| Titel: | Ueber den Einfluß des Wismuths auf die Dehnbarkeit des Kupfers; von Hrn. Levol. | 
| Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. LXXIII., S. 268 | 
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                        LXXIII.
                        Ueber den Einfluß des Wismuths auf die
                           								Dehnbarkeit des Kupfers; von Hrn. Levol.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 										d'Encouragement, Decbr. 1853, S. 746.
                        Levol, über den Einfluß des Wismuths auf die Dehnbarkeit des
                           								Kupfers.
                        
                     
                        
                           In der letzten Zeit erhielt man aus Australien ein Schwarzkupfer in Zainen, welches
                              									auffallende physische Eigenschaften zeigt; obgleich von sehr hohem Gehalt, besitzt
                              									dieses Kupfer die röthlichgraue Farbe der Bronze; es hat nur sehr wenig Dehnbarkeit,
                              									und sein Bruch ist lose und krystallinisch, so daß man auf den ersten Anblick
                              									glauben sollte, ein in hohem Grade gahr gemachtes Kupfer vor sich zu haben. Dieses
                              									Schwarzkupfer besitzt übrigens die Eigenthümlichkeit, daß die allgemein
                              									gebräuchliche Methode des Gahrmachens für dasselbe unzureichend zu seyn scheint;
                              									denn wenn man es darnach mit großer Sorgfalt behandelt, so liefert es ein Product
                              									von wenig genügendem Ansehen, welches hinsichtlich der Dehnbarkeit die schlechten
                              									Eigenschaften des angewandten Schwarzkupfers theilt.
                           Ein geschickter Fabrikant übergab mir Proben von solchem australischem Kupfer und
                              									auch von dem damit auf seiner Hütte erhaltenen Gahrkupfer, mit dem Ersuchen durch
                              									die chemische Analyse die fremdartigen Bestandtheile zu ermitteln, welche dessen
                              									Eigenschaften auf so nachtheilige und bleibende Weise verändern. Ich fand für das
                              									Schwarzkupfer folgende Zusammensetzung in 100 Theilen:
                           
                              
                                 Kupfer
                                 
                                   99,4000
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 
                                     0,3140
                                 
                              
                                 Wismuth
                                 
                                     0,1440
                                 
                              
                                 Silber
                                 
                                     0,1000
                                 
                              
                                 Gold
                                 
                                     0,0008
                                 
                              
                                 ZinnAntimon
                                 
                                    
                                    
                                     Spuren
                                 
                              
                                 Verlust
                                 
                                     0,0411
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100
                                 
                              
                           
                           Man vermuthete, daß dieses Schwarzkupfer viel Eisen enthält; ich fand darin keine
                              									Spur.
                           Nach dem Gahrmachen gab das Kupfer von Australien bei der Analyse folgende
                              									Resultate:
                           
                              
                                 Kupfer
                                 
                                   99,4800
                                 
                              
                                 Blei
                                 
                                     0,3620
                                 
                              
                                 Silber
                                 
                                     0,1000
                                 
                              
                                 Wismuth
                                 
                                     0,0480
                                 
                              
                                 Gold
                                 
                                     0,0008
                                 
                              
                                 AntimonZinnArsenik
                                 
                                    
                                    
                                     Spuren
                                 
                              
                                 Verlust
                                 
                                     0,0089
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100
                                 
                              
                           Das Blei und die Spuren von Arsenik rühren ohne Zweifel von dem zum Gahrmachen
                              									zugesetzten Blei her, weil das Schwarzkupfer solche nicht enthielt.
                           Der Schwefel war beim Gahrmachen gänzlich verschwunden, und man weiß aus Erfahrung,
                              									daß so schwache Spuren von Antimon, Zinn und Arsenik als beim Gahrmachen
                              									zurückblieben, nebst dem Gold, Silber und der kleinen Menge Blei, welche durch diese
                              									Operation hineingekommen waren, die fehlende Dehnbarkeit des Kupfers keineswegs
                              									erklären; es bleibt daher nur das Wismuth übrig, von dem etwa 1/3 der Oxydation
                              									widerstanden hatte und welches sich gewiß mittelst eines Gahrmachens ohne Zusatz von
                              									Blei leichter ausscheiden ließe.
                           Um die Resultate meiner Analysen zu bestätigen, stellte ich mit aller Sorgfalt zwei
                              									Legirungen von Kupfer und Wismuth dar, die erste mit 1/100, die andere mit 1/1000
                              									Wismuth. Beide Legirungen haben eine krystallinische Textur; die erste besitzt eine
                              									deutliche graue Farbe und reißt unter dem Hammer; wenn man sie bei abgeschlossener
                              									Luft stark erhitzt, so sickern Wismuthkügelchen aus; die zweite Legirung, obgleich
                              									wie die andere mit Anwendung von sehr feinem Kupferdraht dargestellt, zeigt nur eine
                              									schwache Dehnbarkeit.
                           Es ist merkwürdig, daß das Wismuth, dessen chemische Eigenschaften denjenigen des
                              									Bleies ziemlich analog sind, beim Legiren mit dem Kupfer einen so sehr verschiedenen
                              									Einfluß zeigt; man muß in der Folge das käufliche Kupfer auf einen Wismuthgehalt
                              									untersuchen, um zu erfahren, ob durch einen solchen die nachtheiligen mechanischen
                              									oder chemischen Wirkungen veranlaßt werden, welche so oft das Kupfer vom schönsten
                              									Ansehen hervorbringt,
                              									man mag es direct als Rothkupfer verwenden oder zur Darstellung von Messing und
                              									anderen Legirungen benutzen.