| Titel: | Ueber einige neuere französische Erfindungen. | 
| Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. CX., S. 412 | 
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                        CX.
                        Ueber einige neuere französische
                           								Erfindungen.
                        Aus dem Practical Mechanic's Journal, Febr. 1854, S.
                              									256.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VI.
                        Ueber einige neuere französische Erfindungen.
                        
                     
                        
                           I. Cavé's compensirende
                                 										Schiffsdampfmaschine.
                           Der ausgezeichnete Maschinenbauer Cavé in Paris ist gegenwärtig beschäftigt
                              									eine neue Art von Dampfmaschinen einzuführen, welche den Stoß der Kurbelbewegung
                              									ausgleicht, so daß man im Stande ist die Maschine mit einer viel größeren
                              									Geschwindigkeit zu treiben, als dieses seither möglich war. Die Figuren 22 und 23 stellen die
                              									Vorrichtung, welche aus einer einfachen Anordnung von Kurbeln und Schubstangen
                              									besteht, in Anwendung auf eine Schiffsmaschine dar. Fig. 22 ist der senkrechte Durchschnitt
                              									einer Maschine mit vier Cylindern für ein Schraubenschiff; zwei von den Cylindern
                              									sind sichtbar. Fig.
                                 										23 ist der Grundriß einer Maschine mit Doppelcylindern; das andere
                              									Cylinderpaar mit der zwischenliegenden Kurbelwelle und der Luftpumpe ist
                              									weggebrochen. In beiden Fällen liegen die Dampfcylinder A,
                                 										B einander gegenüber; die Schraubenwelle C
                              									läuft nämlich dem Kiel entlang zwischen den Cylinderpaaren. Die Kolbenwirkung der
                              									beiden Cylinder wird mittelst einer dreifachen Kurbel D, E,
                                 										E, wovon die mittlere D den beiden andern E diametral gegenüber liegt, auf die Hauptwelle
                              									übertragen. Der Kolben des Cylinders A hat eine einzige
                              									Stange, welche wie bei einer gewöhnlichen oscillirenden Maschine mit der mittleren
                              									Kurbel D verbunden ist; während der Kolben des
                              									gegenüberliegenden Cylinders B ein paar parallele
                              									Stangen enthält, welche mit den beiden äußeren Kurbeln E
                              									in Verbindung stehen. Der größeren Stetigkeit wegen läuft jede Kolbenstange in zwei
                              									Stopfbüchsen, die in beiden Cylinderenden angebracht sind. Die Steuerung ist so
                              									eingerichtet, daß die Kolben immer in entgegengesetzten Richtungen sich bewegen,
                              									weßhalb die Kurbelwelle ohne ungeeigneten Druck gegen ihre Lager sich dreht.
                           
                        
                           II. Savard's Methode Kupfer etc. mit
                                 										Platin zu plattiren.
                           Für Gegenstände, welche ein nicht oxydirbares Metall erfordern, setzt Savard ein Metall zusammen, bestehend aus einer
                              									Platinfolie welche durch Kupfer-, Messing-, Silber- oder
                              									Stahlblech verstärkt ist. Die Procedur des Plattirens kann mit oder ohne Beihülfe
                              									der Hitze bewerkstelligt werden. Bei Anwendung von Hitze werden vorher die
                              									Berührungsflächen des Platins und des als Grundlage dienenden Metalls vollkommen
                              									gereinigt, dann auf einander gelegt, paarweise zu einer Masse übereinander
                              									geschichtet und zwischen jede Lage ein Eisenblech gelegt. Dient Kupfer als
                              									unterlegtes Metall, so muß man zur Verhütung der Adhäsion das Eisen zuerst mit
                              									Knoblauch reiben. Der ganze Stoß wird dann mit Draht zwischen zwei Stahl-
                              									oder Eisenplatten festgebunden und in einem Ofen bis zur Rothglühhitze gebracht. In
                              									diesem Zustande wird das Bündel der Einwirkung eines kräftigen Compressionsapparates
                              									ausgesetzt, oder durch kräftige Stöße die Vereinigung je zweier Platten bewirkt. Die
                              									vereinigten Platten können nachher ausgewalzt werden, wie wenn sie bloß aus einem
                              									Metall bestünden. – Will man keine Hitze anwenden, so erreicht man den
                              									nämlichen Zweck durch bloßes Walzen unter einem sehr starken Druck.
                           
                        
                           
                           III. Millet's Sicherheitspapier zur
                                 										Verhütung der Fälschung von Banknoten.
                           Obgleich die zur Verfertigung von Banknoten durch geschickte Künstler und Graveure
                              									ausgeführten Arbeiten hinsichtlich der Complicirtheit der Zeichnung sowie der
                              									Genauigkeit und Schönheit der Ausführung nichts zu wünschen übrig lassen, so ist es
                              									doch immer möglich gewesen, die Zeichnung trotz der Menge und Mannichfaltigkeit der
                              									Linien nachzuahmen; denn was ein geschickter Künstler oder Graveur ausführt, das
                              									kann auch durch einen geschickten Fälscher nachgeahmt werden. Diese Betrachtung
                              									leitete Hrn. Millet auf den Gedanken, daß bei der
                              									Fabrication eines Papiers, welches unmöglich soll copirt werden können, zur
                              									Herstellung der charakteristischen Figuren weder mechanische Mittel noch directe
                              									Handarbeit angewendet werden darf, indem eine solche Arbeit immer mehr oder weniger
                              									geometrisch und regelmäßig ist, folglich durch die Hand eines geschickten Künstlers
                              									nachgeahmt werden kann. Er wendet daher als Kern seiner Zeichnung diejenigen
                              									zufälligen und unregelmäßigen Figuren an, welche der Querbruch eines Metallblockes
                              									oder eines Holz- oder Kohlenstückes Fig. 18 darbietet.
                              									Zwischen die correspondirenden unregelmäßigen Flächen eines solchen Bruches legt er
                              									ein Stück Blei, Gutta-percha oder eine sonstige Substanz, die einen Eindruck
                              									leicht annimmt, und bringt auf diese Weise zu beiden Seiten des weichen Materials
                              									unregelmäßige Figuren hervor, wie Fig. 19 darstellt.
                              									Angenommen nun, es solle nur ein Theil einer solchen Bruchfläche benützt werden, so
                              									werden gewisse in Wachs geformte Ziffern oder Schriftzüge der primären Figur
                              									beigefügt, so daß eine Matrize entsteht, wovon ein umgekehrter Abdruck in Gyps oder
                              									einer sonstigen plastischen Substanz gemacht wird, wie Fig. 20 und 21 zeigen. Mit
                              									dieser kann man eine beliebige Anzahl von metallenen Formen für den wirklichen
                              									Gebrauch machen, womit man eine Devise auf das Drahtgewebe der Papierform drückt,
                              									und auf diese Weise erhält jedes Papierblatt als Wasserzeichen einen unvertilgbaren
                              									Abdruck des Bildes der ursprünglichen Bruchfläche, dem irgend ein Wort, z.B. Paris,
                              									beigefügt werden kann. Sollte es nun auch einem geschickten Künstler gelingen, die
                              									Unregelmäßigkeiten der Zeichnung nachzuahmen, so würde doch seine Arbeit von einer
                              									genauen Copie weit entfernt seyn, insofern er nicht nur den mannichfaltigen
                              									Umrissen, sondern auch den Licht- und Schatteneffecten zu folgen hat. Millet nennt sein Sicherheitspapier: marque incontrefaisable ou genre de fabrication de papier
                                 										inimitable.
                           
                        
                           
                           IV. G. A. Pichons Anwendung des
                                 										elektrischen Lichtes zum Schmelzen der Erze.
                           Die Eisenerze oder andere Erze werden mit einem Zusatz von ungefähr 1 Procent
                              									Holzkohlen oder Kohks, fortwährend zwischen die Pole zweier großen Elektroden
                              									geschüttet, welche in zwei oder mehreren Reihen in einem Ofen angeordnet und wie
                              									gewöhnlich zur Hervorbringung des elektrischen Lichts mit einer galvanischen
                              									Batterie verbunden sind. In dem Augenblick wo das Erz durch das galvanische Licht
                              									fällt, schmilzt es und gelangt nebst der Schlacke in einen Behälter welcher von
                              									unten erhitzt wird. Fig. 24 stellt den Apparat mit einem doppelten elektrischen System im
                              									Verticaldurchschnitt dar. Die Elektroden A, welche aus 9
                              									Fuß langen Prismen von ungefähr 2 Quadratfuß Oberfläche bestehen, laufen an dem
                              									einen Ende auf eine Länge von ungefähr 2 Fuß spitz zu, während ihre
                              									entgegengesetzten Enden in metallene Kapseln B
                              									eingeschlossen sind, deren jede mit einem kleinen Ring versehen ist, um sie mit den
                              									Leitungsdrähten C der Batterie in Verbindung zu bringen.
                              									Jede Kapsel enthält ferner eine Schraubenspindel D, um
                              									die Elektroden nach Maaßgabe ihrer Verbrennung einander nähern zu können. Die Kuppel
                              									des Ofens enthält einen Rumpf E, durch welchen der Ofen
                              									aus einer geneigten Rinne F mit Erz beschickt wird. Das
                              									herabfallende und im elektrischen Lichte G geschmolzene
                              									Metall sammelt sich in dem von unten erhitzten Behälter H, wo sich sofort die leichtere Schlacke von dem Metall trennt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
