| Titel: | Ueber die Fabrication der Eisenbahnschienen in England und Wales; vom Bergbau-Ingenieur Röhrig in Taff-Vale. | 
| Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. XXV., S. 100 | 
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                        XXV.
                        Ueber die Fabrication der Eisenbahnschienen in
                           								England und Wales; vom Bergbau-Ingenieur Röhrig in Taff-Vale.
                        Aus dem Notizblatt des hannoverschen
                                 								Architekten- und Ingenieur-Vereins, 1853, Bd. III S. 23.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        Röhrig, über die Fabrication der Eisenbahnschienen in England und
                           								Wales.
                        
                     
                        
                           Nach den auf Erfahrung gestützten Annahmen der meisten Eisenbahn-Ingenieure
                              									sind Härte, Zähigkeit, vorzügliche Schweißung und Homogenität die Eigenschaften, welche gute Schienen
                              									besitzen sollen,Vergl. Th. Weishaupt's Untersuchungen über die
                                    											Tragfähigkeit verschiedener Eisenbahnschienen, Berlin 1852. und auf diese Erfahrung gründet sich folgende Beurtheilung der genannten
                              									Schienenfabrication.
                           
                        
                           I. Zusammensetzung der
                                 										Schienenpackete. (Piles.)
                           Der Erfolg von schlechten Schienen ist hauptsächlich in einer Verkennung der höchsten
                              									Wichtigkeit begründet, welche die Zusammensetzung der Packete in der That besitzt,
                              									denn durch alle, auch noch so verbesserten, nachfolgenden Operationen des
                              									Schweißens, Walzens und resp. Hämmerns, wird man nie im Stande seyn, einen Fehler zu
                              									corrigiren, der in der Packetirung begangen wurde.
                           Es ist besonders Zweierlei dabei zu beobachten: die Form der Packete und die Wahl des
                              									Eisens.
                           
                              A. Die Form der
                                    										Packete.
                              Zwei verschiedene Formen sind in England und Wales charakteristisch.
                              a) Hohe Packete, welche
                                 										in den Taff-Vale-, Ebbro-Vale-, Tredegar-,
                                 										Blaina- und andern Eisenwerken in Anwendung sind. – Ihre
                                 										gewöhnliche Anordnung zeigt Fig. 7. – Sie
                                 										sind von 8 bis 9 Zoll breit, von 9 bis 10 Zoll hoch und ihre Länge variirt mit
                                 										dem Gewichte der Schienen. Für Schienen von 71 Pfd. pro Yard und 18 Fuß Länge ist das gezeichnete Packet 35 Zoll lang.
                              Die schraffirten Platten sind Eisen Nr. 2.
                              
                              Man calculirt das Gewicht eines Packets, indem man dem Gewichte der fertigen
                                 										Schiene 1/4 desselben zusetzt. Dieses Viertel ist für den Verlust beim Schweißen
                                 										und für die abzuschneidenden rauhen Enden bestimmt. So war das Gewicht eines
                                 										Packets für die 18füßigen hohen hannoverschen Schienen, deren
                                 										Durchschnittsgewicht = 71 Pfd. pro Yard ist, zu 426
                                 										+ 106 = 532 Pfd. berechnet, doch es betrug in der Wirklichkeit von 550 bis 554
                                 										Pfd. Für das Erlangen von durchweg guten Schienen zur
                                    											bestimmten Länge ist ein solches Mehrgewicht sehr wünschenswerth, da
                                 										bei diesem Zweck zu mancherlei Uebelstände in der praktischen Ausführung zu
                                 										überwinden sind. Aus der nachfolgenden Mittheilung der Entstehungsweise des
                                 										Eisens wird zu abstrahiren seyn, daß dasselbe nicht stets von gleicher Qualität
                                 										seyn kann, und mit solcher Verschiedenheit variirt der Abgang beim Schweißen der
                                 										Packete um ein Beträchtliches. Ferner sind die Schweißöfen häufigen
                                 										Unregelmäßigkeiten unterworfen; ein Wechsel in der Qualität der Kohlen verändert
                                 										den Eisenabgang, und endlich hat wohl den bedeutendsten Einfluß die Qualität der
                                 										Arbeiter (ballers), von deren Geschicklichkeit und
                                 										Sorgfalt das Meiste abhängig ist.
                              b) Niedrige Packete, die
                                 										in den meisten Eisenwerken Stoffordshire's und nur noch wenigen in Wales zur
                                 										Schienenfabrication angewandt werden. Ihre allgemeine Construction zeigt Fig. 8. Sie
                                 										sind von 7 bis 8 Zoll hoch, von 6 bis 7 Zoll breit und in der Länge verschieden,
                                 										wie die hohen Packete.
                              Beide Arten von Packeten haben ihre Vorzüge und Nachtheile.
                              Während der durchschnittliche Querschnitt der niedrigen Packete etwa 42 Zoll
                                 										beträgt, ist der der hohen 80, also nahe das Doppelte, und hierin ist der
                                 										Hauptvorzug der hohen Packete begründet. – Der
                                 										Querschnitt der hohen hannoverschen Schienen z.B. beträgt 7,18 Quadratzoll, zu
                                 										dem die 80 Quadratzoll durch die Walzen zusammengepreßt werden, und es ist
                                 										evident, daß unter sonst gleichen Umständen jedenfalls ein dichteres und
                                 										festeres Eisen mit sicherer Gewähr vollkommener Schweißung der Erfolg seyn muß,
                                 										als durch eine solche Reduction von 42 Quadratzoll.
                              Durch die Zeichnungen ist angegeben, daß das hohe Packet am oberen, den Kopf der
                                 										Schiene bildenden Theile, zwei Eisenplatten enthält, während bei den niedrigen
                                 										Packeten eine Platte diesen Theil bildet, und ist diese Verschiedenheit
                                 										unbedingt ein Vorzug der letzteren, indem dadurch die Schweißnaht auf dem Kopfe
                                 										der Schiene vermieden wird. Bei den hannoverschen Schienen zeigt sich nun noch
                                 										ein anderer, und lediglich durch das Profil dieser Schiene bedingter Nachtheil
                                 										der Anordnung der Packete; es entstand an der untern Kante des Schienenkopfes
                                 										eine Ruth (Fig. 9)
                                 										durch das Oeffnen der Verbindungsstöße von den Platten a und b, die durch die Walzen an diesen
                                 										Theil des Kopfes gelegt werden. – Dieser Nachtheil veranlaßte die
                                 										Anwendung von zwei Winkeleisen, Fig. 11 statt der
                                 										vier Platten a, a, b, b, Fig. 10, wodurch
                                 										dieser Fehler vollkommen aufgehoben wurde, und auch die Qualität der Schiene im
                                 										Allgemeinen gewann.
                              
                           
                              B. Die Wahl des
                                    										Eisens.
                              Man unterscheidet:
                              a) Eisen Nr. 1
                                 										(Rohschienen, engl. Puddlebars, franz. Milbars.)
                              Dieses besteht aus den Stäben, welche aus der unter dem Hammer, Squeezer, oder in
                                 										andern Apparaten gezängten Luppe in derselben Hitze noch ausgewalzt werden.
                                 										Diese Stäbe sind von 3 bis 5 Zoll breit, von 3/4 bis 1 Zoll dick und je nach der
                                 										Größe der Luppe verschieden lang. Sie sind von rauher Oberfläche, an den Kanten
                                 										gerissen und niemals ein vollkommen gleichartiges Eisen; der Bruch zeigt
                                 										gewöhnlich matten dunkeln Faden mit eingesprengten körnigen Partien. Namentlich
                                 										ist diese Eisenqualität in Wales eine geringe, da die billigen Schienenpreise
                                 										verursacht haben, daß, zur größeren Beeinträchtigung der Qualität, fast nur auf
                                 										Erzeugung großer Quantitäten hingestrebt wird. Und das Meiste wird hier schon
                                 										bei der Erzeugung des Roheisens versehen.
                              Die jetzige fast allgemeine Anwendung des heißen Windes – etwa 19/20 der
                                 										ganzen Eisenproduction Großbritanniens wird mit solchem erzeugt –
                                 										gestattet es der Hohofenbeschickung Puddel- und andere eisenreiche
                                 										Schlacken in beträchtlicher Quantität zuzusetzen, welche indeß durch ihre
                                 										Zusammensetzung und ihren gewöhnlich großen Schwefel- und Phosphorgehalt
                                 										die Qualität des erzeugten Roheisens wesentlich beeinträchtigen. Aus solch
                                 										unreinem, häufig kalt- und rothbrüchigem Eisen kann dann am Ende nur ein
                                 										mittelmäßiges Schmiedeisen erfolgen, wie ebenfalls der Vortheil solcher
                                 										Fabrication ein zum Theil imaginärer ist, da der Gewinn des ersten Processes
                                 										durch die nachfolgenden Operationen des Puddelns und verschiedenen Schweißens
                                 										zum größten Theil wieder verloren geht, indem der Verlust dann dabei ein um so
                                 										größerer ist.
                              Hiermit hängt denn auch die Art des Zängens der in den Puddelöfen erzeugten
                                 										Luppen zusammen, welches in manchen Werken unter 3 bis 5 tons schweren Stirnhämmern, in andern unter Squeezers geschieht. Die
                                 										Anwendung von Hämmern ergibt unbedingt ein besseres Resultat, indem die im Eisen
                                 										befindlichen Schlacken reiner ausgepreßt werden und dadurch ein dichteres und
                                 										zäheres Eisen erfolgt. Jenes „Schlackeneisen“
                                 										nun würde die
                                 										Anwendung von Hämmern gar nicht vertragen, und so wendet man in Wales fast
                                 										allgemein die subtilern Squeezers an.
                              Man wird selten in der Beurtheilung der Eisenqualität irren, wenn man die Art des
                                 										Luppenzängens als Maaßstab annimmt, und nach diesem ergibt sich denn auch die
                                 										höhere Qualität des Staffordshire-Eisens, da dort Hämmer angewandt
                                 										werden.
                              Zängewalzen haben eine nur sehr beschränkte Anwendung und stehen den Squeezers im
                                 										Erfolge noch nach, wie gleichfalls die zum Theil zu Seraing und in einigen
                                 										deutschen Werken angewandten Luppenmühlen.
                              b) Eisen Nr. 2 (engl. Iron Nr. 2, Rough down;
                                 										franz. Corrogés.)
                              Das sind Stäbe, die aus Eisen Nr. 1 dadurch entstanden, daß man letzteres
                                 										packetirte und in Schweißhitze zu verschiedenen Dimensionen auswalzte. –
                                 										Dieses Eisen hat schon scharfe Kanten, glatte Oberfläche und zeigt auf dem
                                 										Bruche hellgrauen Faden.
                              Eisen Nr. 3 nennt man dasjenige, welches durch
                                 										Auswalzen des Eisens Nr. 2 entsteht; durch ein neues Walzen des Eisens Nr. 3
                                 										erhält man Eisen Nr. 4 und so fort.
                              Dieses Eisen wird für das Packetiren durch Scheren auf die gewählte Länge
                                 										abgeschnitten, und werden verschiedene in England und Wales angewandte
                                 										Scheren-Constructionen, wie gleichfalls die hier zum Luppen-Zängen
                                 										benutzten Maschinen durch meine Abhandlung über Puddelei mitgetheilt werden.
                              Die gewöhnliche Zusammensetzung der Schienenpackete besteht nun aus 3/4 Eisen Nr.
                                 										1 und 1/4 Eisen Nr. 2, 3 oder 4, und, wie schon aus den Zeichnungen zu ersehen,
                                 										sind diese Eisensorten so angeordnet, daß die bessere Eisenqualität zur
                                 										Umhüllung der geringen dient. Die einzelnen Stäbe müssen gerade seyn, um ein dichtes Packetiren zu
                                 										gestatten, und die umhüllenden dürfen keine Brüche und Risse haben, sondern sind
                                 										von glatter Oberfläche zu wählen, da ein nur geringer Riß in einem solchen Stabe
                                 										durch das Auswalzen des Packets bedeutend vergrößert wird und die Schiene häufig
                                 										unbrauchbar macht.
                              ––––––––––
                              Die aus den beschriebenen Packeten erfolgten Schienen werden die vorerwähnten
                                 										Normal-Eigenschaften im folgenden Grade besitzen:
                              
                           
                              1. Härte.
                              Die Schienen sollen den unmittelbaren Einwirkungen der darauf bewegten Last
                                 										widerstehen und sich gegen Formveränderungen aller Art kräftig wehren.
                              
                              Bei den in Wales sowohl aus niedrigen als aus hohen Packeten erzeugten Schienen,
                                 										die mit grobkörnigem krystallinischem Gefüge große Härte verbinden, werden
                                 										Verdrückungen nicht in dem Grade zu befürchten seyn, als bei den weichen
                                 										Schienen Staffordshire's und von andern Eisendistricten Englands, und die
                                 										Wales-Schienen würden diese Eigenschaft in bedeutend höherem Grade
                                 										besitzen, wenn es möglich wäre, dieselben aus Eisen Nr. 1 ohne alle Umhüllung
                                 										einer weicheren Eisensorte herzustellen. Doch leider
                                 										ist das bei der jetzt hier allgemein üblichen und vorhin näher beschriebenen
                                 										Methode der Eisenerzeugung nicht möglich, da die Qualität des so erzeugten
                                 										Eisens Nr. 1 nicht geeignet ist, Schienen mit glatter
                                 										Oberfläche herzustellen, und um es ausführbar zu machen, würde vor allen Dingen
                                 										ein ganz veränderter Hohofenbetrieb einzurichten seyn, durch den ein so reines
                                 										Roheisen erlangt werden kann, welches durch den Puddelproceß ein Eisen Nr. 1 von
                                 										obiger Bedingung ergibt. Später wird ein noch großer Nachtheil der Combination
                                 										zweier Eisensorten nachgewiesen werden, und deßhalb habe ich keinen Zweifel, daß
                                 										man in nicht langer Zeit den bessern Weg betreten wird.
                              Um jene Combination mit allen ihren Nachtheilen und namentlich auch ein
                                 										Lamelliren der Schienen beim Gebrauch derselben zu vermeiden, sind versuchsweise
                                 										einige Schienen im hiesigen Eisenwerke aus Packeten wie in Fig. 12 gewalzt
                                 										worden, die zur Prüfung dieser Methode an Stellen der hannoverschen Eisenbahn
                                 										liegen, an denen sie einer besonders starken Abnutzung ausgesetzt sind. Nur mit
                                 										großer Schwierigkeit waren diese Schienen ohne große
                                 										Brüche auf der Oberfläche zu erzeugen, und von zwölf solchen Schienen waren kaum
                                 										vier werth dem Versuche unterworfen zu werden; der Fuß der Schiene aber war ohne
                                 										Anwendung der Umhüllung gar nicht herzustellen.
                              Ein größerer ähnlicher Versuch ist im Jahr 1847 in Staffordshire gemacht worden.
                                 										Für die Oxford-Worcester-Wolverhampton-Eisenbahn wurden in
                                 										dem der Chillington Comp. gehörigen Liebook Eisenwerke bei Bilston
                                 										Eisenbahnschienen aus Packeten gewalzt, wie Fig. 13 darstellt.
                                 										Alles Eisen in denselben ist Nr. 1. Nachdem zwei solcher Packete in Schweißhitze
                                 										durch zwei Walzenspuren gegangen waren, wurden sie zusammengelegt und mit neu
                                 										gegebener Schweißhitze zur fertigen Schiene ausgewalzt.
                              Fast überall hat die rasche Abnutzung und Verdrückung des Schienenkopfes,
                                 										besonders der auf den Bahnhöfen liegenden Schienen, auf die Nothwendigkeit
                                 										hingewiesen, der Erzeugung dieses ganz besondere Sorgfalt zu widmen, und dadurch
                                 										ist Veranlassung gegeben zu sehr verschiedenen Verfahren in der
                                 										Schienenfabrication, die zum Theil patentirt sind, und die alle auf den gemeinsamen
                                 										Zweck hinauslaufen: den Kopf der Schiene aus hartem körnigem Eisen zu bilden.
                                 										Dieses Erforderniß ist erkannt worden von den Directionen der hannoverschen,
                                 										bayerischen, Aachen-Düsseldorfer, Berlin-Frankfurter und andern
                                 										Eisenbahnen.
                              Von den in England ausgeführten Patent-Verfahren ist das Thorneycroft'sche vorzugsweise zu erwähnen.
                              Die Schienenpackete (Bradley Iron Works bei
                                 										Wolverhampton) haben die Zusammensetzung und Dimensionen wie Fig. 14 angibt.
                              Das Holzkohleneisen zur Bildung des Schienenkopfes
                                 										wird aus sogenannten Scrap-Iron-Abfällen aller Art Walzeisen, und namentlich von
                                 										Blechen, also einem ausgezeichneten Material, dadurch hergestellt, daß man
                                 										dieses in Feuern, deren Form und Dimensionen ähnlich den deutschen Frischfeuern
                                 										ist, mit Holzkohlen niederschmelzt. Die so erzeugte Luppe wird, unter einem zwei
                                 											tons schweren Dampfhammer gezängt und in einem
                                 										Schweißofen von Neuem erhitzt, zu etwa 2 1/2 Fuß Länge, 5 Zoll Breite und 3 Zoll
                                 										Dicke ausgereckt, darnach im Schweißofen wieder erwärmt und dann unter demselben
                                 										Hammer in die für das Schienenpacket passenden Dimensionen gebracht. Das Eisen Nr. 1 wird mit größerer als in Wales üblichen
                                 										Sorgfalt erzeugt. Die Fabrikanten behaupten, nur Roheisen zum Verpuddeln zu
                                 										verwenden, welches ohne Zusatz von Puddel-Schlacken und mit kaltem Winde
                                 										erzeugt sey. Das Roheisen, welches ich in den Puddelöfen verarbeiten sah, war
                                 										ein graues feinkörniges Eisen, das noch mit 1/3 verfeinertem Eisen versetzt
                                 										wurde, und die erzeugten Luppen wurden unter einem schweren Stirnhammer gezängt.
                                 										Das Eisen Nr. 2 wird auf die vorhin erwähnte Weise
                                 										erzeugt. Die Packete werden in einer Schweißhitze
                                 										ausgewalzt.
                              Zu meiner Ansicht ließ der Fabrikant mehrere so erzeugte Schienen zerbrechen, und
                                 										durch die verschiedene Eisenstructur des Bruches, Fig. 15, konnte ich
                                 										deutlich erkennen, daß das Holzkohleneisen etwa 5/8 Zoll des Kopfes
                                 										bedeckte.
                              Das Stirling'sche Patent, welches darin besteht, daß
                                 										man zur Erzielung eines sehr harten krystallinischen Eisens das Roheisen mit
                                 										einem Zusatz von Galmei (Zink) oder Zinn im Puddelofen verarbeitet, wird nur
                                 										wenig ausgeübt.
                              Offenbar werden die so verbesserten Schienen der Abnutzung und Verdrückung bei
                                 										weitem kräftiger widerstehen, als die auf gewöhnlichem Wege erzeugten; doch ich
                                 										glaube, es könnte für noch größere Haltbarkeit der Schienen ein Bedeutendes
                                 										geschehen durch eine Verbesserung der jetzt allgemein gebräuchlichen Bremsen,
                                 										wodurch die Schienen, wie die Locomotivräder in der That auf zu starke Weise
                                 										angegriffen werden. Sollte es nicht möglich seyn, eine andere und bessere Art
                                 										Bremsen, etwa ähnlich wie der auf geneigten Ebenen gebräuchlichen, anzuwenden?
                                 										Indeß maße ich mir über das „Wie“ keine Ansicht an, wohl
                                 										aber bin ich überzeugt, daß eine bessere Bremsung möglich ist, und erkenne,
                                 										welch' unendlichen Vortheil eine solche Verbesserung für die Haltbarkeit der
                                 										Schienen im Gefolge haben muß, wie dadurch gleichfalls viele
                                 										Eisenbahn-Unglücksfälle vermieden werden würden.
                              
                           
                              2. Zähigkeit.
                              In Bezug auf diese möchten alle Schienen sich deßhalb einander gleich seyn, da am
                                 										Ende jede Schiene für ihren Zweck hinreichend construirt seyn wird, um einen
                                 										Bruch höchst unwahrscheinlich, wenn nicht gar unmöglich zu machen.
                              Charakteristisch für die in Wales in sehr großen Quantitäten fabricirten
                                 										amerikanischen Schienen ist die Leichtigkeit derselben, indem deren
                                 										Durchschnittsgewicht zwischen 50 und 60 Pfd. pro
                                 										Yard liegt. Bedeutend stärker sind im Allgemeinen die für englische Eisenbahnen
                                 										angewandten Schienen.
                              
                                 
                                    
                                    pro Yard.
                                    
                                 
                                    So beträgt z.B. das Gewicht der
                                       												Schienen:    
                                    
                                    
                                 
                                    für die London- und
                                       												North-Western Bahn
                                      80 Pfd.
                                    
                                 
                                        „    
                                       												London-Birmingham Bahn
                                      83   „
                                    
                                 
                                        „    
                                       												Taff-Vale Eisenbahn
                                      84   „
                                    
                                 
                                        „    
                                       												Great-Western Eisenbahn
                                    100   „
                                    
                                 
                              Zur Prüfung der Zähigkeit der 4 1/2 Zoll hohen im hiesigen Werke gewalzten
                                 										hannoverschen Schienen ließ ich ein 600 Pfd. schweres Gewicht von 16 Fuß Höhe
                                 										auf die Schiene fallen, während deren Stützpunkte 3 1/2 Fuß von einander lagen.
                                 										Die Schienen wurden dadurch zu 2 Fuß durchgebogen, ohne den geringsten Riß oder
                                 										Bruch zu bekommen. Eine 3 1/2 Zoll hohe, hier gewalzte amerikanische Schiene
                                 										wurde demselben Versuche unterworfen und ergab, mit Ausnahme einer stärkeren
                                 										Durchbiegung, denselben Erfolg. Einige von den zu Ebbro-Vale gewalzten 3
                                 										13/16 Zoll hohen hannoverschen Schienen prüfte ich auf dieselbe Weise und
                                 										verstärkte dann die Probe so, daß ich ein 1 ton
                                 										schweres Gewicht von 23 Fuß Höhe auf die Schienen, deren Unterstützungspunkte
                                 										ebenfalls 3 1/2 Fuß von einander lagen, fallen ließ. Es erfolgte eine
                                 										Durchbiegung von 25 Zoll und die Schienen blieben vollkommen frei von Brüchen
                                 										und Rissen.
                              Diese Versuche sind hinreichend, um die Sicherheit der Wales-Schienen
                                 										gegen einen Bruch beim Gebrauche derselben zu
                                 										constatiren, und um
                                 										so weniger dürfte ein solcher bei den in englischen Werken fabricirten Schienen
                                 										zu befürchten seyn.
                              Ganz gleich aber werden beide Sorten Schienen in Bezug auf Elasticität seyn, da die Structur des Eisens einen nur unmerkbaren
                                 										Einfluß auf dieselbe ausübt und lediglich das Schienenprofil für dieselbe
                                 										bestimmend ist. Die in Wales gewalzten 3 13/16 Zoll und 4 1/2 Zoll hohen
                                 										hannoverschen Schienen prüfte ich in Bezug auf diese Eigenschaft, indem ich ein
                                 										Gewicht von 8 tons auf denselben ruhen ließ, während
                                 										sie wieder bei 3 1/2 Fuß Entfernung unterstützt waren. Die niedrigen so wenig
                                 										als die hohen Schienen erlitten eine bleibende Durchbiegung und bei Steigung der
                                 										Belastung zu 15 tons wurde bei den hohen Schienen
                                 										eine solche zu 5/16 Zoll erhalten.
                              
                           
                              3. Vorzügliche
                                    										Schweißung.
                              Diese ist unbedingt der Cardinalpunkt in der Schienenfabrication, und um so
                                 										betrübender ist es, daß die vorbeschriebene Packetirung nicht geeignet ist, eine
                                 										vollkommene Erfüllung desselben dadurch erreichen zu können.
                              Wenn im Allgemeinen ein Packetiren schon immer den Erfolg des vollkommenen
                                 										Schweißens zweifelhaft macht, indem die, die einzelnen Stäbe umhüllenden Oxyde
                                 										und die in denselben oft in zu großer Menge enthaltenen Schlackentheile einer
                                 										vollkommenen Schweißung entgegenwirken – beim Ansäuern polirter
                                 										Profilflächen ist sehr häufig eine Trennung der verschiedenen Lamellen durch
                                 										dazwischen gelagerte Schlacke zu erkennen –: so ist eine solche
                                 										Verbindung zweier Eisensorten von verschiedener Dichtigkeit und Zusammensetzung
                                 										mit noch größerem Nachtheil verbunden, indem die Schweißbarkeit beider Sorten
                                 										nicht übereinstimmend ist. Im Allgemeinen schweißt fadiges Eisen schwerer und
                                 										bei höherer Temperatur als körniges, und die Schweißbarkeit des Eisens Nr. 1
                                 										tritt gewöhnlich früher ein als die des Eisens Nr. 2 und noch bedeutend früher
                                 										als die vom Eisen Nr. 3 oder Nr. 4.
                              In Bezug auf Erzeugung von Quantität sind nun
                                 										allerdings die Packete die besten, welche im Innern ein Eisen enthalten, das bei
                                 										niedriger Temperatur geschweißt werden kann, und dessen Außenseite einen höhern
                                 										Hitzgrad erfordert, da bei gleichem Eisen das Aeußere geschmolzen und verbrannt
                                 										seyn wird, ehe das Innere des Packets zur Schweißhitze gekommen ist; aber sehr
                                 										häufig ist die Schweißbarkeit der angewandten Eisensorten zu verschieden,
                                 										vorzüglich bei Anwendung von Eisen Nr. 4, den zu Platinen ausgewalzten rauhen SchienendenSchienenenden, und dabei ist es sehr schwer, stets den richtigen Zeitpunkt zu treffen,
                                 										bei dem eine Vereinigung beider möglich ist. Durch diese Combination geschieht
                                 										dann das häufige Abtrennen der Deckplatte vom Kerne nach längerem oder kürzerem
                                 										Gebrauche der Schiene, und dieses ist der größere Nachtheil, auf den vorhin
                                 										hingewiesen wurde. Natürlich schließt diese Combination auch die vorgeschriebene
                                 											Homogenität aus.
                              Durch Anwendung von hohen Packeten, welche durchweg doppelte Schweißung einschließt, sollte nun allerdings ein besseres
                                 										Resultat erzielt werden, als die niedrigen stets nur einmal geschweißten Packete ergeben können, doch die Erfahrung ergibt
                                 										leider, daß auch durch die zweifache Schweißung dem Uebelstande, welchen die
                                 										Verbindung von zwei Eisensorten begründet, nicht abgeholfen wird, und somit
                                 										werden wir von Neuem auf die schon ausgesprochene Ansicht zurückgeführt:
                              
                                 „nur eine Eisensorte für Bildung der
                                    											Packete zu verwenden.“
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
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