| Titel: | Die Wirkungen des Umschmelzens auf die Festigkeit des Roheisens. | 
| Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. IX., S. 26 | 
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                        IX.
                        Die Wirkungen des Umschmelzens auf die Festigkeit
                           								des Roheisens.
                        Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, Octbr.
                              									1853, S. 368.
                        Ueber die Wirkungen des Umschmelzens auf die Festigkeit des
                           								Roheisens.
                        
                     
                        
                           Hr. Fairbairn hat auf Veranlassung der British Association Versuche angestellt „über
                                 										die mechanischen Eigenschaften der Metalle welche Folge wiederholter
                                 										Schmelzungen sind, woraus sich der Punkt der größten Festigkeit und die Ursachen
                                 										der Verschlechterung ergeben.“ Zu den Versuchen diente eine Tonne mit
                              									heißem Winde erblasenen Roheisens von Eglinton. Die Verhältnisse von Zuschlag und
                              									Kohks wurden bei jedem Umschmelzen genau gemessen, so daß sie für jede Operation
                              									gleich waren. Das Roheisen wurde in Stäbe von 1 Zoll im Quadrat Stärke und 4 Fuß
                              									Länge gegossen; dieselben wurden an beiden Enden auf feste Unterlagen gelegt, in der
                              									Mitte belastet und mit der Belastung nach und nach so lange fortgefahren, bis der
                              									Stab zerbrach. Von jedem Versuch wurde ein Stab aufbewahrt und die übrigen wurden
                              									wieder eingeschmolzen. Diese Umschmelzungen und jedesmaligen Proben wurden 17mal
                              									wiederholt und die Menge des Roheisens war alsdann so vermindert, daß eine
                              									Fortsetzung der Versuche nicht mehr möglich war. Die erhaltenen Resultate beweisen,
                              									daß die Festigkeit des Roheisens bis zum zwölften Umschmelzen zunimmt, dann aber
                              									sehr rasch abnimmt. Das erste Zerbrechungsgewicht betrug 403 Pfd. und bei dem
                              									zwölften Umschmelzen betrug es 725 Pfd. Beim dreizehnten belief es sich aus 671
                              									Pfd.; beim fünfzehnten auf 391 Pfd.; beim sechzehnten auf 363 Pfd.; nach dem
                              									siebenzehnten Umschmelzen betrug das Zerbrechungsgewicht 330 Pfund. Nach dem
                              									vierzehnten Umschmelzen schienen die Molecule des Metalles eine entschiedene
                              									Veränderung erlitten zu haben; an den Kanten des Bruchs befand sich ein Heller,
                              									silberweißer Streifen, während die Mitte den gewöhnlichen krystallinischen Bruch
                              									beibehalten hatte. Bei den folgenden Schmelzungen war der ganze Bruch dem des
                              									Gußstahls ähnlich. Hr. Fairbairn beabsichtigt das Eisen
                              									nach jedesmaligem Umschmelzen analysiren zu lassen, um die chemischen (?)
                              									Veränderungen zu ermitteln, welche bei jedesmaligem Schmelzen stattgefunden
                              									haben.
                           
                        
                           
                           Zusatz.Ausdehnung des Gußeisens bei wiederholtem
                                 									Erhitzen.
                           Die merkwürdige Erscheinung, daß Gußeisen, nach vorausgegangener Erhitzung und
                              									dadurch bewirkter Ausdehnung, beim Wiederabkühlen sich nicht völlig auf seinen
                              									ursprünglichon Rauminhalt zusammenzieht, sondern eine bleibende Vergrößerung zeigt, daß sogar mit mehrmals wiederholter
                              									Erhitzung und Abkühlung jedesmal eine neue bleibende Vergrößerung hinzutritt,
                              									scheint zuerst von Prinsep beobachtet worden zu seyn,
                              									welcher 1829 in Brewster's Edinburgh Journal of Science (polytechn. Journal Bd. XXXIII S. 76) eine Mittheilung darüber
                              									machte. Prinsep fand, daß eine gußeiserne Retorte, deren
                              									Rauminhalt er durch Abwägung des in ihr Platz findenden Quecksilbers genau
                              									bestimmte, anfangs 9,13 Kubikzoll faßte, nach dem ersten Erhitzen und Wiederabkühlen
                              									9,64 Kubikzoll und nach dreimaligem Erhitzen zur Schmelzhitze des Silbers 10,16
                              									Kubikzoll. Die zurückgebliebene körperliche Ausdehnung
                              									hatte hiernach 11,28 Procent erreicht, was einer linearen
                              									Ausdehnung um 11,28/3 = 3,76 oder völlig 3 3/4 Procent, d. i. etwas über 1/27
                              									entspricht.
                           Seitdem ist dieses Verhalten des Gußeisens mehr bekannt geworden, indem es bei
                              									verschiedenen Gelegenheiten sich der Wahrnehmung aufdrängt. Im Besondern werden
                              									Roststäbe in großen Feuerungsanlagen dadurch allmählich krumm, daß sie sich mehr und
                              									mehr verlängern, endlich mit ihren Köpfen an den ihnen zum Auflager dienenden
                              									Rostbalken anstoßen, sich festklemmen und so ein Hinderniß fernerer Verlängerung
                              									finden, welches sie durch seitwärts oder aufwärts gerichtete Krümmung umgehen.
                           Dr. P. W. Brix theilt in
                              									seinem Werke „Untersuchungen über die Heizkraft der wichtigeren
                                 										Brennstoffe des preußischen Staats“ einige auf diesen Gegenstand
                              									bezügliche Erfahrungen mit. Bei zahlreichen Messungen, welche derselbe mit Roststäben seines Dampfkesselofens vornahm, zeigte sich,
                              									daß die bleibende Längung nach einer jeden Erhitzung zunahm, die Zunahme aber desto
                              									kleiner war, je öfter man den Stab bereits erhitzt hatte, und endlich ganz aufhörte
                              									meßbar zu seyn. So war bei einem Roststabe von 3 1/2 Fuß Länge schon nach
                              									dreitägigem Gebrauche bei mäßigem Feuer eine bleibende Längung von 3/16 Zoll
                              									vorhanden; am 17. Tage
                              									betrug dieselbe 7/16 Zoll, und nach dreißigtägiger Heizung hatte sie 13/16 Zoll
                              									(nahe an 2 Procent) erreicht, schien aber noch nicht in ihrem Maximum zu seyn. Bei
                              									einem andern Roststabe derselben Art wurde nach längerem Gebrauch eine bleibende
                              									Längung von 1 1/4 Zoll oder fast 3 Procent beobachtet.
                           Berücksichtigt man nun, daß diese Stäbe, während sie in der Hitze sind, noch eine
                              									weitere, vorübergehende Verlängerung erfahren, so kommt
                              									man mit Dr. Brix zu dem
                              									Schlusse, daß ein neuer, noch nicht gebrauchter Roststab einen Spielraum von etwa
                              									1/24, d.h. 1/2 Zoll auf jeden Fuß seiner Länge zur
                              									Ausdehnung haben muß. Es ist allerdings üblich, den Stäben eine solche Länge zu
                              									geben, daß sie im kalten Zustande nur lose zwischen die Rostbalken passen; allein
                              									der Spielraum wird, wie es scheint, gewöhnlich zu gering genommen. (Mittheilungen
                              									des hannov. Gewerbevereines, 1853, Heft 4.)