| Titel: | Taschenuhr ohne Schlüssel, von Hrn. Bissen zu Paris. | 
| Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. LXVIII., S. 262 | 
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                        LXVIII.
                        Taschenuhr ohne Schlüssel, von Hrn. Bissen zu Paris.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, Novbr. 1853, S.
                              									268.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Bissen's Taschenuhr ohne Schlüssel.
                        
                     
                        
                           Es wäre offenbar sehr vortheilhaft, den Schlüssel entbehren zu können, womit man die
                              									Taschenuhren aufzieht und richtet. In der That ist dieses nothwendige Zugehör eine
                              									Ursache häufiger Reparaturen. Abgesehen von der großen Unbequemlichkeit, den
                              									Schlüssel gesondert von der Uhr führen zu müssen, ist auch der Gang der Uhr weniger
                              									sicher und ihre Bewegung conservirt sich minder leicht. Der Zapfen zum Aufziehen und
                              									derjenige der Zeiger sind die am meisten leidenden Theile, da der Schlüssel beim
                              									Aufdrücken auf dieselben in etwas schiefer Richtung, sie beschädigt: der erstere
                              									verliert bald seine Kanten und quadratischen Flächen und zerbricht auch häufig,
                              									während der Zeigerzapfen sich nach und nach ebenfalls abnutzt. Ein anderer Nachtheil
                              									entsteht aus dem Vorhandenseyn der zwei Löcher, durch welche man den Schlüssel
                              									einführt, indem durch sie nothwendig Staub in das Innere des Werks gelangen muß.
                           Zur Vermeidung dieser Nachtheile hat man verschiedene, mehr oder minder complicirte
                              									und theure Einrichtungen vorgeschlagen. Der von Hrn. Bissen erfundene Mechanismus ist dagegen sehr einfach und wohlfeil. Die
                              									Kapseln und Gehäuse der dünnen Taschenuhren dürfen nothwendig keine bedeutende
                              									Stärke haben, und man darf daher auch keinen bedeutenden Druck auf dieselben
                              									ausüben, weil sie sonst nachgeben und beschädigt würden. Mit den Abänderungen,
                              									welche der Erfinder bei diesen Uhren angebracht hat, können die Brücken so hoch liegen, daß die
                              									gehenden Theile gehörig geschützt sind.
                           Fig. 22 zeigt
                              									den Mechanismus zum Aufziehen der Uhr. A ist die Brücke
                              									des Federhauses; B ein Sperrrad, unter dieser Brücke
                              									angebracht; C ein Zahnsector, der als Sperrkegel wirkt;
                              										D eine Feder, welche den Zahnsector in der
                              									Verzahnung des Sperrrades B zurückhält. Eine Stahlplatte
                              										E ist in dem Gehäuse angebracht und wird durch ein
                              									krummes Blatt G außerhalb festgehalten; F ist ein an diesem Blatt G
                              									befestigter Knopf.
                           Indem man nun dem Knopf F eine hin- und hergehende
                              									Bewegung ertheilt, dreht der Zahnsector C, welcher
                              									dieselbe Bewegung erhält, das Sperrrad B, und es wird
                              									auf diese Weise die Uhr aufgezogen. Diese Bewegung ist sehr einfach, macht den
                              									Mechanismus nicht zusammengesetzter und erfüllt den beabsichtigten Zweck so gut als
                              									möglich. – Der Erfinder schlägt auch vor, den Zahnsector direct mit einer
                              									kleinen Stange zu verbinden, welche man nur zu ziehen oder zu stoßen braucht; man
                              									würde in diesem Fall statt der Kreisbewegung eine geradlinige wiederkehrende
                              									Bewegung anwenden.
                           Fig. 23 zeigt
                              									den Mechanismus zum Stellen der Uhr auf die richtige Stunde. M ist ein Zeigerzapfen, wie er bei allen Uhren vorhanden ist; L das Minuten- oder ein Zwischenrad, je nachdem
                              									man unmittelbar oder mittelbar auf die Zeiger einwirken will. K bezeichnet ein Getriebe, welches mit dem Rade L in Eingriff steht; l eine kleine Brücke,
                              									welche das Getriebe umfaßt; H ist die Spindel des
                              									Getriebes, welche sich in einen Knopf endigt, und F eine
                              									Feder, welche dazu dient das Getriebe festzuhalten, es mag angezogen oder
                              									vorgeschoben worden seyn.
                           Die Abbildung zeigt den Mechanismus in der Stellung, wo man sich seiner bedienen
                              									kann. Das Ende der Feder, welches gegen den Träger N
                              									drückt, hindert das Getriebe aus seiner Lage zu kommen. Man braucht nur den Knopf in
                              									der einen oder der anderen Richtung zu drehen, um die Zeiger vor- oder
                              									zurückzustellen. Das Getriebe dreht sich und das Rad L,
                              									welches seinerseits den Zeigerzapfen M dreht. Zu dem
                              									Ende ist das Rad L gezahnt wie ein Stirnrad oder wie ein
                              									Kronrad; in diesem Fall ist die Verzahnung nach aufwärts gerichtet, so daß es unten
                              									in das Rad M und oben in das Getriebe K greift.
                           Will man die Zeiger nicht berühren, so drückt man gegen den Knopf; das Getriebe senkt
                              									sich und verläßt die Zähne, die Feder drückt auf den oberen Theil des Trägers N, damit er nicht aufwärts gehen kann, und das Rad L ist gänzlich frei.
                           
                           Die Knöpfe zum Aufziehen und zum Stellen liegen zu beiden Seiten des Uhrhenkels.
                           
                        
                     
                  
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