              Lager zu haben, um allen Nachfragen sogleich entsprechen zu können, und er müßte
                              auch seine Verbindungen so ausdehnen, daß ihm der volle Absatz seiner Producte
                              gesichert wäre.
                           Die großen Kosten, welche die Herstellung eines Apparats zur thierischen Leimung
                              veranlaßt und die schwierige Anwendung desselben werden die Fabrikanten des
                              Continents, welche ihn zuerst einführen, wahrscheinlich vor großer Concurrenz
                              schützen; diese Kosten dürften sich auf 60 bis 80,000 Franken belaufen.In Oechelhäusers Abhandlung über den Stand der
                                    Papierfabrication in Großbritannien (polytechn. Journal Bd. CIV S. 370) sind die
                                    verschiedenen Systeme besprochen, welche nach und nach zum Leimen des
                                    Maschinenpapiers mit Thierleim benutzt wurden.Nach Karmarsch (polytechn. Journal Bd. CXXV S. 135) haben die Engländer
                                    in der neuesten Zeit angefangen alle ihre besseren Papiergattungen im Zeuge
                                    mittelst Harzleims nur halb zu leimen, dann aber
                                    nachträglich mittelst thierischen Leims die Leimung zu vollenden. Dasselbe
                                    Verfahren haben nach Dr. L. Müller (polytechn. Journal Bd. CXIII S. 450) die Gebrüder
                                    Ebart, Besitzer
                                    der Papierfabrik Spechthausen bei Neustadt-Eberswalde, im Jahr 1847
                                    als Geheimniß zum Kauf geboten.A. d. R.