| Titel: | Die Taucherglocke von H. B. Sears in New-York. | 
| Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. L., S. 187 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        L.
                        Die Taucherglocke von H. B. Sears in New-York.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, 1853, Nr.
                              								1565.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									III.
                        Sears' Taucherglocke.
                        
                     
                        
                           Durch diese Erfindung wird die Taucherglocke weit brauchbarer zu jeder Benutzung,
                              									besonders zu Wasserbauten und länger als gewöhnlich dauernden Untersuchungen unter
                              									dem Wasser. Die Vorzüge dieser Taucherglocke bestehen: 1) in einer neuen Methode um
                              									Luft und Wasser in die Glocken zu leiten; 2) in dem Verfahren zur Unterhaltung eines
                              									gleichen Drucks in und außerhalb der Glocke, so daß man leichte und verhältnißmäßig
                              									schwache Materialien zur Construction des Apparats anwenden kann. Da der Arbeiter es
                              									ganz in seiner Gewalt hat, die specifische Schwere der Taucherkammer zu adjustiren,
                              									so kann er aufwärts oder in die Tiefe gehen, oder in horizontaler Richtung weiter
                              									fortschwimmen, ohne daß er dazu einer äußeren Hülfe bedarf.
                           Die Taucherglocke A, Fig. 19 und 20, hat die
                              									Form zweier abgestumpften Kegel, die mit ihren Basen zusammenstoßen. Oben ist in der
                              									Glocke eine Oeffnung, durch welche der Taucher eintritt; diese Oeffnung hat einen
                              									luftdicht schließenden Deckel, der von innen verschlossen werden kann, wie bei a, Fig. 20, zu sehen ist.
                              									Der Boden hat ebenfalls eine Oeffnung mit einem Deckel, wie man bei b sieht. Rings um die Kante läuft ein Rand, von dem man
                              									einen Theil bei c sieht; der übrige Theil ist
                              									weggebrochen, um die Darstellung anderer Theile zu gestatten. Auf diesen Rand legt
                              									man die aus dem Wasser aufgenommenen Gegenstände. Bei d
                              									bemerkt man eine Reihe von Behältern, welche rings an den Seiten der Glocke
                              									vertheilt sind; sie sind die Luft- und Wasser-Reservoirs, mittelst
                              									denen die specifische Schwere der Glocke regulirt wird. Jeder solche Behälter ist
                              									mit dem andern durch zwei Reihen von Röhren verbunden, wovon sich die eine e oben, die andere f unten
                              									befindet. Die obere Röhre liefert Luft und die untere Wasser. Die Speisung mit Luft
                              									geschieht von einem Behälter aus (der auf einem Boote mitgeführt wird), vermittelst
                              									einer elastischen Röhre, welche von ihm bis zur Taucherglocke reicht. Indem das
                              									Luftreservoir B, Fig. 19, die Behälter d ganz oder theilweise mit Luft oder mit Wasser füllt,
                              									wird die Schwimmbarkeit der Taucherglocke A regulirt;
                              										g ist das Ende einer Röhre, mit welcher die biegsame, vom Reservoir
                              										B ausgehende Luftröhre außerhalb der Glocke
                              									verbunden ist, während sie innerhalb derselben mittelst eines Armes, der einen Hahn
                              										d' hat, mit einem der Behälter d communicirt. Die Hauptröhre geht bis zum Boden nieder
                              									und entleert sich durch einen andern Hahn in die große Kammer A. Eine andere Entleerung in diesen Raum A
                              									erfolgt mittelst eines andern Hahns, der in der Nähe des Deckels bei g' angebracht ist. Bei h
                              									befindet sich eine Röhre, um Luft aus dem Behälter d
                              									auszulassen; diese Röhre ist mit einem Hahn versehen und außerdem mit einem
                              									gewöhnlichen Klappenventil, welches sich nach außen öffnet. Bei i befindet sich eine Röhre, um das Wasser aus den
                              									Behältern nach außen abzulassen und auch durch den Boden fortzuschaffen; sie ist
                              									nämlich mit einem sich nach auswärts öffnenden Ventile versehen. Ebenso kann auch
                              									Luft durch besondere Röhren in die Behälter und aus denselben gelassen werden; dieß
                              									ist bisweilen nöthig um das Gleichgewicht der Taucherglocke herzustellen.
                           Die Glocke ist auch mit einer Vorrichtung zum Ankern auf dem Boden versehen, um sie
                              									entweder an einem Platz festhalten oder ihre Stellung verändern zu können. Dieser
                              									Anker von gewöhnlicher Construction ist mit einem Seil k
                              									verbunden, welches über eine Rolle k' läuft und dessen
                              									Ende durch eine Oeffnung in dem Boden der Glocke geht, worin es auf einer Spille
                              									aufgewunden werden kann. Die Rolle k' ist an einer Kette
                              									ohne Ende befestigt, welche über zwei Rollen läuft, von denen die eine in der Nähe
                              									des Bodens und die andere in der Nähe der Mitte der Glocke angebracht ist, wie Fig. 19 zeigt.
                              									Die obere Rolle ist an einer Welle befestigt, welche durch die Seitenwand der Glocke
                              									geht, und endigt in eine Kurbel, womit sie gedreht werden kann. Diese von dem Innern
                              									der Glocke ausgehende Bewegung veranlaßt einen Auf- und Niedergang der Rolle
                              										k', wodurch ihr Winkel in Beziehung zum Anker
                              									verändert wird.
                           Die verschiedenen Stellungen, welche auf diese Weise der Rolle oder dem Kloben k' gegeben werden können, gestatten die Kraft zu
                              									reguliren, mit welcher die Taucherglocke auf dem Boden festgehalten wird; denn wenn
                              									das Seil in die Höhe geht, so kann es die Glocke nicht füglich auf dem Boden
                              									zurückhalten, und wenn dagegen der Kloben k' gehoben
                              									wird, so wird der Anker die Glocke weit wirksamer auf dem Boden zurückhalten. Bei
                              										l befindet sich eine Ruderschraube, die an einer
                              									Welle befestigt ist, welche durch die Wand von A geht,
                              									worin sie mit einer Kurbel versehen ist, damit man sie in drehende Bewegung setzen
                              									kann. Die Büchse, welche die Welle umschließt, ist nach dem Princip der Kugelgelenke
                              									eingerichtet; man kann auf diese Weise der Welle jede Richtung geben, um durch sie
                              									die Taucherglocke innerhalb eines gewissen Bogens in verschiedenen Richtungen
                              									fortzutreiben, wobei der Anker den Mittelpunkt der Bewegung bildet.
                           Die biegsame Luftröhre ist mit C bezeichnet. Sie hat eine
                              									solche Einrichtung, daß sie ohne Unterbrechung des Luftdurchganges auf- und
                              									abgewickelt werden kann, wozu sie mit einer hohlen Walze m in Verbindung steht. Das äußere Ende dieser Walze ist nämlich mit einem
                              									Haspel versehen und verschlossen, während das andere durch eine Stopfbüchse bei m' in den Luftbehälter B
                              									tritt; die Luft gelangt also aus diesem Behälter in die Welle, dann in das auf
                              									dieser befestigte Ende der aufgewickelten Röhre und aus dieser in die Taucherglocke
                              										A, so daß nicht mehr von der Röhre im Wasser
                              									befindlich zu seyn braucht als erforderlich ist um die Taucherglocke zu erreichen.
                              									Der Luftbehälter B muß aus einem Material bestehen,
                              									welches einen starken Druck aushalten kann.
                           Die Behandlung des Apparates ist folgende: – Die auf der Oberfläche des
                              									Wassers schwimmende Taucherglocke wird so vor Anker gelegt, daß sie gerade über dem
                              									Wrack oder dem auf dem Grunde des Wassers zu untersuchenden Gegenstand befindlich
                              									ist. Der Luftbehälter B wird dann mittelst einer
                              									Luftpumpe mit so viel Luft angefüllt, als hineingepumpt werden kann, und die
                              									biegsame Röhre C bei y mit
                              										A verbunden. Die Arbeiter steigen nun mit den
                              									erforderlichen Werkzeugen in die Glocke und verschließen deren Deckel luft-
                              									und wasserdicht. Die Behälter d enthalten anfänglich nur
                              									Luft von atmosphärischem Druck. Es wird alsdann der Hahn bei h geöffnet und ebenso der Hahn bei f. Durch
                              									den letzteren tritt Wasser in die Behälter und treibt die Luft heraus, wodurch die
                              									Glocke um so viel schwerer wird, daß sie sinkt. Während die Glocke sinkt, wird der
                              									Hahn g' so weit geöffnet, daß eine hinlängliche
                              									Luftmenge aus dem Behälter B eintritt, um das Athmen zu
                              									gestatten, und auch dem Druck des Wassers außerhalb das Gegengemicht zu halten; zur
                              									Bestimmung dieses Drucks werden die geeigneten Instrumente angewendet. Die
                              									specifische Schwere des Taucherschiffs kann für jede Tiefe, die es erreichen soll,
                              									dadurch regulirt werden, daß man das Wasser und die Luft in den Behältern d in das erforderliche Verhältniß zu einander bringt,
                              									und es läßt sich daher die Glocke in jeder Tiefe schwebend erhalten. Auf diese Weise
                              									bewerkstelligt man das Aufsteigen und den Niedergang derselben, während die
                              									horizontalen Bewegungen durch den Anker und das Ruderrad bewirkt werden.
                           Liegt der Apparat in einer Strömung, so kann man ihn mittelst des Seiles k in derselben fort bewegen, indem man dasselbe
                              									auf- und abwindet, während die Seitenbewegungen mittelst des Ruderrades bewirkt werden. Sobald die
                              									Taucherglocke über dem Ort ihrer beabsichtigten Anwendung angekommen ist, wird der
                              									Deckel von der Oeffnung b abgenommen, worauf das Wasser
                              									durch den innerhalb stattfindenden Druck der Luft zurückgehalten wird, und die
                              									Arbeiter können alsdann ihre Operationen beginnen. Licht wird durch dicke
                              									Glasplatten oder Ochsenaugen am Obertheil und an den Seiten der Glocke eingelassen.
                              									Ihre Schwimmfähigkeit soll der Art seyn, daß, wenn man aus den Behältern d das Wasser auslaufen und dafür Luft in dieselben
                              									einströmen läßt, die Glocke A mit der Belastung von
                              									solchen Sachen in die Höhe steigt, welche vom Boden aufgenommen worden sind. Will
                              									man auf die Oberfläche steigen, so wird das Wasser aus den Behältern d durch den Druck der verdichteten Luft im Behälter B ausgetrieben; man läßt nämlich die Luft oben bei d zu, während das Wasser durch die am Boden befindlichen
                              									Röhren f ausströmt, welche mittelst eines Hahns f', Fig. 19, nach Außen
                              									communiciren.
                           Was nun die Seile betrifft, so wurde zwar nur die Anwendung von einem beschrieben,
                              									obgleich mehrere gebraucht werden können; dieselben gehen zu Ankern, welche unter
                              									verschiedenen Winkeln angebracht sind, und indem man an diesen Seilen in den
                              									erforderlichen Richtungen zieht, kann das Taucherschiff also leicht gelenkt werden.
                              									Man beabsichtigt mit dieser Taucherglocke eine zweite Glocke zu verbinden, welche
                              									unter der untern Oeffnung angebracht ist, mehrere Abtheilungen enthält, und als ein
                              									beweglicher Kofferdamm wirkt. Eine solche Einrichtung sieht man in Fig. 21, welche die
                              									Bodenöffnung der Taucherglocke zeigt. n, n sind zwei
                              									Metallplatten, die einen bedeutenden Druck auszuhalten vermögen und parallel zu
                              									einander angebracht sind. o, o sind andere Platten,
                              									welche gegen Ränder der ersteren treten, so daß ein oben und unten offener Kasten
                              									gebildet wird. Wenn das Taucherschiff diesen Anhang hat und Arbeiten mit demselben
                              									ausgeführt werden sollen, so wird das Ganze mit einander gesenkt, und die untern
                              									Kanten des Kofferkastens werden in den Sand am Boden hinabgedrückt, entweder durch
                              									ihr eigenes Gewicht oder mittelst Anwendung einer anderen Kraft. Der innere, von nn, oo begränzte
                              									Raum kann nun ausgegraben werden, um darin irgend einen Bau auszuführen, oder
                              									Röhren, Telegraphendrähte etc. zu legen. Die Taucherglocke wird alsdann gehoben und
                              									der Kofferdamm auf die nächste Stelle vorgerückt. Beim Legen von Röhren oder
                              									Telegraphendraht, um sie unter die Linie der Anker in Flüssen u.s.w. zu bringen,
                              									nimmt man die Endstücke o weg, nachdem jene auf den
                              									Boden der Vertiefung gelegt sind, und läßt die Seitenwände einfallen, worauf der Sand oder
                              									Schlamm über die Röhren oder den Draht weggeht und die Vertiefung ausfüllt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
