| Titel: | Anleitung zur künstlichen Fischzucht. | 
| Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. CII., S. 369 | 
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                        CII.
                        Anleitung zur künstlichen Fischzucht.Nach dem Holländischen in der großh. hessischen landwirthschaftlichen Zeitschrift
                                    										1854; hier durch die Würzburger gemeinnützige Wochenschrift, 1854, Nr. 5.
                           							
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									V.
                        Anleitung zur künstlichen Fischzucht.
                        
                     
                        
                           Das Wesentliche des in dieser Anleitung beschriebenen Verfahrens war in Deutschland
                              									längst bekannt, wie schon aus „Bloch's
                                 										ökonomischer Geschichte der Fische Deutschlands (Berlin 1782 bis
                                 										1785)“ erhellt. Milne Edwards anerkennt
                              									dieß unter andern auch in seinem Berichte, den man in den Annales des sciences naturelles T. XIV. Nr. 1 und 2 und aus diesen in R.
                              										Froriep's Tagesberichten über die Fortschritte der
                              									Natur- und Heilkunde (Weimar, Decbr. 1851, Nr. 417) findet. Im Fürstenthum
                              										Lippe-Detmold wurden zu Anfang dieses
                              									Jahrhunderts, und dann
                              									im Fürstenthum Schaumburg-Lippe, mit gutem Erfolge
                              									(namentlich von dem Oberforstmeister v. Kaas) Versuche
                              									gemacht und diese seit dem Jahre 1830 im Herzogthum Sachsen-Coburg in größerer Ausdehnung fortgesetzt. Hr. Finanzrath
                              										Westhäuser hat hierüber seine langjährigen
                              										ErfahrungenS. 104 und 105 der allgem. Forst- und Jagdzeitung von 1853. bekannt gemacht.
                           In Frankreich brachte 1848 Quatrefages die wissenschaftlichen Versuche Spalanzani's und die früher schon von dem Grafen Goldstein etc. erzielten Erfolge in Erinnerung.Comptes rendus vom J. 1848, polytechn. Journal
                                    												Bd. CX S. 387.
                              								
                           In England war es vorzüglich Boccius, der die künstliche Vermehrung der Fische bevorwortete und dort
                              									größere Gutsbesitzer zu gelungenen Anstalten für diesen Zweck veranlaßte. Ohne
                              									hiervon zu wissen, vermittelten die HHrn. Gehin und Remy, einfache Fischersleute in Frankreich (Vogesen), ein
                              									ähnliches VerfahrenBeschrieben im polytechn. Journal, Bd. CXX
                                       												S. 231 und Bd. CXXIII S.
                                       												395., dessen günstige Erfolge die französische Regierung veranlaßten, die beiden
                              									Genannten nach mehreren Gegenden zu senden, um den praktischen Unterricht zu
                              									ertheilen. Inmittelst ward die Bedeutung dieser Angelegenheit in Frankreich noch
                              									mehr erkannt, und die französische Regierung ließ nun nach Coste's Plan (Anfangs 1853) mit einer Unterstützung von 30,000 Franken aus
                              									der Staatscasse von den HHrn. Berthot und Detzem zu Hüningen eine
                              									großartige Fischbrutfabrik errichten.Man sehe über die Anstalt zu Hüningen den Bericht von Coste im polytechn. Journal Bd.
                                       												CXXVIII S. 65, und den neuesten von Dr. Balling in diesem Bande (CXXXI) S.
                                    											160. Kaiser Louis Napoleon ernannte Hrn. Ingenieur Detzem wegen seiner Verdienste um die künstliche
                              									Fischzucht zum Ritter der Ehrenlegion. Dem französischen Forstinspector Millet gebührt indessen das Verdienst, das Verfahren der
                              									künstlichen Fischvermehrung bedeutend vervollkommnet und praktischer gemacht zu
                              										haben.Sein Verfahren ist im polytechn. Journal Bd. CXXX S. 150 und 379
                                    											beschrieben. Auch Vicomte de Cureau in Enghien legte eine Fischfabrik nach diesem Verfahren an.
                           Der König der Niederlande ernannte eine Commission zur
                              									Einführung der künstlichen Fischzucht; auf königliche Kosten bereiseten deßhalb die
                              									HHrn. Verstadt van Wulverhorst und Wolterbeck die Anstalten in Frankreich, und neuerlich wurden nach dem
                              									Muster der Millet'schen im königlichen Palast des Haag'schen Busch's und im Voospalast in Geldern Einrichtungen zur künstlichen Fischvermehrung
                              									gemacht.  Die königl.
                              									Commission gab auf königl. Befehl das folgende Schriftchen zur allgemeinen Belehrung
                              									und Verbreitung heraus:
                           „Handleiding tot de kunstmatige Vermenigvulding van
                                    											Visschen.“Uitgegeben op last van Zyne Majesteit den Koning en onder
                                 										toezigt van de Commissie voor de Visschfokkerij. Te's Gravenhage, 1853.
                           Das vorerwähnte Schriftchen ist für seinen Zweck unter allen
                                 										bis dahin erschienenen das beste. Der sehr große Nutzen, welchen die
                              									Verbreitung desselben in Deutschland erwarten läßt, rechtfertigt daher die
                              									nachfolgende Uebersetzung.
                           Der Redacteur der Zeitschrift der landw. Vereine des Großherz.
                              									Hessen, Regierungsrath Dr. Zeller in Darmstadt.
                           
                        
                           Einleitung.
                           Die künstliche Vermehrung von Fischen bietet einen doppelten Nutzen dar: 1)
                              									Erweiterung eines der vornehmsten Zweige unserer Nationalwirtschaft, der
                              									Fischereien, auf Flüssen und Binnenwassern, und 2) Verbesserung und Vermehrung von
                              									Lebensmitteln, besonders für die arbeitenden Classen.
                           Es erscheint angemessen, dieses zunächst näher zu begründen: 1) Es ist eine
                              									erfahrungsgemäße Thatsache, daß wenn eine gewisse Anzahl Einzelwesen, welche
                              									verschiedenen Thiergattungen angehören, scheinbar ganz unabhängig von einander in
                              									einer gewissen Menge leben kann, diese Anzahl doch in der Wirklichkeit beschränkt
                              									ist durch diejenige Menge von Nahrung – sey sie aus dem Pflanzenreiche oder
                              									aus dem Thierreiche – welche zu ihrem Lebensunterhalte erfordert wird. Die
                              									Folge davon ist, daß in den gewöhnlichen natürlichen Verhältnissen ein Gleichgewicht
                              									sich herstellt zwischen der Nahrungsmenge und der Anzahl vorhandener Einzelwesen. Es
                              									ist ebenso nicht zu übersehen, daß wenn die in einem gewissen Umfange sich
                              									vorfindende Nahrungsmenge für eine Gattung, die Gränze der größeren Vermehrung
                              									dieser Gattung bestimmt und einschränkt, dennoch die Vermehrung einer Gattung auch
                              									auf Kosten einer anderen geschehen kann, welche sich dann in demselben Verhältniß
                              									vermindert, als sie die nämliche oder gleichartige Nahrung erfordert. So kann die
                              									menschliche Betriebsamkeit die eine oder andere Art, welche den meisten Vortheil
                              									gewährt, in einem bestimmten Umfange zunehmen lassen, ohne daß die Nahrung zunimmt,
                              									aber auf Kosten von andern, für den Menschen minder nützlichen oder nutzlosen
                              									Gattungen. So z.B. leben in dem Wasser zahlreiche kleine Thiere, Insecten u.s.w.,
                              									welche sich von Pflanzentheilen nähren. Weder diese Pflanzen, noch diese kleinen
                              									Thiere haben für den Menschen einigen unmittelbaren Nutzen, sie erhalten erst dann
                              									eine nützliche Bedeutung für ihn, wenn sie Fische nähren, deren Fleisch eßbar ist.
                              									Aber auch diese Vermehrung von einer Gattung auf Kosten von anderen hat ihre
                              									Gränzen, und diese werden durch die Menge der vorhandenen Nahrung angewiesen.
                           Dieses allgemeine Gesetz des Gleichgewichts wird durch die Einrichtungen der
                              									menschlichen Gesellschaft gestört. Der Fischfang, die Mittel zum schnelleren
                              									Handelsbetrieb, die durch die Dampfschifffahrt auf den Flüssen hervorgebrachte
                              									Bewegung des Wassers und der Einfluß dieser Bewegung auf die Flußbette und
                              									Uferpflanzen und viele andere Hindernisse und Hemmnisse, durch welche der Fortgang
                              									der Industrie unsere Wasserbevölkerung verringert, sind eben so viele störende
                              									Ursachen. Die Dampfschifffahrt muß allein schon eine stufenweise Verminderung der
                              									Zahl der Fische zur Folge haben, wegen ihres Einflusses auf die Flüsse; die Ufer, wo
                              									die Fische in dem dort wachsenden Schilf ihren Laich niederlegen, werden nämlich
                              									durch den von den Rädern der Dampfboote hervorgebrachten Wellenschlag rein gefegt,
                              									und Millionen Eier, deren jedes ein Fischchen geliefert haben würde, wenn jene ruhig
                              									geblieben wären, werden auf diese Weise weggeführt und vernichtet.
                           Da die künstliche Vermehrung der Fische den Erwartungen entspricht, welche in dieser
                              									Beziehung mit Grund aufgefaßt worden sind, so ist es nicht zu bezweifeln, daß sie
                              									die störenden Ursachen aufwiegen und das Mittel werden wird, um die Bevölkerung der
                              									Flüsse und Binnenwasser auf den gewohnten Stand zurückzubringen, unter welchen sie
                              									jetzt hinabgesunken ist.
                           2) Daß der Fisch in der That zu den guten und noch dazu leichtverdaulichen
                              									Nahrungsmitteln gehört, welche insonderheit die arbeitende Classe nöthig hat, wird
                              									wohl von Wenigen bezweifelt werden. Zum Ueberflusse erinnern wir daran, daß es
                              									vorzugsweise die Eiweißstoffe sind, welche den Werth eines Nahrungsstoffes
                              									bestimmen, und daß diese in bedeutender Menge in dem Fleische der Fische gefunden
                              									werden, so daß es in dieser Hinsicht dem von Rindvieh und anderen Säugethieren nicht
                              									nachsteht; davon können die Bewohner unserer Eilande Urk, Schokland, Marken u.s.w.
                              									das beste Zeugniß geben, welche sich beinahe allein von Fisch, Erdäpfeln und Brod
                              									nähren, und dabei kräftig gebaute und stämmige Menschen werden. Die künstliche Vermehrung der
                              									Fische kann demnach ein Mittel werden, um den Armen und Bedürftigen ein wohlfeiles,
                              									schmackhaftes und taugliches Nahrungsmittel in Ueberfluß zu verschaffen, ein
                              									Nahrungsmittel, welches weit besser geeignet ist, die durch die Arbeit verlorene
                              									Kraft wieder herzustellen, als die Erdäpfel, welche jetzt zu ausschließend die
                              									haupsächliche, ja öfters beinahe einzige Nahrung der unvermögenden Volksclasse
                              									sind.
                           
                        
                           I. Von der Art und Weise, die Eier zu
                                 										befruchten.
                           Wer sich mit der künstlichen Vermehrung von Fischen beschäftigen will, wähle im
                              									ganzen Verfahren die Natur zur Richtschnur. In dieser Anleitung werden wir, so viel
                              									an uns ist, jede Vorschrift aus dem Vorgange der Natur erklären, und dabei die
                              									Erfahrung zu Rathe ziehen, welche bereits anderswo gemacht ist, ohne uns übrigens in
                              									eine weitläufige und nutzlose Auseinandersetzung der verschiedenen Verfahrungsweisen
                              									einzulassen, welche bereits anempfohlen sind; wir werden uns vor Allem auf diejenige
                              									beschränken, welche nach unserer Einsicht die besten Erfolge verspricht und sich
                              									dabei durch Einfachheit und Wohlfeilheit empfiehlt.
                           Man schaffe sich in der Laichzeit einige Rogener und Milchener an von den Gattungen,
                              									welche man zu vermehren wünscht. Diese kann man mit einer Schnur, welche unter dem
                              									Kiemendeckel durchgebracht wird, an einen Nagel (Pflock) an dem Rande eines Teiches
                              									oder Wassergrabens festlegen. Besser noch ist es, die Fische in geräumigen
                              									Fischbehältern zu bewahren, und am besten jede Gattung besonders, weil es nicht
                              									unwahrscheinlich ist, daß die Fische, und vor allen diejenigen, deren Unterkiefer
                              									weich sind, durch die Schnur beschädigt werden können. Man kann sie dann mit einem
                              									Schöpfnetz aus den Fischbehältern herausschöpfen. Diese Fischbehälter haben einen
                              									doppelten Boden; der oberste besteht aus sehr durchsichtig geflochtenen Weiden; der
                              									unterste ist ein bewegliches Sieb von Pferdehaar.
                           Um die Zeit, da man meint, daß Rogen und Milch zur Reife gekommen sind, nehme man
                              									eine gereinigte irdene Schüssel oder glasirtes Becken, dessen obere Fläche dem
                              									flachen Boden in Ausdehnung gleich ist, damit die Eier sich auf eine gewisse
                              									Oberfläche ausbreiten können und seine Anhäufung stattfindet; diese fülle man fast
                              									ganz mit sauberem Wasser. Weil ein bestimmter Wärmegrad für die Befruchtung
                              									erforderlich ist, so ist es nicht gleichgültig, welche Temperatur dieses Wasser hat.
                              									Aus Proben und Beobachtungen, welche man in Frankreich gemacht hat, kann man mit
                              									einigem Grunde schließen, daß für Fische, deren Laichzeit in den Winter fällt, die zur
                              									Befruchtung passende Temperatur des Wassers zu 3 bis 4 1/2 Graden Reaumur angenommen
                              									werden kann; für Fische, welche im Anfange des Frühlings paaren, zu 6 bis 8 Graden
                              									Reaumur; und für die Gattungen, welche im Sommer laichen, zu 16 bis 20°
                              									R.
                           Sobald man diese Vorkehrungen getroffen hat, hält man einen Rogener (Laichfisch) an
                              									Kopf- und Brustflossen in der linken Hand lothrecht über das irdene Becken.
                              									Bei dieser lothrechten Stellung fallen gewöhnlich die Eier, welche sich an dem
                              									unteren Ende des Eiersackes ganz zunächst bei dem Eierleiter befinden, durch ihre
                              									eigene Schwere. Geschieht dieß nicht, dann streiche man höchst vorsichtig mit Daumen
                              									und Zeigefinger der rechten Hand über das genannte untere Ende des Eiersackes, und
                              									reicht auch dieses Streichen nicht hin die Eier zum Vorschein zu bringen, dann
                              									bringe man den Fisch wieder in das Wasser oder den Fischbehälter zurück und
                              									wiederhole das Verfahren nach einem oder mehreren Tagen.
                           Es ist hier noch zu bemerken, daß die Rogener zuweilen sich nicht zur rechten Zeit
                              									ihres Laiches entledigen können, und daß dieser hierdurch in einen Zustand geräth,
                              									welcher ihn zur Befruchtung ungeschickt macht. Es zeigt sich dieß durch das
                              									gleichzeitige Ausfließen eines eiterartigen Stoffes mit den Eiern, welcher das
                              									Wasser trübt, und durch das Weißwerden der Eier, sobald sie mit dem Wasser in
                              									Berührung kommen. Auf gleiche Weise und in demselben Augenblicke, wo der Rogener der
                              									Behandlung unterzogen wird, behandelt man auch den Milchner über dem Becken.
                           Dieses Verfahren gründet sich auf folgende Wahrnehmungen. Es ist klar, daß die
                              									künstliche Befruchtung allein geschehen kann mit Rogen und Milch, welche zur
                              									Befruchtung geeignet sind, oder mit andern Worten mit Rogen und Milch, welche
                              									vollkommen reif sind. Man hat lange sich vorgestellt, daß alle Eier, welche in der
                              									Laichzeit sich in dem Eiersacke befinden, gleichzeitig
                              									zur Befruchtung geeignet seyen. Hierauf beruht die durch manche Fischzüchter
                              									gegebene Vorschrift, alle Eier zu gebrauchen, welche sich
                              									in dem Eiersacke befinden und daraus durch wiederholtes Drücken entfernt werden
                              									können.
                           Allein sowie der Vogel seine Eier nicht alle zugleich legt, ebenso haben die Fische,
                              									wenn man ihren instinctmäßigen Handlungen freien Lauf läßt, verschiedene Tage und
                              									öfters einige Wochen nöthig, um sich ihres Rogens zu entledigen. Dasselbe gilt auch
                              									von der Milch. Sie liegt bei den Milchnern an derselben Stelle, welche die Eiersäcke
                              									bei den Rogenern einnehmen, wird theilweise flüssig und in diesem Zustande gelöst.
                              										Es ist also eine
                              									Sache von großer Wichtigkeit, zu trachten, den vollkommen reifen Rogen und die
                              									flüssig geworbene Milch von lebenden Fischen zu erhalten; dazu kann man durch
                              									Anwendung des oben angegebenen Verfahrens gelangen.
                           Durch das beinahe gleichzeitige Auffangen des Rogens und der Milch in demselben
                              									Becken handelt man ganz den Vorschriften der Natur gemäß und hat zwei Mittel für das
                              									Gelingen der Befruchtung. In der Natur kommen die Rogener in der Laichzeit in
                              									zahlreichen Schaaren zusammen, um an dazu geeigneten Stellen sich ihrer zahlreichen
                              									Eier theilweise zu entledigen.
                           Vielleicht durch den Geruchsinn, oder wenigstens gewiß durch Instinct geleitet,
                              									versammeln sich die Milchener rund um die Rogener ihrer Gattung und bespritzen mit
                              									ihrer Samenfeuchtigkeit die Eier, welche wenige Augenblicke zuvor durch die
                              									weiblichen Fische gelegt sind.
                           Weil nun die Milch sehr schnell ihre befruchtende Kraft verliert, so ist es von
                              									großem Belange, sie in das Becken aufzufangen, worin sich die Eier befinden. Thut
                              									man dieß nicht sehr schnell, nachdem die Eier erhalten worden sind, dann würden sie,
                              									wenigstens für einige Fischgattungen, z.B. Karpfen und Barsche, zur Befruchtung
                              									unbrauchbar seyn. Die Eier sind jedoch in dem ersten Augenblicke von einer kaum
                              									sichtbaren gallertartigen Hülle umgeben und mit einander vereinigt. Wenn der
                              									Ueberzug mit Wasser in Berührung kommt, so nimmt er in einigen Secunden an Umfang
                              									zu; dadurch können die befruchtenden Körperchen nicht an das Ei kommen, und so geht
                              									eines der Erfordernisse zur Befruchtung verloren. Die befruchtenden Körperchen
                              									werden zwar nach den Eiern hingeführt durch die Strömung, welche in Folge der
                              									Aufschlürfung des Wassers durch die schleimartige Hülle entsteht, und es könnte
                              									demnach unnöthig erscheinen, daß das Gemengsel auf irgend eine Weise in Bewegung
                              									gebracht werde, es wird indessen eine sanfte Bewegung der Eier mit einem feinen
                              									Malerpinsel die Befruchtung befördern.
                           Bei der Bewegung des Gemengsels sorge man dafür, daß die Eier, welche in dem
                              									natürlichen Zustande vereinigt sind, verbunden bleiben, damit nicht durch die
                              									Trennung eine der natürlichen Bedingungen zur Entwicklung vernichtet werde.
                           Zur Erklärung der besonderen Einrichtung der Fischbehälter diene: daß es möglich ist,
                              									daß die Rogener in der Zwischenzeit zwischen der ersten Behandlung und der
                              									Wiederholung derselben sich der reifen Eier entledigen können, sey es durch die
                              									Thätigkeit der Muskeln, sey es durch Reiben längs der weidenen Hürde. Die Eier
                              									fallen dann auf das Sieb, und die Milchener befruchten sie dann, ebenso wie es in der Natur geschieht. Auf
                              									diese Weise gehen keine befruchteten Eier verloren.
                           Nachdem dieß Alles geschehen ist und man das Wasser zehn Minuten lang in Ruhe
                              									gelassen hat, ist die Befruchtung geschehen, und man kann die Eier mit dem Wasser in
                              									das Ausbrütungsgeräth übergießen.
                           Man kann auch die Milch von tobten Fischen zur Befruchtung verwenden; nur nehme man
                              									dabei folgendes in Acht:
                           1) Wenn die Befruchtung kurz nach dem Tode des Milchners geschehen kann, dann ist es
                              									besser, daß die Milch in dem Körper des Fisches bleibt, als daß man die Milch in das
                              									Wasser bringt, ehe sich die Eier darin befinden.
                           2) Kann die Befruchtung erst zwölf oder mehr Stunden nach dem Tode des Milchners
                              									stattfinden, so nehme man die Milch aus dem Körper und bewahre sie besonders
                              									auf.
                           3) Man bewahre die Milch in nassem Linnen bei einer Temperatur, die für die
                              									verschiedenen Fischgattungen verschieden ist, und zwar:
                           
                              
                                 für die Milch vom
                                 Hecht bei ungefähr
                                   1 4/10° R.
                                 
                              
                                  „    „      „      „
                                 Karpfen        „
                                   9 3/10° R.
                                 
                              
                                  „    „      „      „
                                 Rothauge      „
                                 10° R.
                                 
                              
                                  „    „      „      „
                                 Barsch          „
                                 12° R.
                                 
                              
                           4) Hat man nachgehends verschiedene Befruchtungen vorzunehmen, so nehme man jedesmal
                              									die dazu nöthige Milch und lasse das Uebrige in dem oben angegebenen Zustande.
                           
                              Kreuzung der Gattungen.
                              In der Natur findet selten eine Kreuzung von Fischgattungen statt. Dieß läßt sich
                                 										leicht aus der bereits erwähnten Thatsache erklären, daß die Milch sehr schnell
                                 										ihre befruchtende Kraft verliert. Durch ihren Instinct geleitet, entledigen sich
                                 										die Milchner ihrer Samenfeuchtigkeit in der unmittelbaren Nähe der Eier, welche
                                 										die Rogener ihrer Gattung gelegt haben; und die befruchtenden Körperchen haben
                                 										selbst in kurzem Abstande die Zeit nicht, um andern Rogen zu befruchten, als
                                 										den, für welchen sie bestimmt sind. Durch die künstliche Befruchtung ist es
                                 										nicht unmöglich Bastarde zu erzielen, die in ihren Eigenschaften von beiden
                                 										Eltern verschieden sind. Wir deuten dieß indessen nur flüchtig an, weil die
                                 										Erfahrung hierüber noch kein bestimmtes Aussprechen erlaubt und zahlreichere
                                 										Proben die Möglichkeit und den Nutzen der Kreuzung erst darthun müssen.
                              
                           
                        
                           
                           II. Ausbrütungs-Geräthe.
                           Wenn die Eier befruchtet sind, so werden sie mit dem Wasser, worin sie sich befinden,
                              									in das Ausbrütungs-Geräthe gebracht. Dieses Geräthe ist so eingerichtet:
                           Auf dem Boden eines glasirten Irdengeschirres, welches ungefähr 30 bis 35
                              									niederländische Kannen Flüssigkeit fassen kann, befinden sich aufeinanderfolgend
                              									einige Lagen Kieselsteinchen, Sand und Kohlenpulver, zur Reinigung des Wassers,
                              									womit das Geschirr gefüllt ist. Die filtrirte Flüssigkeit läuft durch einen Hahnen
                              									aus dem Geschirr in ein hölzernes Gefäß, das inwendig mit Blei oder Zink bekleidet
                              									ist (oder noch besser in ein Gefäß von glasirtem Irden), und findet an einer der
                              									Seitenwände dieses hölzernen Geschirres einen Hahn, durch welchen sie nach außen
                              									strömt und dann in einem Sammeltroge aufgefangen wird.
                           Die befruchteten Eier werden auf flache Körbchen von Pferdehaar gelegt, und nach
                              									Maaßgabe der verschiedenen Fischgattungen, zu welchen sie gehören, bis zur Tiefe von
                              									einem oder mehr Zollen unter die Oberfläche des Wassers in den Geschirren gesetzt.
                              									Die Körbchen sind mit umgebogenen Rändern versehen, womit sie auf der oberen Kante
                              									der Geschirre ruhen. Die Maaße der Geschirre sind: Länge: 1 niederländische Elle;
                              									Breite: 0,10 bis 0,20 niederl. Elle; Tiefe: 0,05 bis 0,06 niederl. Elle.
                           In Fig. 30 ist
                              									dieses Ausbrütungs-Geräthe, in Fig. 31 das Körbchen von
                              									Pferdehaar abgebildet. Man kann dieses Geräthe nach Willkür vergrößern durch
                              									Beifügung von mehreren Geschirren, welche stufenweise unter einander gestellt
                              									werden, so wie Fig.
                                 										32 darstellt.
                           Um die Geschirre leeren und reinigen zu können, ist in einer der Seitenwände, so nahe
                              									als möglich bei dem Boden, ein Hahn zur Entleerung des Wassers angebracht.
                           Hr. Coste gebraucht zum Ausbrüten von Fischeiern ein
                              									Geräthe, das sich ebenfalls als zweckmäßig empfiehlt. Die Zeichnung dieses Geräthes
                              									(s. Fig. 33)
                              									wird die BeschreibungMitgetheilt im polytechn. Journal Bd. CXXV
                                       												S. 310. unnöthig machen. In der Abbildung ist die Leiste nicht sichtbar, welche wir
                              									an der Binnenkante eines jeden der Seitencanäle für nöthig erachten, um darauf die
                              									Ränder der pferdehaarenen Körbchen ruhen zu lassen. Die Maaße für die Canäle sind
                              									dieselben wie die für die Geschirre angegebenen.
                           Die Ausbrütungs-Geräthe werden in einen Schuppen gestellt, welcher an jeder
                              									Seite mit nach außen sich öffnenden hölzernen Läden versehen ist, zu dem Zwecke, um Luft,
                              									Wärme und Licht, den Hauptbedingungen zu jeder Entwickelung organischer Wesen,
                              									freien Zugang zu gewähren.
                           Hat man keine Gelegenheit zur Errichtung von einem der beschriebenen
                              									Ausbrütungs-Geräthe, dann schaffe man sich einige flache Körbchen von
                              									Pferdehaar mit einem losen Deckel an, von der Gestalt wie Fig. 34 angibt.
                           Die befruchteten Eier werden unmittelbar auf den Boden des Körbchens gelegt, welches
                              									mit Hülfe von Steinen oder Stützen in eine solche Lage gebracht wird, daß allein die
                              									obere Oberfläche oben aus dem Wasser hervorsteht. Das Körbchen wird mit einer Schnur
                              									an dem Ufer des Gewässers befestigt und mit einem Deckel geschlossen, um den Inhalt
                              									gegen die Gefräßigkeit der Teichbevölkerung zu schützen.
                           Setzt man die Körbchen in stillstehendes Wasser, so bedecke man den Boden mit
                              									Wasserpflanzen und lege darauf die Eier. Die Pflanzen verhüten das Verderben des
                              									Wassers und sind überdieß eine unerschöpfliche Quelle von Sauerstoff für die
                              									Entwicklung der Keimbrut.
                           
                        
                           III. Veränderungen und Entwicklung des
                                 										Eies.
                           Fürsorge während der Ausbrütung der Eier.
                           Einige Augenblicke, nachdem die Eier befruchtet sind, sieht man darin Veränderungen
                              									vorgehen. Sie werden, eben als ob ihr Inhalt trübe würde, etwas undurchsichtiger,
                              									als in dem Augenblicke, da sie aus den Eiersäcken der Fische zum Vorschein kamen;
                              									darnach nehmen sie langsam und beinahe unmerklich ihre vorige Durchsichtigkeit
                              									wieder an, und zu gleicher Zeit zeigt sich in dem Innern des Eies ein Fleckchen von
                              									kreisförmiger Gestalt, welches früher nicht da war. Man hat diese Veränderung mit
                              									Unrecht als ein sicheres Kennzeichen der Befruchtung
                              									angesehen; sie findet statt sowohl bei befruchteten, als bei unbefruchteten Eiern;
                              									aber bei den letzteren geschieht sie langsamer und unregelmäßiger.
                           In den ersten Augenblicken und bei gewissen Gattungen selbst in den ersten Tagen ist
                              									es unmöglich, mit bloßem Auge die befruchteten Eier von den unbefruchteten zu
                              									unterscheiden; nimmt man aber ein Vergrößerungsglas oder ein Mikroskop zu Hülfe,
                              									dann hört bald alle Ungewißheit auf.
                           Bei den Eiern, welche durch die Thätigkeit der Samenkörperchen befruchtet sind, sieht
                              									man nach einem gewissen Zeitverlauf und in dem Innern des Eies einen bogenförmigen
                              									Streifen zum Vorschein kommen Dieser Zeitverlauf ist verschieden nicht allein nach den
                              									unterschiedlichen Fischgattungen, zu welchen die Eier gehören, sondern auch nach der
                              									Temperatur des Wassers, worin die Eier sich befinden, worüber sogleich Näheres
                              									gesagt werden soll.
                           Bei dem Fortgang der Eierentwicklung nimmt jener Streifen an Größe zu, eines der
                              									Enden verlängert sich zur Bildung des Schwanzes, während das andere sich
                              									spateiförmig ausbreitet. Dieser Theil entspricht dem Kopfe der jungen Brut, und die
                              									Augen, welche alsbald als zwei schwärzlich braune Flecken sichtbar werden und leicht
                              									zu unterscheiden sind, beweisen dieß hinlänglich.
                           In dem Maaße als sich die Gestaltung mit jedem Tage deutlicher dem Auge darstellt,
                              									sieht man auch die Bewegung des jungen Fisches, und vornehmlich die des Schwanzes.
                              									Die Bewegungen, welche wahrscheinlich das Zerreißen des Häutchens befördern, welches
                              									den Brütfisch umgibt, werden stärker bis zu dem
                              									Augenblicke, da der junge Fisch daraus zum Vorschein kommen soll.
                           Endlich entsteht eine kleine Oeffnung in dem Eihäutchen und gestattet den Durchgang
                              									dem Theile des Brutfisches, welcher sich nahe daran befindet. Der Schwanz oder der
                              									Kopf zeigen sich gewöhnlich zuerst; aber zuweilen kommt das Nabelbläschen vor dem
                              									Kopf oder dem Schwanze zum Vorschein. Welchem Theile nun auch die Oeffnung in dem
                              									Eihäutchen den Durchgang verschaffen mag, der junge Fisch, dessen Körper für mehr
                              									als die Hälfte in dem Häutchen verschlossen bleibt, ist noch nicht frei in allen
                              									seinen Bewegungen. Durch wiederholte Kraftanstrengungen glückt es ihm, die Oeffnung
                              									immer größer und größer zu machen, und nach einigen Stunden ist die Befreiung
                              									vollbracht, und er hat sich des Häutchens entledigt, welches nur dazu diente, ihn
                              									während seiner ersten Entwicklung zu beschützen, aber zur Bildung irgend eines
                              									Organes nicht nöthig war.
                           Der Zeitverlauf zwischen dem Augenblicke der Befruchtung und dem, worin der junge
                              									Fisch sich von seiner schirmenden Hülle losmacht, ist verschieden für die
                              									unterschiedlichen Fischgattungen. Bei einigen, z.B. dem Hecht, geschieht die ganze
                              									Entwicklung in acht, zehn oder vierzehn Tagen, andere, z.B. der Salm, haben dazu
                              									anderthalb bis zwei Monate nöthig.
                           Ueberdieß ist der Fortgang der Eientwicklung schneller oder langsamer, je nachdem die
                              									Eier in Wasser von höherer oder niederer Temperatur ausgebrütet werden. Hechteier in
                              									Wasser gesetzt, welches den Sonnenstrahlen ausgesetzt und nicht verfrischt wurde,
                              									kamen nach neun Tagen aus; während andere, die sich in stets verfrischtem Wasser und
                              									in dem Schatten
                              									befanden, erst nach achtzehn bis zwanzig Tagen zur völligen Entwicklung kamen.
                           Die Eier erfordern während des ganzen Fortgangs ihrer Entwicklung eine genaue und
                              									unaufhörliche Aufsicht. In erster Stelle sorge man dafür, daß die Eier, in welchem
                              									der beschriebenen Ausbrütungs-Geräthe sie sich auch befinden, nicht
                              									aufgehäuft, sondern über die Oberfläche hin verbreitet liegen. In dem ersten Falle
                              									würde es nicht allein unmöglich seyn, über alle ein wachsames Auge zu haben, sondern
                              									es würde auch ihre Entwicklung verzögert, wenn nicht ganz aufgehalten werden. Oefter
                              									hat die Anhäufung noch größere Nachtheile zur Folge. Wann eines der Eier verdirbt
                              									und sich mit allerhand im Feuchten sich entwickelnden Schimmelarten, gewöhnlich
                              									unter dem allgemeinen Namen Bissus bekannt, bedeckt, dann
                              									theilen sich dieselben schnell den benachbarten Eiern mit und lassen sie alle
                              									verloren gehen. Das einzige Mittel gegen diese Plage, deren Ausbreitung man hätte
                              									vermindern oder hemmen können, wenn die Eier wären auseinander gebreitet gewesen,
                              									besteht darin, daß man alle, welche die Spuren von Verderbniß an sich tragen, so
                              									schnell als möglich mit einem Zängelchen wegnimmt. Man würde sich nicht allein eine
                              									vergebliche Mühe machen, sondern selbst das Uebel vergrößern, wenn man, anstatt die
                              									angegriffenen Eier aufzuopfern, sie zu retten trachtete, indem man mit einem Pinsel
                              									die Wucherpflanzen entfernen wollte. Die einmal ergriffenen Eier sind für immer
                              									verloren; indem man sie säubern wollte, würde man die Verbreitung der Samenkeime auf
                              									die gefunden Eier befördern.
                           Die Dazwischenkunft des Menschen ist ebenfalls nothwendig, wenn die Eier durch
                              									Insectenlarven angegriffen werden; man muß sie von diesen Feinden befreien.
                           Wir erinnern hier an das über die Temperatur des Wassers Gesagte. Wir glauben, daß
                              									wenn man das Wasser in dem Ausbrütungs-Geräthe immer auf derjenigen
                              									Temperatur erhält, welche wir als die vortheilhafteste für die Befruchtung angegeben
                              									haben, den Vorbedingungen für eine freie schnelle Entwicklung Genüge gethan seyn
                              									wird. Die Person, welche mit der Aufsicht beauftragt ist, halte das Auge stets auf
                              									den Thermometer gerichtet; sie kann durch das Oeffnen oder Schließen der Fenster der
                              									Schuppen, oder durch Hinzuthun von kaltem oder warmem Wasser, dem Wasser einen
                              									konstanten Wärmegrad verschaffen.
                           
                        
                           IV. Fernere Behandlung der
                                 									Fische.
                           In der ersten Zeit, nachdem sich der Fisch von seiner schirmenden Hülle losgemacht
                              									hat, braucht man die jungen Fische nicht zu füttern, weil sie alsdann ihre Nahrung
                              									aus dem Dotter- oder Nabelbläschen nehmen, womit sie versehen sind.Das Dotterbläschen ist bei einigen Fischen, z.B. Karpfen, Barschen, Salmen,
                                    											in die Bauchhöhle aufgenommen; es ist also bei diesen ein inneres
                                    											Dotterbläschen vorhanden, und der Bauch der jungen Fische zeigt einen
                                    											ungewöhnlichen Umfang. Bei andern hängt das Dotterbläschen außerhalb der
                                    											Bauchhöhle, und ist an dieselbe mit einem kurzen Stiele befestigt. Sie behalten das Bläschen kürzere oder längere Zeit, je nach der Gattung,
                              									wozu sie gehören. Sind die nährenden Bestandtheile, welche das Bläschen enthält,
                              									aufgezehrt, und macht sich das Bedürfniß neuer Nahrung in dem Hunger kennbar, dann
                              									stehen zwei Wege offen, welche wir beide angeben wollen, weil die Erfahrung sich
                              									noch nicht vorzugsweise für den einen oder den andern erklärt hat.
                           1) Sobald das Dotterbläschen leer ist, bringen einige Fischzüchter die Fische in das
                              									Wasser, welches man zu bevölkern wünscht; sie behaupten, daß der junge Fisch so
                              									lebendig und flink ist, um allen Gefahren zu entgehen, selbst besser als wenn er
                              									größer ist.
                           2) Andere füttern die Fischchen einige Zeit hindurch und bringen sie zu dem Zwecke in
                              									besondere Vorrichtungen, welche wir Fisch pflegen nennen wollen.
                           Fig. 38 ist
                              									eine Abbildung der Fischpflege zu Enghien. Die hölzerne
                              									Schleiche oder bleierne Röhre A bringt das Wasser aus
                              									dem Meere in ein großes viereckiges hölzernes Gefäß B,
                              									das mit Steinen gefüllt und mit einem Deckel geschlossen ist, und worin das Wasser
                              									gereinigt wird.
                           An der gegenüberstehenden Seite dieses Gefäßes ist eine bleierne Röhre C angebracht, welche in eine Querröhre D von demselben. Metall ausmündet. Die vier Pfeifen
                              									(Röhren) E bringen das Wasser aus der Röhre D in die obersten Gefäße F,
                              									aus welchen das Wasser durch Hähnchen in die vier folgenden tieferliegenden
                              									hölzernen Gefäße abläuft und so fort, so daß endlich das Wasser, welches aus dem
                              									untersten Gefäße strömt, auf die geeignetste, von örtlichen Umständen abhängige
                              									Weise weggeführt wird.
                           An die Querröhre D, in der Mitte zwischen den Pfeifen E, sind ebenfalls die längeren ellenbogenförmigen
                              									Pfeifen G befestigt, welche an dem anderen Ausgange in
                              									kleine Querpfeifen auslaufen; auf diesen befinden sich dünne lothrechte Pfeifchen,
                              									welche durch den Boden der Gefäße hindurchgehen und da Springbrünnchen bilden. Die
                              									Springbrünnchen können
                              									mit Hahnen verschlossen werden. In die Gefäße, in welche beständig Wasser strömt,
                              									werden die Fische gebracht und darin bis zu einer gewissen Größe aufgezogen.
                           Um dem vorzubeugen, daß die kleinen Fischchen sich in die Hähnchen begeben, durch
                              									welche die Gefäße miteinander in Verbindung stehen – was diese Verbindung
                              									unterbrechen würde – gebraucht man kleine hölzerne Gefäße, zum Theil mit
                              									Steinen gefüllt, und stellt dieselben in die größeren, nicht weit von den Hähnchen,
                              									durch welche das Wasser sich entleert. Die Hähnchen werden nun in die Seitenwand der
                              									größeren Gefäße gesteckt und durch ein Vorlegstück mit den kleinen verbunden; eine
                              									oder mehrere Oeffnungen, angebracht in der Seitenwand, welche derjenigen
                              									gegenübersteht, worin sich die Oeffnung für das Vorlegstück befindet, bewirken, daß
                              									die Wasserentleerung nicht gehemmt wird.
                           In Fig. 38 ist
                              									bei H die Stelle für ein solches kleines Gefäß
                              									angegeben, und in Fig. 35 der Durchschnitt von zwei ineinander gestellten Gefäßen
                              									dargestellt. Die kleinen Fische müßten durch die ganze Masse Steine dringen, wenn
                              									sie sich nach der Oeffnung des Hähnchens begeben wollten.
                           Sollte durch Steigen des Wassers in dem Meere die Wasserzuführung zu groß werden, so
                              									leitet man das überflüssige Wasser durch die Röhre L
                              									nach der Stelle ab, welche zur Aufnahme desselben am geeignetsten ist.
                           Die Fig. 36
                              									und 37
                              									stellen den Durchschnitt und den Grundriß der Fischpflege in einem Maaßstabe von
                              									1/300 dar.
                           Liegt der Wasserspiegel des Pflegewassers nicht hoch genug über dem Grunde, auf
                              									welchem die Fischpflege errichtet ist, dann ist man genöthigt, das Wasser
                              									vermittelst Pumpen oder anderen Apparaten in ein Sammelbecken herauszubringen und
                              									daraus die Gefäße mit Wasser zu versehen. Das hölzerne Gefäß B kann dann in dem Sammelbecken selbst durch ein Reinigungs-Geräth
                              									ersetzt werden.
                           Es wird wohl keines Beweises bedürfen, daß die Fütterung der jungen Fische so viel
                              									als möglich übereinstimmen muß mit dem, was sie in der Natur finden. Wir sind
                              									deßhalb der Ansicht, daß in den Gefäßen, worin sich Gattungen befinden, welche sich
                              									von Pflanzen und Insecten nähren, einige Wasserpflanzen angebracht werden sollten,
                              									und daß man den Fischen die Würmer und Insecten geben könnte, welche man sammeln
                              									kann, Mehlwürmer, die kleinen beinahe mikroskopischen Schalthiere aus den Gattungen
                              										Cyclops und Cipris.
                              									welche besonders im Frühjahre sehr zahlreich fast in allen Süßwassern gefunden
                              									werden, gekochte und fein geriebene Erbsen, Kuchen von geschlagenem Hanfsamen, Brod
                              									u.s.w. Fischen, welche
                              									sich von andern Gattungen nähren, kann man befruchteten Fischlaich und die daraus
                              									entwickelten Fischchen vorlegen. In Ermangelung desselben hat man sich sehr gut
                              									geholfen mit gekochtem und feingeriebenem Rind- oder Kalbfleisch. Nur muß man
                              									in diesem Falle die Gefäße von Zeit zu Zeit von den thierischen Stoffen reinigen,
                              									welche nicht verbraucht sind.
                           Wann endlich die Fische groß und kräftig genug geworden sind, um mit
                              									Wahrscheinlichkeit ihren meisten Feinden entgehen zu können, dann bringt man sie in
                              									das Wasser, welches man zu bevölkern wünscht, oder versendet sie in Fässern mit
                              									Wasser an die Orte, wo Mangel an diesen Fischgattungen ist.
                           
                        
                           V. Ueber die Art der Versendung der
                                 										befruchteten Eier und Fische.
                           Will man befruchtete Eier von einem Orte nach einem andern versenden, so legt man in
                              									eine flache Büchse einen mit Wasser befeuchteten linnenen oder nesseltuchenen
                              									Lappen, und breitet die Eier ohne Aufhäufung darüber aus; oben auf die Eier wird
                              									ebenfalls ein solches Tuch gelegt. Es versteht sich, daß die Tücher von Zeit zu Zeit
                              									müssen naß gemacht werden.
                           Für die Versendung von Fischen nimmt man große Kufen und füllt diese zum Theile mit
                              									Wasser; um der zu großen Bewegung des Wassers zu begegnen, lege man in die Kufen ein
                              									dünnes Brettchen oder einen Kranz von Stroh. Der Frühling und der Herbst sind die
                              									zur Versendung geeignetsten Zeiten.
                           In dem Sommer würden Hitze und Gewitter die Fische tobten können; muß die Versendung
                              									in dieser Jahreszeit stattfinden, dann reise man des Nachts. Man sorge dafür, daß
                              									das Wasser in den Kufen stets in Bewegung sey, selbst dann, wenn der Wagen, auf
                              									welchem die Versendung geschieht, stille hält.
                           Auf langen Reisen muß man von Zeit zu Zeit das Wasser verfrischen; in allen
                              									Jahreszeiten verschaffe man der Luft freien Zutritt zu dem Wasser in den Kufen. Im
                              									Sommer muß die Anzahl der Fische in jeder Kufe viel geringer seyn als im Winter.
                           
                        
                           Schluß.
                           Alle vorstehenden Vorschriften sind auf die Ansicht gegründet, daß kleine
                              									Fischpflegen, an Orten errichtet wo die Nothwendigkeit der Vermehrung von Fischen
                              									sich fühlbar macht, den Vorzug verdienen vor einer einzelnen und kostspieligeren, so z.B. wie
                              									die auf Kosten der französischen Regierung zu Hüningen
                              									eingerichtete. Zur Rechtfertigung dieser Ansicht diene, daß wenn man die ganze
                              									Beschaffung von Fischen auf einen einzelnen Punkt concentrirt, wie dieß in Hüningen
                              									geschieht, man sich bedeutenden Verlusten bloßstellt. Die Schmarotzergeschöpfe,
                              									welche sich oft plötzlich auf Fischeiern und jungen Fischen, ja selbst auf größeren
                              									Einzelwesen entwickeln, theilen sich alle sehr schnell den benachbarten Bruten mit,
                              									und machen, daß alle verloren gehen.
                           Die kleinen Einrichtungen geben in diesem Falle nur Anlaß zu einem theilweisen
                              									Verluste, und können überdieß nach Willkür versetzt werden; man ist also im Stande
                              									die Fischeier in dem Wasser auszubrüten, wofür die Gattung geeignet ist, und
                              									vermeidet die Kosten und Beschwerden, welche mit der Verbringung von Fischen
                              									verbunden sind.
                           Die künstliche Vermehrung der Fische ist zu neu, und die Erfahrung in Bezug auf viele
                              									wesentliche Punkte, die mit diesem Gegenstande in Verbindung stehen, ist zu gering,
                              									als daß man nicht erwarten müßte, daß die hier gegebenen Vorschriften in einer oder
                              									der andern Hinsicht abgeändert, oder durch ganz neue und durch Erfahrung bestätigte
                              									ersetzt werden würden. Wir haben diejenigen gegeben, welche unserer Ansicht nach die
                              									besten sind, und am meisten mit dem übereinstimmen, was Naturkenntniß und Erfahrung
                              									uns bis jetzt dazu gelehrt haben. Die Möglichkeit und selbst die Wahrscheinlichkeit
                              									von Veränderung und Verbesserung der Vorschriften ist ein Grund mehr, diese kleinen
                              									und minder kostspieligen Fischpflegen anzuempfehlen.
                           Zum Schlusse glauben wir die beiden folgenden Bemerkungen nicht vorenthalten zu
                              									dürfen.
                           Eine lebhafte Phantasie mag sich leicht die künstliche Vermehrung der Fische als eine
                              									Quelle von unbegränztem Erzeugen vorstellen, wodurch man von unseren Flüssen und
                              									Binnenwassern sagen könnte, was von dem Flusse Theiß in
                              									Ungarn gesagt wird, 1/3 Wasser und 2/3 Fisch; wir sehen in ihr, und haben dieß
                              									bereits in der Einleitung zu zeigen versucht, nur das Mittel, um die Bevölkerung der
                              									Flüsse und Gewässer wieder dahin zu bringen was sie waren, ehe die Dampfboote, die
                              									Anforderungen des Gewerbfleißes und andere störende Ursachen unsere Fischereien mit
                              									zunehmendem Siechthum bedrohten. Wir sehen in ihr das Mittel, um rascher, als dieß
                              									durch die Natur geschehen wird, fischentblößte Wasser mit Fischen zu versehen.
                           Es versteht sich von selbst, daß eine passende Wahl von Fischgattungen, welche man
                              									künstlich vermehren will, eine Sache von großer Wichtigkeit ist. Wenn man zum
                              									Beispiel die Gewässer mit gefräßigen Hechten bevölkern wollte, würden bald alle anderen Fische spurlos
                              									verschwunden seyn.
                           Wir lassen hier eine Angabe der inländischen Fischgattungen folgen, deren Vermehrung
                              									am wichtigsten ist:
                           
                              
                                 Gattung.
                                    Laichzeit.
                                    Gewässer, worinsie sich
                                    											vorzugsweise      
                                    											aufhalten.
                                         
                                    											     Nahrung.
                                 Bemerkungen.
                                 
                              
                                 Salm
                                 Mai u. Juni.
                                 Flüsse, welche in
                                    											die   Nordsee ausströmen.
                                 Kl. Fische, Fischrogen,
                                    											selbst   von seiner eigenen
                                    											Gattung,   Würmer und
                                    											Wasser-Insecten.
                                 Der junge Salm bleibt nach
                                    											seiner   Geburt 2 Jahre im Fluß, geht
                                    											dann   in See und kehrt jährlich wieder
                                    											in   den Fluß zurück, wo er
                                    											geboren   wurde, und laichet da.
                                 
                              
                                 Forelle
                                 Sept. u. Oct.
                                 Schnellfließende Bäche   mit
                                    											sandigem und   felsigem oder
                                    											steinigem   Grunde.
                                 Wie oben.
                                 Die Forelle kommt allein
                                    											bei   Maastricht in der Geul vor, wo
                                    											man   sie mit Hülfe von Körben
                                    											(Stolpen)   fängt, und in Luxemburg. In
                                    											der   Geul, sagt man, seyen die
                                    											Forellen   sehr vermindert. Man behauptet,
                                    											daß   einzelne in den Gelderschen
                                    											Bächen   gefunden werden, und daß die
                                    											Forelle   in Bächen fortkommen kann,
                                    											worin   der Gründling lebt.
                                 
                              
                                 Barsch
                                 April u. Mai.
                                 Beinahe in allen
                                    											unsern   Fischwassern.
                                 Kl. Fische, Würmer, Insecten
                                    											u.   ihre Larven.
                                 Der Barsch laicht schon im
                                    											dritten   Jahre.
                                 
                              
                                 Karpfen
                                 Mai und Juni.
                                 Wie oben.
                                 Wasserpflanzen, Würmer,
                                    											Insect.   u. ihre Larven.
                                 
                                 
                              
                                 Rothaugen
                                 Wie oben.
                                 Wie oben.
                                 Wie oben.
                                 Wann um den 24. Juni die Haft
                                    											fliegt,   dann wird zu Dortrecht das
                                    											Rothauge   vor Allen als besonders fett u.
                                    											lecker   gerühmt.
                                 
                              
                                 Brassen
                                 April u. Mai.
                                 Wie oben.
                                 Wie oben.
                                 
                                 
                              
                                 Schleie
                                 Juni u. Juli.
                                 Wie oben.
                                 Wie oben.
                                 
                                 
                              
                           Die Laichzeit der Fische ist sehr abhängig von der Witterung und von anderen
                              									Umständen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
