| Titel: | Ueber Photographie auf Papier. | 
| Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. XCVIII., S. 353 | 
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                        XCVIII.
                        Ueber Photographie auf Papier.
                        Nach dem Cosmos, Revue encyclopédique, Februar 1854,
                              									S. 148.
                        Ueber Photographie auf Papier.
                        
                     
                        
                           I. Vorschriften von
                              									Dr. Fau.
                           Von Dr. Fau erschien ein
                              									kleines Buch unter dem Titel: Douze leçons de
                                 										Photographie, welches zwar nichts Neues enthält, worin aber die letzten
                              									Fortschritte in der Photographie berücksichtigt sind.
                           1. Negative Bilder auf trocknem Papier (Wachspapier). – Das beste Papier ist dasjenige der
                              									Gebrüder de Canson; man muß es Blatt für Blatt auswählen, es selbst mit Wachs
                              									tränken und von dem überflüssigen Wachs wieder befreien.Man s. Crookes' Verfahren Lichtbilder auf
                                    											Wachspapier darzustellen, im polytechn. Journal, 1853, Bd. CXXX S. 201.
                              								
                           2. Jodiren des Papiers. – Das Jodiren geschieht in
                              									folgendem Bad:
                           
                              
                                 destillirtes
                                    											Wasser    
                                 250 Gramme
                                 
                              
                                 Jodammonium
                                   10    
                                    											–
                                 
                              
                                 weißer Honig
                                 ein Kaffeelöffel voll.
                                 
                              
                           3. Empfindlichmachen des jodirten Papiers; Exposition in
                                 										der
                              									camera obscura. – Das Bad zum Empfindlichmachen
                              									wird folgendermaßen bereitet: man löst 18 Gramme salpetersaures Silber in 125
                              									Grammen destillirtem Wasser auf; andererseits löst man 9 Gramme salpetersaures Zink
                              									in 125 Grammen destillirtem Wasser auf; man vermischt beide Auflösungen und setzt 9
                              									Gramme krystallisirte Essigsäure zu.
                           4. Hervorbringen des Bildes und Fixiren desselben.
                              									– Das Bad zum Entwickeln des Bildes ist eine Auflösung von 3 Grammen
                              									Gallussäure in 1000 Grammen destillirtem Wasser. Das Fixirbad besteht aus 15 Grammen
                              									unterschwefligsaurem Natron, in 100 Grammen Wasser aufgelöst. Der Verfasser
                              									empfiehlt insbesondere, daß man das Bild nicht zu rasch zum Vorschein ein zu bringen
                              									suchen soll, denn wenn man sich beeilt, so erhält man schmutzige und undurchsichtige
                              									Bilder.
                           5. Negative Bilder auf feuchtem (nicht gewichstem) Papier; Jodiren und
                                 										Empfindlichmachen des Papiers. – Das Bad zum Jodiren besteht
                              									aus:
                           
                              
                                 destillirtem
                                    											Wasser    
                                 250 Grammen
                                 
                              
                                 Jodammonium
                                   10      –
                                 
                              
                                 weißem Honig
                                 drei Kaffeelöffel voll.
                                 
                              
                           Das Bad zum Empfindlichmachen besteht aus:
                           
                              
                                 destillirtem Wasser
                                 250 Grammen
                                 
                              
                                 salpetersaurem
                                    											Silber    
                                   18      –
                                 
                              
                                 salpetersaurem Zink
                                     9      –
                                 
                              
                                 Essigsäure
                                     9      –
                                 
                              
                           6. Entwicklung, Fixiren und Wichsen des Bildes. –
                              									Das Bad zum Entwickeln besteht aus 1000 Grammen Wasser und 1 Gramm Gallussäure. Das
                              									Bad zum Fixiren besteht aus 100 Grammen destillirtem Wasser und 10 Grammen unterschwefligsaurem
                              									Natron. Um zu wichsen, überfährt man mit einem Stück Jungfernwachs die untere Fläche
                              									eines heißen Bügeleisens und führt dasselbe mehrmals über die Rückseite des Bildes;
                              									man entwichst zuerst zwischen zwei Blättern Fließpapier, dann zwischen zwei Blättern
                              									glatten Papiers.
                           7. Bereitung der Schießbaumwolle und des Collodium.
                              									– Die Schießbaumwolle bereitet Hr. Fau nach dem
                              									Verfahren des Hrn. Martin
                              									Mitgetheilt im polytechn. Journal, 1852, Bd. CXXV S. 120. von Versailles. – Um das einfache Collodium zu bereiten, löst man, so
                              									gut als möglich, 2 Gramme Schießbaumwolle in 120 Grammen reinem Schwefeläther auf,
                              									und setzt 60 Gramme Alkohol von 36° Baums (0,837 spec. Gew.) zu. – Um
                              									das Collodium welches Jodammonium enthält, zu bereiten, löst man 2 Gramme
                              									Jodammonium in 20 Grammen Alkohol von 36° Baumé auf, und setzt 180
                              									Grm. einfaches Collodium zu. (Die Bereitung des Collodium welches Jodsilber enthält,
                              									ist unten nach Hrn. Lyte angegeben.)
                           8. Verfahren die auf den gereinigten Glasplatten verbreitete
                                 										Collodiumschicht für das Licht empfindlich zu machen. – Das Bad zum
                              									Empfindlichmachen besteht aus 10 Grammen salpetersaurem Silber und 150 Grammen
                              									destillirtem Wasser.
                           9. Exposition in der camera
                                    										obscura, Entwicklung des Bildes, Verfahren dem Bild Kraft zu geben.
                              									– Um das Bild zum Vorschein zu bringen, läßt man ohne Unterbrechung eine
                              									Flüssigkeit darüber laufen, welche besteht aus:
                           
                              
                                 destillirtem Wasser
                                 300 Grammen
                                 
                              
                                 Eisenvitriol
                                   50      –
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 zehn Tropfen
                                 
                              
                                 Alkohol von 36''
                                    											Baumé    
                                     8 Grammen.
                                 
                              
                           Um dem Bild Kraft zu geben, taucht man die Glastafel in ein
                              									zweites Bad, welches man erhält, wenn man 10 Gramme salpetersaures Silber in 200
                              									Grammen destillirtem Wasser auflöst, dann 6 Tropfen Salpetersäure und 6 Gramme
                              									Alkohol zusetzt.
                           10. Fixiren der Bilder, Firniß für dieselben. – Das
                              									Bad zum Fixiren besteht aus 100 Gr. Wasser und 15 Gr. unterschwefligsaurem Natron.
                              									– Der Firniß für die negativen Bilder ist ein guter Gemäldefirniß; für die
                              									positiven Bilder empfiehlt Hr. Fau den Firniß mit
                              									Judenpech.
                           
                           11. Positive Bilder auf Papier, Vorbereitung desselben.
                              									– Für die positiven Bilder zieht Hr. Fau das
                              									sächsische Papier von kleinem Format vor; um es vorzubereiten, legt man es
                              									wechselsweise auf zwei Bäder; das erste Bad besteht aus 100 Gr. destillirtem Wasser
                              									und 10 Gr. Kochsalz; das andere Bad aus 100 Gr. destillirtem Wasser und 15 Gr.
                              									salpetersaurem Silber.
                           Das Bad zum Fixiren besteht aus 1000 Gr. Wasser und 100
                              									Gr. unterschwefligsaurem Natron.
                           Hr. Fau empfiehlt besonders die von Hrn. Charles Chevalier in Paris construirten Apparate.
                           
                        
                           II. Neue Verfahrungsarten des Hrn.
                                 										Lyte.
                           Dieselben sind nach den englischen und amerikanischen Zeitschriften folgende:
                           Hr. Lyte bereitet sein Collodium mit schwedischem
                              									Filtrirpapier, welches der Baumwolle weit vorzuziehen ist, weil man sicher ist damit
                              									eine vollkommen auflösliche Substanz zu erhalten, deren Eigenschaften nichts zu
                              									wünschen übrig lassen.
                           Erstes Verfahren. Empfindlichmachen des Collodium. Nachdem man ein klares und
                              									ziemlich dickes Collodium bereitet hat, nimmt man:
                           
                              
                                 rectificirten
                                    											Alkohol    
                                   1 Unze
                                 31     Gramme
                                 
                              
                                 Jodammonium
                                 45 Gran
                                   3          
                                    											„
                                 
                              
                                 Bromammonium
                                 12 Gran
                                   0,77      „
                                 
                              
                                 Salmiak
                                   1 Gran
                                   0,065    „
                                 
                              
                           In diese Mischung wird soviel frisch gefälltes Jodsilber
                              									eingetragen, als sie auflösen kann; ein schwacher Ueberschuß, welcher sich am Boden
                              									absetzen würde, verursacht keinen Nachtheil. Folgende Vorschrift ist ebenfalls,
                              									gut:
                           
                              
                                 rectificirten
                                    											Alkohol    
                                   1 Unze
                                 31      Gramme
                                 
                              
                                 Jodammonium
                                 50 Gran
                                   3,24    
                                    											„
                                 
                              
                                 Bromammonium
                                 12 Gran
                                   0,77    
                                    											„
                                 
                              
                                 Chlorsilber
                                   5 Gran
                                   0,32    
                                    											„
                                 
                              
                           Man nimmt anderthalb Drachmen (2 Gramme und 66 Centigr.) von dem ersten oder zweiten
                              									dieser empfindlichmachenden Präparate, und setzt jedem 1 Unze (31 Gramme) Collodium
                              									zu. Das so bereitete Collodium ist sehr rasch in seiner Wirkung, es gibt in einigen
                              									Secunden kräftige negative Bilder, und augenblicklich positive Bilder, welche man
                              									hernach mit einer Auflösung von Goldchlorid in Salmiak verstärken kann; auch liefert
                              									es sehr angenehme Halbtöne. Wenn man eine Landschaft aufnehmen will, ist es gut, das Verhältnis
                              									des Jodammoniums zu vergrößern, um dem Himmel eine vollkommene Undurchsichtigkeit zu
                              									geben; man erhält aber einen noch viel bessern Effect, wenn man obige Verhältnisse
                              									für das Collodium beibehält und auf der Rückseite der Glastafel Wolken mit Tusche
                              									malt; dieses Verfahren ist vorzuziehen, weil der Zusatz von Jodammonium die Halbtöne
                              									schwächt.
                           Zweites Verfahren. Entwicklung der Bilder. Man nimmt:
                           
                              
                                 destillirtes
                                    											Wasser    
                                 10 Unzen
                                 300      Gramme 
                                 
                              
                                 Pyrogallussäure
                                   6 Gran
                                     0,39      „
                                 
                              
                                 Ameisensäure
                                   1 Unze
                                   31          
                                    											„
                                 
                              
                           Letztere Säure darf nicht concentrirt seyn, sondern es ist die gewöhnlich im Handel
                              									vorkommende gemeint. Diese Mischung wirkt so kräftig, daß das mit ihr behandelte
                              									Bild augenblicklich seine volle Intensität bekommt, ohne daß die Schatten an ihrer
                              									Stärke etwas verloren haben; die Halbtöne zeichnen sich durch einen Glanz aus,
                              									welchen kein anderes Verfahren liefert.
                           Folgende Komposition ist ebenfalls sehr zu empfehlen:
                           
                              
                                 destillirtes
                                    											Wasser    
                                 10    Unzen
                                 310   Gramme
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                   3    Tropfen
                                     3  
                                    											Tropfen
                                 
                              
                                 Eisenvitriol
                                   1/2 Unze
                                   15,5 Gramme
                                 
                              
                                 Ameisensäure
                                   1    Unze
                                   31        
                                    											„
                                 
                              
                           Die Ameisensäure ist ein sehr glückliches Ergänzungsmittel des Eisenvitriols.
                              									Ersteres Bad gibt glänzendere positive Bilder und hinterläßt eine zarte Schicht von
                              									reducirtem Silber.
                           Drittes Verfahren. Vorbereitung des Papiers mit Eiweiß.
                              									Die Verbesserung des Hrn. Lyte besteht darin, daß er
                              									anstatt des bisher angewandten Salmiaks Chlorbaryum (salzsauren Baryt) zusetzt; man
                              									nimmt:
                           
                              
                                 destillirtes
                                    											Wasser    
                                 6      
                                    											Unzen
                                 180 Gramme
                                 
                              
                                 Eiweiß
                                 6      
                                    											Unzen
                                 180      „
                                 
                              
                                 Chlorbaryum
                                 7 1/2 Gran
                                 485 Milligr.
                                 
                              
                           Man schlägt diese Substanzen zusammen, bis sie gänzlich in einen weißen Schaum
                              									verwandelt sind; nachdem sich der Schaum in flüssiger Form gesetzt hat, bringt man
                              									diese Flüssigkeit in eine Flasche, läßt den Niederschlag sich vollständig absetzen,
                              									und filtrirt die überstehende Flüssigkeit durch einen feinen Musselin. Man läßt das
                              									mit Eiweiß zu präparirende Papier fünf bis zehn Minuten lang mit der Oberfläche
                              									dieser Flüssigkeit in Berührung, nimmt es dann weg, hängt es mittelst einer
                              									gebogenen Stecknadel zum Trocknen auf, und überfährt es dann mit einem heißen Bügeleisen. Man
                              									macht es mit salpetersaurem Silber empfindlich, wovon man 120 Gran in 1 Unze Wasser
                              									(7,77 Gramme in 31 Grammen Wasser) auflöst.