| Titel: | Ueber die Röstung der Eisenerze mit Anwendung von Wasserdämpfen. | 
| Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. LIV., S. 212 | 
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                        LIV.
                        Ueber die Röstung der Eisenerze mit Anwendung von
                           								Wasserdämpfen.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									III.
                        Ueber die Röstung der Eisenerze mit Anwendung von
                           								Wasserdämpfen.
                        
                     
                        
                           Eine sehr wesentliche Verbesserung beim Rösten der Eisenerze besteht in der Anwendung
                              									von Wasserdämpfen. Es ist bekannt, welchen vortheilhaften Einfluß die bis zu einer
                              									gewissen Menge angewendeten Wasserdämpfe auf den Hohofenproceß ausüben, indem sie
                              									den Schwefelgehalt des Roheisens beträchtlich vermindern. Eine ähnliche Wirkung
                              									haben die Wasserdämpfe, wenn man sich ihrer bei der Röstung schwefelkieshaltiger
                              									oder mit anderen Schwefelmetallen verunreinigter Erze bedient. Im Jahr 1843 wurden
                              									in Russisch-Finnland auf dem Eisenwerke Dals-Bruck, nach dem
                              									Vorschlage v. Nordenskjöld's (Oberintendanten des
                              									finnländischen Bergwesens), mehrere Versuche ausgeführt, schwefelkieshaltige
                              									Magneteisensteine mit Beihülfe von Wasserdämpfen zu rösten. Die Röstung geschah in
                              									gewöhnlichen, daselbst gebräuchlichen Rumford'schen Oefen
                              									(mit Flammenfeuerung). Bei dieser Röstung wurde der beigemengte Schwefelkies
                              									vollkommen zersetzt, und nach Verschmelzung der Erze im Hohofen und Verfrischung des
                              									erhaltenen Roheisens erhielt man ein vortreffliches Stabeisen, welches nicht eine
                              									Spur Rothbruch zeigte. Seit dieser Zeit bedient man sich sowohl in Finnland wie auch
                              									am Ural des Dampfröstens der Eisenerze und wendet dabei zur Feuerung entweder Holz
                              									oder Hohofengase an. Im Jahr 1845 verbesserte v. Nordenskjöld die Construction der Röstöfen, indem er denselben eine ganz
                              									ähnliche Einrichtung gab, wie die schwedischen und norwegischen Flammröstöfen
                              									besitzen.
                           Fig. 14 und
                              										15 auf
                              									Tab. III zeigen einen solchen Röstofen in zwei Verticaldurchschnitten, die auf
                              									einander senkrecht stehen. In Fig. 15 ist nur der
                              									untere Theil des Ofens dargestellt. a der Schachtraum,
                              									welcher mit Eisenerzstücken ausgefüllt wird. Der obere Theil desselben ist, wie aus
                              									der Figur erhellt, abgestumpft conisch, und der untere hat eine cylindrische
                              									Gestalt. Die Schachtwände bestehen aus hinreichend feuerfesten Bruchsteinen. d der in horizontaler Richtung durch den Ofen laufende
                              									Feuerungsraum. Den Boden desselben bildet der Rost, auf welchen das Brennmaterial
                              									(Holz) gelegt wird, und durch dessen Zwischenräume die Asche in den Aschenfall e fällt. Als Bedachung des Feuerungsraumes dienen
                              									mehrere dicht an einander gelegte massive Gußeisenstücke c, wegen ihrer (nach oben in eine Kante auslaufenden) Gestalt
                              										„Schweinerücken“ (Griseryg)
                              									genannt. Diese Gußeisenstücke ruhen aber nicht unmittelbar auf den gemauerten
                              									Seitenwänden des Feuerungsraumes, sondern auf kleineren Eisenstücken, die, wie die
                              									Figur zeigt, Zwischenräume lassen, durch welche die Flamme des Brennmaterials in den
                              									Schachtraum gelangt. b, b zwei einander gegenüber
                              									liegende Oeffnungen, aus denen das gut geröstete Erz, indem man es auf den schief
                              									liegenden eisernen Platten g, g mittelst einfacher
                              									Geräthschaften leicht zum Gleiten bringt, aus dem Ofen gezogen wird. Das auf solche
                              									Weise entfernte geröstete Erz wird durch ungeröstetes ersetzt, welches man oben in
                              									den Schachtraum füllt. Der Aschenfall ist mit zwei einander gegenüberliegenden
                              									Zugöffnungen o, o versehen, die sowohl zum Eintritt der
                              									zum Verbrennen des Brennmaterials nöthigen Luft, als zum Ausziehen der zu sehr
                              									angehäuften Asche dienen. Der Feuerungsraum steht mit einer Schüröffnung p in Verbindung, die mit einer eisernen Thüre versehen
                              									ist. Zuweilen sind zwei einander gegenüberliegende Schüröffnungen vorhanden. Zum
                              									Rösten mit Wasserdampf läuft nun auf dem Schweinerücken c ein eisernes Dampfrohr r hin, welches an
                              									zwei einander gegenüberliegenden Seiten mit je acht kleinen Oeffnungen versehen ist,
                              									durch welche der in einem Dampfkessel erzeugte und von da in das Rohr r geleitete Dampf in den Ofen tritt, und sich hier mit
                              									dem aufwärtssteigenden Strome der Ofengase mengt. Das Dampfrohr r wird durch das darüber angebrachte spitze gußeiserne
                              									Dach s geschützt. Die ganze Feuerungsvorrichtung, deren
                              									dossirte Seitenwände noch mit den eisernen Platten f, f
                              									versehen sind, hat eine Gestalt, welche das Ausziehen des gerösteten Erzes sehr
                              									begünstigt und das Mauerwerk vor Beschädigungen schützt.
                           Um die günstigste Wirkung der Wasserdämpfe auf das in der Röstung befindliche
                              									Eisenerz zu erreichen, ist ein gleichzeitiger Luftzutritt durchaus erforderlich.
                              									Schwefeleisen und Wasserdämpfe zerlegen einander zu Eisenoxydul und
                              									Schwefelwasserstoff. Würde letzteres in den oberen Theil des Schmelzofens gelangen,
                              									so würde es hier jedenfalls theilweise zerlegt werden und eine neue Portion
                              									Schwefeleisen bilden, was die möglichst vollständige Entschwefelung des Erzes nichts
                              									weniger als begünstigen könnte. Findet dagegen ein hinreichender Luftzutritt statt,
                              									so verbrennt der gebildete Schwefelwasserstoff sogleich zu schwefliger Säure, welche
                              									bei ihrem Aufsteigen durch das Erz von keinem schädlichen Einfluß ist.
                           Bei einer Vergleichung der verschiedenen Röstmethoden hinsichtlich ihrer nützlichen
                              									Leistungen hat man sowohl auf den dabei stattfindenden 
                              									Brennmaterialverbrauch, als auf den erreichten Grad der Oxydation Rücksicht zu nehmen. In Bezug auf
                              									Brennmaterialverbrauch ist die Röstung in freien Haufen die am wenigsten
                              									vortheilhafte; etwas günstiger stellt sich das Verhältniß bei der Stadelröstung, am
                              									günstigsten aber bei der Ofenröstung. Nach af Uhr verhält
                              									sich das zur Haufenröstung nöthige Quantum des Brennmaterials zu dem bei der
                              									Ofenröstung erforderlichen, unter sonst gleichen Umständen, etwa wie 17: 11. Bei den
                              									Flammröstöfen dürfte verhältnißmäßig etwas mehr Brennmaterial verbraucht werden, als
                              									bei den Oefen, in welchen Brennmaterial und Erz mit einander gemengt (geschichtet)
                              									angewendet werden. In Betreff des zweiten Punktes aber, nämlich der zur Zerlegung
                              									der Schwefelmetalle unerläßlichen oxydirenden Wirkung des
                              									Röstprocesses, ergeben sich die letztgenannten Oefen offenbar als die
                              									mangelhaftesten Vorrichtungen, welche selbst den freien Haufen und Stadeln
                              									nachstehen; denn der in diesen Oefen aufsteigende heiße Gasstrom wird eher von
                              									reducirender, als von oxydirender Wirkung seyn. Folglich stellen sich als die im Ganzen vortheilhaftesten Vorrichtungen zur Röstung der
                              									Eisenerze die Flammröstöfen, und unter diesen wieder die
                              									mit Anwendung von Wasserdämpfen betriebenen, heraus. (Scheerer's Metallurgie, Bd. I S. 75, und Bd. II S.
                                 									77.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
